Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Schweiz Dauerserie Sitzende Helvetia Ausgabe 1854 ff (Strubel)
Das Thema hat 251 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5 6 7   8   9 10 11 oder alle Beiträge zeigen
 
bayern klassisch Am: 07.12.2017 17:41:22 Gelesen: 117384# 152 @  
Liebe Freunde,

von einem lieben Sammlerfreund darf ich dessen Neuerwerbung zeigen: Ruswil nach Berlin vom 26.2.1859 über 1 bis 2 Loth schwer - also 2. Gewicht.

Der Absender frankierte 80 Rappen für den 1. Rayon der Schweiz zu Baden und den 3. Rayon im DÖPV. Hiervon behielt die Schweiz 20 Rappen für sich und gab 60 Rappen an Baden, genauer gesagt die badische Bahnpost, die 18 Kreuzern entsprachen, welche Basels Briefpostexpdition in Rötel siegelseitig notierte.

Preussen bekam hiervon gar nichts und nur Taxis erhielt für den kurzen Transit ca. 1/2 Kreuzer von Baden intern vergütet.



Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 01.03.2018 12:42:16 Gelesen: 108055# 153 @  
Hallo Fans der Strubelmarken,

hier wieder mal ein Beleg mit sitzender Helvetia ungezähnt, mit Strubelmarken. Diesmal handelt es sich nicht um eine spezielle Destination, es ist in dem Sinne auch keine „Bombe“. Und doch: Ich habe lange gebraucht, bis ich eine hohe Frankaturstufe für eine schwere Drucksache gefunden habe.

Vorliegend ein Nachnahme-Streifband für eine Drucksache 8–32 Loth im Briefkreis 2.



Die Drucksachenfrankatur betrug 15 Rp., die NN-Provision 10 Rp. ergibt eine Gesamttaxe von 25 Rappen. Das schöne daran ist noch der Klischeefehler „gespaltene Randlinie“ oben links.



Viel Vergnügen wünscht

SH-Sammler
Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 18.03.2018 14:14:51 Gelesen: 107512# 154 @  
Hallo Fans der Strubelmarken,

hier ein etwas anderer Brief, wo auch nicht alles nach Drehbuch lief.

Nachnahmebrief über 2.50 Franken von Neunkirch in die Nachbargemeinde Unterhallau aus den Jahren 1857 -1858 (wahrscheinlich Dez. 1857).



Der Absender hatte das Recht, die Brieftaxe und die Nachnahmegebühr dem Empfänger zu belasten und den Gesamtbetrag einzuziehen.

Was aber, wenn der Absender die Posttarife nicht kannte, das Briefgewicht falsch, zu hoch, einschätzte?

Gemäss verklebter Frankatur von 25 Rappen war der vorliegende Brief zwischen 1 Loth und 1½ Loth schwer, was eine Brieftaxe von 15 Rappen im 1. Briefkreis rechtfertigen würde. Dazu kam die Nachnahmegebühr von 10 Rappen, total wie verklebt 25 Rappen. Dummerweise hat der Absender die Gebühren von 30 Rappen geltend gemacht, worauf der Empfänger den Brief refüsierte und an den Absender zurück schickte.

Gibt es eine andere Lösung? War der Brief in der 4. Gewichtsstufe (1½ Loth bis 2 Loth)? Auch in diesem Falle wäre die Brieftaxe 15 Rappen. Der Brief wäre dann allerdings mit der Fahrpost spediert worden. Nur finden sich dazu keine Hinweise.

Was den Brief zusätzlich interessant macht, sind die 2 10-er Marken mit unterschiedlichem Blauton. Beide haben einen roten Seidenfaden, stammen jedoch aus 2 verschiedenen Druckperioden.

Viel Vergnügen wünscht

SH-Sammler
Hanspeter
 
Heinz 7 Am: 18.03.2018 15:46:47 Gelesen: 107495# 155 @  
@ SH-Sammler [#150]
@ SH-Sammler [#151]
@ SH-Sammler [#153]
@ SH-Sammler [#154]
@ Heinz 7 [#4]

Lieber Hanspeter,

Du zeigst uns wunderschöne Marken und Belege dieser so speziellen Briefmarke der Schweiz. Sie ist eine der am meisten gesammelten Briefmarken der Schweiz; auch x Autoren haben sich an diese schwierige Ausgabe herangewagt, siehe Heinz 7 [#15].

