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Thema: Von Themen, Threads und Amateurfunkern
DL8AAM Am: 05.06.2013 13:48:57 Gelesen: 4491# 1 @  
[Richard in einem anderen Thema: zunächst habe ich die Bitte nicht von Threads zu schreiben, sondern von Themen, da wir hier in einem deutschsprachigen Forum sind.]

@ Richard

nicht von Threads zu schreiben, sondern von Themen, da wir hier in einem deutschsprachigen Forum sind.

[korinthenkackering]

Richard, o konträr ;-)

Thread ist seit einiger Zeit ein (wieder) ganz offizielles deutschsprachiges, sogar "urgermanisches" Wort, es fand inzwischen auch Aufnahme in den Duden [1]

"Thread:
Wortart: Substantiv, maskulin
Gebrauch: EDV
Folge von Nachrichten zu einem Thema in einer Newsgroup
Herkunft: englisch thread, eigentlich = (Gesprächs)faden, aus dem Germanischen, verwandt mit Draht
Nominativ: der Thread / die Threads
Genitiv: des Thread, Threads / der Threads
Dativ: dem Thread / den Threads
Akkusativ: den Thread / die Threads"

Das schöne an der deutschen Sprache ist, das sie sehr präzise ist bzw. sein kann, wenn man will. Das Wort Thema ist (zu) "allgemein", das Wort Thread hingegen trifft hier den Sinninhalt präziser als Thema. Jeder Thread ist auch ein Thema, aber nicht jedes Thema ist auch ein Thread. Analog zu 'jede Pistole ist ein Meuchelpuffer (das echte deutsche Wort [2]), aber nicht jeder Meuchelpuffer ist eine Pistole', es gibt ja auch noch Revolverse ;-))

[/korinthenkackering]

Einer meiner Profs sagte es so treffend "nichts unterliegt natürlichen Veränderungen so sehr, wie die Sprache und das Klima". Und das gilt besonders für die Sprachnische "Freizeit, Hobby sowie Technik und Wissenschaft".

So genug mit den off-topicischen Postings, zurück zum Thema. ;-)

LG
Thomas

[1]: http://www.duden.de/rechtschreibung/Thread
[2]: http://www.duden.de/sprachwissen/podcast/meuchelpuffer-und-jungfernzwinger (sehr hörenswert zum Thema "Fremdwörter")
 
Georgius Am: 05.06.2013 17:04:19 Gelesen: 4460# 2 @  
Hallo Thomas,

daß Du als Amateurfunker die englische Sprache besonders pflegst, kann ich gut verstehen. Gegen eine völlig unnötige "Verdenglischung" unserer Muttersprache wende ich mich allerdings aus vollem Herzen.

An den Stellen, wo unsere deutsche Muttersprache eindeutige Begriffe besitzt, sind englische Ausdrücke absolut überflüssig. Und da ist es überhaupt nicht von Belang, ob das Wort in den Duden aufgenommen wurde oder nicht. Für die Aufnahme eines solchen Wortes in den Duden gibt es andere Gründe, als damit einen Zwang zum Gebrauch zu generieren. Also, ich bleibe beim "Thema".

Mit freundlichen Grüßen
Georgius
 
Mondorff Am: 05.06.2013 17:38:29 Gelesen: 4450# 3 @  
@ DL8AAM [#1]

Salut Thomas,

o konträr ...

Ist das auch so ein "urgermanischer" Ausdruck, der im Duden zu finden ist?

LG
DiDi
 
DL8AAM Am: 05.06.2013 18:37:20 Gelesen: 4437# 4 @  
@ Georgius [#2]

Vorweg: Korrekt heisst das Funkamateur, nicht Amateurfunker. Ein kleiner, aber sehr wichtiger Unterschied. ;-)

Ein staatlich lizensierter Teilnehmer am Amateurfunkdienst gemäß internationalen Fernmelderecht ist per Definition ein Funkamateur. Ein Amateurfunker ist naja 'irgendwas' anderes. Wenn jemand einen Funkamateur als Amateurfunker bezeichnet, wird das meist als eine echte Beleidigung aufgefasst.
http://de.wikipedia.org/wiki/Funkamateur
------------------

Das hat hier nichts mit Pflegen der englischen Sprache bzw. nichts mehr Verdenglischung zu tun. Der Duden drückt das auf seiner Webseite so richtig schön passend aus " ... denn Sprache ist lebendig. Sie verändert sich durch die Menschen, die sie sprechen.". Und Thread ist inzwischen durch den allgemeinen Sprachgebrauch zu einem echten deutschen Wort geworden, ob uns das gefällt oder auch nicht. Es stammt lediglich aus einer anderen Sprache bevor es bei uns eingeflossen ist. Wenn Du es hart auf hart siehst, darfst Du auch das griechische Fremdwort "Thema" nicht nutzen. Das deutsche Wort wäre beispielsweise "Betreff" oder "Gegenstand". Kein Anglizismus, sondern ein Gräzismus, aber dadurch ist es trotzdem "von außerhalb eingedrungen (worden)" und damit nicht besser oder schlechter als jedes andere fremde Wort. Es liegen nur 1-2 Tage mehr dazwischen, so dass es uns kaum noch auffällt.
Sowas kann teilweise aber auch recht schnell gehen, jeder benutzt ganz selbstverständlich heute z.B. Videorekorder oder Computer, obwohl es dafür bereits vorher schon ein deutsche Synonyme gab (und gibt). Das gilt für fast alle Fremdworte, von den richtig alten, wie Bibliothek >< Bücherei, über naja ältere Kreationen (Geldbörse >< Portemonnaie) zu echt neuen Highlights, wie der Klassiker "downloaden >< herunterladen".

