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Thema: (?) (66) Oberschlesien - Marken, Prüfer und philatelistische Zukunft
Stefan Am: 03.06.2008 22:30:57 Gelesen: 72850# 1 @  
Hallo alle zusammen,

heute erhielt ich ein Buch, veröffentlicht 1922 mit dem Titel "Die Postwertzeichen Oberschlesiens" (Abstimmungsgebiet Februar 1920-Juni/Juli 1922) vom umstrittenen Prüfer Max Haertel. Er fasst als meines Wissens nach erster Sammler, Händler und Prüfer dieses Gebietes die Meldungen zu den Marken und Fälschungen dieser Ausgaben zusammen und veröffentlichte es als eine Art Handbuch (bzw. Büchlein). Der bekanntesten Briefmarkenvertreter dieses Gebietes dürfte die "Oppelner Notausgabe" sein.

Laut Vorwort erschien dieses Buch am 01.09.1922. Es beinhaltet auch einen Katalogteil in der Währung Reichsmark. Im Vorwort wird dort der Wechselkurs mit 1000 RM = 1 US-Dollar festgelegt, die deutsche Inflation machte es notwendig. Ich habe im Moment Schwierigkeiten, die Werthaltigkeit der oberschlesischen Marken im Jahr 1922 einzustufen; kurz, kann jemand sagen, wieviel 1922 ein US-Dollar wert war und wie viel Euro es in etwa (!) heute entsprechen würde?

Gruß
Pete
 
AfriKiwi Am: 04.06.2008 02:28:30 Gelesen: 72838# 2 @  
@ Pete [#19]

>>kann jemand sagen, wie viel 1922 ein US-Dollar wert war und wie viel Euro es in etwa (!) heute entsprechen würde?<<

Eine tolle Frage !

Vielleicht hilft dieses Link: -http://www.nowandfutures.com/us_weimar.html

Ich vermute daß sich preislich alles schnell geändert hatte in Monaten, wir beschrieben in '1923' und 1000 RM auch nur ein Schuss ins dunkle war.

Vielleicht hat jemand genaueres ?

Erich
 
Carolina Pegleg Am: 04.06.2008 03:33:56 Gelesen: 72835# 3 @  
@ Pete [#19]

"Kann jemand sagen, wie viel 1922 ein US-Dollar wert war und wie viel Euro es in etwa (!) heute entsprechen würde?"

Das ist nicht schwer. Ein US-Dollar in 1922 hatte dieselbe Kaufkraft wie US $12,79 heute (ermittelt durch Multiplikation der Inflationsraten von 1922 bis heute). Der Wechselkurs des Dollars gegen den Euro heute (3.6.) ist 0,647 Euro (immer traurig fuer mich das zu sehen). Damit: 1000 RM (1922) = US $1,00 (1922) = 8,27 EUR (heute).

Nun wuerde mich interessieren, ob eine der in dem alten Katalog mit 1000 RM bewerteten Marken heute real mehr oder weniger als EUR 8,27 kosten wuerde. Mein Tipp: Die Oberschlesischen Marken sind heute billiger zu kaufen als in 1922.

Natuerlich, um die Aussage von "Briefmarken als Aktien des kleinen Mannes" zu testen, muesste man nicht die Inflationsrate, sondern eine alternative Investitionsrendite zu Grunde legen. $1.00 investiert in 1922 zu 8% (z. B. langfristige Rendite von Investition in Aktien) unter Annahme von 15% p. a. Steuer waeren heute, 86 Jahre spaeter, $287 = 186 EUR. Mit anderen Worten, eine damals mit 1000 RM notierte Marke muesste heute mit 186 EUR ueber den Tisch gehen, damit sich der Kauf als finanzielle Investition gelohnt haette. Dieses Kriterium wird man beim Markenkauf damals wie heute allerdings niemals erfuellt sehen.

Interessanter ist daher vermutlich die erste Frage, ob die Bewertung der Marken von Oberschlesien wenigstens mit der Inflation Schritt gehalten hat. Mein Tipp ist, dass das Sammelinteresse an diesen Marken heute geringer ist als damals, und die Bewertungen daher inflationsbereinigt niedriger sind.
 
Stefan Am: 06.06.2008 05:44:05 Gelesen: 72796# 4 @  
@ Carolina Pegleg [#3]

Vielen Dank für die Info!

Eine kleine Auswertung des Büchleins schiebe ich hier noch nach und die inflationsbereinigten Preise ebenfalls. Nur soviel vorab, es wird interessant.

Gruß
Pete
 
Carolina Pegleg Am: 06.06.2008 06:51:05 Gelesen: 72792# 5 @  
@ Pete [#4]

Gern geschehen. Ich bin gespannt. Ich habe mich ja mit ein paar Tipps festgelegt. Mehr so zum Spass, um der Sache ein bischen Schwung zu geben.
 
Stefan Am: 06.06.2008 22:19:36 Gelesen: 72778# 6 @  
@ Carolina Pegleg [#5]

>>Ich bin gespannt. Ich habe mich ja mit ein paar Tipps festgelegt<<

Okay, dann möchte ich einmal anfangen, auch wenn es etwas umfangreicher wird. Zuvor aber einige Gedanken dazu: du schreibst, dass

>>Mein Tipp ist, dass das Sammelinteresse an diesen Marken heute geringer ist als damals, und die Bewertungen daher inflationsbereinigt niedriger sind.<<

Nachdem, was ich bisher in der Fachliteratur gelesen habe, war das Interesse besonders während der Abstimmungszeit (1920-22) selbst sehr groß, naturgemäß besonders im Deutschen Reich, aber auch in Frankreich als größter Anteil an der internationalen Kommission. Dies dürfte vor allem mit der Ungewissheit der seinerzeitigen politischen Situation zusammenhängen.

Wäre es nach der ursprünglichen Fassung des Versailler Friedensvertrages gegangen, hätte das Deutsche Reich das Gebiet Oberschlesien komplett und ohne (!) Abstimmung an Polen abgeben müssen. Deutscher und internationaler Einspruch ermöglichte zumindest eine Abstimmung in dem Gebiet, die sich nicht so ganz geplant, über ca. 29 Monate hinweg zog. In Allenstein, Marienwerder und Schleswig ging dies wesentlich zügiger vonstatten.

Bereits 1920 kamen die ersten Aufdruckfälschungen (Oppelner Notausgabe, Provisorien Mi-Nr. 10-12 + 10F u.a.) auf den Markt, ab 1922 verstärkt Aufdruckfälschungen des Plébiscite-Satzes Mi-Nr. 30-40, angeblich aus Paris. Sämtliche Fälschungen sind heute noch massenhaft vorhanden (teilweise sind meinen Erfahrungen nach bis zu 98% einer auf dem Markt befindlichen Markenausgabe Fälschungen) und führten im Laufe der Zeit dazu, dass das Sammelgebiet Oberschlesien immer mehr in Verruf geriet.

Allgemeines nachlassendes (politisches) Interesse an Oberschlesien (die in der Praxis durchgeführte Teilung erfolgte im Zeitraum Juni-Juli 1922) und aufkeimende Streitigkeiten zwischen diversen Prüfern, Händlern und Sammlern in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gaben dem Sammelinteresse quasi den Rest. Dem Buchautoren Max Haertel, der auch Prüfer war, wurde in den Briefmarkenzeitschriften der 20er Jahre vorgeworfen, wissentlich Fälschungen als echt zu signieren - eine richtige Schlammschlacht in der philatelistischen Presse.

Nach dem Tod Haertels (1935 oder Anfang 1936) verkaufte sein Sohn diverse Marken der Oppelner Notausgabe aus dem Nachlass mit entsprechendem Hinweis im Attest. Bisher aus dem Nachlass gesehene Marken sind allesamt Fälschungen.

1944 verschied der nächste Prüfer - Dr. Müller aus Leobschütz (Oberschlesien) - er ging als politischer Flüchtling und geschasste Person jüdischer Abstammung zusammen mit seiner Frau in den Suizid.

Die Signaturen beider Prüfer - Max Haertel und Dr. Müller - finden sich sehr sehr häufig auf Oberschlesienmarken und die Namen werden im Michel-Katalog erwähnt, dass man "Marken mit Prüfzeichen "Haertel", "Dr. Müller" und "Richter" unbedingt nachprüfen lassen." sollte. Dieser Hinweis erfolgt vollkommen zurecht, da sich auch Ansichten über echt und falsch in den letzten Jahrzehnten geändert haben!

Teilweise ist es schon eine Kunst, von einer katalogisierten Markenvariante ein Exemplar (egal ob Aufdruck echt oder falsch) zu finden, welches nicht signiert ist!

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts schritten einige Sammler zur Tat, versuchten das Sammelgebiet Oberschlesien neu zu beleben und gründeten die ArGe Oberschlesien im Verband des BdPh. Im Verlauf von 20 Jahren erschienen 20 kleinere Bücher, die zusammengefasst das Handbuch von Oberschlesien ergeben. Dies ist meiner Meinung nach die Grundlage schlechthin für die intensive Bearbeitung dieses Gebietes, da in den Beiträgen dieses Handbuches und der im Verlauf von 20 Jahren erschienenen Rundschreiben der ArGe zahlreiche detaillierte Hinweise über echt und falsch gegeben und Hintergrundwissen genannt werden. Vor allem die Herren Rolf Ritter (Kamen) und Prof. Dr. Urban (Neuss) haben die Veröffentlichung vorangetrieben. 1990 ging die ArGe Oberschlesien in die ArGe deutsche Ostgebiete über. Seitdem kommt es gelegentlich zu neuen Veröffentlichungen in den Rundschreiben dieser ArGe.

Als Preisgrundlage nenne ich hier das im Eingangsbeitrag erwähnte Handbuch von Max Haertel und ziehe als Vergleich den Michel Deutschland Spezial Katalog 2006, Band 1 zu Rate. Letzteres stellen wie bekannt im Allgemeinen keine Nettoverkaufspreise dar. Zu ersterem habe ich nirgendwo einen Vermerk gefunden.

Die nachfolgenden (Satz-)Preise beziehen sich auf gestempelte Marken. Im Katalogteil von Haertel sind auch ungebrauchte Marken als 1 Spalte bewertet, allerdings sehe ich kein Indiz, ob es sich um ungebrauchte Marken mit Falz oder postfrische Exemplare handelt.

Nach Haertel stellen 1000 RM = 1 US-Dollar von 01.09.1922 und nach dir 1 US-Dollar von 1922 = 8,27 € von heute dar.

Die billigste Marke nach Haertel wertet 0,30 RM (= 0,03 US-Cent von 1922 = 0,25 €-Cent von 2008) und die teuerste 15.000 RM (= 15 US-Dollar von 1922 = 124,05 € von 2008)

Mi-Nr. -> Preis nach Haertel 1922 -> Preis RM in Euro 2008 -> Katalogwert Michel Spezial Band 1 von 2006

1-9 -> 57,35RM -> 0,47€ -> 40,00€
10-11 -> 5,25RM -> 0,05€ -> 6,00€
12a -> 200,00RM -> 1,65€ -> 65,00€
12b -> 225,00RM -> 1,86€ -> 150,00€
10F -> 650,00RM -> 5,38€ -> 650,00€
13-29 -> 34,00RM -> 0,28€ -> 18,00€
30-40 -> 1225,00RM -> 10,13€ -> 350,00€
41-43 -> 49,50RM -> 0,41€ -> 24,00€

Insurgentenausgabe:
1A-7A -> 465,00RM -> 3,85€ -> 320,00€
1B-7B -> 350,00RM -> 2,90€ -> 220,00€

Dienstmarken:
Dienst 1-7 -> 28,50RM -> 0,24€ -> 15,00€
Dienst 8-20 -> 114,60RM -> 0,95€ -> 20,00€

Oppelner Notausgabe (Bsp.):
1 -> 2.000RM -> 16,54€ -> 1.200€
5 -> 6.000RM -> 49,62€ -> 1.000€
9 -> 7.500RM -> 62,03€ -> 1.200€
16 -> 10.000RM -> 82,70€ -> 1.200€
18 -> 5.000RM -> 41,35€ -> 1.200€
19-22 -> 11.200RM -> 92,62€ -> 4.300€
25 -> 6.500RM -> 53,76€ -> 10.000€
27 -> 4.000RM -> 33,08€ -> 10.000€
28 -> 1.500RM -> 12,41€ -> 4.000€
31 -> 15.000RM -> 124,05€ -> 10.000€
33 -> 8.000RM -> 66,16€ -> 10.000€

Neben der Mi-Nr. 33 für 15.000 RM listet Haertel 3 weitere Markenvarianten auf, die die höchste Katalognotierung von 15.000 RM (= heute entsprechend 124,05 €) verzeichnen:

- Mi-Nr. 11aU mit Plattenfehler "Pi." statt "Pf." im Markenaufdruck (Plattenfehler im Michel als ungezähnte Variante nicht gelistet und nach Literaturangangaben können davon höchstens 5 Stück weltweit existiert haben)

- waagerechter Zusammendruck der Mi-Nr. 25 + 5 (beide Oppelner Notausgabe) mit rotem bzw. blauem Aufdruck (im Michel keine Angabe, vermutlich von Haertel gelistete häufigste Fälschungsvariante - seinerzeit von ihm als echt beurteilt) und

- senkrechter Zusammendruck der Mi-Nr. 2 + 5 (beide Oppelner Notausgabe) mit blauem Aufdruck (im Michel keine Angabe, vermutlich von Haertel gelistete häufigste Fälschungsvariante - seinerzeit von ihm als echt beurteilt)

Als billigste Marke notiert Haertel für die gestempelten Marken Mi-Nr. Dienst 9 III und 11 III jeweils 0,30RM (III bedeutet Aufdruck waagerecht).

Bei den angegebenen Katalognummern handelt es sich, soweit nicht anders angegeben um die billigste Farb- bzw. Aufdruckvariante.

Man sollte der bei der Preiseinschätzung bedenken, dass die ersten Preise 1922 kurz nach der Aufteilung Oberschlesiens erschienen und seinerzeit noch mehr Material vorhanden war als 2006, für die die Michelnotierungen gelten.

Von 1922-2006 ist in 84 Jahren sicherlich einiges durch Sammler kaputt gegangen, was zur Materialreduzierung auf dem Markt herbeiführt. Hinzu kommt meinem Eindruck nach schwerwiegend auch die politische Entwicklung 1933-1945 - Krieg und Vertreibung im Jahr 1945 ließen sicherlich einiges an Material verschwinden.
Sudetenphilatelie wird sicherlich ähnliches über sein Sammelgebiet berichten können.

Ich sammle seit ca. 6 Jahren (seit der Umstellung von DM auf €) speziell dieses Gebiet und mein Eindruck ist, dass die tatsächlichen Verkaufspreise für gutes Material z.B. auf ebay aber auch auf Messen bzw. Fachhandel auf Tauschveranstaltungen nur eine Richtung kennt - den Preispfeil (teils steil) nach oben. Der Michel zieht nach, wenn ich mir als Vergleich die Katalognotierungen von 1996, 2001 und 2006 ansehe.

Seit einiger Zeit besteht auch nicht nur vor allem in Deutschland Interesse an den Ausgaben von Oberschlesien. Polnische Sammler entdecken zunehmend ebenfalls dieses Gebiet und reißen es aus seinem Dornröschenschlaf.

Französische Sammler können auch Interesse an Oberschlesien haben, da die (Ur-)Marken Mi-Nr. 1-43 in der Pariser Druckerei Atélier des timbres und nach französischem Vorbild hergestellt worden sind. Die Inschrift der Marken ist dreisprachig gehalten - deutsch, polnisch und französisch. Nebenbei: für die französische Markeninschrift von "Oberschlesien" = "Haute Silésie" spottete die deutsche Presse 1920 "Haut die Schlesier".

Zu guter letzt kommt noch, dass die Welt dank des Internets weiter zusammenrückt und sich der Kauf von Marken weltweit einfacher gestaltet als vor 10 Jahren oder mehr.

