Thema: (?) (66) Oberschlesien - Marken, Prüfer und philatelistische Zukunft
Stefan Am: 01.09.2008 20:30:43 Gelesen: 72769# 9@  
Im Juni bzw. bis Mitte Juli 1922 erfolgte in Etappen die Übergabe des Abstimmungsgebietes Oberschlesien an das Deutsche Reich bzw. Polen. In beiden Fällen lagen im Normallfall Marken des betreffenden Staates vor, da die Übergabe der einzelnen Ortschaften vorab geklärt werden konnte, so dass reichlich Zeit für die Organisation des Postwesens in den betreffenden Gebieten blieb. Im Fall Polen wurden auch neue Stempel mit dem (neuen) polnischen Ortsnamen angeschafft. Die Marken des Abstimmungsgebietes Oberschlesien wurden nach der Übergabe des betreffenden Gebietes sofort ungültig, so dass keinerlei Mischfrankaturen zulässig waren.

Die Stadt Beuthen wurde in der ersten Juliwoche an das Deutsche Reich übergeben. Dies lässt sich auch philatelistisch dokumentieren:



Oberschlesien Mi-Nr. 26 mit Datum Montag, 03.07.22 sowie Deutsches Reich Mi-Nr. 158 mit Datum Samstag, 08.07.22

Die Dienstmarken von Oberschlesien wurden aufgebraucht. Wie im nachfolgenden Beispiel erkenntlich, verteilte die OPD Oppeln spätestens ab Oktober 1922 die Dienstmarken zu 5RM des Deutschen Reiches an die Behörden. In einer Behörde in Hindenburg waren augenscheinlich noch im Dezember 1922 Restbestände der 5RM mit Aufdruck für Oberschlesien vorhanden:



Deutsches Reich Nr. D33a als Paar mit Datum 12.10.22 sowie Oberschlesien Nr. D20b II mit Datum 07.12.22 (Stempel aus Hindenburg mit Unterscheidungsbuchstabe c) und Nr. D16 III mit Datum 05.02.23

Der Michel-Spezialkatalog bewertet Stempeldaten auf Dienstmarken Juli-Dezember 1922 pauschal mit 50% sowie mit Datum von 1923 pauschal mit 100% Aufschlag auf den Normalwert. Dennoch sind derartige Nachverwendungen meinem Eindruck nach selten zu finden. Unter mehreren 100 gestempelten Dienstmarken liegen mir gerade einmal 5 Exemplare vor, davon eine Marke von 1923 (siehe Scan, Marke mit Stempel von Beuthen).

Die Marken des Deutschen Reiches Nr. 158 und D33a fand ich heute zufällig beim Ausschlachten eines Dublettenbestandes gestempelter Inflationsmarken. Manchmal muss man einfach Glück haben :-)
In solch einem Fall können auch lose Marken eine kleine Geschichte erzählen, nicht nur Belege...

Gruß
Pete
 
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