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Thema: Sondertarife im Grenzbereich Deutschland, Österreich, Schweiz
Jürgen Witkowski Am: 15.11.2008 22:01:20 Gelesen: 104124# 1 @  
Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass es im Grenzbereich von Deutschland, Österreich und der Schweiz möglich ist, bestimmte Postsendungen zu ermäßigtem Porto laufen zu lassen. Nun habe ich dazu auch zwei passende Stempel gefunden, die jeweils unten das Wort "Sondertarif" aufweisen.

Wer kann ein paar erklärende Worte dazu schreiben?


Karte aus dem österreichischen Kleinwalsertal nach Hettenleidelheim in Rheinland-Pfalz


Brief aus Büsingen am Oberrhein nach Muttenz in der Schweiz

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Henry Am: 16.11.2008 17:14:57 Gelesen: 104102# 2 @  
@ Concordia CA [#60]

Ich versuche mal die Erklärung:

Die Sondertarife sind in den sogenannten Zollausschluß- bzw. Zollanschlußgebieten angesiedelt. Hierbei handelt es sich um Gebiete, die staatshoheitlich zu Staat A, zollhoheitlich aber zu Staat B gehören. In diesem Fall wäre das Gebiet für Staat A ein Zollausschlußgebiet, für Staat B aber ein Zollanschlussgebiet.

In der Beziehung Österreich-Deutschland dreht es sich um das Kleinwalsertal. Österreichisches Gebiet, das aber so von Bergen umgeben ist, dass es per Straße nur von Deutschland erreicht werden kann, wirtschaftlich somit mehr von Deutschland abhängig ist als von Österreich. Zur Zeit der unterschiedlichen Währungen ein wichtigerer Tatbestand als bei der einheitlichen Währung.

Für Sendungen nach Österreich galten österreichische Inlands-Porti, nach Deutschland deutsche Inlandsporti. Seit 01.11.2005 gelten nur noch österreichische Posttarife. Mit dem Beitritt Österreichs zur EU wurde das Zollausschlussgebiet Kleinwalsertal aufgelöst. Es kann nur noch mit österreichischen Marken frankiert werden, was ausdrücklich auf den Briefkästen vermerkt wurde, wie ich vor nicht allzu langer Zeit selbst feststellen konnte.

Der Ort Büsingen liegt im Landkreis Konstanz und ist von Schweizer Kantonen umgeben, ist also eine deutsche Exklave. Büsingen ist also Schweizer Zollanschlussgebiet, aber kein EU-Zollgebiet, es gelten aber die deutschen Postwertzeichen.

Bei der Höhe des Sondertarifs bin ich mir nicht sicher, aber ich vermute, dass die Höhe des Schweizer Briefporto als deutsche Euro-Frankatur angewandt wird, was durch die Währungsunterschiede zu einer von Deutschland unterschiedlichen Portohöhe führt.

mit philatelistischem Gruß
Henry

Vielleicht hilft das fürs erste.
 
Kalmimaxiss Am: 17.11.2008 19:24:42 Gelesen: 104072# 3 @  
Jungholz in Tirol, gehört auch zu den ehemaligen Gebieten mit Sondertarifen.

wie ich es verstehe, gelten immer noch die Sondertarife...

Hier Auszug aus der HP der österreichischen Post:

Ferienland Österreich: Kleinwalsertal

Das Kleinwalsertal sowie der Ort Jungholz in Tirol sind Zollausschlussgebiete. Diese Bereiche sind zwar österreichisches Staatsgebiet, aber von österreichischer Seite nur sehr schwer erreichbar. Sie sind daher dem deutschen Wirtschaftsgebiet angeschlossen und hatten auch (bis zur Einführung des Euro) deutsche Währung.

Für die (österreichischen) Postämter des Kleinwalsertales, Riezlern, Hirschegg und für Jungholz in Tirol gelten für Sendungen nach Deutschland die deutschen Inlandsgebühren. In verschiedenen Übereinkommen wurden der Sondertarif und andere Ausnahmeregelungen vereinbart. Die Postämter haben sowohl österreichische als auch deutsche Postleitzahlen.

Diese Sonderstellung hat dem Kleinwalsertal einen beachtlichen Bekanntheitsgrad verschafft, was für den Fremdenverkehr sehr förderlich ist.

Die erste urkundliche Erwähnung des Tales stammt von 1059, als Kaiser Heinrich IV. das Gebiet dem Bischof Heinrich von Augsburg schenkte.

Die Einwanderung der Walser aus dem Schweizerischen Oberwallis begann um 1270. Die ersten Häuser entstanden in Mittelberg, am Fuße des Zwölferkopfes. Der erste Fuhrweg nach Oberstdorf wurde 1423 gebaut.
 
Jürgen Witkowski Am: 17.11.2008 20:39:55 Gelesen: 104063# 4 @  
@ Henry [#30]
@ Kalmimaxiss [#3]

Vielen Dank für Eure Beiträge. Ich habe inzwischen auch eine längere Abhandlung bekommen, die Eure Ausführungen bestätigt. Das scheint mir ein interessantes. kleines Sammelgebiet zu sein. Vielleicht haben andere Mitglieder von Philaseiten.de noch Belege, die sie in diesem Zusammenhang zeigen können.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
doktorstamp Am: 18.11.2008 19:22:58 Gelesen: 104034# 5 @  
@ Concordia CA [#4]

Lieber Jürgen

Hierzu wird im Michel Postgebühren Handbuch einiges erörtert. Man muß es nur suchen.

Im Prinzip mit angrenzenden Ländern galten oft die Inlandstarife bis zu 30 km in das Ausland.

mfG

Nigel
 
wp1970 Am: 30.11.2008 17:37:52 Gelesen: 103963# 6 @  
Hallo Concordia CA,

zu diesem Thema gibt es ein sehr interessantes "Büchlein", ist um € 7,50 bei http://www.voeph.at zu bestellen.

Gruß Wilma
 


wp1970 Am: 30.11.2008 17:48:28 Gelesen: 103962# 7 @  
Beisteuern kann ich diese Karte gelaufen am 13.06.2005 mit dem Sondertarifstempel von Riezlern mit einem rechten Eckrandstück mit Bogennummer der Ergänzungsmarke zu € 0,45.

