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Thema: (?) (668) Postverhältnisse Bayern - Österreich
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bayern klassisch Am: 28.05.2022 14:10:04 Gelesen: 81599# 544 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich 2 KGE - Avise aus Hergatz nach Dornbirn in Österreich, die jeweils mit einer 3 Kreuzer blau frankiert wurden (von der KGE wohlweislich!).





Der 1. datiert vom 11.4.1860 an Mathias Thurnherr und zeigt uns mit Rötel noch einen Cito-Vermerk, der allerdings postalisch keine große Rolle spielte.

Siegelseitig sehen wir den Transit durch Bregenz vom selben Tag und die Ankunft am Folgetag in Dornbirn.

Text: "Es sind wieder 26 Säck Salz hier mit 33 Gulden 3 Kr. Fracht p.p.

Eine Kupferschale oder sonst dergleichen ist nicht dabei.

Freundlichen Gruß!

Gez. Unterschrift."





Der 2. datiert vom 5.5.1862 an denselben Empfänger, jetzt mit dem Text:

"P.P. 25 Säcke Salz sind von Kufstein hier für Sie eingetroffen 31 Gulden 10 Kreuzer.

Hochachtung,

gez. Unterschrift."

Hier hat man großzügig zu einer Bogenecke gegriffen, was die Sache nicht schlechter macht und auch der offene Mühlradstempel 196 ist keine Massenware.

Die KGE in Hergatz hatte also ein Verhältnis mit dem Empfänger in Dornbirn, dass sie ihn umgehend verständigen sollte, sobald für ihn Waren dort angekommen waren. Da ein Portobrief von Hergatz nach Dornbirn 10 Neukreuzer gekostet hätte (paritätisch waren das 7 Kr. rheinisch!), war es natürlich viel günstiger für den österr. Empfänger, wenn er sich mit der KGE kurz schloß und dieser ein Depositum gab, aus dem heraus sie für diese Benachrichtigungen 3 Kr. rh. Marken kaufen konnte (man war ja im selben Haus mit der Postexpedition Hergatz) und somit dem Empfänger 4 Kr. rh. pro Meldung ersparte.

Üblicherweise waren die angekommen Waren innerhalb von 48 Stunden vom Empfänger bei der KGE abzuholen, andernfalls pro Tag eine Lagergebühr erhoben worden wäre. Genau dieser Fall ist mir bis dato noch nicht unter gekommen, man hat sich also gesputet und seine Waren zügigst abgeholt, wohl auch, weil man ihrer dringend bedurfte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 28.05.2022 14:21:08 Gelesen: 81596# 545 @  
Liebe Freunde,





ein Brief aus München vom 6.9.1840 an Bartholomeo Barodi in Genua (Königreich Sardinien) kostete den Absender die hinten notierten 9x (6x plus 3x über 1/2 bis 1 Münchener Loth).

Die Leitung über Österreich nach Sardinien war obligat ("Via di Voghera").

Die sardische Post wog ihn mit 10g (oben links) als schweren Brief und taxierte ihn mit 42 Soldi.

Wer des Französischen gut mächtig ist, kann sich gerne an der Transkription des Inhalts versuchen, mir ist da nicht viel gelungen ... vlt. ist es ja für uns heute noch interessant.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.06.2022 15:06:45 Gelesen: 80027# 546 @  
Liebe Freunde,

ein Brief des Landgerichts Lichtenfels an den Magistrat der Stadt Wien vom 12.5.1836 braucht eine erfahrene, postgeschichtliche Hand, sonst ist er schwer zu interpretieren.

Der Absender versandte ihn als R(egierungs)-S(ache) portofrei in Bayern und notierte sinnlos, aber sicherheitshalber mittig unten: "frey bis zur Grenze".



