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Thema: Gedanken zum Briefmarkensammeln
Das Thema hat 58 Beiträge:
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Setubal Am: 25.01.2018 10:06:32 Gelesen: 19780# 1 @  
Hallo und Guten Morgen ins Forum,

aus dem Lesen des Beitrages "Gedanken der organisierten Philatelie" habe ich mir mal meine Gedanken zum Thema Briefmarkensammeln gemacht. Was ich hier schreibe, sind nur meine Eindrücke und ich würde mich freuen, wenn möglichst viele aus dem Forum ihre Ansichten beitragen würden.

Ich sammle keine Briefmarken - das vorab. Ich habe vom klassischen Briefmarkensammler vielfach den Eindruck, dass es sich um jemanden handelt, der still für sich in seinem Kämmerlein sich mit seinen Schätzen beschäftigt - und sich wundert, dass sich niemand sonst für seine Beschäftigung interessiert. Da hat er (der Briefmarkensammler) doch Reichtümer angehäuft - schließlich hat er Marken in seinem Bestand, für die er mal auf einer Auktion einen dreistelligen Betrag bezahlt hat. Verbittert darüber, dass sich niemand den darauf befindlichen, bisher unbekannten Plattenfehler, nicht mal anschauen will.

Selbstverständlich wird er seine Sammlung nie in einer Ausstellung zeigen! Es interessiert ja eh niemanden - eingeschnappt besucht er seine Gleichgesinnten auf den seltenen Vereinsabenden, um sein Leid bei einem gemütlichen Glas Bier zu ertrinken. Hier kann er sich mißfallend über die Veränderungen der Welt äußern und den guten alten Zeiten nachtrauern, als er noch etwas galt, wenn er seine exotischen Marken aus allen Teilen der Welt mit bunten Motiven präsentierte.
Die Zeit ging an ihm vorbei - schade ?

In seinem Verein hat er vielleicht das Glück noch auf Mitglieder zu treffen, die Ahnung vom Ausstellungswesen haben, die vielleicht selber ausstellen. Etwas neidvoll hat er da sogar schon mal ein Auge drauf geworfen - wie kann man nur die Schiffspostverbindungen zwischen 2 Kontinenten - und dann noch alles auf Briefen dokumentiert - sammeln ? Und was der Vereinskollege dafür bezahlt hat. Und die Besucher auf der letzten Ausstellung, von der sein Sammlerfreund erzählt hat, die standen sogar staunend davor und haben ihn mit Fragen gelöchert. Ob er vielleicht mit seinen Marken etwas falsches gemacht hat ? (Er denkt zumindest nach - Anmerkung des Schreibers) Aber die Arbeit, die so ein "Exponat" machen würde - und dann diese Juroren (Götter der Philatelie), die alles besser wissen und nicht honorieren, was er doch alles weiß. Er schreckt ab und bleibt lieber in seinem Kämmerlein. Eigeninitiative ist für ihn ein Fremdwort und er käme nie aus seinem Kämmerlein heraus, um selbst einmal etwas auf die Beine zu stellen. Für eine Werbeschau z.B. - es würde ja Arbeit machen.

Ich habe anfangs geschrieben, dass ich keine Briefmarken sammele. Für mich liegt der Reiz im Sammeln von ganzen Briefen mit oder ohne Marken. Briefe erzählen Geschichten, die ich gern bereit bin auch anderen, sei es Sammlerfreunden oder Zuschauern, zu erzählen. Lebendig werden.

Ich hatte einmal einen Brief eines französischen Soldaten der Grande Armee, geschrieben in Moskau, 1 Tag nachdem die Russen ihre Stadt in Brand gesteckt hatten. Es war ein Augenzeugenbericht. Allein dieser Brief war ein Anziehungspunkt für jeden, der sich mein Exponat damals angesehen hatte. Mein gedanklicher Briefmarkensammler würde beim Anblick dieses Briefes nur mit dem Kopf schütteln und sich fragen, was der mit Briefmarken sammeln zu tun hat.

Für mich sind Ausstellungen, egal ob als kleine Werbeschau eines Vereins oder ein internationaler Wettbewerb, die besten Gelegenheiten, um mein Wissen zu bereichern - über den Tellerrand zu schauen, um etwas zu erleben und selbst mit eigenen Augen zu sehen. Klar kann ich mir auch viele Sachen im Netz anschauen, z.B. Exponate online oder vergleichbares. Aber es ist ein Unterschied (anderes Beispiel), ob ich die Chinesische Mauer im Reisekatalog bestaune oder ob ich auf ihr einige Kilometer gedankenverloren selbst erkunde.

