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Thema: Umgang zwischen den Sammlergenerationen
Das Thema hat 46 Beiträge:
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briefmarkenwirbler24 Am: 27.09.2014 10:51:03 Gelesen: 11672# 1 @  
Umgang zwischen den Sammlergerationen

Ich melde mich bezüglich eines aktuellen Problems, das von Richard und Andy schon indirekt im Thema "Schweizer Philatelistenverband vor unsicherer Zukunft" angesprochen hat, nämlich der "Verfall der Generationen".

Der Nachwuchs wird immer geringer und die älteren Sammler "sterben aus", daraus resultiert, dass auch die Anzahl der Sammler geringer wird. Es ist an der Zeit dagegen etwas zu unternehmen, wie beispielsweise mehr Werbung oder Aktionen, die die Jugendlichen ansprechen.

Auf Briefmarkenmessen gibt es immer sehr gute Möglichkeiten Jugendliche/Kinder vom Briefmarkensammeln bzw. der Philatelie zu berichten und sie dazu zu bringen ebenfalls mit dem Sammeln anzufangen. Um jedoch klein anzufangen ein Problem, was beispielsweise mich unheimlich stört:

Wenn ich auf Tauschtagen hier in der Umgebung bin, werde ich von den entsprechenden Vereinsmitgliedern behandelt, wie jemand der keine Ahnung von Briefmarken hat. Ich bekomme beispielsweise eine Plastiktüte in die Hand gedrückt wo Briefmarken von Bund/Berlin aus den 60´igern ´drin sind, noch dazu unabgelöst, wo ich mich frage hat derjenige das gemacht, um mir einen "Gefallen" zu tun oder wollte er einfach seinen Müll (Entschuldigung, dass ich das jetzt Müll nenne, aber es ist nun mal so) bei mir entsorgen.
Sammlervereine sind m.E. nicht offen für Neues und es gibt einfach nicht genügend Umschwung, deshalb, wie Andy schon geschildert hat, verschwindet der Nachwuchs auch immer mehr!

Was meint ihr dazu?

MfG

Kevin
 
Francysk Skaryna Am: 27.09.2014 11:02:33 Gelesen: 11663# 2 @  
Moin,

ich bin mir nicht so sicher, dass der Nachwuchs wirklich ausbleibt. Die Interessen sind ja in den verschiedenen Generationen gar nicht mal so rudimentär anders. Anders ist aber die Form der Organisation und Struktur - und auch das Problem ist nicht wirklich neu. Vieles wird und kann heute über das Internet gemacht werden. Dagegen ist nichts einzuwenden. Zu suchen ist ein Weg, Menschen in die Vereine zu bringen oder äquivalent dazu eine moderne Organisationsform.

Gruss
 
guy69 Am: 27.09.2014 11:44:46 Gelesen: 11646# 3 @  
Genau das ist der Punkt.

"Moderne Organisationsform"

Kinder oder Jugendliche in Vereinen zu organisieren macht keinen Sinn mehr. Man sammelt von zu Hause, wann immer man Lust dazu hat. Tauschmaterial, Tauschpartner, Literatur, Fachwissen etc. Holt man sich schnell und unkompliziert aus dem Netz.

Wer das alles im Internet bereitstellt, wird sich vor Zulauf kaum retten können.

Wo stehen die Verbände heute? Diese Frage kann sich jeder einmal selbst beantworten.

Harald
 
Cantus Am: 27.09.2014 12:56:10 Gelesen: 11615# 4 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#1]

Hallo Kevin,

es gibt da viele Probleme. Das hauptsächliche Hindernis der heutigen Zeit besteht nach meinem Eindruck darin, dass Kinder und Jugendliche vom Briefmarkensammeln abgehalten werden, aber vorrangig nicht von irgendwelchen älteren Sammlern, sondern von Gleichaltrigen, überwiegend aus der Schule, die man besucht. Es ist nicht nur ein Einzelfall, dass mir berichtet wurde, dass Kinder, die sich in der Schule als Briefmarkensammler geoutet haben, von da ab von allen Anderen geschnitten oder gemobbt werden und, um das zu vermeiden, mit dem gerade begonnenen Sammeln wieder aufhören.