Übrigens mit 01.11.2005 hat die österreichische Post den Sondertarif in das Zollausschlussgebiet beendet. Es ist also ein abgeschlossenes Sammelgebiet. Material dazu gibt es genug. Belege lassen sich auf Tauschtagen in den € 1,00 Wühlkisten finden.
 


wp1970 Am: 30.11.2008 18:03:52 Gelesen: 103960# 8 @  
Und hier noch ein Brief vom 28.07.1982 mit einer 5,60 Schilling Marke der Dauerserie "Schönes Österreich" mit dem Sondertarifstempel von Riezlern nach Berlin.

Die 5,60 Schilling waren also 0,80 DM für einen deutschen Inlandsbrief. Leider fehlt mir die Information, ab wann bis dieser Tarif gültig war bzw. wann er endete. Bitte um Info. Danke.

Gruß Wilma
 


JFK Am: 31.12.2009 18:35:19 Gelesen: 103065# 9 @  
@ Concordia CA [#4]

Hallo Jürgen,

was lange währt ...

Umzugsbedingt, verknüpft mit einer beruflichen Neuorientierung komme ich nur langsam dazu, meine Umzugskartons aufzuarbeiten. Gerade fielen mir einige Belege vom Kleinwalsertal in die Hände. Bisher hat noch keiner Maschinenwerbestempel dieses Postsondertarifgebietes gezeigt.

1) Hirschegg 20.8.1959, mit Maschinenwerbestempel " Hirschegg der gepflegte Kurort 1150 m -Postsondertarif - " mit Portostufe 60gr. nach Hann Münden



2) Riezlern 10.7.1972, mit Maschinenwerbestempel " mit Kanzelwandbahn 1100 - 2000 m - Postsondertarif - " mit Portostufe 2,10 S. nach Kassel



Beste Grüße und ´nen charmanten Rutsch
Jürgen
 
Lars Boettger Am: 01.01.2010 11:56:33 Gelesen: 103039# 10 @  
@ Concordia CA [#60]

Hallo Jürgen,

wer es im Grenzbereich gerne klassisch mag, dem sei das Buch von Rainer Linden "Grenzrayon", erschienen bei Arbeiter in Bamberg empfohlen.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
JFK Am: 04.01.2010 14:02:36 Gelesen: 102977# 11 @  
@ JFK [#9]

Noch ein paar weitere Maschinenwerbestempel aus dem Kleinwalsertal aus den 70er Jahren

3) Riezlern Portostufe 2,80 ÖS, nachgesandt



4) Riezlern Portostufe 2,80 ÖS, nach Osnabrück codiert 1



5) Riezlern Portostufe 2,80 ÖS, nach Osnabrück codiert 3



Beste Grüsse
Jürgen
 
stephan.juergens Am: 30.01.2011 18:30:26 Gelesen: 101224# 12 @  
@ Concordia CA [#60]

Hallo Jürgen,

anbei ein Fund aus Loosdrecht von diesem Wochenende. Es scheint wohl mehrere diese Brief zu geben, der meinige zeigt eine handschriftliche 8. in der rechten unteren Ecke.

mit Sammlergrüßen
Stephan


 
Baber Am: 07.10.2012 18:18:47 Gelesen: 95876# 13 @  
Sondertarif ZAG Kleinwalsertal

Bekanntlich galten die deutschen Inlandsgebühren, umgerechnet in Schilling nur für Sendungen in Bundesrepublik, nicht aber für Sendungen in die DDR, für die die normalen Auslandsgebühren fällig waren.

Wie man das (hier sicher ungewollt) umgehen konnte, zeigt diese Karte, die zum Sondertarif 2,10 S = 30 Pfg nach 3592 Bismark/DDR verschickt wurde. Leider hat der Absender das X vor der Postleitzahl vergessen, sodass die Karte erst nach 3592 in der BRD ging, dort mit "unvollständige Postleitzahl führte zu einer Fehlleitung" gestempelt und dann mit dem hinzugefügten X vor der Postzahl dem richtigen Empfänger in der DDR zugestellt wurde.



Gruß
Baber
 
Baber Am: 08.10.2012 15:48:58 Gelesen: 95802# 14 @  
@ wp1970 [#8]

Hallo Wilma,

der Tarif 5,60 S für einen Brief in die Bundesrepublik galt genau so lange wie die 80 Pfg in der Bundesrepublik galten, also vom 1.7.1882 bis zum 30.3.1989. Es wurden ja immer die Deutschen Briefgebühren zum jeweiligen Wechselkurs in Schilling umgerechnet, in dieser Zeit 1:7.

Gruß
Baber
 
volkimal Am: 10.10.2012 18:00:31 Gelesen: 95738# 15 @  
Hallo zusammen,

vor über 30 Jahren gab es in unserer Briefmarkenjugendgruppe fragen zum Postsondertarif. Damals war es nicht so einfach wie heute Informationen dazu zu bekommen. Also habe ich einfach an die Postämter in Mittelberg (Kleinwalsertal) und Jungholz (Tirol) geschrieben und um Informationen gebeten. Hier zunächst der Brief und die Antwort aus Mittelberg. Der Brief ist mir 1978 entsprechend unserer Postsache als Postdienst zugeschickt worden. Zusätzlich hat man mir einmal beide Stempel des Ortes zum Vergleich nebeneinander abgeschlagen.





Der Stempel aus Jungholz folgt demnächst.

Viele Grüße
Volkmar
 
Wachauer Am: 14.10.2012 11:55:12 Gelesen: 95649# 16 @  
Für die damals verwendeten Automaten wurden für die Zollausschlussgebiete Kleinwalsertal und Jungholz eigene Markentäschchen aufgelegt, bei denen zum Unterschied zu den österreichischen Täschchen die deutschen Postgebühren aufgedruckt waren.



Markentäschchen für den Postosatz 1.7.1982 bis 31.3.1989 (gelber Karton) und
Markentäschchen für den Portosatz 1.4.1989 bis 31.12.1989 (hellblauer Karton)

Herzliche Sammlergrüße
Gerhard
 
volkimal Am: 14.10.2012 12:12:25 Gelesen: 95640# 17 @  
Hallo zusammen,

wie angekündigt die beiden Stempel aus Jungholz in Tirol:



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.11.2012 18:06:37 Gelesen: 95275# 18 @  
Hallo zusammen,

einen Stempel aus dem Kleinwalsertal habe ich noch. Diesmal zur Abwechselung ein Absenderfreistempel. Das Verkehrsamt in Riezlern hatte so ein großes Postaufkommen mit der Bundesrepublik, dass sich dafür die Anschaffung eines eigenen Absenderfreistempels lohnte.



1977 betrug das Deutsche Inlandsporto für eine Drucksache 30 Pfg. Mit dem Faktor sieben in Groschen umgerechnet sind das 210 Groschen (vergleiche Beitrag [#62]).

