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Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
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bayern klassisch Am: 29.08.2021 17:38:48 Gelesen: 109245# 494 @  
@ Magdeburger [#493]

Lieber Magdeburger,

in den 1860er Jahren lief halt praktisch alles mit der Bahn von Österreich nach Bayern, daher die kurze Laufzeit (jedenfalls schneller als heute).

Ein schöner Brief mit frischer Marke und klarem Stempel - so macht Sammeln Spaß.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 05.09.2021 17:12:40 Gelesen: 108548# 495 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 29.7.1855 aus München von M.Bachman & Cie spediert nach Insbruck an Herrn Löwe, dort kam der Brief am 30.7. zur Ausgabe.

Für das Franko nahm man eine Bayern Nr.5 d zu 9 Kreuzer, Typ III (Einfassung der linken oberen Wertziffer oben und unten beschädigt), gestempelt wurde mit geschlossenem Mühlradstempel von München Nr.217 aus der 1.Verteilung und dem L2 Zweizeiler von Müchen (Winkler 8b, C in München ohne Schraffur im unteren Auslauf) sowie auf der Rückseite zur Ankunft der Einkreisstempel von Insbruck.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 09.09.2021 09:04:25 Gelesen: 107524# 496 @  
Liebe Freunde,

es kommt selten vor, dass man etwas über 40 Jahre lang noch nie gesehen hat, aber es kommt vor:



Ich konnte auf einer Auktion eine Aufgabs-Recepisse der k. k. Telegraphenstation Wien vom 3.5.1874 schnappen für ein Telegramm von dort an Dr. Volz in München im Wert von 5 Neukreuzern mit der Unterschrift des Absenders und des Postbeamten. Das Telegramm von 11 Uhr Mittags kostete 2 Neugulden (200 Neukreuzer) und war somit nicht gerade günstig. Unter der Nr. 22 wurde es in einem Manual erfasst.

Es wäre schön mehr solcher feinen Vordrucke zu sehen, die mit Bayern in Verbindung stehen (bis 1875), aber ich fürchte, viele wird es nicht geben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.09.2021 09:11:19 Gelesen: 107523# 497 @  
Liebe Freunde,

hier zeige ich einen 3x Brief aus Kempten vom 16.3.1857 nach Häselgehr an die dort bekannte Firma Lechleitner und Uelses, bei dem die Marke im Zeitpunkt des Aufklebens sich von ihrem unteren Teil durch sog. "Bayernbruch" teilweise trennte, was man auch nicht jeden Tag findet.



Darüber hinaus stempelte man in Kempten mit dem Mühlradstempel etwas nachlässig und setzte gegen dieses Versäumnis noch einen 2. Mühlradstempelabschlag zentrisch hinzu.

Die Beförderung fand mittels des sog. "Lechtalbotens" statt, der 2x rheinisch vom Empfänger für seine Mühewaltung einstrich und wie immer mittels Bleistift in seiner Joppe quittierte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 14.10.2021 20:22:33 Gelesen: 104702# 498 @  
@ bayern klassisch [#497]

Hallo Ralph,

"Bayernbruch" - was es nicht alles gibt. Dachte immer das ist wenn Thomas Müller laut schreiend am Fussballrasen liegenbleibt.

Hab heute wieder mal etwas zum Thema beizutragen, weil in einem Brieflot folgendes Briefchen enthalten war:




Brief mit 3+6 Kreuzer und Mühlrad 394 (wenn ich das richtig entziffere) von 1854, Stempel Wolfratshausen | 5 | 10, Durchgangsstempel Innsbruck | 7. OCT:, Ankunftsstempel ALA TIROLO ITAGLIANO | 9 | OTTO, geschrieben von Figlia (=Tochter) Ottilia in Beuerberg an "Alla nobile Signora la Signora Fanny de Taddei nata Alpruni a Ala di Roveredo" [1], Anrede "Mia diletta Mamma" (Meine geliebte Mama).