Gruß
Pete

Als Scan noch die Rückseite von 3 Preislisten, als Postkarte verschickt. Die obere Karte stammt laut Poststempel vom 17.06.1920: die untere Karte links vom 20.07.1920 und rechts unten vom 26.04.1922.

Die Karten stammen aus dem Abstimmungsgebiet selbst bzw. aus der nahen Umgebung.


 
Stefan Am: 10.06.2008 19:49:44 Gelesen: 72732# 7 @  
Im vorhergehenden Beitrag [#6] schrieb ich:

>>Dem Buchautoren Max Haertel, der auch Prüfer war, wurde in den Briefmarkenzeitschriften der 20er Jahre vorgeworfen, wissentlich Fälschungen als echt zu signieren - eine richtige Schlammschlacht in der philatelistischen Presse.<<

Wie im nachfolgenden Scan zu lesen, findet sich auch im Michel an mehreren Stellen eine Bemerkung über Max Haertel, ebenfalls auch über die Herren Dr. Müller und Richter:



Reihe 1-2: Prüfzeichen von Max Haertel, wobei die Dreiecke und "M.H." relativ selten zu finden sind. Am häufigsten sind meiner Ansicht nach die beiden verbliebenen roten Prüfzeichen zu sehen - 1x in Großbuchstaben (vor allem bzw. nur auf gefälschten Oppelner Notausgaben aus Haertels Nachlass ?) und 1x in Groß- und Kleinbuchstaben.

Reihe 3: Prüfzeichen von Dr. Müller/ Leobschütz - normalerweise in schwarz vorzufinden, seltener in blau und anscheinend sehr sehr selten in rot.

Reihe 4: Prüfzeichen von Herrn Richter - mir bisher nur bekannt auf gefälschten Oppelner Notausgaben, die, wenn gestempelt, einen nachgemachten (= neu hergestellten) Entwertungsstempel tragen.

Bei sämtlichen Marken handelt es sich um Aufdruckfälschungen, die teilweise dem derzeitigen BPP-Prüfer vorgelegen haben und als "Aufdruck falsch" signiert wurden.

Gruß
Pete
 
Jürgen Witkowski Am: 01.07.2008 15:47:22 Gelesen: 72665# 8 @  
@ Carolina Pegleg [#3]
@ Pete [#6]

Beim Sortieren meiner Heimatbelege bin ich heute auf eine Karte gestossen, die für eure Berechnung vielleicht hilfreich ist. Sie zeigt die Devisenschlusskurse vom 13. Dezember 1921. Die Zahlen kann ich allerdings nicht deuten. Da ist ein Finanz-Fachmann gefragt.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Stefan Am: 01.09.2008 20:30:43 Gelesen: 72436# 9 @  
Im Juni bzw. bis Mitte Juli 1922 erfolgte in Etappen die Übergabe des Abstimmungsgebietes Oberschlesien an das Deutsche Reich bzw. Polen. In beiden Fällen lagen im Normallfall Marken des betreffenden Staates vor, da die Übergabe der einzelnen Ortschaften vorab geklärt werden konnte, so dass reichlich Zeit für die Organisation des Postwesens in den betreffenden Gebieten blieb. Im Fall Polen wurden auch neue Stempel mit dem (neuen) polnischen Ortsnamen angeschafft. Die Marken des Abstimmungsgebietes Oberschlesien wurden nach der Übergabe des betreffenden Gebietes sofort ungültig, so dass keinerlei Mischfrankaturen zulässig waren.

Die Stadt Beuthen wurde in der ersten Juliwoche an das Deutsche Reich übergeben. Dies lässt sich auch philatelistisch dokumentieren:



Oberschlesien Mi-Nr. 26 mit Datum Montag, 03.07.22 sowie Deutsches Reich Mi-Nr. 158 mit Datum Samstag, 08.07.22

Die Dienstmarken von Oberschlesien wurden aufgebraucht. Wie im nachfolgenden Beispiel erkenntlich, verteilte die OPD Oppeln spätestens ab Oktober 1922 die Dienstmarken zu 5RM des Deutschen Reiches an die Behörden. In einer Behörde in Hindenburg waren augenscheinlich noch im Dezember 1922 Restbestände der 5RM mit Aufdruck für Oberschlesien vorhanden:



Deutsches Reich Nr. D33a als Paar mit Datum 12.10.22 sowie Oberschlesien Nr. D20b II mit Datum 07.12.22 (Stempel aus Hindenburg mit Unterscheidungsbuchstabe c) und Nr. D16 III mit Datum 05.02.23

Der Michel-Spezialkatalog bewertet Stempeldaten auf Dienstmarken Juli-Dezember 1922 pauschal mit 50% sowie mit Datum von 1923 pauschal mit 100% Aufschlag auf den Normalwert. Dennoch sind derartige Nachverwendungen meinem Eindruck nach selten zu finden. Unter mehreren 100 gestempelten Dienstmarken liegen mir gerade einmal 5 Exemplare vor, davon eine Marke von 1923 (siehe Scan, Marke mit Stempel von Beuthen).

Die Marken des Deutschen Reiches Nr. 158 und D33a fand ich heute zufällig beim Ausschlachten eines Dublettenbestandes gestempelter Inflationsmarken. Manchmal muss man einfach Glück haben :-)
In solch einem Fall können auch lose Marken eine kleine Geschichte erzählen, nicht nur Belege...

Gruß
Pete
 
cihs Am: 02.09.2008 13:39:46 Gelesen: 72409# 10 @  
Auch ich möchte ein paar OS-Dienstmarken, die nach der Abstimmungszeit aufgebraucht wurden, zeigen.



Die linke Marke wurde bereits im November 1922 in Berlin abgestempelt, die Mittlere im Februar 1923 in Breslau und bei der rechten Marke dauerte es bis Mai 1923 bis sie in Hindenburg abgestempelt wurde.

Gruß
cihs
(Sehr interessanter Beitrag)
 
Stefan Am: 02.09.2008 20:07:40 Gelesen: 72397# 11 @  
@ cihs [#10]

bei der linken Marke kann ich nur spekulieren, dass es sich hierbei um eine in Berlin erfolgte nachträgliche Entwertung versehentlich ungestempelt gebliebener Marken handelt. Für OS-Freimarken ist dies in der Literatur bekannt.

Bei der mittleren Marke kann man spekulieren, dass es sich um eine reguläre Aufbrauchmaßnahme von OS-Marken in Nachbarorten des Abstimmungsgebietes Oberschlesien handelt, in deinem Fall Breslau.

Die rechte Marke zeigt sehr schön, dass einzelne Behörden noch lange (hier 10-11 Monate nach der Übergabe Hindenburgs an das Deutsche Reich) mit OS-Dienstmarken frankiert haben.

Im Übrigen wäre jedes Exemplar der von dir gezeigten Marken ein Blickfang in einer OS-Spezialsammlung...

Gruß
Pete
 
cihs Am: 03.09.2008 18:24:21 Gelesen: 72368# 12 @  
@ Pete

Habe einmal meine Dienstbriefe von OS auf die Schnelle durchgesehen und diese Belege gefunden.



Fernbrief von Kranowitz nach Dresden aus der Portoperiode 15.11.-15.12.22 portogerecht mit 12,-- frankiert.



Fernbrief von Murow nach Oppeln vom 6.11.22 portogerecht mit 6,-- frankiert.



Portogerechte Ortsdrucksache aus Beuthen vom 2.1.23 frankerit mit 5,-- aus der Portoperiode 15.12.22 - 15.1.23
 
Stefan Am: 03.09.2008 20:38:34 Gelesen: 72363# 13 @  
@ cihs [#12]

Sehr schöne Stücke, vor allem die Ortsdrucksache, frankiert mit Dienstmarken. Bisher war mir noch keine derartige Ortsdrucksache bekannt.

Annähernd passend zu deinem Dienstmarkenpaar Nr. D16 II mit Berliner Stempel kommen auch OS-Stempel auf Marken vor, die nicht in dem Gebiet (noch) gültig waren, wo diese zur Frankatur verwendet wurden.

Als mir vorliegendes Beispiel zeige ich 2 Belege der sog. Sommerfeldt-Briefe (Mischfrankaturen Oberschlesien - Deutsches Reich):



und



Am 30.06.1922 stand der Ort Borsigwerk in Oberschlesien kurz vor der Übergabe an das Deutsche Reich Anfang Juli 1922. Der Absender, ein Herr Sommerfeldt aus Gelsenkirchen, verstand es, portogerechte Mischfrankaturen nicht nur aus Oberschlesien sondern auch interessante Sendungen aus anderen Gebieten (Bsp. Allenstein, Danzig, Schleswig, ...) nach Gelsenkirchen bzw. Hameln befördern zu lassen. In diesem Fall liefen die Sendungen als Einschreiben (2RM als Brief zu 20g + 2RM Einschreibegebühr). Am 05.07.1922 kamen die Briefe in Gelsenkirchen an und wurden rückseitig mit einem Ankunftsstempel versehen.

1986 erschien ein interessanter Beitrag über diese Sommerfeldt-Briefe im Rundschreiben 79 der ArGe Oberschlesien, worin die bis dato dem Autor bekannten Briefe aus Oberschlesien abgebildet wurden. Die beiden als Scan gezeigten Stücke sind ebenfalls dabei. Insgesamt wurden an dem 30.06.22 in Borsigwerk mindestens 128 Einschreiben abgefertigt, vorausgesetzt, dass die Einschreibenummern seinerzeit fortlaufend verwendet wurden.

Gruß
Pete
 
Carolina Pegleg Am: 04.09.2008 05:26:12 Gelesen: 72350# 14 @  
Hallo Pete, CIHS,

nachdem ich ja mit meiner Einschätzung zur wertmässigen Entwicklung des Gebietes voll daneben lag ;), habe ich nicht mehr viel beizutragen. Ich wollte aber doch meine Anerkennung für die gezeigten Stücke und auch die tollen Erläuterungen aussprechen.

Frage: Gab es für das Abstimmungsgebiet auch Ausgaben von polnischer Seite?
 
cihs Am: 04.09.2008 13:42:59 Gelesen: 72332# 15 @  
@ Pete

Nach meinem vorliegenden Material hat Sommerfeld noch viel mehr solcher Briefe produziert. Am 30.6.22 kann ich Briefe aus dem R-Zettelnummernkreis 305-400 und ab 601-638 belegen. Wie Du weist waren im Abstimmungsgebiet OS keine regulären Mischfrankaturen DR-OS möglich. Von den Sommerfeld-Briefen halte ich nicht sehr viel.

Ein Sammler kannte einen Postler der für ihn einiges tat (was nicht erlaubt war).

Wo gab es das nicht?

Jeder muß selbst entscheiden wie hoch er diese Briefe einschätzt. Für mich ist es nur eine Spielerei. Im Gegensatz dazu sind meiner Ansicht nach echte (!) Mischfrankaturen sehr selten und sie können nur wie folgt vorkommen:




Diese Postkarte wurde mit vorfrankiertem Antworteil von Mittweida nach Ratibor geschickt. Da das Porto bei der Rücksendung nicht ausreichte, frankierte der Absender zum DR Portoanteil noch das fehlende Postkartenporto, der Höhe entsprechend durch oberschlesische Marken, dazu. Das Postkartenporto betrug 1,25 Mark.

Eine andere Möglichkeit ist auf der nächsten Karte abgebildet.



Es handelt sich auch wieder um eine Antwortkarte aus dem DR. Das Rückporto betrug in OS 40 Pfennig. Der Absender frankierte somit die Karte noch zusätzlich mit 10 Pfennig. Doch durch das Einschreiben kam nochmal eine Gebühr von 1 Mark dazu. Bei den übrigen 30 Pfennig kann ich nur dahin gehend spekulieren, daß der Absender der Post nicht ganz vertraute und somit zusätzlich das Fehlporto(30 Pfennig) für eine komplette OS-Frankatur verklebte.

@ Carolina Pegleg

Von polnischer Seite gab es während des 3.polnischen Aufstandes die Insurgenten-Ausgabe und nach der Teilung ab Juli 22 dann im östlichen Teil Oberschlesiens, die Bergarbeiter-Ausgabe, eine sehr interessante Ausgabe.
 
Stefan Am: 04.09.2008 20:05:39 Gelesen: 72314# 16 @  
@ cihs [#15]

Sehr interessante Antwortkarten!

Wenn ich mich recht entsinne, war zu diesem Zeitpunkt eine Verwendung von Antwortkarten als Antwort auf die "Frage"-Karte selbst im Ausland zurück ins Inland zulässig, oder?

@ Carolina Pegleg [#14]

>>Frage: Gab es für das Abstimmungsgebiet auch Ausgaben von polnischer Seite?<<

Ja gab es. Wie cihs schrieb:

a) die Insurgentenausgabe von 1921, auch Korfanty-Ausgabe genannt (historisch interessant und preislich scheint diese Serie auch nur eine Richtung zu kennen, wenn ich mir den Verlauf der letzten 10 Jahre anschaue). Es handelt sich hierbei um Marken von Aufständischen, seinerzeit nicht von der Interalliierten Kommission als Frankatur anerkannt. Der Satz besteht aus 7 Werten, die sowohl gezähnt als auch geschnitten erschienen.



b) 2 Marken der sog. Grünen Post, erschienen zur gleichen Zeit wie die Korfanty-Ausgabe. Es handelt sich hierbei um angebliche Feldpostmarken der Aufständischen von 1921. Im Michel-Spezial von 2006 werden diese noch katalogisiert, allerdings nicht mehr BPP-geprüft. Diese Marken werden als private Ausgabe eingestuft. Im Einzelfall werden diese Marken in der Fachliteratur auch als Phantasieausgabe tituliert.

c) Ausgaben für Ostoberschlesien von 19. Juni 1922 - 30. April 1923 -> die sog. Bergarbeiterserie

Diese Ausgabe fällt philatelistisch vor allem durch die Zähnungsvarianten analog der seinerzeit in Nordpolen gültigen teils motivgleichen Serie auf. Zusätzlich kann es recht interessant sein, diese Ausgabe mit Entwertung durch deutsche Tagesstempel zu sammeln. Eigentlich waren polnische Stempel üblich. Eine Belegsammlung kann ebenfalls recht schnell anspruchsvoll werden. Bei der Begutachtung dieser Serie sollte man auch die Farbvarianten nicht vergessen.



1. Reihe 2 Marken mit unterschiedlicher Zähnung;
1. Reihe linke Marke und 2. Reihe Entwertung mit einem deutschen Stempel;
3. Reihe linke Marke versetzter Kammschlag und rechte Marke mit Firmenlochung

Diese Marken wurden seinerzeit in RM-Währung verausgabt, auch wenn der Landesteil ab 1922 rechtlich zu Polen gehört.

d) Fiskalmarken für Ostoberschlesien, die auch als Urmarke nach dem 30.04.23 weiter Verwendung fanden

a) und b) wurden während der Existenz des Abstimmungsgebietes Oberschlesien verausgabt, c) sowie d) galten in dem zu Polen gekommenen Teil des Abstimmungsgebietes nach dessen Aufteilung.

Ansonsten gab es noch tschechische und polnische Ausgaben für Ostschlesien ("SO 1920").

Gruß
Pete
 
Stefan Am: 09.10.2009 18:50:08 Gelesen: 71792# 17 @  
[Aus dem Beitrag 'Alte Kataloge wegwerfen ?' kopiert]

die Informationen in alten Katalogen muss man z.T. sehr kritisch bewerten. Der Stand der Forschung ist bei vielen Gebieten deutlich weiter ( Oberschlesien, Deutsches Reich). Manchmal stehen grundsätzlich falsche Dinge drin (Luxemburg).[#4]

Oder anders formuliert: Wenn Du Dich näher mit einem Gebiet auseinandersetzt, dann ist ein alter Katalog ein "Muss", genauso wie weiterführende Literatur. Sonst kannst Du nicht die (wertvolle) Information vom "Müll" trennen.[#6]

Bezogen auf das angesprochene Abstimmungsgebiet Oberschlesien kann ich Lars seine Äußerungen vollauf bestätigen. Manche Angaben, z.B. Aufdruckunterschiede des Plébiscite-Satzes Mi-Nr. 30-40 (Hinweise zu echten Aufdrucken und der häufigsten Fälschung) und Oppelner Notausgaben Type I und II (Type I = Original; Type II = häufigste Aufdruckfälschung) wurden leider aus dem Michel-Spezial entfernt. Dank des Internets lässt sich auf eine kostengünstige Beschaffung dieser Informationen (Kauf von alten, kostengünstigen Michel-Katalogen bei online-Auktionen) hinweisen, wenn man keine Gelegenheit hat, sich das Handbuch von Oberschlesien zu kaufen (sofern angeboten) bzw. zu leisten (Kostenpunkt aktuell ca. 250-300 Euro brutto).