Ich begrüße ausdrücklich die Möglichkeiten, die sich für unser Hobby heute über das Internet bieten - sei es um mit anderen in Kontakt zu treten oder Material aus allen Teilen der Welt zu erstehen - auch mal für Beträge die über einen dreistelligen Betrag hinausgehen.

Aufgrund meiner Abneigung gegen Alkohol (mein Bruder hat sich betrunken totgefahren - lange her) treffe ich mich aber trotzdem gern auch im Verein, um die dort anfallende Arbeit zu unterstützen und mitzumachen!

Und ich wünsche allen noch viel Spaß am Briefmarken sammeln.

Rolf-Dieter
 
jmh67 Am: 25.01.2018 10:36:16 Gelesen: 19762# 2 @  
Ganz kurz meine Ansicht:

Was du (Leser oder Leserin) sammelst, warum und wie, liegt in deinem eigenen Ermessen, und auch inwieweit du dir dabei hereinreden lässt und ob du anderen folgst. Ich finde, des Geldeswertes wegen zu sammeln verdirbt den Spaß, aber das ist meine persönliche Meinung, die du nicht teilen musst. Findest du einen Verein, in den du passt, dann kannst du ihn auch unterstützen. Du musst aber nicht eintreten, wenn du aus welchem Grund auch immer nicht magst.

Hast du aber etwas zu zeigen und kannst es auch bzw. traust dich, so tu's, vor allem wenn andere etwas daraus lernen können ("show and tell" nennt man's im angelsächsischen Sprachraum). Pfeif' auf Juroren, Gelegenheiten bieten sich auch außerhalb von vereinsgetragenen Ausstellungen, z. B. im Bildungsbereich.

-jmh
 
Setubal Am: 25.01.2018 10:50:50 Gelesen: 19748# 3 @  
Hallo jmh (ob Schreiber oder Schreiberin),

mit meinen Gedanken wollte ich "nur" meine Meinung ausdrücken.

Was ich sammele, kannst Du Dir gern unter meinem Beitrag "Warum ich Briefmarken sammele und warum Portugal" hier im Forum ansehen.

Ansonsten vielleicht - für diejenigen, die es interessiert:

Wie der Name Rolf-Dieter schon sagt, ich bin ein Er, mittlerweile 65 (!) Jahre alt, Mitglied in einem Verein in Braunschweig und Mitglied in einer ArGe, zudem arbeite ich für einige andere ArGen, indem ich denen Beiträge schreibe und ähnliches.

Ich bin Juror für Postgeschichte. Natürlich habe ich an vielen Ausstellungen teilgenommen - zuletzt auf der Monacophil 2017. Vorträge verschiedenster Art gehalten und falls Du organisierter Sammler bist und die "Philatelie" bekommst: In den Ausgaben 09/2017 und 10/2017 waren Artikel über mein Sammelgebiet.

Und wer sich gern Altpapier anschaut:



Rolf-Dieter
 
ralfi Am: 25.01.2018 11:08:10 Gelesen: 19739# 4 @  
Guten Morgen allerseits,

Sammeln an sich ist eine Eigenschaft (Leidenschaft), die etwas sehr Menschliches ist. Manche Leute sammeln etwas, manche Leute sammeln nichts. Ich hatte mal einen Kollegen, der hieß Fingerhut, und was hat der gesammelt: Fingerhüte. Des Wertes wegen bestimmt nicht. Andere Leute sammeln Streichholzschachteln, bestimmt auch nicht wegen des Wertes. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen, Münzen, Pilze, Bücher, Fotos, und und und. Mein Bruder sammelt Filme, ich sammle (neben Briefmarken) interessante Musikaufzeichnungen (E-Musik). Mit anderen Worten: Entweder man hat Spaß am Sammeln, oder man hat dieses Vergnügen nicht. Und, so meine Meinung, nur auf diese positiven Erlebnisse beim Sammeln kommt es an. Nebensächlich, um was es eigentlich geht. Und wenn jemand etwas um des erwarteten Wertzuwachses wegen sammelt: Auch daran gibt es doch nichts auszusetzen, oder? Ein Hobby zu haben ist etwas Schönes, Positives. Und Sammeln (z. B. auch Briefmarken, die nicht auf Briefen kleben) ist ein Hobby, dass u. a. dank Internet sogar etwas mit Kommunikation zu tun hat.

