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Thema: Japan: Kriegsgefangenenpost
Das Thema hat 113 Beiträge:
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volkimal Am: 07.09.2017 20:50:59 Gelesen: 58580# 14 @  
@ Dudley [#13]

Hallo Gerhard,

ich kann zwar kein Japanisch, aber in der rechten Spalte stehen folgende Zeichen von oben nach unten

福岡県 = Fukuoka (Name der Präfektur)
久留米 = Kurume

Ich nehme daher an, dass es eine Übersetzung der Anschrift ins Japanische ist.

Viele Grüße
Volkmar
 
Dudley Am: 08.09.2017 17:50:23 Gelesen: 58541# 15 @  
Heute stelle ich einen Geldbrief, der an H. Andrae ins Lager Bando geschickt wurde, zur Diskussion:



Ankunftstempel 16.12.1918, welcher Ort?

Wer kann mir noch sagen

- was sagen die japanischen Schriftzeichen?
- wo kommt der R-Zettel her?
- was bedeutet der lilafarbene Rundstempel?
- was die lilafarbenen Ovalstempel?

Danke schon mal an die fleissigen Helfer und Gruß
Gerhard
 
ragiko Am: 10.09.2017 15:05:37 Gelesen: 58500# 16 @  
@ Dudley [#15]

Hallo Dudley,

der Einschreibzettel ist Yokohama-Yamashitacho, das liegt direkt am Hafen. Der runde schwarze Poststempel, der den gleichen Ortsnamen zeigt und daher kein Ankunftsstempel, sondern der Abfertigungsstempel ist. Der lilafarbene Stempel ist der Zensurstempel, die lila Ovalstempel sind das Siegel entweder der absendenden Firma, die die Siegelmarken nochmals "versiegelt" hat, oder des absendenden Privatiers aus Yokohama, dessen Name (I.Rolfing oder Lolfing oder Lorfing usw.) in japanischen Schriftzeichen unten (auf dem Foto rechts)steht. Die meisten Ausländer in Yokohama arbeiteten in irgendeiner ausländischen Firma. Oben (im Bild links) steht die bekannte Anschrift von Bando. Unter dem Poststempel findet man noch in Rot, ziemlich dünn, den Stempel "Kriegsgefangenenpost".

Oben rechts (auf dem Foto oben links) steht handschriftlich der Betrag von 20 Yen eingepinselt, der in dem Brief enthalten war.

Herzliche Grüße

ragiko
 
Dudley Am: 10.09.2017 15:30:31 Gelesen: 58495# 17 @  
@ ragiko [#16]

Hallo ragiko,

Danke für diese präzise Auskunft.

Der Geldbrief wird in meinem Exponat der postgeschichtlichen Sammlung "Der Krieg um Tsingtau im Herbst 1914 und die Gefangenschaft danach in Japan (1914 - 1920)" bei der Sindelfinger Briefmarkenmesse 26.-28.10.2017 gezeigt.

Insgesamt habe ich 8 Rahmen im Rang 3. Jetzt kann ich ihn auch auf deutsch beschreiben, toll.

Herzliche Grüße
Gerhard
 
Dudley Am: 08.11.2017 17:48:23 Gelesen: 58033# 18 @  
@ ragiko [#16]

Hallo ragiko,

bitte um Übersetzung des beigefügten Paketscheines nach Bando. Mich interessiert der handschriftliche Text, Nrn. 1 - 7. Der Vordruck selbst ist im Handbuch der Kriegsgefangenenpost Tsingtau von Rüfer / Rungas übersetzt, siehe S. 9.



Im Voraus besten Dank und Gruß
Gerhard
 
Dudley Am: 08.11.2017 23:01:16 Gelesen: 58004# 19 @  
Hier das übersetzte Formular laut Rüfer / Rungas:

Postempfangsbescheinigung

Name des Empfängers 1 (Olt. zur See Schulz)
Name und Anschrift
des Absenders 2
Art der Sendung 3
Einlieferungs-Nr. 4 Poststempel 10 (Bando, 13.11.1919)
Porto 5
Angegebener Geldbetrag 6
Gebühr 7 Bemerkungen 11
Gewicht 8
Zustellgebühr 9

Da diese Bescheinigung bei Annahmeverweigerung oder Forderung von Schadensersatz benötigt wird.
 
