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Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
Das Thema hat 668 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 14.03.2022 22:32:56 Gelesen: 89662# 519 @  
@ bayern klassisch [#518]

Liebe Freunde,

und von Michael D. das passende Inserat aus der Zeitung (Gott allein weiß, wie er das herausbekommen hat).



In jedem Fall sensationell !

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2022 10:51:31 Gelesen: 89453# 520 @  
Liebe Freunde,


auch die Lombardei und Venetien gehörten bis 1859 bzw. 1866 zu Österreich.

Brief aus dem lieblichen Verona vom 13.3.1845-47 "An das Hochwürdigste Bischöfliche General-Vikariat zu Passau", dort angekommen am 17.3.1845-47.



Die Besonderheit liegt im knapp 3 Jahre lang verwendeten M: Auslage - Stempel von München, der 29 Kreuzer rheinisch als Taxe von Verona zeigt, die in München oder Passau mit Rötel unterstrichen wurden nach dem Postvertrag Bayern - Österreich vom 1.10.1842 und erstmals ein Gemeinschaftsporto anzeigten, welches halbscheidig zu teilen war (auch wenn das bei einer ungeraden Zahl ohne Bruch nicht geht, aber auf dem internen Verrechnungswege ging es natürlich) über 1-1,5 Loth.

Dieser Auslagestempel ist nicht häufig, trotz München als Hauptstadt, weil man dort sehr gerne ohne ihn arbeitete.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.03.2022 11:49:14 Gelesen: 89447# 521 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Seehaus vom 5.1.1816 des königlich bairischen Fürstlich Schwarzenbergischen Herrschaftsgerichts Hohenlandsberg in Seehaus bei Langenfeld war gerichtet worden an den Wohllöblichen Magistrat in Wien und in Bayern als bestätigte Armensache portofrei. Als Zeichen dafür sehen wir rechts das heute unter dem Neudeutsch "Häschtäg" bekannte Zeichen.



Aber Armensachen waren in Österreich nicht portofrei, so dass man 16 Kreuzer Conventionsmünze siegelseitig notierte.

Die Basis war ein Schreiben von Wien vom 4.12.1815 in einer Alimentierungs-Sache nach Uffenheim, welche sich aber dann von Uffenheim nach Hohenlandsberg abzugeben anbot. Hierin bezog man sich auf einen Anspruch einer Frau Schneider aus 1814 über die Höhe von 3 Thalern, dem man stattgegeben hat.

Alles nicht so einfach damals, aber sicher einfacher als heute.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 19.03.2022 18:14:12 Gelesen: 89428# 522 @  
Liebe Freunde,

von diesem Brief ist leider nur noch die Vorderseite erhalten:



Frankiert mit 9 Kreuzer (angeblich Michel 5c/III), Mühlrad 372 und Stempel WALLERSTEIN | 29 | 5, Absender Frl Emilie Steck, adressiert an Signora Paolina Schaefer, raccomandato al Lloyd austriaco in Trieste, frco (=franco).

Was ist mit "raccomandato al Lloyd austriaco" gemeint? Entspricht das postlagernd, nur halt im Lloyd-Büro?

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 19.03.2022 20:23:05 Gelesen: 89422# 523 @  
@ bignell [#522]

Lieber Harald,

die Farbe ist vergilbt, da bleibt nur 5c oder 5d, vom Preis her eh egal.

Das "racommandato" sollte nur bedeuten, dass er dort zugestellt werden sollte - postlagernd wäre halt bei der Post gewesen ("ferma in posta").

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 23.03.2022 14:26:05 Gelesen: 89260# 524 @  
Liebe Freunde,



heute darf ich von einem in Mülheim an der Ruhr ansässigen Auktionshaus einen feinen Brief zeigen, der in mehrfacher Hinsicht interessant ist, nicht nur auf postgeschichtlicher Basis.

