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Thema: (?) (82) Barfrankaturen als Notbehelf bei Wiederaufnahme des Postverkehrs 1945
Das Thema hat 97 Beiträge:
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wi.kr Am: 19.01.2011 14:34:49 Gelesen: 108920# 23 @  
@ Erdinger [#22]

Ja! Pistner war ein sehr eifriger Philatelist, der sich viele - eben philatelistisch beeinflusste - Belege hat zuschicken lassen. Die Adressgestaltung ist völlig typisch. Davon müsste bei mir auch noch der eine oder andere herumliegen. M.E. sind sie aber alle echt gelaufen und häufig von Postämtern abgeschickt, die er für seine Interessen "eingespannt" hat, was damals ja auch völlig in Ordnung war. Am vorliegenden Beleg ist aber die handschriftliche Veränderung des Datums im Stempel irritierend (zurückdatiert!). Ansonsten hat der Stempel das Aussehen von Dezember 1945. Anfang Dezember war jedenfalls auch ein Stempel mit Postleitzahl 13b und Kennbuchsatabe d in Gebrauch; später gab es einen Ortswerbestempel. Der R-Zettel entspricht dem damals in Dorfen gebräuchlichen, wenn auch die Nummer 429 nicht ganz in die Reihe passt. Ich kann hier mit Datum 17.12. die Nummer 137 nachweisen.

Gruß aus Koblenz
 
Erdinger Am: 19.01.2011 16:14:46 Gelesen: 108895# 24 @  
@ wi.kr [#23]

Herzlichen Dank für die Information, dachte ich's mir doch. Der Brief ist rückseitig in Aschaffenburg eingangs-gestempelt, hier ist also wohl alles im grünen Bereich.

Die handschriftliche Zurückdatierung des Stempels scheint mir zeitnah erfolgt zu sein, hier war versehentlich der 19.12.56 eingestellt. Hoffen wir mal, dass der R-Nummern-Zettel original haftet.
 
Knorkes Am: 19.01.2011 19:28:45 Gelesen: 108870# 25 @  
Hallo, Erdinger

Interessant, was Du da ausgegraben hast.

Es gab seinerzeit einige Philatelisten, die sich besonders auf diese Provisorien gestürzt haben.

Man fragt sich allerdings, woher sie wussten,welche Postämter die interessantesten (und seltensten) Gebührenstempel verwendeten ?

Sie haben an viele Postämter mehrere Postkarten verschickt und scheinbar die Portokosten in bar beigelegt.

Jedenfalls haben die Postkarten zwar den Charakter von Sammlerstücken, sie sind aber oftmals für viele Postorte die einzigen erhalten gebliebenen Belege und man muss sie deshalb auch als vollwertige Dokumente der Wiederaufnahme des Postverkehrs anerkennen.

Besonders häufig tauchen dabei die unten abgebildeten Postkarten auf.

Schönen Gruß

Günter


 
Jürgen Witkowski Am: 20.01.2011 20:30:07 Gelesen: 108815# 26 @  
Langsam, aber sicher tauchen ja nun doch einige Belege aus den Beständen anderer Sammler auf. Ich bin mir sicher, dass noch mehr solcher Schätzchen unbeachtet in den Belegekisten und Briefealben zu finden sind.

Aus dem thüringischen Niedersachswerfen (Südharz) in das brandenburgische Buckow (Märkisches Höhenland) lief dieser Einschreibebrief vom 08.11.1945. Die Entrichtung der erforderlichen 42 Pf. bestehend aus 12 Pf. Briefporto und 30 Pf. Einscheibengebühr, wurde durch den handschriftlichen Vermerk 42 und den Zeilenstempel, einzeilig, Frakturschrift, gebühr bezahlt in violetter Farbe quittiert.