Dudley Am: 01.02.2018 18:28:39 Gelesen: 56332# 20 @  
Wer kann mir sagen, was die Schriftzeichen links in rot auf dem ersten Beleg bedeuten?

Ist das ein Postleitstempel für Schanghai?

Der blaue einsprachige Rundstempel besagt, das der Brief über das "Auskunftsbüro über die Kgf in Tokyo" geleitet wurde.

Der zweite Beleg hat auch die Siegelmarke des Auskunftbüros.


 
ligneN Am: 02.02.2018 12:44:40 Gelesen: 56246# 21 @  
"Shanghai Niederländisches Generalkonsulat / an"

Handschriftlich, kein Leitstempel oder -Vermerk
 
ligneN Am: 03.02.2018 12:29:43 Gelesen: 56161# 22 @  
@ Dudley [#18]

Es ist kein Paketschein.

Es ist eine allgemeine Quittung für aufgegebene Postsendungen.

Die Transkriptionen der Vordrucktexte in den Rechtecken OBEN von RR sind fast alle falsch/mißverständlich, ist mir aber zu umständlich, das jetzt aufzulösen.

Die angemerkten handschriftlichen Einträge bedeuten:

1 Tokushima Bando
2 Schulz
3 Tokyo-Akasaka Omote-cho Nr......
4 Landgraf
5 Einschreiben
6 (Einschreibnummer) 79?
7 gebührenfrei

Also eine allgemeine R-Quittung aus dem landgraf-Bestand (ex-Rüfer) und leider nichts besonderes.

Man sollte zum Gebiet Kgf. Tsingtau das Handbuch von Ludwig Seitz benutzen (Arge Kolonialsammler 1998).

RR ist ein ziemliches Desaster. Die Seltenheitsangaben sowieso, Rüfer wollte damit nur seine Auktionsware vergolden. "Abgebildet in RR" bedeutet leider nicht mehr als das.
 
ligneN Am: 03.02.2018 12:34:43 Gelesen: 56160# 23 @  
@ Dudley [#8]

Auf Anregung von Richard hier eine verspätete Antwort:

Ra. 1 o. l. "Schweiz/Konsulat"
Zweisprachiger SdPdG in Englisch/Japanisch.
Diese beiden Stmepel stammen vom Schweizerkonsulat, nicht von japanischer postalischer oder militärischer Seite.

Kombinierter Zensurstpl./Lagersiegel von Kurume

Tagesstempel Azabu umgerechnet 16. August 1918

Transkription links
Fukuoka Präfektur Kurume
Kgf. Lager
Herrn Thibaut

Rückseitig unklarer Ank.stpl. Kurume
 
ligneN Am: 03.02.2018 12:42:47 Gelesen: 56154# 24 @  
@ Dudley [#9]

Keiner der bekannten Zensoren-han von Kurume.

Daher vermutlich ein privater han des Absenders. So etwas haben sich auch Ausländer machen lassen.
 
Dudley Am: 15.02.2018 18:01:09 Gelesen: 55845# 25 @  
@ ligneN [#24]

Danke für diese ausführlichen Antworten, haben mir sehr geholfen!

Gruß Gerhard
 
hajo22 Am: 15.02.2018 18:58:19 Gelesen: 55833# 26 @  


Karte aus dem Lager Kurume vom 29.9.1917 (Periode Taisho, Tenno Yoshihito Thronfolge 1911, also 1911 + 6 = 1917).

Naturgemäß ging die meiste Post nach Deutschland. Diese Karte hier (ein Dankeschön für ein erhaltenes Paket) ist nach New York/Brooklyn gerichtet.

Kriegsgefangenenpost der "Tsingtauer" habe ich nur am Rande meiner winzigen Koloniensammlung.