In diesem Sinne: Ich bin gespannt auf weitere Gedanken zu diesem interessanten Thema.

Ralfi
 
Setubal Am: 25.01.2018 11:11:30 Gelesen: 19738# 5 @  
Eine kleine Anmerkung zum Sammeln wegen des Geldwertes:

Auch dieser Aspekt spielt bei vielen Sammlern eine wichtige Rolle - ich nehme mich da nicht aus.

Ich achte schon darauf, wofür ich wieviel bezahle - und stelle mir auch immer die Frage, ob dieser Beleg auch in Zukunft noch einen Wert haben könnte.
Ich für mich (!) möchte nicht aus dem Grab schauend eines Tages sehen, das meine Erben meine gesammelten Sachen im Papierkorb versenken oder einer Jugendgruppe zum ablösen der Marken schenken.

... und ich frage mal ketzerisch ins Forum:

Wer will denn das ?

Sollten denn beim folgenden Beleg die Marken abgelöst werden ?



Ich bin der Meinung, das eine guten (auch in Zukunft) Sammlung immer ihren Wert (in welcher Höhe auch immer) behalten wird - wenn die Sammlung etwas ausdrückt und etwas zeigt, was auch in Zukunft von Interesse sein wird.

Und dabei ist es nun mal so, dass ein interessanter Beleg, der selbstverständlich auch seinen Wert hat, "sammelwürdiger" ist, als viele Belege (auch oder vor allem Marken), die es zu Hauf an jeder Ecke gibt.

Rolf- Dieter
 
olli0816 Am: 25.01.2018 11:18:43 Gelesen: 19729# 6 @  
Hallo Rolf-Dieter,

jeder hat wohl andere Schwerpunkte oder Gründe, warum er gerne Briefmarken sammelt. Ich kann dir nur meine schreiben und die schauen sicher anders aus wie bei jedem anderen x-beliebigen Sammler.

Eins vorweg: Ich bin nicht daran interessiert, an Ausstellungen teilzunehmen. Ich war immer wieder in größeren Zeitabständen auf Ausstellungen, aber eigentlich ermüden mich solche Veranstaltungen eher. Dazu kommt, dass ich nicht sonderlich spezialisiert bin und nicht nach den Michelnummern sammele. Da ich sehr lange sammle (ca. 40 Jahre), besitze ich mit ziemlicher Sicherheit einen Großteil der Hauptnummern einiger deutscher Gebiete. Das hat für mich keinen Stellenwert, der Wert der Marken ist für mich nicht ausschlaggebend. Wenn ich Geld anlegen möchte, kaufe ich Aktien. Briefmarken sind für mich keine Geldanlage, obwohl es Menschen gibt, die dafür sehr viel Geld ausgeben.

Es ist wahr, dass man sich mit Briefmarken sehr gut selber beschäftigen kann - also dein beschriebenes Kämmerlein. Mein Sammeln hat sich in den letzten Jahren etwas verlagert. Früher habe ich mehr Bücher gelesen, war regelmäßig in der philatelistischen Bücherei in München, bin in Briefmarkengeschäfte gegangen und habe mit Freunden getauscht oder war mal auf Tauschtagen. Es gab sehr viele Sammler, da die Wertsteigerungen z.T. groß waren und an die heutige Bitcoin-Entwicklung erinnerte, waren natürlich viele Glücksjäger dabei. Alles kein großes Ding.

Heute haben die Briefmarkengeschäfte, Tauschtage und z.T. Bücher - obwohl ich durchaus einige Briefmarkenbücher besitze - sich durch die digitalen Medien erweitert. Ich muss sogar sagen, Foren und vor allem digitale Auktionshäuser geben mir heute die Möglichkeit, wesentlich schneller Informationen zu finden und Briefmarken/Briefe, die mir gefallen. Ich kaufe z.B. sehr gerne schöne alte Briefe, da haben wir eine Überschneidung. Ich mag aber auch klassische und semiklassische Briefmarken. Mir genügt zumeist ein Überblick, d.h. ich picke mir die Ausgaben heraus, die mir optisch gut gefallen. Dazu sammle ich gut lesbare Stempel.

