Thema: Türkei: Händlerpreise beim 10- bis 20-fachen der Michel Rundschau
0nickyet Am: 02.10.2014 17:29:30 Gelesen: 22274# 16@  
Hallo,

jetzt muss ich die Michel-Redaktion mal ein bisschen in Schutz nehmen, denn sie erteilt in jedem Katalog ziemlich genau darüber Auskunft, wie ihre Marktbewertungen zustande kommen: Es handelt sich um die Preise, die mittelfristig von Briefmarkenhändlern für einwandfreie Ware erzielt werden, und zwar nach deren Selbstauskunft.

Der Unterschied zwischen Michel und aktuellen Kaufgesuchen ist damit durchaus logisch erklärbar: Offensichtlich hat die türkische Post hier Marken mit dem Ziel verausgabt, eine erhöhte Nachfrage bei Sammlern - und damit die hohen Preise - zu erzeugen. Die Verwendung für den Briefversand ist bei den genannt niedrigen Auflagen jedenfalls nicht der Ausgabeanlass. Das kann durchaus eine langfristige Strategie sein, um die Türkei als ein populäres Sammelgebiet zu etablieren. Die Türkei hat im letzten Jahrzehnt einen massiven Wohlstandszuwachs erlebt, und vielleicht werden sich dort mehr Menschen einer bürgerlichen Freizeitbeschäftigung wie dem Briefmarkensammeln zuwenden. Wenn die Nachricht kursiert, dass die Nachfrage nach türkischen Marken viel höher ist als die Katalognotierungen, und das sie kaum zu bekommen sind, dann wird dieses Interesse natürlich unterstützt.

Sollte die Türkei von einem eher seltenen zu einem populären Sammelgebiet werden, dann würden auch bei Händlern häufiger Nachfragen nach den Marken eingehen - und folglich die Michel-Katalogpreise steigen.

Zunächst einmal handelt es sich jedoch um eine spekulative Maßnahme der türkischen Post (mancher fühlt sich an DDR-Sperrwerte erinnert, denke ich). Für den langfristigen Markt bei Händlern sagen die Ebay-Preise nichts aus. Und Michel hat vollkommen recht, diese hohen Preise nicht sofort als Katalognotierungen zu übernehmen, da sie sich sonst vorwerfen lassen müssten, den spekulativen Akt der türkischen Post blind zu unterstützen.

Um nicht in den Verdacht zu geraten, ein Michel-Lobbyist zu sein: Ich finde die Katalognotierungen für jüngere Bund-Ausgaben maßlos übertrieben. Eine Nachfrage zu diesen Preisen wird sich dauerhaft nicht realisieren lassen, und ich finde, dass Michel den Wünschen der Deutschen Post viel zu bereitwillig entgegenarbeitet. Niedrigere Katalogpreise würden die Post nämlich vermutlich zu selteneren Ausgaben veranlassen.
 
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