Die 3 Kreuzer nehme ich an ist ein Randstück, aber unten verschnitten. Die 6 Kreuzer klebt darüber (bei uns sagt man Treppenfrankatur) obwohl rechts noch ausreichend Platz gewesen wäre die Marken nebeneinander zu kleben. Oberhalb der Marken sieht man dass der Brief etwas ungewöhnlich gefaltet wurde, die Ecken wurden eingefaltet, deshalb endet der Innsbruck-Stempel dort recht abrupt und geht im unteren Bereich des Briefes weiter.

Ich mag auch den Stempel "ALA TIROLO ITAGLIANO" (ja wirklich ITAGLIANO) [2] - da hat wohl jemand seiner Ignoranz ein Denkmal gesetzt.

Liebe Grüße,
Harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ala_(Trentino)
[2] https://en.wiktionary.org/wiki/itagliano
 
bayern klassisch Am: 14.10.2021 20:32:27 Gelesen: 104699# 499 @  
@ bignell [#498]

Lieber Harald,

ein schöner Brief und ein 3 Kreuzer Randstück, hübsch.

Feiner Gesamtzustand und nicht häufiger Stempel. Eine attraktivere und lesbarere Schift auf Italienisch habe ich noch nie gesehen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Magdeburger Am: 30.10.2021 12:09:02 Gelesen: 103333# 500 @  
Liebe Sammelfreunde,

einen Brief der zweiten Entferungsstufe möchte zeigen:



Aufgegeben am 01.04.1864 am Bahnhof Augsburg ging es an "Herrn Casper Ritter (in) Egg by Bregenz". Die Entfernung beträgt ca. 17 Meilen und so reichten auch die 6 Kreuzer aus. Siegelseitig schlechter Stempel von Bregenz.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bayern klassisch Am: 30.10.2021 12:42:14 Gelesen: 103331# 501 @  
@ Magdeburger [#500]

Lieber Magdeburger,

hübsch! Aus dieser Korrespondenz an Caspar Ritter in Egg bei Bregenz gibt es auch von Augsburg Briefe in die Schweiz, weil es dort auch ein Egg bei Zürich gibt und die unaufmerksame Augsburger Post ab und zu auch mal die Briefe nach Egg bei Bregenz nach Egg bei Zürich verschickte - wenn du so einen findest (ich habe einen davon, aber noch 2 weitere gesehen), lass dich nicht zweimal bitten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Magdeburger Am: 30.10.2021 15:40:49 Gelesen: 103311# 502 @  
@ bayern klassisch [#501]

Lieber Bayern Klassisch

danke für den Hinweis!

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
bignell Am: 25.11.2021 22:01:39 Gelesen: 100786# 503 @  
Liebe Freunde,

bayern klassisch hat mir diesen schönen Brief geschenkt (danke nochmals, Ralph!)





PASSAU | 27 | AUG. | 08 | a 6-7 N | 3
28.8.08 | KALKSBURG | 1-2N
LINZ 1 | 29 VIII.08 XII- | * 4 ? *
31.8.08 | KALKSBURG | 7-8V

Warum wurde der Brief nach Linz nachgesendet, und von dort wieder nach Kalksburg retourniert? Ich kann es mir nur so erklären, dass der Pater zum "Kollegium Aloisianum" auf dem Freinberg in Linz abgereist war und der Brief aufgrund der Anweisung "Bitte nachschicken, wenn verreist" links unten eben nachgeschickt wurde, aber als der Brief in Linz angekommen ist, der Pater schon wieder auf der Rückreise zum Kollegium Kalksburg war.

Inhalt nachstehend, beschäftigt sich eher mit Kirchenangelegenheiten, aber im Nachsatz kommt auch die Philatelie zu Wort.

