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Thema: Briefmarkenprüfstelle Basel / Prüfungen durch Martin Eichele
Richard Am: 25.05.2013 08:22:33 Gelesen: 68854# 1 @  
Streichung aus der APHV-Mitgliederliste

aphv (15.05.13) - Firma Philaclassica AG, Martin Eichele, Arlesheim, Schweiz.

Aufgrund Vorstandsbeschlusses vom 20.6.2012, rechtskräftig nach Klageverfahren seit dem 22.4.2013. Aktenzeichen LG Köln 5 U 260/12= OLG Köln 16 U 207/12.


(Quelle: http://a-p-h-v.de/62/Aktuelles.html )

Auch einen Monat nach der Streichung der Mitgliedschaft wirbt die die Philaclassica weiter mit der Mitgliedschaft im APHV:

Mitgliedschaften: APHV, PTS, SBHV, SAPDA, Collectors Club New York, Vindobona Wien, Berliner Philatelisten-Klub.

(Quelle: http://www.philaclassica.ch/ )

Die Philaclassica bietet weiterhin Auktionen an, regelmässige Festpreisangebote in Zusammenarbeit mit der Jean-Paul Bach AG in Basel und Martin Eichele Prüfungen und Expertisen im Rahmen der Briefmarkenprüfstelle Basel.

(Quelle: http://www.philasearch.com/de/ha_9248/Philaclassica+AG.html#.UZ55YNjm5bk )
 
Richard Am: 07.10.2013 09:02:25 Gelesen: 68600# 2 @  
In der gestrigen PPA Auktion wurde unter Los 163.0005 als Schleswig-Holstein Mi 12, 4 Schilling, schriebene Marke mit Befund Eichele von der Briefmarkenprüfstelle Basel angeboten und mit dem Ausrufpreis von 150 Euro versteigert:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/auktion.pl?do=bu&bu=163&lo=37478



Kurz nach der Auktion erreichte uns folgende Mail:

Ich bin kein Altdeutschland-Sammler, aber um größerem Ungemach vorzubeugen, folgende Information an dich:

In der im Betreff angegebenen Losnummer 163.0005 wird eine Schleswig-Holstein Nr. 12 mit Attest der Briefmarkenprüfstelle Basel angeboten. Die Dazu abgebildete Marke ist jedoch eine Michel Nr. 17.

Während Nr. 12 mit einem Michel von 1.600 € wertet, kommt die Nr. 17 lediglich auf einen Michel von 100 €.

Eine richtige Nr. 12 findest du hier: http://www.briefmarken.cc/media/images/popup/71592.jpg


Zunächst bitte ich die Altdeutschland Spezialisten, diese Aussage zu bestätigen. Sollte die Information so stimmen, wird der Anbieter gebeten, den Verkauf zu stornieren. Er wurde bereits informiert.

Meine zweite Frage ist , wie man den Attesten der Briefmarkenprüfstelle Basel und des Prüfers Martin Eichele vertrauen kann. Wie oft kommen Fehler wie eine falsche Michelnummer vor, die ganz erheblichen Einfluß auf den späteren Handelspreis haben ? Daß der APHV Herrn Eichele von der Liste der Mitglieder gestrichen hat, wie auch von uns gemeldet, wird ja wohl einen Grund haben. Gibt es Informationen zum Kündigung der Mitgliedschaft ?

Ich werde Herr Eichele nach dem Grund des Ausschlusses und zu seiner o.g. Prüfung noch fragen (1).

Schöne Grüsse, Richard

---

Verzeichnis der offiziellen Prüfer des Verbandes Schweizerischer Philatelistenvereine

http://www.briefmarken-pruefer.ch/?tsk=show_page&id=4

(1) Herr Eichele wurde Montag um 09:53 Uhr per Mail angeschrieben.
 
wuerttemberger Am: 07.10.2013 10:13:29 Gelesen: 68569# 3 @  
@ Richard [#2]

Selbst Schüler mit einer ausgeprägten Lese-Rechtschreib-Schwäche (in Neusprech: LRS) sollten den Unterschied in der Umschrift "Schleswig-Holstein" (Mi12) und "Herzogth. Schleswig" (Mi17) innerhalb einer zumutbaren Zeit herausarbeiten können.

Was die Atteste von Herrn Eichele angeht, so sind seine Kenntnisse von den Sammelgebieten, die ich beackere, als bescheiden einzustufen. Man muß immer aufpassen was und wie (Formulierungen) er attestiert! Ohne eigene Kenntnisse würde ich mich niemals auf seine Atteste verlassen.

Gruß

wuerttemberger
 
Heinz 7 Am: 07.10.2013 14:21:31 Gelesen: 68495# 4 @  
@ Richard [#2]

Martin Eichele ist ein hervorragender Philatelist mit immensen Kenntnissen. Allerdings, und das sei nicht verschwiegen, existieren von ihm tatsächlich Atteste, die eigentlich erstaunliche Fehler ausweisen.

Wie es dazu kam, weiss ich natürlich nicht, es muss sich irgendwie um "Aussetzer" gehandelt haben. (?) In einem mir bekannten Fall hat Herr Eichele eine Beanstandung aber sofort und ganz korrekt entgegengenommen und richtiggestellt.

Nachdenkliche Grüsse
Heinz
 
bayern klassisch Am: 07.10.2013 15:01:21 Gelesen: 68477# 5 @  
@ Heinz 7 [#4]

"Martin Eichele ist ein hervorragender Philatelist mit immensen Kenntnissen."

Auf welchen Gebieten kennt sich Herr Eichele denn hervorragend aus?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Benjamin Voigt Am: 07.10.2013 15:04:55 Gelesen: 68473# 6 @  
Viele Atteste weißen Fehler auf und wer sich das Kleingedruckte auf den Attesten die man bei einer Schweizer Auktion zuhauf bekommt durchliest, der weiß das man keinerlei Ansprüche hat, sondern nur der Ersterwerber der Atteste.

Das heißt Atteste der Prüfstelle Basel sind keinen Pfifferling wert.
 
wuerttemberger Am: 07.10.2013 15:19:51 Gelesen: 68451# 7 @  
@ Heinz 7 [#4]

Martin Eichele ist ein hervorragender Philatelist mit immensen Kenntnissen.

Das mag schon sein, dass er ein sehr guter Allrounder ist, aber ich bestreite, dass er von den meisten Gebieten, die er zu prüfen sich zumutet auch nur ansatzweise vertiefte Kenntnisse hat.

Gruß

wuerttemberger

PS: Die oben gezeigte Marke ist wohl einer dieser "Aussetzer"!
 
taro Am: 07.10.2013 15:50:27 Gelesen: 68435# 8 @  
@ wuerttemberger [#3]
@ Benjamin1412 [#6]
@ wuerttemberger [#7]

Wenn ein Prüfer, welcher nicht einmal eindeutig unterscheidbare Marken in einem so begrenzten Gebiet auseinander halten kann, solche Atteste ausstellen darf, ist von diesen Attesten, die einen solchen Namen absolut nicht verdienen, absolut nichts zu halten.

Aber hier muss man sowohl Käufer als auch Verkäufer fragen: Schaut man sich eigentlich die Marken einmal an? Oder vertraut man blind dem, was da auf so einem "Wisch" steht?

Da wird nur mal eben nach dem Michel geschaut und gut ist. Die Arbeit, wenigstens grob zu schauen, ob Marke und Attest irgendwie passen, wird sich einfach nicht gemacht.

Ich hätte wahrscheinlich bei 5 € nur den Verkäufer angeschrieben, aber bei 150 € erwarte ich entsprechende Ware. Und wenn selbst ich es als (wie schon im Beitrag von Richard erwähnt) Nicht-Altdeutschland-Sammler bei einem kurzen Blick in den Katalog Diskrepanzen feststelle, erwarte ich, das solche Stücke hier gar nicht erst den Weg in die PPA finden.

Hier hat sowohl die BPSB, der Verkäufer als auch der (Fast-)Käufer kräftig gepennt.

Viele Grüße
Sven
 
Heinz 7 Am: 07.10.2013 17:32:00 Gelesen: 68397# 9 @  
@ bayern klassisch [#5]
@ Benjamin1412 [#6]
@ wuerttemberger [#7]
@ taro [#8]

Liebe Kollegen,

ich hätte wohl lieber nichts gesagt; offenbar habe ich "in ein Wespennest gestochen".

Ich bin nicht der Anwalt von Herrn Eichele und nehme ihn auch nicht in Schutz, sollte er stümperhafte Fehler gemacht haben. Ich muss sagen, ich habe schon viele Atteste von vielen Prüfern gesehen, die teils "unerklärlich" daneben lagen. Aber dass er ein Philatelist mit immensen Kenntnissen ist, bei dieser Aussage bleibe ich, ohne mich jetzt verpflichtet zu fühlen, jemandem das "beweisen" zu müssen.

Die meisten Personen, die mit Herrn Eichele längere philatelistische Gespräche führen, werden vermutlich zu demselben Schluss kommen. Sein Leistungsausweis als Mitarbeiter bei diversen Auktionshäusern muss wohl auch anerkannt werden (zuerst Christie's Zürich, u.s.w.), ferner war/ist er persönlicher Berater von ganz grossen Sammlern, die vermutlich seine Leistungen auch nicht an Anspruch nähmen, wenn er nicht gut wäre. Ausserdem wirkte er in der Jury von x Ausstellungen; man möge seine Jury-Kollegen fragen, ob mein Urteil über ihn aus ihrer Sicht zutrifft oder nicht.

Wer aber einen Schaden erlitten hat, z.B. aus einer Falschattestierung, den begreife ich voll und ganz, dass er sich ärgert. - Dass dies einen schlechten Eindruck hinterlässt, ist klar.

Also: wir sind uns vermutlich einig: ein Prüfer sollte genau arbeiten und nur Gebiete "beackern", auf denen er gut ist. Wir sollten uns möglichst "immer" auf seine Atteste verlassen können. Damit habe ich klar Stellung bezogen; weiter werde ich mich zu diesem Thema vermutlich nicht mehr äussern.

Freundliche Grüsse - Heinz
 
taro Am: 07.10.2013 17:54:16 Gelesen: 68385# 10 @  
@ Heinz 7 [#9]

Hallo Heinz,

ich kenne Herrn Eichele nicht persönlich, kann also seine Kenntnisse nicht beurteilen.

Fakt ist allerdings, dass es im Endeffekt keine Rolle spielt, was er schon alles tolles geleistet hat. Es wurde für eine Prüfleistung gezahlt, die mehr als fragwürdig ist - und hier geht es nicht um irgendwelche Besonderheiten, sondern schlicht um die (in diesem Falle nicht schwere) Angabe einer korrekten Michel-Nummer.

Wenn schon diese nicht stimmt, mache ich mir doch arge Gedanken um die sonstige Sorgfalt bei der Markenprüfung. Somit rücken auch andere Prüfungen in ein fragwürdiges Licht - die BPSB steht auch nicht zum ersten am Pranger - und solange solche Atteste ausgestellt werden, wird sich daran auch nichts ändern.

Oder um es mal ganz salopp zu sagen: So blind kann man doch gar nicht sein.

Viele Grüße
Sven
 
doktorstamp Am: 07.10.2013 18:10:29 Gelesen: 68375# 11 @  
Ich habe das obige gelesen, ehrlich gesagt halte ich nicht viel von dieser Prüfstelle.

Ohnehin wie gegenwärtig vom Anbieter eingestellt muß die Marke zurückgezogen werden.

Es ist leider nicht das erste Mal daß zwielichtiges und zweifelhaftes Zeug in der PPA angeboten wird, wenn auch in den mir bekannten vergangenen Fällen die Verkäufer positiv reagiert haben.

@ taro [#10]

Leider vermerke ich, daß dieses Los schon ein Bieter gefunden hat.

mfG

Nigel
 
bayern klassisch Am: 07.10.2013 19:07:49 Gelesen: 68334# 12 @  
@ Heinz 7 [#9]

Hallo Heinz,

"Ich bin nicht der Anwalt von Herrn Eichele und nehme ihn auch nicht in Schutz, sollte er stümperhafte Fehler gemacht haben."

Ich bin auch nicht sein Ankläger und hatte bisher nur ein "Attest" von ihm zu einem gekauften Bayernstück vorliegen, das ich sicherheitshalber entsorgt habe, nicht das dieses noch jemand geglaubt hätte. Aber jeder mach Fehler, da bin ich ganz bei dir.

"Ich muss sagen, ich habe schon viele Atteste von vielen Prüfern gesehen, die teils "unerklärlich" daneben lagen."