Ich war da schon als Schüler anders und habe nie der Meute hinterhergehechelt, sondern meine Zeit so verbracht, wie mir das gefiel, aber ich war da die absolute Ausnahme, und bei dir dürfte das ähnlich sein. Schaue dich doch einmal in deinem Umfeld um, wer sich da schon als Persönlichkeit darstellt, oder wer nur das anhimmelt oder tut, was gerade übers Fernsehen oder über Jugendzeitschriften oder in einschlägigen Internetforen als das jeweils aktuell Tollste angepriesen wird. Wer ständig nur auf sein Handy starrt hat keine Zeit, sich mit Anderem zu beschäftigen, auch nicht mit dem Briefmarkensammeln.

Ein zweites Problem ist natürlich das der scheinbaren Dominanz von älteren Sammlern in den Vereinen. Wenn aber keine jüngeren Sammler in ausreichender Menge nachwachsen, führt das automatisch dazu, dass die Vereine durch den Tod ihrer bisherigen Mitglieder immer kleiner werden. Leider sind viele ältere Sammler intellektuell nicht in der Lage, sich in die Lage von Anfangssammlern hineinzuversetzen (obwohl sie selber doch auch einmal so angefangen haben dürften), oder aber es ist ihnen zu mühsam, sich da ausreichend einzubringen, wenn dabei für sie selber kein Gewinn bei herausspringt. In meinem eigenen "Heimatverein", dem "Berliner Ganzsachen-Sammlerverein", der überregional organisiert ist, ist das nach meinem Eindruck überwiegend nicht so, aber das dürfte wohl eher die Ausnahmne sein.

Zum Dritten ist sicher auch ganz allgemein das Internet daran schuld, dass kaum noch Briefmarken gesammelt werden. Ein bekannter Händler in Berlin hat mir einmal gesagt, dass 80% seiner Kunden zwar Sammler sind, aber mit dem Internet nichts zu tun haben wollen; die wenigen, die da übrigbleiben, finden sich dann hier oder in anderen Foren zusammen, aber auch davon gibt es nur ganz wenige, die sich mit eigenen Beiträgen auch tatsächlich beteiligen. Wenn die nachwachsende Jugend aber zuallererst die modernen Kommunikationsmittel nutzt, wie soll man da die beiden Blöcke zusammenbringen?

Viele Grüße
Ingo
 
Francysk Skaryna Am: 27.09.2014 13:28:04 Gelesen: 11593# 5 @  
@ Cantus [#4]

Ein zweites Problem ist natürlich das der scheinbaren Dominanz von älteren Sammlern in den Vereinen

Moin,

dann muss man aber auch fragen, ob und in wie weit die Bereitschaft vorhanden ist, auch mal ausgetretene Pfade zu verlassen. Dort, wo dies geschieht, gibt es ja durchaus einen höheren Anteil jüngerer und junger Sammler.

Den größten Fehler, den man machen kann - Kevin hatte es ja schon angesprochen - ist, junge Sammler nur als zukünftige Erwachsene zu sehen und sie nicht ernst zu nehmen. Wer so eine Erfahrung mehrmals macht, wird sich irgendwann fragen, was er in einem Verein eigentlich soll. Schade ist das, denn solche Menschen sind - zumindest erst mal auf absehbare Zeit - verloren.

@ Cantus [#4]

Zum Dritten ist sicher auch ganz allgemein das Internet daran schuld, dass kaum noch Briefmarken gesammelt werden.

Das aber nicht nur dadurch, dass sich das Sendungsaufkommen auf elektronische Wege [E-Mail] verlagert sondern auch dahingehend, dass es immer weniger interessante und / oder schön frankierte Briefe gibt, die ein Interesse wecken können.

Der Verkauf von Sondermarken bei der Deutschen Post finde ich zudem ausgesprochen hausbacken. Die Marken werden wie Bückware behandelt und man bappt lieber Label auf die Sendungen. Dabei kann man das den Postlern wohl nicht mal vorwerfen. Man hat (ich zumindest) den Eindruck, dass dies Methode hat, sprich von übergeordneter Stelle vorgegeben wurde.

Gruss
 
Cantus Am: 27.09.2014 13:52:33 Gelesen: 11580# 6 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#1]

Hallo Kevin,

du hast da folgende Äußerung getan:

Ich bekomme beispielsweise eine Plastiktüte in die Hand gedrückt wo Briefmarken von Bund/Berlin aus den 60´igern drin sind, noch dazu unabgelöst

Das ist genau das, was man bisher üblicherweise getan hat, um Jungsammlern den Einstieg ins Sammeln zu erleichtern. Es ist doch üblich, beim Sammeln bei Null anzufangen, also erst einmal Marken aus dem Tageseingang zusammenzutragen, von Freunden oder Verwandten Gleiches geschenkt zu bekommen, diese Marken einzuweichen, abzulösen, zu trocknen, zu sortieren und in Alben zu stecken. Das, was du dagegen tust, hat damit wohl kaum etwas zu tun.