Liebe Grüße,
harald

Transkription:
Nach Kalksburg bei Wien N.Ö.
Kalksburg bei Wien (blau)
R.P. (Reverendus Pater = Ehrwürdiger Vater) Velies S.J. (Societas Jesu = Gesellschaft Jesu, Ordenskürzel der Jesuiten)
Custos des Kunstkabinets
im Pensionate zu Kalksburg
bei Rodaun
bei Wien
Linz. O.Oe.
Freinberg
Bitte nachschicken, wenn verreist (violett)

Freudenheim bei Passau
27 Aug 1908
Hochwürdiger Pater Velies!
Ihre Einzelheiten über die hl. Gisela habe ich dem hiesigen Herrn Generalvikar übergeben, der hierfür sehr danken lässt. Die Anfragen nach Stuhlweissenburg, seitens des Ordinariates von Passau, haben ergeben, dass dort im Direktorium nichts über die h. Gisela vorkommt. Man wird aber wohl alle Ordinariate Ungarns befragen müssen, bevor man sicher schliessen darf, nirgendwo die hl. Gisella anzutreffen in den Ungarner Direktorien. Bei einem solchen negativen Resultate bleibt dann noch der Weg zu einem Nachweise der "unverdenklichen Verehrung". Dabei wäre man aber nicht allein an die Passauer Prozessionen oder Wallfahrten angewiesen. Die Wiener Bemuhüngen, diese Wallfahrten aus Ungarn nach Passau zu unterdrücken, finden sich hier im Ordinariate noch vor. Die Prohibit(o)rin will sicher wissen, dass der Leib der hl. Gisela nach Ungarn gekommen sei, während Passau einen Arm des hl. Emmerich besitze. Das Ordinariat hat damals, wie die Akten ausweisen, beide Zumutungen entschieden abgewiesen, und die Wallfahrt nach wie vor zugelassen.
Die nachträglichen Mitteilungen des Untersuchungs-Ant???lagen sind durchaus positiver Art: Weibliche Person, hohes Alter, Skelett vollständig und die einzelnen Stücke zu einander gehörig, Alles recht vollständig erhalten, Knochenkrankheiten ausgeschlossen, Zeit um 1000 bis 1200 wahrscheinlich.
Wenn Sie also noch bei Ihrer Ungarnfahrt etwas hören bzgl. der G. Verehr., so schreiben Sie es mir doch nach Feldkirch, oder auch an den Herrn Generalvikar Dr Alteneder in Passau direkt; man ist für jede Mitteilung sehr dankbar.
Die engl. Fräulein hier würden recht gerne Sie einmal hören, und aus Ihren Sammlungsstücken sehen u lernen welche Frauenarbeiten, von Hand gemacht, aus früheren Zeiten (gestrichen: betreffen) vorliegen.
Besten Gruss inzwischen; ob Sie Ihren Künstler in Hall vermögen eine Photographie von seiner "Rosenkranzkönigin" machen zu lassen, ist noch wohl unsicher; wenn es dahin kommt, möchte ich um ein Bierchen gebeten haben.
Ganz ergebenst u. mit Hochachtung der
Ihrige
Jos. Paffrath S.J.

B. Die Ungarischen "Bauernhäuser" werden Sie doch nicht vergessen; wenn Sie eine kleine Anzahl "Jubiläumsmarken", welche schon benützt und gestempelt sind, übrig hätten, so wäre mir das sehr lieb. Ein kleiner Neffe im Rheinland bettelt bei mir um diese Dingerchen.
Gruss J.P.
 
bayern klassisch Am: 25.11.2021 22:15:28 Gelesen: 100782# 504 @  
@ bignell [#503]

Lieber Harald,

vielen Dank für die perfekte Vorstellung dieses bayerisch-österreichischen Schmankerls - keiner könnte das besser als du.

Mit deiner Vermutung zum Postenlauf hast du sicher Recht.

Interessant für jeden Archäologen und Philatelisten ist der Inhalt allemal.