Der rückseitige Ankunftstempel von Buckow, datierend vom 14.11.1945, deutet an, dass die Transportgeschwindigkeit noch stark unter den Nachwirkungen des zweiten Weltkrieges zu leiden hatte.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Knorkes Am: 21.01.2011 10:16:16 Gelesen: 108786# 27 @  
Hallo, liebe Diskussions-Gemeinde,

es ist sehr erstaunlich, welchen Zuspruch dieses Thema findet. Immer neue Wortmeldungen auch zu Aspekten, die bisher nicht im Mittelpunkt der Forschung standen, wie die damaligen Transportzeiten und -Umstände bei der Briefpost, die (fast segensreiche) Einflussnahme von Philatelisten auf die Sicherung der seinerzeit verwendeten Gebühren- und Notaufgabestempel u.s.w.

Wenn ihr schon mal dabei seid, Eure Bestände zu sichten: Seht mal auf meiner Webseite nach http://www.kopiak.de/service/suchliste.html, ob von den dort verzeichneten Postorten etwas darunter ist.

Weiterhin viel Spaß beim Kramen in der Nachkriegs-Postgeschichte.

Günter
 
Jürgen Witkowski Am: 24.01.2011 11:20:54 Gelesen: 108697# 28 @  
Ganz sicher bin ich mir nicht, ob der nachfolgende Beleg in den von Günter Kopiak definierten Themenumfang passt. Es handelt sich um einen "Dienstbrief" auf einem alten Umschlag aus Zeiten des 3. Reiches. Das Hoheitsabzeichen hat man durch Übermalen mit Tinte unkenntlich gemacht (ich habe es durch Bildbearbeitung wieder sichtbar gemacht). Ob der Vermerk "Frei durch Ablösung Reich" noch seine Gültigkeit hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Der Brief lief von der Staatsanwaltschaft Essen (Ruhr) an die Staatsanwaltschaft Bielefeld, also innerhalb der Britischen Besatzungszone. Als Zeichen der ordnungsgemäßen Freimachung wurde ein in roter Zweiellipsenstegstempel ESSEN 1 / Gebühr bezahlt mit Datum vom 5.6.46 abgeschlagen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Knorkes Am: 26.01.2011 17:45:38 Gelesen: 108572# 29 @  
Hallo, Jürgen !

Du hast also wieder einmal einen beachtenswerten Beleg vorgestellt. Er fällt als Nachläufer in den von mir bearbeiteten Zeitraum.

Allerdings ist es ungewiss, ob hier Barfrankatur aufgrund von Markenmangel vorliegt, oder ob es sich hier schon wieder um die Vereinfachung der Abfertigung einer Massenauflieferung handelt.

Jedenfalls war mit dem Kriegsende auch die Freimachung durch "Frei durch Ablösung Reich" vorbei.

Schöne Grüße
Günter
 
Stempelfred Am: 27.01.2011 18:20:28 Gelesen: 108479# 30 @  
Die Diskussion um Barfreimachungen führt auch zu der Frage, was solche Belege ohne Briefmarken denn eigentlich kosten dürfen. Die alten Briefmarkensammler haben sie damals gar nicht gewürdigt und als Tüten genommen, denn es waren ja keine Marken drauf. Erst mit dem verstärkten Sammeln von Postgeschichtsbelegen in den sechziger und siebziger Jahren haben solche Stücke "Wert" bekommen.

Heute kommt es darauf an, wie man was sammeln möchte. Wer nur einige Formen dieser Nebenstempel darstellen will, kann die jeweils häufigsten Orte nehmen und findet im Michel-Briefekatalog ganz sicher hinreichende Anleitung und Bewertung. Er kann ruhig ein paar gute Lots kaufen und sich daraus recht preisgünstig etwas zusammenstellen. Aber eben gute Lots und kein Knüllpapier.
Wer Orte, Stempel, Besonderheiten usw. z.B. für eine Heimatsammlung braucht oder das Gebiet in seiner ganzen Breite erschließen will, der kann m.E. auf genauere Informationen nicht verzichten.

