Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Deutsches Reich 909/910 SA/SS: Michel streicht die Briefnotierungen
Das Thema hat 464 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8   9   10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 oder alle Beiträge zeigen
 
Richard Am: 15.06.2019 09:19:45 Gelesen: 144410# 190 @  
@ Pete [#171]

Auf das Einschreiben 449 [#171] folgt das Einschreiben 450, von einem Händler aus den Niederlanden angeboten als Liebhaber Stück. Allerdings mit dem Zusatz Wegen de Kontroversen mit diesen Marken, hier als Reproduktion angeboten.



eBay 233225573512

Stempel Berlin 20.4.1945 [1], Ankunft Berlin 21.4.1945.

Verkauft zu 238 Euro.

Lieber Herr Hoppenbrouwers, es gibt keine Kontroversen, es gibt nur Fälschungen.

Schöne Grüsse, Richard

[1] https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article139797243/So-feierte-Adolf-Hitler-seinen-letzten-Geburtstag.html
 
filunski Am: 15.06.2019 09:48:06 Gelesen: 144395# 191 @  
@ BochumerJunge [#188]

"Meiner Meinung nach ein sog. Insider bzw. Postangestellter."

Hallo,

das waren ja auch Profis und mindestens ein Postangestellter, die sich rechtzeitig das entsprechende Material gesichert haben (Marken, Stempel, Einschreibzettel etc.) und dann NACH der Kapitulation angefangen haben diese Briefe herzustellen. Erstens um damit die "verrückten" Amis abzuzocken die hinter diesem Kram als Souvenirs from "the Reich" her waren und dafür auch noch in guten Dollars bezahlten (damals, kurz nach dem Krieg eine unschätzbar wichtige Währung).

Daraus entwickelte sich dann schnell auch ein weiteres lukratives Geschäft (Abzocke) unter deutschen Philatelisten, von den Märchen die darum gesponnen wurden ganz zu schweigen. Der bekannte Berliner Auktionator und Philateliekoryphäe Jakubek hat dazu vor noch gar nicht allzu langer Zeit weitere erhellende Details, nach langem Schweigen, Preis gegeben die auch sture Verfechter der Echtheitsmär langsam ins Zweifeln kommen ließen.

Viele Grüße,
Peter
 
hajo22 Am: 15.06.2019 13:22:41 Gelesen: 144345# 192 @  
Ich habe schon vor vielen Jahren damit begonnen, Briefe mit diesen Marken zu archivieren.

Die "Einschreiben-Serie" (ich nenne sie mal so) von Berlin C 25 dürfte nach meinen Erkenntnissen wahrscheinlich die umfangreichste (gewesen) sein (neben Berlin W 8 und Berlin C 43).

Ich zeige hier die mir vorliegende niedrigste R-Zettel-Nummer 210 und höchste Nummer 940 aus meinem Archiv. Wer es nicht wissen sollte, Hermann Amberger war ein Berliner Briefmarkenhändler.



Interessant auch die Nummern 238 und 239, die an denselben Adressaten gerichtet ist.



Neben der R-Zettel-Rolle mit aufgedrucktem "Berlin 25" wurde auch eine Blanko-R-Zettel-Rolle verwendet und "Berlin C 25" aufgestempelt.

Hier aus meinem Archiv beispielsweise 3 R-Briefe:



Daneben tragen diese Marken auch andere Berliner PA-Stempel. Es soll auch Belege mit Phantasiestempel außerhalb Berlins geben.


hajo22
 
BochumerJunge Am: 15.06.2019 16:50:25 Gelesen: 144286# 193 @  
@ Detlev0405 [#189]

Hallo,

mit der Bemerkung "unter Beschuß" meinte ich den Bereich um Alex (wo C25 liegt) Leipziger- und Wilhelmstraße.

Was ich damit sagen wollte: An diesem Tag hat also nach den vorliegenden Daten der R-Zettel ein Postangestellter im PA C25 mindestens etwa 800 Einschreiben angenommen. Und das unter diesen Bedingungen. Da muss man ja vor den Leistungen der Reichspost den Hut ziehen. Und dann werden die Umschläge auch noch befördert. Das sind mir einfach zu viele Märchen auf einmal.