Wie viele AFS mit dem Zusatz "Sondertarif" hat es wohl gegeben? Ich kenne nur diesen einen.

Viele Grüße
Volkmar
 
DL8AAM Am: 26.03.2013 20:07:32 Gelesen: 93860# 19 @  
Leider kein "Sondertarif" aber zumindest wird bei den neuen österreichischen Entgeltbezahlt-Vermerken ("Bar freigemacht") immer noch der Zusatz 'Kleinwalsertal' hinzugefügt, ob das noch eine 'echte' Notwendigkeit oder nur eine Art von 'Hallo, wir fühlen uns immer noch als etwas besonderes'-Werbemarke darstellt, kann ich auf die Schnelle nicht sagen - aber trotzdem 'zur Komplettierung':



Deckblatt einer Katalogsendung des Absenders "Kleinwalsertal Tourismus eGen" mit Sitz in 6992 Hirschegg (März 2013).



PPI (Postage Paid Incidia) "Bar freigemacht" beim Postamt 6991 Riezlern.

Gruß
Thomas
 
volkimal Am: 07.05.2013 14:43:02 Gelesen: 93411# 20 @  
Hallo zusammen,

bisher wurden in diesem Thema nur die Sondertarife zwischen Deutschland und einem der beiden Länder Österreich (Kleinwalsertal) oder der Schweiz (Büsingen) behandelt. Zwischen Österreich und der Schweiz gab es aber auch Sondertarife bei der Post im Grenzkreis:



In der Schweiz galten für Postkarten die folgenden Tarife: Inland 10 Rappen, Grenzkreis 15 Rappen und Ausland 25 Rappen.

Nach Michel: Der Grenzkreis beinhaltet den Postverkehr bis ca. 10 km ins Landesinnere aller Anliegerstaaten..

Laut Absenderangabe und nach dem Stempel in der Mitte ist die Karte in Zürich aufgegeben worden. Dementsprechend scheint es egal gewesen zu sein, wo die Post in der Schweiz aufgegeben worden ist - Hauptsache der Empfänger wohnte im Grenzbereich.

Der Stempel in der Mitte wurde zwischen den beiden Marken abgeschlagen. Um was für eine Art von Stempel handelt es sich?

Viele Grüße
Volkmar
 
Marcel Am: 22.07.2013 09:03:08 Gelesen: 92529# 21 @  
@ Baber [#60]

Sondertarif ZAG Kleinwalsertal

Bekanntlich galten die deutschen Inlandsgebühren, umgerechnet in Schilling nur für Sendungen in Bundesrepublik, nicht aber für Sendungen in die DDR, für die die normalen Auslandsgebühren fällig waren.


Hallo !

Wie verhielt sich das 1956 ? Habe hier eine Karte aus Hirschegg die in die DDR nach Pregelmühle (Mukrena - heute Ortsteil von Könnern im Harzvorland) gelaufen ist.

Wie hoch hätte das Porto denn sein müssen für den Auslandsverkehr, denn wenn ich die Beiträge hierzu richtig verfolgt habe ist auf meiner Karte die Inlandsgebühr?



schöne Grüße
Marcel
 
Baber Am: 22.07.2013 10:10:32 Gelesen: 92520# 22 @  
@ Marcel [#64]

Hallo Marcel,

wenn auch 1956 die DDR schon ausgenommen war, was ich nicht genau weiß und worüber ich auch noch keine Informationen gefunden habe, dann ist diese Karte dem Postler wohl durchgerutscht. Streng genommen hätte sie eigentlich 1,45 S kosten müssen.

Gruß
Baber
 
Marcel Am: 22.07.2013 15:51:35 Gelesen: 92500# 23 @  
@ Baber [#22]

Danke für die Info! Vielleicht wurde die DDR von Österreich 1956 noch nicht als souveräner eigenständiger Staat akzeptiert und das daher die Inlandsgebühr ausreichend war. Wer weis!

schöne Grüße
Marcel
 
Baber Am: 23.07.2013 21:42:38 Gelesen: 92455# 24 @  
@ Marcel [#23]

Diese Vermutung hatte ich auch, dass die DDR erst "Ausland" wurde, als Österreich die DDR als eigenen Staat anerkannt hat, das war Ende 1972. Aber bestätigen konnte mir diesen Zusammenhang mit dem Sondertarifporto bisher niemand.

Gruß
Baber
 
Wachauer Am: 18.11.2013 19:50:36 Gelesen: 91168# 25 @  
@ Baber [#22]

Das Porto für Poststücke aus dem Zollausschlussgebiet in die Bundesrepublik und nach Westberlin, bis 17.12.1974 und dann wieder ab 1.7.1990 auch in die DDR, wurde nach deutschen Inlandsgebühren, aber in Schillingwährung, berechnet.

Quelle: Herbert Kotal "2. Republik - Die Gebühren der Briefpost"

Herzliche Sammlergrüße
Gerhard
 
Baber Am: 19.11.2013 08:54:24 Gelesen: 91130# 26 @  
@ Wachauer [#25]

Hallo Gerhard,

das Buch von Herrn Kotal habe ich auch und es ist fast täglich bei mir im Gebrauch. Den Passus über den Sondertarif hatte ich noch nicht genau gelesen.

Wenn man das richtig interpretiert, wäre der Sondertarif bis 17.12.1874 auch für die DDR gültig gewesen und dann nicht mehr bis zur Wiedervereinigung? Wenn das so ist, würde mich der Grund interessieren und ich habe Herrn Kotal dazu angeschrieben.

Gruß
Bernd
 
Wachauer Am: 19.11.2013 22:11:54 Gelesen: 91082# 27 @  
@ volkimal [#18]

Wie viele AFS mit dem Zusatz "Sondertarif" hat es wohl gegeben? Ich kenne nur diesen einen.

Originalbelege habe ich dazu leider nicht (ist auch nicht mein Sammelgebiet) - aber aus der Literatur kann ich die Frage versuchen teilweise zu Beantworten:



Quelle: "Geschichte des Postwesens der Gemeinde Mittelberg/Kleinwalsertal" von Ferdinand F. Heinisch.

