Thema: (?) (80) Österreich: Portobestimmung von Belegen
bayern klassisch Am: 02.09.2014 13:35:06 Gelesen: 40745# 13@  
Liebe Sammlerfreunde,

ums Porto ging es auch hier, allerdings datiert der Brief in eine andere Zeit hinein, nämlich die des deutschen Brunderkrieges von 1866.





Der Wiener Absender schrieb am 11.7.1866 eine Brief an Louis Roederer in Reims, dem berühmten und bekannten Champagnerhersteller, eine Firma, die es heute noch gibt.

Um 7 Uhr Abends gab man den Brief unfrei auf - eventuell traute man sich nicht zu frankieren, denn eine Frankatur war natürlich möglich und hätte 25 Neukreuzer je 10g Briefgewicht gekostet (das waren damals 3 Mittagessen).

Dem Brief lagen jedoch Papiere bei, die ihn erschwerten. Man hatte ihn dann auf die 3. Gewichtsstufe taxiert und mit 24 Decimes korrekt ausgerechnet (3 mal 8 Decimes = 24 Dec.).

Wegen des Krieges von 1866, den Österreich gegen Preußen hochkant verlor, war die Post von Anfang Juni 1866 bis Anfang August 1866, wenn der Zielort in Frankreich lag, nur noch über Strasbourg zu dirigieren, womit die sonst genutzten Grenzübergänge bei Saarbrücken/Forbach (Preußen - Frankreich), Erquellines (Preußen - Frankreich) und Valenciennes (Preußen - Belgien - Frankreich) aus logischen Gründen ausfallen mussten.

In Fällen, in denen nur noch eine bestimmte Leitung, statt mehrerer gewählt wurde, sprechen wir von einer Kriegsumleitung.

Wie schnell die Post von Österreich über Bayern, Württemberg und Baden war, zeigt uns der vorne abgeschlagene Grenzübergangsstempel/Vertragsstempel von Strasbourg, der 2 Tage später appliziert wurde. Mit der französische Bahnpost ging es dann hurtig nach Reims, wo er am 14.7. ausgetragen wurde.

Die französische Post duldete keine "fremde" Vortaxe von 24 Decimes und strich sie, da dergleichen im Postvertrag bzw. seinen Ausführungsbestimmungen auch nicht vorgesehen war. Zwar waren die 24 Decimes richtig, doch notierte man sie mittig sehr groß in typischer Schreibweise.

Briefe der 3. Gewichtsstufe, noch dazu aus der Kriegszeit mit Umleitung, sind wahrlich kein Massenware und ich bin sehr froh, hier einen solchen zeigen zu können.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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