Du hast das ungewöhnliche Glück, auf einer riesigen Sammlung, die vor dir über Jahrzehnte zusammengetragen worden ist, aufbauen zu können, das ist aber die absolute Ausnahme und hat mit Sammeln erst einmal nichts zu tun, denn Sammeln bedeutet erst einmal "Suchen und Finden", erst danach kommt die Wissenserweiterung und das damit Beschäftigen. Darüber hinaus scheinst du gut situierte Eltern zu haben, die dir auch den Erwerb von neuem Sammelgut oder Zubehör recht leicht machen. Es gibt aber auch andere Kinder und Jugendliche, die gerne sammeln, von ihren Eltern oder Großeltern aber überhaupt kein Taschengeld bekommen, weil schlicht und einfach zu wenig Geld da ist. Damit so z.B. die Kinder von Freunden von uns sich überhaupt einmal etwas kaufen können, bekommen sie von mir ab dem 8. Lebensjahr pro Monat 5 Euro und sie sind überglücklich damit. Und wie ist das bei dir?

Viele Grüße
Ingo
 
Francysk Skaryna Am: 27.09.2014 14:02:41 Gelesen: 11568# 7 @  
@ Cantus [#6]

Das ist genau das, was man bisher üblicherweise getan hat, um Jungsammlern den Einstieg ins Sammeln zu erleichtern.

Moin,

und wenn man es beim üblichen beläßt verfährt man womöglich 08/15. Hat man sich mit dem Menschen denn mal unterhalten?

Geschenke müssen ja nicht groß sein, damit hast Du ja vollkommen recht. Aber wenn sie nicht passen, kommen sie ja nun mal ganz offensichtlich nicht an und die Leute fühlen sich abgespeist. Einfach mal die Menschen ernst nehmen und mit ihnen sprechen.

Gruss
 
briefmarkenwirbler24 Am: 27.09.2014 17:54:00 Gelesen: 11489# 8 @  
@ Cantus [#6]

Hallo Ingo,

um auf deine Frage zurückzukommen:

Ich bekomme pro Monat 30 € Taschengeld und verdiene mir nebenbei immer mal etwas dazu. Ich habe, wie du schon angemerkt hast, das Glück gehabt eine große Sammlung zu erben, habe mich mit dieser aber intensiv auseinandergesetzt und so vieles an Wissen erweitert. Ich hatte/habe auch das Glück bei Köhler arbeiten zu dürfen und so meinen Horizont noch mehr zu erweitern. Aber ich finde Literatur genau so wichtig wie Marken, bspw. bei Mecklenburg-Schwerin habe ich noch keine einzige Marke, aber schon gute Literatur um mich später erst einmal damit auseinander setzen zu können.

Um es noch mal zusammenzufassen, ich habe keine riesigen Einnahmequellen, aber all mein Geld, was ich bekomme investiere ich meine Sammlung, und nicht nur Geld sondern auch viel viel Zeit. Ich denke, dass ich in meiner näheren Umgebung schon eine Ausnahme bin, aber wieso sollten nicht mehrere meinem Beispiel folgen? In meiner Klasse habe ich das Briefmarkensammeln als etwas sehr außergewöhnliches präsentiert und habe immer dafür gerade gestanden. Ich habe meinen Mitschülern meine Marken aus Alt-Schweiz gezeigt und deren Briefe und konnte damit Begeisterung hervorrufen! Es ist klar, dass wenn man sich dafür schämt, keiner einen für Ernst nimmt!

Wie dem auch sei, wenn man das Sammeln richtig präsentiert, kann man auch die "heutige Jugend" zum Sammeln bringen.

MfG

Kevin
 
briefmarkenwirbler24 Am: 27.09.2014 17:57:46 Gelesen: 11488# 9 @  
@ Francysk Skaryna [#7]

Guten Abend,

genau das meine ich auch, manchmal ist ein einfaches Gespräch viel besser als eine Tüte von Marken, da man sich so als akzeptiert fühlt.

MfG

Kevin
 
Marcel Am: 27.09.2014 18:38:44 Gelesen: 11460# 10 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#9]

Hallo Kevin!

Eine Episode bei einer Börse hatte mich davon abgehalten, einem Verein beizutreten, dann kommt es so wie Francysk Skaryna sagte, dass man nicht ernst genommen wurde und fern bleibt!