Herzliche Sammlergrüße
Gerhard
 
volkimal Am: 05.01.2014 12:26:45 Gelesen: 90556# 28 @  
@ Wachauer [#27]

Hallo Gerhard,

herzlichen Dank für die Info. Irgendwie habe ich sie letztes Jahr übersehen. In den Beiträgen [#62] bzw. [#17] habe ich aus Mittelberg und Jungholz jeweils die Stempel mit der österreichischen und deutschen Postleitzahl im Vergleich gezeigt. Heute habe ich das erste mal einen Beleg gesehen, bei dem beide Stempel aus Hirschegg ganz regulär abgeschlagen wurden:



Der postlagernde Brief aus Andelfingen (Schweiz) kam am 22.08.1986 in Hirschegg an. Als Ankunftsstempel wurde natürlich der Stempel mit der österreichischen Postleitzahl abgeschlagen. Da der Brief nicht abgeholt wurde, ging er am 15.09. an den Absender zurück. Da der Absender aber in Deutschland wohnte, musste diesmal der Stempel mit der deutschen Postleitzahl verwendet werden.

Viele Grüße
Volkmar
 
Baber Am: 27.02.2014 14:59:54 Gelesen: 90069# 29 @  
Wegfall des Sonderportos Kleinwalsertal für Sendungen in die DDR

Das Porto für Postsendungen aus den österr. Zollauschlussgebieten Kleinwalsertal und Jungholz in die Bundesrepublik wurden von 1951-2005 nach dem deutschen Inlandstarif, umgerechnet in Schilling bzw. in österr. Euromarken berechnet. Bis zum 12.12.1974 galt das auch für Sendungen in die DDR, dann nicht mehr bis zur Wiedervereinigung am 1.7.1990, was man mit zahlreichen Naschportobelegen aus dieser Zeit belegen kann.



Warum das so war, konnte mir bisher kein Kleinwalsertal-Spezialist erklären, betrachtete doch die BRD bei den Postgebühren bis zur Wiedervereinigung die DDR als Inland. Auch Herbert Kotal in seinem detailliertem Buch über die Gebühren der Briefpost der 2. Republik weist zwar auf die Tatsache hin, aber ohne nähere Begründung.

Kürzlich fand ich im Internet eine Email-Adresse des Postamtes Riezlern. Ich sandte sofort meine diesbezügliche Anfrage dahin, in der Hoffnung dass vielleicht ein pensionierter Kollege sich noch an die Anweisung von 1974 erinnern kann. Die Email landete aber nicht in Riezlern sondern bei der Zentrale in Wien, von wo immerhin ein kleiner Hinweis kam. Die freundliche Mitarbeiterin im Archiv fand zwar keine Verordnung über den Briefverkehr aber dafür eine für den Paketverkehr aus dem Jahre 1974 auf Grund der „Änderung der Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland“. Die weist auf den Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR hin, der 1972 geschlossen wurde und im Artikel 7 aussagt, dass besondere Verträge über die Regelung des Postverkehrs getroffen werden. Diesen Vertrag über den Postverkehr, der Ende 1973 in Kraft getreten sein soll, konnte ich im Internet bisher nicht finden. Weiß jemand darüber mehr bzw. wie sich dass auf Österreich ausgewirkt hat?

Gruß
Baber
 
drmoeller_neuss Am: 27.02.2014 15:40:44 Gelesen: 90050# 30 @  
Ich gehe davon aus, dass das neutrale Österreich der offiziellen Linie der DDR gefolgt ist, die mit der neuen Verfassung im September 1974 endgültig von der "deutschen Nation" abgeschworen hat, und auf die eigene Souveränität als Staat DDR gepocht hat. Damit war die DDR nicht mehr Teil Deutschlands.

Ab Januar 1974 mussten auch alle DDR-Autos das internationale Autokennzeichen "DDR" tragen, anstatt "D".
 
Baber Am: 05.05.2014 11:46:49 Gelesen: 89360# 31 @  
Wer kann diese Nachgebühr erklären ?

Diese Postkarte wurde am 13.2.1979 von Riezlern nach Berlin-West geschickt.

Das Porto betrug damals 50 Pfg = 3,50 S. Die Briefmarke war gültig und wurde ordnungsgemäß abgestempelt.

Warum also Nachgebühr?



Gruß
Baber
 
abrixas Am: 05.05.2014 12:02:04 Gelesen: 89348# 32 @  
Könnte der Absendeort eine Erklärung liefern? Riezlern liegt, wenn ich mich recht erinnere im Kleinwalsertal, was ein "Sondergebiet" war.

Gerade gegoogelt:

Kleinwalsertal und Jungholz
Postalisch galt bei der Post ein Sondertarif.
Für Sendungen nach Österreich galten die Inlands - Porti der österreichischen Post, für Sendungen in die BRD die Inlands-Porti der bundesdeutschen
Post.
Ab 01.03.1982 jedoch Fernverkehr CEPT.

Alle Postämter führten zwei Stempel, einen mit österreichischer Postleitzahl und einen zweiten mit deutscher Postleitzahl.
 
Baber Am: 06.05.2014 17:02:19 Gelesen: 89246# 33 @  
@ abrixas [#32]

Der Absendeort ist im Kleinen Walsertal und der Sondertarif nach Deutschland ist richtig. Daher die Frage, warum Nachporto.

Der Sondertarif für Sendungen aus den österreichischen Zollauschlussgebieten galt übrigens bis zum 31.10.2005; auch wenn es Zeiten gab, wo der CEPT Tarif günstiger war. Dieser galt ja nur für Standardsendungen.

Schwerere Briefe und Zusatzleistungen (Einschreiben, Express) waren dann immer noch günstiger nach dem Sondertarif.

Gruß
Baber
 
JFK Am: 07.05.2014 22:58:00 Gelesen: 89197# 34 @  
@ Baber [#31] und [#33]

Der Sondertarif galt meines Wissens nur für Post in die BRD. Berlin 46 (Mitte) dürfte zur DDR gehört haben. Wie allerdings die 64 Pf Nachgebühr zustande kamen?

Der Posttarif von Österreich ins Ausland betrug 5 Schilling für nicht CEPT-Staaten, also 1,50 S. unterfrankiert. Die 64 Pf würden also dem (umgerechnet) 3-fachen Fehlbetrag entsprechen. Es darf also weiter gerätselt werden, vielleicht hilft ja dieser Hinweis.

Lieben Gruß
Jürgen (JFK)
 
Baber Am: 08.05.2014 14:40:32 Gelesen: 89158# 35 @  
@ JFK [#34]

Hallo Jürgen,

D er Sondertarif galt meines Wissens nur für Post in die BRD. Berlin 46 (Mitte) dürfte zur DDR gehört haben.

Deine Vermutung mit Ostberlin trifft nicht zu. Lt. Postleitzahlenverzeichnis der Deutschen Bundespost von 1971 ist 1 Berlin 46 in Westberlin, sonst wäre ein x vor der Postleitzahl.