Das ist alles Hobby für mich, mit keiner Arbeit verbunden und ich verfolge keine höheren Ziele. Ich muss und will mich in diesem Hobby nicht übermäßig engagieren. Das Thema habe ich mit meiner Selbstständigkeit und da ich ganz erfolgreich bin, muss ich zum Glück auch nicht mehr jeder Karotte hinterherhecheln. Neidisch auf andere bin ich nicht. Ganz im Gegenteil, wenn jemand seine Erfüllung gefunden hat, freue ich mich für ihn. Ob sich jemand für meine Marken interessiert, ist mir völlig egal. Ich habe kein Interesse, hier das goldenen Sternchen zu verdienen. Wenn ich etwas zeige oder kommentiere, tue ich das nur in der Hoffnung, anderen entweder etwas schönes zu präsentieren oder Denkanstöße bei manchen Themen zu liefern. Es geht um einen netten Zeitvertreib, so wie ich z.B. gerne Berge besteige.

Die organisierte Philatelie ist seit Jahren in der Krise. Das ist unschwer zu erkennen. Für mich als Sammler mag das vielleicht bedauerlich sein, aber es schränkt mein Hobby nicht ein. Ob es den BDPh gibt oder nicht, hat auf mein persönliches Leben keinerlei Auswirkungen. Das gilt auch für Vereine oder Ausstellungen. Es ist nett, dass es sie gibt und wenn mich etwas davon interessiert, dann kann ich mir vorstellen, mit etwas mehr Zeit als ich heute habe, auch einmal irgendwo zu unterstützen. Ich habe zumindest so viel Zeit, dass ich den Kommentar hier schreiben kann.

Nur eines beschäftigt mich bei deinem Kommentar: Was ist dein Ziel?

Grüße
Oliver
 
Setubal Am: 25.01.2018 11:38:04 Gelesen: 19717# 7 @  
Hallo Olli,

Deine zuletzt gestellte Frage steht in sehr engem Zusammenhang mit dem Grund, warum ich sammele:

Ich will für mich und meine Art mein Hobby zu betreiben eigentlich nur Aufmerksamkeit ohne aus den Augen zu verlieren, dass es sich um etwas handelt, was es aus meiner Sicht wert ist, gesammelt und erhalten zu werden.

Ich akzeptiere jede Art des Briefmarkensammelns, wie auch immer. Ich habe diesen Beitrag ketzerisch geschrieben um mal provokant zu hinterfragen, welche Zukunft ein jeder hier für sich, seine Sammlung und sein Hobby, sieht.

Vielleicht einige Anmerkungen, wie ich zum Sammeln gekommen bin:

Ich bin geschichtsbegeistert und meine Art eine Sammlung zu betreiben, ist der Wunsch, anhand einer mit Belegen gezeigten Sammlung von Belegen, diese Geschichte dann zu erzählen.

Mein derzeitiges Exponat hat aus Jurorensicht sicherlich einige Kritikpunkte - aber: Es ist das, was mir gefällt und von dem ich mittlerweile aus Rückmeldungen die Bestätigung habe, dass es interessant ist.

Es ist meine Art.

Was ich nicht mag, ist das ewige Gejammer über den fehlenden Nachwuchs, über schwindende Mitgliederzahlen über alles mögliche, ohne etwas aktiv zu unternehmen.

Nimm mal etwas anderes:

Eine Tierart ist bedroht. Sofort finden sich Tierschützer, die sich uneigennützig für den Erhalt einsetzen.

Wie setzen sich denn die Jammernden um den Erhalt der Philatelie ein ?

Mein Beitrag ist ein Exponat zu erstellen, welches die Vielfalt der Sammelei und deren Möglichkeiten zeigt. Und mit diesem "Beispiel" rede und schreibe ich dann eben auch.

Ich will nicht untätig mit ansehen, wie unser Hobby an Ansehen verliert und in der Versenkung vergessen wird.

Rolf-Dieter
 
Setubal Am: 25.01.2018 12:05:37 Gelesen: 19695# 8 @  
Ich zeige mal ein Beispiel:



Es ist meine Art Werbung für die Philatelie zu machen. Gut, der Schreiber bei der Zeitung hat hier einige Fehler eingebaut - aber was soll`s. Das Ergebnis dieser Aktion waren etliche Rückmeldungen und Anfragen an unseren Ortsverein.

Rolf-Dieter
 

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