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Thema: Farbfehldrucke
Das Thema hat 43 Beiträge:
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Heinz 7 Am: 07.03.2021 18:11:31 Gelesen: 16178# 19 @  
@ Heinz 7 [#11]

Ich kenne Urs Hermann seit mehr als 30 Jahren. Urs ist ein Philatelist der Extraklasse, der sich unermüdlich besonders um die Geheimnisse der «Strubel»-Briefmarke gekümmert hat (Sitzende Helvetia ungezähnt, 1854-1863). Mit Akribie hat er Papier, Druck und Stempel und Entstehungsgeschichte dieser schönen Briefmarke studiert, und dank seines Adlerblicks konnte und kann er feinste Unterschiede ausmachen.

2006 fasste er seine Kenntnisse zusammen und schrieb das neue Handbuch zu den Strubel Marken. Es umfasst ca. 656 Seiten, Grösse A4. Im separaten Anhang kommen 176 Seiten mit vor allem Quellenangaben dazu. Ein massgebendes Buch. Im Thema «Vom Nutzen philatelistischer Literatur» habe ich das Buch kurz besprochen (Beitrag 107).



Urs Hermann hat sich natürlich die Briefmarken «5 Rappen blau» ganz genau angeschaut. Auf Seiten 144-160 seines Handbuches erläutert er uns seine Erkenntnisse («1.6.4.1. Die Geschichte der 5-Rappen-blau»).

Hermann listet («Anfang 2006») insgesamt 22 blaue Fünfer auf, mit der wichtigen Anmerkung: «Ihre Aufnahme ins Handbuch bedeutet jedoch keinesfalls eine Echtheitsgewähr» (siehe Seite 153). Auf Seite 155 werden 20 der 22 Marken in Farbe nebeneinandergestellt, und selbst Laien können erkennen, dass es sich nicht um dieselbe Marken handelt, dass also verschiedene blaue Fünfer existieren.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 07.03.2021 18:16:00 Gelesen: 16176# 20 @  
@ Heinz 7 [#19]

Er nennt folgende mögliche Zuordnungsvarianten (Seite 157):

- Fälschung
- Farbenprobe (Essay)
- Makulatur
- Farbfehldruck
- Eigenständige Markenausgabe

Hermann nennt die Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, damit man von einem (philatelistischen) Farbfehldruck sprechen kann:

- Absicht der Herstellung von regulären Briefmarken («Der Druck erfolgte anlässlich der Herstellung kursgültiger Marken»)
- Farbfehler, weil entweder eine falsche Druckfarbe verwendet wurde (für die ganze Druckplatte) oder weil «sich in der Druckform einzelne Klischees einer anderen Wertstufe befanden (1. Irrtum)»
- «Der Druckfehler wurde nicht bemerkt und die Marken von Amtes wegen in den Postverkehr gebracht (2. Irrtum) und dort auch verwendet (3. Irrtum)»

«Farbenproben und Markenmakulatur können somit nicht als Farbfehldrucke bezeichnet werden, auch wenn sie versehentlich oder missbräuchlich ans Publikum gelangten und vielleicht sogar postalisch verwendet wurden.»

«Wird eine fehlerhafte Farbgebung während oder nach dem Druck von den offiziellen Stellen bemerkt und die Druckerzeugnisse trotzdem ganz bewusst in den Postverkehr gebracht, dann handelt es sich um eine eigenständige Markenausgabe – vielleicht mit einer sehr kleinen Auflage.»

Die Möglichkeit einer eigenständigen Markenausgabe wird nicht weiter erörtert, wohl weil sie kaum wahrscheinlich ist.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 07.03.2021 18:24:43 Gelesen: 16169# 21 @  
@ Heinz 7 [#20]

Urs Hermann schreibt:

«Das eigentliche Problem liegt jedoch in der Unterscheidung zwischen Farbfehldruck, Farbprobe und Makulatur.»

Auf Seite 157 kommt der offenbar entscheidende Schluss:

«Wenn wir die gebildeten drei Gruppen von blauen Fünfern (…) überprüfen, können wir zuerst festhalten, dass es sich in keinem Fall um Farbfehldrucke handeln kann. Die Begründungen für diese negative Einschätzung sind zahlreich: …»

(Für die Begründungen bitte ich darum, die Originalliteratur zu studieren).

Also – Grossmeister Hermann hält die 5 Rappen blau nicht für Farbfehldrucke. Das ist meines Erachtens ein ernüchternder Befund. Ich habe keine Veranlassung und keine Kapazität, dieser Meinung etwas Konstruktives entgegenzusetzen.