2 Jahre später haben die Urlauber wieder an die gleiche Adresse eine Karte geschrieben, die ohne Beanstandung duchgelaufen ist. Die Nachgebühr bleibt also unerklärlich.



Gruß
Bernd
 
drmoeller_neuss Am: 09.05.2014 12:25:03 Gelesen: 89112# 36 @  
@ Baber [#33]

Der Sondertarif für Sendungen aus den österreichischen Zollauschlussgebieten galt übrigens bis zum 31.10.2005; auch wenn es Zeiten gab, wo der CEPT Tarif günstiger war. Dieser galt ja nur für Standardsendungen.

Hatte der Postkunde für Sendungen nach Deutschland überhaupt ein Wahlrecht zwischen dem deutschen Inlandstarif und dem - im Einzelfall - günstigeren österreichischen Auslandstarif?

@ Baber [#31]

Die Postkarte ist richtig frankiert. Es waren allerdings nicht immer alle Postler mit den geographischen Feinheiten vertraut. Vielleicht dachte man einfach "Berlin = DDR" und hat das österreichische Auslandsporto angesetzt.

Ich habe auch Briefe aus der BRD in die DDR gesehen, die mit Auslandsporto frankiert waren. Da dachte wahrscheinlich der Postkunde, DDR ist nicht in der EU, wie auch Österreich, also Auslandstarif 90 Pfg. statt 60 Pfg.
 
Baber Am: 09.05.2014 15:16:38 Gelesen: 89084# 37 @  
@ drmoeller_neuss [#36]

Hatte der Postkunde für Sendungen nach Deutschland überhaupt ein Wahlrecht zwischen dem deutschen Inlandstarif und dem - im Einzelfall - günstigeren österreichischen Auslandstarif?

Ich glaube nicht. Der Sondertarif galt für die Einwohner der Zollauschlussgebiete für alle Sendungen nach Deutschland ohne Ausnahme, bzw. ab 17.12.1974 bis zum 1.7.1990 nur für Sendungen nach Westdeutschland. Aber wenn ein Urlauber die Postkarte zum CEPT-Tarif frankiert hatte, wurde wohl ein Auge zugedrückt.

Gruß
Baber
 
Marcel Am: 22.06.2014 23:19:23 Gelesen: 88472# 38 @  
Hallo!

Ich habe hier eine Postkarte aus Mittelberg im Kleinwalsertal mit einem Maschinenstempel (MITTELBERG 1220 m / DER KURORT VON RUF / SONDERTARIF aus MITTELBERG, KL. WALS. T. 8986 [deutsche PLZ] = MP3+V eingesetzt ab 1986) vom 20.06.1990 - gelaufen nach Jena (damals noch DDR) frankiert mit 4,20 S also 60 Pfennig.





Zudem habe ich einen Link gefunden den ich Euch nicht vorenthalten möchte, aber schaut selbst.

http://www.austrianphilately.com/kleinw/index.htm#PART5

schöne Grüße
Marcel
 
drmoeller_neuss Am: 23.06.2014 09:12:21 Gelesen: 88437# 39 @  
@ Marcel [#38]

Bis zum 02. Oktober 1990 (also etwa drei Monate nach dem Versand dieser Karte) wäre das österreichische Auslandsporto für eine Postkarte fällig gewesen (aus dem Gedächtnis = 6 S ?). Ich habe auch Belege aus den letzten Tagen der DDR, die normal mit Auslandstarif freigemacht wurden. Ab dem 03. Oktober 1990 gab es die DDR nicht mehr, die entsprechenden Landesteile wurden Teil der BRD und damit auch der EU.

Vielleicht hat sich aber die österreichische Post mit den Deutschen zusammen über den Mauerfall gefreut, und darüber hinweg gesehen. :)
 
Baber Am: 23.06.2014 11:15:56 Gelesen: 88416# 40 @  
Sendungen aus den Zollauschlussgebieten in die DDR

Laut Gebührenverzeichnis von Herbert Kotal galt der Sondertarif (Deutsche Inlandsgebühren in Schilling umgerechnet) bis 17.12.1974 auch für Sendungen in die DDR. Dann war bis zur Wiedervereinigung am 1.7.1990 das Auslandsporto fällig. Warum das so war, darauf weiß auch Herbert Kotal keine Antwort.
Irgendwie hängt das mit dem 1972 geschlossenen Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR zusammen. Ich habe aber bisher nichts dazu finden können. Ich habe auch die Amtsblätter der ÖPT aus den Jahren 1973-1975 durchgeschaut. Dort ist kein Hinweis auf diese Änderung im Briefverkehr zu finden, nur ein Verweis auf den Paketverkehr, dass die Bundesrepublik ab diesem Zeitpunkt Durchleitungsgebühren für Pakete in die DDR erhebt.

Nachdem in den Amtsblättern eigentlich jede noch so geringe Änderung verlautbart wurde, z.B. wenn sich irgendwo in der Welt der Name eines Postamtes geändert hat oder wenn ein österreichisches Postamt eine zusätzliche Einrichtung angeschafft hat, verwundert es mich, dass dazu keine Anweisung an die Postämter im Kleinen Walsertal und in Jungholz zu finden ist.

Wo könnte man noch suchen? Über den Gundlagenvertrag habe ich im Internet nur gefunden, dass Einzelheiten über den Postverkehr zwischen der BRD und der DDR geregelt werden sollen, aber über diese Einzelheiten selbst ist nichts zu finden.

Gruß
Baber
 
DL8AAM Am: 29.10.2015 20:43:00 Gelesen: 81388# 41 @  
@ DL8AAM [#19]

Leider kein "Sondertarif" aber ...

... zumindest wird bei den Absenderangaben auch heute immer noch auf die besondere Situation des Kleinwalsertals Rücksicht genommen:



INFOPOST-Sendung der Bergschule Kleinwalsertal in Hirschegg mit gleichzeitiger Angabe der österreichischen und der deutschen Postleitzahl im Absender "A-6992/D-87568 Hirschegg".

