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Thema: Finanzierung von Auktionskäufen
10Parale Am: 22.02.2017 22:18:32 Gelesen: 5960# 1 @  
Liebe Foren-Mitglieder,

ein jeder kennt es. Der Autohändler um die Ecke bietet günstige Finanzierung für den Neuwagen über die Autobank. Der Elektrohändler verkauft seine überdimensionalen Farbfernsehgeräte mit 0%-Finanzierung.

Das Finanzierungsgeschäft scheint also zu florieren. Ich fände es prima und vorteilhaft, wenn auch der Auktionshandel, - Bonität beim Kunden vorausgesetzt -, diese Dienstleistung anbieten würde.

Dadurch würde der Markt meiner Ansicht nach belebt werden, weil sich auch der/die Sammler/in mit geringem oder durchschnittlichen Einkommen ein Traum erfüllen könnten.

Mir ist auch bewusst, dass Briefmarken keine Konsumgüter sind, die einer Abnutzung unterliegen ähnlich einem Neuwagen oder einem Fernseher. Im Gegenteil. Ihr potentieller Wert kann während der Dauer der Rückzahlung ja auch steigen und macht die Zinskalkulation extrem schwierig.

Wie ist Eure Meinung oder Einschätzung zu diesem Thema? Möchte auch nichts kommentieren, sondern es interessiert mich einfach, wie geneigte Sammler zu diesem Thema stehen.

Liebe Grüße

10Parale
 
Wolffi Am: 22.02.2017 22:26:18 Gelesen: 5951# 2 @  
@ 10Parale [#1]

Wenn ich etwas haben möchte, was ich mir nicht in vollem Umfang leisten könnte, würde ich keine Ratenzahlung/Finanzierung wünschen, sondern mir jeden Monat einen machbaren Betrag zur Seite legen und kaufen, wenn das Geld reicht.

'Auf Pump' mag ich gar nicht. Nicht für's private Vergnügen jedenfalls.
 
Heinrich3 Am: 22.02.2017 22:46:05 Gelesen: 5929# 3 @  
@ 10Parale [#1]

Wenn ich von mir ausgehe, kann ich nur sagen, daß ich wegen meines hohen Alters (79) nicht mehr kreditwürdig bin. Deshalb MUSS ich eben sparen für den Fall, daß ein größerer Betrag nötig wird - nicht nur für Briefmarken.

Bei kreditwürdigen Menschen sähe ich darin kein Problem, wenn sie selbst keines sehen.

Kauf auf Kredit ist heutzutage ein normaler Vorgang, der allerdings bei den Kaufleuten im philatelistischen Gewerbe noch unüblich ist. Da Auktionatoren viel fremde Ware anbieten, müßte man sich an den Verkäufer wenden. Der wird jedoch oft geheim gehalten.

Aber was steht dagegen, einfach bei der Hausbank das Kredit-Limit zu nutzen oder einen Konsumenten-Kredit aufzunehmen?

Übrigens sähe ich bei Auktionatoren einen Nebenverdienst darin, Kredite für ihre größeren Objekte zu vermitteln.

Also auf zu größeren Käufen!

Heinrich
 
bignell Am: 22.02.2017 22:47:46 Gelesen: 5929# 4 @  
@ 10Parale [#1]

Hallo 10Parale,

bei Finanzierung bekommt man die Rabatte nicht, die man bei Barzahlung bekommen könnte, würde man sie verlangen. Deshalb ist 0%-Finanzierung den Begriff nicht wert.

Lg, harald
 
drmoeller_neuss Am: 23.02.2017 07:08:53 Gelesen: 5868# 5 @  
Wie soll die Finanzierung durch Auktionshäuser in der Praxis funktionieren?

Der Auktionskunde möchte eine Ratenzahlung und der Einlieferer möchte am liebsten einen Vorschuss auf seine Einlieferung, und wenn das nicht geht, wird der Einlieferer auf einer schnellen Abrechnung bestehen.

Sind Auktionshäuser Banken?