Am 21.4. sollen dann auch noch die Briefe zugestellt seien. Und das wie schon erwähnt 2 Tage vor der Besetzung durch die Rote Armee.

Was ich aber mit meinem Beitrag sagen wollte:

Da hat jemand handschriftlich Adressen in Wilhelmsruhe auf die Briefe geschrieben. Und es ist bei diesen 3 Belegen eindeutig die gleiche Handschrift. Also von der selben Person angefertigt. Die anderen Belege von C25 mit Schreibmaschine bzw. anderer Handschrift und andere Adressen können von der selben Person beauftragt sein, oder es handelt sich um mehrere Personen die sich die vorhandenen Bestände an Marken, R-Zettel und Briefumschlägen geteilt haben. Auf jeden Fall sind diese Briefe eindeutig Nachkriegsproduktionen.
 
hajo22 Am: 26.06.2019 22:15:29 Gelesen: 143822# 194 @  
@ olli0816 [#183]

Beide Lose wurden verkauft.

hajo22
 
olli0816 Am: 26.06.2019 22:26:56 Gelesen: 143807# 195 @  
@ hajo22 [#194]

Tja, was soll man dazu sagen? Jeden Tag gehen durch den Stachus drei Idioten. Man muss nur einen finden. Das einzige, was mich daran tröstet ist, dass ich nicht mein Geld zum Fenster rausgeschmissen habe.

So ist halt das Leben, es gewinnen nicht immer die guten.

Schönen Abend
Oliver
 
hajo22 Am: 26.06.2019 22:41:11 Gelesen: 143794# 196 @  
@ olli0816 [#195]

Ich darf auf [#287], vorletzter Absatz verweisen.

Schönen Abend noch,

hajo22
 
DL8AAM Am: 27.06.2019 15:04:29 Gelesen: 143682# 197 @  
@ hajo22 [#196]

Ich darf auf [#287], vorletzter Absatz verweisen.

Jou, nur die dann folgende Zusammenfassung "Nichts Genaues weiß man nicht!" stimmt eben nicht (mehr)! Man weiss nun recht genau, aber ... nun kommt Dein korrektes Aber: Diese Dinger wurden ja recht "zeitnah" gemacht, sehr wahrscheinlich primär, zumindest mit einen großen Augenmerk darauf, den kleinen alliierten Gefreiten "tolle" Souvenire anzudrehen.

Im Prinzip haben diese Machwerke natürlich einen Wert, einen sogar wichtigen philatohistorischen Wert, dessen finanziellen Gegenwert sich entsprechend der Marktlage einregelt. Egal ob Fake oder auch nicht (wobei es hier ja kein Nicht gibt)! Und auch sowas kann teuer sein. Ich glaube sogar, 99% der Käufer sind (sollten sich) über den Status dieser Umschläge inzwischen auch vollkommen im Klaren sein. Welcher Auktionskunde kauft die und denkt sich dabei wirklich "whow, toll, echt!"? 1 Promille? Auktionskunden sind doch sowieso eher die "wissenderen" unter den Sammlern, "die wissen das" - zumindest in meinen Augen (vielleicht sehe ich das auch zu optimistisch? Nö?! Und falls ich falsch liegen sollte, dann "schön, den gönne ich das aus vollen Herzen", wer "soviel" Geld in die Hand nimmt, ohne sich zu informieren, ist einfach nur dumm, der verdient es irgendwie auch nicht anders. Philatelie ist ein Wissenshobby!) und keine "dummen" Flohmarkkunden, Versandhauskatalogkäufer oder überseeische Touristen.