Wenn ich den neuesten Auktionskatalog von David Feldman zur Hand nehme, wo ein schönes Angebot an Strubel-Marken angeboten wird (Lose 208-310) fällt mir auf, dass die Katalogisierung nach wie vor mit den Zumstein-Nummern erfolgt. Das Stubel-Handbuch von Urs Hermann erschien vor fast 12 Jahren und der Händlerkatalog hat die Nummerierung des Handbuches schon vor einiger Zeit übernommen - trotzdem bleibt ein Auktionshaus wie Feldman bei den Nummern von (alt) Zumstein?

Was sagst Du, als Spezialist für Strubel-Marken, dazu? Was soll der verunsicherte Sammler nun tun? "Darf" er bei Zumstein bleiben, oder sollte er die Anregungen/Katalogisierungen Hermann übernehmen? Was, wenn er die Stücke selber nicht mehr bestimmen kann?

Deine Meinung würde mich interessieren.



Anbei eine fast durchwegs weissrandige Zumstein Nr. 23 G mit dem hübschen Fingerhutstempel "Hausen a/A" = Hausen am Albis(sorry, Urs Hermann - das wäre wohl eine 23 B4)

Heinz
 
SH-Sammler Am: 23.03.2018 11:28:58 Gelesen: 107373# 156 @  
@ Heinz 7 [#155]

Hallo Heinz,

Du stellst mich als „Strubel Spezialist“ auf eine hohe Stufe, die ich jedoch nicht verdiene. Ich lerne nach wie vor immer noch dazu. Die Strubel Marken sind und bleiben meines Erachtens eine schwierige Ausgabe. Allerdings ist das Bestimmen der Strubel dank dem Buch von U. Herrmann um einiges verständlicher geworden. Aber lesen muss man dieses Buch, und beim Bestimmen von Marken immer wieder zu Rate ziehen.

Eigentlich ist es ja nicht nur EINE Ausgabe, sondern über mehrere Jahre verteilt auch mehrere Ausgaben.

- Da sind mal die 2 involvierten Druckereien München und Bern.
- Dazu kommen die 2 Papierlieferanten Pasing (München) und Sihl (Zürich). Die Papierfabrik Sihl lieferte stärkehaltiges Papier, Pasing nicht.
- Als Weiteres kommen die in das Papier eingebetteten Seidenfäden dazu. Meistens sind sie grün, bei einigen Ausgaben jedoch verschiedenfarbig.
- Beim Zubereiten der Druckfarben gibt es zwangsmässig viele abweichende Farbtöne, vor allem bei den 5 Rappen, 10 Rappen und 15 Rappen Werten.

Nun zu Deiner Feststellung, dass renommierte Auktionshäuser nach wie vor die alte Katalogisierung anwenden. Zumstein selber stellt seine Atteste nach wie vor doch auch noch mit seinen Katalognummern aus. Er hat seine Katalogisierungsart meines Wissens sogar patentieren lassen. Andererseits sind mit dem Strubelbuch von U. Herrmann viele neue Fakten ans Licht gekommen, so dass man eigentlich die Herrmann – Bezeichungen anwenden sollte.

Ich selbst schreibe bei meinen Marken meistens beide Nummern an. Auktionshäuser sollten m.E. dasselbe tun und vorderhand auf 2 Gleisen fahren.

Was, wenn ein Sammler die Stücke selber nicht mehr bestimmen kann?“ Dann konnte er das schon bisher nicht mit 100%-iger Sicherheit tun. Deshalb haben sich schon mehrere Autoren, von Mirabeau bis Hunziker, an dieser Ausgabe die Zähne ausgebissen. Ein Sammler wird auch in Zukunft das bisher beste Bestimmungsbuch (von U. Hermann) zu Hilfe ziehen müssen.

Übrigens: Ich habe in den vergangenen Tagen meine 10-er Strubelis mit rotem Seidenfaden durchgekämmt. Früher war das EINE Ausgabe mit leicht unterschiedlichen Farbtönen. Heute sind es 5 unterschiedliche Nummern.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 23.03.2018 12:02:50 Gelesen: 107366# 157 @  
@ Heinz 7 [#155]

Hallo Heinz,

unsere Freunde und Mitleser wollen nicht nur viel Geschriebenes sehen, sondern auch etwas mit einer Marke drauf.

Dummerweise ist auf den abgebildeten Brief nur eine halbe Marke drauf. Ja gilt denn das?