In der Regel haben die BPP recht, aber auch da gebe ich dir recht, dass bei vielen Attesten und dem Stress, gerade vor großen Auktionsterminen, schon einiges schief gehen kann, auch wenn es das nicht sollte.

"Aber dass er ein Philatelist mit immensen Kenntnissen ist, bei dieser Aussage bleibe ich (ohne mich jetzt verpflichtet zu fühlen, jemandem das "beweisen" zu müssen)."

Diese Aussage ist unsubstantiiert - ich hatte ja schon zuvor gefragt, in welchem Gebiet oder bei welchen Gebieten Hr. E. ein absoluter Kenner mit immensen Kenntnissen sein soll und bekomme jetzt schon wieder keine Antwort. Bitte sag mir doch, wo er höchstkompetent ist, damit wir das alle wissen. Beweisen musst du nichts, nur uns das/die Gebiet/Gebiete mitteilen.

"Die meisten Personen, die mit Herrn Eichele längere philatelistische Gespräche führen, werden vermutlich zu demselben Schluss kommen."

Das fußt wohl auf Hörensagen - welche nachgewiesenen Kenner der jeweiligen Materie kommen zu welchem Schluß?

"Sein Leistungsausweis als Mitarbeiter bei diversen Auktionshäusern muss wohl auch anerkannt werden (zuerst Christie's Zürich, u.s.w.), ferner war/ist er persönlicher Berater von ganz grossen Sammlern, die vermutlich seine Leistungen auch nicht an Anspruch nähmen, wenn er nicht gut wäre."

Die meisten "Mitarbeiter" bei diversen Auktionshäusern stehen in der Kompetenz - Hierarchie ziemlich weit unten. Einige können mit Mühe den Michel - Katalog lesen. Herr E. kann offenbar hin und wieder nicht mal das. Es sind oft Rentner, die für wenig Geld beschreiben sollen, was sie nicht können. Die Zahl mitteleuropäischer Auktionen, die über wirkliches Fachpersonal verfügen, kann man an den Fingern einer Hand abzählen. Für jedes dieser Auktionshäuser bin ich sehr, sehr dankbar.

Zu den Beratern von großen Sammlern: Ich habe mehrfach mitansehen müssen, wie die Erben großer Sammler, die "beraten" wurden, fassungslos dreinblickten, als sie die Auktionsergebnisse im Saal mitbekamen. Da waren nicht wenige den Tränen nahe. Große Sammler haben i. d. R. nicht viel Ahnung von dem, was sie sammeln. Zwar lieben sie ihr Sammelgebiet, sammeln auch mit viel Geld und Engagement, haben aber wenig Zeit und beschäftigen sich mit den ersteigerten Objekten so gut wie nicht mehr. Ihre Raritäten fliegen in den Tresor und bleiben auch im Dunkeln, bis dass der Tod sie scheidet.

Diese Sammler, die über eine hohe Finanzkraft verfügen, werden oft genug von sogenannten Beratern und Auktionshäusern zu Käufen gedrängt, die die "Fachleute" für sammlungsunabdingbar halten. Dann spricht man sich beim Ausruf und Zuschlag ab und - schwupps - hat der Großkopferte für 50.000 oder 100.000 die Weltrarität gekauft, wenn auch vielleicht zum 5- oder 10-fachen tatsächlichen Wert, aber das spielt ja keine Rolle, denn sowohl die Courtage, als auch die Nebenkosten fließen ja in die "richtige" Kasse.

Ausserdem wirkte er in der Jury von x Ausstellungen; man möge seine Jury-Kollegen fragen, ob mein Urteil über ihn aus ihrer Sicht zutrifft oder nicht.

Da ich seit über 15 Jahren ausstelle (in ganz Deutschland) und auch internationale Juroren kenne, frage ich mich, welche "Jury-Kollegen" das sein sollen, die ihn in den Olymp der Philatelie und Postgeschichte heben. Leider kenne ich keinen davon. Was ich von echten "Kollegen" von ihm weiß, ist dergestalt, dass ich es in einem öffentlichen Forum nicht wiederholen möchte, weil ich sonst Richard in die Bredouille brächte, was mir fern liegt.

Fazit: Jeder Mensch, auch echte Kenner, macht mal Fehler. Macht er mehr Fehler als der Schnitt (Gauss´sche Normalverteilung), dann gilt er nicht mehr als Kenner, oder galt nie als solcher.

Wenn jemand vorgibt, von ganz Altdeutschland ein Kenner zu sein, macht er sich nur lächerlich. Ich kenne niemanden, der von ganz Württemberg, von ganz Bayern oder von ganz Thurn und Taxis ein Kenner wäre, weil die beispielhaft genannten 3 Postgebiete so umfangreich und sammlungskomplex sind, dass ein potentieller Kenner schon ein Genie sein müsste. Wer von vielen Sammelgebieten etwas versteht, ist kein schlechter Sammler - nur zum Prüfer ist er wahrlich nicht geeignet.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Wolffi Am: 07.10.2013 22:15:59 Gelesen: 68252# 13 @  
@ taro [#10]

Da ich der Bieter respektive Käufer war, möchte ich ein paar Punkte kurz ansprechen.

Sicher mag es etwas leichtfertig erscheinen, "einfach so" ohne nähere Prüfung zu kaufen, aber wenn sich selbst ein (teilweise) angesehener Prüfer täuscht, hätte ich mit meinen bescheidenen Kenntnissen eines für mich völlig neuen Sammelgebiets sicher meine Probleme gehabt.

Zudem denke ich, und das war meine einzige Leichtfertigkeit, dass man einem eindeutig zur Marke gehörigen Attest glauben schenken sollen dürfte.

Der Verkäufer ist auch, nicht zuletzt durch die Bewertungen, über jeden Zweifel erhaben.

Auf das Urteil eines Prüfers hätte sich wahrscheinlich die Mehrheit verlassen.

Die angeprangerte Blauäugigkeit ist nur so gross, da ich Marken in dieser "Werthöhe" generell noch von einem BPP prüfen lasse. Da wir hier auf den Philaseiten und nicht im Haifischbecken eBay sind, hätten der Verkäufer und ich sicher auch im Nachhinein nach entsprechender neuer Prüfung einen Weg gefunden, das Problem zu lösen.

Also nicht zu sehr aufregen - höchstens über einen Prüfer, der 12 und 17 nicht auseinander halten kann.

Bis denne
Wolfgang
 
taro Am: 08.10.2013 05:04:56 Gelesen: 68204# 14 @  
@ Wolffi [#13]

Hallo Wolfgang,

Sicher mag es etwas leichtfertig erscheinen, "einfach so" ohne nähere Prüfung zu kaufen, aber wenn sich selbst ein (teilweise) angesehener Prüfer täuscht, hätte ich mit meinen bescheidenen Kenntnissen eines für mich völlig neuen Sammelgebiets sicher meine Probleme gehabt.

Altdeutschland ist überhaupt nicht mein Gebiet - ich besitze (soweit ich mich entsinne) nicht eine einzige Altdeutsche Marke - von daher gehe ich davon aus, dass deine Kenntnisse mindestens so hoch sind wie meine - vermutlich wirst du dich aber besser auskennen.

Es war mehr die Neugierde auf den katalogmäßigen Michelwert als irgend ein anderes Interesse, diese Marke im Michel nachzuschlagen. Mir wäre vermutlich noch nicht einmal die "falsche" Inschrift ("Herzogth. Schleswig" statt "Schleswig-Holstein" aufgefallen, wenn nicht die angegebene Wertangabe "4 S/3 Sgr" lauten würde. Die 3 Silbergroschen sind nämlich als Wertangabe auf der Marke nicht zu finden.

Und so geht der Blick weiter auf die Nummer 10, die auch ein solches "Doppelnominal" trägt und im Michel abgebildet ist - dort macht die angegebene Wertangabe auch Sinn, dass konnte ich eindeutig nachvollziehen - bei Nummer 15 genau das gleiche Spiel, nur die bei der PPA abgebildete Marke passt nicht ins Bild.

Eine kurze Google-Suche später war die Sache dann erledigt.

Du wirst mit mir sicher übereinstimmen, das es zur Unterscheidung der Nummern 12 und 17 keinen Prüfer, ja noch nicht einmal tiefergehende Kenntnisse im Sammlegebiet benötigt. Wahrscheinlich werde weder ich noch du in mittlerer Zukunft auf ein solch heftig fehlerhaftes Attest stoßen.

Zudem denke ich, und das war meine einzige Leichtfertigkeit, dass man einem eindeutig zur Marke gehörigen Attest glauben schenken sollen dürfte.

BPSB-geprüfte Marken betrachte ich als ungeprüft - aber hierzu wurden ja schon genug Meinungen geäußert.

Der Verkäufer ist auch, nicht zuletzt durch die Bewertungen, über jeden Zweifel erhaben.

Da wir hier auf den Philaseiten und nicht im Haifischbecken eBay sind, hätten der Verkäufer und ich sicher auch im Nachhinein nach entsprechender neuer Prüfung einen Weg gefunden, das Problem zu lösen.


Davon gehe ich absolut aus - auch ich habe ein positives Bild des Verkäufers.

Die angeprangerte Blauäugigkeit ist nur so gross, da ich Marken in dieser "Werthöhe" generell noch von einem BPP prüfen lasse.

Was nun nicht mehr nötig ist - Geld und viel mehr Zeit gespart.

Also nicht zu sehr aufregen - höchstens über einen Prüfer, der 12 und 17 nicht auseinander halten kann.

Nun, sehen wir es mal so: Es könnte sich immer noch um eine echte 17 handeln. Sollte jemand auf die Idee kommen, diese Marke prüfen zu lassen - bitte persönlich dem Prüfer komplett vorlegen und ein Foto des Gesichts beim lesen des Attests machen. ;-)

Viele Grüße
Sven
 
mausbach1 (RIP) Am: 08.10.2013 08:40:34 Gelesen: 68164# 15 @  
Dann will ich meinen "Senf" auch noch dazu tun:

Ausgestellt habe ich in Deutschland, Österreich, Polen, Finnland, Schweden, Aland, Frankreich, Niederlande, Italien, Slovenien, VR China, Luxemburg - doch ein Juror mit diesem Namen ist mir niemals begegnet. Soviel zum "Großen Philatelisten".

Einen schönen Tag wünscht
mausbach1
 
Richard Am: 08.10.2013 09:06:16 Gelesen: 68155# 16 @  
Liebe Mitglieder,

Herr Eichele hat mich gestern gebeten, ihm das Original-Attest auf dem Postweg zukommen zu lassen und ich habe ebenfalls gestern den Anbieter des Loses gebeten, dieses in der kommenden Woche, wenn er wieder zuhause ist, direkt an Herrn Eichele zu senden.

Mir liegt sehr an einer sach-"gerechten" Diskussion und Information. Bitte bedenken Sie auch, daß wir alle nicht ohne Fehler sind bei dem, was wir tun oder lassen.

Noch kurz zu dem was Wolfgang [#17] schreibt:

da wir hier auf den Philaseiten und nicht im Haifischbecken [...] sind, hätten der Verkäufer und ich sicher auch im Nachhinein nach entsprechender neuer Prüfung einen Weg gefunden, das Problem zu lösen.

Exakt so ist es. Bisher wurden in der PPA rund 14.000 Lose gehandelt. Problemrate fast Null. In all den Jahren habe ich kein Mitglied festgestellt, welches mit Absicht falsch beschrieben hätte in der Absicht ein anderes Mitglied zu betrügen. Würde ich absichtlichen Betrug feststellen, käme es durch mich zu einer vorläufigen Sperre und ggf. nach Klärung des Sachverhalts zu einem endgültigen Ausschluß des Mitglieds.

Schöne Grüsse, Richard
 
Heinz 7 Am: 08.10.2013 13:12:15 Gelesen: 68097# 17 @  
@ bayern klassisch [#12]

Danke.

Ich habe Deine Ausführungen aufmerksam durchgelesen und habe daraus Neues gelernt. Mehr dazu möchte ich im Moment nicht sagen (vgl. Aussagen Beitrag [#9]), umso mehr, als Du offenbar eine schlechte Meinung von Herrn Eichele hast. Du magst dafür Deine Gründe haben, vielleicht legst Du sie offen? Ich bin ein guter und fairer Zuhörer.

Mir hat Herr Eichele schon mehrfach geholfen in Gebieten, in denen ich mich ein wenig auskenne. Mein Urteil über ihn kann ich also begründen.

