Thema: Vorphilatelie: Porto bestimmen Italien > Niederlande
bayern klassisch Am: 07.11.2014 13:34:04 Gelesen: 4892# 2@  
@ roteratte48 [#1]

Lieber Rolf,

eigentlich haben wir hier ein Innenverhältnis des ÖIPV (Österreichisch - Italienischer - Postverein) vor uns, was die Sendung von Rom (Kirchenstaat) nach Österreich angeht, und das Innenverhältnis des DÖPV (Deutsch - Österreichischer - Postverein) vor uns, was die Leitung von Österreich über Sachsen und Preußsen nach den Niederlanden angeht. Der Postvertrag der Niederlande mit Preußen vom 1.4.1851 griff hier auch, weil Österreich als DÖPV - Mitglied in diesen sofort eingestiegen war (aber nur als Transitland, aber das genau zu erklären würde den Rahmen weit sprengen und tut nichts zur Sache deiner beiden Briefe). Aber Preußen hatte mit dem Kirchenstaat den Austausch geschlossener Briefpakete vereinbart, so dass Österreich als Aufgabepost für den DÖPV außen vor blieb. Es rechneten somit nur ab: Der Kirchenstaat mit Preußen und Preußen mit den NL. Die Transitkosten (sog. innere Vereinstransite für Österreich und Sachsen) beglich Preußen aus seinen 3 Sgr. intern).

Zum oberen Brief: Der Kirchenstaat erhob mit 5 Bajocchi seine Impostazione. Diese war eine Bearbeitungsgebühr für Briefe, die nicht frankiert aufgegeben worden waren. Es war KEIN Porto!

Diese hatte Preußen später zu ersetzen und für den Postverein sein Porto als Vereinsaufgabepost zu notieren. Für den D-Ö Postverein kamen 8 Bajocchi = 3 Silbergroschen zum Einsatz, so dass wir 13 Bajocchi Porto bis zur Grenze Preußen - Arnhem hätten (die Verdoppelung auf 26 rechts war falsch, weil der Brief bis 1 Loth (15,625g) wog und damit noch einfach war.

Preußen reduzierte diese 13 Bajocchi in 5 1/4 Silbergroschen (immer in blauer Tinte!), die auch vorne mit Rötel nicht notwendigerweise oben links notiert worden waren.

Die Niederlande strich alles ab und verlangte vorne groß notiert 40 NL - Cents (zuerst wurden aber versehentlich 35 Cents notiert, aber weil die NL in 15g Schritten rechneten, sahen sie den Brief als über 15 - 30g schwer an und verdoppelten ihr Porto von 5 NL Cents auf 10 NL Cents), die 7 Silbergroschen entsprachen. Das NL - Porto warf man nie aus, sondern notierte immer gleich den Endbetrag, den der Empfänger zu berappen hatte.

Also: 2 3/4 Sgr. für die NL, für Preußen 3 Sgr. minus der inneren Vereinstransite für Sachsen (3 Silberpfennige und für Österreich mit 7 Silberpfennigen)und für den Kirchenstaat 5 Bajocchi (2 1/4 Sgr. = 5 Bajocchi).

Der untere Brief:

Gleiches Spiel: 5 Bajocchi für die Impostazione des Kirchenstaates (Leitung über Ferrara bzw. Bologna, das kann man nicht sicher sagen), 8 Bajocchi für die Aufgabepost im DÖPV = Preußen und 5 Bajocchi Porto für die NL, auch wenn das aufzuschlüsseln gar nicht nötig war.

Preußens Forderung an die NL waren daher wieder 13 Bajocchi, die in blauer, preußischer Tinte in 5 1/4 Sgr. reduziert wurden und auch hier addierte die NL - Post gleich ihr internes Porto auf 40 NL Cents.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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