Thema: Umgang zwischen den Sammlergenerationen
Cantus Am: 27.09.2014 23:18:01 Gelesen: 11344# 13@  
Hallo zusammen,

ich will noch ein eigenes Erleben zum besten geben, was deutlich zeigt, warum manche Vereine in sich zusammenfallen.

Als ich vor knapp 20 Jahren als Großstädter von Berlin hierher aufs Land gezogen war, hatte ich, da ich niemanden kannte, überlegt, wie ich erste Kontakte knüpfen könnte; dabei fiel mir der Briefmarkensammlerverein in Seelow, unserer Kreisstadt, auf. Also habe ich mich aufgerafft und bin da einfach mal hingefahren, das jedoch, was ich da erlebt habe, war schon ziemlich herbe.

Das Treffen fand im Versammlungsraum der PDS (ehemals SED) an einem langen Tisch statt. Rechts und links vom Tisch saßen knapp zehn Sammler, jeder ein großes Bier vor sich. Am Kopfende erhob sich dann der Vorsitzende, hielt eine kurze Ansprache - und das war dann der gesamte "philatelistische" Teil des Abends. Der Rest bestand nur aus feuchtfröhlichem Beisammensein, von Tausch oder Vorzeigen von Sammlungen oder Erfahrungsaustausch zu Briefmarkenfragen oder Ähnlichem war absolut nichts vorhanden.

Ich habe in der Folge noch vereinzelt an solchen Treffen teilgenommen und dabei die damaligen Wunderkisten vom Jahnnusch mitgenommen, was zur Folge hatte, dass alle wie die Geier darüber hergefallen sind, für mich selber sprang dabei aber rein gar nichts heraus, ich hatte nur privat die Portokosten zu tragen. Nachdem sich schließlich der Vorsitzende noch auf meine Kosten bei so einer Auswahl erheblich bereichert hatte (er hatte nur besseres Matereial entnommen, aber nur Müll beigefügt) und ich so gezwungen war, aus meinen eigenen Beständen für die nächsten Teilnehmer an der Rundsendung besseres Material beizusteuern, habe ich fortan den Kontakt zu dieser Vereinigung gemieden; andere Briefmarkensammlervereine gibt es hier aber nicht.

Wenn so jedoch bereits Ältere (ich war damals Mitte Vierzig) vergrault werden, wie müssen sich da erst jüngere Sammler fühlen, wenn sie den Kontakt zu einem Verein suchen? Ich habe daraus die Konsequenzen gezogen und bin nur noch in überregional aktiven Vereinen und ARGEn organisiert, das bringt mir und meinen Sammelinteressen erheblich mehr. Und die damals fehlenden Kontakte haben sich längst auf vielerlei andere Art und Weise ergeben.

Viele Grüße
Ingo
 
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