Thema: Deutsches Reich: Belege aus dem April 1945
hajo22 Am: 21.09.2014 09:57:15 Gelesen: 30536# 22@  
@ Claudius Kroschel [#21]

Wir müssen den Philatelisten, die in einer schwierigen Zeit (Krieg, Kriegsende, Umbruch, Besetzung, Zensur, Kontrolle, Vertreibung usw.) historisch wertvolle Belege hinterlassen haben, zu großem Dank verpflichtet sein. Bewundernswert was während der Besatzungszeit für interessante Mischfrankaturen "produziert" wurden (z.B. die Prell-Briefe). Ohne diese Sammler mit Weitblick wäre das Briefmaterial heute mehr als dürftig. Wäre z.B. der gezeigte Brief in [#3] vom 20.4.1945 an das Finanzamt gerichtet gewesen, wäre das Couvert im Altpapier (= Rohstoff) gelandet und wir nachfolgenden Sammlergenerationen hätten nichts davon. Da ist es schön, daß ein Philatelist auch in dieser Zeit an die Sammlung dachte.

Deshalb erfreue ich mich auch an offensichtlich philatelistisch inspirierten Belegen. Schlecht erhaltene Bedarfspost gibt es schließlich genug, die komischerweise besonders gerne - möglichst teuer - verkauft wird mit Hinweis auf eben diesen Bedarf. Hier kommt der Aspekt der Ästhetik eines Beleges ins Spiel. Will man nur qualitätsvolle "Bedarfspost", d.h. Belege, die man auch ansehen kann in die Sammlung aufnehmen, wird es schwierig und mit Sicherheit sehr teuer. Deshalb: Auch überfrankierte Philatelistenpost halte ich für sammelnswert, man denke nur wie froh man sein muß, einen kompletten Satz Rot-Kreuz-Marken der Französischen Zone - egal welchen Teilgebietes - auf Brief zu besitzen. Wer kaufte in dieser Zeit (und auch heute) denn schon Zuschlagsmarken, doch nicht der normale Postkunde, sondern Sammler und allenfalls caritative Institutionen.

Jeder muß letztlich selber entscheiden, wie er eine Belege-Sammlung aufbauen will. Es ist eben auch eine Geschmackssache. Und über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten, denn es gilt der bekannte köl'sche Satz: "Jeder Jeck ist anders".

Einen schönen Sonntag allen, die diese Ausführungen geduldig ertragen/gelesen haben.

Jochen
 
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