Als ich in Deinem Alter war, schnappte ich meine Reichssammlung und wollte wissen, was so für Werte drin stecken und worauf ich aufbauen kann. Man blätterte kurz durch, sagte mir 100 Mark und lasse sie gleich da. Ein Verkauf war aber nicht meine Absicht, drehte mich um und ging. Ich fühlte mich dementsprechend verarscht und falsch verstanden. Hier hätte man mich zu einen unverbindlichen Gespräch einladen können, oder man hätte gesagt: "Mensch komme doch mal vorbei und wir reden über deine Sammlung!"

Egal was für Werte drin stecken, aber bloß nicht enttäuschen, sondern eher noch ermutigen weiter zu machen, zu sagen: "Mensch du bist auf dem richtigen Weg, wir unterstützen dich!"

Hier bei Philaseiten habe ich das gefunden, was bisher fehlte: Verständnis unabhängig vom Alter und das Zuhören! Und genau hier sollte man anknüpfen, denn es hat jeder mal angefangen.

Heute würde ich gerne einen Verein aufsuchen, denn oft ist dort die entsprechende Literatur vorhanden und man muß sich nicht alles selber besorgen, aber es fehlt schlichtweg die Zeit. Mein Beruf (Schichtarbeit) und Familie (Frau Schichtarbeiter) lässt keinen Spielraum offen, um an Versammlungen oder Abenden teilzunehmen. Ich widme vorrangig die wenige Zeit meinen Kindern und dann meinem Hobby. Vielleicht ändert sich dies, wenn meine Kinder etwas größer sind.

Der nächste Aspekt, wie Ingo es sagt, sind die neuen Medien (Handy, Tablets usw.). Dieses ist der jüngeren Generation wesentlich wichtiger, als sich mit anderen Hobbys zu beschäftigen und oft wird dies vom Elternhaus nicht verhindert. Ich bin früher zu meinen Freunden gegangen, heute sitzt man sich gegenüber und schreibt SMS oder Whats app.

Dann sind da noch die Briefmarken selber. Über Motive kann man streiten, aber dennoch sind sie kaum noch anzutreffen auf Briefen in der Tagespost. Es geht alles nur noch über Stempel. Selbst die moderne Privatpost ist selten mit Marken frankiert. Um das Interesse der Kinder und Jugendlichen zu wecken, kann man auch vermehrt wieder auf Marken zurückgreifen. Dies gilt auch für Behörden(Dienst)post.

Es sind mehrere Faktoren m.E. dafür verantwortlich:

- der Sammler selber
- das liebe Geld
- die verflixte Zeit
- der Verein, die Verbände
- die Post (auch private)
- neue Medien
- usw.

Dies alles unter einen Hut zu bekommen, sehe ich als Problem.

schöne Grüße
Marcel
 
Briefmarkentor Am: 27.09.2014 19:33:56 Gelesen: 11427# 11 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#1]

Hallo Kevin,

ob es im Gegensatz zu früher wirklich am Nachwuchs mangelt, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich bin heute 38 Jahre alt und schon zu meiner Kinder- und Jugendzeit war ich als Briefmarkensammler ein Exot. Damals in der DDR gab es die ganzen technischen Spielereien übrigens noch nicht, die so gerne als Begründung für das Desinteresse der heutigen Jugend angeführt wird.

Fakt ist, das sich das Kommunikation - und Konsumverhalten radikal verändert haben. Weshalb genau soll ich einem örtlichen Briefmarkenverein beitreten? Ich sammle sehr spezialisiert und habe schon in den Foren mit ihren "tausenden" Nutzern Probleme, Gleichgesinnte zu finden, bzw. Interesse für mein Sammelgebiet zu wecken. Wie sieht es da erst in einem örtlichen Verein mit wenigen Mitgliedern aus?

Man darf nicht vergessen. Ein Verein ist ein Zusammenschluss Gleichgesinnter. Die einzige Schnittmenge, die ich sehe, ist die Beschäftigung mit Briefmarken. Dafür trete ich in keinen Verein ein. Da erwarte ich schon mehr.