Zuerst hallt der Beamte Kullmann vorne für die Richtigkeit gezeichnet, dann aber Neuberger, warum auch immer. Aber auf der Siegelseite sehen wir, dass der Absender doch 42 Kreuzer rheinisch bezahlt hatte - dann wäre es aber keine RS gewesen, sondern eine Partei-Sache, also eine P.S.. War der Statuswechsel durch die 2. Unterschrift vorne zu belegen? Ich weiß es leider nicht, weil ich dergleichen bisher noch nicht gesehen habe ...

Weil er wichtig war, stempelte die Aufgabepost mit dem Fingerhutstempel und daneben Chargé, auch wenn der Absender diese Versandart hätte benennen sollen und vergab die lfd. Nr. 255 im Reco-Manual.

An der Grenze angekommen, war es mit der Herrlichkeit der portofreien RS vorbei und Österreich wog ihn als 6. Gewichtsstufe und taxierte ihn mit 1f 24 (unterhalb der Rötel 6, auf die wir noch zu sprechen kommen), also 1 Gulden und 24 Kreuzer Conventionsmünze. Gerechnet wurde in Österreich 14 Kr. CM je halbes Wiener Loth, also 14 + 14 + 14 + 14 + 14 + 14 = 84 Kreuzer CM = 1 Gulden 24 CM.

In Österreich erhielt er die Reco-Nr. 3, das Rötel-Kreuzer und den Zusatz Justizialsache, oder so ähnlich, was aber keinen Einfluß auf das Porto und die Behandlung hatte.

Endlich wurden in Wien am 17.5.1836 6 Kr. CM Bestellgeld notiert, die die Gesamtkosten auf 1 Gulden und 30 Kreuzer CM hätten treiben können. Aber ausweislich eines inneren Gebührenvermerks wurden für den Brief nur Kosten von 1 Gulden 25 Kreuzer CM angesetzt. Damit können die hin und wieder auf solchen Briefen auftauchenden "6x" keine individuelle Botenabrechnung der Briefe sein, sondern wohl eher eine Pauschale.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 09.06.2022 16:43:29 Gelesen: 80020# 547 @  
@ bayern klassisch [#546]

Hallo Ralph,

ich glaube links steht "PS" nicht "RS", vergleiche mit dem R von Residenzstadt, dann macht auch das "frey bis zur Grenze" Sinn.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 09.06.2022 17:32:57 Gelesen: 80013# 548 @  
@ bignell [#547]

Lieber Harald,

du musst mir mal deine Brille leihen, damit ich auch lesen kann, was auf meinen Briefen steht. Ich werde meinen Optiker verklagen. :-)

Vielen Dank für deine Hilfe und liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 14.06.2022 10:40:34 Gelesen: 79624# 549 @  
Liebe Freunde,

ein Brief der Firma Munsch & Sohn aus Linz wurde am 3.8.186? mit folgender Anschrift auf die Reise gebracht: "Wohlgeboren Herrn Herrn Fürtsch im Zukerbäker Hause mit Briefen der Frau Therese Munsch Schliersee Baiern".



Der mit 15 Neukreuzern frankierte Brief durfte bis 1 Loth exkl. wiegen und war über 20 Meilen gelaufen - hinten zeigt er außer dem Siegel der Firma Munsch nichts. Offenbar korrespondierte die Firma Munsch, zu der ich im Internetz nicht viel gefunden habe, mit einer Verwandten in Schliersee dahin gehend, dass sie Briefe von Freunden und Verwandten einsammelte und in einem Kuvert an Herrn Furtsch schickte, in dessen Obhut sie sich wohl befand.

Dergleichen Briefe mit Briefen kenne ich von Österreich ca. ein Dutzend und es wäre schön, mehr darüber zu erfahren bzw. weitere Briefe von/nach dort zu sehen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.06.2022 10:04:18 Gelesen: 79590# 550 @  
Liebe Freunde,

nach dem PV Sachsens mit Bayern vom 1.4.1835, dem Bayerns mit Österreich vom 1.10.1842 und dem Sachsens mit Österreich von 1843 sollten von Sachsen aus die Briefe in geschlossenen Briefpaketen über Hof und Augsburg in Richtung Tirol/Lombardei usw. geleitet werden, wofür Bayern 6 Kreuzer Conventionsmünze als Transitentschädigung bekommen sollte.