Was mich nur richtig ärgert, dass die Auktionshäuser immer noch durch "kreative" Beschreibungen und Tun den Eindruck erwecken, dass hier doch noch etwas "echtes" dran sein könnte bzw. viel schlimmer, dass sie meinen, diesen Eindruck erwecken zu müssen. Das ist nur noch peinlich und schadet nicht nur dem eigenen Ansehen. Ich glaube, selbst wenn sie den Status vollkommen korrekt beschreiben würden, wäre immer noch ein guter Markt für diese historisch-gefakten Belege da. Die Häuser wären "ehrlich" und würden dadurch (da bin mir eigentlich recht sicher) auch keinerlei wirklichen finanziellen Nachteil erleiden. Als Kollateralnutzen würde sogar noch ein verkaufsfördernder "Whow"-Vertrauensbonus beim durchblätternden Leser rausspringen. Und ja, würde ich Belege dieser Zeitepoche sammeln, würde ich natürlich auch gerne so einen ("Nicht-") Beleg in meiner Sammlung haben wollen. Auf jeden Fall! Warum auch nicht? Für einen realistischen Preis. Und wissend "was" ich da habe. Und je mehr Ichse, desto höher ist der ehrliche Preis. Und alles ist Gut. ... und wenn ich ehrlich sein will, durch den "Fake-Charakter" wäre so ein Beleg für mich sogar interessanter, als ein wirklich "echter". Echt Gelaufendes gibt es wie Sand am Meer, aber ein echter "909/910-Fake" ist doch schon etwas besondereres....

Das selbe Gleiche gilt übrigens auch für die echten "Potschta-Briefe".

Beste Grüße
Thomas
 
filunski Am: 27.06.2019 15:21:08 Gelesen: 143665# 198 @  
@ DL8AAM [#197]

Was mich nur richtig ärgert, dass die Auktionshäuser immer noch durch "kreative" Beschreibungen und Tun den Eindruck erwecken, dass hier doch noch etwas "echtes" dran sein könnte bzw. viel schlimmer, dass sie meinen, diesen Eindruck erwecken zu müssen. Das ist nur noch peinlich und schadet nicht nur dem eigenen Ansehen. Ich glaube, selbst wenn sie den Status vollkommen korrekt beschreiben würden, wäre immer noch ein guter Markt für diese historisch-gefakten Belege da. Die Häuser wären "ehrlich" und würden dadurch (da bin mir eigentlich recht sicher) auch keinerlei wirklichen finanziellen Nachteil erleiden. Als Kollateralnutzen würde sogar noch ein verkaufsfördernder "Whow"-Vertrauensbonus beim durchblätternden Leser rausspringen.

Hallo Thomas,

diese Sätze von dir sind das Beste was ich seit langem zu diesem Thema lese und das meine ich völlig ehrlich ohne irgendeinen Unterton. Du bringst es genau auf den Punkt! ;-)

Wieso müssen immer noch, trotz inzwischen besseren Wissens, selbst große und renommierte Auktionshäuser diese Belege immer noch "zweideutig" beschrieben anbieten und nicht so, wie du es vorschlägst?

Ist natürlich nur eine rethorische Frage, denn da gilt eben immer noch die Maxime der Gewinnmaximierung um (fast) jeden Preis.

Viele Grüße,
Peter
 
olli0816 Am: 27.06.2019 16:12:17 Gelesen: 143640# 199 @  
@ filunski [#198]
@ DL8AAM [#197]

Ich sehe es ähnlich, dass man diese Belege durchaus mit richtiger Beschreibung anbieten kann. Das Auktionshaus Dr. Reinhard Fischer hat z.B. einen Poschta-Brief richtig beschrieben angeboten und der ist liegen geblieben. Aber das würde ich für sich gesehen nicht dramatisch sehen, weil wie gerade Thomas richtig schreibt das genauso historische Belege sind und eine Geschichte dahinter steht. Von daher werden die Leute mit Sicherheit in Zukunft einen neuen Preis finden, was ihnen solche Belege wert sind und auch entsprechend gekauft werden. Die Philatelie ist voll von zweifelhaften Raritäten und das Vineta-Provisorium gehört z.B. auch dazu. Trotzdem, es ist gelebte Geschichte und wenn man korrekt beschreibt, kann man das ohne Probleme so anbieten. Schließlich sollte jeder Sammler mit gelieferter korrekter Beschreibung selber entscheiden, was er sammeln und kaufen möchte.

Im Michel-Katalog steht bei der 909/910 der Grund, warum gestempelte Marken/Briefe nicht echt sind. Eine Beschreibung a la der Osterhase als Hilfsbote für die Auslieferung mitten im Gefecht mit den Russen laut dem Einlieferer (OK, etwas überspitzt ausgedrückt), wie es im Gärtner-Auktionskatalog steht, beleidigt nur den Intellekt fast aller Leser die sich mit dem Thema beschäftigen. Ob jeder Käufer so gut bescheid weiß wie Thomas vermutet, da bin ich am Ende nicht ganz so sicher. Aber das ist eine andere Frage.

