Thema: Umgang zwischen den Sammlergenerationen
Cantus Am: 27.09.2014 12:56:10 Gelesen: 11669# 4@  
@ briefmarkenwirbler24 [#1]

Hallo Kevin,

es gibt da viele Probleme. Das hauptsächliche Hindernis der heutigen Zeit besteht nach meinem Eindruck darin, dass Kinder und Jugendliche vom Briefmarkensammeln abgehalten werden, aber vorrangig nicht von irgendwelchen älteren Sammlern, sondern von Gleichaltrigen, überwiegend aus der Schule, die man besucht. Es ist nicht nur ein Einzelfall, dass mir berichtet wurde, dass Kinder, die sich in der Schule als Briefmarkensammler geoutet haben, von da ab von allen Anderen geschnitten oder gemobbt werden und, um das zu vermeiden, mit dem gerade begonnenen Sammeln wieder aufhören.

Ich war da schon als Schüler anders und habe nie der Meute hinterhergehechelt, sondern meine Zeit so verbracht, wie mir das gefiel, aber ich war da die absolute Ausnahme, und bei dir dürfte das ähnlich sein. Schaue dich doch einmal in deinem Umfeld um, wer sich da schon als Persönlichkeit darstellt, oder wer nur das anhimmelt oder tut, was gerade übers Fernsehen oder über Jugendzeitschriften oder in einschlägigen Internetforen als das jeweils aktuell Tollste angepriesen wird. Wer ständig nur auf sein Handy starrt hat keine Zeit, sich mit Anderem zu beschäftigen, auch nicht mit dem Briefmarkensammeln.

Ein zweites Problem ist natürlich das der scheinbaren Dominanz von älteren Sammlern in den Vereinen. Wenn aber keine jüngeren Sammler in ausreichender Menge nachwachsen, führt das automatisch dazu, dass die Vereine durch den Tod ihrer bisherigen Mitglieder immer kleiner werden. Leider sind viele ältere Sammler intellektuell nicht in der Lage, sich in die Lage von Anfangssammlern hineinzuversetzen (obwohl sie selber doch auch einmal so angefangen haben dürften), oder aber es ist ihnen zu mühsam, sich da ausreichend einzubringen, wenn dabei für sie selber kein Gewinn bei herausspringt. In meinem eigenen "Heimatverein", dem "Berliner Ganzsachen-Sammlerverein", der überregional organisiert ist, ist das nach meinem Eindruck überwiegend nicht so, aber das dürfte wohl eher die Ausnahmne sein.

Zum Dritten ist sicher auch ganz allgemein das Internet daran schuld, dass kaum noch Briefmarken gesammelt werden. Ein bekannter Händler in Berlin hat mir einmal gesagt, dass 80% seiner Kunden zwar Sammler sind, aber mit dem Internet nichts zu tun haben wollen; die wenigen, die da übrigbleiben, finden sich dann hier oder in anderen Foren zusammen, aber auch davon gibt es nur ganz wenige, die sich mit eigenen Beiträgen auch tatsächlich beteiligen. Wenn die nachwachsende Jugend aber zuallererst die modernen Kommunikationsmittel nutzt, wie soll man da die beiden Blöcke zusammenbringen?

Viele Grüße
Ingo
 
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