Verfasst wurde er am 20.2.1856 in Altdorf bei Nürnberg von Wilhelm Holz, genannt Vestner und gerichtet war er an Herrn Wilhelm Nadler in Pesth. Bei unter 1 Loth und über 20 Meilen war er treffend mit 9 Kreuzern frankiert. Siegelseitig erkennen wir, dass er nicht direkt nach Österreich-Ungarn geleitet wurde, sondern erst über Sachsen - Bodenbach - Prag usw. sein Ziel in Ungarn erreichte (Bodenbach 22.2. und Pesth am Folgetag, wobei das schon eine außergewöhnliche Entfernung und Leistung 1856 war, Chapeau!).

Im Inhalt lesen wir: "Ich verdanke Ihre werthe Adresse einem meiner Freunde & da ich gesonnen bin, mich jetzt nach anderweitiger Placirung umzusehen, so erlaube ich mir, Ihnen meine ergebensten Dienste anzubieten.

Meine vierjährige Lehrzeit habe ich in dem Colonialwaaren & Speditions-Geschäfte der Herren Frey & Ringler in Regensburg bestanden & mein kaufmännisches Examen mit dem besten Erfolge gemacht. Ich bin im Stande deutsch & französisch zu correspondiren, Bücher zu führen, sowie andere Comptoir- & Magazin - Arbeiten zu verrichten.

Sollten Sie nicht selbst in dem Fall sein, mein Offert geflissentlich berücksichtigen zu können, so ersuche ich Sie, mich gefl. bei anderen Häusern zu recommandiren, oder mir Jemanden aufgeben zu wollen, der sich dorten mit Placements beschäftiget.

Ich sage Ihnen im Voraus einen verbindlichen Dank dafür & habe die Ehre, mich Ihnen mit vollkommenster Hochachtung zu empfehlen.

Ihr Ergebenster Wilh. Holz, genannt Vestner per Adresse A. Hilz genannt Vestner."

Seitlich hat der Absender später folgenden Vermerk angebracht: "Eingetreten am 5. Mai 1856 mit fl. 500 (500 Gulden) jährlichem Salair ohne weitere Vergütung".

1. Die Leitung über Bodenbach war zwar ein großer Umweg, aber sie fand nur über die Bahn statt und daher i. d. R. 2 Tage schneller, als auf andere Weise.

2. Interessant zu sehen, was ein besserer Angestellter verdiente damals - 500 Gulden im Jahr war etwa das Gehalt eines Postexpeditors.

3. Aliasnamen belegbar aus Briefen des Trägers selbst habe ich zuvor noch nie gesehen - wieder etwas dazu gelernt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 08.04.2022 18:15:30 Gelesen: 87775# 525 @  
@ bayern klassisch [#524]

Hallo Ralph,

mit so einem Kracher kann ich natürlich nicht mithalten, aber der folgende Brief hat mich überzeugt, weil man selten so klare Stempel bekommt.




1842 Triest nach Tittmoning, geleitet über Frankreich und fast einen Monat unterwegs

Stempel:
TRIEST | 11 | APR | 1842 | Franco
FRANCO GRENZE
LI (Lettre Italienne)
AUTR. | 19 | AVRIL | 42 | 2 HUNINGUE 2
I | 21AP21 | 1842
MÜNCHEN | 6. MAI 1842

Der vorletzte Stempel erinnert mich an englische Stempel, aber England wäre doch ein ziemlicher Umweg, wo wurde der abgeschlagen?

Danke,
harald
 
bayern klassisch Am: 08.04.2022 18:27:17 Gelesen: 87771# 526 @  
@ bignell [#525]

Hallo Harald,

ein "krummer Hund" würde ich sagen - statt Triest - Tittmoning wohl eher über die Schweiz - Frankreich - England - Frankreich - Bayern geleitet und den fraglichen Datumsstempel sehe ich als einen von London an, lasse mich aber gerne korrigieren.

Ein tolles Stück!

Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 22.04.2022 10:01:51 Gelesen: 86041# 527 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Teilfrankobrief aus Ried (in Rigarting am 21.1.1843 verfasst) vom 23.1.1843 über München (Folgetag) und Frankfurt am Main nach Mainz, dort am 27.1.1843 angekommen.