Vielen Dank fürs Zeigen und Beschreiben,
Ralph
 
bignell Am: 28.11.2021 03:30:03 Gelesen: 100556# 505 @  
@ bayern klassisch [#504]

Hallo Ralph,

danke für die Blumen. Leider war über den Pater Velies nichts im Internet rauszufinden. Mir unverständlich, dass die Leute damals ihre Facebookseite nicht gepflegt haben, wäre doch schön gewesen, einen Eintrag zu finden:

28.8.1908: "Bin gerade mit den Linzer Kollegen beim Italiener Pizza essen. Der Rotwein ist köstlich. Morgen geht es wieder zurück nach Kalksburg."

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 28.11.2021 09:37:16 Gelesen: 100525# 506 @  
@ bignell [#505]

Lieber Harald,

das macht doch nichts - ich pflege meine Facebook-Seite auch nicht, weil ich da gar nicht erst Mitglied bin.

Es ist doch ein außergewöhnlicher und sehr schöner Brief, da passt das schon. Wenn ich wieder einen in der Art für dich finde, wirst du wieder beschenkt, auch wenn es nicht bis kurz vor Weihnachten sein muss.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 10.12.2021 22:29:05 Gelesen: 99094# 507 @  
Liebe Freunde,

ein paar wenige Jahre habe ich danach gesucht und bin prompt fündig geworden: Brief aus Augsburg vom 13.6.1868 nach Wien bei Ankunft am Folgetag an Herrn Carl von Seutter.





Ab dem 1.1.1868 war der DÖPV mit seinen 3 Entfernungsstufen (Rayons) Geschichte und einfache Briefe kosteten nur noch 3x unabhängig von der Entfernung. Schwere bis 15 Loth kosteten 7x, aber 6 und 9 Kreuzerbriefe gab es nicht mehr. Aber 12 Tage nach Einführung der neuen Tarife war das noch nicht jedermann geläufig - daher suchte ich einen Januar 1868 Brief von Bayern nach Österreich (und die Gegenrichtung suche ich auch schon lange als 15 Neukreuzer-Brief, habe aber noch keinen gefunden), der die Gebührenmoderation schön zeigt.

Und nicht vergessen: Unterfrankierte Briefe sind schön und interessant, aber überfrankierte weitaus seltener.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 13.12.2021 17:53:50 Gelesen: 98991# 508 @  
Liebe Freunde,

Peter Alexanders "Als Böhmen noch bei Österreich war" [1] kennen viele, aber die Coverversion "Als Tirol noch bei Bayern war" von Fredl Fesl gilt als verschollen. ;) Und doch waren so manche Städte zwischen 1810 und 1816 bayrisch, die man heute gar nicht damit verbinden würde.



1812 Brief vom königlichen Landgericht Brixen an das Landgericht Enneberg mit rotem Stempel "BRIXEN R.4.", innen bayrischer Gebührenstempel zu 3 Kreuzer



1812 Brief aus Meran an das königliche baierische chriminal-Commissariat (wenn ich das richtig entziffere) in Innsbruck, roter Stempel "MERAN R.4."

Da zu dieser Zeit Stempel in Österreich noch die Ausnahme waren, wurden die bayrischen Stempel jahrelang weiterverwendet, nachdem die Gebiete 1816 an Österreich zurückfielen.



1817 Brief vom k.k. Stadtgericht Salzburg nach Schloss Hadersdorf mit schwarzem Stempel "R.4.SALZBURG", innen österreichischer Konstrollstempel und Gebührenstempel zu 3 Kreuzer

Weiterverwendung des R.4.BRIXEN 1816 und 1822:



Weiterverwendung des R.4.INNSBRUCK 1831:



Somit hatte die bayrische Post deutlichen Einfluss auf das österreichische Postwesen.

Liebe Grüße,
harald

[1] https://www.songtexte.com/songtext/peter-alexander/wie-bohmen-noch-bei-osterreich-war-g63e01217.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_M%C3%BCnchen_(1816)
 
bayern klassisch Am: 13.12.2021 21:57:21 Gelesen: 98979# 509 @  
@ bignell [#508]

Lieber Harald,

da zeigst du eine feine Strecke von "bilateralen" Briefen, wenn man es staatsrechtlich und ein paar Jahre später sehen will.