Viele Grüße

Marko
 
ziffer-freak Am: 27.09.2014 21:19:01 Gelesen: 11362# 12 @  
An Nachwuchs scheint es ja tatsächlich eigentlich gar nicht zu mangeln - nur betreiben viele Sammler ihr Hobby heutzutage still, zu hause in ihrem Kämmerlein vor dem PC. Um ins wirkliche Sammlerleben einzutauchen, gehörten früher unwillkürlich auch Besuche von Tauschtagen, Börsen und Ausstellungen dazu. Die heutigen Medien ermöglichen es jedoch, dass "Jäger" ihre Trophäen - relativ mühelos - auch im Internet sammeln können. Bequem kann man sich x-tausende Angebote in aller Ruhe anschauen, aber auch gezielt nach speziellen Gebieten suchen. Dazu braucht man zwar nach wie vor viel Zeit und Geduld, jedoch fallen z.B. allein schon der Zeit- und Kosten-Aufwand für die Anreise weg.

In Foren wie diesem sehe ich einen zukünftigen "Ersatz" der altgedienten Vereine. Landesweit, kontinental, wenn nicht sogar weltweit, ist man so miteinander verknüpft, kann sich austauschen und hat zahlreiche Ansprechpartner für alle möglichen Bereiche. Vereine sind meist nur regional orientiert, an Versammlungen trifft man immer wieder die gleichen Gesichter, und an den Börsen die immer gleichen Wühlkisten, die man schon x-fach durchsucht hat. Zudem werden interessierte Neumitglieder oft argwöhnisch behandelt, und Jugendliche - wie es Kevin schon so schön geschildert hat - gar nicht ernst genommen.

Hilfe- oder Unterstützung-Suchende erhalten in den Vereinen meist kein Gehör für ihre Anliegen - wobei im Gegensatz dazu z.B. hier im Forum sich oft gleich dutzende um Antworten bemühen, und bereit sind zu helfen. Einzige Alternative sind dann höchstens noch (überregionale) ARGEn, oder kleine spezialisierte Gruppen, die sich meist ohne Unterstützung eines "Stammvereins" gebildet haben.

Die alten, verstaubten Vereine serbeln langsam dahin, und es bilden sich stattdessen neue, innovative Gruppierungen. Da diese allerdings meist keinen Vereinen angeschlossen sind, erscheinen sie natürlich auch nicht in der "Statistik" der Landes-Verbände. So entsteht allgemein der (allerdings falsche) Eindruck, es gäbe immer weniger Briefmarken-Sammler. Im Gegenteil: Es werden tatsächlich immer mehr. Nur bedienen sie sich halt der neusten Medien, Mittel und Wege, um ihrem Hobby zu frönen.

Würden sich die "alteingesessenen" Vereine einmal dazu aufraffen, sich neu zu orientieren, und auch den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden, würden sich auch deren Mitgliederzahlen wieder erholen, ja vielleicht sogar in die Höhe schnellen - wie Ende 19./Anfang 20. Jh., zu Gründungszeiten der meisten.

INNOVATION heisst das Stichwort. Man muss halt vielleicht ein Bisschen mehr FÖRDERN STATT FORDERN!

Liebe Grüsse
Andy
 
Cantus Am: 27.09.2014 23:18:01 Gelesen: 11309# 13 @  
Hallo zusammen,

ich will noch ein eigenes Erleben zum besten geben, was deutlich zeigt, warum manche Vereine in sich zusammenfallen.

Als ich vor knapp 20 Jahren als Großstädter von Berlin hierher aufs Land gezogen war, hatte ich, da ich niemanden kannte, überlegt, wie ich erste Kontakte knüpfen könnte; dabei fiel mir der Briefmarkensammlerverein in Seelow, unserer Kreisstadt, auf. Also habe ich mich aufgerafft und bin da einfach mal hingefahren, das jedoch, was ich da erlebt habe, war schon ziemlich herbe.

Das Treffen fand im Versammlungsraum der PDS (ehemals SED) an einem langen Tisch statt. Rechts und links vom Tisch saßen knapp zehn Sammler, jeder ein großes Bier vor sich. Am Kopfende erhob sich dann der Vorsitzende, hielt eine kurze Ansprache - und das war dann der gesamte "philatelistische" Teil des Abends. Der Rest bestand nur aus feuchtfröhlichem Beisammensein, von Tausch oder Vorzeigen von Sammlungen oder Erfahrungsaustausch zu Briefmarkenfragen oder Ähnlichem war absolut nichts vorhanden.