Eine gute Orientierung bietet dabei die Fleißarbeit von Kopiak (http://www.kopiak.de ). Er hat schon mehrere Jahrzehnte lang den Markt verfolgt, Auktionsbruttopreise für einzelne Belege aufgelistet und macht das immer noch. So bekommt man einen Rahmen für die Preisschwankungen bei jedem nachgewiesenen Ort und für jede vorkommende Form.

Ich finde das prima für den Sammler, aber auch Händler und Auktionatoren könnten diese Tabellen noch viel mehr nutzen. Häufig werden nämlich solche markenlosen Belege mit Barfrankaturen geradezu verramscht. Nur wenige Berufsphilatelisten, wie z. B Schmidt & Herzberg in Dessau oder Harlos in Wunstorf machen sich die Mühe und preisen eine Vielzahl von Barfrankaturbelegen einzeln real aus. Manche Anbieter haben andererseits Preisvorstellungen, bei denen man zwar staunen aber nichts kaufen kann.

Jedenfalls bin ich mit der Dokumentation von Kopiak äußerst zufrieden, nutze sie oft und kann sie Käufern und Anbietern gleichermaßen empfehlen.
 
Knorkes Am: 30.01.2011 13:28:54 Gelesen: 108359# 31 @  
Hallo Stempelfred,

zunächst vielen Dank für die anerkennenden Worte.

Bei den Preisen gibt es halt unterschiedliche Herangehensweisen.

Am Günstigsten (oft weit unter Wert) sind solche Belege auf den (alles Verkauf-)Internetauktionen, vor allen Dingen bei Ebay zu erstehen.

Auch auf Tauschbörsen oder auf Flohmärkten kann man fündig werden. Allerdings ist hier das Angebot inzwischen stark ausgedünnt.

Einige Briefmarkenauktionshäuser haben Nachkriegs-Barfrankaturen regelmäßig als Einzellose im Angebot und versteigern sie mit gutem Erfolg. Andere machen jedoch potentiellen Käufern durch unangemessen hohe Ausrufpreise das Bieten unmöglich und resümieren letztlich, dass die "Ware" nicht absetzbar sei.

Möglicherweise könnte es sinnvoll sein, gelegentlich auf Philaseiten.de dieses Thema gesondert zu behandeln.

Schöne Grüße

Günter Kopiak
 
westfale1953 Am: 31.01.2011 12:59:01 Gelesen: 108335# 32 @  
Hallo,

ich habe einen Beleg gefunden, der evtl. in dieses Forum gehört, ich bin mir aber nicht sicher.

"Gebühr bezahlt" - Stempel sehr undeutlich über der Unterschrift, Tagesstempel von "NIEDERSCHELDEN" 16.11.45



Vielleicht kann Günter hierzu ja etwas sagen.

Danke und schöne Grüße

Bernhard
 
Knorkes Am: 01.02.2011 09:24:53 Gelesen: 108299# 33 @  
Hallo Westfale1953,

du hast richtig vermutet, es handelt sich um eine Barfrankatur aus dem von mir bearbeiteten Zeitraum. Ein solcher Beleg mit einem Einzeiler "Gebühr bezahlt" aus Niederschelden (Sieg) wurde 2003 vom Auktionshaus Friebel in Linnich offeriert und für 10 Euro versteigert.

Aus Deiner Abbildung kann man jedoch ersehen, dass es sich hier um einen Behelfstempel (aus Handdruckkasten gesetzt) Gebührbezahlt (ohne Zwischenraum) handelt. Werde die Angabe in den Auktionsergebnissen wohl berichtigen müssen.

Dein Brief hat ein weiteres interessantes Merkmal der damaligen Zeit: Die Überklebung deutet darauf hin, dass vermutlich das Briefkouvert eines nicht mehr existenten Absenders verwendet wurde. Gelegentlich findet man auch Umschläge, die doppelt benutzt worden sind, indem man den Innenteil nach außen gekehrt hat.