Damit sage ich aber nicht, dass es daneben nicht andere Erfahrungen gibt. Diese kennen-zulernen, ist interessant und ein Forum wie dieses wäre geeignet Erfahrungen auszutauschen. Ich lerne gerne Neues dazu, auch wenn es vielleicht Unerfreuliches ist. Darum schrieb ich "nachdenklich" (Beitrag [#4]).

Heinz
 
bayern klassisch Am: 08.10.2013 13:21:17 Gelesen: 68092# 18 @  
@ Heinz 7 [#17]

Hallo Heinz,

das Thema Baseler Prüfstelle ist in anderen Foren schon oft thematisiert worden - nicht im Zusammenhang, dass ein Prüfer erstaunliches geleistet hat, sondern im Gegenteil.

Da wurden Altdeutschland Marken als echt attestiert, die grottenfalsch waren.

Marken, die ungebraucht günstig, gestempelt aber selten und teuer sind, wurden echt geprüft, dabei waren die Falschstempel seit 100 Jahren bekannt.

Marken wurden als makellos echt geprüft, die Einrisse hatten, Büge aufwiesen und angesetzte Ränder bereits VOR der Attestierung von Herrn Eichele aufwiesen. Kopien der alten Atteste waren in Sammlerhand. Diese alten Atteste verschwanden und wurden durch eines ersetzt, dass diesen Namen nicht verdient.

Prinzipiell kann jeder Atteste ausstellen und sich Prüfungsstelle München, Stuttgart oder Fuhlsbüttelkoog nennen. Eine lesbare oder zumindest eigentümliche Unterschrift bekommt auch jeder hin. Du könntest Bayern prüfen und ich Somalia.

Aber was wären unsere "Atteste" wert? Kämen sie dem gleich, was echte Kenner und BPP unterschreiben und dafür haftbar sind? Ich glaube kaum.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Lars Boettger Am: 08.10.2013 16:04:11 Gelesen: 68037# 19 @  
Herr Martin Eichele ist zumindest in der Schweiz als Juror tätig:

http://www.glabra2013.ch/index.php/jury

Das "Who is Who" hat dagegen etwas weniger Angaben zur Jurorentätigkeit:

http://www.bdph.de/index.php?id=455&type=98&tx_whoiswho_pi1[showUid]=598&tx_whoiswho_pi1[pointer]=31&tx_whoiswho_pi1[showArea]=all&cHash=abf70396e8

Allerdings kann z.B. die Station "Christie's" in Zürich bestätigt werden.

Den teurersten Fehler, den man als Sammler machen kann, ist einem "Attest" oder "Befund" blind zu vertrauen. Manche Prüfer denken in erster Linie an ihren Auftraggeber und bestätigen, was der Auftraggeber möchte. Auch wenn das noch so abstrus ist. Nicht jeder Prüfer denkt an den Käufer der Marke mit seinem Attest.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
Wolffi Am: 08.10.2013 18:06:47 Gelesen: 67988# 20 @  
@ Richard [#16]

Von mir würde er das nicht bekommen, aber wahrscheinlich war das (dann) eh gefälscht. ;-) Einem Fachmann würde so ein Fehler doch nicht passieren.

Wenn man nach den Marken und Stempeln jetzt selbst Prüfungen nicht mehr trauen darf, ist es für mich wahrscheinlich besser, wenn ich bei einer Sammlung Bund 1960-70 bleibe, da diese Ausgaben nicht so gefährdet sind, Lars. ;-)
 
bignell Am: 08.10.2013 18:55:38 Gelesen: 67955# 21 @  
@ Wolffi [#20]

Hallo Wolffi,

"Wenn man nach den Marken und Stempeln jetzt selbst Prüfungen nicht mehr trauen darf, ist es für mich wahrscheinlich besser, wenn ich bei einer Sammlung Bund 1960-70 bleibe, da diese Ausgaben nicht so gefährdet sind, Lars. ;-)"

Das beste ist sich in seinem Sammelgebiet auszukennen. Aber jedem unterlaufen Fehler, glücklich wer noch nie Geld für "Schrott" ausgegeben hat. Das zweitbeste ist, teure Ware nur zu kaufen, wenn ein Fotoattest eines Prüfers dabei ist, der auch ein Spezialist auf dem Gebiet ist. Oder man sammelt etwas, das nicht gefälscht wird. Aber egal was man sammelt, irgendwann kommt man in die "Verlegenheit" auch seltenere Stücke erwerben zu wollen, und dann wirds nun mal teuer und gefährlicher.

Lg, harald
 
Lars Boettger Am: 08.10.2013 19:18:21 Gelesen: 67937# 22 @  
@ Wolffi [#20]

Bist Du Dir da sicher? Ich kenne jede Menge Stempelfälschungen aus den Jahren.

Mir ist es schleierhaft, wie man als Einzelprüfer "alle Welt" prüfen kann. Eine echte Marke wird durch so eine Prüfung nicht falsch. Aber wenn der BPP sich auf einzelne Prüfgebiete beschränkt ... Das sollte nicht gegenüber einem generellen Mistrauen gegenüber den BPP-Prüfern führen, sondern den Sammler sensibilisieren, wem er vertraut. Wer der Spezialist ist auf dem Sammelgebiet ist. Wer seriös arbeitet.

Beste Sammlergrüsse!

Lars

P.S. Echter Stempel Coburg 1, nicht zeitgerecht auf der Marke -> falsch


 
drmoeller_neuss Am: 08.10.2013 19:47:41 Gelesen: 67908# 23 @  
Zumindest was Fehlprüfungen anbelangt, liegt die Quote der BPP-Prüfer unter dem Promille-Bereich. Auf die Urteile der BPP-Prüfer kann man sich verlassen. Deswegen werden auch ihre Prüfzeichen so häufig gefälscht. :(

Ich will dem BPP nicht die Heiligkeit aussprechen. Ärgernisse gibt es hier auch, wie lange Prüfzeiten oder allgemeine Arroganz. Aber dafür bekommt man als Sammler auch eine qualitativ hohe Dienstleistung geboten.

@ Lars Boettger [#22]

Bei Deiner gezeigten Marke hilft aber auch BPP nicht weiter, da die Prüfkosten im keinen Verhältnis zum Handelswert stehen. Hier hilft nur eigenes Wissen, dass die Postleitzahlenstempel erst etwa 1962 ausgegeben wurden. Gerade die billigen Werte aus den sechziger Jahren wurden zum Schaden der Post (*) nach der Gültigkeitsdauer weiterverwendet.

(*) zum Schaden der Post: das ist die offizielle Linie der Deutschen Bundespost. Man kann sich als Postbenutzer natürlich fragen, warum Briefmarken nach knapp 3 Jahren schon ungültig sind. Aber die Fakten sind nun mal so, und eine ausserhalb der Gültigkeitsdauer lose gestempelte Briefmarke wird einer Stempelfälschung gleichgesetzt.
 
Lars Boettger Am: 08.10.2013 22:11:18 Gelesen: 67850# 24 @  
@ drmoeller_neuss [#23]

Das stimmt. Der eBay-Anbieter hatte eine ganze Reihe falsch gestempelter Marken - da sich das gehäuft hat, sind wir nicht von einer "zufällig verwendeten Marke" ausgegangen (wobei das in einem Einzelfall sicher sein kann). Mir geht es nur darum zu zeigen, dass auch sog. "billige Marken" gerne mit Falschstempeln versehen werden, wenn sich daraus ein Euro erzielen lässt.

Beste Sammlergrüsse!

Lars


 
Wolffi Am: 08.10.2013 23:31:05 Gelesen: 67824# 25 @  
@ Lars Boettger [#22]

Sicher bin ich bei nichts mehr. :-)

Wenn jetzt was geprüft oder attestiert ist, google ich in Zukunft erst einmal, was das www zu ihm/ihr meint. Dann prüfe ich, ob er Michelnummern richtig erkennen kann. :-) Und dann passiert was ganz anderes, womit ich, wie hier auch, nicht mit rechne.

Sicher ist es hier ein extremer Fall gewesen: Aus dem Urlaub heraus entschieden, zu bieten - habe ich mich auch nur wegen des Attests "getraut".

Wegen mangelhafter Fachkenntnisse kaufe ich gern geprüfte Ware: Nach dem Fall hier und den Ausführungen von Lars Richtung Gefälligkeit ist meine Freude am Sammeln im Moment arg getrübt.
 
Claudius Kroschel Am: 09.10.2013 01:31:14 Gelesen: 67811# 26 @  
Also ich kenne mich bei den Altdeutschen Staaten nicht richtig aus. Aber, wenn das ein Befund sein soll für eine Marke mit einem Katalogwert von 1.600,-- €, dann muss ich sagen fehlt mir da was.

1.) Der Befund trägt keine Registriernummer oder Ähnliches. Wie will man da mal etwas nachvollziehen, wenn irgendwelche Rückfragen auftauchen? Oder ist auf der Rückseite eine Nummer und eine Abbildung ?

2.) Ausserdem sieht der Befund ziemlich schnell dahin gekritzelt aus. In der heutigen Zeit sind handschriftliche Atteste oder Befunde eigentlich als antiquarisch zu bezeichnen. Jeder seriöse Prüfverband hat da nur noch Gedrucktes im Befund/Attest, da ein entsprechender Drucker für eine saubere Ausführung bereits Standard in vielen Kinder- und Jugendzimmern ist und oft billiger ist, als die Ersatztonerpatronen.

Ich selbst würde die Marke auch nicht als "gestempelt und einwandfrei" bezeichnen. Für mich fehlt da rechts eine Ecke, oder ist das wirklich tolerabel in dem Sammelgebiet ? Sicherlich muss man, je älter die Marken sind, auch schlechtere Erhaltungen in Kauf nehmen, wenn man das sammelt. Trotzdem wird eine Marke selbst mit einem kleinen Fehler dadurch nicht "einwandfrei".

Ich bin mir, hätte ich die Marke bebieten wollen, nicht sicher, ob mir die Verwechselung der Michel-Nummer aufgefallen wäre. So ein Fehler kommt doch nur unter Zeitmangel und fehlender Eigenüberprüfung der geleisteten Arbeit nach Abschluss, Zustande ! Aus dem Aussehen des Befundes schliesse ich für mich: Nicht sorgfältig unter Zeitmangel geprüft ! So etwas geht gar nicht ! Ungeachtet, wer einen solchen "Zettel" ausstellen würde.
 
taro Am: 09.10.2013 06:19:27 Gelesen: 67792# 27 @  
@ Wolffi [#25]

Wegen mangelhafter Fachkenntnisse kaufe ich gern geprüfte Ware: Nach dem Fall hier und den Ausführungen von Lars Richtung Gefälligkeit ist meine Freude am Sammeln im Moment arg getrübt.

Lass dir bitte deine Sammelfreude von solchen Vorkommnissen nicht trüben. Jeder hier hat wahrscheinlich schon mehr oder weniger Lehrgeld bezahlt. Und durch die Recherchen, die (weil man ja nun sensibilisiert ist) angestellt werden, wird sicher noch die ein oder andere interessante persönliche Entdeckung folgen.

@ Claudius Kroschel [#26]

Zu 1.) und 2.)

Die Art und Form des Befundes scheint wohl richtig zu sein. Eine kurze Google-Suche hat diese [1] PDF-Datei hervorgebracht. In der Sammlungsabbildung befinden sich 2 Befunde der BPSB in genau der gleichen Form. Atteste scheinen aber nicht mehr handschriftlich erstellt zu werden.

[1] http://www.davidfeldman.com/wp-content/uploads/items_treated_pdf/2012/08/104140_204773_1345704193.pdf
 
merkuria Am: 08.12.2014 11:47:06 Gelesen: 64955# 28 @  
@ mausbach1 [#15]

Herr Eichele ist mir als Juror an Stufe III-Ausstellungen in der Schweiz bekannt. Mit seiner arroganten Art, ein Jurygespräch zu führen, hat er einigen meiner Ausstellungskollegen jegliche Lust genommen, weiterhin an Ausstellungen teilzunehmen! Ich selbst stelle an keinen Ausstellungen aus, in deren Jury Herr Eichele aufgeführt ist!
 
bignell Am: 08.12.2014 13:03:31 Gelesen: 64898# 29 @  
Hallo,

in meinen Augen handelt es sich hier um einen Kurzbefund, kein Attest. Es ist nicht mal das Gebiet angegeben, und nur anhand des angegebenen Stempeldatums kann man überhaupt schliessen, dass die Marke zum Befund gehört. Wenn ich mir die beiden Kurzbefunde aus der PDF-Datei von taro [#27] ansehe, die kann ich sehr gut neben einen Neudruck mit Falschstempel einer Österreich Nr 7 bzw 10 legen - wer will erkennen dass die "befundene" Marke auch diejenige ist, mit der ich den Befund verkaufe?