Die Kenntnis des Handbuches verhilft zur besseren Einschätzung der Informationen in alten Katalogen.

Bei ungeprüften Exemplaren des Plébiscite-Satzes bzw. der Oppelner Notausgaben, die auf Tauschtagen oder auch online angeboten werden, sollte man vorsichtig sein. Der Anteil der Fälschungen liegt meiner Erfahrung nach jeweils deutlich über 50% der angebotenen Menge.

Gruß
Pete
 
Stefan Am: 09.10.2009 18:50:08 Gelesen: 71789# 18 @  
@ Lars Boettger [#6]

die Informationen in alten Katalogen muss man z.T. sehr kritisch bewerten. Der Stand der Forschung ist bei vielen Gebieten deutlich weiter (Oberschlesien, Deutsches Reich). Manchmal stehen grundsätzlich falsche Dinge drin (Luxemburg).[#4]

Oder anders formuliert: Wenn Du Dich näher mit einem Gebiet auseinandersetzt, dann ist ein alter Katalog ein "Muss", genauso wie weiterführende Literatur. Sonst kannst Du nicht die (wertvolle) Information vom "Müll" trennen.[#6]

Bezogen auf das angesprochene Abstimmungsgebiet Oberschlesien kann ich Lars seine Äußerungen vollauf bestätigen. Manche Angaben, z.B. Aufdruckunterschiede des Plébiscite-Satzes Mi-Nr. 30-40 (Hinweise zu echten Aufdrucken und der häufigsten Fälschung) und Oppelner Notausgaben Type I und II (Type I = Original; Type II = häufigste Aufdruckfälschung) wurden leider aus dem Michel-Spezial entfernt. Dank des Internets lässt sich auf eine kostengünstige Beschaffung dieser Informationen (Kauf von alten, kostengünstigen Michel-Katalogen bei online-Auktionen) hinweisen, wenn man keine Gelegenheit hat, sich das Handbuch von Oberschlesien zu kaufen (sofern angeboten) bzw. zu leisten (Kostenpunkt aktuell ca. 250-300 Euro brutto).

Die Kenntnis des Handbuches verhilft zur besseren Einschätzung der Informationen in alten Katalogen.

Bei ungeprüften Exemplaren des Plébiscite-Satzes bzw. der Oppelner Notausgaben, die auf Tauschtagen oder auch online angeboten werden, sollte man vorsichtig sein. Der Anteil der Fälschungen liegt meiner Erfahrung nach jeweils deutlich über 50% der angebotenen Menge.

Gruß
Pete
 
BSG/BSW Am: 10.07.2011 23:13:43 Gelesen: 69272# 19 @  
Oppelner Notausgabe

Im Beitrag von Pete am 10.06.2008 gibt es die "Prüferstempel" vom Härtel, Dr. Müller und Richter.

Bei allen meinen Nachforschungen im Netz konnte ich einen weiteren Stempel nicht entdecken: Das "K" im "C".

Handelt es sich hierbei um einen Händlerstempel ? Kann jemand etwas dazu sagen ? Echt oder Falsch ?

Die Bilder als Anhang:



 
cihs Am: 11.07.2011 12:40:05 Gelesen: 69230# 20 @  
Hallo,

der Stempel K im C ist ein Händler- und/oder Eigentumszeichen und hat keinerlei Aussagekraft.

Gruß cihs
 
Stefan Am: 16.09.2017 18:26:46 Gelesen: 54337# 21 @  
Gelegentlich tauchen in Sammlungen Exemplare der Oppelner Notausgabe auf, im Regelfall Fälschungen. Das Handbuch von Oberschlesien bzw. entsprechende Artikel in den Rundschreiben der früheren Arbeitsgemeinschaft Oberschlesien beinhalten Vorstellungen derartiger Fälschungen. Im Rundschreiben Nr. 37 von 1972 (Blatt 15) wird eine recht markante Fälschung vorgestellt. Anstelle des Buchstaben "I" beinhaltet der Aufdruck "C.I.H.S." die Ziffer "1", also "C.1.H.S.".



Im Fall der hier gezeigten Fälschung fällt der Aufdruck auch nicht rund sondern oval aus. Als Fälschungsgrundlage wurde eine normale gestempelte Mi-Nr. 93 des Deutschen Reiches genommen, so dass Ort und damit auch nicht zum angeblichen Aufdruck passen.

Gruß
Pete
 
Markus Pichl Am: 18.09.2017 01:03:44 Gelesen: 54243# 22 @  
@ BSG/BSW [#19]

Hallo,

es handelt sich durchweg um Fälschungen, u.a. erkennbar am "runden Buckel" des "C" und des zu weiten Abstand von diesem zum Kreis.

MfG
Markus
 
Cantus Am: 18.09.2017 01:48:35 Gelesen: 54236# 23 @  
Ich habe mal eine generelle Frage zu den bei [#7] und [#19] gezeigten Marken.

Während es heute sehr enge Vorschriften dazu gibt, wie und wo ein Briefmarkenprüfer seinen Prüfstempel anzubringen hat, sieht das auf den gezeigten Markenrückseiten wie eine wilde Stempelei aus. War das damals allgemein so üblich oder war das eine Besonderheit der beschriebenen Prüfer?

Viele Grüße
Ingo
 
Meinhard Am: 18.09.2017 09:25:37 Gelesen: 54194# 24 @  
@ Markus Pichl [#22]
@ BSG/BSW [#19]

Hallo Markus,

hälst Du die "Prüfzeichen" auf diesen Marken für ECHT oder für GEFÄLSCHT?

Schöne Grüße, Meinhard
 
Stefan Am: 18.09.2017 17:43:26 Gelesen: 54148# 25 @  
@ Meinhard [#24]

hälst Du die "Prüfzeichen" auf diesen Marken für ECHT oder für GEFÄLSCHT?

Der Hinweis in den Michel-Katalogen, dass Marken mit den Prüfzeichen der Herren Haertel, Dr. Müller und Richter unbedingt nachzuprüfen seien, hat seine Berechtigung. Auch innerhalb der früheren Arbeitsgemeinschaft Oberschlesien hat man sich darüber Gedanken gemacht, ob bzw. in welchem Umfang konkret Prüfzeichenfälschungen von Haertel und Müller vorkommen. Siehe Bemerkungen im Kapitel der Oppelner Notausgaben des Handbuches von Oberschlesien. Wie in Beitrag [#7] ersichtlich, verwendete Haertel verschiedene Prüfzeichen. Vom Zweizeiler (Großbuchstaben) sind verschiedene Typen bekannt, demnach verschiedene Handstempelgeräte.

In [1] wird seitens des BPP-Prüfers Herrn Gruber über einen ans Tageslicht gekommenen Nachlass Max Haertels berichtet. Wenn ich mich recht entsinne, umfasste dieser auch einen der Prüfstempel von Haertel. Vermutlich jener, womit sein Sohn nach dem Tod des Vaters Oppelner Notausgaben aus dessen Nachlass signierte sowie attestierte und als solche zum Verkauf anbot.

Ich würde daher nicht zwingend von Prüfzeichenfälschungen ausgehen sondern eher annehmen, dass sich die Ansicht zwischen echt und falsch auch aufgrund einer intensiveren Forschung in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat.

Von den eingangs genannten Herren liegt mir ein Attest vor. Dieses ist m.E. zweifelsfrei Herrn Dr. Müller aus Leobschütz zuzuordnen. Er attestierte dem Text nach 250 Sätze der Mi-Nr. 31-35, welche vertauschte Aufdruckfarben (rot anstelle schwarz und schwarz anstelle rot) tragen. Das Attest Nr. 1 dieser Attestserie trägt auch einen Stempelabschlag seines Prüfzeichens.



Diese Briefmarken aus der Attesterie (mit Falz befestigt) würden heutzutage allesamt als Prüfzeichenfälschungen signiert werden.

Gruß
Pete

[1] http://www.os-philatelie.de/10.html (Rundbrief 2)
 
Markus Pichl Am: 18.09.2017 19:05:18 Gelesen: 54127# 26 @  
@ Cantus [#23]

Hallo Ingo,

ja, in der Tat, damals war es eine wilde Stempelei. Einheitliche Regularien gab es zu dieser Zeit noch nicht und ein jeder Prüfer bzw. Prüfstelle hatte sich selbst etwas ausgedacht, wie wann wo in welcher Stellung ein Prüfzeichen anzubringen ist.

@ Meinhard [#24]

Hallo Meinhard,

Herr Gunnar Gruber führt in seinem Handbuch "Die Oppelner Notausgabe" (2007) bezüglich Max Haertel insgesamt zehn verschiedene Signaturen auf bzw. bildet sie dort auch ab.

Zwei verschiedene Signaturen "M.H.", davon wird eine als Prüfzeichenfälschung deklariert.

Zwei verschiedene dreieckige Signaturen, davon eine nur auf Marken mit sogen. Aufdrucktype II vorkommend.

Sechs verschiedene Zweizeilenstempel, davon einer aus dem Nachlass Willi Haertel (Sohn von Max Haertel) stammend und als bisher unbekannt deklariert. Eine der anderen Typen kommt evtl. auch nur auf Marken mit sogen. Aufdrucktype II vor (Abb. 9 im Handbuch), zu diesem lässt sich Herr Gruber nicht genau aus. Die in # 19 gezeigten Zweizeilenstempel entsprechen wohl dieser Type.

Wie auch immer, bezüglich dem Sohn Willi Haertel schreibt Herr Gruber u.a.: "Willi Haertel war im Besitz der von ihm beschriebenen Prüfungszeichen seines Vaters und verdiente damit fleißig weiter Geld, in dem er (falsche) Oppelner Notausgaben signierte."

Es kommen somit verschiedene echte Prüfzeichen von Max Haertel sowohl auf Marken mit echten, als auch auf Marken mit falschen Aufdrucken vor. Letztendlich ist es somit egal, ob es sich um echte oder falsche Prüfzeichen in Beitrag # 19 handelt. Fakt ist, dass es sich um Aufdruckfälschungen handelt.

Die häufigsten Arten von Aufdruckfälschungen der Oppelner Notausgabe werde ich hier noch mit hochaufgelösten Bildern zeigen.

Beste Grüße
Markus
 
Meinhard Am: 18.09.2017 19:12:45 Gelesen: 54120# 27 @  
@ Pete [#25]

Hallo Pete,

danke fürs zeigen der "Vorlagestücke".

Nur der Satz: Diese Briefmarken aus der Attesterie (mit Falz befestigt) würden heutzutage allesamt als Prüfzeichenfälschungen signiert werden.

Warum werden Vorlagestücke als "FALSCH" bezeichnet und warum sollte hier eine Prüfzeichenfälschung vorliegen?

Vorlagestücke gibt es ja auch in anderen Sammelgebieten und werden vom zuständigen Prüfer ja auch geprüft. Und wenn er sich nicht sicher ist, kommt halt ein Zettelchen dazu - nicht prüfbar oder verstehe ich hier bei diesem Sammelgebiet etwas nicht?

LG, Meinhard
 
Stefan Am: 18.09.2017 19:18:39 Gelesen: 54113# 28 @  
@ Meinhard [#27]

Nur der Satz: "Diese Briefmarken aus der Attesterie (mit Falz befestigt) würden heutzutage allesamt als Prüfzeichenfälschungen signiert werden". Warum werden Vorlagestücke als "FALSCH" bezeichnet und warum sollte hier eine Prüfzeichenfälschung vorliegen?

Da habe ich mich vertan, danke für den Hinweis. Es war gemeint, dass es sich aus heutiger Sicht um Aufdruckfälschungen handelt. ;-)

Gruß
Pete
 
Meinhard Am: 18.09.2017 20:04:58 Gelesen: 54093# 29 @  
@ Pete [#28]

Hallo Pete, alles klar, danke.

@ Cantus [#23]

Hallo Ingo,

eigentlich hat Markus ja schon alles geschrieben. Ich habe auch vor längerer Zeit dieses Sammelgebiet beackert. Aus verschiedenen Gründen liegt es derzeit brach. Die Gründe kann ich hier im Forum nicht öffentlich schreiben. Ich zeige mal einige Marken von meiner Sammlung. Gerne können sich die Spezialisten dieses Sammelgebietes dazu äußern (Prüfzeichen, Qualität, echt oder falsch oder auch zu der Bewertung postfrisch, mit Falz oder ähnlich). Es sind dies die 5 Höchstwerte eines Satzes mit Aufdruck.

LG, Meinhard






 
Meinhard Am: 18.09.2017 20:19:31 Gelesen: 54083# 30 @  
@ Pete [#25] und [#28]

Hallo Pete,

ich erlaube mir deine oben gezeigten Marken, es sind dies die Mi.Nr. 31 bis 35 mit echtem Aufdruck zu zeigen. Damit alle die diese Ausgaben nicht sammeln, auch einen Vergleich haben. Ich habe mir erlaubt, dein Bild auszuleihen und vor den echten Aufdrucken zu stellen. Ich hoffe, Du bist damit einverstanden. Ich meine, man hat dann einen besseren Vergleich.

Jetzt ziehe ich mich von diesem Sammelgebiet schon wieder zurück und hoffe, das Markus hier einiges noch zeigt.

Schöne Grüße, Meinhard





Mi. Nr. 31 bis 35, Aufdruck ECHT.
 
LK Am: 18.09.2017 20:31:13 Gelesen: 54079# 31 @  
@ Meinhard [#29]

Hallo Meinhard,

die Vorderseiten wären hilfreich.

Dr. Hochstädter hat offiziell Oberschlesien nicht geprüft.

Das Prüfzeichen von George Landre` ist auf Oberschlesien ein gutes Zeichen für Echtheit (wenn es echt ist).

Beste Grüße
 
Meinhard Am: 19.09.2017 18:03:49 Gelesen: 53966# 32 @  
@ LK [#31]

Das Prüfzeichen von George Landre`ist auf Oberschlesien ein gutes Zeichen für Echtheit (wenn es echt ist).

Hallo LK,

das Prüfzeichen ist echt.

Die kleinen Werte habe ich ja schon unter [#30] gezeigt. Hier nun die hohen Werte Mi. Nr. 36 bis 40. Die Nr. 38 in a-Farbe (dunkelgrün).

LG, Meinhard






 
Stefan Am: 19.09.2017 19:16:55 Gelesen: 53949# 33 @  
@ Meinhard [#30]

ich erlaube mir deine oben gezeigten Marken, es sind dies die Mi.Nr. 31 bis 35 mit echtem Aufdruck zu zeigen. Damit alle die diese Ausgaben nicht sammeln, auch einen Vergleich haben. Ich habe mir erlaubt, dein Bild auszuleihen und vor den echten Aufdrucken zu stellen.

Dein Vergleich zeigt gut die unterschiedlichen Aufdruckfarben. Allerdings beinhaltet dieser Vergleich auch unterschiedliche Aufdrucke (echt und falsch), welche nachfolgend (hoffentlich) etwas besser zur Geltung kommen. Bedingt durch das Format der zu überdruckenden Briefmarken wurden in der Oppelner Druckerei Erdmann & Raabe zwei verschiedene Aufdruckformen zusammengestellt (Mi-Nr. 30-35 und 36-40). Eine recht häufig vorkommende Aufdruckfälschung (angeblich wenige Monate nach dem Abstimmungstermin in Paris auf dem Markt gekommen) sieht dem Original auf dem ersten Blick sehr ähnlich. Man beachte allerdings den abweichenden Kopf bzw. den Fuß der Ziffer "9" in der Jahresangabe "1921".