Der Absender zahlte bis zur bayer. - österr. Grenze 6 Kreuzer Conventionsmünze hinten, weil der Brief noch dem Grenzfrankozwang unterweofen war (PV BY - Österreich vom 1.5.1819). Das vorderseitige liegende X war also missbräuchlich zu verstehen, weil er gar nicht erst durchfrankiert werden konnte.

Bayern setzte in München 16 Kr. rheinisch als Transit an (bis 1/2 Münchener Loth) und Taxis (hier: FFM) in ähnlich bläulicher Tinte wie damals eigentlich immer Nürnberg für die Strecke ab Aschaffenburg bis Mainz weitere 6 Kr. rh., so dass der Empfänger total 22 Kr. rh. zu zahlen hatte.

Leider habe ich zum Absenderort Rigarting und zu Herrn Wolfanger dort im Netz nichts gefunden.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 22.04.2022 13:18:03 Gelesen: 86010# 528 @  
@ bayern klassisch [#527]

Hallo Ralph,

Du liest zuwenig bayrische Medien. Rigarting hat scheinbar mit dem Baron von Benningen zu tun.

Königlich Bayerischer Polizey-Anzeiger von München: 1842 [1]
Der Bayerische Landbote: 1845 [2]
Regesten von Urkunden und Acten aus dem Schlossarchive Aurolzmünster [3]

Vielleicht hilft das ja weiter.

Liebe Grüße,
harald

[1] https://books.google.at/books?id=4koC4K-kKIoC&pg=PA820&lpg=PA820&dq=Rigarting&source=bl&ots=nno8bgMgZo&sig=ACfU3U2ERaH6PVDuIOsjWG8YwYBYyuxPeA&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiHtLSXwqf3AhUN2aQKHbutBZUQ6AF6BAgDEAM#v=onepage&q=Rigarting&f=false
[2] https://books.google.at/books?id=lFlDAAAAcAAJ&pg=PA1458&lpg=PA1458&dq=%22Rigarting%22+beningen&source=bl&ots=Q8VyeVN-dE&sig=ACfU3U3NkRx4fYiM1wPcJC4gR6NOe7Zg4g&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj9uc7jxKf3AhVICuwKHf91AYoQ6AF6BAgCEAM#v=onepage&q=%22Rigarting%22%20beningen&f=false
[3] https://www.zobodat.at/pdf/JOM_58_0001-0149.pdf Seite 95
 
bayern klassisch Am: 22.04.2022 15:40:18 Gelesen: 85987# 529 @  
@ bignell [#528]

Lieber Harald,

vielen Dank!

Habe auch einen Tipp bekommen: Riegerting : Ortsteil von Mehrnbach, Bezirk Ried im Innkreis, Oberösterreich [1].

Zu deinem 1. Link - ich finde es immer toll zu sehen, dass die damaligen Zeitungen die Gäste einer Stadt vorgestellt haben. Heute gar nicht mehr machbar (und gewünscht), aber es hatte damals schon viel für sich.

Vielen Dank und liebe Grüsse,
Ralph

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Riegerting
 
bayern klassisch Am: 24.04.2022 21:16:46 Gelesen: 85633# 530 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Teilfrankobrief aus Verona von G. Franco Corsi vom 7.2.1820, der mit dem Forwarder G. G. Graff von Bozen (Bolzano) verschickt wurde. Jener zahlte 14 Kreuzer Conventionsmünze siegelseitig bis zur bayer. Grenze. Von dort bis zur Firma N. Zumstein in Campidonia (Kempten) kostete er noch weitere 3 Kr. rheinisch.



In Bozen erhielt er den Stempel "VON BOTZEN" (Feuser Nr. 401-1), der einst 1806 von Bayern angeschafft worden war und hier weiterverwendet wurde.