Der Brief aus Leipzig vom 24.5.1847 zeigt daher den Leitvermerk "Via Augusta" = Über Augsburg, die Gemeinschaftstaxe Sachsens und Österreichs mit 12 Kr. CM und 4 Kr. CM Zuschlag für den 2. Rayon = 22 Kr. CM Gesamtporto für den Empfänger in Verona.

Am 31.5.1847 kam er an und wurde zugestellt. Dergleichen Briefe sind nicht sehr häufig.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.06.2022 00:01:24 Gelesen: 79146# 551 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Portobrief aus Miltenberg vom 20.4.1843 nach Linz an der Donau im schönen Österreich. Nach dem Vertrag Bayerns vom 1.10.1842 stand Bayern aus gewissen, entfernten Teilen nach Österreich ein Zuschlag allein zu, während das eigentliche Porto halbscheidig zwischen Bayern und Österreich zu teilen war.



Bei einfachen Portobriefe waren das 12 Kreuzer ( x ) Conventionsmünze (immer kassierbar im Land der Ablieferung, daher in CM zu taxieren von der Aufgabepost) Gemeinschaftsporto und 4 x CM nur für Bayern, darzustellen auf Briefen mit 4 x CM im Nenner für Bayern und 12 x CM im Zähler.

Hier hat man in Würzburg, dem vorgesetzten OPA von Miltenberg, den Auslagestempel auf dem Gemeinschaftsporto von 12 x CM abgeschlagen und darunter 4 x CM für Bayern notiert. Die von Miltenberg notierten 16x CM waren falsch, weil ohne den Split der beiden Gebühren Bayern nur die Hälfte von 16 x CM bekommen hätte, also 8 x CM. Richtig war aber die Hälfte von 12 x CM = 6 x CM und die 4 x CM als Zuschlag nur für Bayern, so dass man nun 10 x CM total zu fordern hatte. Auch brachte man in Würzburg noch den B.O.C. - Stempel an, der in Miltenberg nicht geführt wurde.

Einen bayerischen Portobrief in ein Land mit Gemeinschaftsvertrag und Auslagestempel hatte ich zuvor noch nie gesehen. Typisch Bayern eben, jeden Tag was Neues.

Am 23.4.1843 kam er in Linz an und wurde für 16x CM zugestellt. Schön zu sehen, dass es schwarze, rote und blaue Stempel damals gab.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 24.06.2022 19:38:28 Gelesen: 79112# 552 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief vom 29.12.1841 vom Landgericht Buchloe an den "Wohllöblichen Magistrat der K.&.K. Haupt und Residenzstadt" Wien, dort kam der Brief am 2.1.1842 zur Ausgabe und wurde am 5.1.1842 bearbeitet gezeichnet.

Mittig neben dem Datum steht eine 1, welche auf das Gewicht von 1 Loth hinweist, da nichts auf eine Regierungs Sache hinweist wurden Bayrischer Seits 41 Kreuzer Franko notiert, in Österreich strich man diese und teilte auf, auf der Vorderseite 22 Kreuzer bis Grenze für Bayern, auf der Rückseite 26 Kreuzer für Österreich (hoffe das ist richtig).

Was hat es mit den Rötelzahlen 5 Gulden 5 Kreuzer auf sich die unten stehen.

Gestempelt wurde mit Einkreis-Fingerhutstempel von Buchloe (Winkler Nr.9) in rot, verwendet 1840-49, auf der Rückseite der Ankunftsstempel von Wien.