Die Postverhältnisse waren sehr kompliziert. Wenn man es einfacher will, kann man auch ab 1819 sammeln, als es endlich einen fixen Postvertrag zwischen Bayern und Österreich gab, der vieles klärte. Aber interessanter sind natürlich Briefe wie deine.

Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 13.12.2021 22:42:37 Gelesen: 98974# 510 @  
@ bayern klassisch [#509]

Hallo Ralph,

ich finde dabei ja den Pragmatismus faszinierend, warum einen Stempel entsorgen oder umarbeiten, wenn er gute Dienste leistet, auch wenn das R.4. (ich vermute mal eine Rayonsangabe) nicht mehr zutreffend war. Stempel gab es zu der Zeit in der Monarchie nur in grösseren Städten, nicht in kleinen Orten wie Brixen oder Meran (beide lt Wikipedia um 1900 weniger als zehntausend Einwohner, um 1810 herum wohl noch weniger).

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 13.12.2021 23:15:07 Gelesen: 98970# 511 @  
@ bignell [#510]

Lieber Harald,

so ist es (oder war es). Die bayer. Stempel benötigten eine Rayonangabe, weil sie auch auf Briefen nach Frankreich vorkommen konnten und ohne Rayonierung keine korrekte Verrechnung der Franki bzw. Porti.

So ein Stempel war auch nicht billig - sie waren für Bayern inventarisiert und man hat sie wohl Österreich geschenkt, als es zum Übergang ging, weil man keine Orte mit vergleichbaren Namen in Bayern hatte (sonst wären sie dorthin abkommandiert worden). Gut für Österreich, wieder Geld gespart.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 17.12.2021 00:23:29 Gelesen: 98870# 512 @  
@ bayern klassisch [#511]

Hallo Ralph,

in Österreich war es vor und zu Anfang der Markenzeit ja so, dass der jeweilige Postmeister für die Bereitstellung der Stempel sorgen und auch aufkommen musste, deshalb auch die vielen unterschiedlichen Stempelformen, im Handbuch von Edwin Müller nimmt die Darstellung der unterschiedlichen Formen 40 Seiten ein - wenn Du Gelegenheit haben solltest, das Handbuch günstig zu erwerben, greif zu, es lohnt sich. Die bayrischen Stempelformen wirken da viel homogener, was für eine zentrale Beschaffung spricht.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 17.12.2021 00:35:01 Gelesen: 98868# 513 @  
@ bignell [#512]

Lieber Harald,

werde ich tun - ja, Bayern war ab der Übernahme der Post 1808 eher einheitlich, aber es gab auch da Eigenwilligkeiten, die heute schön und gesucht sind, damals vlt. gerade noch so geduldet waren. Mit den österreichischen Stempeln kann sich wohl kein Land der Welt messen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 01.01.2022 23:55:00 Gelesen: 97598# 514 @  
Liebe Freunde,



viele Briefe gab es wohl eher nicht - weder in der VMZ, noch der Kreuzerzeit, noch der Pfennigzeit, wenn ich nicht irre. Daher freue ich mich diesen der Firma Max Wüstner aus Riezlern im Kleinwalsertal zeigen zu können, der, da das Kleinwalsertal in Österreich nur über Bayern zugänglich war, eine bayer. 15 Pfg. Frankatur zeigt auf einem einfachen Brief vom April 1919 an Eduard Lobeck in Herne/Westphalen. Hinten blank, aber das tut der Besonderheit keinen Abbruch.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 27.01.2022 12:17:36 Gelesen: 94634# 515 @  
Liebe Freunde,

Briefe, auch wenn es portofreie Dienstbriefe waren, deren Existenz Sammlerherzen nur selten höher schlagen lassen, sind mir sehr recht, wenn sie einzeln von Post zu Post liefen und nicht Teil großer Briefpakete der bedeutenden Postrouten waren, wie die allermeisten. Dabei wurden die Briefpakete von i. d. R. kleinen Postorten gefertigt und der nächstliegenden Poststelle zukartiert. Diese öffnete das Briefpaket und verpackte diese Briefe so, dass die nachfolgende Post es bekam usw. usw..