Mit diesem Kurzbefund hat die Marke nicht mehr Wert als ohne.

Lg, harald
 
Meinhard Am: 08.12.2014 14:49:14 Gelesen: 64842# 30 @  
Hallo Zusammen,

zu diesem Thema möchte ich auch etwas zeigen bzw. zur Diskussion stellen.

Zuerst eine kurze Einleitung, damit man die Zusammenhänge besser verstehen kann: Ich zeige "KROPF'SCHE SCHWARZDRUCKE" von Telegraphenmarken ANK 10 bis 17. Diese Schwarzdrucke habe ich bei einer Auktion erworben mit Befund lt. Beilage.

Ich zitiere aus dem Buch "Ferchenbauer, Ausgabe 2008" Seite 650:

Für das Werk "Die Postwertzeichen des Kaisertums Österreich", Prag 1908, von H.KROPF fertigte die k.k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien im Jahre 1908 Schwarzdrucke von in der Staatsdruckerei aufbewahrten Druckstöckel an. Diese Schwarzdrucke umfassten nach Ing. E. Müller insgesamt 265 Stöckel, auf 5 Blätter. Sie umfassen Schwarzdrucke von Brief-, ... und Telegraphenmarken.

Von diesen ehemals 5 Bögen sind in einem Archiv noch 4 komplette Bögen vorhanden, der fünfte Bogen ist bis heute nicht mehr aufgefunden worden . ... allerdings sind KROPF-SCHWARZDRUCKE, die nicht von den bekannten Blättern stammen, bisher nicht vorgelegen.

Die KROPF-SCHWARZDRUCKE sind auf einem charakteristischen, steifen, kartonartigen, leicht chamois getönten Papier gedruckt. Die Schwarzdrucke wurden mit Sicherheit nur in kleiner Auflage gedruckt. Generell ist festzuhalten, ... in ihrer Seltenheit weit unterschätzt sind"[/I]. Zitat Ende.

Ich vermute mal, dass der Prüfer (Hr. Eichele) Vergleichsmaterial hatte und wenn ja, dann sollte eigentlich (besser müsste) der gesamte fehlende Bogen ? dem Prüfer vorgelegen haben. Die nächste Möglichkeit wäre: Er hat diese mit dem im Archiv (4 Bögen) verglichen und abgeglichen?

Was meinen die Experten hier in diesem Forum dazu?

Schöne Grüße an alle, Meinhard



 
Lars Boettger Am: 08.12.2014 16:48:03 Gelesen: 64767# 31 @  
@ Meinhard [#30]

Hallo Meinhard,

warum sollte Herr Eichele den Vergleichsmaterial von den Stücken haben? Nur weil er sie befundet? Das kannst Du doch nicht wirklich erwarten.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
Meinhard Am: 08.12.2014 17:03:37 Gelesen: 64755# 32 @  
@ Lars Boettger [#31]

Hallo Lars,

ist meine Vermutung, denn wie soll er dann die "Echtheit" der Stücke beweisen/feststellen können, wenn er kein Vergleichsmaterial hat?

Er bezieht sich beim Befund auf "FE" (Ferchenbauer) und den Wert "ca. 1200" gibt er ja auch lt. Ferchenbauer an. Ferchenbauer gibt den Wert per Stück 100 und schreibt dann auch noch wegen der Seltenheit (siehe meinen Beitrag oben). Nur im Buch von Hr. Ferchenbauer ist ein ganzer Bogen abgebildet, jedoch OHNE Telegraphenmarken. Leider kann ich das Bild vom Buch nicht hier einstellen, wegen der Bildrechte.

LG. Meinhard
 
Claudius Kroschel Am: 08.12.2014 17:40:07 Gelesen: 64710# 33 @  
@ Meinhard [#32]

Ich würde da erst mal in Erfahrung bringen, wenn es um die Echtheit der Dinger geht, wer da überhaupt Zugang zu Vergleichsmaterial hat, oder selbst welche davon hat. Bei so seltenen Sachen kann es auch schon mal erforderlich werden, Vergleichsstücke in einem Archiv heranzuziehen, wenn überhaupt möglich, oder erst mal herauszufinden, wer das überhaupt kompetent prüfen könnte. Ich sehe da ob der Markenausgabe die österreichischen Prüfer klar in einer Pole-Position, aber wer von den Prüfern dort, das weiss ich nicht.
 
Schwämmchen² Am: 08.12.2014 17:56:10 Gelesen: 64684# 34 @  
Die einzigen Prüfer, die mit Vergleichsmaterial prüfen ist meines Wissens der BPP.

Bitte Korrektur, wenn jemand etwas anderes vorliegen hat.
 
Lars Boettger Am: 08.12.2014 18:03:29 Gelesen: 64674# 35 @  
@ Meinhard [#32]

Hallo Meinhard,

nach meiner Information (korrigiert mich) prüft Herr Eichele so:

- Ihr gebt ihm eine Marke (egal ob echt oder falsch)
- Ihr sagt was es ist und was ihr haben wollt
- Er schreibt einen Befund/Attest

Anders kann ich die zahlreichen Fehlprüfungen nicht erklären.

Die Kunden sind glücklich, Herr Eichele kassiert seine geringe Gebühr, nur der Käufer der danach die Marke erwirbt, ist der Dumme, wenn er glaubt, was er da liest.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
Meinhard Am: 08.12.2014 19:02:59 Gelesen: 64630# 36 @  
@ Lars Boettger [#35]

Hallo Lars,

ich habe diese Stücke bei einer "Auktion" erstanden. Mir war im vornhinein schon klar (habe ja einiges zu der Prüfstelle schon in den diversen Foren gelesen), dass unter Umständen die Schwarzdrucke FALSCH sein könnten. Nur bei der "Seltenheit" der Stücke und auch für meine Sammlung habe ich diese ja erworben.

Ich habe diese hier ja nur gezeigt, weil ich über diesen Thread heute gestoßen bin. Dieser lautet ja: "Prüfstelle Basel - Prüfung durch Hr. Eichele".

@ Claudius Kroschel [#33]

Zuständige österreichische Prüfer Herr Goller BPP und Herr Ferchenbauer. Dieser sollte es eigentlich wissen hat ja die 4 Bücher geschrieben. Habe in der Zwischenzeit ja bereits Kontakt aufgenommen per Mail. Antwort steht noch aus.

@ Schwämmchen² [#34]

Habe selbst schon von BPP "nicht prüfbar bzw. eine zeitgerechte Verwendung kann nicht nachgewiesen werden" erhalten.

Werde hier berichten, sobald ich etwas in Erfahrung bringe.

Schöne Grüße, Meinhard
 
Schwämmchen² Am: 08.12.2014 19:13:07 Gelesen: 64613# 37 @  
@ Meinhard [#36]

"habe selbst schon von BPP "nicht prüfbar bzw. eine zeitgerechte Verwendung kann nicht nachgewiesen werden" erhalten."

Das ist ja völlig i.O., ich habe von anderen Prüfstellen schon Zertifikate (echt bzw. falsch) erhalten, die frei geraten waren.
 
Lars Boettger Am: 08.12.2014 20:25:49 Gelesen: 64560# 38 @  
@ Meinhard [#36]

Hallo Meinhard,

echte Stücke werden ja nicht durch ein Papier der Briefmarkenprüfstelle Basel falsch. Aber wer Atteste für Fournierfälschungen Schleswig-Holstein ausstellt, der muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht mal ansatzweise zu prüfen. Ich habe den schlimmen Verdacht, dass Herr Eichele für Geld alles macht.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
doktorstamp Am: 08.12.2014 20:48:42 Gelesen: 64540# 39 @  
@ Schwämmchen² [#34]

RPSL und BPA prüfen auch mit Vergleichsmaterial. Sofern ich es zu verstehen habe, gilt das gleiche für die APS.

mfG

Nigel
 
Schwämmchen² Am: 08.12.2014 21:24:40 Gelesen: 64512# 40 @  
@ doktorstamp [#39]

Die RPSL prüft mit sicher nicht mit Vergleichsmaterial!
 
Meinhard Am: 30.11.2015 17:29:00 Gelesen: 61359# 41 @  
@ Lars Boettger [#38]

echte Stücke werden ja nicht durch ein Papier der Briefmarkenprüfstelle Basel falsch. Aber wer Atteste für Fournierfälschungen Schleswig-Holstein ausstellt, der muss sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht mal ansatzweise zu prüfen. Ich habe den schlimmen Verdacht, dass Herr Eichele für Geld alles macht.

Hallo Lars,

ich schließe mich Deiner Meinung vollkommen an. Mir hat es keine Ruhe gelassen und ich habe die oben gezeigten Stücke Herrn Ferchenbauer geschickt. Nachstehend das Foto-Attest. Der Wert hat sich natürlich "gewaltig" nach unten bewegt.

Werde es als Lehrgeld verbuchen. Bin aber auch auf das Auktionshaus schon etwas sauer, da ich ja etwas anderes erwartet und gekauft habe. Leider habe ich nach dieser langen Zeit keinen Anspruch mehr auf Lieferung der attestierten Marken.

Trotz allem schöne Sammlergrüße, Meinhard


 
Lars Boettger Am: 01.12.2015 14:51:51 Gelesen: 61191# 42 @  
@ Meinhard [#41]

Hallo Meinhard,

das tut mir jetzt ehrlich leid für Dich.

Ich kann mir vorstellen, dass das Auktionshaus sich auf die Linie zurückzieht, dass die Marken ja ein Attest hatten (das nichts wert ist) und sich ganz auf die Expertise von Herrn Eichele verlassen haben. Das wird auch der Einliefer sagen.

Hast Du Herrn Eichele schon mit der "Glanzleistung" konfrontiert? Wenn ja, was sagt er dazu?

Beste Grüsse!

Lars
 
Meinhard Am: 01.12.2015 18:25:54 Gelesen: 61118# 43 @  
@ Lars Boettger [#42]

Hallo Lars,

nein, ich habe und werde diesen "Prüfer" nicht kontaktieren.

Was kommt dabei heraus: Gar nichts, hat sich halt geirrt. Falls Du ihn besser kennst, gib ihn einen Hinweis auf dieses Forum, auch kannst Du gerne meine Bilder verwenden.

Ich könnte Dir auch noch einiges von Altdeutschland zeigen, genau genommen "gereinigte" Marken, welche sich in kurzer Zeit sich wieder verfärben. Nur auch hier bei diesen Marken bringt es nichts, Verfärbungen gibt es halt und die Aussage kommt dann: Wurden falsch gelagert, etc. Habe auch hier keine Beweise und werde deshalb auch nichts mehr zeigen.

Nur zur allgemeinen Info: Meine Marken lagern unter "Hawid". Ich habe ja einiges in den div. Foren mitgelesen und daraus auch meine Schlüsse gezogen. z.B. P.F.

Derzeit bin ich nur frustiert und überlege mir, ob ich nicht die gesamte Sammlung verkaufen soll und will eigentlich zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht wissen, welche faulen Eier bei mir noch lagern. Nur zur Info: ich sammle keine Stempel.

Trotzdem schöne Grüße und viel Erfolg bei Deiner Fälschungsbekämpfung.

LG, Meinhard

[Redaktionelle Ergänzung: Mit P.F. Ist der Auktionator, unser Mitglied Peter Feuser, gemeint. Im Thema Bleisulfid gibt es in den nächsten Tagen einen neuen Fachbeitrag: http://www.philaseiten.de/thema/292 ]
 
bayern klassisch Am: 01.12.2015 19:18:02 Gelesen: 61087# 44 @  
@ Meinhard [#43]

Hallo Meinhard,

ich kann deine Enttäuschung gut nachvollziehen - aber bleibe bei der Philatelie und freue dich über die vielfältigen Möglichkeiten, die sie bietet. Lass dir nicht von krummen Hunden oder einem Möchtegernprüfer die Laune versauen - das Leben ist zu kurz, um sich über solche zu ärgern.

Solche Situationen wie du haben viele schon erlebt, ich auch. Die Zeit (und Erfolge in der Philatelie) heilt alle Wunden.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 01.12.2015 19:21:35 Gelesen: 61086# 45 @  
@ Meinhard [#43]

Hallo Meinhard,

ich glaub gar nicht dass Du da viel Lehrgeld bezahlt hast, Bogenproben werden an Beliebtheit steigen, gibt ja nicht viele davon. Und bei Deinem Satz bestätigt Dr Ferchenbauer die hervorragende Erhaltung, das ist schon deutlich über Katalogwert.