Schöne Grüße

Günter
 
Erdinger Am: 01.02.2011 14:34:39 Gelesen: 108280# 34 @  
@ Stempelfred [#30]
@ Kopiak [#31]

Mit den Preisen bei Gebühr-bezahlt-Belegen ist es halt so eine Sache. Irgendwo im Handbuch von Richter steht sinngemäß der Hinweis, dass die Heimatsammler den Generalsammlern gerne die Preise verderben, weil sie zu viel für diese Stücke zahlen. Bei der letzten Harlos-Auktion wurde ich bei meinen Wunschbelegen gnadenlos überboten – und so viele Heimatsammler gibt es für meinen Landkreis nicht. Markenlose Belege sind halt auch für andere unwiderstehlich, vor allem, wenn der betreffende Ort schon lange nicht mehr im Angebot war.

Und wenn man nach und nach Ortsbrief, Ortsbrief mit Zusatzleistung Einschreiben, Fernbrief 1./2. Gewichtsstufe, Fernbrief mit Zusatzleistung, Zeit vor und nach der Gebührenerhöhung vom 1.3.46 etc. zusammenbekommt, darf's doch - wie bei jeder Portostufensammlung - hin und wieder ein bisschen mehr sein, oder? Eilboten z.B. fehlen mir noch.



Zeitlich außerhalb dieses Threads, aber trotzdem ganz hübsch: Fernbrief der 2. Gewichtsstufe von Isen nach München vom 16. Mai 1946 mit Gebührenvermerk "108" für 2. Gewichtsstufe (48 Pfge.) und Einschreibgebühr (60 Pfge.).
 
westfale1953 Am: 02.02.2011 11:55:32 Gelesen: 108255# 35 @  
Hallo Günter,

danke für die schnelle Antwort, was meinst Du mit "Angabe in den Auktionsergebnissen berichtigen" ?

Ich habe noch eine PK mit ovalem Stempel vom 29.8.45 gefunden.



Schönen Tag noch

Bernhard
 
Knorkes Am: 02.02.2011 17:33:03 Gelesen: 108215# 36 @  
Hallo, Bernhard !

Schön aufheben, den Beleg von Lippstadt. Gerade barfrankierte Post von kleineren Orten ist besonders dünn gesät. Ein Solcher wurde, nach meiner Kenntnis, bisher nicht als Einzellos auf Auktionen angeboten.

Mit "Angaben in den Auktionsergebnissen berichtigen" meinte ich ein Korrektur in der Auktionsergebnisseite auf http://www.kopiak.de

Schöne Grüße

Günter
 
Stempelfred Am: 03.02.2011 10:28:43 Gelesen: 108165# 37 @  
Guten Tag, lieber Erdinger,

und vielen Dank für die Antwort, der ich inhaltlich zustimme. Das Buch von Richter schätze ich sehr, denn es ist eine "fürchterliche" Fleißarbeit, die damals fast alles erfasst hat, was man erwischen konnte. Aber die Bewertung ist für die reine Form des Gebührenstempels (1.) ohne Berücksichtigung der verschiedenen Versandarten und Portostufen und (2.) ohne Berücksichtigung der Größe und des Postaufkommens der Orte erfolgt, also je Ort nur die billigste Variante. Und die Bewertung, die er vorgenommen hat, ist ohnehin eine undankbare Aufgabe, weil man nicht alles in dieser Breite berücksichtigen KANN. Man hat den armen, fleißigen Autor schon verspottet, ob das vielleicht seine Ankaufliste wäre. Undank ist eben der Welt Lohn.

Meine Schlußfolgerung ist, dass man die Bewertung von Richter durchaus als aller unterste Grenze betrachten kann und dann meistens noch gehörig drauflegen muss, um die Besonderheiten alle zu berücksichtigen. Bei Kopiak sind dagegen wenigstens einige Besonderheiten in den Ergebnislisten mit genannt. Da hat man eine bessere Orientierung. Und die Schwankungen des Marktes können natürlich dem Fernbieter bei Auktionen den Spaß verderben.

In der Hoffnung, dass der Mut jetzt nicht sinkt,

schöne Grüße von Stempelfred.
 
