Thema: Briefe bestimmen: Sachsen - Frankreich 1843
Totalo-Flauti Am: 25.11.2014 19:35:22 Gelesen: 13292# 14@  
Liebe Sammlerfreunde,

zu dem Brief vom 10.04.1862 kann ich noch etwas beisteuern.

Nach der sächsischen Postverordnung Nr. 2210 vom 26.03.1862 "Die Korrespondenz nach und aus Frankreich und Algerien über Taxis betreffend" gültig ab 01.04.1862 wird nach Absatz 1 für den einfachen Brief (12/20 Loth) ein Gesamtporto von 4 1/2 NGr. für frankierte Briefe und 5 NGr. für unfrankierte Briefe verlangt. Taxis hatte von dem Absender bezahlten Gesamtfranko (=frankiert) oder Gesamtporto (= unfrankiert) auf jeden Fall 2 1/4 NGr als Weiterfranko über Frankfurt a.M. zu erhalten.

Auf dem Brief fehlt also die Frankierung/Marke für 1/2 NGr. Nach Abs. 2 waren teilweise Frankierungen unzulässig. Diese Briefe bzw auch Ganzsachencouverts sind als unfrankierte Briefe zu taxieren. Dabei ist das bereits verwendete Franko anzurechnen. Der fehlende Betrag vom tarifmäßigen Porto ist vom Adressaten einzuziehen. Ich glaube, das passierte hier allerdings nicht. Sprich hier fehlt einfach 1/2 NGr.. Hinzu kommt, dass das auf dem Brief notierte Weiterfranko von 2 1/2 Ngr. doch den hier vom Absender vermerkten Leitweg "via Aachen" berücksichtigt. Nach Absatz 7 der o.g. Postverordnung ist hier ein Weiterfranko für den Leitweg Köln - Aachen von 2 1/2 NGr. an Taxis zu vergüten.

Interessant ist auch, das in Abs. 7 die einzelnen sächsischen Postanstalten angewiesen wurden, das Weiterfranko nicht auszuweisen. Dieser Arbeitsgang ist dem Leipziger Postamt zu gewiesen worden. Nach Aussage des Absatzes 7 konnte nur Leipzig wissen, ob die Post über Frankfurt a.M. , also mit 2 1/4 NGr., oder über Köln - Aachen, also mit 2 1/2 NGr., expediert wurde. Wie man aber an dem Brief sieht, erfolgte hier der Transport, trotz der Taxierung für den weiteren Weg, über die kürzere Strecke. Die gewählte Verbindung war wohl doch die schnellere. Ich nehme an, Taxis wird sich wohl auch den 1/4 NGr. mehr, wie austaxiert, hat zukommen lassen. Naja die Verordnung war erst zum 10. Tag in Kraft. Eventuell musste sich das Postpersonal auch noch auf die neuen Regelungen einstellen. Was ich andererseits kaum glauben mag, da kann einiges an Geld zusammenkommen.

Könnte der schwarze Taxvermerk auf der Rückseite nicht von der Taxischen Post oder der Französischen Post stammen? Eventuell sind hier doch noch irgend welche Entgelte vom Adressaten eingezogen worden.

Ich hoffe, ich habe alles einigermaßen verständlich rüber gebracht.

Mit lieben Sammlergrüßen

Totalo-Flauti
 
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