Zur Vervollständigung, hier die - aus dem ( Absenderfreistempel-) Datenmatrixcode ausgelesenen - Frankierangaben:
Post-Unternehmen: DEA
Frankierart: 08
Version Produkte/Preise: 31
Kundennummer: 5039935085
Frankierwert: 0,70 Euro
Einlieferungsdatum: 31.10.2014
Produktschlüssel: 9226
laufende Sendungsnummer: 00001667
EDS-Nummer: 0
PREMIUMADRESS-ID: 001
 

Gruß
Thomas
 

Baber Am: 13.03.2016 21:06:09 Gelesen: 78567# 42 @  
Im österreichischen Kleinen Walsertal galt 1989 für Sendungen nach Deutschland der sog. Sondertarif, d.h. deutsche Inlandsgebühren umgerechnet zum jeweiligen Wechselkurs in Schilling. 1989 waren das 60 Pfg oder 4,20S.

Gleichzeitig betrug aber das österreichische Auslandsporto für Postkarten in dieser Zeit nur 4,00S. Wer konnte es daher den Postbenutzern im Kleinen Walsertal verübeln, wie aus dem übrigen Österreich Postkarten nach Deutschland mit 4,00S zu verschicken.

Das merkte natürlich auch die zuständige Postdirektion in Innsbruck und schickte den Erlass, dass nur Postkarten mit der 4,20S Frankatur mit dem Stempel "Sondertarif" gestempelt werden dürfen, Postkarten mit der 4,00S Auslandsfrankatur aber mit dem normalen Tagesstempel 6991 Riezlern. Das Porto stimmt also, nur der Stempel sollte nicht sein.

Gruß
Baber



[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Sonntagsrätsel"]
 
Baber Am: 24.02.2017 17:09:31 Gelesen: 72739# 43 @  
Erlass für den Wegfall des Sondertarifes Kleinwalsertal/Jungholz für Sendungen in die DDR 1974.

Dass diese Regelung irgendwie mit dem Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR zusammenhängen musste, in dem die BRD die DDR quasi als eigenen Staat anerkannt hat, war vielen klar. Aber weil Beamte nichts ohne Anweisung tun, muss es dazu eine entsprechende Weisung aus der Postdirektion Innsbruck gegeben haben. Bisher war meine Suche danach vergeblich, da bei Privatisierung der österreichischen Post alle Unterlagen vernichtet wurden. Durch beharrliches Nachfragen habe ich jetzt Kontakt mit dem pensionierten Leiter des Postamtes Riezlern bekommen.

Er hat zwar den Originalerlass auch nicht mehr aber er hat damals alles gesammelt, was zur Geschichte seines Postamtes gehört und so hat er einen Artikel aus "Philatelie und Postgeschichte" aufgehoben, wo der Erlass mit Aktenzeichen wörtlich zitiert wurde:



Der besagt, dass die österreichische Post nur einen Vertrag über den Sondertarif mit der Bundesrepublik geschlossen hat und nicht mit der DDR, also kann man ab sofort für Sendungen in die DDR Auslandsgebühren kassieren.

Das wurde zwar in den Postämtern als Aushang bekannt gegegeben



aber welcher Urlauber liest das schon und so schrieben sie fleißig weiter Ansichtskarten an Bekannte und Verwandte in die DDR, frankiert mit dem Sondertarif Deutschland. Die österreichischen Postler stempelten fleißig das T für Nachgebühr. Ob diese dann am Zielort in der DDR wirklich kassiert wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.



Ein spannendes Kapitel moderner Postgeschichte, für die Zeitzeugen langsam aussterben und kaum Unterlagen vorhanden sind.

Gruß
Baber
 
Baber Am: 24.07.2017 10:05:05 Gelesen: 69087# 44 @  
Sondertarif aus dem ZAG Kleinwalsertal und Jungholz für Sendungen nach Deutschland in Gebiete der ehemaligen DDR

Dieses spannende Kapitel der modernen Postgeschichte weist immer noch ungelöste Fragen auf.

Während das Ende des Sondertarifes für Destination in die DDR nun geklärt ist (s. [#43]) ist nach wie vor unbekannt, wann nach der Wiedervereinigung 1990 der Sondertarif für Sendungen aus Österreich bis zu seiner Aufhebung im Jahre 2005 wieder eingeführt wurde. War es zum 1.7.1990 mit Inkrafttreten der Wirtschaft und Währungsunion oder erst am 3.10.1990, dem Tag der Wiedervereinigung? Wer kann dazu etwas sagen oder hat Belege aus diesem Zeitraum 1990?

Übrigens: Was kaum jemand weiß: Aus Richtung Deutschland gilt der Sondertarif weiterhin. Die Orte im ZAG haben nach wie vor eine deutsche und eine österreichische Postleitzahl. Verwendet man aus Deutschland die deutsche Postleitzahl, sind Inlandsgebühren fällig, verwendet man die österreichische, kostet die Sendung Auslandsgebühren.
 
Stefan Am: 11.11.2017 21:57:18 Gelesen: 66118# 45 @  
Nachfolgend zwei Belege, wo die verschiedene Ausgaben zu 20 Pfennig der Serie "Sehenswürdigkeiten" aufgeklebt wurden. Kennt Jemand den Grund dazu? Bei den gezeigten Formularen (Duplikat einer Empfangsbescheinigung) handelt es sich um Zettel der Schweizer Post. Dem rückseitigen gedruckten Text nach für die Ausstellung eines solchen Doppel 20 Rappen kosten, soweit diese seitens der Schweizer Post erstellt wurden. Wurde hier ein Wechselkurs von einem Franken = einer DM zugrunde gelegt?



Stempelentwertung aus Büsingen am Hochrhein vom 20.11.2000, Unterscheidungsbuchstabe a



Stempelentwertung aus Büsingen am Hochrhein vom 22.08.2002, Unterscheidungsbuchstabe c, Sondertarif

Gruß
Pete
 
Christoph 1 Am: 11.11.2017 23:26:30 Gelesen: 66099# 46 @  
@ Pete [#45]

Hallo Pete,

diese interessanten Belege hängen mit Sicherheit damit zusammen, dass es sich bei dem Postamt in Büsingen nicht um ein "normales" Postamt handelt. Der kleine Ort ist eine Exklave, d.h. rundherum ist Schweizer Staatsgebiet. Ich war selbst schon mal dort, das ist lustig!

Ein wenig Aufschluss über das Büsinger Postwesen gibt der nachfolgende Zeitungsartikel:

http://www.sz-online.de/nachrichten/post-nach-buesingen-geht-ueber-die-schweiz-1750096.html

Zitat:

Büsingens Währung sind Euro und Franken, aber gezahlt wird meist nur in der Schweizer Währung. Viele Kunden der Postagentur sind Schweizer. Der Ort hat zwei Postleitzahlen: CH-8238 für die Schweiz und D-78266 für Deutschland.