Lesen wir weiter (Seite 159):

«Somit bleibt als letzte Möglichkeit nur noch die Einordnung als Versuchsdrucke (Makulatur) übrig. (…).»

«Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurden die blauen Fünfer, die mit schwarzen Rauten entwertet sind, echt postalisch verwendet.»

«Man darf (…) annehmen, dass auch Versuchsdrucke, natürlich unerlaubterweise, den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben und hier dann sogar als Frankomarken eingesetzt wurden.»

«(…) eher unwahrscheinlich ist die Hypothese, dass die Münze versehentlich blaue Makulatur ihren 10-Rappen-Lieferungen beigemengt habe, dieser Irrtum auch von der Postverwaltung nicht bemerkt wurde, und die Marken somit über den Postschalter ganz offiziell ans Publikum gelangten.»

«Makulatur-Lieferungen aus München sind im Übergabeprotokoll vom 23. März 1854 in erheblichem Umfang erwähnt: Die 273 Blätter «bedrucktes Marken & Makulaturpapier» ergeben genügend Möglichkeiten für offizielle Entwertungstests, versehentliche Abgabe ans Publikum oder missbräuchliche Verwendung durch Private.»

«Zusammenfassend lässt sich zu den blauen Fünfern festhalten: (…)

– dass es sich um Versuchsdrucke anlässlich der Münchner 5-Rappen-Farbenproben handelt, die aufgrund ihrer schlechten Qualität als Makulatur ausgeschieden wurden
- dass einige Fünfer in kräftigerem Blau und mit blauen Rauten wohl aus den Entwertungstests von Dr. Custer stammen
- dass aber wohl auch einige Fünfer irrtümlich oder missbräuchlich aus den Münchner Makulaturbeständen in den postalischen Verkehr gelangten, und zwar noch während der Kursgültigkeit der Strubelmarken».

Ich nehme an, dass Urs Hermann es selbst am meisten bedauert, dass ihm eine eindeutige Zuordnung nicht möglich ist. Urs Hermann ist nach meinen Erfahrungen ungemein gewissenhaft; es liegt ihm fern, etwas Unbewiesenes als Tatsache darzustellen oder einfach eine Behauptung aufzustellen. Das Offenlassen der Frage mag eine unbefriedigende Konsequenz daraus sein, aber wir müssen damit leben.

Dass darum aber die Kataloge den 5 Rappen-Wert in blauer Farbe gar nicht mehr katalogisieren (und nicht mehr bewerten), ist jedoch eine Unterlassung, die ich nicht gutheissen kann. Dass die blauen 5 Rappen-Strubelmarken bestehen, postalisch echt verwendet wurden und einen Wert für Sammler haben, ist offensichtlich.

Mindestens eine Erwähnung der 5 Rappen-Marke blau sollte meines Erachtens in den Katalogen erfolgen. Sonst fehlt eine Briefmarke, die 1894-2006 für die Schweiz-Philatelie bedeutend war.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 25.03.2021 00:57:05 Gelesen: 15942# 22 @  
@ Heinz 7 [#21]

(Kopie des Beitrages: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken):

"Ich erwähnte vor zwei Wochen, dass die 5-Rappen-Strubel Marke blau statt braun seit der Herausgabe des Strubel Handbuches 2005 von massgebenden Philatelisten anders beurteilt wird, als im 20. Jahrhundert (vgl. die dann vorherrschende Meinung bzw. Katalogisierungen). Der Offizielle Katalog des Schweizer Briefmarken-Händler-Verbandes hat die Katalogisierung dieser Marke in ihrem sonst sehr detailfreudigen Katalog offenbar gestrichen (siehe z.B. SBK 2018).

Es dürfte nun für Philatelisten interessant sein, dass im Michel-Katalog sich noch nichts geändert hat. Wir finden im Online-Katalog (Abfrage heute) die Notierung

"13 II F Fehlfarbe grünlichblau 40000,00 €"

...als wäre nichts geschehen. Preis und Katalogisierung entsprechen exakt dem Print-Katalog von Michel 2010. Hier wird also gesagt, dass es bei den Berner Drucken eine "Fehlfarbe" gegeben habe.

Es ist für Philatelisten natürlich keine einfache Situation. Wem sollen sie nun folgen?