Drucksache (Todesanzeige) im Briefkreis 1, von/nach Genf vom 11. Nov. 1861, freigemacht mit einer Strubelmarke 22G (22B4).

Die Drucksachengebühr bis 4 Loth = 62,5 g betrug 5 Rappen, bei gleichzeitiger Aufgabe ab 21 Stück reduzierte sich die Taxe auf 3 Rappen / Stück.

Da es zu dieser Zeit noch keine 3-er Werte gab, wurde als Provisorium die halbierte 5-er akzeptiert. Die 3 Rappen Marken kamen erst ab Oktober 1862 an die Postschalter.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Heinz 7 Am: 23.03.2018 20:56:44 Gelesen: 107340# 158 @  
@ SH-Sammler [#156]
@ SH-Sammler [#157]

Lieber Hanspeter,

vielen Dank, dass Du Dich mit meinen Fragen auseinandersetzest. Auch ich halte die Forschungen und das Schaffen von Urs Hermann für sehr wertvoll und seine Verdienste stehen für mich ausser Frage.

Wenn die Kriterien für die Bestimmung einer Ausgabe nur von einer kleinen Anzahl von Spezialisten wirklich beurteilt werden können, bleiben die Allgemeinsammler vielleicht frustriert zurück. Das kann dazu führen, dass sich Sammler nicht für diese Marke zu entscheiden wagen. Das wiederum ist eigentlich bedauerlich.

Ich habe schon mehrere Anläufe genommen, meine Marken selber bestimmen zu wollen, habe dann aber früher oder später immer wieder aufgegeben. Nicht nur bei den Strubel Marken, aber hier besonders. Es ist mir lieber, die Marke "halbwegs" bestimmen zu können, als beim Versuch zu scheitern, es "genau" machen zu wollen.

Ich will Deinen Rat beherzigen und auch eine Briefmarke zeigen.

Du zeigst uns eine Halbierung, das ist natürlich sehr schön und selten, wobei "Genève" doch hin und wieder vorkommt. Ich zeige anbei eine gewöhnliche 15 Rappen-Strubel Marke:



Von Affoltern am Albis wurde wohl eine Drucksache mit einem Streifband an die Sekundarschulgutsverwaltung in Metmenstetten (sic) gesandt. (Mettmenstetten-Ankunftsstempel rückseitig vom selben Tag: "14. APR 62". Die Briefmarke wird wohl eine (Hermann: 24 B4 / Zumstein 24 G) sein. Da dies die billigste Variante ist, muss ich nicht befürchten, dass ich den Wert dieses Streifbandes zu hoch einstufe. Obwohl der Stempel nicht auf das Streifband übergeht, halte ich das Stück für echt und begehrenswert.

Heinz
 
SH-Sammler Am: 24.03.2018 06:04:26 Gelesen: 107325# 159 @  
@ Heinz 7 [#158]

Hallo Heinz,

Du liegst mit der 24B4 / 24G sicher richtig. 1862 waren die früheren Ausgaben sozusagen alle aufgebraucht. Nur allfällige Kleinfirmen oder Private, welche einen Vorratsposten zu Hause hatten, dürften noch frühere Ausgaben zur Hand gehabt haben.

Die Taxe für eine Drucksache im Briefkreis 1 betrug 5 Rappen. Dazu kommen noch 10 Rappen für die Nachnahmegebühr, zusammen also 15 Rappen wie auf Deinem Streifband verklebt. Die Marke dürfte also mit grosser Wahrscheinlichkeit original auf der Drucksache haften. Und zudem: Wer hat schon eine 2 Marke mit demselben Stempel plus Datum?

Deine Aussage zu den Allgemeinsammlern trifft mit grosser Sicherheit zu, auch wenn es das Buch von U. Herrmann gibt. Denn: Wer, ausser ganz Angefressenen, kauft sich dieses Buch, nur um 5 bis 6 Marken zu bestimmen. Da ist man in einem Verein besser bedient und kann sich das Buch aus der Bibliothek ausleihen.

Ich selber habe mit den Büchern von Aujourdhui und Hunziker angefangen, war jedoch mit den Aussagen nicht befriedigt. Als vor Jahren eine "Abhandlung der Strubel" inkl. Farbbestimmungen in der Schweizerischen Briefmarkenzeitung (SBZ) erschien, wollte ich es auch wissen und habe auf das Buch von Herrmann gewartet. Wobei einige Ausgaben der 10-er und 15-er Marken nach wie vor sehr schwierig sind. Aber das war früher bei den Prüfern schon der Fall. Da gab es für ein und dieselbe 15-er Marke 3 verschieden lautende Atteste. Heute gebe ich mich mit dem zufrieden, was ich mit grosser Sicherheit bestimmen kann. Die anderen erhalten (vielleicht) irgendwann ein Attest.