Lg, harald
 
22028 Am: 02.12.2015 05:26:33 Gelesen: 61026# 46 @  
@ Meinhard [#43]

Bei jedem Hobby greifst Du ab und zu mal in den Gift-Topf - ich würde mich davon nicht abschrecken lassen. Aber, ich würde sowohl den Prüfer als auch das Auktionshaus schon mal anschreiben. Wenn die auf ihren Ruf bedacht sind, so sind sie sicher auch an einer Einigung interessiert.
 
Meinhard Am: 02.12.2015 13:53:24 Gelesen: 60932# 47 @  
Hallo,

ich habe mal in aller Ruhe überschlafen und bin dann auf die Prüferseite der Schweizer gegangen. Beim Prüferbund der Schweiz ist folgendes beschrieben: Auszug daraus:

Das Attest und das Kleinattest.

Je nach Wert der Prüfobjekte erstellt der Prüfer ein Attest oder ein Kleinattest.

Attest und Kleinattest enthalten:

•eine Beschreibung des Prüfobjektes mit Angabe von Land und Katalog-Nummer (in der Schweiz nach Zumstein Katalog)
•eine Abbildung des Prüfobjektes
•eine Stellungnahme bezüglich Echtheit und Originalität des Prüfobjektes (Marke, Abart, Trennung, Gummierung, Aufdruck, Entwertung und Unterlage)
•eine Qualitätsbeschreibung in detaillierter Form
•einen Hinweis auf allfällige Signaturen
•Prüfdatum und Unterschrift des Prüfers.


Bei Attesten haftet der Prüfer nicht nur gegenüber dem Auftraggeber, sondern auch gegenüber jedem Dritterwerber für die Dauer von zehn Jahren seit Ausstellung des Attestes.

Und jetzt meine Frage: Wie lange haftet der Prüfer für einen "Befund". Wer kann dazu etwas sagen?

Schöne Grüße, Meinhard

NS: Danke an Ralph, Harald und 22028
 
Lars Boettger Am: 02.12.2015 14:40:51 Gelesen: 60909# 48 @  
@ Meinhard [#47]

Hallo Meinhard,

das ist ein Befund der BPSB - nicht des Schweizer Prüferbundes. Von daher ist die Haftung unter Umständen ganz anders. Für den BPP gilt, dass die Haftung bei jeder Prüfung gleich ist, ob nun signiert wird, ein Kurzbefund, Befund oder Attest ausgestellt wird.

Beste Grüsse!

Lars
 
Meinhard Am: 02.12.2015 14:46:11 Gelesen: 60906# 49 @  
@ Lars Boettger [#48]

Hallo Lars,

verstehe ich jetzt nicht ganz. Siehe hier von oben der 4. Eintrag.

http://www.briefmarken-pruefer.ch/?tsk=show_page&id=4
 
22028 Am: 02.12.2015 15:07:05 Gelesen: 60895# 50 @  
@ Meinhard [#49]

Bei dem betreffenden Befund hat er im Namen des Baseler Prüfstelle geprüft, von daher ist seine Mitgliedschaft im Schweizer Prüferbund in dem Zusammenhang nebensächlich. Es würde aber in meinen Augen helfen auch den Schweizer Prüferbund mal darauf anzuschreiben.
 
Benjamin Voigt Am: 02.12.2015 15:08:22 Gelesen: 60893# 51 @  
@ Meinhard [#49]

Im SPBV hat er nur wenige Prüfgebiete. Und auf den Befunden/Attesten ist dannn auch das SPBV-Logo.

Gruß

Benjamin
 
Kontrollratjunkie Am: 02.12.2015 15:08:35 Gelesen: 60893# 52 @  
@ Meinhard [#49]

Hallo Meinhard,

für mich erstaunlicherweise ist Herr Eichele auch Mitglied des seriösen Briefmarken-Prüfer-Verbandes SBPV, den hier zur Frage stehenden "Befund" hat er jedoch unter der Bezeichnung "Briefmarkenprüfstelle Basel" erstellt. Die Personenidentität sollte man hier nicht auf die Institutionen übertragen. Die hier vorliegende "Prüfung" von Herrn Eichele würde dem schweizer Verband auch nicht wirklich zur Ehre gereichen...

Beste Grüße
Rüdiger
 
Lars Boettger Am: 02.12.2015 15:26:32 Gelesen: 60880# 53 @  
@ Kontrollratjunkie [#52]

Hallo Rüdiger,

das sind die zwei Gesichter des Herrn Eichele - bei seinen schweizer Prüfgebieten ist er mit Sicherheit sehr kompetent. Wäre er es nicht, dann würde seine Mitgliedschaft im Prüferbund über kurz oder lang zur Disposition stehen. Bei der BPSB ist er dagegen vollkommen schmerzbefreit.

Beste Grüsse!

Lars
 
ligneN Am: 02.12.2015 19:00:56 Gelesen: 60810# 54 @  
@ Lars Boettger [#53]

Aber dafür ist er "von eminenter Posthistorik!" B-)
 
Richard Am: 05.12.2015 09:43:02 Gelesen: 60693# 55 @  
Um die teilweise angesprochenen Zusammenhänge besser verstehen zu können, habe ich mich im glaubhaften Teil des Internet umgesehen. Ergebnis war, dass in der Branche gute Kontakte zwischen Auktionsfirmen, Händlern und Prüfern bestehen, was ja durchaus positiv beurteilt werden kann.

@ Lars Boettger [#42]

Hallo Lars,

es gibt wohl einige Deiner Prüferkollegen sowie Händler und Sammler, die von Herrn Eichele nicht begeistert sind und seine Qualifikation anzweifeln. Du selbst schreibst im BDPh Forum über ein von Herrn Martin Eichele und Herrn Jean-Paul Bach unterschriebenes Attest der Briefmarkenprüfstelle Basel [1]:

Was veranlasst die Briefmarkenprüfstelle in Basel nur, für einen eindeutig manipulierten Brief ein Attest auszustellen? Haben sie alle Hinweise übersehen? Überschätzung der eigenen Fähigkeiten? Oder ausgesprochene Dummheit? Ein anderes Wort wie "dumm" fällt mir angesichts der gemachten Fehler beim besten Willen nicht ein.

Wenn ich mir die Internetseite des Partnerverbands des BDPh ansehe, so wurde er auf einer Veranstaltung bezeichnet, nämlich des Verbandes Schweizerischer Philatelisten Vereine [2], finde ich dort Links zum BPP Bund Philatelistischer Prüfer und deren Kollegen vom SBPV Verband Briefmarken Prüfer Schweiz [3].

Auf der Prüferliste ist, nicht unter Prüfstelle Basel, sondern unter SBPV, auch der Prüfer Martin Eichele zu finden [4].

Einer der Prüfer auf der Liste, Philaseiten Mitglied, ist gleichzeitig Mitglied des BPP und des SBPV.

Im Internet sind Atteste der Briefmarkenprüfstelle Basel zu finden, unterschrieben von Martin Eichele und Jean-Paul Bach [5], dem Auktionator aus Basel.

Herr Eichele nennt sich weiter Partner von Herrn Bach und bietet weiterhin "Prüfungen und Expertisen im Rahmen der Briefmarkenprüfstelle Basel BP" an [6].

Als weiterer Experte der Briefmarkenprüfstelle Basel wird auf dem Attest Peter Rapp genannt, ein bekannter Auktionator aus Wil [7].

Das Internet ist voll mit Angeboten renommierter Auktionsfirmen, um nur mal als Beispiel Heinrich Köhler, Harmer, Schwanke, Fürst, David Feldman oder Corinphila zu nennen, die in ihren Angeboten und Auktionen mit Prüfungen der Briefmarkenprüfstelle Basel arbeiten.

Mir stellt sich die Frage, warum es zwischen Verbänden, Prüfervereinigungen, Auktionsfirmen und Händlern solche engen Kontakte gibt bei den doch angeblich so schlechten Prüfungen der Briefmarkenstelle Basel.

Vielleicht kann je einer eine nicht nur oberflächliche Antwort geben - wie passt das alles zusammen ?

Schöne Grüsse, Richard


[1] http://www.bdph-service.de/kompass/faelschung-inselpostbrief-mit-attest-basel/
[2] http://www.vsphv.ch/de/links/
[3] http://www.briefmarken-pruefer.ch/
[4] http://www.briefmarken-pruefer.ch/?tsk=show_page&id=4
[5] http://bach-philatelie.ch/de/
[6] https://www.philasearch.com/de/ha_9248/Philaclassica+AG.html
[7] https://www.rapp-auktionen.com/
 
nor 42 Am: 05.12.2015 12:58:02 Gelesen: 60639# 56 @  
Ich glaube die Antwort ist sehr einfach - das Geld und die Liebe zum Geld. Was mich staunt, ist dass die Prüfungsstelle Basel im Stande ist alles zu prüfen, ob neu oder alt, Ost- oder Westeuropa und auch Übersee. Das müssen wohl außergewöhnliche Leute sein, die so viel über Briefmarken und Post der gesamten Welt wissen.

Nor 42
 
bayern klassisch Am: 05.12.2015 13:48:40 Gelesen: 60617# 57 @  
Da 99% der Sammler nicht in Foren lesen, wissen sie auch nichts von den hier aufgezeigten Tatsachen und Verbindungen. Kaufen sie etwas "Besseres", dann sind sie schon im Allgemeinen froh, einen Befund oder ein Attest zu haben. Das reicht. Ob es die Putzfrau von Rapp, oder Herr Eichele unterschrieben hat, ist nebensächlich, denn wer Atteste schreibt, wird schon ein Kenner sein.

Dagegen spricht die Realität, denn wer auf einem Gebiet sehr gut ist, der muss auf anderen Gebieten längst nicht gut oder prüfgeeignet sein. Wer alles prüfen können will, kann im Grunde genommen ganz wenig.

Die Leittragenden sind die auf die Werbesprüche weniger seriöser Auktionsfirmen herein gefallenen Sammler und danach diejenigen, denen ein Erbe mit philatelistischem Hintergrund zufällt. Die Ernüchterung folgt dann auf dem Fuß - doch hat man dafür keine Haftung zu befürchten in der Schweiz, also kann man munter drauflos prüfen und zu stets besseren Erkenntnissen kommen, als es die Realtiät des Zustandes von Prüfstücken aufzeigt.

Zur Motivation: Wenn ein Auktionator jemanden an der Hand hat, der alles "besser" prüft, als es ist, aus Fälschungen oder Verfälschungen echte Stücke macht und so auch attestiert, der wird immer höhere Umsätze und damit Gewinne einfahren, als einer, der bei der Wahrheit bleibt und echte Kenner sein Auktionsmaterial prüfen lässt. Als Motivation sollte das allemal reichen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Lars Boettger Am: 05.12.2015 17:33:21 Gelesen: 60564# 58 @  
@ Richard [#55]

Mir stellt sich die Frage, warum es zwischen Verbänden, Prüfervereinigungen, Auktionsfirmen und Händlern solche engen Kontakte gibt bei den doch angeblich so schlechten Prüfungen der Briefmarkenstelle Basel.

Hallo Richard,

hier ziehst Du falsch Schlüsse. Du bewertest Links auf Internet-Seiten bzw. das Angebot von Briefmarken mit Attesten von der BPSB nicht richtig. Wenn z.B. ein Auktionskunde seine Marken von Basel geprüft hat und die dann einliefert, dann wird das Auktionshaus in der Regel nicht das Attest wegwerfen. Eine echte Marke wird durch ein Attest nicht zu einer falschen Marke.

Das heisst nicht, dass ich Herrn Eichele verteidigen will, dafür hat er zuviel Schaden angerichtet. Aber hier eine enge Verbindung herzustellen, das halte ich auf jeden Fall für falsch.

Beste Grüsse!

Lars
 
Wolffi Am: 05.12.2015 20:03:32 Gelesen: 60516# 59 @  
Bei einer PPA wurde sein Attest auch gern 'mitgenommen'. Dumm nur, dass noch nicht mal die Mi.-Nr. stimmte.

http://www.ppa-auktion.de/cgi-bin/auktion.pl?do=bu&bu=163&lo=37478
 
ligneN Am: 06.12.2015 13:23:46 Gelesen: 60403# 60 @  
Alle Jahre wieder: Die gesunde Konkurrenz zum fiesen teuren arroganten Monopolisten BPP, aber dann gewisse Nebenwirkungen.

