Thema: BPP / VP: Angestellte Prüfer oder Einladungen = Interessenkonflikte ?
DL8AAM Am: 31.10.2014 17:41:59 Gelesen: 47035# 29@  
@ KaraBenNemsi [#24]

Ja, das ist absolut nichts Verwerfliches, sondern absolut richtig.

Jeder Lieferant wertet seine Kunden hinsichtlich der Wichtigkeit für sich, "gute Kunden" werden dann natürlich auch entsprechend bevorzugt behandelt. Das ist bei absolut jeden Wirtschaftsunternehmen, bis zum Griechen um die Ecke, so. Der, der wöchentlich drei große Grillteller abnimmt, kann auch schon einmal kurzfristiger einen Tisch reservieren (obwohl das Haus eigentlich voll ist), bekommt den besseren Tisch und noch einen zweiten-dritten Ouzo aufs Haus.

Aber auch jeder Kunde stellt für sich so eine Wertigkeistliste, nur eben anders herum, auf. Das fängt bei Freundlichkeiten und Payback-Punkten an, geht über Geschenke und Freiflüge (Meilensammeln) bis XYZ hoch. Das an absolute €-Grenzen festmachen zu wollen, macht absolut keinen Sinn, das entspricht nur dem deutschen Michels Bedürfnis nach Vorschriften und Reglementierung sowie seine Regelungssucht und sein Hang zum Neid und übler Nachrede. Hier passen auch die aktuellen Auswüchse aus dem Complianceunwesen rein. Für den kleinen Arbeiter sind die täglichen 2-3 Freiouzos eben so viel wert, wie für andere die Esseneinladung oder der angesammelte Wochenend-Shopping Freiflug nach New York. Im Prinzip ist das ein marktwirtschaftliches Geben-und-Nehmen, abgestimmt auf die jeweiligen Marktteilnehmer. Vorsicht: Wir reden jetzt aber nicht von strafbewährter Korruption!

Egal, das - mit Festterminen arbeitende - Auktionshäuser bei Prüfern in "Termindingen" bevorzugt werden, geht ja natürlich sowieso auch schon in Ordnung. Bei diesen geht es immerhin um echte wirtschaftliche Aspekte, mit den entsprechenden Rattenschwanz dran - bis zur abgedroschenen Phrase "Arbeitsplätzen", was dadurch aber nicht gleich falsch wird. Ein-Zwei-Einlieferungen-Privatsammler sind, das hört sich vielleicht reichlich unerhört an, eben "nur" Hobbyisten, Zeit- und Geldvernichter (von dem die Berufsphilatelisten leben, ok!), da kommt es - wenn man ehrlich sein will - auf ein-zwei Tage trotzdem nicht an. Vorsicht: Wir reden jetzt nicht von Gefälligkeitsattesten!

Ein verinnerlichtes ehrliches, korrektes und offenes Handeln - trotz allem gegenseitigen Geben-und-Nehmen - muss die Basis des Compliance sein und nicht das Zerstören von freundschaftlichen zwischenmenschlichen Beziehungen (auch so etwas gab es früher im Geschäftsleben) oder eine irgendwie geartete, wahllos festgelegte €-Grenze. Über die letzten Jahre ist es für uns inzwischen richtig schwer geworden die üblichen 10€-Geschenke zu Weihnachten an unsere guten Kunden und Auftraggeber (im Inland) loszuwerden. Hier läuft irgendwas was aus dem Ruder, der Compliancekult hat dabei eine Art von diffuser Angstatmosphäre geschaffen. Ich war jetzt kürzlich wieder in China, selbst eine freundliche Ablehnung einer Essenseinladung würde man dort (je nach Region und Stellung des Partners) schnell als gemeinste Beleidigung auffassen, egal was hierzu eine mögliche firmeninterne Complianceregel hierzu sagen würde. Glückliches China ;-) Vorsicht: Wir reden hier nicht vom heimlichen Klüngel zwischen öffentlichen Würdenträgern und der lokalen Wirtschaft am Kirmesfrühstück auf Kosten des Steuerzahlers (Mitbewerbers), am Biertisch!

Gruß
Thomas
 
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