Soviel auf die Schnelle, einen Beleg kann ich heute nicht zeigen, habe noch was anderes vor.

SH-Sammler
Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 25.03.2018 09:58:18 Gelesen: 107294# 160 @  
@ SH-Sammler [#159]

Hallo Strubelfans,

hier nun ein Beitrag mit einer etwas speziellen 10 Rappen Marke.

Wie bekannt, wurde das Markenpapier für die Strubelis zu Beginn der Ausgaben von der Papierfabrik Pasing, München geliefert. Erst später erfolgte die Papierlieferung von der Papierfabrik Sihl, Zürich. Ebenfalls weitgehend bekannt ist, dass die ersten Markenausgaben in München gedruckt wurden, anschliessend in Bern.

Dabei gab es eine Übergangsphase, wo in Bern noch Papier von Pasing verwendet wurde, zuerst Papier mit 0,06 mm Dicke. Später war das qualitativ gute 0,06-er Papier aufgebraucht und die Zürcher konnten noch nicht liefern. So hat man einen Restposten von sehr dünnem (Ausschuss)-Papier mit Dicken von 0,04 mm bis 0,05 mm bedruckt.

Nachstehend gezeigte Marke ist auf dünnem "Ausschuss"-Papier von 0,05 mm gedruckt. Zusammen mit dem grünen Seidenfaden ist es gemäss alter Bezeichnung eine 23F.

Nach dem neuen Strubel Handbuch von U. Hermann eine 23B1m.II. Heisst: B1 = 1. Berner Druck, m = mince (dünnes Papier), mit Druckform II.

Als Tüpfelchen auf dem i gibt es dazu noch den Klischeefehler 2.01, eingefasste Eckrosette rechts oben.



10 Rappen Strubel, knapp vollrandig, mit eidgenössischer Raute gestempelt.

Ich merke erst jetzt, dass sich der Autor des bisher wichtigsten Strubelbuches nur mit EINEM R schreibt, also Urs Hermann!

Wie sagt man: Asche auf mein Haupt. Ich bitte, mich zu entschuldigen.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 11.05.2018 14:49:49 Gelesen: 105657# 161 @  
@ Heinz 7
@ alle Fans der Strubelmarken

Hallo,

hier wieder mal ein Beitrag mit sitzender Helvetia ungezähnt, einem 10 Rappen Strubel. Es ist gar nicht einfach, markante Plattenfehler auf den Strubelmarken zu finden. Die bekanntesten Plattenfehler sind ja sicher mal der sogenannte Komet. Dann gibt es noch einige Doppelprägungen - nur wenige jedoch gut sichtbar - und Klischeefehler wie gespaltene Randlinien.

Nachstehend nun ein gut sichtbarer Plattenfehler, die sogenannte Helvetia mit Kreuz.



Sitzende Helvetia ungezähnt, 23B4 mit Pf. 2.02 mit Teil des Balkenstempels / Stabstempels Mittlödi plus Rundstempel des übergeordneten Postamtes Glarus.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 13.05.2018 17:46:59 Gelesen: 105510# 162 @  
@ Heinz 7
@ alle Fans der Strubelmarken

Hallo,

nachdem ich im Beitrag [#161] vom Plattenfehler "Komet" geschrieben habe, möchte ich diesen Plattenfehler auch zeigen.



Sitzende Helvetia ungezähnt, 23B4 mit Pf. 2.01, farblose, punktierte Linie vom Kopf nach rechts in den Rand.

Vom diesem Plattenfehler gibt es 3 "Zustände":

Zustand 1: Nur punktierte Linie vom Kopf in den rechten Rand
Zustand 2: Blauer Träger des Kleides auf rechter Schulter unterbrochen, wie gezeigt mit roter Linie
Zustand 3: Zusätzlicher weisser Strich beim rechten Knie (auf dieser Marke noch nicht sichtbar).
(Angaben zu den 3 Zuständen aus dem Strubelbuch von Urs Hermann)

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Heinz 7 Am: 21.05.2018 14:05:49 Gelesen: 105161# 163 @  
@ SH-Sammler [#159]

An Hanspeter
und Fans von Strubel-Marken,

ich war vier Tage an der NABA Lugano und habe schöne Sachen gesehen.