Ich habe in der Folge noch vereinzelt an solchen Treffen teilgenommen und dabei die damaligen Wunderkisten vom Jahnnusch mitgenommen, was zur Folge hatte, dass alle wie die Geier darüber hergefallen sind, für mich selber sprang dabei aber rein gar nichts heraus, ich hatte nur privat die Portokosten zu tragen. Nachdem sich schließlich der Vorsitzende noch auf meine Kosten bei so einer Auswahl erheblich bereichert hatte (er hatte nur besseres Matereial entnommen, aber nur Müll beigefügt) und ich so gezwungen war, aus meinen eigenen Beständen für die nächsten Teilnehmer an der Rundsendung besseres Material beizusteuern, habe ich fortan den Kontakt zu dieser Vereinigung gemieden; andere Briefmarkensammlervereine gibt es hier aber nicht.

Wenn so jedoch bereits Ältere (ich war damals Mitte Vierzig) vergrault werden, wie müssen sich da erst jüngere Sammler fühlen, wenn sie den Kontakt zu einem Verein suchen? Ich habe daraus die Konsequenzen gezogen und bin nur noch in überregional aktiven Vereinen und ARGEn organisiert, das bringt mir und meinen Sammelinteressen erheblich mehr. Und die damals fehlenden Kontakte haben sich längst auf vielerlei andere Art und Weise ergeben.

Viele Grüße
Ingo
 
Wachauer Am: 27.09.2014 23:41:21 Gelesen: 11297# 14 @  
Verehrte Sammlerfreunde,

ich kann der immer wieder geäußerten Theorie: die Vereine sind schuld am fehlenden Nachwuchs“ nicht wirklich etwas abgewinnen.

Würden sich die "alteingesessenen" Vereine einmal dazu aufraffen, sich neu zu orientieren, und auch den neuen Bedürfnissen gerecht zu werden, würden sich auch deren Mitgliederzahlen wieder erholen, ja vielleicht sogar in die Höhe schnellen - wie Ende 19./Anfang 20. Jh., zu Gründungszeiten der meisten.

Bei kaum einem von uns stand am Beginn seiner Leidenschaft des Briefmarkensammelns ein Verein oder Verband. Irgendwann im Laufe der Zeit gibt es meist einen oder mehrere Sammler aus Fleisch und Blut, mit dem man sich über die Sammelleidenschaft austauschen kann – solche sind naturgemäß in Briefmarkensammlervereinen überrepräsentativ vertreten. Ein gleichwertiger Ersatz für den persönlichen Kontakt werden Internet und Foren in einer gesunden Gesellschaft nicht werden, aber eine tolle Ergänzung und eine Bereicherung für unser Hobby.

Briefmarkensammler- bzw. Philatelisten-„Vereine“ sind keine außerirdische Spezies – sie bestehen aus Briefmarkensammlern bzw. Philatelisten wie du und ich. Die (meist) älteren Herren dort wurden nicht im Verein als Vereinsmitglieder oder Funktionäre geboren, sondern haben irgendwann ihre Leidenschaft zum Briefmarkensammeln entdeckt und sie haben sich erst dann im Laufe ihres Sammlerlebens dazu entschlossen, sich einem Verein anzuschließen, dessen Mitglieder im Bereich der Philatelie ähnliche oder gleiche Interessen haben.

Und wenn wir nicht hingehen, ist es wie im Krieg und bei der Wahl: Wir haben keinen Einfluss darauf, was geschieht.

es bilden sich stattdessen neue, innovative Gruppierungen.

Diese innovativen Gruppierungen (vor Allem die Innovationen) kann ich außerhalb der organisierten Philatelie (Verband, Verein) noch nirgends wirklich sehen.

Herzliche Sammlergrüße
Gerhard (Wachauer)
 
Francysk Skaryna Am: 28.09.2014 10:43:16 Gelesen: 11234# 15 @  
@ ziffer-freak [#12]

In Foren wie diesem sehe ich einen zukünftigen "Ersatz" der altgedienten Vereine.

Moin,

Ersatz? Na das halte ich - und das ist ja auch schon im weiteren Verlauf der Diskussion angeklungen - auf absehbare Zeit dann doch für etwas optimistisch. Es ist in der Tat eine Ergänzung. Sie wird auch ganz offensichtlich angenommen - und das nicht nur von jungen Menschen sondern generationsübergreifend.

Wenn es doch ganz offensichtlich gelingt, dass sich mehrere Teilnehmer in Foren um eine Antwort bemühen, stellt sich die Frage, warum das in den Vereinen nicht funktioniert? Die Probleme sind dann doch wohl emotionaler oder struktureller Natur.

