Thema: Steigende Kosten der Auktionsfirmen ?
Claudius Kroschel Am: 20.06.2014 15:05:49 Gelesen: 3769# 5@  
@ philapit [#4]

Also, ich würde schon ganz gerne so manchen mittleren Wert zu einem solchen Preis kaufen:

Zum Beispiel Deutsches Reich 151b ungebraucht, DR 94-97BIIUr, oder Bayern-Abschied 122K mit Plattenfehler IV gestempelt (in ungebraucht habe ich den !), oder DR 88IIa ungebraucht, 87IIb WOR ungebraucht, wenn denn überhaupt so etwas mal angeboten würde oder DR 86IIa PFII. Dieser Plattenfehler ist zwar im Michel, aber auf der Urmarke konnte mir noch niemand diesen Plattenfehler zeigen, nicht mal als Foto, er existiert vermutlich nur im Danzigüberdruck, nach Meinung unseres Germania-Forschungsleiters.

Es sind nicht nur die im Katalog dicken Brocken, die selten angeboten werden, sondern auch recht günstig im Katalog ausgepreiste Marken, die nicht im Markt sind, oder versuche mal eine Deutsches Reich 359Xz, DR445F, Hindenburg Wz.2HAN oder eine 424X irgendwo einzukaufen. Einige der genannten Marken würden mich, andere einiger meiner Kunden brennend interessieren, steht alles nicht sonderlich hoch im Katalog, aber ist kaum auf dem Markt. Bei einigen meiner Kunden ist bei den kleinpreisigen "Exoten" der "Sammlerleidensdruck" schon so hoch, dass da Michel-Prozente keine Rolle mehr spielen.

Die Beschaffung von Kataloghauptnummern im Segment bis 1000 M€ ist dagegen wirklich Kinderspiel und damit kann der Auktionatorenmarkt vermutlich auch kaum noch Sammler hinterm Ofen vorholen. Wer sich auf so etwas konzentriert geht wahllos unter.

Man sieht an solchen Beispielen, dass da auch der BDB nicht gegensteuern kann, der Verband existiert zwar, kann aber letztendlich den Niedergang einiger Auktionshäusern nicht verhindern und es sind da auf lange Sicht keine Konzepte da, die auch kleine Auktionshäuser irgendwie schützen könnten. Es kann letztendlich auch nicht gut gehen, dass einige Häuser mit Doppelfunktion Auktionshaus und Händler auf eBay oder im eigenen Shop Angebote im low cost Segment platzieren oder sich nach Preisdiskussion mit einem interessierten Kunden dann doch auf einen "Kuhhandel" zu 20 % bei einer mittelpreisigen Ware einlassen, damit wenigstens "Geld gewechselt wird".

Auch die Händlerverbände bringen nichts, da jeder Händler weiter sein eigenes Süppchen kocht. In anderen Bereichen, die durch Verbände zusammengeschlossen sind, ist gemeinsamer Einkauf, gemeinsame Software usw. schon lange Standard. Ich arbeitete mal für ein Unternehmen, da konnte ich in 28 Ländervertretungen mit Knopfdruck direkt nachfragen, ob eine Artikel-Nummer an Lager war; das war vor mehr als 15 Jahren und ohne SAP ! Das können die organisierten Händler oder Auktionatoren im Briefmarkenbereich heute nicht und in 20 Jahren auch nicht, obwohl so etwas heute für versierte Firmen echt ein Klacks ist. Wenn heute Auktionator A Händler X anruft ob er eine bestimmte Marke (Katalog-Hauptnummer) an Lager hat, dann muss er wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in sein Lagerbuch schauen. Das kann heutzutage nicht gut gehen.

Firmen die so etwas machen, werden früher oder später irgendwann, unabhängig von der Branche die weisse Fahne raushängen, im Breitenmarkt etwas früher, in einem Nischenmarkt später, weil hier evtl. noch eine Spezialisierung gut möglich ist. In einem Breiten- oder Massenmarkt kann man mit Geldwechseln am Anfang nur gross werden, wenn man Kapital hat und expandiert ohne Ende, siehe Aldi, Mediamarkt und andere, aber Briefmarken gehören wohlweislich nicht in das Massen- oder Breitenmarkt Segment. Meine Prognose ist: Briefmarken-Auktionshäuser, die sich nicht spezialisieren, werden in den nächsten 20 Jahren immer weniger, da der Standardmarkt irgendwann nur noch vollelektronisch abgewickelt werden wird.
 
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