Mi-Nr. 34 - links Aufdruck echt und rechts Aufdruck falsch



Mi-Nr. 40 - links Aufdruck echt und rechts Aufdruck falsch; die Urmarke der Aufdruckfälschung stammt aus einer Nachauflage der Mi-Nr. 26 (welche vermutlich erst 1922 gedruckt wurde); das Original muss die Urmarkenfarbe der Mi-Nr. 26b aufweisen, bei der hier gezeigten Aufdruckfälschung handelt es sich um die Urmarkenfarbe der Mi-Nr. 26a

Die Briefmarken auf dem Attest aus Beitrag [#25] weisen allesamt einen solchen falschen Aufdruck auf.

Gruß
Pete
 
Markus Pichl Am: 20.09.2017 17:07:31 Gelesen: 53857# 34 @  
@ Pete [#33]

Hallo Pete,

vielen Dank für Deinen Hinweis mit den Druckfarben bzw. Druckauflagen der Urmarken. Dies bringt mich bei den Buchdruckaufdrucken wieder ein Stück weiter.



Beispiele für echte Aufdrucke:







Beispiele für falsche Aufdrucke:





Auch so etwas kommt vor: Prüfungsergebnis "Merkmale reichen nicht"



Die CIHS-Handstempelaufdrucke sind nach meiner bescheidenen Meinung einfacher in echt und falsch aufteilbar, als die Buchdruckaufdrucke der MiNr. 30 bis 40. Optimal wäre es wohl, je einen Bogen mit echten drei- und den zweizeiligen Aufdrucken zu besitzen (natürlich jeweils in rot und in schwarz), um besser beurteilen zu können. Grundsätzlich kann ich bei diesen hochgradig fälschungsgefährdeten Aufdruckmarken nur die Empfehlung geben, solche unbedingt prüfen zu lassen.

Beste Grüße
Markus
 
Meinhard Am: 20.09.2017 17:52:40 Gelesen: 53834# 35 @  
Nachdem wir schon mal bei diesem Gebiet sind, mache ich mal weiter.

Alle Angaben nach Michel-Spezial von links nach rechts:

Mi.Nr. 26a (dunkelkarmin), geprüft
Mi.Nr. 26b (lilabraun - Töne), ungeprüft
Mi.Nr. 39 (lilabraun), geprüft



Die Urmarken werden im Michel in 2 Farben unterschieden in dunkelkarmin (26a) und lilabraun (26b) - bei den Aufdrucken gibt es dann nur mehr 1 Farbe (lilabraun), also die 26b.

So wie ich es lese, wurde nur die 26b überdruckt, also alle Farben der 26a (dunkelkarmin) haben demnach falschen Aufdruck? Richtig oder falsch?

LG, Meinhard
 
Stefan Am: 20.09.2017 18:50:36 Gelesen: 53818# 36 @  
@ Markus Pichl [#34]

vielen Dank, für Deinen Hinweis mit den Druckfarben bzw. Druckauflagen der Urmarken. Dies bringt mich bei den Buchdruckaufdrucken wieder ein Stück weiter.

Die zwei unteren Briefmarken auf dem ersten Scan (6x Mi-Nr. 40) fallen durch die Markenfarbe auf (a-Farbe) und sind dadurch als Fälschung erkennbar, dito das gestempelte Exemplar in der zweiten Reihe (Urmarke Mi-Nr. 26c). In Michel-Katalogen (älter als 30-35 Jahre) sind weitere Hinweise zum echten Aufdruck und der häufigsten Fälschung aufgeführt.

Zum Scan der gestempelten Mi-Nr. 30-32: bei dem verwendeten Prüfzeichen von Dr. Müller aus Leobschütz handelt es sich m.W. um einen frühen Prüfstempel, den er verwendet hatte. Dieser scheint eher auf echten Ausgaben vorzukommen. Dies gilt auch für Aufdruckfehler der Mi-Nr. 10-12.

Generell besteht bei den Mi-Nrn. 30-40 das Problem, dass der Fachliteratur (Handbuch von Oberschlesien bzw. Artikel in den Rundschreiben der ArGe) nach bereits kurz nach dem 20.03.1921 in der gleichen Druckerei begonnen wurde, Aufdruckfälschungen mittels Originaldruckmaterial (Druckstock, Druckfarbe) zu produzieren. Jene Ausgaben, welche die gleiche Druckfarbe (Restbestände der Aufdruckfarbe der am Schalter am 20.03.1921 verausgabten Mi-Nr. 30-40) aufweisen und nicht anderweitig auffallen, dürften am ehesten als Original durchgehen. Je weiter man sich von der Originaldruckfarbe entfernt, umso eher sollten Fälschungen auffallen, beispielsweise die rote Aufdruckfarbe anhand von unter UV-Licht erkennbaren Abweichungen.

Die CIHS-Handstempelaufdrucke sind nach meiner bescheidenen Meinung einfacher in echt und falsch aufteilbar, als die Buchdruckaufdrucke der MiNr. 30 bis 40. Optimal wäre es wohl, je einen Bogen mit echten drei- und der zweizeiligen Aufdrucke zu besitzen (natürlich jeweils in rot und in schwarz), um besser beurteilen zu können.

Das Problem ist bei dieser Ausgabe generell, Bogenmaterial zu finden. Selbst Einheiten sind bereits schwierig aufzutreiben. Diese Ausgabe durfte nicht bogenweise am Schalter verkauft werden. Die Nachfrage war der Literatur nach in diversen Postämtern größer als das vorhandene Material. Dadurch wurden diese Briefmarken lediglich rationiert (= einzeln) an das normale Publikum abgegeben. Abhängig vom Dienstalter bzw. Dienstrang erhielten bestimmte Postbeamte ganze Sätze bzw. kleinere Einheiten zur Erinnerung an den seinerzeit schicksalsträchtigen Abstimmungstag.

@ Meinhard [#35]

So wie ich es lese, wurde nur die 26b überdruckt, also alle Farben der 26a (dunkelkarmin) haben demnach falschen Aufdruck? Richtig oder falsch?

Der Logik nach handelt es sich bei Plébiscite-Aufdrucken auf der Urmarke Mi-Nr. 26a um Aufdruckfälschungen, dies ist richtig. Nachfolgend entsprechende Scans:



Mi-Nr. 39 - links Aufdruck falsch (Urmarke Mi-Nr. 25a) und rechts Aufdruck echt (Urmarke Mi-Nr. 25b)



Mi-Nr. 39 - links Aufdruck falsch (Urmarke Mi-Nr. 25a) und rechts Aufdruck echt (Urmarke Mi-Nr. 25b)

Gruß
Pete
 
Meinhard Am: 20.09.2017 19:42:26 Gelesen: 53798# 37 @  
@ Pete [#36]

Der Logik nach handelt es sich bei Plébiscite-Aufdrucken auf der Urmarke Mi-Nr. 26a um Aufdruckfälschungen, dies ist richtig.

Wenn unsere Bibel "Michel-Spezial" auch mal einen Buchstaben dazu schreiben könnte, bräuchten wir Sammler nicht unser Hirn einschalten. (Smile)

Habe mal einen lieben Scan von der Bibel gemacht und blaue Pfeile. Vielleicht liest ja jemand vom Michel hier mit. Zumindest bei diesen Ausgaben, wo bei den Urmarken verschiedene Farben unterschieden werden.



Gruß,
Meinhard
 
Markus Pichl Am: 20.09.2017 23:46:48 Gelesen: 53762# 38 @  
Hallo Meinhard,

in Beitrag [#35] hast Du da irgedwie die falsche MiNr. geschrieben und Pete hat sich davon auch etwas anstecken lassen.

Im Michel 2017 ist die MiNr. 25 wie folgt katalogisiert:

25 a rötlichkarmin
25 b lilabraun (Töne)

Nach meinem Farbensehen erachte ich die Farbbezeichnung "rötlichkarmin" als kritisch hinterfragbar, um es diplomatisch auszurücken. Karmin ist aber in jedem Fall in der a-Farbe vorhanden, die b-Farbe zeigt hingegen lilabraune Farbtöne.

Die oberste Aufdruckmarke ist die, bei der die Merkmale nicht ausreichen, um als eine echte signiert zu werden. Die anderen Aufdruckmarken sind je als Aufdruckfälschung sign. Gruber BPP. In Bezug der Urmarkenfarben sollte es sich bei den beiden linken Marken auf weißem Papier um MiNr. 25 a, bei den anderen drei auf gräulicherem Papier um Urmarke 25 b handeln?



Beste Grüße
Markus
 
Markus Pichl Am: 21.09.2017 05:19:28 Gelesen: 53745# 39 @  
Hallo,

im letzten Beitrag hatte ich mich zuerst wegen der Echtheit der Aufdrucke bei den beiden ungebrauchten Marken verhauen (nicht richtig auf die Rückseite gesehen. Die Marke, bei der gemäß Herrn Gruber die Echtheitsmerkmale nicht ausreichen, trägt eine Signatur "T. GRYZEWSKI", war AIEP-Mitglied). Der Text ist nun entsprechend korrigiert und ich habe in das Bild genau eingeschrieben, was die Prüfung bei Herrn Gruber ergab.

Jetzt komme ich aber wegen der Markenfarbe immer noch ein wenig ins Schleudern. Die einen haben mehr weiße, die anderen grauere bzw. gelblichere Papiere (im Prinzip ist der Unterschied vergleichbar mit den Papieren der französischen Marken aus dieser Zeit). Kann es sein, dass diese deutlich verschiedenen Farbtönungen dennoch alle "lilabraun" darstellen sollen? Sprich gleich Urmarke 25 b?

Nachstehend die zwei untersten Marken mit Aufdruckfälschungen, aus dem vorigen Vergleichsbild, mit einer weiteren Marke, die auch wieder weißeres Papier zeigt, im Vergleich.



Also selbst wenn diese unterschiedlichen Farbtönungen, die flankierenden haben m.E. einen Karminanteil in der Druckfarbe, dennoch alle zu lilabraun gehören sollten, dann handelt es sich doch aber dennoch um zwei verschiedene Papiersorten, oder nicht?

Beste Grüße
Markus
 
Markus Pichl Am: 21.09.2017 06:30:00 Gelesen: 53739# 40 @  
Hallo,

meine Frage, nach der Urmarkenfarbe bei meinen Marken, konnte ich mir soeben selbst beantworten, weil mir wieder eingefallen war, wo ich das nachstehende Blatt vergraben hatte. Die Marken auf diesem sind alle von Herrn Gruber nach Farben signiert.



Die MiNr. 25 habe ich dann noch einmal einzeln eingescannt und zusammen mit dem Scan der im vorstehenden Beitrag ganz rechts gezeigten Marke, in den Scan von Meinhard eingefügt. Da Meinhard auf einem fast baugleichen Scanner mit vergleichbaren Einstellungen einscannt, mußte ich nur meinen Scan der Aufdruckmarke etwas aufhellen, um die Farbe an Meinhards Scan etwas anzupassen.

Somit wird klar, dass alle von mir gezeigten 80 Pfg-Marken in den b-Farbtopf fallen.



Hier die ursprünglichen Scans, wenn auch stark verkleinert, der Marke ganz rechts im Bild.



Wieder ein kleines Rätsel gelöst und einen Schritt weiter. Nur die Sache, mit den wahrscheinlich verschiedenen Papiersorten, ist noch offen.

MfG
Markus
 
Gerhard Am: 21.09.2017 09:42:25 Gelesen: 53709# 41 @  
@ Markus Pichl [#40]

Zu den Papiersorten fällt mir spontan ein, dass wenn es dort Unterschiede gibt, dies am ehesten im Ivert & Tellier vermerkt sein müßte, da die Marken doch französischen Ursprungs sind. Leider besitze ich diesen nur für Frankreich.

MphG
Gerhard
 
Stefan Am: 21.09.2017 17:19:30 Gelesen: 53661# 42 @  
@ Markus Pichl [#39]

Also selbst wenn diese unterschiedlichen Farbtönungen, die flankierenden haben m.E. einen Karminanteil in der Druckfarbe, dennoch alle zu lilabraun gehören sollten, dann handelt es sich doch aber dennoch um zwei verschiedene Papiersorten, oder nicht?

Grundsätzlich kommen - analog den Ausgaben in Frankreich in dieser Zeit - Papiere verschiedener Qualität vor. Die Urmarken Mi-Nr. 1-9; 13-29 sowie die Aufdruckausgaben Mi-Nr. 41-43 wurden in der Pariser Staatsdruckerei "Atélier des timbres" gedruckt. Die Ausgabe Mi-Nr. 13-29 (bzw. vielmehr Mi-Nr. 15-29) wurde über mehr als zwei Jahre hinweg in verschiedenen Auflagen produziert, erkennbar an den unterschiedlichen Auftragsnummern, welche u.a. eine Tages- und Monatsangabe beinhalten (welche vor etwa 10 Jahren grob einer Jahreszahl zugeordnet werden konnten). Eine Ursache für die Nachauflagen war, dass die Abstimmung selbst erst verspätet stattfand wenn man die Termine in Allenstein, Marienwerder und Schleswig zum Vergleich nimmt. Des weiteren war der Bedarf an Briefmarken auch größer als ursprünglich geplant, daher auch zwei Dauerserienausgaben (Mi-Nr. 1-9 und 13-29 sowie die lokalen Provisorien Mi-Nr. 10-12 inkl. dem Aufdruckfehler Mi-Nr. 10F).

Zur Verwendung kam sog. GC-Papier (GC = "Grande consommation"). Dieses Papier war eher für den Massengebrauch ausgelegt und eher minderwertiger Qualität (im Vergleich zu Papier für bspw. Bücher). Die Farbe und Dicke der Papiere variiert, ebenso die Gummierung. Ich schließe nicht aus, dass einzelne Farbnuancen im Katalog daher rühren, dass einzelne Teilauflagen bedingt durch abweichendes GC-Papier im Laufe der Zeit nachgedunkelt sind (konkrete Beispiele Mi-Nr. 5c und 6c). Die Nachauflagen ex Mi-Nr. 15-29 wirken vom Druckbild her auch etwas ruhiger (bzw. fülliger) und nicht so sehr "ausgefranst".

Wenn ich es noch richtig im Hinterkopf habe, ließe sich die Mi-Nr. 25b meinem Eindruck nach grob in zwei "Farbtöpfe" aufteilen (von der Häufigkeit her ähnlich vorkommend), bedingt durch das GC-Papier und die Auflagen. Der zweite Scan in Beitrag [#39] zeigt dies recht gut: links Mi-Nr. 25a; Marke 2 und 3 als Mi-Nr. 25b ("Farbtopf" 1) und Marke Nr. 4 und 5 der Mi-Nr. 25b ("Farbtopf" 2).

Gruß
Pete
 
Meinhard Am: 22.09.2017 08:46:58 Gelesen: 53588# 43 @  
@ Pete [#42]

Hallo Pete,

lokalen Provisorien Mi-Nr. 10-12 inkl. dem Aufdruckfehler Mi-Nr. 10F.

Kannst Du die Farben 10-12 bzw. 10F hier mal zeigen?

Fange mal damit an: (von links nach rechts)

Mi. Nr. 10a, dunkelgraublau
Mi. Nr. 10b, blau
Mi. Nr. 10c, preußischblau (eindeutig anderes Papier)




Besser zum Betrachten der Farben sind die Paare mit Zwischensteg. Farben von oben nach unten die Gleichen. Auch hier noch besser zum Sehen - die c-Farbe hat ein anderes Papier.



LG, Meinhard
 
Stefan Am: 23.09.2017 14:59:03 Gelesen: 53493# 44 @  
@ Meinhard [#43]

Kannst Du die Farben 10-12 bzw. 10F hier mal zeigen?

Nachfolgend ein Scan, welcher als Urmarken die Mi-Nr. 6a; 6b und 6c zeigt, entsprechend BPP-signiert.



Die o.g. Stücke zeigen Aufdruckfehler der Mi-Nr. 11 bzw. ein senkrechtes Paar der Mi-Nr. 10.