Und das "Rätsel" Briefmarkenprüfstelle Basel.

1. M. W. hat die Briefmarkenprüfstelle Basel 2012 ihre Tätigkeit eingestellt.

Wer kann später datierte Atteste vorlegen?

2. Die Baselatteste waren schon länger wieder ohne Nennung von Herrn Rapp. Atteste mit der Nennung von P. Rapp sind also etwas älteren Datums.

Es sind aber noch reichlich von diesen älteren Attesten mit der Nennung von P. Rapp im Umlauf.

3. Hier ein paar Erklärungsvorschläge, die auf Gespräche mit "alten Auktionshasen" (Bieter, Kommissionäre, andere Berufsphilatelisten) zurückgehen:

Die BPB wurde anscheinend zunächst als "Hausprüfstelle" für die Rapp-Auktionen ins Leben gerufen.

Warum?

Vermutung: Frühere Rapp-Hausprüfer wie Peter Holcombe (CH), Heinzgeorg Richter (Wöllstadt) und Paul Alcuri (England) waren aus Altersgründen nicht mehr in der Lage bzw. inzwischen sind alle drei verstorben.

Holcombe war ein Ehrenmann (der für sehr viele Gebiete, speziell Fernost und Commonwealth, kompetent war - sofern es nicht um Stempel ging), die Tätigkeit der beiden anderen jedoch wird unter Profis "kontrovers" beurteilt.

Wozu ein 'Hausprüfer'?

- Prüft alles, kann alles, beurteilt alles (in den USA: Mr. Sismondo/mit eigenem Briefmarkengeschäft, läuft auf den Namen seiner Ehefrau, in Australien Ksyzstoph "Chris" Dings/mit eigener Auktionsfirma)

- Es gibt bei losen Marken nie Qualitätsmängel, Stempel sind immer echt, bei Ganzstücken konzediert man schon mal "leichte übliche Alterstönung"

- Selbst auf Farbkopien verklebte Marken/"replika" (Zeppelinbelege..) sind echt.

- Nur Meinung (opinion only), keine Gewähr.

- Man prüft Eigenware selbst, das spart(e) 'Kosten' (Firmen Bach, Rapp, Eichele) - noch 'kürzere Wege'.

- Käufer müssen diese Atteste zwingend akzeptieren (siehe Auktionsbedingungen) ...

- die Ware war oft gar nicht in der Prüfstelle, man sendet scan/Farbkopie/Photo (früher), das Attest wird dann ohne Betrachtung des Originals 'flott' erstellt...

- Standort Schweiz, kurze Wege, man sieht sich ständig, kein Versandrisiko, keine Portokosten für Ware/Atteste.

Merkts ihr was?
 
ligneN Am: 07.12.2015 16:22:59 Gelesen: 60283# 61 @  
Berichtigung: soeben zeigte mir jemand ein Blatt 125x90 mm, datiert 3.12.13. Nur mit BPB, ohne Namensnennung, Unterschrift Strich.
 
drmoeller_neuss Am: 07.12.2015 17:02:32 Gelesen: 60267# 62 @  
@ Lars Boettger [#53]

@ Kontrollratjunkie [#52]

Hallo Rüdiger,

das sind die zwei Gesichter des Herrn Eichele - bei seinen schweizer Prüfgebieten ist er mit Sicherheit sehr kompetent. Wäre er es nicht, dann würde seine Mitgliedschaft im Prüferbund über kurz oder lang zur Disposition stehen. Bei der BPSB ist er dagegen vollkommen schmerzbefreit.

Beste Grüsse!

Lars


Ich erwarte von einem Prüfer, dass er seine Grenzen kennt. Was würde der BPP sagen, wenn Du plötzlich in Deiner Freizeit für eine "Prüfstelle Luxembourg" DDR- und China-Marken mit fragwürdigen Attesten versiehst? Der BPP wird "not amused" sein. Die Prüfstelle Basel schadet der Philatelie insgesamt. Viele Sammler können nicht zwischen der Prüfstelle Basel, dem BPP oder dem VP unterscheiden, und scheren alle Prüfer über einen Kamm. Dann kommt es schnell zu den Stammtischparolen, "ich brauche keine Prüfer, die ziehen mir nur das Geld aus der Tasche".

Da geht es auch anderen Berufsgruppen nicht besser. Wenn Du katholischer Priester bist, kannst Du auch in Deiner privaten Freizeit nicht machen, was Du willst.
 
Lars Boettger Am: 07.12.2015 17:19:50 Gelesen: 60260# 63 @  
@ drmoeller_neuss [#62]

Viele Sammler können nicht zwischen der Prüfstelle Basel, dem BPP oder dem VP unterscheiden

Das ist die Krux. Darum mein pauschaler Rat an die Sammler, die Atteste der BPSB zu ignorieren und die Marken nicht zu kaufen. Leider Gottes sind so viele Atteste unterwegs, dass man den Kistenteufel nicht mehr in seine Kiste zurück bekommt.

Beste Grüsse!

Lars
 
Meinhard Am: 07.12.2015 20:35:37 Gelesen: 60194# 64 @  
@ drmoeller_neuss [#62]

Viele Sammler können nicht zwischen der Prüfstelle Basel, dem BPP oder dem VP unterscheiden

Versetze dich mal auch in einen Sammler, der bei den Kollegen der Schweizer nachschaut, ob der Prüfer eingetragen ist. Siehe hier:

http://www.briefmarken-pruefer.ch/?tsk=show_page&id=4 (eingetragen von oben an vierter Stelle).

Ich als einer der Leidtragenden habe auch hier nachgeschaut und den Prüfer vorgefunden. Warum sollte ich dann kein Vertrauen in diesen haben, noch dazu wurde ja dieses Los von einem Auktionshaus angeboten und verkauft.

Mittlerweile nehme ich es mit Humor - sind halt Bogenproben geworden, auch nicht zu verachten. Selber Schuld, man sollte halt nicht so ausgefallenes und seltenes sammeln.

Noch eine Nachbemerkung von mir: Früher (ohne div. Foren) sind halt diese Fehlprüfungen in den Sammlungen verschwunden.

Schöne Grüße, Meinhard
 
merkuria Am: 07.12.2015 22:14:31 Gelesen: 60152# 65 @  
@ Meinhard [#64]

Lieber Meinrad,

Du hast im Verzeichnis des Schweizerischen Prüferverbandes wohl den Prüfer Martin Eichele gefunden, hast es aber offensichtlich versäumt, seine dort zugelassenen Prüfgebiete nachzulesen.

Wenn man den Eintrag im Verzeichnis des Schweizerischen Prüferverbandes korrekt interpretiert, ist Herr Eichele dort nur für folgende Prüfungen zugelassen:

Schweiz 1843 – 1854: Kantonalmarken, Übergangsperiode, Durheim-Ausgaben

Eine Kompetenz innerhalb des Schweizerischen Prüferverbandes zur Erstellung von "Attesten/Befunden" für alle anderen Sammelgebieten wird hier nicht bescheinigt. Diese Kompetenz nimmt sich Hr. Eichele innerhalb der Prüfstelle Basel selbst heraus. Die Prüfstelle Basel hat jedoch keinerlei Verbindungen oder Vereinbarungen mit dem Schweizerischen Prüferverband.

Ich persönlich finde diesen Zustand sehr problematisch, besonders für Kunden die sich nicht nach den zugelassenen Prüfgebieten eines Prüfers innerhalb des Schweizerischen Prüferverbandes erkundigen.

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
Richard Am: 18.12.2015 09:28:15 Gelesen: 59823# 66 @  
Ein Beispiel aus der Werbung des Auktionshauses des (ex ?) Briefmarkenprüfstelle Basel Prüfers und jetzigen Auktionators Peter Rapp [1]:



Der entscheidende Satz:

Bei allen Einzellosen, die mit einem Attest des anerkannten Verbandsprüfers Martin Eichele der Briefmarkenstelle Basel versehen sind, garantiert die Peter Rapp AG für die Dauer von 10 Jahren für die Echtheit der Briefmarken, Stempel und Frankaturen.

Wer von den durchschnittlichen Auktionskunden, die nicht auf den Foren mit diesem Thema lesen, und das dürften 90 bis 99 % der zahlungskräftigen Bieter sein, kann aus diesem Satz herauslesen, dass es sich bei der Briefmarkenprüfstelle Basel nicht um eine Abteilung der Verbandsprüfer in der Schweiz handelt ?

Schöne Grüsse, Richard

[1] http://www.infowilplus.ch/_iu_write/artikel/2015/KW_49/Wil_Bronschhofen/Artikel_23122/
 
ligneN Am: 21.06.2016 21:42:49 Gelesen: 56156# 67 @  
Gerade sah ich zwei Befunde der Briefmarkenprüfstelle-Basel datiert Oktober bzw. November 2015.

Ist also noch immer aktiv.
 
umdhlebe Am: 20.05.2018 11:50:33 Gelesen: 42473# 68 @  
@ ligneN [#60]

1. M. W. hat die Briefmarkenprüfstelle Basel 2012 ihre Tätigkeit eingestellt. Wer kann später datierte Atteste vorlegen?

Habe bei einer aktuell laufenden Auktion (24. Mai 2018) eine ganze Schwemme von jüngeren "Befunden" der Briefmarkenprüfstelle Basel entdeckt, die ja nicht einmal identifizierbare Unterschriften aufweisen, so dass es keinen Ansprechpartner gibt, den man ggf. verantwortlich machen könnte.



Bemerkenswert auch die Beschreibungstexte des Auktionshauses: Marke X "im ungebrauchten, waagrechten Paar mit einwandfreien FFB".

Hier wird also der Befund (!) als einwandfrei bezeichnet - nicht etwa die Marke. Raffiniert.

Zum Hintergrund: Die "Befunde" schmücken eine ganze Reihe der südafrikanischen Pictorials in ungebrauchtem Zustand, die postfrisch begehrt, aber ungebraucht eher leicht zu bekommen sind. Soll wohl den Verkaufswert heben. Hier liegt kein direkter Betrug vor, aber eine Täuschungsabsicht kann unterstellt werden.
 
bayern klassisch Am: 20.05.2018 14:56:38 Gelesen: 42407# 69 @  
@ umdhlebe [#68]

Die Unterschrift, oder sollte ich besser Paraphe sagen, die hier zu sehen ist, ist die von Herrn Eichele, der besser bei seinen Leisten geblieben wäre.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Markus Pichl Am: 21.05.2018 01:33:36 Gelesen: 42321# 70 @  
@ umdhlebe [#68]

Hallo umdhlebe,

im Befund wird "Wmk. kopfstehend" ausgewiesen, also kopfstehendes Wasserzeichen. Der Michel bewertet nur Paare mit normal stehendem Wasserzeichen und vermerkt im Kleingedruckten, dass von 91 a / 92 a auch Marken mit kopfstehendem bekannt sind. Der SG ist ausführlicher und dessen Katalognummer "SG 64 aw" wird aufgeführt.

Auf ebay wurde ein stark angetrenntes Paar, SG 64 aw, mit Euro 12,77 verkauft. https://www.ebay.de/itm/173164047272 (um die Artikelbilder, Vorderseite und Rückseite, vergrößert einzusehen, muß man zuerst einmal mit der Maus auf das Artikelbild drücken)



Vorstellbar ist, dass das Paar in einwandfreier Erhaltung, bei einem Katalogwert von 120 Pfund, einen Marktwert von Euro 40.- bis 60.- hat. Auch wenn ich gerne die Befunde oder Atteste der Basler Prüfstelle kritisch durchleuchte, so kann ich hier nicht erkennen, dass eine Täuschungsabsicht vorliegt. Mir selbst sind für weitaus geringwertigere Marken BPP-Fotokurzbefunde bekannt.

Es gibt Prüfer, die grundsätzlich keine Briefmarken signieren und es gibt Prüfkunden, die einen Befund anstatt einer Signatur wünschen. Selbst dann, wenn die Kosten auf den ersten Blick nicht unbedingt im Verhältnis stehen.

Beste Grüße
Markus

[Bilder redaktionell eingefügt]
 
umdhlebe Am: 21.05.2018 10:17:29 Gelesen: 42224# 71 @  
@ Markus Pichl [#70]

Hallo Markus,

um die Echtheit der Marke und den Marktwert ging es mir gar nicht (der South African Stamp Colour Catalogue setzt sie unter der Katalognummer 62b ungebraucht mit 1400 Rand an, also knapp 90 EUR; faktisch sind ungebrauchte aber - im Unterschied zu postfrischen und gestempelten Paaren - nicht sonderlich gesucht und schwer zu verkaufen und werden deswegen von Stanley Gibbons gar nicht erst gelistet).