Erdinger Am: 03.02.2011 15:01:31 Gelesen: 108151# 38 @  
@ Stempelfred [#37]

Hallo, lieber Stempelfred,

das Handbuch von Richter schätze und bewundere ich auch sehr. Es ist ein Pionierwerk, da dürfen Schwächen auch einmal als liebenswert akzeptiert werden.



Ich käme nie auf den Gedanken, mit dem abgebildeten Stück unter der Devise "im Richter nicht genannt!" hausieren zu gehen. Ein solches Werk kann ja auch gar nicht vollständig sein. Es ist vielmehr interessant zu sehen, mit seiner Hilfe Verbindungen herzustellen, zu erkennen, wie sich innerhalb bestimmter Postbezirke einheitliche Stempeltypen durchsetzten (neben dem Hauptort Erding z.B. in Grünbach und hier in Moosinning), während in anderen Regionen (Dorfen, Taufkirchen, Buch am Buchrain, Pastetten ...) die Stempeltypen ein anarchisches Nebeneinander zeigten. Improvisieren war eben Trumpf.

Mein Mut wächst übrigens mit jedem Stück, das ich sehen und erwerben kann und ich höre mich in diesen Fällen selten nein sagen.

Viele Sammlergrüße
aus Erding
 
Knorkes Am: 06.02.2011 14:51:19 Gelesen: 108034# 39 @  
Hallo Erdinger, Hallo Stempelfred !

Eure Diskusion, die Stempelformen betreffend, gibt mir Anlass für eine grundlegende Betrachtung:

Gebührenstempel kamen üblicherweise für bestimmte Sendungsarten (Massenauflieferungen, Drucksachen u.s.w.) im gesamten Reichspost-Gebiet zum Einsatz. Durch die Reichspost-Direktion war lediglich der Wortlaut "Gebühr bezahlt" und die Stempelfarbe Rot vorgeschrieben. Zur Stempelform gab es hingegen keine Festlegungen.

Es wurden aber oftmals gleiche Stempel durch ein Leitpostamt in Auftrag gegeben- und an Zweigpostämter und Poststellen I verteilt. Soweit die Gebührenstempel nicht durch Kriegseinwirkungen verloren gegangen waren, sind sie auch weiterhin im Nachkriegs-Briefpostverkehr eigesetzt gewesen. Was allerdings verwundert ist die Tatsache, dass nach dem 2. Welkrieg nur noch einige wenige, der in der Inflazeit weit vereiteten Einnahme-Nachweisstempel, vorkommen.

Dort, wo Gebührenstempel nicht mehr greifbar waren, kamen zweckentfremdete Stempel (z.B.: "Bezahlt" "Entwertet"), Stempel aus dem Paketdienst (wie "Zustellgebühr bezahlt" u.a.) Freistempelaptierungen und Eigenbaustempel (aus Handdruckkasten gesetzt oder Schnitzstempel) zum Einsatz. Daraus resultiert letztendlich die Formenfülle bei den Nachkriegs-Barfrankaturen.
 
Stempelfred Am: 08.02.2011 14:32:53 Gelesen: 107951# 40 @  
Guten Tag, lieber Erdinger,

da Sie Orte genannt haben, konnte ich gleich in meinem Bestand nachsehen, doch es war leider vergeblich. Ich kann zur Sammlung nichts beitragen.

Hallo, an alle!

Bei einer bekannten Auktion sollen am 26. Februar auch einige Belege aus dem Raum Neuruppin / Neustadt (Dosse) versteigert werden. In dieser Region gab es 1945 eine Änderung des Leitweges. Entsprechend dem Verzeichnis von 1944 sind einige Orte "über Neuruppin" versorgt worden, und die PSt II-Stempel lauteten auch so. Nach dem Krieg haben sie den Briefverkehr zusammen mit Neuruppin begonnen, wurden aber dann abgetrennt und Neustadt (Dosse) unterstellt. Sie haben die PSt II-Stempel über Neuruppin weiter verwendet, aber Leitpostamtsstempel und die Form der Barfreimachung wurden in Neustadt (Dosse) angebracht. Das betrifft z.B. die Orte Garz, Lüchfeld und Manker. Bei Garz wird auf der Auktion ein Beleg vom 06.08.45 über Neuruppin und ein anderer vom 14.11.45 über Neustadt (Dosse) angeboten.