Die Mi-Nr. 10F basiert auf der Urmarke Mi-Nr. 5. Für diese Ausgabe sind drei Farben im Katalog registriert (von links nach rechts Farben a; b und c).



Ein echtes (BPP-attestiertes) Exemplar ist in der Attestdatenbank vorhanden [1].

Aufdruckfälschungen kommen allerdings wie im vorherigen Scan ersichtlich, auf allen drei Urmarkenfarben vor. Die echte Mi-Nr. 10F ist lediglich auf der Urmarke Mi-Nr. 5c bekannt.

Die Mi-Nr. 12 unterscheidet sich in diesem Fall in der Aufdruckfarbe und nicht anhand der Urmarkenfarbe. Der Unterschied zwischen Mi-Nr. 12a und 12b ist am besten am Original zu betrachten. In der Attestdatenbank befindet sich ebenfalls ein Kurzbefund für eine Mi-Nr. 12b [2].

Gruß
Pete

[1] http://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/5
[2] http://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/811
 
Meinhard Am: 24.09.2017 17:21:25 Gelesen: 53387# 45 @  
@ Pete [#44]

Danke fürs zeigen.

Ich möchte nochmals die Farben der Mi. Nr. 11 zeigen (von links nach rechts). Für mich sind die geprüften Farben a und c ident und nicht wirklich verschiedenen?

Mi. Nr. 11a, dunkelgraublau
Mi. Nr. 11b, blau
Mi. Nr. 11c, preußischblau




Und auch noch mit den Zwischenstegpaaren (gleiche Farben von oben nach unten)



Gruß
Meinhard
 
Meinhard Am: 24.09.2017 17:41:54 Gelesen: 53379# 46 @  
@ Pete [#44]

Ich möchte jetzt mal zu den Mi.Nr. F 10 kommen, wo es anscheinend jede Menge FÄLSCHUNGEN gibt.

Zuerst aber die bereits von Pete in Beitrag [#44] gezeigten Farben der Urmarke Mi. Nr. 5.

Mi. Nr. 5a - dunkelgrauviolett
Mi. Nr. 5b - dunkelbläulichviolett
Mi. Nr. 5c - dunkelviolett
(von links nach rechts)




Die Mi. Nr. 10F gibt es laut Unterlagen nur von der 5c = dunkelviolett. Wie der Michel ja schon schreibt sind Marken mit dem Prüfzeichen "Haertel", "Dr. Müller" und "Richter" unbedingt nachprüfen zu lassen. Wie man bei meinen nachstehenden Marken sehen wird, sind auch die Prüfzeichen anderer Prüfer keine Sicherheit, dass es sich um einen echten Aufdruck handelt.

3 falsche Marken habe ich in meiner Sammlung - ich bezeichne diese bei den Bildern mit "A", "B" und "C".

Marke A:

1.) Urmarke 5b (dunkelbläulichviolett)
2.) Aufdruck der "5" liegt über dem Stempel





Marke B:

1.) Urmarke 5b (dunkelbläulichviolett)
2.) Hier haben wir jedoch ein andere Prüferzeichen (beim Erwerb der Marke ging ich von echt aus)





Marke C:

1.) Urmarke 5b (dunkelbläulichviolett)
2.) Aufdruck der "5" liegt über dem Stempel
3.) Auch hier keinen der genannten Prüfer sondern andere Prüfzeichen







Bitte jetzt keine Diskussion über den Sinn dieses Beitrages, sondern einfach nur zum Schauen. Das hier gezeigte wurde unter "Lehrgeld" abgschrieben. Ob das Prüfzeichen "Dr. Müller Leobschütz" echt ist, überlasse ich den Experten hier im Forum.

Schöne Grüße, Meinhard
 
Stefan Am: 25.09.2017 18:01:08 Gelesen: 53307# 47 @  
@ Meinhard [#45]

Ich möchte nochmals die Farben der Mi. Nr. 11 zeigen (von links nach rechts). Für mich sind die geprüften Farben a und c ident und nicht wirklich verschiedenen?

Ist bekannt, ob auf den gezeigten Exemplaren der Mi-Nr. 11 die Bleistiftsignatur von einem Prüfer vorgenommen wurde?

@ Meinhard [#46]

3 falsche Marken habe ich in meiner Sammlung - ich bezeichne diese bei den Bildern mit "A", "B" und "C".

Sehe ich das richtig, dass Herr Gruber BPP einen Kurzbefund für die gefälschten Aufdrucke der Mi-Nr. 10F (signiert Weinberg BPP als echt) ausgestellt hat?

Die Mi-Nr. 10F ist in punkto Häufigkeit echter Aufdrucke ein Thema für sich. Von 100 (ungeprüften) Exemplaren mögen (meinem Eindruck nach) im Durchschnitt vielleicht ein oder zwei echte Exemplare aufkommen. Der Katalogwert ist scheinbar etwas niedrig angesetzt, wenn man sich das Angebot eines ungebrauchten Exemplares mit der Aufdrucktype IIa (mit Falz, Fotoattest Gruber BPP) in [1] bzw. den Zuschlag in [2] anschaut (Auktion von 2015). Aktuell wertet ein ungebrauchtes Exemplar in der Erhaltung * im Michel-Spezial mit 200,00 Euro. Ein gelaufenes Exemplar der Mi-Nr. 10F auf Beleg (Mischfrankatur) wurde auf der gleichen Auktion für 1900 Euro zugeschlagen.

Generell sind Prüfzeichen von Dr. Weinberg auf Exemplaren der Mi-Nr. 10F meinem Eindruck nach schwierig. Mir liegen selbst entsprechend signierte Stücke vor. Von einer erneuten Prüfung habe ich nach Abgleich der Urmarkenfarbe und des Aufdruckes Abstand genommen, da die betroffenen Marken als Aufdruckfälschung gekennzeichnet zurückgekommen wären. Ich habe das Geld für den Erwerb der betroffenen Stücke gedanklich ebenfalls als Lehrgeld verbucht und die Marken als Referenzmaterial in die Sammlung aufgenommen.

Generell ist zu schreiben, dass die Mi-Nr. 10F dadurch ihre Existenz verdankt, dass einige Bogen (gemäß den Angaben in der Fachliteratur nach insgesamt 3-5 Schalterbögen à 150 Briefmarken = 450 bis 750 Stück) im März 1920 während der Produktion der Mi-Nr. 10 während des Überdruckvorgangs dazwischengelegt wurden. Im Nachgang wurde diese Ausgabe durch die Interalliierten Kommission anerkannt. Seitens interessierter Stellen erfolgte später ein bzw. mehrere Nachdrucke in der Druckerei Erdmann & Raabe in Oppeln mittels originalem Letternmaterial. Zur Mi-Nr. 10 (5 auf 20 Pf.) ist zu bemerken, dass die Ausgabe Schalterbogen für Schalterbogen an verschiedenen Tagen überdruckt wurde. Dabei benutzte die Druckerei im Verlauf der Produktion von der Zusammensetzung her unterschiedliche Druckfarben. Die heute als echt anerkannten Exemplare der Mi-Nr. 10F stammen aus der ersten Druckauflage, welche im Aufdruck selbst abweichende Merkmale im Vergleich zu den später vorgenommenen Überdruckaufträgen enthält. Die vorhandenen Nachauflagen dieser Ausgabe (inkl. der Mehrheit der Aufdruckfehler) wurden in späteren Druckauflagen produziert und weichen von der ersten Auflage ab.

Bei den in Beitrag [#46] gezeigten gestempelten Aufdruckfälschungen der Mi-Nr. 10F gehe ich davon aus, die Stempelentwertung ebenfalls gefälscht wurde. Zufällig weisen derartige Aufdruckfälschungen oftmals ein (angebliches) Stempeldatum aus dem Monat Mai 1920 auf (analog den Aufdruckfälschungen der Mi-Nr. 12), während die echte Mi-Nr. 10F (wie die echte Mi-Nr. 12a) im März 1920 produziert wurde.

Zur Mi-Nr. 12: die bis Mitte der 1990er Jahre als Mi-Nr. 12c katalogisierte Ausgabe von März 1920 wird heute als erste Aufdruckfälschung der Mi-Nr. 12a betrachtet. Demnach wurde damals bereits zeitnah der Aufdruck gefälscht. Der Fachliteratur nach (Handbuch von Oberschlesien) war die seinerzeitige Nachfrage auf dem Sammlermarkt auch gegeben (Angebot < Nachfrage) und von Oberschlesien gibt es quasi nichts, was es nicht gibt. Selbst die "C.G.H.S."-Aufdrucke auf den Dienstmarken (ex Mi-Nr. 1-20) wurden gefälscht!

Innerhalb einer Hauptnummer abweichende Druckfarbe trifft auch auf die Mi-Nr. 11 (10 auf 20 Pf.) zu. Man schaue sich die Druckfarbe von normalen Ausgaben der Mi-Nr. 11 sowie den Aufdruckfehlern der Mi-Nr. 11 (Doppel- bzw. Dreifachaufdrucke, dito Kopfsteher bzw. verschobene Aufdrucke) unter UV-Licht oder unter der Lupe bzw. Mikroskop an. Theoretisch kommen für die reguläre Mi-Nr. 11 drei (unter UV-Licht) gemäß der Fachliteratur (Handbuch von Oberschlesien) unterteilbare Aufdruckfarben vor, wobei die Mehrheit der normalen Mi-Nr. 11 eine Aufdruckfarbe (= aus der ersten Auflage) aufweisen dürfte, während die Aufdruckfehler meist eine der beiden anderen Aufdruckfarben zeigen. Meines Wissens werden lediglich o.g. Aufdruckfehler als echt anerkannt, wenn diese die erste Aufdruckfarbe aufweisen. Mir bekannte Exemplare der ungezähnten Mi-Nr. 11 weisen ebenfalls die erste Druckfarbe auf.

Die Mi-Nr. 10-12 inkl. der Mi-Nr. 10F wurden in der Reihenfolge Nr. 11 (10 Pf. auf 20 Pf.); Nr. 12a (50 Pf. auf 5 Mk. -> im Aufdruck "5" gegen "1" getauscht) und Nr. 10 inkl. Nr. 10F ("0" entfernt und die "5" neu ausgerichtet = zentriert) gedruckt, siehe auch die entsprechenden Erstausgabedaten im März 1920. Die Mi-Nr. 12b erfolgte im Mai 1920.

Gruß
Pete

[1] http://www.reinhardfischerauktionen.de/media/145_hk_text_gesamt.pdf (Los 8543, Ausruf 200,00 Euro und Los 8544, Ausruf 1000,00 Euro)
[2] http://www.reinhardfischerauktionen.de/media/145_rueck.pdf (Los 8543, Zuschlag 520,00 Euro und Los 8544, Zuschlag 1900,00 Euro)
 
Meinhard Am: 25.09.2017 18:59:11 Gelesen: 53293# 48 @  
@ Pete [#47]

Ist bekannt, ob auf den gezeigten Exemplaren der Mi-Nr. 11 die Bleistiftsignatur von einem Prüfer vorgenommen wurde?

Nein, kann ich nicht belegen, habe diese so erworben. War ja nicht bei der Prüfung dabei. (Smile)

@ Pete [#47]

Sehe ich das richtig, dass Herr Gruber BPP einen Kurzbefund für die gefälschten Aufdrucke der Mi-Nr. 10F (signiert Weinberg BPP als echt) ausgestellt hat?

Nein siehst du falsch - Hr. Gruber hat alle 3 als "Fälschungen" geprüft. Nur die Signatur "WEINBERG BPP" auf den Marken ist E C H T lt. Hr. Gruber. Die Prüfsignatur steht "RICHTIG" für Aufdrucke, also von unten nach oben ! Leider war mir zum Zeitpunkt des Kaufes nicht klar, dass auch die BPP Signatur WEINBERG nicht für ECHTEN Aufdruck steht. Über die Signatur von "Dr. Müller Leobschütz" hat er sich nicht geäußert ob echt oder falsch.

Besten Dank für die ausführliche Erklärungen.

Beste Grüße, Meinhard
 
Stefan Am: 25.09.2017 20:34:59 Gelesen: 53276# 49 @  
@ Meinhard [#48]

Kannst du bitte die vollständigen Mitteilungen (Kurzbefunde?) von Herrn Gruber BPP zeigen? Etwas Derartiges habe ich über die Mi-Nr. 10F bisher noch nicht gesehen.

Nein siehst du falsch - Hr. Gruber hat alle 3 als "Fälschungen" geprüft. Nur die Signatur "WEINBERG BB" auf den Marken ist E C H T lt. Hr. Gruber. Leider war mir zum Zeitpunkt des Kaufes nicht klar, dass auch die BPP Signatur WEINBERG nicht für ECHTEN Aufdruck steht.

Herr Dr. Weinberg signierte die Stücke vor mehr als 20 Jahren als Original (siehe Prüfordnung des BPP [1] für eine gezähnte Aufdruckmarke - Prüfzeichen von unten nach oben - unter Punkt 6.5), Herr Gruber stellte eine Mitteilung darüber aus, dass es sich (korrekterweise) jeweils um eine Aufdruckfälschung handelt. ;-)

Über die Signatur von "Dr. Müller Leobschütz" hat er sich nicht geäußert ob echt oder falsch.

Ich gehe erst einmal davon aus, dass die Signatur von Dr. Müller aus Leobschütz echt ist. Diese Signatur dürfte aus den 1920er oder 1930er Jahren stammen. Dr. Müller war einem Artikel in einem Rundschreiben der ArGe Oberschlesien nach Arzt vom Beruf sowie jüdischer Herkunft und nahm sich 1944 auf der Flucht vor dem NS-Regime das Leben.

Gruß
Pete

[1] https://www.bpp.de/de/pruefordnung.html#Signierung
 
Meinhard Am: 25.09.2017 20:47:01 Gelesen: 53262# 50 @  
@ Pete [#49]

Kannst du bitte die vollständigen Mitteilungen (Kurzbefunde?) von Herrn Gruber BPP zeigen? Etwas Derartiges habe ich über die Mi-Nr. 10F bisher noch nicht gesehen.

Es handelt sich hier um 2 "Gutachten" von diesen Marken. Es ging damals um "Haftungsansprüche" an den Verkäufer und ich benötigte 2 Gutachten, dass die Aufdrucke falsch waren - was sie ja auch korrekterweise sind und auch so geprüft und beschrieben wurden.

Jetzt könnte man im Michel schreiben: Alle Prüfer nachprüfen lassen, außer "GRUBER BPP".

Ich sammle dieses Gebiet NICHT mehr - diese Marken sind halt übrig geblieben.

LG, Meinhard
 
waarnstadt Am: 23.12.2017 18:16:55 Gelesen: 51652# 51 @  
@ Meinhard [#50]

Es gibt noch eine Reihe von Prüfsigna, die verlässlich sind, so sind mir Vossen und Mikulski bisher als korrekt bekannt für die Echtheit.

[Redaktionell eingefügt: Oberschlesien Atteste: http://www.briefmarken-atteste.de/atteste/suchen/ablage/57 ]
 
Stefan Am: 31.05.2018 10:55:50 Gelesen: 46936# 52 @  
Ein in der Fachliteratur [1] durchaus ausführlich diskutierter Fall, ob es sich nun um eine Eintagsfliege handelt, ist der Satz Mi-Nr. 30-40 des Abstimmungsgebietes Oberschlesien:



Oberschlesien Mi-Nr. 30-40 (ohne Nr. 38), Stempeldatum 20.03.1921 des Stempelgerätes ZABORZE *1*

Die seinerzeit heftig umworbene und mit Spannung erwartete Volksabstimmung im Abstimmungsgebiet fand am Sonntag, den 20.03.1921 statt. Zur Erinnerung an diesen Tag erschien eine elf Briefmarken umfassende Aufdruckmarkenausgabe, wobei es sich bei den Urmarken um die seinerzeit gängige Dauerserie (ex Mi-Nr. 13-29) handelt. An diesem Tag hatten auch verschiedene Postämter (teils stundenweise) geöffnet, so dass die Aufdruckausgaben vom Publikum regulär an diesem Tage erworben werden konnten. Gebrauchte Stücke (einschließlich der Aufdruck- und Stempelfälschungen) weisen im Regelfall ein Stempeldatum vom 20.03.1921 auf.