Bei den beiden von mir angeprangerten Briefen zur Christoph Gärtner Auktion empfinde ich beide Lose als Frechheit, so wie sie angeboten wurden. Besonders das Sahnestück zu 1.500 EURO Ausrufpreis ist in dieser Form für mich nicht korrektes Handeln. Es erinnert mich an eBay-Angebote bestimmter Marken, wo unten Faux steht und diese als echt angeboten werden. Jetzt kann man sagen, wenn Herr Gärtner das nicht gewusst hat, dann wären die beiden Lose so ähnlich wie die immer wieder angebotenen Poschta-Briefe einfach so durchgerutscht. Shit happens einfach. So ist es hier aber nicht, er wurde auf den Sachverhalt hingewiesen und hat einfach …. nicht reagiert. Gerade das Haus Gärtner verkauft sich immer so schön, dass es alles für die Philatelie täte. Aber solches Handeln beweist genau das Gegenteil, zeigt nur dass der finanzielle Gedanke um jeden Preis an erster Stelle und danach nichts steht und so ein Auktionshaus verliert bei mir dadurch unendlich viel Reputation. Eigentlich ist es für ein Auktionshaus dieser Größe nur noch peinlich und traurig.

Aber gut, das ist nur meine persönliche Meinung die nicht jeder teilen muss.

Grüße Oliver
 
hajo22 Am: 14.01.2020 21:39:36 Gelesen: 137665# 200 @  
Kürzlich bei einer Internet-Auktion zugeschlagen:

R-Bf. mit SA/SS-Marken (Nr. 909/910) + Zusatzfr. Hitler 10 und 4 Pf. = 38 Pf. portorichtig für einen Ortseinschreibbrief Berlin.

Gestempelt Berlin C 25 h vom 20.4.1945. R-Zettel-Nr.: 910. Rückseitiger Ankunftsstempel Berlin C 2 d vom gleichen Tag. Altes Schlegel-Attest vom 1.10.1993.

Zuschlagspreis: 526 € (16 Bieter/37 Gebote)!

hajo22
 
wessi1111 Am: 14.01.2020 23:21:03 Gelesen: 137627# 201 @  
@ hajo22 [#200]

Hallo Hajo,

das besondere Interesse rührte sicherlich daher, das die Nummer des R-Zettels der Michelnummer entspricht. Immerhin gibt es noch so eine Rarität.

Gruß
Wessi
 
DL8AAM Am: 15.01.2020 13:51:37 Gelesen: 137486# 202 @  
@ wessi1111 [#201]

Für Philateliehistoriker, Philateliemarkthistoriker, Fälschungssammler und nennen wir es mal (nicht abwertend) die Kuriositätensammler unter uns, sind diese "echten" falschen SS-Briefe sicherlich interessante Stücke, die auch gerne mal etwas kosten dürfen. Alleine die 'interessant Diskussion' macht die Stücke bereits 'interessant'. Ich würde auch keinen von der Bettkante schubsen, auch wenn so etwas außerhalb aller meiner Sammelgebiete liegt, ich persönlich würde dafür aber auch keine 500-600 Euro aufrufen, aber der Markt legt hier die Preise dafür fest. Und ich bin mir eigentlich recht sicher, dass jemand der diesen Betrag für sich bewilligt, inzwischen ganz genau über den Charakter dieser Belege Bescheid weiss. Falls nicht, sorry, dann verdient man es auch nicht anders, egal wie reisserisch-überzeugend mögliche Anpreisungen daher kommen mögen. Wenn man für "Sammelstücke" einen mittleren dreistelligen Eurobetrag auf den Tisch legt, dann ist man entweder informiert oder man informiert sich - oder es ist einem schlichtweg einfach egal, gerne, why not? Und falls jemand noch immer partou an den Weihnachtsmann glauben will, dann soll er dass eben halt gerne tun. Wenn dann der Weihnachtsmann dem aber die gesamte Wohnung leergeräumt hat, dann hat er eben Pech gehabt.

