Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 02.09.2008 11:17:30 Gelesen: 1201342# 47@  
Meininger Briefmarkensammlerverein geht neue Wege - Als Botschafter mit Marken in die Welt

Von Kerstin Hädicke

Freies Wort, Meiningen (29.08.08) - „Was dieses kleine Hinternah kann, das können wir auch“, dachte sich Matthias Reichel vom Meininger Briefmarkensammlerverein, als er im vorigen Jahr einen Brief mit personalisierter Marke der österreichischen Post aus Hinternah erhielt. Das Resultat stellte der Verein gestern in feierlichem Rahmen in der Meininger Rhön-Rennsteig-Sparkasse vor.

Zwei Briefmarken sind entstanden – die eine mit der Südthüringen-Bahn als Motiv und der Umschrift „150 Jahre Werrabahn“, die andere mit einer Dampflok der 50-er Baureihe aus dem Meininger Dampflokwerk und dem Schriftzug „Meininger Dampfloktage“. Beide aus der Ideenschmiede von Matthias Krauß aus Schleusingen. Das Besondere daran: Beide Marken in einer limitierten Auflage von je 300 wurden in der österreichischen Staatsdruckerei gedruckt und können nur aus Österreich an Adressaten in Deutschland verschickt werden.

„Der Vertrieb erfolgt über unseren Verein“, erklärt Matthias Reichel. Der Käufer schreibt Karte oder Brief, steckt sie in den mit einer der personalisierten Briefmarken frankierten Umschlag und gibt sie entweder bei einem Besuch im Nachbarland selbst auf oder direkt an den Verein zurück. „Wir schicken die Umschläge mit der 65-Cent-Wertmarke dann nach Wien, wo sie – mit einem Sonderstempel der österreichischen Post versehen – zurück nach Deutschland gelangen.“ Zu kaufen sind die besonderen Briefmarken im Übrigen auch zu den Meininger Dampfloktagen am 7. September am Stand der Philatelisten.

Der Briefmarkensammlerverein hat die Kleinode gestern nicht einfach übergeben, sondern den Akt als solchen inszeniert. Er stellte seine Arbeit mittels einer DVD vor, für deren Produktion Rolf Kirchhübel die Ehrenurkunde des Meininger Briefmarkensammlervereins in Bronze erhielt. Die DVD: Spannend, prickelnd und mit Esprit, wie auch Meiningens Bürgermeister Reinhard Kupietz begeistert erklärte. „Wir dachten uns: Machen wir eine Markenpräsentation, wie wir sie vom Bundesfinanzministerium kennen“, so Matthias Reichel. Dieses Ministerium ist verantwortlich für die Herausgabe der Briefmarken, die deutschlandweit im Gebrauch sind.

Erstaunliches

Das auch sei der Unterschied zwischen personalisierter und offizieller Briefmarke: Letztere gibt das Bundesfinanzministerium heraus und bestimmt damit ebenso Aussehen und Thema. Bei ersterer übernimmt der Briefmarkenverein die Regie. Diese Marke aber kann in Deutschland nicht als offizielle Frankierung verwendet werden. So ist die Bürokratie – deshalb auch haben die Meininger die Möglichkeit genutzt, die neuen Marken – nunmehr Nummer drei und vier der „Personalisierten“ – in Österreich drucken zu lassen.

Schon im Vorjahr haben sich die Philatelisten gesagt: „Lasst uns andere Wege gehen, interpretieren wir die Philatelie neu!“ Nur eines will der Verein nicht, so Matthias Reichel weiter, langweilige Reden … Daran hielten sich ebenso die vielen Gäste wie Klaus Thielemann in Vertretung des Landrates und Hans-Jürgen Mehl, erster Stellvertreter des Landesverbandes Thüringer Philatelisten. Mehl betonte, dass sich in Meiningen die Hochburg der Philatelisten Thüringens befindet. Die Meininger seien in den letzten sechs, sieben Jahren auf tiefem Schlaf erwacht und zum Vorbild avanciert.