Häufigste Aufdruckfälschung auf Mi-Nr. 32 und 35 mit wahrscheinlich rückdatiertem Abschlag des Gerätes OPPELN *2* vom 20.03.1921, rückseitig Signatur "Dr. Müller / Leobschütz". Die sonst gut gelungene Aufdruckfälschung ist u.a. an der "9" von "1921" erkennbar.

Ganz selten kommen auch Entwertungen nach dem 20.03.1921 vor - laut Fachliteratur meist innerhalb weniger Tage nach dem Abstimmungstermin - wobei dann nicht klar ist, ob es sich um irrtümlich durchgerutschte Stücke handelt, welche u.U. bereits nicht mehr gültig waren.

In größeren Postämtern wurden die Aufdruckmarken (laut [1]) aufgrund der Nachfrage limitiert, d.h. begrenzt in der Quantität pro Nominalwert und Format abgegeben. Die Marken - wenn verklebt - fanden Verwendung als Frankatur auf Sendungen (Bsp. Grußkarten vom Abstimmungstag) oder als Souvenir auf Zetteln aufgeklebt (wie in diesem Beitrag gezeigt) und mit dem Datum vom Abstimmungstag gefälligkeitsentwertet.

Das Ergebnis dieser Abstimmung führte zur Teilung des Abstimmungsgebietes, welche im Juni/Juli 1922 umgesetzt wurde - Angliederung der zu Polen gekommenen Stadt- und Landkreise als Ostoberschlesien bzw. Rückgliederung der beim Deutschen Reich verbliebenen Stadt- und Landkreise.

Gruß
Pete

[1] „Handbuch vom Abstimmungsgebiet Oberschlesien 1920-1922“ der ehm. Arge Oberschlesien e.V. (1970-1990)
 
Stefan Am: 20.02.2020 20:14:49 Gelesen: 35671# 53 @  
Der nachfolgende Text erschien bereits 2003 im Forum des BDPh [1]. Da zwischenzeitlich die dort vorgelegenen Abbildungen abhanden kamen und sich die Verausgabung des ersten Satzes des Abstimmungsgebietes Oberschlesien (Mi-Nr. 1-9) heute zum hundertsten Mal jährt, sei an dieser Stelle der recht lange Artikel in verschiedenen nach und nach erscheinenden Beiträgen wiederholt, dabei etwas überarbeitet und um weitere Abbildungen ergänzt.

Wer das erste Mal den Michel-Deutschland-Katalog oder die Spezial-Ausgabe zum Stichwort Oberschlesien aufschlägt, wird feststellen, dass es neben vielen Farbunterschieden bei insgesamt 105 Hauptnummern hier nur so von zahlreichen Aufdruckvarianten, Druckabarten, Halbierungen und vor allem vielen Fälschungshinweisen wimmelt. Gerade diese Dinge reizten mich sehr, innerhalb einiger Jahre eine Sammlung aufzubauen. Doch beginnen wir mit der Geschichte dieses kleinen aber feinen Markengebietes.

Aufgrund des Versailler Friedensvertrages von 1919 sollte das deutsche Kaiserreich als Kriegsverlierer das gesamte oberschlesische Gebiet nebst einigen Orten aus Niederschlesien an das neu gegründete Königreich Polen bedingungslos abtreten. Durch den Einspruch Deutschlands und Englands wurde der Artikel 88 im Vertrag revidiert und eine Volksabstimmung angesetzt, die am Sonntag, den 20. März 1921 stattfand. Die Ratifizierung des Friedensvertrages fand am 28.06.1919 (genau fünf Jahre nach Kriegsbeginn) im Spiegelsaal des berühmten Versailler Schlosses vom Sonnenkönig Ludwig XIV. statt. Diese Unterzeichnung gilt als "Geburtsurkunde" des damit entstandenen Abstimmungsgebietes Oberschlesien. Nach der Hinterlegung der Ratifikationsurkunden in Paris im Januar 1920 rückten daraufhin die ersten französischen Besatzungstruppen und später die englischen und italienischen Besatzungstruppen in Oberschlesien (=OS) ein und übernahmen offiziell am 12. Februar 1920 die Machtbefugnisse in OS. Bis zu diesem Tag sollten auch die ersten eigens für die Abstimmung in Paris gedruckten Dauermarken (Mi-Nr. 1-9) in OS eintreffen und an die Postämter verteilt werden.

Bedingt durch Lieferschwierigkeiten kamen diese erst am Freitag, den 20.02.1920 an die Schalter, wobei diese Ausgabe spätestens bereits ab dem 18.02.1920 (Aschermittwoch) verteilt an Postämtern im Abstimmungsgebiet vorrätig war.



Oberschlesien Mi-Nr. 1-9, Nr. 9 gestempelt zum Ersttag vom 20.02.1920

Um die „markenlose“ Zeit zu überbrücken, kennzeichnete man für die Dienstpost Marken des Deutschen Reiches mit dem Handstempel „C.I.H.S.“ (Commission Interalliée de la Haute Silésie = Internationale Kommission für Oberschlesien), die als „Oppelner Notausgabe“ in die Philateliegeschichte eingingen.



Oppelner Notausgabe Mi-Nr. 12 und 13, erhöht signiert Gruber BPP

Dieser Stempel lag der Kommission in zwei Typen vor, wobei die Type I vom 14.02.-19.02.1920 zur Verwendung kam und am letzten Verwendungstag offiziell zerstört, während die Type II schon kurze Zeit später für fast alle im Handel befindlichen Nachdrucke (heute als Fälschungen bezeichnet) verwendet wurde.

Die Zivilbevölkerung in OS nutzte in dieser Zeit die wieder für gültig erklärten Marken des Deutschen Reiches. Diese gelten als Vorläufer, sind sehr selten und schlummern vielleicht auch noch unerkannt in vielen Briefmarkensammlungen des Deutschen Reiches.



Deutsches Reich Mi-Nr. 85 II mit Stempel GLEIWITZ *2d von Freitag, den 13.02.20 und Deutsches Reich Mi-Nr. 108 mit Stempel BOGUTSCHÜTZ SÜD (KR. KATTOWITZ) a von Samstag, den 14.02.20 (Letztere ein Fund in einem Lagerbuch Massenware Deutsches Reich)

Gruß
Pete

[1] https://forum.bdph.de/showthread.php?173-Abstimmungsgebiet-Oberschlesien-Teil-1
 
Stefan Am: 12.03.2020 18:44:45 Gelesen: 35272# 54 @  
Fortsetzung zu Beitrag [#53]

Bereits nach ca. zehn Tagen wurden die ersten Werte der dreisprachig gehaltenen und in verhältnismäßig kleiner Auflage gedruckten Mi-Nr. 1-9 an den Postschaltern knapp. Vor allem die Werte zu 5 Pf. und 10 Pf. wurden schon mit Beginn der Abstimmungszeit für die deutsche und polnische Propaganda und die Ausgaben zu 50 Pf. bzw. 1 Mk. für Einschreiben bzw. Pakete genutzt. Um den Markenmangel zu beheben, halbierte man vor allem in einigen Oppelner Postämtern bestimmte Marken.



Halbierungen der Mi-Nrn. 4 und 11 aus den Orten Oppeln und Kruppamühle vom 15.03. und 20.03.1920

Da das Problem mit dem Markenmangel nicht auf Dauer durch amtlich geduldete Halbierungen zu lösen war, vergab die Oberpostdirektion Oppeln den Auftrag zum Druck von Provisorien (Nr. 10-12) an die Oppelner Druckerei Erdmann Raabe. Diese recht primitiv eingerichtete Druckerei erstellte daraufhin innerhalb sehr kurzer Zeit die Druckform für die Marke zu 10 Pf. (Nr. 11) mit einzeln austauschbaren Drucklettern, die aus verschiedenen Lettersätzen stammten. Da nicht genügend Buchstaben und Ziffern eines Satzes zur Verfügung standen, ergab dies die im Michel-Spezial notierten einzelnen Aufdrucktypen für die Nummern 10-12 und den Fehldruck 10F.

Die Provisorien wurden ab Anfang März in der Reihenfolge 11; 10 (inkl. 10 F); 12a und 12b gedruckt. Für den Druck der einzelnen Marken baute man jeweils die bestehende Druckplatte um. Die Aufdruckausgaben zu 5 Pf. und 10 Pf. lassen sich in verschiedene Teilauflagen mit spezifischen Merkmalen der Druckfarbe und der Zusammensetzung der Druckfarbe unterteilen.



Oberschlesien Mi-Nr. 10; 11 und 12a - Ausgabe am 19.03., 06.03. und 12.03.1920 - Letztere auf den Tag genau vor 100 Jahren

Schon beim Überdruck zur Herstellung der Ausgabe zu 10 Pf. (Mi-Nr. 11) passierte die erste Panne: versehentlich wurden drei bis fünf Bogen der ungezähnten Urmarke Nr. 6 (20 Pf.) überdruckt und regulär am Postschalter ausgegeben.



Oberschlesien Mi-Nr. 11aU, die Einzelmarke entwertet OPPELN *1k vom 01.04.1920

Beim Druck der Aufdruckmarke zu 5 Pf. Mi-Nr. 10 passierte versehentlich (?) der zweite Fehler. Es wurden drei bis fünf Bogen der 15Pf-Marke (Mi-Nr. 5c) mit überdruckt und der Fehldruck 10 F entstand. Dieser wird als Original nur selten auf dem Markt angeboten (als Aufdruckfälschung aller Urmarkenfarben vergleichsweise sehr häufig vorhanden).



Oberschlesien Mi-Nr. 10F, Aufdrucktype IIa

Neben den geplanten normal stehenden Provisorien 10; 11 und 12a entstanden auch versehentliche Druckfehler der 10-12a; im Scan wird ein Beispiel für einen stark verschobenen Aufdruck aus der linken oberen Bogenecke gezeigt:



Oberschlesien Mi-Nr. 11b mit nach rechts verschobenem Aufdruck, dadurch u.a. 8x der Aufdruckfehler Mi-Nr. 11 XII

Es wurde auch eine Neuauflage der Mi-Nr. 12 a notwendig, um dem Weltpostverein in Bern zwei Bogen dieses Provisoriums abgeben zu können: die im Michel verzeichnete 12 b. Vier weitere Bogen (2x normal- und 2x kopfstehend) verschwanden sofort auf dem Sammlermarkt und wurden nie über den Postschalter verkauft.



Oberschlesien Mi-Nr. 12b, Aufdrucktype IVa

Nach dem Dienstschluss in der Druckerei wurde zunehmend heimlich weitere gezähnte Marken überdruckt, die als absichtlich produzierte Doppeldrucke, Kopfsteher, etc. zusammen mit Neudrucken der 10 F; 12a und 12b reißenden Absatz auf dem Sammlermarkt fanden. Es wurde gemunkelt, dass man sie auf Anlass interessierter Kommissionsbeamter herstellte. Diese Marken, die mehr oder weniger geringe Unterschiede zu den Originalen aufweisen, werden heute zurecht vom BPP-Prüfer als FÄLSCHUNG gekennzeichnet.



Oberschlesien Mi-Nr. 10-12 und 10F mit normalem Aufdruck, Doppelaufdruck bzw. Dreifachaufdruck



Oberschlesien Mi-Nr. 10-12 und 10F mit kopfstehendem Aufdruck und kopfstehendem Doppelaufdruck; die Mi-Nr. 10F (Urmarkenfarbe a) doppelt signiert Dr. Weinberg BPP, Aufdrucktype IVa

Selbst die vom verstorbenen BPP-Prüfer Dr. Weinberg als echt bestätigte ehemalig im Michel notierte Nr. 12c sollte auf jeden Fall noch einmal dem aktuellen Prüfer vorgelegt werden, da seit mehr als 20 Jahren neuere Forschungsergebnisse für die Nr. 12 vorliegen.

Gruß
Pete
 
opti53 Am: 12.03.2020 20:12:26 Gelesen: 35255# 55 @  
Hallo Pete,

Dein Beitrag ist sehr interessant. Da ich gerade in den Besitz einer 10 F gekommen bin, würde mich interessieren, wie man Original und Fälschung (Nachdruck) unterscheiden kann. Gibt es da irgendwelche Kriterien?

Viele Grüße

Thomas
 
Stefan Am: 13.03.2020 22:04:01 Gelesen: 35194# 56 @  
@ opti53 [#55]

Dein Beitrag ist sehr interessant. Da ich gerade in den Besitz einer 10 F gekommen bin, würde mich interessieren, wie man Original und Fälschung (Nachdruck) unterscheiden kann. Gibt es da irgendwelche Kriterien?

Ja, es existieren Kriterien, sowohl die Urmarke als auch den Aufdruck betreffend. Die Katalogisierung im Michel-Katalog verweist darauf, dass die Urmarke Mi-Nr. 5 mit der Briefmarkenfarbe c überdruckt wurde. Aufdruckausgaben, welche die Urmarkenfarben a und b aufweisen, sind per Definition falsch (auch wenn diese u.U. ein BPP-Prüfzeichen eines früheren Prüfers tragen, siehe Beitrag [#46]). Es kommen auch Aufdruckfälschungen auf der Urmarkenfarbe c vor.



Oberschlesien Mi-Nr. 5 in den Farben a; b und c sowie Mi-Nr. 10F in den Farben a; b und c (jeweils Aufdruck falsch)

Nahezu alle ungeprüften Exemplare der Mi-Nr. 10F dürften einen falschen Aufdruck aufweisen. Das in Beitrag [#54] gezeigte Exemplar war bei damaligem Erwerb auch ungeprüft, stellte sich allerdings bei näherer Betrachtung vor ca. 15 Jahren zufällig als prüfwürdig heraus und wurde später als Aufdruck echt attestiert (BPP).

Der Aufdruck für Exemplare der Mi-Nr. 10 F, welche auch heute noch als echt vom zuständigen BPP-Prüfer Herrn Gruber geprüft werden, weist konkrete Charakteristika auf. Die zu produzierende Mi-Nr. 10, wo während des Druckvorgangs einige Bögen der Mi-Nr. 5 beigemengt waren, wurde gemäß Literaturangaben an acht Tagen in drei Teilauflagen (12.03.-19.03.1920; 23./24.03.1920 und 03.04.1920) überdruckt, wobei die erste Auflage am 19.03.1920 verausgabt wurde.

Die beiden nachfolgenden Auflagen erschienen einige Tage später am Schalter Die dafür verwendete Druckfarbe variierte dabei von Druckauftrag zu Druckauftrag, so das sich anhand der Druckfarbe mindestens zwei verschiedene Teilauflagen (Auflage 1 und 2-3) unterscheiden lassen. Echte Aufdrucke der Mi-Nr. 10 F müssen die Zusammensetzung der Aufdruckfarbe aus der ersten Druckauflage aufweisen. Fälschungen datieren aus den beiden späteren Teilauflagen bzw. nach offiziellem Druckschluss mittels neu zusammengesetzten Letternsatz produzierten Auflagen für Sammlerzwecke.

Am einfachsten wäre es, einen Scan (300 dpi oder besser 600 dpi) der dir vorliegenden Mi-Nr. 10 F zu erstellen und hier zu zeigen.

Gruß
Pete
 
opti53 Am: 14.03.2020 19:35:10 Gelesen: 35133# 57 @  
Hallo Pete,

vielen Dank für das Angebot, das ich gerne annehme. Zu dem Scan muss ich sagen, dass mir meine Marke farblich dunkler erscheint, als das im Scan herauskommt.



Wie man sieht, ist auf der Rückseite der Prüfstempel von Dr.Müller, Leobschütz. Aber da hatte ich schon gelesen, dass das nicht zwangsläufig eine Garantie ist.

Jetzt bin ich gespannt, was der Experte sagt.

Viele Grüße

Thomas
 
Stefan Am: 15.03.2020 12:33:11 Gelesen: 35090# 58 @  
@ opti53 [#78]

vielen Dank für das Angebot, das ich gerne annehme. Zu dem Scan muss ich sagen, dass mir meine Marke farblich dunkler erscheint, als das im Scan herauskommt.