Gruß Rainer



 
bayern klassisch Am: 24.06.2022 23:53:03 Gelesen: 79105# 553 @  
@ Gernesammler [#552]

Hallo Rainer,

dein Brief ist ein bischen schwer zu beschreiben: Er hatte keine Franchise von der Absenderbehörde bekommen, die er eigentlich hätte bekommen sollen. Die Aufgabepost hat ihn aber nicht taxiert; da es den Grenzfrankozwang gab, war er also entweder portofrei bis zur Grenze, oder man hat das Franko nicht notiert (hinten).

Beim Eingang nach Österreich wurde er zuerst mit 14 Kreuzer Conventionsmünze taxiert (unten rechts diese Paraphe waren 14x), diese dann aber wieder gestrichen. Offenbar ging man nach Eingang des Briefes davon aus, dass er portopflichtig war (bis 1/2 Wiener Loth), aber dann muss man interveniert haben und die Post strich ihre Forderung wieder ab. Schon etwas sonderbar.

Ein Gewicht ist nicht angegeben - das hätte man oben links vorne machen müssen und bei 1 Loth (inklusive) hätte er 2 mal 14 = 28 Kreuzer CM gekostet.

Unten rechts vorn steht noch: / 5. Jenn. 842 (für uns heute gar nicht mehr lesbar und verständlich, aber in der damaligen Kanzleisprache bedeutete dies: / 5. Jenner (Januar auf deutsch) 1842 bearbeitet bzw. erhalten (die 1 für das Jahrtausend wurde im 16. bis 19. Jahrhundert oft weggelassen).

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 29.06.2022 18:23:36 Gelesen: 78812# 554 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich ein Damenbriefchen aus Traunstein vom 9.1.1871 mit einer Nr. 23 frankiert unter Chargé nach Salzburg, wo es am Folgetag auch ankam.



Zu den Salzburger Stempeln habe ich aber Fragen: Sonst kenne ich nur einen Stempel von Salzburg, den des Bahnhofs, also SALZBURG. B.H.. Die genaue Stunde kann ich nicht deuten "IX. U." ? Was soll das heißen?

Der 2. Stempel von SALZBURG STADT vom selben Tag zeigt 5. F. für "5 Uhr Früh", also 05.00 Uhr.

Wenn aber der Zug aus Bayern mit der Post nach und über Salzburg einfuhr, hätte doch zuerst der Stempel des Bahnhofs abgeschlagen werden müssen, ehe man die Loco-Briefe in die Stadt brachte, wo sie dann (was ich sonst auch noch nicht gesehen habe) erneut abgestempelt wurden. Von den Stundenangaben wäre es hier aber genau anders herum gelaufen, also zuerst in der Stadt, dann zurück zum Bahnhof.

Kann jemand das erklären, oder begehe ich einen Denkfehler?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 29.06.2022 19:31:25 Gelesen: 78803# 555 @  
@ bayern klassisch [#554]

Lieber Ralph,

der Salzburg-Bahnhof-Stempel wird bei Klein/Rieger (Fortführung des Stempelwerks von Ing. Müller für Ausgaben 1867-90) unter der Nummer 4350a, Stempelform (238) aEe (Einkreisstempel in Antiqua ohne Jahreszahl mit Expeditionsangabe) geführt, und witzigerweise auf Seite 63 mit genau der Expeditionsangabe "IX. U." abgebildet, wofür das U steht, ist aber nicht angeführt, ich denke Abkürzung für Uhr, also 9 Uhr.

Wenn man genau wüsste wo der Herr Gewerkschaftsinspektor sein Büro hatte, würde man sich leichter tun, so kann ich nur vermuten, es war in der Nähe des Bahnhofs, der Postsack wurde an das Hauptpostamt geliefert, um 5 Uhr geöffnet, die Briefe aufgeteilt, und Dein Brief hat vier Stunden später das Bahnhofspostamt erreicht und wurde dort zugestellt.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 29.06.2022 19:38:25 Gelesen: 78801# 556 @  
@ bignell [#555]

Lieber Harald,

ich danke dir für deine Recherche - dann wird es so gewesen sein und ich übernehme das als Beschreibung 1 zu 1.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 01.07.2022 11:59:50 Gelesen: 78774# 557 @  
Liebe Freunde,

großen Unmut brachte die Tatsache mit sich, dass an sich portofreie Dienstbriefe, also Regierungs-Sachen (R.S.) zwar von den bayerischen Aufgabeposten kostenlos zur Grenze geleitet wurden, aber in Österreich mit der jeweiligen Entfernungs- und Gewichtstaxe belegt wurden. Das war sicher nicht im Sinne des Erfinders, aber die Regel.