Über Spezialliteratur (z.B. Rühr/Rungas, usw.) verfüge ich nicht.

hajo22
 
Dudley Am: 26.02.2018 11:22:20 Gelesen: 55664# 27 @  
@ ligneN [#24]

Heute hätte ich eine Frage zum Zensurstempel C im Kreis auf einer Karte ins Lager Asakusa, siehe Foto:



Ist das ein englischer Zensurstempel oder kam er vom Roten Kreuz in Genf?

Leider kann ich den Ort des Absenders nicht lesen, wer kann mir helfen?

Danke und Gruß
Gerhard
 
hajo22 Am: 26.02.2018 11:27:59 Gelesen: 55662# 28 @  
@ Dudley [#27]

Der Ort des Absenders lautet: Cuxhaven.

Den "C"-Stempel habe ich so noch nicht gesehen. "C" dürfte für "Censored" stehen, also ein englischer Zensurstempel.

hajo22
 
wuerttemberger Am: 26.02.2018 15:24:56 Gelesen: 55645# 29 @  
@ Dudley [#27]

Laut Karl-Heinz Riemer "Die Postüberwachung im Deutschen Reich durch Postüberwachungsstellen 1914-1918" ist das ein Zensurstempel von Cuxhaven, der nur auf Briefen ins Ausland vorkommen soll.

Gruß

wuerttemberger
 
hajo22 Am: 26.02.2018 16:05:50 Gelesen: 55629# 30 @  
@ wuerttemberger [#29]

..ist das ein Zensurstempel von Cuxhaven, der nur auf Briefen ins Ausland vorkommen soll.

Interessant, der "Riemer" steht mir leider nicht zur Verfügung. Dann bedeutet das "C" "Censuriert" und nicht "Censored".

Mit dem Roten Kreuz hat das "C" meiner Meinung nach nichts zu tun.

hajo22
 
volkimal Am: 26.02.2018 16:11:59 Gelesen: 55623# 31 @  
@ hajo22 [#30]

Hallo hajo22,

da in Cuxhaven deutsch gesprochen wird, kann das "C" natürlich auch Cuxhaven bedeuten.

Die englische Sprache ist bei der deutschen Zensur eher unwahrscheinlich.

Viele Grüße
Volkmar
 
hajo22 Am: 26.02.2018 16:34:46 Gelesen: 55618# 32 @  
@ volkimal [#31]

"Censuriert" ist eine alte deutsche Schreibweise von modern "zensiert" meines Wissens.

Das "C" könnte aber auch für Cuxhaven stehen (eher unwahrscheinlich). Was sagt denn der "Riemer" dazu?

Aus meiner winzigen Sammlung Kriegsgefangenen-Post deutscher Soldaten ("Tsingtauer") in Japan zeige ich noch eine Karte aus dem Lager Kurume, gestempelt am 27.3.1918:



"Fröhliche-Ostern"-Karte vor fast genau 100 Jahren.

hajo22
 
volkimal Am: 26.02.2018 17:45:38 Gelesen: 55606# 33 @  
@ hajo22 [#32]

Hallo Hajo,

die Bedeutung des "C im Kreis" aus Cuxhaven wird im Riemer nicht erklärt.

Ich habe die Abbildungen im Riemer einmal überflogen (fast 1000 Abbildungen). Fast immer heißt es "geprüft". Das Wort "controlliert" habe ich nur bei einem Ort (von 128) als Abkürzung gesehen: "Ctr.Gr." = "Controlliert Graudenz". Außerdem kam die Abkürzung Ctr. bei der Telegrammzensur vor. Censuriert habe ich nicht gefunden.