Leider kann ich den Inhalt nicht gut lesen, meine aber erkennen zu können, dass diesem Brief aus Verona noch ein, oder mehrere andere Briefe beigeschlossen waren. Vlt. kann ein Kenner der ital. Sprache dies überprüfen? Wenn ja, wäre es natürlich toll.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 28.04.2022 19:06:11 Gelesen: 84973# 531 @  
@ bignell [#508]

Liebe Freunde,

passend zu den oberen Bildern mit den in Österreich nachverwendeten bayrischen Stempeln konnte ich diesen Brief ergattern:



No 8120 Von dem k.k. Stadt und Landrechte Salzburg
544.
An
den löblichen Magistrat der Haupt u. Residenz
Stadt
Wien
In civili. (Privatangelegenheit)
fr: tutto (franco tutto = alles bezahlt)
d. 20. Xbr 832 (=20.12.1832)
34

Stempel:

R.4.SALZBURG | 18 DEC. 1832 (bayrische Stempeltype)
FRANCO | 18 DEC: (rot)

Trockensiegel K:K: STADT U LANDRECHT SALZBURG

Aber hat der Brief - abgesehen vom bayrischen Stempel - noch was mit Bayern zu tun? Der Versuch den Inhalt zu entziffern hat fast mehr Schmerzen verursacht als der Zahnarztbesuch Anfang der Woche, aber da musste ich durch.



No 8120
Note.
Auf Ansuchen des k.b. Landgerichts Tittmoning
vom 5/26 v. ?Mts? (Monats?) wird das löbliche Magistrat er"
sucht, dem Magistrats Secretär Joseph Pichler, und
die ?? Amberg geb. Pichler Franzs Haaus"
meisters Gattin in der Schönen Laterngaße (=Schönlaterngasse Wien)
N. 674 ersten Stokes wohnhaft, zu eröffnen, daß
sich die J???, welche an den Naalaß (=Nachlass)
des verstorbenen Pfarrers Michael Pichler zu
bay k.B. Landgerichts Tittmoning einen Ausg???
zu machen haben, an das k.bayer? Land= und
Stadtgericht zu München wenden sollen, wohin
die Naalaßakten un???he abgegeben worden
seyen.
Salzburg den 1? Dezember 1832
An den löbl. Magistrat der Haupt= und Residenzstadt
Wien

Und wieder sieht man, Bayern und Österreich sind enger verknüpft als man denkt.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 28.04.2022 23:38:56 Gelesen: 84922# 532 @  
@ bignell [#531]

Lieber Harald,

interessant, was du alles so auftreibst.

Hier mein Versuch:

Auf Ansuchen des k.b. Landgerichts Tittmoning
vom 5/26 v(origen) Mts (Monats) wird der löbliche Magistrat er-
sucht, dem Magistrats Secretär Joseph Pichler, und
der Klara Amberg geb. Pichler franz(ösischer) Sprach-
meisters Gattin in der Schönen Laterngaße (=Schönlaterngasse Wien)
N. 674 ersten Stockes wohnhaft, zu eröffnen, daß
sich die Intereßenten, welche an den Verlass (heute: Verlassenschaft)
des verstorbenen Pfarrers Michael Pichler zu
bay k.B. Landgerichts Tittmoning einen Anspruch
zu machen haben, an das k.bayerische Land= und
Stadtgericht zu München wenden sollen, wohin
die Verlaßackten nunmehr abgegeben worden
seyen.
Salzburg den 1ten Dezember 1832
Freyherr von Pauer
An den löbl. Magistrat der Haupt= und Residenzstadt
Wien

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 29.04.2022 00:10:23 Gelesen: 84916# 533 @  
@ bayern klassisch [#532]

Lieber Ralph,

vielen Dank für Deine Korrekturen, ich bin bei manchen Worten ziemlich verzweifelt, aber das sieht man eh an den vielen Fragezeichen.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 29.04.2022 00:36:07 Gelesen: 84907# 534 @  
@ bignell [#533]

Lieber Harald,

die paar Fragezeichen sind doch völlig nebensächlich bei einem Brief, der es von Innen faustdick hinter den Ohren hat. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 30.04.2022 19:56:48 Gelesen: 84532# 535 @  
@ bayern klassisch [#532]

"interessant, was du alles so auftreibst."