Um genau dies zu vermeiden, notierte das Kreis- und Stadtgericht München am 18.2.1841 auf einem Brief an den Wiener Magistrat unten links: "Mit Beylage. Dienstsache durchaus portofrey".

Und, oh Wunder, Österreich erbarmte sich ob dieses Satzes, fügte ein liegendes X als Zeichen der Freiheit von Abgaben bei und auch der Ankunftsstempel von Wien dokumentiert mit seiner roten Farbe die Akzeptanz der Portofreiheit (portopflichtige Schreiben wurden in schwarzer Farbe ankunftgestempelt).

Die zahlreichen Ziffern und Zahlen auf dem Brief vorne und hinten dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass er tatsächlich beiderseits portofrei belassen wurde. Viele Briefe dieser Art kenne ich nicht und weil der Briefkopf des Absenders so schön ist, will ich ihn euch nicht vorenthalten. Man vergleiche diesen mal mit heutiger, eingehender Dienstpost.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 03.07.2022 13:04:04 Gelesen: 78745# 558 @  
Liebe Freunde,

zwei Waren machten sich hier auf den Weg von Augsburg nach Sainihåns (St. Johann in Tirol), die in meinen Augen unterschiedlicher kaum sein können:




In der Rechnung sind aufgeführt:

2 Ballen Java Caffe Netto 226 ct @ ÖWf (ÖWf = Österreichische Währung Florin = Gulden) 53 = 119 Gulden 78 Kreuzer

1 Faß Petroleum Netto 229 ct @ 17,5 = 40 Gulden 7 Kreuzer (hier hat man sogar den halben Kreuzer abgerundet, 2,29 x 17,5 = 40,075 Gulden)

Vermerk: "In oesterreichischen Banknoten zalbar."

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 03.07.2022 13:22:24 Gelesen: 78742# 559 @  
@ bignell [#558]

Lieber Harald,

da hatte der Augsburger Reisende einen guten Job gemacht, wenn gleich 2 Aufträge durch ihn herein gekommen sind.

Damals wurde aus Höflichkeitsgründen immer abgerundet und "zahlbar in Oesterreichischer Währung" bedeutete, dass das Handelshaus in Augsburg viele Kunden in Österreich hatte, sonst hätten sie auf rheinische Währung bestanden. Auch schön, so etwas mal zeigen zu können.

Liebe Grüsse und danke fürs Zeigen und Beschreiben,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 15.07.2022 17:35:25 Gelesen: 77066# 560 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine mit 9x CM frankierten einfachen Brief aus Wien über 20 Meilen unter 1 Loth nach Kitzingen am Main "via Leipzig" vom 6.6.1857. Wer weiß ich nicht, aber wohl noch in Österreich präzisierte einer mit "Baiern" in Rötel das Zielland. 2 Tage später war der Brief am Ziel.



Heute wären das auf der Autobahn 590 km, damals aber bei der Leitung über Bodenbach und Leipzig fast 1.000 km, das war schon eine tolle Leistung (zumal die Bahn nur bis Schweinfurt lief) - aber er war halt zuvor nicht auf der Kutsche und nur so waren diese für die damalige Zeit atemberaubenden Zustellungen möglich.

