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Thema: 18. Jahrhundert: Corpus Constitutionum Marchicarum, Patent 1712
Markus Pichl Am: 30.07.2017 22:55:19 Gelesen: 4493# 1 @  
Hallo,

mir liegt nachstehendes, gedrucktes Patent vom 17.Februar.1712 vor. Darauf ist ein Trockensiegel Friedrich des I. nebst seiner aufgedruckten Unterschrift angebracht. In rechter unterer Ecke die aufgedruckte Unterschrift Ernst Bogislav von Kameke (Staatsminister und General-Postdirektor, letzteres von 1711 bis 1719) [1]

Im vierten Teil des Werkes "Corpus Constitutionum Marchicarum, Oder Königl. Preußis. und Churfürstl. Brandenburgische in der Chur- und Marck Brandenburg ...", kann ich genau dieses Patent nicht finden. Wobei sich mir die Frage stellt, ob ich einen Fehler mache oder das Werk nicht vollständig ist?
[2]

Leider kann ich den Inhalt des Patents nicht vollständig "übersetzen". Das Blatt ist größer als DIN A4 und scheint zuvor irgendwo eingebunden gewesen zu sein. Das Blatt ist vorder- und rückseitig bedruckt. Da Seite 1 nicht kpl. vom Scanner erfasst werden kann, habe ich diese auf zwei Scans aufgeteilt.





Wer hat so etwas schon einmal gesehen bzw. kann eine Auskunft hierüber geben? Oder auch gerne einfach nur bei der "Übersetzung" helfen?

Ja, ich weiß, das ist Postgeschichte aus der "Steinzeit" und bunt frankierte Belege machen mir persönlich auch mehr Freude. Aber irgendwie muß ich da jetzt durch. (smile)

MfG
Markus

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Bogislav_von_Kameke
[2] https://books.google.de/books?id=hSVHAAAAcAAJ&pg=PR157-IA70&lpg=PR157-IA70&dq=1712+Preussen+Friedrich+I.+Patent+Post&source=bl&ots=03pdz5xCkd&sig=JJI_vw4y7yKOi7kjIBtzb2Wc94A&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiaj9fO3LHVAhVKa1AKHSRoDUAQ6AEINTAC#v=onepage&q=1712%20Preussen%20Friedrich%20I.%20Patent%20Post&f=false
 
Markus Pichl Am: 30.07.2017 23:34:11 Gelesen: 4477# 2 @  
Hallo,

mich beschäftigt aber noch eine andere Frage. Mit welchem Druckverfahren mag man im Jahre 1712 ein derartiges handschriftlich geschriebenes Patent vervielfältigt haben?

Das Trockensiegel ist geprägt, die braune Farbe sieht wie gedruckt aus.

Fragen über Fragen.

MfG
Markus
 
Max78 Am: 31.07.2017 00:52:03 Gelesen: 4466# 3 @  
Servus Markus,

hier die textliche Umsetzung auf die Schnelle (ein paar wenige Stellen habe ich "verneudeutscht"):

Demnach Seiner Königlichen Mayestät in Preußen und Unsern allergnädigsten König und Herrn gehorsamst vorgetragen worden, was gestalt in dero Clevischen Landen die Correspondenten sich weigeren, das Porto bey dero Posten bis zum Gräntz-Postambt zu erlegen, sondern deshalb lieber bey denen durch die dortige Städte passierenden Fürstl. Taxischen Posten, alwo Sie ohne Francogeld angenommen werden, aufzugeben, höchstgedachte Seine Königliche Mayestät aber jetztgedachter frembden Post zwar an einigen Örthern auf gewiße Bedingungen die freye Passage und Wechselung, an keinem aber die Colligirung und Distribuirung der Briefe und kleinen Paquete, noch die Abfertigung sothaner Post andern als dero eigenen Postbedienten gestattet haben. Diesen auch bey harter Straffe verbothen ist, durch selbige einige Briefe abzusenden, welche durch die Königl. Posten bestellet werden können. Als wollen und verordnen mehrhöchstgedachte Seine Königliche Mayestät hiermit und Krafft dieses, daß alle diejenige so nach auswärtigen Landen destinierte Briefe auf die Post geben, sich der Franquirung bis zum Gräntz-Postambt dero Post-Reglement gemäß schlechterdings submittiren, oder wiedrigenfalls gewärtigen sollen, daß ihre Briefe bey denen durchgehenden Taxischen Posten ebenfalls nicht werden bestellet sondern liegen gelassen werden. Wornach dann männiglich sich gehorsambst zu achten hat. Signatum Cölle an der Spree den 17. Februar 1712