Lieber Ralph,

bei seiner zweiten Wien-Reise hat der Brief einen längeren Weg hinter sich, er kam aus Petaluma, Kalifornien und wurde begleitet von den Herrn William S. Hart [1], Gene Autry [2], Tom Mix [3], Roy Rogers [4], Oscar Micheaux [5] und Christopher Columbus [6], ob er auf der Nina, Pinta oder Santa Maria befördert wurde, ist leider nicht genau markiert.



Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/William_S._Hart
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Gene_Autry
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Tom_Mix
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Roy_Rogers
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Micheaux
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Kolumbus
 
bayern klassisch Am: 30.04.2022 20:24:09 Gelesen: 84530# 536 @  
@ bignell [#535]

Lieber Harald,

bei Buck Rogers wüsste man wenigstens das Raumschiff ... :-)

Immerhin sind ein paar Marken von so etwas wie einem Stempel getroffen worden, belegen also den Postlauf. Heutzutage ist das aus dem Ausland die absolute Ausnahme, leider!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 13.05.2022 09:47:10 Gelesen: 82750# 537 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus Presseck vom 8.12.1856ff an "Seiner Excellenz den Königlich Baierischen Reichsrath Herrn Freiherrn von Lerchenfeld in Wien poste restante". Gemeint war Gustav von Lerchenfeld, ein "Promi" damals, der auch in der Pfalz (meiner Heimat) wohlbekannt war [1].



Über Untersteinach kam er in Wien am 9.11. an, wobei da etwas nicht stimmen kann - vlt. ein Stempelfehler und es war der 9.12.? Kann das jemand rektifizieren?

Wie dem auch sei, strich man in Wien "poste restante" und notierte "Hotel Stadt Frankfurt", ohne auf nähere Umstände einzugehen.

Zum ehemaligen Hotel Stadt Frankfurt habe ich dieses hier gefunden - ein Laden der besseren Art [2].

Hinten lese ich "Jürgens, pr Control-Forstbuerau", aber das muss nicht unbedingt stimmen. Eventuell hat der Empfänger sich einige Zeit seine Post nach Wien poste restante schicken lassen, ehe er ein dauerhaftes Quartier im Hotel Stadt Frankfurt dort bezog und der Post bescheid gegeben, auch poste restante gestellte Sendungen an ihn nach dort austragen zu lassen.

Die Kombi von poste restante und Zustellung in denselben Ort hatte ich bisher noch nicht, aber es gibt ja für alles ein erstes Mal.

Liebe Grüsse von bayern klassisch

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_von_Lerchenfeld
[2] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zur_Stadt_Frankfurt_(1,_Seilergasse_14)
 
bignell Am: 13.05.2022 14:48:21 Gelesen: 82714# 538 @  
@ bayern klassisch [#537]

Lieber Ralph,

zum Wien-Stempel: "9-11 Fr" ist die Uhrzeit, das Datum ist unten 10-XII, also 10.12.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 13.05.2022 15:01:11 Gelesen: 82708# 539 @  
@ bignell [#538]

Lieber Harald,

vielen Dank - alles nicht so einfach, aber jetzt passt es.

Schönes Wochenende und liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 18.05.2022 01:46:01 Gelesen: 81897# 540 @  
Liebe Freunde,

was es nicht alles gibt: Das Comptoir der Oesterr. Kaiserl. Wiener Zeitung sandte am 23.1.1855 einen Brief mit teilvorgedruckter Adresse ab und der Empfänger war das bayer. Kreis- und Stadtgericht in Würzburg. Zu beachten ist die Franchise "Ex offo", also "Aus dem Büro" und diese zog in der Regel die Gebührenfreiheit nach sich. Hier auch?