In diesem Fall war es wohl auch ein Schweizer Kunde, aber da es ein deutsches Postamt ist, mussten eben auch deutsche Briefmarken verklebt werden.

Nun habe ich noch ein wenig gesucht und habe sogar den Postvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz gefunden, der die Besonderheiten in Büsingen regelt:

http://www.buesingen.de/ceasy/modules/core/resources/main.php?id=1078-0&download=1

Viele Grüße
Christoph
 
DERMZ Am: 12.11.2017 08:22:20 Gelesen: 66069# 47 @  
@ Christoph 1 [#46]
@ Pete [#45]

Guten Morgen Christoph und Pete,

im Januar hatte ich in Büsingen kurze Gelegenheit auch einmal in der örtlichen Postagentur vorbeizuschauen und ich habe mal gefragt, wie es sich mit den Postsendungen dort verhält:

- Sendungen von Büsingen nach Deutschland mit Deutscher Frankatur erhalten den normalen deutschen Tagesstempel mit Postleitzahl.

- Sendungen von Büsingen in die Schweiz mit Deutscher Frankatur erhalten den Tagesstempel von Büsingen mit dem Wort "SONDERTARIF" statt der Postleitzahl, weil diese Sendungen nicht mit Auslandsporto berechnet werden.

- Sendungen von Büsingen mit Schweizer Frankatur werden an das zuständige Briefzentrum in der Schweiz weitergeleitet und werden dort gestempelt/entwertet. Einen schweizer Stempel von Büsingen gibt es (leider) nicht. Es gelten die Schweizer Postgebühren.

Ob der Kunde Deutscher oder Schweizer ist, ist egal - der Kunde wählt seine "Post" selber aus.

Viele Grüsse

Olaf

[Beiträge [#45] bis [#47] redaktionell kopiert aus dem Thema "Bund Dauerserie Sehenswürdigkeiten"]
 
Stefan Am: 14.11.2017 18:20:03 Gelesen: 65941# 48 @  
@ Christoph 1 [#46]
@ DERMZ [#47]

Nun habe ich noch ein wenig gesucht und habe sogar den Postvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz gefunden, der die Besonderheiten in Büsingen regelt:

Danke und Bingo. :-)

Paragraph 7, Absatz 3:

"Im ZAG Büsingen sind Formblätter der PTT nur dann zu benutzen, wenn Dienstleistungen im Verkehr mit der Schweiz in Anspruch genommen werden, die die Verwendung von PTT-Formblättern erfordern."

Im Paragraph 8, Absatz 2 wird auf die Verwendung des Tagesstempels mit dem Zusatz "SONDERTARIF" verwiesen, welcher lediglich für in die Schweiz adressierte Sendungen gedacht ist.

Gruß
Pete
 
18609 Am: 14.11.2017 18:31:13 Gelesen: 65935# 49 @  
Mir lief gerade ein Brief über den Weg, kurz bevor ich das gelesen habe.


 
volkimal Am: 26.08.2019 19:14:41 Gelesen: 44159# 50 @  
Hallo zusammen,

Olaf schreibt im Beitrag [#47]: Sendungen von Büsingen in die Schweiz mit Deutscher Frankatur erhalten den Tagesstempel von Büsingen mit dem Wort "SONDERTARIF" statt der Postleitzahl, weil diese Sendungen nicht mit Auslandsporto berechnet werden.

Wie bekommt man Belege mit diesem Stempel, wenn man niemanden in der Schweiz kennt? Man schreibt an eine erfundene Adresse! Nach einigem hin und her landen die Briefe dann wieder beim Absender. Hier zwei Beispiele:





Nett finde ich in der Schweiz die dreisprachigen Hinweiszettel und Stempel auf nicht zustellbaren Sendungen.

Viele Grüße
Volkmar
 
bayern klassisch Am: 06.09.2019 18:09:58 Gelesen: 43925# 51 @  
Liebe Freunde,

per Zufall in der Bucht gefunden und schon hatte es ein guter Freund schnappen können - in meinen Augen wohl ein einzigartiger Brief.



Grenzrayon franko nach Österreich und dann innerhalb Österreichs neu frankiert.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
philaworld Am: 22.09.2019 17:13:50 Gelesen: 43516# 52 @  
Grenzrayon zu Austria um 1900, mit UPU 1900



30 Rp. Porto als Mehrfachfrankatur (UPU Sondermarke Fünverstreifen des unteren Bogenrandes Zweite Platte + Zusatzmarke ebenfalls aus der zweiten Platte.

Brief in der dritten Gewichtsklasse (3 x 15 Gramm) zum ermässigten Auslandtarif für Zustellung innerhalb des Grenzrayon (St Gallen Umkreis von 30 KM) nach Hohenems / Vorarlberg Oesterreich mit RL Stempel auf Bogenrand.

Lieber Gruss Rene
 
epem7081 Am: 09.11.2019 20:16:28 Gelesen: 42434# 53 @  
Hallo zusammen,

nach Studium der vorhergehenden Beiträge glaube ich hier eine weitere bemerkenswerte Variante aus dem Kleinwalsertal (1) präsentieren zu können.



Es handelt sich um einen Brief der Gemeinde Mittelberg vom 10.10.1991 der an das Österr. Generalkonsulat in D-8000 München geschickt wurde. Der Stempelkopf im AFS trägt nur den Ortsnamen RIEZLERN, KLEINWALSERTAL ohne Postleitzahl. Dafür finden sich im Werbeklischee und in der Absenderangabe neben dem Wappen beide Postleitzahlen: A-6991 für Österreich und D-8984 für Deutschland.

Eventuell wurde bei einem ersten flüchtigen Hinsehen der Brief als Inlandspost angesehen. Beim zweiten Hinblick wurde mit Zieladresse in der BRD die Berechtigung als Sondertarif erkannt und mit einem gesonderten Stempel zur Wirkung gebracht?

Immer wieder spannend, was bei den Stempeln an Überraschungen auftreten kann, meint
Edwin

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Kleinwalsertal
 
Wolfgang Lang Am: 15.01.2020 17:21:39 Gelesen: 40883# 54 @  
Hallo,

anbei eine Drucksache von Riezlern nach Immenstadt vom 6.11.52. Der Deutsche Tarif war 4 Pf., was 24 (und damit aufgerundet 25) Groschen entsprach. Der österreichische Inlandstarif war mit 30 Groschen höher.



Gruß

Wolfgang
 
piems Am: 17.01.2020 09:58:17 Gelesen: 40789# 55 @  
Hallo zusammen,

nach dem zweiten Weltkrieg war das Kleinwalsertal noch bis Ende 1950 der deutschen Post angegliedert und es wurden deutsche Marken verwendet. Auch die Steuermarke "Notopfer Berlin" musste verwendet werden.