Hier zeige ich einen Dienstbrief als R(egierungs) - S(ache), die auch eine Allgemeine Kirchensache war und daher in Bayern und Österreich portofrei blieb, vom 8.6.1872 des k. Pfarramts Chieming (Postexpedition seit 1887, ab 1898 nur noch Postagentur, Einwohner damals 724) mit Aufgabestempel von Grabenstadt (heute: Grabenstätt am Chiemsee, auch Grabenstaedt geschrieben, Einwohner damals 726, also immerhin 2 mehr) mit der Anschrift: "Vom k. Pfarramt Chieming an die Hochwürdige k. b. (hätte wohl k. k. heißen sollen!) Curatei Abfaltersbach im Pusterthal in Tirol". Oben rechts der Vermerk: "Pres(entirt) 10.6.1872" von Abfaltersbach.





Eine Besonderheit war die Tatsache, dass im 105. VO- und Anzeigeblatt vom 4.10.1872 auf Seite 642 (s. Anlage) der Postexpeditioin Grabenstätt 8 Orte in der Nähe als Bestellbezirk zugewiesen wurden, zuvor also die Bedienung dieser Orte hinsichtlich der postalischen Gegebenheiten von der Postexpedition Übersee (damals 240 Einwohner) gehandhabt wurde. Da der Brief aber vom 8.6.1872 datiert, muss es schon vorher eine Regelung gegeben haben, die wir nicht kennen, denn der Aufgabestempel von Grabenstätt der Type 22 entspricht der einer Postexpedition und ist kein Postablagestempel. Peter Sem schreibt in seinem Handbuch der Entwertungen 1849-1875 auf S. 98 zu Grabenstaedt: "Postablage ab 1.7.1861 (Exp. Übersee). Möglicherweise 1870 aufgehoben und 1871 wiedereröffnet. Am 1.10.1872 zur Exp. erhoben". Hier wird also noch zu forschen sein.

Aber zurück zum Brief: Am 8.6. war er in Übersee, um am 9.6. im österreichischen Bruneck (Einwohner damals 1878) aufzuschlagen (wundervoller Fingerhutstempel). Dann wurde er dort umverpackt in ein Briefpaket nach Lienz (damals 2111 Einwohner, auch ein herrlicher Fingerhutstempel), wo er am Folgetag ankam. Von dort aus lief er wieder zurück nach Abfaltersbach (Einwohner damals 404, sehr schöner blauer Ortsstempel mit 2 Bruchstrichen), wo er noch am selben Tag ausgeliefert wurde.

Der Inhalt ist unspektakulär: "Chieming, 8. Juni 1872 Euer Hochwürden; Nach dem Zeugniß des Bruders von Joseph Hartl ist dieser wirklich ledig. Ob derselbe schon 15 Jahre von seiner Heimathspfarrei abwesend ist und an verschiedenen Orten sich aufhält, so bedarf es einer Verkündung in Bayern wohl nicht.

Mit Hochachtung besteht J(oseph). Gallinger, Pf(arre)r."

https://www.heimathaus-chieming.de/heimatpflege/

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Ich liebe solche Briefe - zum Preis einer Pizza bekommt man soviel dafür, dass man dankbar sein muss, dieses Hobby zu pflegen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.02.2022 10:06:56 Gelesen: 93033# 516 @  
Liebe Freunde,

"Vom k. k. Bez(irks) Amte Lambach als Gericht, No. 4902, An das löbliche königl(iche) Landgericht zu Trostberg in Bayern, Exoffo" schrieb man am 6.11.1851 einen portofreien Dienstbrief, der über Salzburg (Folgetrag) nach Bayern lief.



Am 8.11. war er in Stein an der Traun (heute: Traunreut) und kam wohl noch am selben Tag in Trostberg an.