Andere Handelshäuser (Möbel, Autos) können nur deswegen den Endkunden finanzieren, weil sie das verlängerte Zahlungsziel an ihre Lieferanten durchreichen. Zahlungsziele von 90 Tagen an Lieferanten sind in der Industrie keine Seltenheit - trotz 0%-Zinsen.

Dieses Modell funktioniert bei Briefmarkenauktionshäusern nicht.
 
wuerttemberger Am: 23.02.2017 08:05:34 Gelesen: 5844# 6 @  
Von diesem Vorschlag halte ich überhaupt nichts. Es gibt genügend Außenstände von Auktionshäusern und Händlern untereinander. Das ging schon mal so weit, dass ein kleineres Auktionshaus mit einem Gesamtgebot seiner Gläubiger auf dessen letztee Auktion abgewickelt wurde.

Jetzt auch noch die Privatkunden mit ins Boot zu holen, nur um die Umsätze anzukurbeln halte ich für keine gesunde Entwicklung. Die Finanzkrise von vor 10 Jahren lässt grüßen!

Gruß

wuerttemberger
 
mausbach1 (RIP) Am: 23.02.2017 08:14:12 Gelesen: 5839# 7 @  
Finanzierung von "Gebrauchsgütern":

Ein Sammlerfreund, ein nicht gerade "kleiner" Bediensteter im Bankgewerbe, sagte vor einiger Zeit:

Ca. 90% aller Autokäufe werden über Ratenzahlungen getätigt und ca. 75% aller Urlaubsreisen - da verschlug es mir die Sprache.

Jetzt auch noch Ratenzahlungen in der Philatelie? Obwohl mir bekannt ist, daß Auktionshäuser gewisse Kunden dieses einräumen, halte ich es für nicht gut.
 
22028 Am: 23.02.2017 09:25:56 Gelesen: 5802# 8 @  
Finanzierung von Auktionsangeboten gibt es schon länger, das muss halt vorab mit den Häusern vereinbart werden. Ich nutze das nicht sondern lege mir monatlich Geld zurück das dann bei Bedarf verwendet wird.

Oft ist es so dass längere zeit nichts interessantes angeboten wird, dann sammelt sich einiges an leider ist es oftmals so dass dann die Interessante Angebote wie eine Lawine anrollen so dass selbst das Angesparte kaum ausreicht, dann müssen andere Reserven angebrochen werden.
 
StefanM Am: 23.02.2017 09:48:28 Gelesen: 5778# 9 @  
Ich denke nicht, daß es sich für ein Auktionshaus lohnt ein solches Angebot vorzuhalten, kann mir aber vorstellen, daß Auktionshäuser immer ein offenes Ohr haben, wenn es um ein mögliches Geschäft geht. Also einfach fragen was geht.
 
blizzi Am: 23.02.2017 11:23:05 Gelesen: 5735# 10 @  
@ Wolffi [#2]

Recht so, Wolffi.

grüsse blizzi
 
olli0816 Am: 23.02.2017 12:04:25 Gelesen: 5712# 11 @  
Ich persönlich würde niemals für ein Hobby etwas auf Pump kaufen. Ich versuche das zu vermeiden, wo es geht und bin dabei sehr erfolgreich. Seien wir mal ehrlich: Es wird so viel angeboten, dass ich immer irgend etwas interessantes sehe. Selbst bei den Rücklosen, die man günstiger bekommen kann. Von daher läuft mir speziell bei Briefmarken nichts davon.

So weit ich gelesen habe, bieten ein paar Auktionshäuser ab einer bestimmten Kaufsumme das an. Von daher schätze ich, dass dies auch wahrgenommen wird. Andererseits wenn ich tatsächlich eine gute Bonität habe, bekomme ich auch von der Bank Geld. P2P gibts auch, wenn die Bonität nicht so gut ist. Möglichkeiten sind also da, wenn es von jemanden gewünscht ist.
 