Ich wiederhole mich: zumindest ein Hinweis auf die Existenz dieser blauen Marke sollte in keinem Katalog fehlen. Welche Beurteilung dazu dann geschrieben wird, steht natürlich in der Verantwortung des zuständigen Katalog-Redaktors.

Im Michel Katalog 2000/01 war die Notierung noch etwas anders:

"13 II AymF hellblau statt braun - 40'000" (Anmerkung: das müssen damals noch Deutsche Mark gewesen sein).
Dazu sogar noch folgender Hinweis:
"Diese Marke ist, wie Briefe beweisen, damals unerkannt als 10-Rappen-Marke verwendet worden."
Da hatte der Redaktor bestimmt den Brief aus Beitrag 731 im Kopf."

In diesem Thema ist der Brief in Beitrag 10 gezeigt

@ Heinz 7 [#10]

Heinz
 
Heinz 7 Am: 07.08.2021 00:02:47 Gelesen: 15086# 23 @  
Am 13./14.10.1947 veranstaltete Harmer London eine Auktion in London. Nach meiner Information erzielte dabei Los 412 das höchste Ergebnis für ein Einzellos (Ergebnisse für Sammlungen blieb also ohne Berücksichtigung). Es handelte sich um einen seltenen Fehldruck.

Rhodesia 1910-1916. Error of colour. £1 scarlet and reddish mauve, Stanley Gibbons 166b, Viererblock, ungebraucht.



Leider war das Foto schwarzweiss, darum ist nun Phantasie gefragt.

Normalfarbe ist übrigens:

S.G. 166 £1, rose-scarlet & bluish black

Es gibt auch eine S.G. 166a: Farbe: crimson and slate-black.

Heinz
 
merkuria Am: 07.08.2021 10:05:55 Gelesen: 15050# 24 @  
@ Heinz 7 [#23]

Damit wir diese Marke doch noch in Farbe bewundern können, hier den Link zu einem Beitrag in welchem auch auf die Hintergründe dieser Rarität etwas eingegangen wird! [1]

Grüsse aus der Schweiz
Jacques

[1] https://www.philaseiten.de/beitrag/247837
 
Heinz 7 Am: 09.08.2021 21:32:02 Gelesen: 14976# 25 @  
@ Heinz 7 [#23]
@ merkuria [#24]

Danke für die interessanten Informationen und die zwei Farbfotos.

Ich habe ebenfalls eine Sammlung gesucht, in welcher dieser Wert vertreten war, und wo im Auktionskatalog ein Farbfoto gezeigt wird. Wie erwartet habe ich in der riesigen Sammlung "Rhodesia 1910-13 Double Heads" von Robert Gibbs (Sotheby's London, 21.-23.10.1987) tatsächlich zwei Stanley Gibbons Nummern 166 b gefunden: Lose 1433+1434. Das schönere Exemplar der zwei zeige ich hier; es stammt vom Bogenrand.



Die Beschreibung des Auktionskataloges passt: "S.G. 166b Error. Scarlet and reddish-mauve"

Es fällt mir auf, dass dieses Foto dunkler ist als das Foto im obigen Beitrag; da ist die Marke deutlich heller/roter.

Beide Einzelmarken hatten im Auktionskatalog 1987 einen Schätzpreis von GB£ 7'000 - 9'000. 1987 war das doch recht viel Geld.

Ich nehme an, dass diese Marke bei Michel mit Nummer Nr. 118 b katalogisiert wurde. "1 £ violett/karmin". Da finde ich einen Katalogwert von immerhin Euro 14'000 (Michel 2010)

Heinz
 
Heinz 7 Am: 24.10.2021 19:14:50 Gelesen: 14546# 26 @  
@ Heinz 7 [#25]

Sowohl Leon N. Williams als auch Donna O'Keefe beziehen sich bei ihren Beiträgen zu einem seltenen Farbfehldruck auf die Zeitschrift "The London Philatelist". Auf Seite 326-327 des (ersten) Jahrganges dieser Zeitschrift soll zum ersten Mal auf einen Farbfehldruck der Pazifik-Insel Fidschi hingewiesen worden sein.

Ich fotographiere anbei die Meldung aus dieser Zeitung.




Es wird hier folgender Farbfehldruck besprochen:
"Fiji, 1881 (April) 2d. error of colour: ultramarine instead of yellow-green“

Die Marke hatte die Katalognummer Stanley Gibbons 95a (Stanley Gibbons Katalog „Stamps of the world 1939“). Im Michel Katalog 1968/69 habe ich die Marke nicht gefunden, ebenso wenig wie im Katalog Michel „Wertvolle Briefmarken aus aller Welt“ (2010). Scott listete die Marke als No. 41b (Scott 2000).