Ganz begeistert bin ich von einem Briefchen von 1852 mit einer "bewegten" Geschichte. Am 12. Dezember 1855, also vor mehr als 162 Jahren, wurde dieses Militär-Briefchen geschrieben und kurz darauf versandt, Abgang "Aeugst a/A" (= am Albis) nach Gossau. Aeugst hatte nur eine Postablage, im nahegelegenen Affoltern am Albis aber wurde der Brief aufgehalten. Der Durchgangsstempel ist "AFFOLTERN a/A. 15 DEC 52".

Bis jetzt nichts Besonderes. Wobei immerhin zu bemerken ist, dass die Jahreszahl des Stempels Affoltern falsch eingestellt war (1852 statt 1855).



Es lohnt sich nun aber, genauer hinzusehen, wie dies auch der Posthalter in Affoltern tat. Der Brief war ursprünglich OHNE Marke unterwegs, was als (portofreie) Militärsache auch stimmte. In der Ecke oben links wurde der handschriftliche Vermerk "Militarsach" angebracht, unten links "Section Aeugst". Er war gerichtet an "Herrn Sectionschef Brunner" in Gossau.

Was nun aber nicht passte, war die Absicht des Absenders: er wollte nämlich eine Nachnahme über 45 Rappen erheben ("Cts" als Abkürzung für "Centimes"), rechts unten vermerkt. DIESE Postdienstleistung war aber portopflichtig! Also wurde der Brief zurückgeschickt. "AFFOLTERN a/A. 16 DEC 52". In Aeugst wurde die 20-Rappen-Strubelmarke aufgeklebt und mit der 15-linigen Eidgenössischen Raute entwertet. 10 Rappen Taxe für Brief der 1. Gewichtsstufe in den 2. Briefkreis plus 10 Rappen als Provision für das Inkasso einer Nachnahme bis zu CHF 10. Der einzuziehende Betrag wurde mit Rötel vermerkt "65" (65 Rappen; 45 Rp.+20 Rappen).

Der Brief ging zum zweiten Mal auf die Reise und erhielt einen neuen Durchgangsstempel "AFFOLTERN a/A. 17 DEC 52" und wurde sofort weitergeleitet, einige Kilometer weiter gab es einen weiteren Durchgangsstempel: "ZÜRICH 17 DEC. 55 VORM." (=vormittags).

Heinz
 
Heinz 7 Am: 21.05.2018 14:17:17 Gelesen: 105160# 164 @  
@ Heinz 7 [#163]

(Fortsetzung von Beitrag 159).

Die ungewöhnliche postalische Behandlung des oben gezeigten Briefes ist an sich schon bemerkenswert und macht mir Freude. Es gibt aber ein weiteres Merkmal, das mich erst recht begeistert.

Wir wissen, dass Strubel-Marken zuerst in München hergestellt wurden, dann aber wurde die Produktion nach Bern verlagert. Die ersten Berner Drucke sind ausführlich beschrieben bei Urs Hermann, siehe Heinz 7 [#15]

Auf Seite 88 des grossen Handbuches schreibt Hermann:

"Das Relief gehört zu den besonderen Qualitäten der Strubelausgabe. Hier finden sich gewaltige Unterschiede: Die ersten Berner Drucke des 20-Rappen-Wertes und des schwarzfädigen Einfränklers zeigen teils sensationelle Prägung: Sogar die Nase der Mutter Helvetia wird ersichtlich! Die letzten Berner Drucke hingegen sind meist völlig flach und haben ihr Relief offenbar eingebüsst. (...)."

Als ich meinen oben vorgestellten Brief ansah, erblickte ich ein Relief, wie ich es noch nie gesehen habe! Nicht nur die Schrift hebt sich plastisch ab, nein, auch das Gesicht ist plastisch, und wir sehen tatsächlich die Nase der Frauenfigur! Und nicht nur die Nase, sondern auch die Stirn, die Augen, sogar ein Mund sind erkennbar!

Unglaublich!



Der Brief findet in meine kleine Heimatsammlung einen Ehrenplatz!

Die Marke ist eine Nummer SH-Nr. 25B1 (mittelstarkes Münchener Papier mit grünem Seidenfaden).