Gruss
 
briefmarkenwirbler24 Am: 28.09.2014 10:45:50 Gelesen: 11233# 16 @  
Guten Morgen,

niemand hat behauptet, dass Vereine Schuld an mangelndem Nachwuchs haben, lediglich tragen sie sehr dazu bei, wenn, wie Ingo bspw. geschildert, sie Neuankömmlinge so dreist behandeln und nur ausbeuten.

Ich glaube eines der größten Probleme ist die heutige Politik der Post, es werden überwiegend Freistempel verwendet und die Sondermarken werden m.E. auch nicht gerade schöner (ist natürlich eine subjektive Meinung). Dadurch bekommen viele Menschen einen falschen Eindruck von Briefmarken und lassen sich abschrecken.

In meiner Region, in Neuwied, sind bei Großtauschtagen kaum mehr Sammler anzutreffen, sondern eher Händler, die ihre Marken für Mondpreise verkaufen, oder die Deutsche Post, die versucht ihre Neuheiten unter die Leute zu bringen! Was vermittelt das denn für einen Eindruck an Neulinge?

MfG

Kevin
 
Francysk Skaryna Am: 28.09.2014 10:50:56 Gelesen: 11227# 17 @  
@ briefmarkenwirbler24 [#16]

niemand hat behauptet, dass Vereine Schuld an mangelndem Nachwuchs habe

Moin,

Das ist so glaube ich auch nicht angekommen. Nur nutzen viele Vereine ihr Potential nicht.

Gruss
 
Francysk Skaryna Am: 28.09.2014 11:43:17 Gelesen: 11212# 18 @  
Moin,

Nachtrag:

Es ist denke ich ein Irrtum davon auszugehen, dass die von Cantus beschriebenen Auswahlheftbereicherer nicht auch im Internet auftreten. Jene Anbieter bei eBay und vergleichbaren Plattformen, vor denen Lars Böttger immer wieder warnt, passen in diese Kategorie.

Gruss
 
guy69 Am: 28.09.2014 12:30:40 Gelesen: 11192# 19 @  
@ Francysk Skaryna [#15]

Ersatz? Na das halte ich - und das ist ja auch schon im weiteren Verlauf der Diskusion angeklungen - auf absehbare Zeit dann doch für etwas optimistisch. Es ist in der Tat eine Ergänzung. Sie wird auch ganz offensichtlich angenommen - und das nicht nur von jungen Menschen sondern generationsübergreifend.

Wenn man "eine Ergänzung" durch "die Zukunft" ersetzt ist selbst für die vielen Zweifler die Erde rund und keine Scheibe mehr.
 
ziffer-freak Am: 29.09.2014 02:16:55 Gelesen: 11071# 20 @  
@ Wachauer [#14]

Logisch, dass bei keinem anfangs ein Verein stand. Aber wenn man sein Hobby mit der Zeit ernsthafter und intensiver betreiben wollte, kam man nicht darum herum. Versammlungen, Börsen, Tauschtage und Ausstellungen waren ja schliesslich meist die einzige Möglichkeit, an neues Material und Informationen zu kommen.

Die Innovationen findest du fast ausschliesslich nur ausserhalb der Vereine. Mach die Augen auf! Die "Alten" verabscheuen und verhöhnen solche höchstens. Dazu werden Neulinge, die eigentlich Hilfe gut gebrauchen könnten, gar nicht ernst genommen, übervorteilt und verspottet, anstatt sie an den eigenen Erfahrungen teilhaben zu lassen.

Ein Beispiel aus meinem Umfeld:

"Motiv-Sammler" werden in unserem Verein (dem Philatelisten-Verein Luzern) von den "Herren Philatelisten" ja leider noch immer verpönt und nicht ernst genommen. Da dies auch genauso in umliegenden Vereinen der Fall war, gründete sich die Motivsammler-Gruppe "Luzerner Löwen". Die meisten der rund 40 Mitglieder sind auch in einem Verein, sind selbst aktive Aussteller, und nehmen auch jeweils an den Treffen der Gruppe teil! Alleine am letzten Treffen konnte allen 8 Teilnehmern an der letzten "Stufe II"-Ausstellung zu ihren erfolgreichen Medaillen-Rängen und Ehrenpreisen gratuliert werden.

Anmeldungen für Ausstellungen, sowie Fahrgemeinschaften zu denselben werden jeweils organisiert. Es gibt auch keine Mitgliederbeiträge, für die Treffen stellt uns die Auktionsfirma Rölli kostenlos ihre Räume zur Verfügung (die mittlerweile leider verstorbene Frau des Gründers und seine Tochter - die heutige Inhaberin sind, resp. waren selbst auch aktive "Motivler" und auch an der Gründung der Gruppe mitbeteiligt), die Leiterin der Gruppe und ihr Ehemann organisieren sogar jeweils einen leckeren Imbiss und verschicken auch alle Einladungen auf ihre eigene Rechnung.