O'Keefe schrieb 1987 eine ausgezeichnete Beschreibung und Würdigung dieser Briefmarke. Im Büchlein „Linn’s Philatelic Gems 3“ auf Seite 58-62 behandelte sie diese Marke, „The Fiji error“. Dort heisst es, dass 50'000 Briefmarken der 2d bestellt wurden (nicht nur 5'000 Stück).

Im Zeitschriftenbeitrag 1892 erfahren wir, dass - bis auf 1 Ausnahme - angeblich alle Marken (auftragsgemäss) zerstört worden seien ("they were all destroyed, with the exception of one specimen"). Das einzige Stück sei für GB£ 50 an einen Pariser Sammler verkauft worden; gemeint war Philipp La Renotière de Ferrary.

Diese Marke tauchte 1923 auch tatsächlich als Los 326 an der 7. Ferrary-Auktion auf. Aber die Marke wurde nicht als Einzellos, sondern als Sammellos angeboten und nicht fotographiert. Los 326 umfasste 164 Briefmarken! Das Los wurde dann für einen geringen Betrag an Arthur Hind verkauft, der offenbar gut aufgepasst hatte.

Ob damals wirklich nur das eine Exemplar bekannt war, wissen wir heute nicht genau. 1926 gab Edward D. Bacon bekannt, dass in der Sammlung des Königs Georg V. auch eine solche Marke vorhanden ist. 1933 wurde beim Verkauf der Sammlung Cox ein weiteres Exemplar angeboten und seit einiger Zeit wissen wir, dass in einem Archiv eine vierte Marke vorhanden ist: Im Archiv von Crown Agents‘ Philatelic Security and Printing Archive befand sich Marke 4. Datum des Einganges unbekannt. Sie kam später in die British Library Collection.

Wir wissen also, dass mindestens 4 Briefmarken nicht vernichtet wurden. Ein Protokoll spricht gar von "nur" 49'940 vernichteten Stücken, zur produzierten Menge von 50'000 fehlen demnach sogar 60 Marken. Allerdings sind bis heute nur die hier genannten 4 Marken aufgetaucht.

Ich habe im Thema "die berühmtesten und wertvollsten Marken der Welt" geschrieben, dass eine der vier Marken 1983 unrettbar verloren ging: sie verbrannte in einem australischen Buschfeuer, das auf die Häuser einer Stadt übergegriffen hatte! Es war dies Exemplar I. der Kartei Leon Williams „Encyclopaedia of rare and famous stamps“, Band 2: „2. The Biographies“ 1997.

1992 wurde Marke 3 zum Verkauf angeboten (The Peter Robertson Collection).



Dieser Farbfehldruck kam also nie zur Ausgabe und ist darum weniger wertvoll als Farbfehldrucke, die an den Postschalter gelangten. Aber - die oben gezeigte Marke ist natürlich eine ganz grosse Seltenheit!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 12.11.2021 21:32:13 Gelesen: 14318# 27 @  
Kolumbien ist ein vielfältiges Gebiet. Es gibt kolumbianische Staaten mit eigenen Ausgaben. Michel katalogisiert eine Ausgabe von Neugranada von 1859 als Nrn. 1-5, die Ausgabe von 1860 als Nrn. 6-8, die Ausgabe von 1861 als Nrn. 9-11.

Die vierte Ausgabe von 1862 wurde von den Vereinigte Staaten von Kolumbien herausgegeben (Nrn. 15-17). Die 5. Ausgabe folgte 1863 (Nrn. 18-21). Die 5. Ausgabe bestand aus vier Werten:

5 Centavos gelb = Mi. no. 18
10 Centavos blau = Mi. no. 19
20 Centavos rot = Mi. no. 20
50 Centavos grün = Mi. no. 21

Nun wurde bei der Produktion ein 50 C.-Klischee in eine Druckform der 20 Centavos-Marke eingesetzt. Der 50 C.-Wert wurde darum rot gedruckt = Farbfehldruck. So, wie wir das von anderen Ländern auch kennen.