Ich finde es auf jeden Fall schlimmer, wenn man gutgläubige Sammler im vermeindlich "harmlosen" Bereich von 20-30 Euro über den Tisch zieht, denn hier vertrauen viele dem "fachkundigen" Verkäufer auf dem Tauschtag.

LG
Thomas
 
Richard Am: 15.01.2020 15:32:43 Gelesen: 137441# 203 @  
@ hajo22 [#200]
@ wessi1111 [#201]

Hallo zusammen,

ich bitte freundlich einen der beiden Diskutanten den Beleg beidseitig zu zeigen und ebenfalls das Attest von 1993 und einen Link, sofern das Los im Internet zu finden ist.

Philaseiten ist ein Forum zur Information, Diskussion und Dokumentation von Marken, Belegen, Stempeln und allem was zur Philatelie gezählt wird, daher bitte ich obiges zu ergänzen.

Und selbstverständlich ist das Zeigen von Bildern und Texten aus ALLEN Auktionsangeboten (mit Quellenangabe) ausdrücklich erlaubt, zum Beispiel vom Auktionatorenverband BDB für alle seine Mitglieder, aber auch weil die Dokumentatation und Diskussion im Internet dies erlaubt.

Schöne Grüsse, Richard
 
hajo22 Am: 15.01.2020 18:46:02 Gelesen: 137379# 204 @  
@ Richard [#203]

Na gut. Ich gehe davon aus, daß das in Ordnung geht.





Erfolgreiches Gebot: EUR 526,00 / 37 Gebote / Anbieter: Daniela Bergner, Nordkamp 14, 49751 Spahnharrenstätte

eBay 114040379813

Wie üblich kein Absender auf der Couvertrückseite, obwohl meines Wissens eigentlich Vorschrift bei Einschreibbriefen.

Schönen Abend,
hajo22
 
achim11-76 Am: 16.01.2020 06:35:04 Gelesen: 137245# 205 @  
Anstatt sich hier darüber zu echoffieren, dass die Belege Nachkriegsproduktionen sein könnten, wäre es doch mal interessant wenn jeder durch seine Sammlung geht und die gestempelten Stücke hier einstellt oder zumindest Ort und Datum nennt. Wenn die Marken nicht verausgabt wurden, dann müssten nur einige wenige Orte und Daten aufpoppen oder halt zumindest ein Stempelgerät müsste auffällig oft vorkommen, wie bei der Potscha Marke, wo es nur zwei oder drei verschiedene Stempel gibt.

Es kann ja auch gut sein, dass die Marke nur in Berlin ausgegeben wurde - aber Berlin ist gross und hatte viele Postämter. Ich sehe das so, wenn es eine bestimmte kritische Masse von verschiedenen Stempeln gibt, kann man davon ausgehen, das die Marke verausgabt wurde.

Ich selber bin im Besitz von diesen Marken mit Stempeln aus Brandenburg vom 29.04.45. Und ich sage nur Fredersdorf. Dort wurden die Marken überstempelt, was uns also sagt, dass die Marken im Grossraum Berlin vor dem Zusammenbruch gewesen sein müssen - auf was für Wegen sie auch kurz vor Kriegsende dort hingekommen sind.
 
DERMZ Am: 16.01.2020 06:42:21 Gelesen: 137241# 206 @  
@ achim11-76 [#205]

Hallo Achim,

NEIN, ich besitze solche Stücke nicht - aber da Du darum bittest, daß doch die entsprechenden Stempel und Belege eingestellt werden, dann vermisse ich doch stark DEINEN Beleg im Bild. Gehe doch bite mit gutem Beispiel voran.

Danke und Gruß Olaf
 
saeckingen Am: 16.01.2020 07:10:49 Gelesen: 137231# 207 @  
@ achim11-76 [#205]

Ich selber bin im Besitz von diesen Marken mit Stempeln aus Brandenburg vom 29.04.45. Und ich sage nur Fredersdorf. Dort wurden die Marken überstempelt, was uns also sagt, dass die Marken im Grossraum Berlin vor dem Zusammenbruch gewesen sein müssen - auf was für Wegen sie auch kurz vor Kriegsende dort hingekommen sind.