Als in mir, erstmals vor ca. 2 Jahren, der Wunsch aufkam meine Sammlung ebenfalls auszustellen, wandte ich mich hilfesuchend an ein paar erfahrene Aussteller unseres Vereines. Keiner war bereit, mir zu helfen, oder mich zu beraten! Die Leiterin der "Luzerner Löwen" bekam dies zufällig einmal mit, und sagte spontan zu mir "Komm zu uns, wir helfen dir!". Daraufhin ging ich erstmals zu einem dieser Treffen. Ich war überwältigt von der Freundlichkeit, mit der ich aufgenommen wurde, obwohl ich ja eigentlich ein "Klassischer" und kein Motiv-Sammler war. Mein Vorhaben musste ich zwar seither leider vorerst zurückstecken, aber ich habe nun vor, nächstes Jahr erstmals auszustellen.

Genauso wie übrigens auch unser Jüngster. Er ist gerade mal 12, und sammelt Panda-Bären. Wir beide können auf die Unterstützung der anderen zählen, damit wir auch unser Ziel erreichen.

DAS sind Innovationen, Gerhard!

Liebe Grüsse
Andy
 
Wachauer Am: 30.09.2014 00:15:36 Gelesen: 10949# 21 @  
@ ziffer-freak [#20]

Die "Alten" verabscheuen und verhöhnen solche höchstens. Dazu werden Neulinge, die eigentlich Hilfe gut gebrauchen könnten, gar nicht ernst genommen, übervorteilt und verspottet, anstatt sie an den eigenen Erfahrungen teilhaben zu lassen.

Diese Erfahrung habe ich so nicht gemacht - übervorteilt bin ich auch schon geworden, aber „Mach die Augen auf!" auch im Internet ist das schon vielen passiert.

Sicherlich können viele von uns auch über negative Erfahrungen mit Vereinen und anderen Sammlern berichten. Das schließt aber positive Kontakte und Erfahrungen nicht aus. Oft ist es auch nicht der erstbeste Verein, der für die eigenen Interessen passt.

Ich könnte aber auch über sehr negative Erfahrungen mit Internet-Sammler-Foren berichten!

Dennoch stelle ich aus meiner Sicht auch in Verband und Vereinen eine größere Offenheit für Neues fest, den „Stein der Weisen“ hat aber vermutlich noch niemand erfunden.

Innovationen der „organisierten Philatelie“, die mir auf die Schnelle so einfallen:

Beteiligung eines Vereines an den NÖKISS (Niederösterreichischen Kinder-Sommerspielen) mit Briefmarken-Workshop.

Jugendcorner bei Großtauschtag (St.Pölten 5. Oktober)

2012 Durchführung einer 100 Rahmen-Wette – Der Verbandspräsident wettete mit der Jugendreferentin des Verbandes, es wäre keine Ausstellung mit 100 Jugend-Exponaten zustande zu bringen – Die Wette hat er verloren: 2012 wurde in Herzogenburg/Niederösterreich die Wette eingelöst und über 100 neue 1-Rahmen Jugendexponate im Rahmen der Kinder-Sommerspiele (NÖKISS – mehrere Tausend Besucher) präsentiert.

Schaffung einer Offenen Klasse, einer Klasse für Ansichtskarten und der 1-Rahmen-Einstiegs-Klasse.

Der Austria-Junior-Cup ist ein philatelistischer Jugend-Gruppenwettbewerb, nicht nur Gruppen aus Mitgliedsvereinen des VÖPh sind zugelassen, auch Mannschaften aus anderen Jugendorganisationen, aus Schulklassen etc. können teilnehmen.

Austria-Cup: Mannschaftswettbewerb

Seit 2012 Herausgabe jährlich einer Jugendmarke, mit kleinem Zuschlag. Der Zuschlagsertrag fließt zur Gänze der Jugendarbeit des Verbandes zu. Gestaltung der Jugendmarke durch Jugendliche, Sieger (und Gestalter der Briefmarke) ermittelt in einem bundesweiten Wettbewerb.

Auch das sind Innovationen!

Auf jeden Fall aber: Viel Freude und Erfolg mit den Exponaten von dir und deinem Jüngsten!

Herzliche Sammlergrüße
Gerhard
 

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