Michel katalogisiert(e) die Marke 50 C. rot als 21 F. Im Katalog 1968/69 (Übersee Band 2) war dieser Fehldruck hoch bewertet:
*: DM 50'000
Federzug: DM 15'000
gestempelt: DM 25'000

Aktuelle Werte habe ich keine. Im Senf 1912 wurde Alt-Kolumbien etwas anders katalogisiert, aber die Nummer 21 ist dieselbe (50 Cent. grün), die Nummer 21b ist der Fehldruck (50 Cent. rot).

1912 galten folgende Preise:
*: Mark 500
Federzug: Mark 350
gestempelt: Mark 400

In der Studie Haas 1905 wurde dieser Fehldruck auf Platz 22 der Fehldrucke aufgelistet (Seite 481)!

Die oben gezeigte Marke wurde 2011 angeboten von David Feldman in New York, als Los 20025 (Auktion 4.3.2011). Warum die Marke im Scott-Katalog nur mit $ 5'500 bewertet war, weiss ich nicht. Der Schätzpreis von Los 20025 war US$ 2'000. Den Zuschlag kenne ich nicht.

Heinz
 
Martin de Matin Am: 12.11.2021 22:22:39 Gelesen: 14305# 28 @  
@ Heinz 7 [#27]

Auch bei Ferrary wird man bei dem Fehldruck fündig, allerdings in besonderer Form. Bei der VII. Auktion wurde ein Siebenerstreifen der rote 20c als Los 186 versteigert. In der Mitte des Streifens befand sich ein Fehldruck der 50c rot; der Zuschlag war 9500 Fr.



Im Michel von 1988 war der Preis ungebraucht 30.000 DM und gebraucht 15.000 DM.

Gruss
Martin
 
Richard Am: 16.11.2021 15:06:50 Gelesen: 14209# 29 @  
@ Martin de Matin [#28]

Im Michel von 1988 war der Preis ungebraucht 30.000 DM und gebraucht 15.000 DM.

Hallo Martin,
Hallo Heinz,

im Michel 2020/2021 wird die Marke 21 F ungebraucht mit 22.000 Euro bewertet, das sind rund 7.000 Euro mehr als 1988.

Gebraucht wird 7.000 Euro notiert, somit rund 500 Euro niedriger als 1988.

Schöne Grüsse, Richard
 
Heinz 7 Am: 16.04.2022 01:04:59 Gelesen: 12981# 30 @  
@ Heinz 7 [#21]

Über den Schweizer "Farbfehldruck" "Strubel 5 Rappen blau statt blau" habe ich in diesem Thema schon viel geschrieben: Beitrag 10-11-19-20-21-22. Wir mussten erfahren, dass der verschiedentlich erwähnte "Farbfehldruck" in Wahrheit gar keiner ist.

Als solcher wurde er aber beschrieben, als er 2011 in Basel an einer Auktion angeboten wurde und angeblich auch zugeschlagen wurde, zu einem Rekordpreis, siehe

@ Heinz 7 [#10]

Ich habe vor Kurzem einen anderen Auktionskatalog studiert, bei welchem ein ähnlicher Brief im Mittelpunkt stand:



Wir sehen einen Brief von Rapperswil nach Wädenswyl, freigemacht mit einer blauen Strubel-Marke. Dies wäre eigentlich eine 10 Rappen-Marke, aber hier finden wir eine Marke mit nur 5 Rappen! Und offenbar hat der Postbeamte das sogar bemerkt, denn er schrieb handschriftlich: "zu wenig 5". Ob er sich über diese ungewöhnliche Marke nicht sehr gewundert hat, können wir, 165 Jahre später, nicht mehr eruieren.

Der Brief war auf der Frontseite des Auktionskataloges von "Hobbyphilatelie, Umkirch. Auktion vom 8. September 1998". Offenbar wurde der Brief damals gut verkauft, gemäss "Bolaffi 1999" erfahren wir folgende Daten:

Ausruf: US$ 125'720 (gemäss Bolaffi) =?= DM 220'000 (gemäss Auktions-Katalog) => Kurs 1.75 (pro $)
Zuschlag: US$ 297'150 (gemäss Bolaffi) = DM 520'000 (?, bei demselben Kurs)
Endpreis: US$ 362'520 (gemäss Bolaffi) = DM 634'400 (?, bei demselben Kurs)
Umrechnung (gem. Bolaffi) = Euro 398'770

Es ist mir nicht klar, warum Bolaffi beim Endpreis 22% höher liegt, als bei Hammerpreis, denn die Kommission war nur 17 %.