Bei dieser Diskussion kommen mir unwillkürlich immer wieder Szenen in den Sinn, in denen unsere altforderen Stammesältestens in den dunklen, versumpften und malariaverseuchten germanischen Wäldern, fellbehangen, ungewaschen und schlammverschmiert am Lagerfeuer bibbernd, sich darüber aufregen, dass die vermalledeite Jugend dauernd nur noch in unverständlichen Latinizismen und Gräzismen spricht. ;-)

@ Mondorff [#3]

Jou, fast, "oh konträr" steht schon im "Gemeinnützigen Fremdwörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der in unsrer Sprache vorkommenden fremden Wörter und Ausdrücke, nach ihrer Rechtschreibung, Aussprache, Abstammung und Bedeutung aus alten und neuen Sprachen erläutert: Ein Hülfsbuch für Geschäftsmänner und Gebildete aus allen Ständen" von Eucharius Ferdinand Christian Oertel aus dem Jahr 1804, hi. Die 4. Ausgabe von 1830 kann man übrigens bei Googlebooks [1][2] im Original online lesen, witzig. Trotzdem ganz ohne Spass, dieses zweibändige Werk ist auch zum Verständnis alter philatelistischer Objekte ausgesprochen hülfreich! ;-)

Aber wie gesagt, dieses Thema passt hier nicht mehr so ganz in den Thread. ;-)

Am besten Richard drückt den Deletebutton.

LG
Thomas

[1]: http://books.google.de/books/about/Gemeinn%C3%BCtziges_Fremdw%C3%B6rterbuch_zur_Erk.html?hl=de&id=OT5JAAAAcAAJ
[2]: http://books.google.de/books/about/Gemeinn%C3%BCtziges_Fremdw%C3%B6rterbuch_zur_Erk.html?id=ICNJAAAAcAAJ&redir_esc=y
 
Vernian Am: 05.06.2013 23:51:29 Gelesen: 4394# 5 @  
Oh tempora, o mores ...
 
jahlert Am: 08.06.2013 00:09:34 Gelesen: 4335# 6 @  
@ DL8AAM [#4]

Interessantes Thema, Thomas!

Ich erinnere mich an einen Nachbarn und sein 'Washington Yokohama', das regelmäßig sonntags unser Wohnzimmer beschallte, sobald wir das Radio einschalteten.

Funkamateur oder Amateurfunker war egal - es störte fürchterlich und seither war dieser Nachbar als Störenfried abgestempelt - womit wir wieder beim Thema des Forums wären. ;-)

Beste Grüße

Jürgen
 
Richard Am: 08.06.2013 08:21:40 Gelesen: 4329# 7 @  
@ DL8AAM [#4]

Vorweg: Korrekt heisst das Funkamateur, nicht Amateurfunker. Ein kleiner, aber sehr wichtiger Unterschied. ;-)

Nicht für alle, zum Beispiel für FOCUS:

Amateurfunker sind im Grunde der krasse Gegensatz zur Internetgeneration. Dabei unterscheidet sich die Kommunikation eigentlich nur oberflächlich von Instant Messenger, Skype & Co.

(Quelle: http://www.focus.de/digital/multimedia/tid-15348/amateurfunk-kurzwelle-statt-internet_aid_430525.html )

Schöne Grüsse, Richard (kein Amateurfunker)
 
Richard Am: 09.06.2013 08:33:09 Gelesen: 4320# 8 @  
@ Vernian [#5]

O tempora, o mores - damit es alle verstehen:

O tempora, o mores (lat. für „O (was für) Zeiten, o (was für) Sitten!“) ist ein alter lateinischer Ausspruch, der den Verfall der Sitten beklagt.

Er stammt aus der ersten Rede von Cicero gegen Catilina im Jahre 63 v. Chr., die mit der berühmt gewordenen Frage beginnt: Quousque tandem abutere, Catilina, patientia nostra? „Wie lange noch, Catilina, wirst du unsere Geduld missbrauchen?“.

(http://de.wikipedia.org/wiki/O_tempora,_o_mores )
 
DL8AAM Am: 18.06.2013 15:22:27 Gelesen: 4288# 9 @  
@ Richard [#7]

Was viel über die Qualifikation heutiger Jounalisten aussagt, aber vom Inhalt "Netter Link" Richard. Ersetzte im Text das Wort Funkamateur mit Philatelist, Knacken und Quitschen mit Zacken & Farbkleksen und Du hast fast gleich den passenden Artikel der die heutige "Philaszene" beschreibt ;-)

Und mit so modernen Sachen, wie Latein, brauchst Du mir nicht zu kommen. Ich hatte stattdessen Altgriechisch, trotz Abi '85:
πάντα ῥεῖ (panta rhei), alles fließt (und nichts bleibt [auch die Sitten nicht]). ;-)

Thomas
 
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