Am 21. April 1945 wurde Fredersdorf durch sowjetische Truppen besetzt.

Quelle: https://heimatverein-fredersdorf-vogelsdorf.de/geschichte-fredersdorf

Wie hoch denkst Du ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Post in Fredersdorf dann noch die SA/SS Marken erhalten und am 29. April verwendet hat?
 
filunski Am: 16.01.2020 09:35:16 Gelesen: 137158# 208 @  
Hallo zusammen,

manch Einer wird es halt nie glauben, und ich habe auch gehört, dass nächste Woche das Christkind, der Weihnachtsmann und der Osterhase gemeinsam kommen und einen ganzen Korb voll echt gestempelter DR 909/910 dabei haben.

Märchenhafte Grüße,
Peter
 
olli0816 Am: 16.01.2020 09:53:12 Gelesen: 137150# 209 @  
@ achim11-76 [#205]

Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Ausgabe in Berlin verausgabt wurde ist Nahe null. Die Marken wurden in Wien gedruckt und dort haben die Besatzer - Russland eroberte Wien - die Bestände gefunden. Dazu die ganze Makulatur und nicht wenige geschnittene Ausgaben.

Hier der wichtigste Satz aus Wikipedia zu den Daten der Besetzung: Am 16. März 1945 begann die Rote Armee mit dem Angriff auf Wien. Am 15. April war die Stadt letztlich erobert. Der Kampf im Stadtgebiet dauerte vom 6. bis 13. April.

Das hieße, die Reichspost hätte die Marken irgendwann um den 1. bis vielleicht 6.4. abtransportieren müssen. Dazu kommt, dass die Luftherrschaft der Alliierten in dieser Zeit so drückend war, dass ein Transport von Wien nach Berlin äußerst schwierig war. Mit der Eisenbahn faktisch kaum möglich und per Autotransport wegen Benzinmangels auch nicht gut zu realisieren. Man kann davon ausgehen, da sich die Besetzung Wiens schon ab Mitte März abzeichnete, dass die Prioritäten für Transportkapazitäten anderweitig lagen. Aber selbst wenn sie ein paar Laster losgeschickt haben, dann ist die Möglichkeit nicht so klein, dass sie nicht durchgekommen sind.

In Berlin war die Lage zu dem Zeitpunkt genauso prekär. Südlich von Berlin ist die russische Armee schon am 17. April durchgebrochen und hat große Teile des Weges von Süden nach Berlin immer mehr versperrt. Am 19.4. waren bereits einige wenige Vororte besetzt und auch, wenn es Postämter gab, die am 20.4. noch offen waren, so hatten die sicher andere Gedanken als einen SA/SS-Satz neu zu verkaufen. Berlin war zu diesem Zeitpunkt unmittelbares Kriegsgebiet.

Genau hier schließt sich der Kreis. Bisher habe ich noch keinen Brief gesehen, der irgendwie eine Chance gehabt hätte, dass er richtig gelaufen ist. Auch der von Hajo gezeigte Brief ist absoluter Nonsense. Die Mär von "vielleicht" richtig gelaufenen Briefen wird durch zwei Faktoren immer wieder aufs Neue genährt:

1. Es wurden häufig zurückdatierte echte Stempel verwendet, wenn natürlich auch komplett falsche Stempel vorhanden sind. Fredersdorf habe ich schon mal in einem anderen Zusammenhang gelesen und wie in #207 richtig geschrieben, können die Abstempelungen nur falsch sein, weil die Russen mit Sicherheit keine solchen Marken geduldet hätten.

2. Leider bieten auch größte Auktionshäuser solche Belege als vermeintlich echt an oder schreiben so einen Unsinn wie z.B. "der Einliefer nimmt an, dass diese echt gelaufen sind". Leider gibt's Leute, die auf solche - pardon - Scheißhausformulierungen hereinfallen, weil das dahinter stehende Auktionshaus sehr bekannt ist. Natürlich ganz schlechter Stil, aber ein paar Hundert EURO kann man damit natürlich abgreifen. Die Welt ist nicht immer ein Picknick.