Wunsch: Rang-2

Deshalb wünscht sich Hans-Jürgen Mehl in vier Jahren in Meiningen eine Rang-2-Ausstellung der Thübria, der Thüringer Briefmarkenausstellung. Rang-2: Wieder so ein Fachbegriff, der Otto-Normalverbraucher seltsam in den Ohren klingt. Matthias Reichel brachte es auf den Punkt: „Die Philatelisten müssen sich ebenso qualifizieren wie Sportler. Sie beginnen mit einer Rang-3-Ausstellung und können sich bis zur Rang-1-Ausstellung vorarbeiten.“ Einer derjenigen, die mit ihren Arbeiten positiv aufgefallen sind, ist Veiko Brandt aus Oberweid. Ihn kürte Vereinsvorsitzender Günther Wölfing gestern zum „Philatelisten des Jahres 2007“. Auch Matthias Menschner erwarb sich „Verdienste um den Bund Deutscher Philatelisten“ – Hans-Jürgen Mehl, Bäcker von Beruf, überreichte ihm eine entsprechende Ehrenurkunde mit Verdienstnadel in Bronze.

„Ich bin tief beeindruckt von der Arbeit des Meininger Vereins“, gestand Vizelandrat Klaus Thielemann. „Die neuen Wege haben mir deutlich gemacht, dass auch in gestandenen Leuten noch neue Ideen stecken.“ Er versicherte, dass das Landratsamt stets hinter dem Meininger Briefmarkenverein stehen werde.

Bürgermeister Kupietz: „Wir haben nun erfahren, dass Meiningen die heimliche Hauptstadt ist. Momentan zwar nur bei den Philatelisten. Vielleicht wird ja mehr daraus …“ Er lobte das Tun des Vereins, das letztendlich Werbung für die Stadt, für die Region ist. „Man merkt, dass hier Menschen nicht nur im stillen Kämmerlein werkeln, sondern dass hier engagierte Mitbürger tätig sind, die mit Spaß und Freude ihr Schaffen an die Öffentlichkeit tragen. Erstaunlich ist nur, dass man nach Österreich gehen muss, um eine personalisierte Marke herauszubringen …“ Diese Marke aber trage „den Namen der Stadt und des Freistaates weit über ihre Grenzen hinaus“, so Sparkassenvorstand Karl Pfifferling. Er erklärte, dass noch bis zum 12. September die beiden neuen Briefmarkenmotive und andere historische Marken, Rechnungen und alte Briefe in der Kundenhalle des Kreditinstitutes zu besichtigen sind.

Ein weiteres Vorhaben des Briefmarkensammlervereins wendet sich mit Blick auf das Schillerjahr 2009 mit einem Zeichenwettbewerb an alle zehnten Klassen des Landkreises Schmalkalden-Meiningen. Unter dem Titel „Helden“ und in Zusammenarbeit mit dem Meininger Verein M.G.T. – Malerei, Grafik, Textil – sollen die Schüler Zeichnungen zum 250. Schillergeburtstag anfertigen. „Die besten Zeichnungen sollen dann für das Sonderpostwertzeichen, für verschiedene Sonderstempel, für die Einladungskarten zur Veranstaltung der Schillermarken-Übergabe und für den Souvenirumschlag des Meininger Briefmarkensammlervereins verwendet werden“, so Matthias Reichel. Ziel des Vereins sei letztendlich, viele junge Menschen einzubinden.

Mit dem neuen Konzept im Gepäck hoffen die Meininger Philatelisten nun, dass die neue vom Bundesfinanzministerium herauszugebende Briefmarke zum Schillergeburtstag in Meiningen vorgestellt wird. Ein gutdurchdachtes Konzept sei bereits gemeinsam mit dem Kulturreferat erstellt.

(Quelle: http://www.freies-wort.de/nachrichten/regional/meiningen/art2799,867609)
 
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