Weiß vielleicht jemand, warum dieser Wechsel erfolgt ist und mit welchem genauen Datum? Wenn wir das heraus bekommen könnten, würde mich das ganz besonders freuen.

Beste Sammlergrüße an alle von
Stempelfred
 
Jürgen Witkowski Am: 12.02.2011 20:36:30 Gelesen: 107836# 41 @  
Ein schlichter Brief von Stendal nach Buckow (Märkische Schweiz) vom 15.9.45 erhielt in Stendal einen violetten Rechteckstempel mit dem zweizeiligen in Frakturschrift verfassten Vermerk Gebühr bezahlt.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Knorkes Am: 13.02.2011 15:39:51 Gelesen: 107779# 42 @  
Hallo zusammen,

auch ich möchte mal zwei Belege mit einfachen Gebührenstempeln und zusätzlichen, aufwertenden Merkmalen vorstellen.

Auf der Karte aus Jessnitz (Anh) ist es der Poststellen II Stempel (Landpoststempel) von Altjessnitz über Dessau. Weshalb ist hier aber ein Normstempel von Jessnitz abgeschlagen und nicht Einer von Dessau ?

Bei dem Einschreibbrief aus Woltersdorf ist es der Blanco-R-Zettel mit Stempelabschlag "Woltersdorf".



Weiterhin viel Spaß bei der Erforschung der Nachkriegs-Postgeschichte.

Schöne Grüße
Günter
 
Jürgen Witkowski Am: 17.02.2011 22:08:58 Gelesen: 107575# 43 @  
Aus dem badischen Gernsheim (Murgtal) wurde dieser Brief nach Berlin-Charlottenburg geschickt.

Die handschriftlich Angabe des Portos von 12 Pf. wurde durch eine Paraphe und einen Rechteckstempel, einzeilig Gebühr bezahlt in schwarzer Stempelfarbe ergänzt. Aufgegeben am 14.11.45 wurde der Brief am 23.11 wieder zum Absender zurück geschickt, da der Empfänger unbekannt verzogen war. Wie ich aus anderen Briefen dieses Empfängers weiß, wohnte dieser bereits ab 1934 in Buckow.

Das handschriftliche Gekrakel auf der Rückseite soll das wohl zum Ausdruck bringen. Genau entziffern kann ich es allerdings nicht.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
JFK Am: 18.02.2011 19:34:14 Gelesen: 107529# 44 @  
@ Concordia CA [#43]

Hallo Jürgen,

das soll wohl heissen:

Empf. unbekannt verzogen
Blattspiel (Name des Postlers?)
23.11.

Beste Grüsse vom Niederrhein
Jürgen
 
Erdinger Am: 21.02.2011 13:46:34 Gelesen: 107412# 45 @  
Zur Abwechslung möchte ich einmal einige historische Quellen in diesen Thread einbringen, die den Markenmangel Ende 1945 behandeln.



Die erste Meldung spiegelt ein Phänomen wieder, das in Kriegs- und Krisenzeiten besonders häufig auftritt: Das Gerücht.

Korrekt ist, dass zu diesem Zeitpunkt bereits die Ganzsachen P 902/903 in München gedruckt worden waren.

Als es tatsächlich zum deutschen Druck der Briefmarken kam, wurden diese letztendlich doch bei Westermann produziert.

Vier Wochen später ließ eine Agenturmeldung der Dana immerhin für die Zukunft hoffen.