Patent, daß die Correspondenten in den Clevischen Landen, sich der Franquirung ihrer Briefe bis zum Gräntz-Postambt, submittiren sollen


in dieser Zeit wurden solche Schriften durch Schreiberlinge vervielfältigt. Ich hatte mal Gerichtsakten aus dem Jahre 1754, die durchbuchstabiert waren (a,b,c,d, usw.). Eventuell bedeutet die 2 neben dem Sigel gleich "Kopie Nr. 2" (auf dem oberen Blatt ist x3 notiert, somit in dreifacher Ausführung). Wenn Du Dir sicher bist, dass die Handschrift gedruckt wurde, dann wird es wohl eine viel spätere (sehr aufwändige) Reproduktion sein. Es könnte auf den ersten Blick auch ein "Original" sein, Friedrich dürfte unzählige solcher Dokumente unterzeichnet haben (was nicht heisst, dass man sie an jeder Ecke findet. ;-) Zudem noch postgeschichtlich interessant. Jetzt wären wir wieder bei Wasserzeichen und solchen Geschichten. ;-)

mit Grüßen Max
 
Markus Pichl Am: 31.07.2017 08:08:30 Gelesen: 4434# 4 @  
Hallo Max,

vielen Dank für die Übersetzung.

Ich hatte heute Nacht im Internet noch ein bisschen weiter gesucht und nachstehendes Dokument gefunden:



Letzte Seite der handschriftlichen Ausfertigung des Kalender-Edikts vom 10. Mai 1700 mit der eigenhändigen Unterschrift des Kurfürsten und mit seinem Papiersiegel.

Bildquelle: http://jahresthema.bbaw.de/2015_2016/objekt_des_monats/maerz

Ferner habe ich verzweifelt nach irgend einem Druckverfahren gesucht, welches die Vervielfältigung eines handschriftlich geschriebenen Dokuments damals ermöglicht hätte. Ein solches gab es aber damals augenscheinlich noch nicht. Es blieb wohl nur die Möglichkeit, ein solches Dokument handschriftlich mehrfach aufzusetzen.

Das mir vorliegende Dokument ist somit leider nur eine Reproduktion aus späterer Zeit. Nachstehend ein mit Tinte geschriebener Brief aus dem Jahre 1781 zum Vergleich. Tinte ist mal heller und mal dunkler. Der Druck auf besagtem Dokument ist einheitlich in einer Schwärze und Stärke.



Vergleich Tinte und Flachdruck:



Dennoch ist es interessant, dass genau dieses Patent nicht in der zuvor verlinkten "Erlass-Sammlung" zu finden ist.

MfG
Markus
 
Max78 Am: 31.07.2017 11:13:28 Gelesen: 4400# 5 @  
Moin Markus,

so schnell würde ich das nicht als "Reproduktion" ad acta legen. Es dauert meist länger, einen Nachweis zu finden, selbst Reproduktionen kann man ja ausfindig machen. Mit "sehr aufwändig" meinte ich die Herstellung des Papiersiegels, das auf das Jahr 1709 datiert ist. Du wirst das unterschiedliche "Erscheinungsbild" von Stempelabschlägen kennen, der eine auf einem Brief, der unbehandelt ist, der andere auf einem Brief, der mit Waschbenzin oder ähnlichem behandelt wurde. Sobald man "feucht" reinigt, verändert sich auch das Oberflächliche. Hier mal ein Original aus dem Jahre 1760 (mit kräftigem Farbauftrag). Am besten wird man es an den Ausläufern von s, g, z usw. erkennen können:



Na ja, ich tendiere zwar ebenfalls zu Deiner Vermutung, würde ein Original aber noch nicht ausschliessen,

mit Grüßen Max
 
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