Die Vermerke "via Leipzig", "via Prag", "via Bodenbach" usw. sagten alle das gleiche aus - nicht direkt versenden, sondern von Wien aus über Prag, Bodenbach, Dresden, Leizpig, Plauen und Bamberg nach Bayern zu instradieren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.07.2022 09:21:55 Gelesen: 76047# 561 @  
Liebe Freunde,

nach erfolgreichem Ausgang des Krieges von 1807/71 (war immer man unter "erfolgreich" konkret auch verstehen möchte bei einem Krieg), wurden die neu dazu gewonnenen Territorien Reichsgebiete. In Folge dieser Entscheidung wurde in diesem Süddeutschland gegenüber liegendem Raum auch nicht die Kreuzerwährung initialisiert, sondern gleich die "Reichswährung", also Thaler und Groschen.



Ein Brief aus dem ehemaligen Frankreich Guebwiller kostete somit im 1. Gewicht 1 Groschen und ich freue mich besonders einen zeigen zu können, der über Bayern nach Österreich, hier: Wien, am 1.9.1873 gelaufen war, denn die Leitung erfolgte vom Groschengebiet des Dt. Reichs über das Kreuzergebiet des Dt. Reichs, über das Kreuzergebiet Württembergs, das Kreuzergebiet Bayerns in das Neukreuzergebiet Österreichs.

Wenn ich jetzt noch ein Pendant aus Österreich über Bayern nach Elsaß-Deutsch-Lothringen fände, wäre das natürlich auch nicht zu verachten. Immerhin war der Brief in 2 Tagen in der Haupt- und Residenzstadt Österreichs angekommen - heute unvorstellbar.

Auch die Korrespondenten sparten sich Geld durch die historischen Ereignisse, kostete doch zuvor ein Brief aus Frankreich nach Österreich ein Porto 8 Decimes bzw. 25 Neukreuzern. Da war der Groschen schon mager ausgefallen im Vergleich zu diesen Gebühren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 24.07.2022 10:35:09 Gelesen: 76035# 562 @  
@ bayern klassisch [#561]

Lieber Ralph,

da war wohl einer der beiden Stempel falsch eingestellt, denn der Gebweiler-Stempel zeigt das Datum "1 9", der Wiener Schnallen-Stempel "11-1 M | WIEN | 3 - XI | 73" zeigt November. "11-1 M(ittags)" ist die Uhrzeit.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 24.07.2022 10:46:02 Gelesen: 76032# 563 @  
@ bignell [#562]

Lieber Harald,

ich habe mich auch gewundert und halte es für möglich, dass statt XI eher IX hätte in Wien gesteckt werden sollen, aber wissen werden wir es nie, weil es keinen Inhalt mehr gibt.

Da merkt man halt, wer sehr gut aufpasst. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 24.07.2022 11:14:12 Gelesen: 76025# 564 @  
@ bayern klassisch [#563]

Lieber Ralph,

ich sehe das eher umgekehrt, bei welchem Stempel fällt die falsche Monatseinstellung schneller auf und wird korrigiert? Gebweiler-Stempel am ersten des Monats, vielleicht der erste Brief nach der Umstellung, da kann so ein Fehler vorkommen. Dass der Wien-Stempel zweieinhalb Tage unbemerkt falsch eingestellt war (der Monat wird ja nicht jeden Tag neu gesteckt), glaube ich nicht. Ohne den Inhalt wird man es nie genau wissen, aber ich würde auf den Gebweiler-Stempel tippen.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 24.07.2022 11:16:33 Gelesen: 76023# 565 @  
@ bignell [#564]

Lieber Harald,

deine Argumentation hat was für sich, danke fürs Schildern.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 24.07.2022 21:30:30 Gelesen: 75958# 566 @  
Lieber Ralph,

dieser Beleg wirft für mich zwei Fragen auf:





Anschrift: Von dem Herzogsch. d. Coburgsch. Justiz Amt zu Rodach den Wohllöbl. Magistrat der Residenzstadt Wien

1) wurde der Brief als Teilfranko "frey bis an die Grenze" aufgegeben, hat aber ein Franco-Kreuz (statt dem schrägen Strich für Teilfranko) - warum?