Dem momentanen Markenmangel konnte auch der angekündigte Wettbewerb nicht abhelfen. "Die Beamten der Post haben durch den Ausfall der Markenlieferungen eine gewaltige Mehrarbeit zu leisten, weil praktisch jeder Brief und jede Postkarte auf dem Amt aufgegeben werden muss." Woran lag's? (Würde Heidi Klum jetzt fragen.)

Weil die Bayern hinter Hessen und dem Südwesten zurückstehen mussten. Vielleicht wollte man auch deshalb in München noch nicht von der Hoffnung lassen, dass zum ersten Mal seit 1920 wieder "neue bayerische Briefmarken" an die Schalter kommen könnten.
 
Erdinger Am: 06.03.2011 18:03:19 Gelesen: 106976# 46 @  
Verehrte Freunde,

bevor dieser Brief aus Velden/Vils vom 23.6.1946 seinen Weg zu einem skandinavischen Freund antritt, wollte ich ihn noch einmal zeigen.



Bei der gestern zuende gegangenen Messe in München habe ich natürlich die Kisten mit den "Gebühr bezahlt"-Belegen durchgestöbert, und da fiel mir wieder dieser schöne Thread ein. Aus folgendem Grund:

Die von Kopiak [#1] eingangs beklagte Vernichtung vieler interessanter Belege durch Altpapiersammlung wäre wohl noch schlimmer ausgefallen, hätte nicht der INFLA-Prüfer Eduard Peschl sehr viel Brief- und Ganzsachenmaterial aus seiner persönlichen Korrespondenz gesammelt, sortiert und z.T. sogar in Karteikästen archiviert. Dieser Briefwechsel war sehr ausgedehnt und umfasste nicht nur die Westzonen, sondern auch die SBZ.

Aus der Tatsache, dass außerdem sehr viele der im Handel kursierenden Stücke die Adresse der Handwerkskammer in Passau tragen, kann man schließen, dass er auch hier reichlich Material eingesammelt hat. Das Einzugsgebiet dieser Bestände liegt vor allem in Niederbayern, woher auch der gezeigte Beleg stammt.

Ohne die überaus vielseitige Sammelwut von Eduard Peschl - dessen Nachlass bei der 36. HBA-Auktion im November 2000 versteigert wurde - wären wir um viele Belege der Nachkriegszeit ärmer. Er hatte einfach das Gespür dafür, dass aus den Notmaßnahmen der Nachkriegszeit einmal ein Sammelgebiet werden könnte. Das gilt im Übrigen auch für Briefe und Ganzsachen mit Ortsnotstempel und mit Marken (AM-Post, Kontrollrat, Währungsreform etc.) frankierte Belege. Ob die Stücke immer dem reinen Bedarf entsprangen oder hin und wieder speziell für ihn "gemacht" wurden, verliert sich im Dunkel der Vergangenheit und ist angesichts der exemplarischen Erhaltung der meisten Belege und der persönlichen Leistung Peschls als Bewahrer philatelistischen Gutes wirklich nebensächlich.

Mit den besten Grüßen aus Erding!
 
muemmel Am: 06.03.2011 20:40:53 Gelesen: 106958# 47 @  
@ Erdinger [#46]

Guten Abend Erdinger,

erst einmal Dank für die Vorstellung des Beleges.

Noch einige Anmerkungen zu Eduard Peschl, der in Passau nicht nur als INFLA-Prüfer tätig war, sondern auch in der dortigen IHK und im Brauereiverband (er selbst war ja Besitzer einer Brauerei) führende Positionen inne hatte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass vieles aus der IHK-Korrespondenz in seine Karteikästen gewandert ist, statt im Papierkorb zu landen. Des Weiteren stand er auch lange Zeit noch in Kontakt mit dem INFLA-Prüfer Kurt Zirkenbach, mit dem er vor dem Krieg in Kommission geprüft hatte. Von daher sind auch die SBZ-Belege nicht verwunderlich, da zu der Zeit ja noch ein reger Austausch auf dem Postweg möglich war.

Schönen Gruß vom sonnigen Niederrhein
Harald
 

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