Wie üblich, nennt die Briefmarkenprüfstelle Basel jeden Wisch "Befund", obwohl es der Form nach bestenfalls ein "Kurzbefund" wäre, womit wir bei der Hauptgrundlage des Vorwurfs der Täuschung wären:

Es gibt überhaupt keine Prüfordnung, in der zugrunde gelegt wäre, anhand welcher Standards die Prüfstelle prüft. Auch ist die Prüfung nicht sorgfältig, es wird weder die Farbe bezeichnet (die vorliegende Marke z.B. wurde in grün, graugrün und Myrtengrün gedruckt), noch werden Zähnung, Trennung, Gummierung etc. kommentiert. Vergleichende Begriffe wie "einwandfrei" kann man aber erst sinnvoll verwenden, wenn man sich in einem Sammelgebiet auskennt und weiß, was gängig ist (im vorliegenden Beispiel ist die Zähnung wegen des verkürzten Zahns rechts unten meiner Ansicht nach nicht einwandfrei und weist eher "leichte Mängel" auf).

In den Sammelgebieten des British Empire werden ja häufig "Meinungen" von Expertengremien abgegeben. Da sitzen Kennerinnen und Kenner des Sammelgebiets zusammen, vergleichen und diskutieren und bescheinigen am Ende nichts weiter als eine "Meinung" - persönlich finde ich diese bescheidene, aber sorgfältige Vorgehensweise sehr sympathisch, zumal sie bei den Adressaten der Befunde keine überzogenenen Erwartungen weckt: ob ich der Meinung einer Person traue, hängt nun mal von meiner Einschätzung dieser Person(en) ab.

Wie ich das sehe, hat im vorliegenden Fall der Prüfer nicht etwa geprüft, sondern lediglich eine Katalogzuordnung vorgenommen - wenn es mehr nicht braucht, wäre ich ja auch Prüfer! Und deshalb wird mit diesem "Befund" etwas vorgetäuscht, dabei bleibe ich. Grundlage der Behauptung ist nicht diese konkrete Marke in diesem konkreten Fall, sondern die grundsätzliche Prüfpraxis dieses Ladens.

ligneN hatte in Beitrag [#60] den Hinweis gegeben, die Briefmarkenprüfstelle Basel habe 2012 ihren Betrieb eingestellt, und in [#67] auf Befunde aus 2015 hingewiesen. Mein eigentlicher Hinweis ist, dass ich bei einer aktuellen Auktion allein in meinem Sammelgebiet Südafrika sieben "Befunde" datiert auf den Juli 2017 gesehen habe (schon auf diese Daten gibt ja keine Gewähr!).

Beste Grüße
umdhlebe
 
Markus Pichl Am: 21.05.2018 14:47:53 Gelesen: 42150# 72 @  
@ umdhlebe [#71]

Hallo umdhlebe,

Wie üblich, nennt die Briefmarkenprüfstelle Basel jeden Wisch "Befund", obwohl es der Form nach bestenfalls ein "Kurzbefund" wäre, womit wir bei der Hauptgrundlage des Vorwurfs der Täuschung wären: es gibt überhaupt keine Prüfordnung, in der zugrunde gelegt wäre, anhand welcher Standards die Prüfstelle prüft.

Innerhalb von einem Befund werden vom Prüfer in verkürzter Form die Feststellungen dargestellt. Dies ist erfolgt und es sieht für mich nach einen Befund aus. Wir können uns aber gerne darüber diskutieren, ob das Wort "Gutachten", welches der BPP in seiner Prüfordnung benutzt, eine Täuschung ist.

Der BPP gibt seine "Prüferstandards" auf seiner Webseite preis:

https://www.bpp.de/de/Pruefstandards.html

Da steht u.a. geschrieben:

Gesicherte Forschungsergebnisse philatelistischer Autoren und Arbeitsgemeinschaften sowie postgeschichtliche und zeitgeschichtliche Hintergründe zum Prüfgebiet sind zu berücksichtigen.

Anmerkung: Mindestens in Bezug der Potschta-Marke scheint es erhebliche Umsetzungsprobleme zu geben.

Qualitätseinschätzungen beziehen sich auf den Zustand des Prüfgegenstandes. Sie beruhen immer auf der subjektiven Beurteilung des jeweiligen Prüfers. Einheitliche Qualitätsmaßstäbe sind – generalisiert – nicht für alle Prüfgebiete, aber innerhalb eines vertretbaren Rahmens für ein Prüfgebiet möglich.

Anmerkung: Über die unterschiedlichen Qualitätsbeurteilungen von BPP-Prüfern, gibt es unzählige Beiträge in verschiedenen Foren und Themen. Auch sind die Kriterien, wann eine Farbe eine Farbe sein soll und wann nicht, von Prüfgebiet zu Prüfgebiet unterschiedlich. Auch ist für mich vorstellbar, dass der von Dir monierte Zahn noch in "einwandfrei" fallen kann, auch beim BPP. Pauschal gibt es die ungeschriebene Regel, dass ein Zahn dann als vollständig gilt, wenn er in der Höhe 50% der Zahnlochbreite erzielt und das könnte hier noch zutreffen.



Es gibt eigentlich überhaupt keine einheitliche Regelung, zur Katalogisierung und Prüfung von Spezifikationen. Mein Lieblingsbeispiel ist der Plattenfehler I der Helgoland MiNr. 6. Katalogisiert ist der Plattenfehler auf Feld 48, vorkommen tut er aber auch auf Feld 3, wenn die Zwickelplatte um 180 Grad gedreht eingesetzt war. Die BPP-Prüfer prüfen nach Michel, so wird jede Marke, die den Plattenfehler auf Feld 3 aufzeigt, nicht als Plattenfehler-Marke geprüft, weil das augenscheinlich nicht dem Kenntnisstand der BPP-Prüfer entspricht, dass dieser Plattenfehler bei der I., II. und V. Auflage nun einmal nur auf Feld 3 vorkommen kann. Daraus schließe ich, dass BPP-Prüfer des Sammelgebietes Helgoland über keine speziellen Kenntnisse der Herstellung der Marken verfügen.

Die Feststellungen eines Prüfers zu einem philatelistischen Prüfgegenstand können in der Regel nicht mit absoluter Sicherheit, sondern nur mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgen.

Ob Herr Eichele, zu den besagten Südafrika-Marken über spezielle Kenntnisse verfügt, kann ich nicht beurteilen. Auch nicht, ob er über entsprechendes Vergleichsmaterial verfügt. Ich selbst verfüge über keine speziellen Kenntnisse zu dieser Markenausgabe und würde daher auch keine Befunde ausstellen. Dennoch bin ich der Meinung, dass eine Feststellung darüber, ob es sich bei den besagten Marken mit hoher Wahrscheinlichkeit um Originale mit originaler Gummierung handelt und ob die Marken Mängel oder verschiedenartige Manipulationen aufweisen, dürfte nicht so schwer sein. Grundsätzlich, unabhängig vom Sammelgebiet, stellen solche Feststellungen für viele Sammler im Regelfall eine auf den ersten Blick nicht lösbare Herausforderung dar. Voraussetzung dafür, einen fachlich korrekten Befund ausstellen zu können, sind selbstverständlich spezielle Kenntnisse zur Markenausgabe, dies beinhaltet sowohl die Herstellung der Marken, als auch Kenntnisse darüber, ob mit dem originalen Druckmaterial Neudrucke hergestellt wurden usw. usf. Leider kann ich auch bei BPP-Prüfungen nicht immer erkennen, dass derartige speziellen Kenntnisse generell vorhanden sind oder waren.

Sechs der besagten Befunde, der Basler Prüfstelle zu diversen Südafrika-Marken, habe ich nun auf Philasearch entdeckt. Die Lose haben Ausrufpreise von Euro 20.- (vorstehendes Paar Euro 30.-) bis Euro 80.- und wenn ich mich nicht irre, dann würden die Kosten einer Prüfung bei der RPS nicht im Verhältnis zum Marktwert der Marken stehen (vermutlich höher, als der Marktwert selbst) und einen Prüfer im BPP oder dem VP scheint es für diese Marken nicht zu geben. Bei einem Paar ist mir die Beurteilung "einwandfrei" schleierhaft. Bei einem anderen wird "einwandfrei" befundet und zugleich die Stockfleckchen aufgeführt. Auch beim BPP gelten oftmals Marken mit Stockflecken oder mit Sulfidschäden als "einwandrei", aber ohne diese Schädigungen aufzuführen.

Grundlage der Behauptung ist nicht diese konkrete Marke in diesem konkreten Fall, sondern die grundsätzliche Prüfpraxis dieses Ladens.

Mit meinen Beiträgen möchte ich nicht Werbung für die Basler Prüfstelle betreiben, lediglich aufzeigen, dass das mit dem Prüfen gar nicht so einfach ist und der große BPP oder auch die Royal (RPS) es leider hin und wieder auch nicht besser kann, als die Basler Prüfstelle und der Sammler (oder auch ein Händler oder ein Auktionator) ruhig öfter Sachverhalte zu geprüften Marken hinterfragen sollte. Anstatt die Sammlerschaft breitflächig über Fälschungen, Verfälschung und anderweitige Manipulationen an Marken aufzuklären, wurde dieser in der Regel immer nur erklärt, blindes Vertrauen in gewisse Befunde und Atteste haben zu dürfen. Mir persönlich ist ein in Sachfragen aufgeklärter und hinterfragender Sammler lieber, als der zum naiven Sammler erzogene.

Beste Grüße
Markus
 
ligneN Am: 24.05.2018 00:29:27 Gelesen: 41926# 73 @  
Die "Briefmarkenprüfstelle Basel", eine never ending story.

Wenn man Auktionsmitarbeiter darauf anspricht, eher ein running gag. So ein Attest der BrfmprfstBsl wird da nicht als Garantie, sondern vielmehr als Alarmsignal gewertet: Wo könnte der gebaselte Prüfgegenstand eine Macke haben?

Und findet sich keine, setzt es Kalauer wie "einwandfreies Stück, da hat der Prüfkunde nicht aufgepasst und es trotzdem baseln lassen." Sofern der Einlieferer nicht darauf besteht, gilt ein Baselpapier als Negativum und wird lieber nicht in der Auktionsbeschreibung erwähnt.

Schon luschtig.
 
Markus Pichl Am: 27.05.2018 02:07:58 Gelesen: 41609# 74 @  
Hallo,

einen ganz besonderen Tiefpunkt einer Prüferleistung stellt der nachstehende Befund der Basler Prüfstelle bzw. von Herrn Eichele dar.

Links sehen wir eine echte Hannover MiNr. 12 (Buchdruck) und rechts eine altbekannte Ganzfälschung (Steindruck und abweichende Bildmerkmale, u.a. abweichende Inschrift im Band unter dem Wappen) einer solchen.



Hier nun der Befund, der Basler Prüfstelle, jedoch nicht zu dem Original sondern zu der Ganzfälschung, für die Echtheit inkl. dem Falschstempel "LÜNEBURG" ausgewiesen wird. Das Siegel der Basler Prüfstelle prägt natürlich auch auf der Vorderseite der Abbildung durch.



Die Ganzfälschung und den dazugehörigen Fehlbefund habe ich im Original hier und einst innerhalb einer nicht unbedeutenden Hannover-Sammlung eingekauft. Durchaus habe ich die Fälschung als solche bei Einkauf erkannt. Der Sammler vermerkte aber nicht "Falsch" oder ähnliches auf dem Albumblatt sondern sortierte nach meinem Eindruck diese Marke brav in seine Sammlung als eine echte Marke ein. Von dieser Marke hatte der Sammler eine ganze Menge, auch auf Briefen, und hätte die Fälschung als solche eigentlich erkennen müssen. Für mich ist sogar vorstellbar, dass diese "einwandfreie" Fälschung abermals samt "einwandfreien" Befund einen Käufer finden würde, der diese als eine echte Marke in seine Sammlung steckt.