Heinz
 
SH-Sammler Am: 26.05.2018 17:56:11 Gelesen: 104510# 165 @  
@ Heinz 7 [#164]

Hallo Heinz,

wirklich eine schöne Marke mit super Relief. Habe ich so noch nicht gesehen, muss ich mal die Augen offen halten und gezielt suchen. Das kommt halt davon, wenn man sich vorwiegend auf 1 Gebiet (Heimatsammlung) einschränkt und andere Angebote nur oberflächlich überfliegt.

Nachfolgend wieder mal ein weiterer Strubelbrief, den ich im Beitrag „Württemberg: Schöne Belege“ schon mal gezeigt habe. Hier nochmals für alle Strubelsammler.

Einfacher Brief aus der bekannten und sehenswerten Ortschaft Murten, eingehend in das Königreich Württemberg. Murten, an der Sprachgrenze zum französischen sprechenden Teil der Schweiz, verwendete den Stempel MORAT.





MORAT, 13. April 1860 über Bern und Friedrichshafen in das Königreich Württemberg. Eingangsstempel Stuttgart rückseitig schwach abgeschlagen. Taxe: 20 Rappen vom 2. Briefkreis in der Schweiz plus 20 Rappen in den 2. Distanzkreis in "Deutschland", freigemacht mit einer Strubelmarke 40 Rappen (26B4 - Mi 17IIBym).

Sehr schön zu sehen ist der Bahnstempel der Württembergischen Bahn.

Wünsche allen noch einen schönen Tag

SH-Sammler
Hanspeter
 
Heinz 7 Am: 27.05.2018 12:07:06 Gelesen: 104397# 166 @  
@ SH-Sammler [#156]

Lieber Hanspeter,

danke für Deine Reaktion auf meinen Beitrag [#163] und [#164]. Ich habe bei meinen Strubeln keine Marke mit so klarem Relief gefunden.

@ SH-Sammler [#165]

Es ist toll, welch schönen Exemplare Du uns immer wieder zeigen kannst (Da bin ich froh, dass ich auch das eine oder andere schöne Stück schon vorlegen konnte.).

Dein Brief Murten - Stuttgart ist ein prächtiger Beleg! Und er zeigt sehr schön die Effizienz bei der Beförderung dieses Briefes vor 158 Jahren. Zwei Tage nach dem Versand kam der Brief an, Murten - Stuttgart, das sind immerhin klar mehr als 300 Kilometer, über eine Landesgrenze hinaus. Die Frage nach dem Grenzübergang ist wohl auch geklärt; es wird vermutlich Konstanz gewesen sein, denn bei Friedrichshafen wäre somit Württemberg erreicht (bei Schiffstransport Konstanz - Friedrichshafen wäre also nur 1 Grenzübertritt nötig gewesen).



KARTE AUS WIKIPEDIA kopiert.

Zwar wäre der Weg über Basel der kürzere gewesen, aber damit hätte der Brief zuerst Baden durchqueren müssen, das wäre wohl nicht so schnell möglich gewesen. Der Bahnstempel der Württembergischen Bahn zeigt ein "Z.18", das könnte wohl "Zug 18" heissen? Wenn dieser tatsächlich die Strecke Friedrichshafen - Stuttgart bediente, wäre der genaue Leitweg des Briefes bestimmt! Das macht Spass.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
SH-Sammler Am: 27.05.2018 12:24:29 Gelesen: 104389# 167 @  
@ Heinz 7 [#166]

Hallo Heinz,

danke für Deinen Beitrag. Wir alle profitieren voneinander. So habe auch ich schon viel profitieren können von "unserem" Bayernspezialisten (ein grosses Dankeschön an Ralph). Er hat mir den Laufweg ins Königreich Württemberg folgendermassen aufgezeigt:

Briefe aus der Schweiz nach Württemberg gingen über Romanshorn - Friedrichshafen nach Stuttgart, also nicht über das badensische Konstanz. Sonst hätte der Brief genau so gut über Basel laufen können.

Siehe auch Beiträge #158 und folgende im Thema Belege Schweiz -> Altdeutsche Staaten

https://www.philaseiten.de/beitrag/174706

Ich wünsche noch einen schönen Sonntag.

SH-Sammler
Hanspeter
 
Heinz 7 Am: 27.05.2018 12:33:51 Gelesen: 104380# 168 @  
@ SH-Sammler [#167]

Lieber Hanspeter,

ja, richtig, sorry. Habe ich schon früher einmal gelesen, aber nicht genau "abgespeichert". Immerhin stimmt der Bodensee und der See-Weg.