Cantus Am: 23.02.2017 15:35:41 Gelesen: 5642# 12 @  
Ich denke, dass es durchaus Situationen geben kann, wo ich als Sammler in einem Zwiespalt bin, was zu tun ist; im letzten Jahr gab es so eine Situation. Da wurde bei Gärtner ein Posten mit 75 Belegen angeboten, von denen ich einige wenige in den letzten Jahren vereinzelt kaufen konnte, in dieser Vielfalt aber noch nie gesehen hatte. Nach solchen Belegen hatte ich schon mehr als dreißig Jahre gesucht und das ist eine sehr lange Zeit, als Ganzsachen sind sie aber teilweise extrem selten und deshalb so gut wie nie im Angebot. Der Posten hatte einen Ausruf von 750 Euro und um ihn mit Sicherheit zu bekommen, hätte ich mindestens das Dreifache bieten müssen. Das aber überstieg meine finanziellen Möglichkeiten als Rentner.

Im letzten Jahr hatte ich durchschnittlich jeden Monat vier Auswahlsendungen von Vereinen mit einer Entnahme im Wert von je 100 Euro pro Sendung. Zusätzlich hatte ich krankheis- und behinderungsbedingt jeden Monat etwa 1.000 Euro unerwartete Zusatzkosten zu tragen, die mir von keiner Seite zurückerstattet wurden. Das hat meine finanziellen Reserven doch stark angegriffen und da ich nicht abschätzen konnte, wie sich das in diesem Jahr noch fortsetzen würde, habe ich schließlich zähneknirschend auf ein Gebot verzichtet, aber auch heute noch denke ich mit großem Bedauern daran zurück, denn nochmals dreißig Jahre warten, das werde ich wohl zu Lebzeiten nicht mehr erleben.

In der Vergangenheit hatte ich einmal jährlich bei Hilmer in München für jeweils mehr als 1000 Euro gekauft, einen Teil angezahlt und den Rest dann so übers Jahr abbezahlt, dass ich bei meinem nächsten Besuch in München wieder ausreichend liquide war. So etwas hätte ich mir hier bei Gärtner auch gewünscht, da es aber in der Form nicht angeboten wurde, musste ich leider verzichten. Und ein Privatkredit ist als Rentner bei bereits laufenden Verpflichtungen nur schwer zu bekommen.

Viele Grüße
Ingo
 
10Parale Am: 23.02.2017 21:12:47 Gelesen: 5541# 13 @  
@ alle

Na, Dankeschön, das sind ja nach einem Tag schon eine Menge interessanter Stellungnahmen.

Ein Aspekt noch am Rande:

Gehe ich zu meiner Hausbank (ich verrate nicht welche) denken die vielleicht, "hat der keine andere Sorgen"?

Ein Auktionshaus dürfte mehr Sinn für die Inspiration eines Sammlers hegen, ganz abgesehen vom Eigennutzen, was solch ein Geschäft womöglich bringt.

@ cantus [#12]

Der Posten hatte einen Ausruf von 750 Euro und um ihn mit Sicherheit zu bekommen, hätte ich mindestens das Dreifache bieten müssen

Das ist ganz genau der Punkt den ich persönlich meine. Das große Ding, der große Wunsch, etwas, wonach man 30 Jahre Ausschau hielt und was in den nächsten 30 Jahren wieder von der Bildfläche (dem Markt) verschwindet. Auf jeden Fall kann ich dem Bericht entnehmen, dass der Wunsch, die 75 Belege bei Gärtner zu erwerben, doch sehr sehr groß war. Was Rentnerdasein betrifft, kenne ich die Problematik von meiner Mutter. Als mein Vater verstarb, wurde Ihr Dispolimit von der Bank vom einen Tag auf den anderen auf 0,-- Euro gesetzt. Die deutschen Banken trauen den Rentnern nicht viel zu, ein großer Fehler in meinen Augen.

Ich muss die Beiträge hier noch ein paar mal lesen und mir Gedanken machen, auf jeden Fall vielen Dank.

