Thema: Bund- und Berlin Sammlung aus Abo - nicht verkaufbar ?
afs-blau Am: 28.06.2014 01:33:23 Gelesen: 24387# 31@  
Ha, auf so ein Thema habe ich ja schon lange gewartet: Machen wir uns nichts vor, wir jetzigen und ehemaligen Abo - Sammler (ich war einer von 1987-2002, mit immer wechselndem verschieden großem Abo-Umfang), die in normalen Einsteck-Alben oder teuren Vordruckalben wahnsinnig viel Geld der Post, dem Versandhandel oder dem Briefmarkenladen in der Stadt in den Rachen gestopft haben, kriegen nun die Rechnung: Aus normalen Briefmarken aus einer Nicht-Krisenzeit (z.B. Krieg + kurze Folgezeit danach) kann man keine Raritäten künstlich drucken, nicht bei DEN Auflagen heute.

Es ist Fakt, warum die Preise im Keller sind: In der Glanzzeit 60er Jahre wurde viel gesammelt, fast 2 Mio. feste Sammler, die Leute sind heute 80-90 und versterben, dadurch wird der Markt überschwemmt. 70er/80er Jahre normale Ware liegt selbst im Internet wie Blei. 90er Jahre hat teiweise nach Michel z.B. in Sätzen gute Preise, sind aber alle im Internet auch spottbillig zu ersteigern. Händler kaufen so etwas kaum oder erst gar nicht auf, weil sie von jeder Marke schon genug haben. Habe selbst jemand (Alter 86) in der Familie, der immer noch sagt "habe damals den kompletten Heuss im VD-Album gekauft; der ist jetzt 1000 Euro wert". Alle einzeln PF ohne Rand etc., ich will Ihn aber lebtags nicht mehr enttäuschen, daß er dafür nicht mal 100 Euro bekommt.

Ich bin 42 und sammle, seitdem ich 7 bin; habe viel an Marken oder Jahresabos geschenkt bekommen, viel getauscht, durfte ab und an mal im Briefmarkenladen 20 DM ausgeben (nach 50% Michel!), fast immer Donnerstags nach der Schule zur Post und die "Neuen" kaufen, jedes Jahr mußte später der neue Michel her. Viel Taschengeld oder Geld von der Oma ging drauf. Fazit (DIE RECHNUNG) nach 35 Jahren sammelns: 14 Alben Bund + Berlin PF + GEST. (fast kompl. ausser hohe Werte Anfangsjahre, wie so oft auch bei Ebay beschrieben). 2010 bei Ebay in einzelnen Alben verkauft = Erlös 5-10 % v. Michel; Blocks Bund + Berlin fast komplett 10 % Michel; meine Sahneschnitten Berlin versch. FM lose + auf Briefverkehr ab 1988: 40-50 % (sehr gut! Damals aus geschäftlichem Briefverkehr des Nachbarn erhalten !); 5 St. 64 seitige Alben ALLE WELT ab ca. 50er Jahre einzeln nach Ländern verkauft (90% der Marken nur durch priv. Brieftausch a.d. Ausland erhalten) 20-25 % MICHEL; GA Bund + Berlin aus ABO 10 % Michel; Zus-Drucke + MH Bund + Berlin 10-15 % Michel; All-Bes. lose 10-15 % Michel; Briefe + PK Bund, Berlin, All. Bes. 15-20 % Michel.

Teils war ich enttäuscht, doch ich hatte es schon vorher erkannt, da ich seit 2002 auch bei Ebay gekauft habe, aber nur spezielles, was ich jetzt sammle. Und warum ist auch kein Nachwuchs da ? Guckt euch heut doch mal die Preise und Mengen der Ausgaben an und jeder normale Sammler würde seinen Kindern (ich werde es auch) sagen, was man sammeln sollte und worauf man achten sollte. Als Kind / Jugendlicher (vor 25-30 Jahren) war ich oft mit Freunden auf Tauschbörsen + Messen: Man kam sich da vor wie ein unerwünschtes Objekt für die alten zigarettenrauchenden Wichtigtuer, wenn mal spezielle fragen ("eines unwissenden jungen Menschen") hatte. "Kauf Dir was und geh weiter" , so kam es mir vor.

Genau wie: Eine Marke im Michel wertet mit Vollstempel incl. Datum, alle Zähne etc. Ist ja Ok; viele Bund/Berlin-Marken, die mir als 10-12 Jähriger beim Händler (!) im Laden für 40-50 % verkauft wurden (und das merkte ich nach erst Jahren, wo ich gewissenhafter wurde), hatten keinen Vollstempel, oder minimale Zahnfehler, Postfrische hatten teilw. Fingerabdrücke etc. Also: Eine "Zunft", die so mit Ihrem Nachwuchs umgeht, muß sich auch nicht wundern, daß keiner nachrückt bei den Erfahrungen oder Neu-Verkaufspreisen. Der Trend ins Spezielle ist Ok und nicht übersehbar, die Massenzeit ab der 50er aus Abos ist tot (z.B. ETB oder FDC aus Abo sind nur noch Altpapier wert).

Habe mich heute selbst nur noch auf Deutsches Reich bis 1945 (speziell Kaiserreich nach Farben) eingeordnet. Dazu Belege der selben Zeit. Dann noch Landpoststempel und Rundstempel aus der lokalen Region bis 1993. "Neue Ware" sammle ich nur noch gelaufene ATM und Internetmarken aus Deutschland und Freistempel und FrankIt. Solche Sachen kann man auch wirklich noch als Schnäppchen auf dem Flohmarkt oder Internet kaufen, und wenn man richtig sucht, günstig suchen und sogar teurer verkaufen (guckt doch mal auf dem Flohmarkt nach nebengesetzten Landpoststempeln kleiner seltener Orte, oder seltene Rundstempel), alles was einem ungewöhnlich erscheint: Abstauben - sammeln - oder weiterverkaufen. Möglichst bei nicht all zu professionellen Verkäufern beim Flohmarkt die Postkartenkiste durchstöbern und dann findet man eben mal einen alten Stempel "Kieler Woche 1911" oder eine komplette HAN mit Infla-Marken auf Großbrief, oder eine schöne MeF mit Sondermarken Bund 50er Jahre. Sowas kann man wirklich noch für gutes Geld bei Ebay loswerden, wenns nicht das eigene Sammelgebiet ist. Macht doch viel mehr Spaß als den neuen 08/15-Kram, den jeder bekommt und hat. Ich werde jedenfalls niemandem raten, ein Abo zu beziehen. Früher wurde den Leuten ja auch noch eingehämmert, es sei eine gute Geldanlage so ein Abo, z.B. "fürs Alter". Also mit Post und Neuheitenabos bin ich bedient, allein wenn ich bei der Post immer lese "Heute Porto, morgen wertvolle Sammlerstücke".

Oder wenn die Versandhändler ihren Kram loswerden wollen und als "Wertsteigerungsvergleich" den guten alten Posthornsatz als Beispiel abbilden. Ne Ne, ist eben nicht mehr alles so wie es scheint, doch leider fallen noch viel zu viele drauf rein.
 
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