Nein, offensichtlich hier nicht, denn die unleserliche Paraphe in blauer Tinte zeigt uns mit 12 Kreuzern rheinisch, dass der einfache Brief taxiert worden war. 2 Tage später kam er in der unterfränkischen Metropole an und wurde gegen Bezahlung zugestellt. Aber warum nahm ein bayer. Gericht überhaupt ein mit Porto belastetes Briefchen aus dem Postverein an? Nun, schauen wir auf seinen Inhalt:



"In der Beilage übersendet das Comptoir die Quittung über die mit geehrter Zuschift ddo. 16. dieses Monats No. ??? anher übermittelte Insertions Gebühr pr. 2 Gulden 20 Kreuzer mit dem Bemerken, daß die zuzusendenden Belege, welche im ersten Schreiben nicht verlangt wurden, 1 Gulden 9 Kreuzer kosten, welcher Betrag gefälligst franko anher übermittelt werden wolle, worauf die Zusendung der Belege unverzüglich erfolgen wird. Rambach."

Da war also einiges schief gelaufen zwischen Würzburg und der Wiener Zeitung. Würzburg wollte/sollte/musste in Wien etwas inserieren und schrieb Wien an (Frankobrief). Wien antwortete (Portobrief), dass dies 2 Gulden 20 Kreuzer CM kosten würde (also plus 20% mehr, als die rheinische Währung) und Würzburg wollte es so und zahlte (Frankobrief). In diesem Brief hatte man aber vergessen Wien aufzufordern, entsprechende Belege nach Würzburg zu schicken, so dass nach diesem Brief hier ein Weiterer frankiert nach Wien mit einem Inhalt von 1 Gulden 9 Kr. CM (wieder plus 20% währungsbedingt) verschickt werden musste (Wertbrief). Nach dessen Erhalt in Wien sollte dann ein (hoffentlich!) letzter Wiener Brief mit den angeforderten Schreiben irgendwann unfrankiert in Würzburg einschlagen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch, bei dieser Konstellation hier unwillkürlich an die EU denken müssend
 
bayern klassisch Am: 22.05.2022 13:46:05 Gelesen: 80867# 541 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen portofreien Dienstbrief in Bayern aus Heidenheim vom 6.9.1841 mit Postaufgabe 3 Tage später (!!) in Gunzenhausen am 9.9.1841, der an die k. k. Stiftsherrschaft in Klosterneuburg gerichtet worden war.



In Bayern als Regierungs-Sache portofrei, war er mit seinen 3 Beilagen aber in Österreich portopflichtig. Die Post notierte daher für Auslandsbriefe über 1/2 bis 1 Wiener Loth 2 mal 14 = 28 Kreuzer Conventionsmünze in schwarzer Tinte und darunter, jetzt mit 2 Kreuzern Botenlohn, 30 Kreuzer CM als Endforderung an die österreichische Behörde.

Von Wien sehen wir noch den Stempel vom 15.9.. Briefe aus dieser Zeit nach Klosterneuburg kenne ich nur mit diesen lila Tintentaxen, die Postgebühr und Botenlohn immer zusammengefasst haben.

"By the way" - so sollten alle Fingerhutstempel aussehen!

Ich habe ihn mal für ein nettes Forumsmitglied reserviert, wenn Bedarf besteht. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 22.05.2022 14:15:05 Gelesen: 80855# 542 @  
@ bayern klassisch [#541]

Hallo Ralph,

schönes Stück, die 28 Kreuzer in schwarz kann ich erkennen, die 30 in rot auch, jetzt die Frage das Kritzel unter a von Herrschaft ist das besagte 2 für den Botenlohn.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 22.05.2022 14:32:00 Gelesen: 80852# 543 @  
@ Gernesammler [#542]

Hallo Rainer,

nein, das unter dem "a" ist der Anstrich zur 28. Die 2x CM Botenlohn wurden nicht separat ausgewiesen, sondern, zur Erleichterung für den Boten, gleich in die Gesamtforderung integriert.

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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