Thema: Türkei: Händlerpreise beim 10- bis 20-fachen der Michel Rundschau
drmoeller_neuss Am: 03.10.2014 14:54:58 Gelesen: 22067# 21@  
Die Auflagenhöhe sagt erst einmal nichts über die Seltenheit und damit den Handelswert einer Briefmarke aus. Wenn man danach geht, ist der Bayerische Schwarze Einser mit fast einer Millionenauflage Massenware. Allerdings gibt es nur wenig gut erhaltene Marken und die erste deutsche Marke wollen viele Sammler in der Welt in ihren Alben haben.

Die Türkei-Blocks richten sich an den Neuheitensammler für türkische Marken, und eventuell noch an einige Motivsammler. Wie viele Neuheitensammler für Türkei gibt es denn? Ich behaupte, dass eine 5000er Auflage ausreichen dürfte, wenn die Marken nicht an die Postschalter geliefert werden. Natürlich kann die Post durch geschickte Marketingmassnahmen die Nachfrage erhöhen, in dem man die Auflage nicht an alle Abonnenten verschickt. Österreich verteilt seit Jahren "Gratismarken" an seine Kunden. Der Michel honoriert das mit dem fünfachen Preises einer vergleichbaren Sonderausgabe. Die Auflagezahlen der Gratismarken sind aber teilweise höher als die anderer Sonderausgaben, die regulär über den Postschalter verkauft werden.

Ein anderes Beispiel niedriger Auflagen aus den Philippinen: Seit der Rechnungshof der Post Ende der Neunziger Jahre vorgeworfen hat, Geld zu verschwenden, weil die Neuheiten in viel zu grosser Auflage gedruckt werden, und das meiste eingestampft werden musste, hat man die Auflagenhöhen dem Bedarf angepasst. Die meisten Sonderbocks, darunter auch attraktive Motivausgaben, werden mit 5000 bis 10.000 Stück Auflage gedruckt. Was nach einem halben Jahr von der Philateliestelle in der Hauptpost von Manila nicht an Sammler verkauft wurde, geht als normale Frankaturware an die Postämter in der Provinz. So habe ich nicht schlecht gestaunt, einen Kleinbogen "Frösche" in der kleinen Post in Lipa erwerben zu können, der laut Philateliestelle schon längst ausverkauft ist.

Natürlich kann man hier spekulieren, und sich einen Vorrat zulegen, da die Nennwerte nicht so hoch sind. Allerdings kann das auch in einen Totalverlust enden, da es keinen Markt für philippinische Frankaturware gibt. (angesichts der langen Postlaufzeiten wird die Post fast nur noch von Behörden verwendet).

@ 0nickyet [#16]

jetzt muss ich die Michel-Redaktion mal ein bisschen in Schutz nehmen, denn sie erteilt in jedem Katalog ziemlich genau darüber Auskunft, wie ihre Marktbewertungen zustande kommen: Es handelt sich um die Preise, die mittelfristig von Briefmarkenhändlern für einwandfreie Ware erzielt werden, und zwar nach deren Selbstauskunft.

Das stimmt so nicht. Die Katalogpreise beziehen sich auf Angaben in Händler-Preislisten, und nicht auf tatsächlich erzielte Verkaufspreise.

Der Schwaneberger Verlag äussert sich auf seiner Homepage in allgemeiner Form über die Festsetzung der Katalogpreise:

http://www.briefmarken.de/news/42-michel-preisbewertungen

In dem Thema "Michel-Katalogbewertungen" diskutieren auf dem Michel-Forum einige Benutzer und die Michel-Redaktion die Bewertungskriterien:

http://forum.briefmarken.de/index.php?/topic/2934-michel-katalogbewertungen

Ich zitiere einige Beiträge aus diesem Thema und unterstelle, dass Heinz Adler die Michel-Katalogredaktion vertritt.

Heinz Adler, Redakteur in der Michel-Katalogredaktion, hat am 20. Dezember 2011 um 13:55 Uhr die allgemeine Aussage der Redaktion ergänzt:

Um die MICHEL-Katalogpreise zu verstehen, muss man wissen, dass alle Katalogbewertungen auf in der Spitze des Fachhandels zu zahlenden Verkaufspreisen basieren und nur für Marken in der jeweils angegebenen Qualität gelten.

Das Mitglied philaseiten.de bezieht sich auf einen Vortrag von Heinz Adler auf der Briefmarken-Messe in Sindelfingen.

Um seine (gemeint ist Heinz Adler, Ergänzung durch drmoeller_neuss) obigen Aussagen ganz deutlich zu präzisieren: Wenn z.B. der Katalogwert für den Posthorn Satz festgelegt wird, werden etwas über 100 Händlerpreise kontrolliert. Von diesen wird der höchste (!) Preis genommen.

Herr Adler hat das in Sindelfingen am Beispiel des von mir ausgewählten Posthornsatzes erläutert. Die Listen wurden elektronisch durchsucht. Dabei stellte sich heraus, dass der teuerste (!) Händler, Prophila, 200 Euro weniger verlangte als den aktuellen Katalogwert.

Herr Adler meinte, dann müsse man wohl demnächst den Katalogwert des Posthornsatzes nach unten korrigieren.


Diese Aussage des Mitgliedes philaseiten.de wird von der Michel-Redaktion nicht kommentiert, aber auch nicht dementiert.

Im gleichen Thema äussert sich später am 09 Januar 2012 um 15:51 Uhr wieder Heinz Adler:

Warum berücksichtigen wir die höchsten beim Erwerb zu zahlenden Preise? Eines gleich vorneweg: Ich habe schon geschrieben gehabt, dass wir "Ausreißer" nicht berücksichtigen. Wenn die Angebote so zwischen 4.- und 8.- € liegen, wird ein Angebot von z.B. 15,- € nicht berücksichtigt, auch dann nicht, wenn der Händler diesen Preis nachweisbar regelmäßig erzielt (soviel zum Thema "Verantwortungslosigkeit"). Warum dann den höchsten Preis (ohne Ausreißer) und nicht den Durchschnitt? Wir wollen uns nicht aus der Verantwortung ziehen - bei einem sogen. "Durchnittspreis" hätte niemand die Möglichkeit, irgendwelche Handelspreise nachzuvollziehen, er wäre ein "Konstrukt", das am Markt nirgendwo so existiert.
 
Quelle: www.philaseiten.de
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