Viele Grüße
Volkmar
 
hajo22 Am: 26.02.2018 18:44:41 Gelesen: 55596# 34 @  
@ volkimal [#33]

Sollte ich per Gelegenheit mal einen Stempel "censuriert" finden, zeige ich ihn hier.

hajo22
 
Dudley Am: 04.03.2018 23:18:40 Gelesen: 55503# 35 @  
@ Dudley [#15]



Heute stelle ich einen Geldbrief, der an Karl Heims ins Lager Kurume geschickt wurde, zur Diskussion:

Ankunftstempel 18.07.1916 Kurume

Wer kann mir noch sagen

- was sagen die japanischen Schriftzeichen?
- wo kommt der R-Zettel her?

Die roten Stempel sind

- Han von Herrn Otsuka vom Lager Tokushima ?
- Einzelstempel Furyoyubin

Danke schon mal an die fleissigen Helfer und Gruß
Gerhard
 
ligneN Am: 06.03.2018 13:04:03 Gelesen: 55477# 36 @  
@ Dudley [#27]

"c" bedeutet vielleicht "copiert" (den Textinhalt)?

Wer Zensur 3. Reich sammelt, kennt natürlich den kleinen "c" im Einkreis z. B. von der APfst Berlin.

Der wird von Riemer bzw. der AGZ in seiner Bedeutung entsprechend aufgelöst.
 
ligneN Am: 06.03.2018 13:20:43 Gelesen: 55468# 37 @  
@ Dudley [#35]

Der Brief wurde lt. R-Zettel in "Azabu-Nyusencho" aufgegeben, einem Postamt im Tokyoter Großbezirk Azabu. Der Stempel 5.7.18 ist ebenfalls von Azabu-Nysencho, nicht von Kurume.

Wertangabe o. l. 25 Yen 86 sen. Da waren also auch Münzen im Umschlag.

Absenderangabe Kunz Trenkhahn ?, jedenfalls ein ausländischer Name.

Die Siegelstempelchen auf der Verschlußmarke bedeuten "Kubo". Sie stammen vom Absender oder Aufgeber, nicht von der Eingangszensur.

Es ist nicht klar, ob sich hinter den Zeichen ein japanischer Angestellter dieses Namens verbirgt, zB Postbevollmächtigter einer Firma oder einfach ein Hausangestellter in einem Privathaushalt. Oder ob hier ein Ausländer die Lautzeichen "ku ho" für seinen Namen im Siegelstempel verwendete. "Kubo" ist ein sehr häufiger Name, einfache Stempel mit diesen verbreiteten Namen waren schon damals idR keine Einzelanfertigungen mehr, sondern beim Stempelmacher oder in Schreibwarengeschäften auf Lager. Die Ladeninhaber hatten dann für den Ausländer rasch etwas lautähnlich klingendes zur Hand.
 
Dudley Am: 06.03.2018 16:28:16 Gelesen: 55455# 38 @  
@ ligneN [#37]

Danke für diese Ausführungen, eine tolle Hilfe.

Den Namen Drenckhahn kenne ich, vermutlich derselbe wie aus meiner Ausstellungsseite von Siemens-Schuckert Denki K.K.:

"Bei Ausbruch des Krieges wurden von den in Tokio, Yokohama und Kobe lebenden Deutschen drei Hilfsausschüsse ins Leben gerufen, um die durch den Krieg zu erwartenden neuen Aufgaben zu erfüllen.

Im Hilfsausschuss Tokio war die Firma Siemens durch ihren Leiter (Direktor Drenckhahn) vertreten. Da in Tokio kein deutscher Klub besteht und den Deutschen der Besuch des Vereinsgebäudes der »Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens« (OAG) polizeilich verboten wurde, standen dem Hilfsausschuss keine Räumlichkeiten zur Verfügung. Die Firma Siemens stellte daher ein Sitzungszimmer zur Verfügung und übernahm zugleich die zu erledigenden Arbeiten.

Der erste Deutsche, der die Gefangene in Kurume besuchte, war ein Angehöriger der Firma Siemens-Schuckert D.K.K. (Direktor Drenckhahn). Seine Berichte über wiederholte Besuche der Kriegsgefangenen und des japanischen Kommandos führte Siemens dazu, tatkräftige Hilfe einzuleiten."

Gruß Gerhard
 

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