Liebe Grüße

10Parale
 
Heinz 7 Am: 24.02.2017 14:07:25 Gelesen: 5432# 14 @  
@ 10Parale [#13]

Lieber Kollege,

nach meinen Informationen "spielen" die Auktionshäuser sehr oft die Rolle der Hausbank und gewähren ihren Kunden oft erstaunlich hohe/lange Kredite. Viele Sammler haben offenbar grosse Finanzierungsprobleme ihrer Einkäufe, was natürlich ganz generell Fragen aufwirft. Ein gutes Mittel ist, dass der Auktionator das Stück erst ausliefert, wenn es vollständig bezahlt ist; dann ist der Anreiz da, das Geld bald zusammenzutragen. Wenn man sich mit Krediten aushilft, bleibt immer das Problem der Amortisation. Darüber sind schon viele Sammlerfreundschaften zerbrochen!

Hat man also ein grosses Ziel im Auge, kann man - vorgängig! - beim Auktionator anfragen, ob man (zum Beispiel) den Kaufpreis über 12 Monate abzahlen kann. Vermutlich werden viele Auktionatoren ein Entgegenkommen wohlwollend prüfen. Allerdings ist die Aufregung natürlich gross und meist ja auch unnötig, denn wer führt schon gerne solche etwas peinlichen Verhandlungen? Und oft erhält man ja an der Auktion auch nicht das Gewünschte.

Also: Ein schwieriges Thema, in der Tat.

Heinz
 
stephan.juergens Am: 25.02.2017 08:32:19 Gelesen: 5311# 15 @  
@ drmoeller_neuss [#5]

Sind Auktionshäuser Banken?

Es gibt zu mindestens ein größeres Auktionshaus (http://www.auktionen-gaertner.de -> dort unter Presse, FAZ 04.05.2015) welches diese Frage in der Selbstdarstellung bestätigt.

Der "normale" Einzelhandel gibt diese Kredite nicht selbst - Ratenzahlungen werden i.d.R. über Banken abgewickelt. Der Einzelhändler gibt die Daten des Kunden in den Computer ein - die Entscheidung, ob es den Kredit gibt, trifft die Bank meist innerhalb von wenigen Minuten (Schufa-Auskunft, etc gehen heute recht flott).

Mit der Ratenzahlung etc hat der Einzelhändler nichts zu tun - dass läuft übrigens völlig gleich, ob man das bei Media-Markt macht oder beim Fahrradhändler um die Ecke - wobei mein Fahrradhändler sehr viel flexiblere Konditionen hatte (es gab mehrere Zinsmodelle, darunter eines, wo ich ein wenig Zinsen zahlen konnte, der Händler sein Geld aber sofort bekam und mir deshalb Rabatt gab). Diese 0% Angebote rechnen sich für die Banken aus zwei Gründen: Zum einen müssen sie bei der Bundesbank für geparkte Gelder Gebühren zahlen, zum Anderen kommen sie an Daten von Kunden: Für jeden Ratenkredit bekommt man mindestens 3 Jahre lang Post mit Kreditangeboten.

Was die Auktionshäuser angeht: Ratenzahlung ist nahezu bei jedem Auktionshaus möglich. In vielen Auktionsbedingungen stehen kleine Sätze wie "Ratenzahlungen müssen vor der Gebotsabgabe ausgehandelt werden" oder "Ratenzahlung nur nach Absprache". Aber auch ein "Die Ware bleibt Eigentum des Verkäufers bis zur vollständigen Bezahlung" muss man so lesen, das Ratenzahlungen nicht völlig ausgeschlossen sind.

Nur: kein Auktionator wird massiv damit werben. Das Kerngeschäft der Auktion ist es, Ware schnell an den Höchstzahlenden zu bringen - Ratenzahlungen etc passen eher in das Kerngeschäft eines Händlers (denn eines Auktionators).

Ähnlich ist es mit den Startpreisen in den Auktionspreisen: wem der Preis im Katalog zu hoch scheint - einfach mal ein niedrigeres Gebot abgeben (Vorsicht - diese sind genauso bindend wie Höhergebote - sprich wenn der Auktionator (im Namen des Verkäufers) das Untergebot annimmt, muss man auch zahlen).

Apropo: Die Kombination Untergebot und Ratenzahlung kommt nicht so gut - bei einem Los für 100 € wird das wohl eher abgelehnt werden, bei einem Los über 3 Mio € läßt sich da vermutlich drüber verhandeln.
 
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