Zu dem Zeigen von Stempeln auf diesen Marken: Ich habe selber ein oder zwei Sätze, die solche Abstempelungen besitzen. So ganz sehe ich den Sinn nicht dahinter, da es mit dieser Ausgabe eine ganze Reihe von Stempeln gibt. Die Leute haben lange Jahre gehofft, dass doch irgend einer echt sein könnte. Deshalb gibt es eine größere Vielfalt. Viele Leute da draußen haben ein Gusto für morbide Untergangsstimmung und der Satz ist so schön passend: Bevor die SS/SA in Berlin kämpfend untergeht, feiert das Dritte Reich diesen Umstand mit einem Briefmarkensatz für die Ewigkeit. Wären diese Organisationen nicht so abgrundtief verbrecherisch wie das Regime gewesen, wäre es sogar fast ein bisschen romantisch.

Man kann solche Briefe sammeln, wenn man will. Man kann auch 1000 EURO für so einen Brief ausgeben, wenn man denkt, er ist es einem wert. Das ist alles nicht schlimm. Nur sind es zumindest bisher alles Fälschungen und zurückdatierte Machwerke. Warum hat man die also vor 20-30 Jahren attestiert? Guess what: Man konnte prächtig damit Geld verdienen. Der Markenhandel und natürlich auch die Prüfer, die das attestiert haben. Das ist so ähnlich wie heute die Papiergläubigkeit für mittemäßig zu besetzende Sachbearbeiterstellen, wo ein Bachelor verlangt wird, die Tätigkeit aber 80 - 90% der Bevölkerung ohne Probleme bewältigen könnte. Wir sind ein Land der Zertifizierungen und Zettelgläubigkeit, wo ein Fachmann irgend etwas attestiert und das der Weisheit letzter Schluss sein muss. Leider ist die Realität häufig anders, als es auf dem Zettelchen steht. Und so sind diese Atteste anzusehen.

Grüße Oliver
 
hajo22 Am: 16.01.2020 22:36:18 Gelesen: 137000# 210 @  
@ hajo22 [#204]

Die Nennung des Anbieters im Beitrag stammt nicht von mir.

hajo22
 
Richard Am: 17.01.2020 15:49:21 Gelesen: 136856# 211 @  
@ hajo22 [#200]

Liebe Mitglieder,

unter dem Angebot von Daniela Bergner ist - wie ich finde gross und deutlich für jedermann zu erkennen, folgender Satz zu lesen:

zusätzliche Beschreibung:

Nach neuester Forschung soll es echt gestempelte SA/SS Marken und Briefe nicht geben, sie werden derzeit auch nicht vom BPP geprüft. Von daher wird ausdrücklich als "Gefälligkeitsentwertung" angeboten.


Über die Hintergründe ist in vermutlich allen philatelistischen Zeitschriften, einem Fachbuch sowie auf Philaseiten und auf anderen Foren sehr ausführlich berichtet worden. Auch im Michel sind ausreichende Hinweise zu bekommen.

Wer meint, diese Aufklärung ignorieren zu müssen oder völlig ohne Information auszukommen, soll diese Briefe ruhig für 500 oder 1.000 Euro kaufen.

Schöne Grüsse, Richard
 
doktorstamp Am: 17.01.2020 18:34:23 Gelesen: 136768# 212 @  
Leider wird es immer wieder welche geben, die dem Wahn befangen sind, auch in den USA, und Grossbritannien gibt es noch Verfechter für die 'Echtheit' dieser Belege.

mfG

Nigel
 
Jensen Am: 17.01.2020 22:40:01 Gelesen: 136697# 213 @  
Aber die Bezeichnung "Gefälligkeitsentwertung" ist doch aber eigentlich auch nicht ganz korrekt, oder?

Beste Grüße
Jens
 
Richard Am: 18.01.2020 12:32:12 Gelesen: 136600# 214 @  
@ Jensen [#213]

Aber die Bezeichnung "Gefälligkeitsentwertung" ist doch aber eigentlich auch nicht ganz korrekt, oder?

Hallo Jens,

dazu haben wir eine ausführliche Diskussion [1], bitte lesen und bei Bedarf weitere Antworten im dortigen Thema schreiben.

Schöne Grüsse, Richard

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?F=1&CP=0&ST=7882&page=0
 

Das Thema hat 464 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8   9   10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.