Wie dem auch sei, vergleichbare Befunde, nur andere Sammelgebiete, finden sich auch von anderen Prüfern. So konnte sogar einst die Basler Prüfstelle glaubhaft einem Richter darlegen oder dieser Richter aus den gemachten Angaben der Basler Prüfstelle schlußfolgern, dass die Fehlerquote dieser in einem Promille- oder minimalen Prozentsatzbereich liegt. Geklagt hatte wohl einst, wenn meine Informationen stimmen, Herr Geigle persönlich und die Klage ging klang und sanglos unter und Herr Geigle blieb auf den Kosten sitzen. Vielleicht eines der Gründe, warum ein Prüfer wie Dirk Schulz BPP weiterhin noch im BPP prüfen darf? Die bisher aufgedeckte Quote von Fehlprüfungen könnte mit der von der Basler Prüfstelle übereinstimmen und dem Richterspruch schlußfolgernd, liegt dann halt alles noch im grünen Bereich (Augenzwinker).

Im Moment überlege ich selbst noch, wie man dem Sammler glaubhaft vermitteln kann, dass er sich auf den ausgestellten Befund oder das ausgestellte Attest wirklich verlassen kann. Ein Handbuch an den Befund oder das Attest anhängen, kann auch nicht im Sinne des Erfinders sein. Bleibt also nach wie vor nur Aufklärung über Fälschungen und Verfälschungen und die damit verbundene Hoffnung, dass Sammler entsprechenden Vorträgen, ob nun Live oder in Form von in Foren verfassten Beiträgen, folgen und sich zum Sammelgebiet auch die notwendige Literatur beschaffen.

Beste Grüße
Markus
 
LK Am: 27.05.2018 03:27:38 Gelesen: 41603# 75 @  
@ Markus Pichl [#74]

Hallo,

unglaubliche Leistung, schon der Stempel ohne Datum ist Beleg für ein Fournier - Machwerk.

Das 2. und 3 Erkennungsmerkmal wäre dann das Schriftband unter dem Wappen oben und die Mähne des Einhorns gewesen, vom Druck mal ganz abgesehen.

Bei späteren Drucken wurde dann meist ein Stempel mit Datum verwendet.

Es könnte der Eindruck entstehen das dort alles was Ähnlichkeit mit einer Briefmarke hat befundet oder attestiert wird.

Beste Grüße
 
Schwämmchen² Am: 27.05.2018 03:33:05 Gelesen: 41600# 76 @  
Wenn man die Marke nicht im Original hat (oder mal gehabt hat) sollte man keine Atteste ausstellen. Damit ist eigentlich alles gesagt.
 
umdhlebe Am: 27.05.2018 12:34:16 Gelesen: 41521# 77 @  
@ Markus Pichl [#74]

Wie aus Deinem Bericht deutlich hervorgeht, ist das einzige, was Sammlerinnen und Sammler wirklich vor Betrug schützen kann, die eigene Sachkenntnis. Nicht absolut, aber so weit wie möglich.

Der Sinn von Prüfverbänden mit Prüfordnungen liegt eigentlich genau in der von Dir geschilderten Machtlosigkeit der Gerichte - die ja bestenfalls eine eigene Meinung zu der Expert_innenmeinung hinzufügen könnten - denn die Prüfer_innen selbst können Qualitätskriterien für die eigene Arbeit festlegen, müssen dann aber konsequent alle ausschließen, die sich daran nicht halten. Wenn der Verband das nicht tut, ist er nutzlos.

Solange bleibt Sammler_innen, denen selbst das Vergleichsmaterial fehlt, das zur Identifizierung von Verfälschungen und Fälschungen oft unerlässlich ist, nichts anderes als sich auf ihre Kenntnisse, andere Sammler_innen und Prüfer_innen ihres Vertrauens zu verlassen.

Die Briefmarkenprüfstelle Basel sollten wir alle jedoch meiden.
 
merkuria Am: 02.04.2019 23:01:17 Gelesen: 34082# 78 @  
Am 4. Mai 2019 startet die 30. Jean-Paul Bach Auktion mit der Auflösung der Helvetia-Sammlung, einer der größten Spezialsammlung der Schweizer Ausgabe "Sitzende Helvetia" [1]. Schade nur, dass praktisch alle Auktionslose mit einem Attest/Befund der Prüfstelle Basel angeboten werden. Die gezeigten rund 650 Atteste/Befunde sind alle im Zeitraum vom 25. Februar bis 14. März 2019 durch M. Eichele von der Prüfstelle Basel ausgestellt worden!

Weshalb diese ganzen Atteste und Befunde nicht bei einem für dieses Prüfgebiet zugelassenen Verbandsprüfer (z.B. Pierre Guinand oder Urs Hermann) beauftragt wurden, scheint doch seltsam. Ein für diese Ausgaben zugelassener Prüfer des Schweizerischen Briefmarken-Prüfer-Verbandes SBPV haftet nicht nur gegenüber dem Auftraggeber, sondern auch gegenüber jedem Dritterwerber für die Dauer von zehn Jahren seit Ausstellung des Attestes. Wie die Haftung bei Attesten der Prüfstelle Basel juristisch aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis.

Hier die Liste des Schweizerischen Briefmarken-Prüfer-Verbandes SBPV mit den zugelassenen Prüfgebieten der einzelnen Mitglieder. Siehe dazu auch Beiträge [#63], [#64] und [#65]



Grüsse aus der Schweiz
Jacques

[1] https://www.philasearch.com/de/dosearch.php?set_sprache=de&treeparent=COSUBGRP-70090&set_anbieter=9208&set_auktionnr=4843&postype=PH&page=1
 
briefmarkenwirbler24 Am: 03.04.2019 11:01:47 Gelesen: 33959# 79 @  
@ merkuria [#78]

Hallo Jacques,

ich habe mir die angebotenen Lose mal angeschaut, da die Sitzende Helvetia auch eines meiner Sammelgebiete ist (allerdings nur auf Belegen) und muss schon sagen, dass mein Herz an der ein oder anderen Stelle schon etwas höher geschlagen hat, auch wenn die Spitzenstücke sich überwiegend auf lose Marken konzentrieren.

Ich finde es auch etwas seltsam, dass sämtliche Lose (mit ein paar Ausnahmen) von Martin Eichele bzw. der Prüfstelle geprüft bzw. attestiert wurden. Es hat teilweise etwas von einer Art "Fließbandabfertigung", postgeschichtlich wird kaum etwas erläutert und alle Belege werden mit "einwandfrei" bewertet, auch wenn teilweise anhand des Scans schon ersichtlich ist, dass "einwandfrei" anders aussieht. Ich finde auch die angesetzten Preise teilweise abstrus hoch (bspw. für einen einfachen Brief nach Frankreich 110 € und für einen der 2. Gewichtsstufe 300 €). Die Briefe in meiner Sammlung sind qualitativ besser und bezahlt habe ich 1/3 bzw. 1/5 von dem.

Liebe Grüße

Kevin
 
briefmarkenwirbler24 Am: 03.04.2019 14:36:38 Gelesen: 33872# 80 @  
Hallo zusammen,

ich habe mir nun den Katalog zur "Sammlung Helvetia" (Jean-Paul Bach Auktion) mal etwas genauer angesehen und musste leider folgendes feststellen:

Anscheinend hat der Prüfer (in dem Fall Herr Eichele) teilweise komplett unreflektiert jegliche Beschreibung des Sammlers bzw. Einlieferers übernommen. Man findet in vielen Fällen den originalen Wortlaut der vom Sammler entworfenen Beschreibung auch im Attest wieder, die zwar im Zusammenhang mit der Sammlung (wenn man sie chronologisch durchgeht) verständlich ist, nicht jedoch aber, wenn die Lose zu einem späteren Zeitpunkt wieder veräußert werden. Was genau ich damit meine, werde ich später noch zeigen.

Ich bin bisher bis zu Los 235 durchgedrungen (von etwa 700 Losen) und habe schon einige Fehler in der Beschreibung bzw. unvollständige Beschreibungen gefunden.

Los 142:



Der Wortlaut im Attest lautet "40 Rp-Porto für eine über 15 Gr. schwere Nachnahme über 11.15 Fr. gültig ab 1.9.1876"

Zum einen ist dies fast der identische Wortlaut der Beschreibung des Sammlers, zum anderen könnte ein Laie denken, dass es einen solchen "einheitlichen Nachnahme-Tarif" gab, dem war aber nicht so. Die Taxe setzt sich wie folgt zusammen:

Laut Tarif vom 01.09.1876 2o Rappen für einen einfachen Brief der 2. Gewichtsstufe im Fernverkehr (über 15-250 gr) + 20 Rappen Nachnahme-Gebühr laut Tarif vom 01.08.1862 (bis zu eine NN-Betrag von 10 Franken 10 Rappen und pro weitere 10 Franken erneut 10 Rappen)

Los 143:



Der Wortlaut im Attest lautet "40 Rp-Porto für einen einfachen Brief in Nicht-UPU-Mitglieder Übersee[staaten?] 01.04.1879"

Laut meinen Unterlagen galt der Tarif schon ab dem 01.01.1879 mit dem UPU-Beitritt von Argentinien. Des Weiteren setzte sich die Taxe zusammen aus 25 Rappen Auslandstaxe und 15 Rappen Übersee-Zuschlag.

Los 204:



Der Wortlaut im Attest lautet "20 Rp-Porto für einen über 15 gr. schweren Brief im Lokalrayon mit Nachnahme-Tarif 01.09.1871"

Auch hier wieder eine völlig missverständliche Erklärung. Der Nachnahme-Tarif blieb der gleiche (01.08.1862), aber es galt der normale Inlandstarif vom 01.09.1871, nach dem einfache Briefe im Lokalrayon bis 15 gr. mit 5 Rappen frankiert werden mussten (+ 10 Rappen-Nachnahme)

Los 229:



Hier wurde im Attest nicht darauf hingewiesen, dass die Postkarte um 1 Rappen überfrankiert wurde. In der Regel sollte das einem Sammler natürlich auffallen, dennoch kann man als Prüfer im Attest darauf hinweisen, denn Überfrankaturen sind i.a.R. selten.

Los 233:



Wahrscheinlich auch wieder einfach der Beschreibung des Sammlers entnommen, schreibt Herr Eichele "[...] für eine Drucksache pro 15 gr. schwer". Das Gewicht wurde jedoch beim neuen Tarif auf 40 gr. angehoben (mal von der Grammatik abgesehen).

Ich habe auch noch ein paar Lose gesehen, die nicht den Namen "einwandfrei" verdienen, aber hier lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, da man an Hand von Scans die Erhaltung eher weniger gut einschätzen kann.

Liebe Grüße

Kevin
 
Richard Am: 05.12.2021 09:18:28 Gelesen: 17743# 81 @  
Der pcp Pressedienst von Wolfgang Maassen meldet:

Wie die Internetseite des Verbandes ausweist, gehört Martin Eichele dem Prüferverband nicht mehr an.

Ob es sich um einen Austritt, einen Ausschluss aus dem SBPV oder sonstige Gründe handelt, hat der Schweizer Briefmarken Prüfer Verband nicht bekanntgegeben.

Schöne Grüsse, Richard
 
bayern klassisch Am: 05.12.2021 09:40:21 Gelesen: 17716# 82 @  
@ Richard [#81]

Hallo Richard,

vielen Dank für die gute Nachricht - es wundert nur, dass es so lange gedauert hat.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
merkuria Am: 29.04.2023 00:28:17 Gelesen: 6893# 83 @  
Mit Vorliegen eines aktuellen Attestes des Schweizer Verbandsprüfers Urs Hermann (Prüfgebiete Schweiz: 1850-1882 (Durheim-Ausgaben, Sitzende Helvetia ungezähnt und gezähnt) möchte ich dem Leser den Vergleich zu einem Attest der Prüfstelle Basel für dasselbe Prüfstück ermöglichen.

Schon alleine was dem Kunden beim zuständigen Verbandsprüfer Urs Hermann an Informationen übermittelt wird, erübrigt wohl jeden weiteren Kommentar.



Prüfstück



links das Attest der Prüfstelle Basel, rechts das Attest des Verbandsprüfer Urs Hermann

Im Anhang noch den Link zur Webseite des Schweizerischen Briefmarken-Prüfer Verbandes mit Angabe aller offiziellen Prüfer und deren Prüfgebiete. [1]

Grüsse aus der Schweiz
Jacques

[1] https://briefmarken-prüfer.ch/liste/
 
bayern klassisch Am: 29.04.2023 01:13:05 Gelesen: 6888# 84 @  
@ merkuria [#83]

Tja, der eine hat Ahnung, der andere wohnt in Basel.

Von seinen Attesten/Befunden zu Bayern könnte man ein kleines Buch schreiben, so viele Fehler sind da manifestiert.

Auktionshäusern, die seine Atteste anerkennen bzw. den Käufern nahelegen, dies zu tun, sollte man den Rücken kehren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
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