Auf den in Beitrag [#56] gezeigten drei Urmarkenfarben kommt die Farbe a (Marken links außen) auf dem Scan heller daher, als diese im Original erscheint.

Ich halte dein Exemplar für eine Aufdruckfälschung. In deinem Fall gehe ich davon aus, dass es sich bei der Urmarkenfarbe um die Farbe a (oder eher um die Farbe b) handelt. Damit wäre der Aufdruck im Sinne der Briefmarkenkatalogisierung per Definition falsch. Weiterhin wirkt insbesondere die Währungsangabe "Pf." unscharf bzw. teils auch verstümmelt. Insbesondere die erste Auflage der Mi-Nr. 10 war vom Druckbild her recht scharf und sauber gehalten. Weitere Unterschiede zwischen echt und falsch lassen sich anhand der Aufdruckfarbenzusammensetzung unter einer guten Lupe bzw. unter dem Mikroskop erkennen. Zum eigenen Vergleich der Aufdrucke empfiehlt es sich, Exemplare der Mi-Nr. 10 aus der ersten Druckauflage zu besorgen und selbst zu vergleichen.

Wie man sieht, ist auf der Rückseite der Prüfstempel von Dr. Müller, Leobschütz. Aber da hatte ich schon gelesen, dass das nicht zwangsläufig eine Garantie ist.

Wie der Michel-Katalog bereits richtig schreibt, sind die Prüfzeichen von Max Haertel (Oppeln) und Dr. Müller (Leobschütz) aus heutiger Sicht nicht als zuverlässig einzuschätzen. Im Verlauf der Jahre verwendeten beide Prüfer unterschiedliche Prüfzeichen. Es gibt jeweils ein Prüfzeichen, welches vergleichsweise eher auf Originalen vorkommt (vermutlich weil seinerzeit bei Verwendung des jeweiligen Prüfzeichens vergleichsweise mehr Originale und weniger Fälschungen zur Prüfung vorgelegt wurden). Der kleine Rechteckstempel "Dr. MÜLLER / LEOBSCHÜTZ" wurde für die meisten vom ihm signierten Briefmarken verwendet und es handelt sich dabei um einen Stempel, welcher vermutlich erst später zum Einsatz kam.

Gruß
Pete
 
opti53 Am: 15.03.2020 19:11:46 Gelesen: 35051# 59 @  
Hallo Pete,

vielen Dank für Deine Ausführungen. Dann betrachte ich das gute Stück eben als eines, das mir zeigt, wie die 10 F in etwa ausgesehen hat.

Viele Grüße

Thomas
 
Wijäki Am: 01.04.2020 10:10:46 Gelesen: 34777# 60 @  
Hallo Pete,

bin begeisteter Oberschlesien Sammler und habe eine Frage: Könnte die abgebildete 10F echt sein?


 
Wijäki Am: 01.04.2020 10:36:32 Gelesen: 34761# 61 @  
Hier eine Mi.-Nr. 12 im waagerechten Paar mit der Typenkombination aIIIa/aIIIb die Marken sind echt mit leichten Mängel geprüft Gruber BPP.


 
Stefan Am: 02.04.2020 20:03:44 Gelesen: 34644# 62 @  
@ Wijäki [#60]

bin begeisteter Oberschlesien Sammler und habe eine Frage: Könnte die abgebildete 10F echt sein?

Das Fazit zuerst: in deinem Fall hilft m.E. nach lediglich eine Originalvorlage, am besten beim zuständigen Prüfer.

Anhand von Scans lassen sich meinem bisherigen Eindruck aufgrund bestimmter Merkmale (Urmarkenfarbe und Aufdruckqualität) nach einige Fälschungen aussortieren, allerdings nicht zweifelsfrei Originale bestimmen.

Im nachfolgenden Fall handelt es sich bei der linken Briefmarke um ein Original und bei der rechten Briefmarke um eine Aufdruckfälschung. In beiden Fällen erscheint der Aufdruck recht sauber und scharf:



Oberschlesien Mi-Nr. 10 F (links echt mit Attest, rechts falsch ungeprüft und nicht zur BPP-Prüfung vorgelegen), Aufdrucktype IIa, Urmarkenfarbe c

Die vier nachfolgenden Briefmarken sind allesamt ungeprüft und weisen neben der Urmarkenfarbe c die Aufdrucktypen Ia; IIa; IIIa und IVa auf. Bei den ersten drei Aufdrucken handelt es sich meiner Meinung nach um Fälschungen (Type Ia; IIa und IIIa), das Exemplar mit der Aufdrucktype IVa wäre ein Kandidat für eine Vorlage zur BPP-Prüfung.



Oberschlesien Mi-Nr. 10F, Urmarkenfarbe c, Aufdrucktypen Ia; IIa; IIIa und IVa

Ich kann mich an dieser Stelle nur wiederholen: besorgt euch Exemplare der Mi-Nr. 10, welche aus der ersten Aufdruckauflage stammen und vergleicht die Aufdrucke unter einer guten Lupe bzw. abschließend unter dem Mikroskop. Damit lässt sich bereits Einiges an Aufdruckfälschungen der Mi-Nr. 10F aussortieren. Gleiches gilt auch für die Aufdruckfehler der Mi-Nr. 10 (Aufdruck kopfstehend, doppelt, verschoben, usw.) ;-)

Die erste Auflage wurde am 19.03.1920 ausgegeben, die zweite Nachauflage gemäß Literaturangaben am 23./24.03.1920 produziert. Entsprechend sollten gestempelte Exemplare zwischen dem 19.03. und 23.03.1920 im Regelfall aus der ersten Auflage stammen. Das sehr lesenswerte Handbuch von Oberschlesien liefert ebenfalls weitere Hinweise zu den einzelnen Auflagen.

Gruß
Pete
 
Stefan Am: 08.04.2020 21:32:57 Gelesen: 34508# 63 @  
Als Ergänzung zu Beitrag [#62]

Ich kann mich an dieser Stelle nur wiederholen: besorgt euch Exemplare der Mi-Nr. 10, welche aus der ersten Aufdruckauflage stammen und vergleicht die Aufdrucke unter einer guten Lupe bzw. abschließend unter dem Mikroskop. Damit lässt sich bereits Einiges an Aufdruckfälschungen der Mi-Nr. 10F aussortieren. Gleiches gilt auch für die Aufdruckfehler der Mi-Nr. 10 (Aufdruck kopfstehend, doppelt, verschoben, usw.) ;-)

Nachfolgend einige Beispiele an Aufdruckfehlern der Mi-Nr. 10. Ein guter Teil gezeigten Exemplare ist geprüft Gruber BPP.



Oberschlesien Mi-Nr. 10, senkrecht verschobener Aufdruck

Das untere Exemplar geht als Mi-Nr. 10 XIV durch, bei den beiden oberen Exemplaren handelt es sich um eine "Vorstufe", welche ebenfalls optisch ansprechend ist.



Oberschlesien Mi-Nr. 10, senkrecht bzw. waagerecht verschobener Aufdruck, dadurch teils Aufdruck auf dem Zwischensteg bzw. Bogenrand sowie als Gegenstück Markenpaar ohne und mit Aufdruck

Im Fall des nach rechts Richtung Bogenrand verschobenen Aufdrucks kommt der Aufdruckfehler Mi-Nr. 10 VI (verstümmelter Aufdruck ähnlich den Buchstaben "Ft." anstelle "Pf.") auf dem Bogenfeld 140 zum liegen. Das ursprüngliche Bogenfeld Nr. 139 hätte zusätzlich den Urmarkenplattenfehler Mi-Nr. 6 I ("hohes "H"") aufgewiesen.



Oberschlesien Mi-Nr. 10, Doppeldruck des Aufdrucks, teils zusätzlich waagerecht bzw. senkrecht verschobener Aufdruck

Insbesondere das senkrechte Paar lässt aufgrund des Plattenfehlers "Ft." (anstelle "Pf.") erkennen, dass der zweite Aufdruck waagerecht verschoben ist. Auch in diesem Fall ist der Urmarkenplattenfehler Mi-Nr. 6 I bedingt durch die Aufdruckverschiebung nicht vorhanden.

Gruß
Pete
 
Stefan Am: 01.05.2020 16:16:53 Gelesen: 34069# 64 @  
Ergänzend zum Beitrag [#54] nachfolgend einige weitere Aufdruckfehler der Mi-Nr. 11.

Der Aufdruck der Mi-Nr. 11 wurde an sieben aufeinanderfolgenden Tagen (Dienstag, den 02.03.1920 bis Samstag, den 06.03.1920 und Montage, den 08.03.1920 bis Dienstag, den 09.03.1920) produziert, wodurch sukzessive herstellungsbedingt abweichende Aufdruckfarben zur Anwendung kamen. Diese lassen sich unter UV-Licht unterscheiden. Die im Michel Deutschland-Spezial katalogisierten Aufdruckfehler gelten für Aufdruckfehler, welche die erste der drei Aufdruckfarben aufweist (Aufdruckdatum 02.03.-06.03.1920). Über die veranschlagten Katalogwerte ließe sich (wie bei Aufdruckfehlern der Mi-Nr. 10) streiten. In den nachfolgenden Drucktagen (mit herstellungsgebdingt abweichenden Aufdruckfarben) wurde gemäß den Angaben in der Fachliteratur (Handbuch von Oberschlesien) bewusst Makulatur (Aufdruckfehler) produziert. Diese Aufdruckfehler gelten nach heutigem Maßstab als "Aufdruck falsch" und werden entsprechend signiert. Im Regelfall weisen ungeprüfte Exemplare mit Aufdruckfehlern (Doppeldruck, kopfstehender Aufdruck usw.) die Aufdruckfarbe 2 oder 3 auf. Aufdruckfehler mit der ersten Aufdruckfarbe sind vergleichsweise selten. Ich schließe persönlich nicht aus, dass auch nach offiziellem Druckschluss weiter fleißig Fehldrucke absichtlich produziert worden sind - zumindest lässt sich ein erneut zusammengesetzte Aufdruckplatte nachweisen (Abbildung siehe Beitrag [#54]).



Oberschlesien Mi-Nr. 11 Doppedruck (Mi-Nr. 11 VI), teils zusätzlich waagerecht verschobener Aufdruck (dadurch Druck auf dem Bogenrand) sowie senkrecht verschobener Aufdruck



Oberschlesien Mi-Nr. 11 Doppeldruck (Mi-Nr. 11 VI) bzw. zusätzlich kopfstehender Aufdruck (Mi-Nr. 11 VII) sowie waagerecht (linke Briefmarke) und senkrecht (rechtes Paar) nach oben hin verschobener Aufdruck vom Bogenrand (dadurch fehlender Teilaufdruck der sonst nachfolgenden Aufdruckdreihe - "Vorstufe" der Mi-Nr. 11 XI)



Oberschlesien Mi-Nr. 11 Doppeldruck (Mi-Nr. 11 VI) auf Beleg, Rückseite der Karte blanko

Gruß
Pete
 
Stefan Am: 21.05.2020 17:05:42 Gelesen: 33610# 65 @  
Fortsetzung zu Beitrag [#54]

Gemäß Katalogangaben am 26. März 1920 (in der Praxis vermutlich wenige Tage bzw. bei den höheren Nennwerten bis zu wenigen Wochen später) kam nun die als endgültig feststehende Dauerserie Mi-Nr. 13-29 an die Schalter. Sie zeigt neben einer Friedenstaube über das oberschlesische Kohlerevier eine dreisprachige Inschrift in deutsch, polnisch und französisch. Der Druck dieser Marken erfolgte in mehreren Auflagen über 3 Jahre hinweg, so dass auch nachkriegsbedingt verschiedene Papiere, Farben und Gummierungen zur Verwendung kamen.



Ein Leckerbissen neben der Erforschung dieser Ausgaben sind für jede Sammlung die ungezähnte Nr. 18 (20Pf), von der einige wenige Stücke existieren und die links ungezähnte Nr. 21 (40Pf) vom linken Bogenrand, die vor allem in ungebrauchter Erhaltung gelegentlich zu erhalten ist.



Ebenfalls sehr selten anzutreffen ist die dreiseitig ungezähnt gebliebene Mi-Nr. 15 Udr, ...



... welche wie Mi-Nr. 21 Ul deren Existenz durch einen ausgefallenen Zähnungskammschlag während des Zähnungsvorganges verdankt. Entsprechend dürften lediglich wenige teilperforierte Schalterbogen existiert haben. Es ist nicht bekannt, wieviele Bögen unbemerkt die Qualitätskontrolle in der Pariser Staatsdruckerei überstanden und nach Oberschlesien gelangten. Pro Schalterbogen der kleinformatigen Werte (Mi-Nr. 13-21) kamen 15 Markenreihen à zehn Briefmarken (gesamt 150 Briefmarken pro Schalterbogen) zustande.



Oberschlesien Mi-Nr. 13, Schalterbogen zu 150 Briefmarken, gedruckt am 13.04.1920 von Maschinenmeister P auf Maschine 16

Die Schalterbögen Oberschlesiens sind so groß, dass diese auf keinen haushaltsüblichen Scanner passen. Die Aufbewahrung dieses Stückes erfolgt seit Jahren in einem Bilderrahmen (sonstige philatelistische Aufbewahrungsartikel sind schlicht zu klein).

Gruß
Pete
 
Wijäki Am: 27.05.2021 13:54:13 Gelesen: 25582# 66 @  
Hier mal ein Leckerbissen eine 13a linke Marke oben ungezähnt.



Gruß Winfried
 
Stefan Am: 27.05.2021 18:24:26 Gelesen: 25524# 67 @  
@ Wijäki [#66]

Hier mal ein Leckerbissen eine 13a linke Marke oben ungezähnt.

Ein interessantes Stück. :-)

Ich habe nur keine Erklärung, wie dies technisch machbar gewesen sein soll. Briefmarken im Kleinformat sind entweder dreiseitig ungezähnt (oben + unten und links oder rechts) oder einseitig am linken Bildrand - nicht oben.

Wurde diese Briefmarke einem Prüfer vorgelegt?

Gruß
Pete
 
Wijäki Am: 27.05.2021 18:56:06 Gelesen: 25509# 68 @  
Ja Pete, sie ist echt und geprüft Gruber BPP.

Gruß Winfried
 
Lars Boettger Am: 27.05.2021 19:30:47 Gelesen: 25493# 69 @  
@ Wijäki [#68]

Hallo Winfried,

geprüft mit Attest / Befund / Kurzbefund oder Prüfzeichen?

Beste Grüße!

Lars
 
Wijäki Am: 27.05.2021 19:37:41 Gelesen: 25488# 70 @  
Die Marke hat einen Kurzbefund.

Gruß Winfried
 
Lars Boettger Am: 27.05.2021 19:39:55 Gelesen: 25483# 71 @  
@ Wijäki [#70]

Hallo Winfried,

vielen Dank für die Präzisierung!

Beste Grüße!

Lars
 
Stefan Am: 27.05.2021 20:29:10 Gelesen: 25453# 72 @  
@ Wijäki [#68]

Ja Pete sie ist echt und geprüft Gruber BPP

Kannst du bitte auch den Kurzbefund zu diesem Prüfstück einstellen? :-)

Danke!

Gruß
Pete
 
Wijäki Am: 27.05.2021 20:58:20 Gelesen: 25435# 73 @  
Gerne, Pete:



Gruß Winfried
 
Stefan Am: 27.05.2021 21:21:49 Gelesen: 25425# 74 @  
@ Wijäki [#73]

Danke für den Scan!

Gruß
Pete
 
Martin de Matin Am: 28.05.2021 22:57:01 Gelesen: 25287# 75 @  
@ Wijäki [#66]

Wenn ich mir das Paar ansehe, stelle ich mir die Fragen:

-Hatte die linke Marke oben früher einmal eine Zähnung gehabt?
-Gibt es noch mehre Stücke der gleichen Art, eventuell auch Paare oder Randstücke?