:-)

Danke für die Präzisierung!

Heinz
 
bayern klassisch Am: 27.05.2018 13:30:15 Gelesen: 104367# 169 @  
Liebe Freunde,

danke fürs Zitieren meines vor langer Zeit Geschriebenen.

Der Hintergrund war der, dass Konstanz (Baden), Friedrichshafen (Württemberg) oder Lindau (Bayern) prinzipiell auf Aufgabepost dienen konnte, mit der Folge, dass das Postvereinsporto bei der Leitung über Konstanz allein Baden zustande, bei einer Leitung über Friedrichshafen allein Württemberg und bei einer Leitung über Lindau allein Bayern.

Da die Schweiz mit Baden, Bayern und Württemberg praktisch gleichzeitig vergleichbare Postverträge abschloß, drängten diese Staaten darauf, dass die Korrespondenzen nach Baden über Konstanz, die nach Württemburg über Friedrichshafen und die nach Bayern über Lindau laufen sollten, soweit das möglich und halbwegs sinnvoll war.

Man stelle sich seitens Württembergs vor, dass 10.000 Briefe im Monat alle über Baden nach Württemberg hätten laufen können - dann hätte sich Baden totgelacht, weil man 90.000 Kreuzer jeden Monat verdient hätte, egal, ob die Bahn leer oder voll gewesen wäre.

Der Schweiz war das im Prinzp egal - sie hatte lediglich die Verantwortung bei ihren Schweizer Kunden die Post so schnell wie möglich zu den gedachten Empfängern im Postverein zu transportieren; je mehr und bessere Bahnlinien es dann gab, je willkürlicher konnte man das dann handhaben, weil sie einfach alle schnell waren und die Post sehr zügig zu den Empfängern brachten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 03.06.2018 19:12:34 Gelesen: 102058# 170 @  
@ bayern klassisch [#169]

Warum kostete ein Brief von Langenthal nach Thun 1855 immerhin 25 Rappen?



Des Rätsels Lösung liegt wohl beim Gewicht des Briefes. Gemäss Auktionsbeschreibung hatte der Brief Übergewicht und musste darum in der 3. Gewichtsstufe frankiert werden.

25 Rappen waren nötig; 1855 gab es diese Wertstufe nicht. Also kam eine Buntfrankatur zustande (Beleg mit zwei verschiedenfarbigen Marken derselben Ausgabe).

Es ist schön, dass solch wunderbare Briefe auch heute, mehr als 160 Jahre nach Gebrauch, noch gekauft werden können, ohne allzu tief in die Tasche greifen zu müssen. Dieser schöne Brief wurde in Zürich zum Startpreis von nur CHF 200 zugeschlagen. Selbst nach dem Aufpreis von 21% hat der Käufer einen sehr schönen Brief zu einem Preis bekommen, der dem Käufer wohl keinen Kummer bereitete.

Heinz
 
bayern klassisch Am: 03.06.2018 19:59:51 Gelesen: 102041# 171 @  
@ Heinz 7 [#170]

Lieber Heinz,

3. Gewichtsstufen sind immer etwas besonderes, ob als Mehrfach-, Bunt- oder gar Mischfrankatur ist gar nicht mal so wichtig.

Der hier ist attraktiv und für den Preis sicher eine wahre Freude für jeden Sammler. Ich freue mich für dich. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 27.06.2018 16:11:11 Gelesen: 99765# 172 @  
@ Olilux [#147]
@ bayern klassisch [#148]

Hallo Olivier, hallo Ralph,

es hat etwas gedauert mit der Übersetzung in heutiges deutsch. Immerhin habe ich's mal versucht. Da der Scan sehr schwach ist, musste ich die Schrift dunkler machen, was wiederum mit dem Verlust von vielen Pixeln einherging. Alles in allem war es nicht einfach, es wird auch die eine oder andere Ungenauigkeit haben

Der Text ist Zeile für Zeile durchnummeriert gemäss Zeilen im Brief, was das Lesen sicherlich vereinfacht.