2) wurde der Stempel RODACH nachgemalt und durchgestrichen, hat das einen Grund oder war das nur eine Spielerei?

Danke,
harald
 
bayern klassisch Am: 25.07.2022 10:20:33 Gelesen: 75869# 567 @  
@ bignell [#566]

Lieber Harald,

dein schöner Brief aus Rodach ist kein bayerischer Dienstbrief, sondern zu Thurn und Taxis gehörig. Auch das heute bayerische Kronach (Cronach) war damals noch nicht bayerisch und kam erst später zu Bayern.

Die 18x rheinisch hatte die Absenderbehörde bezahlt, wie es auch vorne steht. Im Inneren des Briefes lese ich, dass man etwas von den Wiener Kollegen wollte und sich erbot, hierfür alle Kosten zu übernehmen.

Welche Gebühr die 3x CM haben sollte, weiß ich nicht - Auslandsbriefe dieser Zeit kosteten für die weite Strecke von der böhmischen Grenze bis Wien einfach (bis 1/2 Wiener Loth) schon 14x CM. Ob es ein Wiener Botenlohn war, der da notiert wurde, weiß ich nicht, weil die Wiener Botenlöhne zu erklären keine einfache Sache ist und ich in der Sekundärliteratur schon Widersprüchliches gelesen habe und ich hatte schon mindestens etwa 5.000 Dienstbriefe aus Bayern nach Wien in Händen.

Warum man (wer?) den Stempel von Roda strich, oder nachmalte, weiß ich nicht. Rechts steht Asch, das war ein österreichischer Grenzpostort. Aus dieser Ecke gibt es bayer. Briefe (selten!!), die auch als Dienstbriefe über der Grenze aufgegeben wurden, um sich Gebühren zu sparen. Ob das auch hier so war, kann ich nicht sagen, aber der Zusatz "Asch" siehr für mich authentisch aus.

Die Sache mit dem liegenden X vorn bzw. der Hälfte davon zur Demonstration, dass der Brief teil- bzw. vollfrankiert ist, hat man gehalten, wie man lustig war. Auch in Zeiten des österreichischen Grenzfrankozwangs (bis 1842 mit Bayern, bis 1843 mit Thurn und Taxis) finden wir viele Briefe, die gar nicht voll frankierbar waren mit dem liegenden X, während andere, die später ganz frankiert worden waren, nur einen Diagonalstrich zeigen.

Leider habe ich dir da nicht 100%ig helfen können - vlt. kann es einer, der mehr Ahnung von Thurn und Taxis - Österreich hat.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 25.07.2022 12:11:34 Gelesen: 75856# 568 @  
@ bayern klassisch [#567]

Lieber Ralph,

vielen Dank für Deine Infos, das macht schon viel klarer. Da der Brief von 1842 ist und Rodach zu T&T gehörte, galt Grenzfranko, das hier mit 18x offenbar entrichtet wurde (kenne zwar die "Taxis-Taxen" ;) nicht, aber 18x ist nicht wenig, das Franko-Kreuz - das eigentlich ein Schrägstrich sein sollte - bestätigt das wohl).

Die 3x interpretiere ich auch als Botenlohn, vielleicht ist der Brief später am Tag in Wien eingelangt, und es wurde ein eigenen Bote geschickt, da der Brief ohnehin schon ewig unterwegs war für damalige Verhältnisse (aufgegeben 2. Juli, in Wien eingelangt 8. Juli) - vielleicht auch der Grund warum am Rodach-Stempel herumgemalt wurde, wollte man eventuell den 7. Juli basteln um die Verzögerung zu vertuschen? Wohl eher nicht, wird wohl keinen gekratzt haben, dass der Brief 6 Tage unterwegs war statt der üblichen ein bis zwei.

Aber das wichtigste dabei für mich ist, dass es sich um eine Grenzfranko handelt und das Frankokreuz falsch ist, hatte schon gezweifelt ob ich da was falsch verstanden habe.

Vielen Dank und liebe Grüße,
harald
 

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