Beim betrachten des Paares fällt auf, das bei der linken Marke die waagerechte Zähnung höher (zum Vergleich habe ich im Bild unten eine rote Linie gezogen) steht als bei der rechten Marke. Der grüne Balken zeigt den senkrechten Lochabstand der waagerechten Zähnung der rechten Marke an.



Ich will nicht sagen, das die Marke oben nicht geschnitten ist, aber zweifeln kann man schon. Ich habe bewust so ein Stück noch nicht auf einer Auktion gesehen, wobei man z.B. die 40 Pf. links geschnitten gelegentlich sieht.

Gruss
Martin
 
Stefan Am: 29.05.2021 10:24:16 Gelesen: 25242# 76 @  
@ Wijäki [#66]
@ Martin de Matin [#75]

Beim betrachten des Paares fällt auf, das bei der linken Marke die waagerechte Zähnung höher (zum Vergleich habe ich im Bild unten eine rote Linie gezogen) steht als bei der rechten Marke. Der grüne Balken zeigt den senkrechten Lochabstand der waagerechten Zähnung der rechten Marke an.

Der versetzte Kammschlag war mir ebenfalls aufgefallen (Bild in Beitrag [#66]), wodurch die linke Briefmarke etwas nach oben versetzt ist.

Ich nehme an, dass die linke Marke trotz Zähnungsausfalls marginal größer ist als die recht Marke, kann dies anhand des Scans allerdings nicht beurteilen.

Gruß
Pete
 
philast Am: 29.05.2021 16:52:09 Gelesen: 25151# 77 @  
@ Pete [#76]
@ Wijäki [#66]
@ Martin de Matin [#75]

Hallo,

ein faszinierendes Stück. Bloß erwerben würde ich es nicht wollen, weil ich da zu viel fragliche Dinge sehe.

Die bei dieser Markenausgabe verwendete Kammzähnung erfolgt in Laufrichtung der Zähnungsmaschine an jeweils 3 Seiten pro Markenreihe. Wie kann es sein, dass ein eben noch einwandfreier Zähnungsschlag eine Reihe weiter gar nicht mehr da ist?

Weiterer Punkt ist, dass man nach dem 13. Zähnungsloch oben links nur eine minimale Papierspitze sieht und keine komplette Papierbrücke von Zähnungsloch zu Zähnungsloch.

Dadurch besteht die Möglichkeit, dass die Zähnung entfernt wurde, ohne dass man in der waagerechten minimale Einbuchtungen einer Zähnung erkennen könnte. In diesem Fall würde ich sagen hier sind weniger als ein zehntel mm entscheidend.

Das wären meine Beweggründe für mich zu sagen, nein nehme ich nicht, auch wenn der Experte des Gebiets das Stück begutachtet und positiv bewertet hat.

Ich habe auch noch ein bisschen gemalt:



Grüsse
philast
 
Ameise Am: 13.03.2022 13:22:12 Gelesen: 18207# 78 @  
Hallo, hier einmal die DDR 0370 als kuriose Halbierung gelaufen und mit Nachporto belegt:



Viele Grüße
Enrico
 
Stefan Am: 13.03.2022 16:05:22 Gelesen: 18179# 79 @  
@ Silesia-Archiv [#56]

leider liegen auch mir nur diese beiden Briefstücke vor. Wer kann dazu etwas sagen? Warum wurden die Marken halbiert?

Briefstücke mit Halbierungen aus dem Abstimmungsgebiet Oberschlesien (1920-1922) sind die übliche Erhaltung. Die Stempelentwertungen OPPELN **b; *1i; *1k und *2* sowie LANDSBERG (OBERSCHL)b sind bei einer BPP-Prüfung üblichweise nicht belastbar, letztere sogar für das Jahr 1920 zweifelsfrei falsch (rückdatiert). Zumindest die Stempel OPPELN *1i und OPPELN *1k lagen der Interalliierten Kommission vor (Innendienststempel). Für Halbierungen der zweiten Dauerserie (Mi-Nr. 13-29, verausgabt ab Ende März 1920) lag i.d.R. keine Notwendigkeit für Halbierungen mehr vor (Bsp. Mi-Nr. 16).

Oberschlesien wurde zum 12.02.1920 unter Interalliierte Verwaltung gestellt, die ersten Briefmarken Oberschlesiens wurden am 20.02.1920 an den Postschaltern verkauft und die Briefmarken des Deutschen Reiches waren sofort ungültig. Gemäß den Angaben in der Fachliteratur setzte sofort ein großer Bedarf an Drucksachen ein, da für die anstehende Volksabstimmung (später festgelegt auf den 20.03.1921) zur zukünftigen Staatszugehörigkeit (Deutschland oder Polen) von verschiedenen politischen Seiten reichlichst geworben wurde. Man darf hier nicht vergessen, dass Oberschlesien seinerzeit wirtschaftlich als Ruhrgebiet des Ostens betrachtet wurde (Steinkohleabbau und -verarbeitung, Stahlproduktion). Die Festlegung des Abstimmungstermins hatte sich wiederholt verzögert, ursprünglich war laut Fachliteratur ein Termin im Jahr 1920 vorgesehen (zeitnah wie bei den drei anderen Abstimmungsgebieten).

Die Briefmarken zu 5 Pf. und 10 Pf. (sowie 50 Pf.) waren entsprechend sehr gefragt und der aufgrund des statistisch erfassten Bedarfs der OPD Oppeln des Jahres 1919 in Paris produzierte Bestand an Briefmarken der ersten Dauerserie Oberschlesiens (Mi-Nr. 1-9) für die ursprünglich geplante Abstimmungsphase zumindest bei einzelnen Wertstufen alsbald weitgehend aufgebraucht. Für Nominalen zu 2,5 Pf. und 3 Pf. bestand im Jahr 1919 noch weitgehend postalischer Bedarf, ab dem 01.10.1919 aufgrund der Portoerhöhung nicht mehr (dennoch wurde in Paris gedruckt und an Oppeln ausgeliefert). Ursprünglich waren für die erste Dauerserie (Mi-Nr. 1-9) auch Nominalen zu 25 Pf. und 30 Pf. geplant, welche auf dem Weg nach Oppeln verlorengegangen sein sollen.

Dadurch kam es im März 1920 zum Druck und Verausgabung der in einer Oppelner Druckerei produzierten Provisorien (Mi-Nr. 10-12), welche u.a. auch die Wertstufen zu 5 Pf. und 10 Pf. umfassten. Zur Überbrückung des Postwerzeichensmangels behalf man sich vereinzelt mit Halbierungen. Da das sammlerseitige Interesse an Abstimmungsmarken im Jahr 1920 sehr groß war (siehe auch Allenstein, Marienwerder, Schleswig usw.), wurde auch von interessierter Seite nachgeholfen und viel gemachtes Material auf den Markt geworfen, so u.a. die Halbierungen der Mi-Nr. 4 (10 Pf., halbiert 5 Pf. Nominale) und Mi-Nr. 6 (20 Pf., halbiert 10 Pf. Nominale).

Es kommen auch Halbierungen aus dem Abstimmungsgebiet vor, welche als echt geprüft werden können (BPP-Prüfung) [1][2].



Halbierungen der Mi-Nrn. 4 und 11 aus den Orten Oppeln (**c) und Kruppamühle vom 15.03. und 20.03.1920

Gruß
Stefan

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=225961#M54 (Beitrag 54)
[2] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/809

[Beiträge [#78] und [#79] redaktionell verschoben aus dem Thema "Halbierung von Marken"]
 
Flieger Am: 14.03.2022 09:35:37 Gelesen: 18139# 80 @  
Beim Stichwort Oberschlesien fällt mir spontan ein: Sammler-Mache.
 
Stefan Am: 06.10.2022 20:04:49 Gelesen: 13378# 81 @  
@ Stefan [#6]

Die Signaturen beider Prüfer - Max Haertel und Dr. Müller - finden sich sehr sehr häufig auf Oberschlesienmarken und die Namen werden im Michel-Katalog erwähnt, dass man "Marken mit Prüfzeichen "Haertel", "Dr. Müller" und "Richter" unbedingt nachprüfen lassen." sollte. Dieser Hinweis erfolgt vollkommen zurecht, da sich auch Ansichten über echt und falsch in den letzten Jahrzehnten geändert haben!

@ Stefan [#7]

Wie im nachfolgenden Scan zu lesen, findet sich auch im Michel an mehreren Stellen eine Bemerkung über Max Haertel, ebenfalls auch über die Herren Dr. Müller und Richter:

Der Prüfer Dr. Müller aus Leobschütz in Oberschlesien war wiederholt ein Thema in diesem Thema, längst nicht nur in den beiden zitierten Beiträgen.

In einem Belegealbum lief mir vergangenen Samstag auf einem Tauschtag in Oberhausen-Vonderort der nachfolgende Beleg über den Weg, dort separat angeboten wegen des Bahnpoststempels "DT.RASSELWITZ - KATTOWITZ":



Sendung vom 04.08.1924 aus Leobschütz in Oberschlesien, adressiert nach Basse-Yutz in Frankreich, rückseitig ein Ankunftsstempel vom 07.08.1924, Porto der Sendung zu 30 Pf.

Der Postort Deutsch-Rasselwitz verblieb nach der Volksabstimmung vom 21.03.1921 beim Deutschen Reich, während Kattowitz als das andere Ende der Bahnlinie ab Mitte 1922 zu Polen kam.

Mir fiel sofort der Absender auf - ein gewisser Dr. H. Müller aus Leobschütz. Handelt es sich hier um eben jenen Prüfer Dr. H(arry). Müller aus Leobschütz? Vielleicht lässt sich der Sachverhalt anhand des im Absender angegebenen Postscheckkonto 4035 Breslau klären. Auf dem Attest in der Attestdatenbank in [1] sind leider nicht viele sonstige persönliche Angaben zum Prüfer aufgeführt (außer bspw. einer Postfachadresse).



Attest des Prüfers Dr. Harry Müller aus Leobschütz vom 15.07.1934

Gruß
Stefan

[1] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/897
 
EDMI Am: 29.12.2022 18:58:46 Gelesen: 10657# 82 @  
Hallo Zusammen,

ich weiß, dass dieses Gebiet wohl mit das meistgefälschte ist. Gibt es dennoch eine Möglichkeit grobe Fälschungen zu erkennen und nicht aus Versehen etwas echtes zu entsorgen?

VG


 
Stefan Am: 30.12.2022 09:42:29 Gelesen: 10601# 83 @  
@ EDMI [#82]

Gibt es dennoch eine Möglichkeit grobe Fälschungen zu erkennen und nicht aus Versehen etwas echtes zu entsorgen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem gezeigten Exemplar um ein Original handelt, geht gegen Null. Circa 98-99 % aller Exemplare auf dem Markt dürften falsch sein. Letztendlich definitiv nachweisen ließe sich dies vermutlich lediglich anhand einer Originalvorlage. Ich gehe hier allerdings von einer Aufdruckfälschung aus - allein die Aufdruckfarbe gefällt mir bereits nicht.

Zwischen echt und falsch existieren schon ein paar Unterschiede. Neben der Aufdruckfarbe vom Handstempel weist das Original (Handstempel Type I) im Vergleich zur häufigsten Fälschung (Handstempel Type II) ein paar Unterschiede auf, welche sich beim Ausmessen ergeben (Bruchteile von Millimeter). In älteren Michel Deutschland-Spezialkatalogen werden diese Unterschiede auch noch aufgeführt (irgendwann zwischen 1983 und 1996 aus dem Katalog herausgeflogen).

Wir haben einige gestempelte (attestierte) Exemplare in der Attestdatenbank, siehe [1]. Fällt dir etwas zur Stellung des Handstempelaufdrucks vs. Tagesstempelabschlag auf? Dies wäre ein relativ sicheres Indiz bei gestempelten Exemplaren.

Der Tagesstempel kann auch ein Indikator zur Echtheit sein. Die meisten Originale und Fälschungen wurden mit den Tagesstempeln Oppeln *1i (wie in deinem Fall) und Oppeln *1k gestempelt. Es kommen aber auch Entwertungen von anderen Tagesstempeln aus Oppeln vor.

Oppelner Notausgaben mit den Prüfzeichen der Herren Haertel (Oppeln), Dr. Müller (Leobschütz) und Richter sind mit äußerster Vorsicht zu betrachten (Richter prüfte m.W. nie Oberschlesien, also Prüfzeichenfälschung). Haertel-signierte Briefmarken kommen oftmals satzweise daher und sind im Regelfall falsch (Ausnahmen einzelner Exemplare bestätigen die übliche Regel).

Attestierte Exemplare der Oppelner Notausgaben der Herren Dr. Weinberg BPP (bis 1996) und Gruber BPP (ab 1997) sind in Ordnung.

Gruß
Stefan

[1] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/suchen/ablage/284
 
EDMI Am: 30.12.2022 12:52:13 Gelesen: 10558# 84 @  
Hallo Stefan,

Danke für Deine Anmerkungen.

Mir fällt in der Tat auf dass bei den Attesten meist neben den Handstempel gestempelt wurde. Außerdem sind die Handstempelaufdrucke alles andere als perfekt und sauber abgeschlagen.

VG

Michael
 
Stefan Am: 30.12.2022 17:44:44 Gelesen: 10520# 85 @  
@ EDMI [#84]

Mir fällt in der Tat auf dass bei den Attesten meist neben den Handstempel gestempelt wurde. Außerdem sind die Handstempelaufdrucke alles andere als perfekt und sauber abgeschlagen.

Die nachfolgenden Abbildungen von Originalen habe ich mir aus der Attestdatenbank "ausgeborgt" [1]:



Bei Originalen (Aufdrucktype I) befindet sich der Aufdruck "C.I.H.S." oftmals (nicht immer) in der Nähe des Landesnamens "DEUTSCHES REICH", bei den Germanias (Pfennigwerte) im unteren Drittel der Briefmarke. Meistens (auch nicht immer) wurde der Tagesstempel von Oppeln nahe bzw. neben dem Handstempelaufdruck abgeschlagen. Der Handstempelaufdruck selbst ist nicht immer sauber (nicht immer vollständig) abgeschlagen.

Fazit: Vollständig abgeschlagene (= klar lesbare) Handstempelaufdrucke zentrisch in der Mitte der Briefmarke sind eher unüblich. Vollstempel als Entwertung sind auch eher unüblich. Dies schließt Originale nicht aus, kommt allerdings eher selten vor. Zentrisch abgeschlagene Handstempelaufdrucke sowie Vollstempel (Oppeln *1i bzw. Oppeln *1k) sind eher bei Fälschungen (Aufdrucktype II) üblich - bei vorliegenden Briefstücken gern auch rückseitig ein Prüfstempel von Max Haertel aus Oppeln (i.d.R. rot, zweizweilig, ohne Rahmen). Die Stempelfarbe vom Handstempelaufdruck ist m.W. wasserfest und verfärbt nicht beim Ablösen der Briefmarke (vom Briefstück).

Generell wurde gegen Ende der Gültigkeit (18./19.02.1920) der Oppelner Notausgabe vergleichsweise viel Material für den Sammlermarkt produziert (Aufdrucktype I), sowohl ungebraucht als auch aufgeklebt & gestempelt auf Briefstück. Der Literatur nach wurde der CIHS-Handstempel (Aufdrucktype I) anschließend unter Zeugen vernichtet. Anschließend (nach Gültigkeitsende) begann die Produktion von vergleichsweise umfangreicheren Sammlerbeständen mit dem vor Ort in Oppeln lagernden Reservestempel (Aufdrucktype II), welche heute als Fälschung angesehen wird.

In der Interalliierten Kommission befand sich auch ein Angehöriger, welcher in Frankreich im philatelistischen Fachhandel tätig war und wusste, wie man mit Briefmarken Geld verdienen konnte.

Dem Vernehmen nach hat der Sohn vom Prüfer Max Haertel nach dem Tode des Vaters (1935) aus dem Nachlass stammend weiter Oppelner Notausgaben als echt signiert und attestiert (ohne Fachkenntnis). Es gibt hier also nichts, was es nicht gibt. ;-)

Gruß
Stefan

[1] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/suchen/ablage/284
 
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