N 9 ¼ Bern, den 1. Februar 1859

Briefmarkenfabrikation

1. In Erwiederung auf dortseitige Anfrage vom
2. 10. dies. haben wir die Ehre Eurer Grossherzoglichen Post
3. Verwaltung anzuzeigen, dass die hierseits in Gebrauch
4. stehenden Brieffrankomarken nicht mehr im lithographischen
5. Wege verfertigt werden, welches Verfahren gegen unbe -
6. fugte Nachahmung derselben nicht hinreichend sichern er -
7. achtet worden ist. Diese Frankomarken werden in den
8. hier beigefügten Seiten unter Verwendung von Papier
9. welche mit Seidenfaden durchzogen ist mittelst einer
10. Presse im Reliefdruck hergestellt, worüber wir in Anlage
11. die nähere Beschreibung anschliessen. Die Verfertigung
12. ist derweil der schweizerischen Münzdirektion übertragen
13. welche diese Marken unter amtlicher Kontrole zu 120
14. Rappen für 1000 Stük an die diesseitige Postverwaltung
15. abliefert.
16. Indem wir wünschen, durch diese Mittheilung dem
17. dortseitigen Verlangen zu entsprechen versichern wir Euer
18. Grossherzogliche Postverwaltung unserer vollkommenster
19. Hochachtung

Für das schweizerische Post & Bau Departement
„Näff“

Beilagen:
1 Stück Marken jeder Sorte
Brief der schweiz Münzdirektion
vom 25. Januar 1859
_____________

An Eure hochlöbliche Grossherzogliche
Luxemburgische Postverwaltung

Gruss
SH-Sammler
Hanspeter
 
Koban Am: 22.07.2018 12:44:00 Gelesen: 98030# 173 @  
@ SH-Sammler [#162]

Die Begleitfehler kannte ich gar nicht. Hier offenbar der von Dir beschriebene 3. Zustand.

Kennst Du die/eine Bewertung dieses Plattenfehlers auf Brief? Da nicht mein Gebiet, möchte ich diesen abgeben.

Gruß,
Koban


 
SH-Sammler Am: 22.07.2018 16:34:06 Gelesen: 98005# 174 @  
@ Koban [#173]

Hallo Koban,

herrlich, dieser Brief mit dem Plattenfehler 2.01, Komet. Und dazu noch in vollrandiger Erhaltung der Briefmarke. Nur eine Stelle am unteren Markenrand ist etwas knapp, sogenannt weissrandig.

Hier mal die Beschreibung des Briefes:

Brief mit einfachem Gewicht von Lausanne nach Trelex im Kanton Waadt, mit 34 km Distanz im Briefkreis 2 gelegen (bis max 48km / 10 Wegstunden).

Frankatur: 10 Rappen Strubel der 4. Berner Ausgabe (23G resp. 23B4) mit Plattenfehler 2.01 im 3. Zustand (mit def. Kleidträger und weissem Strich am Knie).

Wenn Du diesen Brief bei einem Händler kaufst, musst Du mit dem vollen Katalogpreis von 800.- Franken rechnen. Unter Kollegen dürfte etwa 25% des Katalogpreises drinliegen. Ob Du im Ebay soviel bekommst, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Der beste Weg für einen Verkauf sehe ich bei einem renommierten Auktionshaus.

Ich hoffe, mit diesen Angaben helfen zu können.

Gruss

SH-Sammler
Hanspeter
 
briefmarkenwirbler24 Am: 15.08.2018 13:52:39 Gelesen: 96597# 175 @  
Hallo alle zusammen,

der untere Brief wurde am 27.02.1859 in Genf aufgegeben und via Lausanne nach Neuchâtel (Neuenburg) weitergeleitet, wo der Brief bereits am nächsten Tag eintraf. Hier ist der Tarif vom 01.01.1852 zu nennen, der besagt, dass Briefe, welche bis ½ Loth wogen und deren Aufgabeort über 10 Wegstunden (3. Briefkreis) vom Bestimmungsort entfernt lag, mit 15 Rappen zu frankieren waren. Zur Frankatur verwendete man Zumstein 24 D, 15 Rappen karmin (3. Druckperiode des Berner Drucks).

Liebe Grüße

Kevin


 
ReinierCornelis Am: 15.08.2018 15:06:32 Gelesen: 96588# 176 @  
@ Heinz 7 [#163]

Heinz,

heisst, dass bei dem Münchner Druck Prägedruck [d.h. vorne und hinten] benutzt ist?

Gruss, Rein
 

Das Thema hat 251 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2 3 4 5 6 7   8   9 10 11 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 

Ähnliche Themen

455056 711 04.03.24 11:58SH-Sammler
47678 75 01.03.24 16:19Ulli D.
142081 212 30.09.23 18:40Gernesammler
237156 308 10.05.23 20:10Gernesammler


Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.