Thema: Philatelie in der Presse - Aus den Vereinen
Richard Am: 04.10.2008 09:01:46 Gelesen: 1201122# 62@  
Ein buntes Hobby steckt in der Krise - Zells Briefmarken-Sammlergruppe verzichtet künftig auf Tauschtage / Verein in der Existenz gefährdet

Von Dietmar Ruh

Baden-Online, Zell am See (30.09.08) - Der Tauschtag der Briefmarken-Sammlergruppe am Sonntag war der letzte dieser Art in Zell. Gerhard Stauber, Vorsitzender der Briefmarkenfreunde, sieht darüber hinaus auch den Verein selbst in der Existenz gefährdet.

Viele der Tische in der Ritter-von-Buß-Halle blieben beim Briefmarkentauschtag am Sonntag leer. Doch nicht nur die Anbieter mit ihren Kartons voller bunter Briefmarken und Alben machten sich rar, auch die Zahl der Sammler war mehr als überschaubar. »Es ist der letzte Tauschtag, der in Zell stattfindet«, kündigte der Vorsitzende der örtlichen Briefmarkenfreunde, Gerhard Stauber, an. Die Gründe sind einleuchtend. Der Zeller Verein besteht nur noch aus rund 20 Mitgliedern, das Durschschnittsalter liegt bei rund 67 Jahren. Für die Ausstellung am Sonntag hatte die Sammlergruppe größte Mühe, Helfer zu organisieren, die beim Aufbau Hand anlegen konnten.

Doch nicht nur der seit rund 20 Jahren stattfindende Tauschtag macht dem Vorsitzenden Kummer. Stauber sieht auch die Zukunft des Vereins selbst gefährdet. »Das Hobby hat sich überholt, da gerade die Jugend andere Interessen hat«, stellt Stauber fest. Hinzu kommt, dass Briefmarkensammeln nicht gerade billig ist. Das klassische Sammeln ist heutzutage in Zeiten des Internets auch gar nicht mehr »in«, manche Sammlungen können sogar komplett gekauft werden und kommen dann per Post ins Haus. »Der klassische Briefmarkensammler ist am Aussterben«, so das resignierende Fazit Staubers

Angesichts dieser geänderten äußeren Umstände sowie der Lage im eigenen Verein schließt Stauber nicht aus, dass die Zukunft der Philatelie im Kinzigtal in einem Zusammenschluss der bestehenden Vereine liegen könnte. »Wir wollen uns mit den benachbarten Vereinen zusammensetzen, um über das Thema zu sprechen«, so Stauber.

Der Vorsitzende der Briefmarken-Sammlergruppe ist übrigens noch einer der klassischen Sammler. Diese fangen im Kindesalter an, sich für die bunten Marken zu interessieren. Später, wenn durch einen Beruf die Finanzierung des Hobbys gesichert ist, wird aus dem einstigen Zufallssammler der ambitionierte Philatelist. Stauber nennt inzwischen rund 100 000 Marken, verteilt auf 70 bis 80 Alben, sein Eigen.

Eine Sammlung ist in aller Regel so gut wie nie komplett; auch am Sonntag wandert Stauber durch die Reihen. In der Hand eine Liste der Marken, die ihm noch zu seinem Glück fehlen. Was anderswo ein Grund zur Waren-Rückgabe ist, erfreut die Briefmarkensammler übrigens am meisten: Kleine Fehler bei Druck oder Farbe machen eine Briefmarke selten und damit besonders wertvoll.

(Quelle: http://www.baden-online.de/news/artikel.phtml?page_id=69&db=news_lokales&table=artikel_kinzigtal&id=6402)



Sammlerfreuden: Hartmut Pfaff aus St. Georgen (von links) und Gerhard Stauber, Vorsitzender der Zeller Briefmarkenfreunde, begutachten, was der junge Albert Meister aus Hinterzarten im Angebot hat. Albert war mit seinem Vater beim Tauschtag.
 
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