Leider ohne Inhalt, aber durch die Stempel gut zu identifizieren.

Ich mag diese "langweiligen" Dienstbriefe sehr - sie kosten wenig, sehen gut aus und zeigen, was sonst schwer zu belegen wäre, die damaligen Leitwege beim Postaustausch. Was will man mehr?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.03.2022 14:38:28 Gelesen: 89773# 517 @  
Liebe Freunde,

eine Postkarte zu 2x wurde in Bamberg II am 3.9.1875 aufgegeben an "Wohlgeboren Fräulein Elise Herd aus Bamberg zur Zeit in Salzburg Post restante". Damit wäre der Kaufgrund klar, denn Post- bzw. Korrespondenzkarten mit poste - restante - Vermerk sind keine Massenware.



Text: Brief erhalten. Alles in bestem Wohlsein. Joseph kommt erst morgen Nachts. Bei Tante Agnes ist Alles noch beim Alten. Die Miezen befinden sich wohl, dieselbe gehen Morgen fort & kehren Abends wohlbehalten heim. Heute wird die alte Großtante (Gruber) beerdigt. Gestern wurde der St. Martin´s Kirchner Bayerlein begraben, sonst nichts Neues von Belang.

Deine Grüße wie die von Fräulein Wimmer soll ich bestens erwidern & indem ich beide Herrschaften im besten Wohlsein schätze, bleibe ich unter vielen Grüßen dein dich liebender Bruder Fritz.

Bamberg, den 4. September 1875."


Tja, wären unsere 3 Miezen hier nur mal so nett wie die in Bamberg des Jahres 1875. Aber man kann nicht alles haben - poste restante und wiederkehrende Miezen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.03.2022 15:49:18 Gelesen: 89733# 518 @  
Liebe Freunde,

zwar werden hier Österreich und Lombardei/Venetien praktisch immer in einem Atemzug genannt, aber so ganz richtig ist das nicht, weil die Lombardei nach der Abgabe von Österreich an das Kgr. Sardinien die alten Marken nicht mehr weiterverwenden durfte, hingegen in Venetien diese noch frankaturgültig waren.





Heute zeige ich die eierlegende Wollmilchsau Venetiens mit einer Drucksache aus dem wunderschönen Venedig vom 8.1.1860 (da war die Lombardei schon weg) an die Expedition der Allgemeinen Zeitung in Augsburg, wo man großzügig auf einen Abgabestempel verzichtete. Der Vermerk könnte darauf schließen lassen, dass sie am 13.1.1860 in Augsburg zugestellt worden und am 17.1.1860 beantwortet worden war.

Dazu kommt eine Chiffre MC N. 77, weswegen ich davon ausgehe, dass in der Augsburger Allgemeinen einer unter dieser Chiffre eine Anzeige schaltete und der Venezianer sich auf diese bezog.

Der Inhalt ist aber auch nicht ohne, denn die Drucksache selbst datiert vom 2.2.1857, muss also fast 3 Jahre lang "gelegen" haben, ehe sie zum Einsatz kam. Das Attest vom 26.10.1996 füge ich bei.

Es ist die bisher einzige Drucksache, die ich von Venetien nach Bayern kenne. Die Frankatur von 2 Soldi entsprach noch dem DÖPV-Tarif (also ohne die Leitung über die Schweiz, die theoretisch möglich war bis Mai 1859). Sie war gleichwertig mit 2 Neukreuzern, also dem Standardtarif aus Österreich ab 1.11.1858 nach den Orten des DÖPV. Eigentlich müsste es heute noch Hunderte von ihnen geben - aber das ist nur die graue Theorie und auch 600 Euro Katalogwert sind ja nun kein Beweis für eine Weltrarität.

Gerne wüsste ich, auf welche Annonce man sich in Venedig bezog - aber das heraus zu bekommen, überlasse ich wohl einem Anderen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

Das Thema hat 668 Beiträge:
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