Hier eine entsprechende Bauten-Ganzsache:



Viele Grüße
Clemens
 
Baber Am: 17.01.2020 11:18:35 Gelesen: 40772# 56 @  
@ Wolfgang Lang [#54]

Hallo Wolfgang,

ein ganz toller Beleg für die Einzelfrankatur der 25 Groschen Trachtenmarke.

Diese Verwendung als Einzelfrankatur einer Drucksache zum Sondertarif KW hat nicht einmal Hellwig Heinzel in seinem Buch: Österreich nach 1945 Katalog der Bedarfsbelege vermerkt.

Gruß
Bernd
 
Briefuhu Am: 29.11.2021 15:00:50 Gelesen: 25154# 57 @  
Hier drei Ansichtskarten aus dem kleinen Walsertal mit entsprechenden Stempeln aus Riezlern und Mittelberg vom 16.08.1957, 01.09.1963 und 30.08.1983,



Schönen Gruß
Sepp
 
Baber Am: 29.11.2021 18:00:16 Gelesen: 25115# 58 @  
Zwischen dem Sonder-Tarif 60 Groschen (10 Pfg Postkarte) bis 30.4.1961 und einem Schilling ab 1.3.1963 gab es noch den Tarif zu 70 Groschen (10 Pfg Postkarte), da der Schilling gegenüber der DM von 6,00:1 zu 6,50:1 abgewertet wurde.



Karte von Kleinwalsertal und von Jungholz

Gruß
Bernd
 
GSFreak Am: 17.12.2021 12:36:38 Gelesen: 24448# 59 @  
Hallo zusammen,

hier eine österreichische 5 S Ganzsachenkarte aus der Serie "Schützt gefährdete Tiere und Pflanzen", verschickt nach Auffrankatur von 60 G aus 8985 HIRSCHEGG, KLEINWALSERTAL am 28.05.1993 nach Lörrach in Deutschland, entwertet mit Sondertarif-Stempel.



Beste Grüße
Ulrich
 
10Parale Am: 24.11.2023 20:50:24 Gelesen: 2358# 60 @  
Ich sammle schon lange Briefmarken, aber solch ein Stempel ist mir noch nicht vorgekommen.

AK Riezlern (Kleinwalsertal) nach Müllheim in Baden, abgestempelt am 27.3.56 mit der roten Trachtenmarke zu 60 g. Der Stempel hat unten eine Kreiserweiterung und den Hinweis "SONDERTARIF".

Bezieht sich das auf das Porto für die AK oder welche Bewandtnis hat es mit diesem Sondertarif?

Liebe Grüße

10Parale


 
Martin de Matin Am: 24.11.2023 21:27:20 Gelesen: 2352# 61 @  
@ 10Parale [#60]

Das Kleinwalsertal gehört zu Österreich ist aber nur über Deutschland zu erreichen; deswegen gibt es dort einen Sondertarief. Briefe aus Kleinwalsertal sind deshalb schon interessant [1].

Gruss
Martin

[1] https://de.wikivoyage.org/wiki/Kleinwalsertal
 
JoergH Am: 24.11.2023 21:29:35 Gelesen: 2351# 62 @  
@ 10Parale [#60]

Hallo,

mit der AK direkt hat der Sondertarif nichts zu tun - sondern damit, dass die Postsendung vom Kleinwalsertal (Zollausschlußgebiet) nach Deutschland versandt wurde. Hier galt für alle Postsendungen eben nicht der eigentlich von Österreich nach Deutschland fällige Auslandstarif, sondern ein Sondertarif. Näheres dazu auf den jeweils letzten Seiten des MICHEL Deutschland Spezial Band 2 oder des MICHEL Österreich Spezial.

Jörg

[Beiträge [#60] bis [#62] redaktionell verschoben aus dem Thema "Stempel bestimmen: Österreich"]
 
DL8AAM Am: 25.11.2023 02:15:23 Gelesen: 2338# 63 @  
@ Baber [#40]

Laut Gebührenverzeichnis von Herbert Kotal galt der Sondertarif (Deutsche Inlandsgebühren in Schilling umgerechnet) bis 17.12.1974 auch für Sendungen in die DDR. Dann war bis zur Wiedervereinigung am 1.7.1990 das Auslandsporto fällig. Warum das so war, darauf weiß auch Herbert Kotal keine Antwort. Irgendwie hängt das mit dem 1972 geschlossenen Grundlagenvertrag zwischen der BRD und der DDR zusammen.

Das hängt sicherlich (auch) damit zusammen, dass es bis zum 18. September 1973 international anerkannt nur ein einziges Deutschland gab, auch wenn es einzelne Länder (und internationale Organisationen) gab, die "bilaterale" Anerkennungsverträge abgeschlossen haben. Erst am 18. September 1973 wurde mit der Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland und der DDR - als zwei separate Vollmitglieder - in UN, die Zweistaatlichkeit für die Weltgemeinschaft "verbindlich" [1].

Bis zum Grundlagenvertrag im Jahr 1972 war die DDR für Österreich auch ganz "offiziell" (vereinfacht gesagt) ein Teil der Bundesrepublik Deutschland. Österreich hat die DDR erst nach der "Genehmigung" durch die Bundesrepublik (mit dem Grundlangenvertrag) zum 21. Dezember 1972 diplomatisch anerkannt. Die DDR-Staatsbürgerschaft übrigens erst im Jahr 1975, als erstes westliches Land überhaupt, bis dahin war die DDR für Österreich "ein Staat ohne Staatsbürger". [2]

Dann brauchte die AT Post halt noch ein ein paar wenige "Behördenmonate" mehr, um das ganze auch posttariftechnisch umzusetzen. ;-)

Beste Grüße
Thomas

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland_in_den_Vereinten_Nationen
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisch-deutsche_Beziehungen_nach_1945
 
dithmarsia43 Am: 10.02.2024 15:59:19 Gelesen: 870# 64 @  
Hallo,

aus den Jahren 1953/54 2 Ansichtskarten nach Deutschland; interessant die aus Mittelberg/Kleinwalsertal zum Sondertarif.

Das Kleinwalsertal ist eine österreichische Enklave auf dem Gebiet der Bundesrepiblik und straßenmäßig auch nur von hier zu erreichen.

Beste Grüße,

Uwe



[Redaktionellkopiert aus dem Thema "Österreich Dauerserie Trachten"]
 
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