In Bolaffis Statistik wurde der Brief also registriert mit Preis US$ 362'520, das ist ein sehr hoher Preis. Ausserdem scheint eine Umrechnung von DM 1.75 / US$ vorzuliegen (1998), aber im Buch wird dann doch auch umgerechnet: 1 US$ = 1.10 Euro

Ferner erregt aber der Lostext unser Interesse:

"FARBFEHLDRUCK (Probedruck), 5 RAPPEN BLAU STATT BRAUN..." - Das finde ich unglücklich, denn der Begriff Farbfehldruck sollte für einen Probedruck wohl nicht verwendet werden.

Unten im Lostext steht dann noch etwas Erstaunliches:

"Der Champion-Brief mit 2 mal 5 Rappen dunkelblau, der vor einigen Jahren für 1 Million Schweizer Franken den Besitzer wechselte..." Wohlgemerkt: das wurde 1998 geschrieben, also lange vor der Auktion in Basel (2011). Von diesem "Riesen-Ergebnis" wusste ich bisher nichts. Damit hätte der oben gezeigte Brief mit den ZWEI blauen 5 Rappen-Marken gleich zweimal siebenstellig abgeschlossen (einige Jahre vor 1998 und 2011)?

Es bleiben grosse Fragezeichen..

Heinz
 
Heinz 7 Am: 04.08.2022 00:14:34 Gelesen: 11923# 31 @  
@ Heinz 7 [#30]

Einen weiteren, seltenen Farbfehldruck habe ich heute entdeckt.

Niederlande 1891/93, Michel 35 F:

5 Centimes gelborange (statt blau)



Gemäss Michel-Katalog wurde die Marke "unbefugt" hergestellt! Sie wurden "in ca. 50 Exemplaren in Verkauf gebracht, von der Post jedoch nie für ungültig erklärt. Es sind nur wenige Stücke erhalten."

Gemäss Raritäten-Katalog Michel 2010 hat der Farbfehldruck einen Katalogwert von Euro 6'000 ungebraucht (Euro 5'000 gebraucht). Das scheint mir eher wenig. Man sieht die Marke wirklich selten.

Die Marke war im Katalog von Van Dieten vom 21.-22.10.1968 als Los 457 abgebildet; sie stammt aus der Sammlung H. Kohn.
1967 erhielt die Sammlung Kohn "GOLD" an der Amphilex.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 07.12.2022 14:48:13 Gelesen: 10481# 32 @  
@ Franz G. [#14]
@ Heinz 7 [#18]

Ein Farbfehldruck hat 2022 für grösste Aufmerksamkeit gesorgt: Die Österreich 1867, 3 Kreuzer Marke rosakarmin statt grün. Bis Ende Jahr 2021 waren erst sechs Exemplare dieser Weltrarität bekannt. Gemäss Angaben des Verkäufers wurde nun 2022 nun ein 7. Stück entdeckt: das dritte auf Brief! Während die ersten zwei bekannten Briefe in der ungarischen Reichshälfte zur Verwendung kamen, wurde dieser Brief rund zwei Jahre später von Wien nach Triest gesandt.



Der Brief war das Schmuckstück der Auktion von Viennafil, Wien Ende November/Anfang Dezember 2022 in Wien. Als Los 5009 wurde der Brief angeboten, mit einem Schätzpreis von Euro 200'000. Nun ist die Auktion durchgeführt worden; der Zuschlag des Loses erfolgte gemäss Ergebnisliste zu Euro 250'000.

Nun kennen wir also:
3 Briefe
1 Fragment
3 lose Marken dieser Grossrarität.

Wir haben diesen Fehldruck ausführlich besprochen im Thema "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt", Beiträge 331-340.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 31.12.2022 13:08:53 Gelesen: 10184# 33 @  
Im Thema "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" habe ich eine äusserst seltene Marke aus Venezuela beschrieben.

@ Heinz 7 [#582] bis [#586]

Da diese Briefmarke ein Farbfehldruck ist, möchte ich sie auch in diesem Thema vorstellen.

1859. 1/2 Real, rot, Farbfehldruck: rot statt gelb oder orange, feiner Druck. Unikum aus den Sammlungen Ferrari - Henry R. Harmer - Boylan - Hubbard

Dieses Unikum wurde 2020 bei Spink, London, verkauft, als Los 1004 der Auktion 20.038



Im Scott Katalog wurde die Marke gemäss Spink mit US$ 350'000 bewertet.

An der selben Auktion kam mit Los 1048 ein ungebrauchtes Exemplar zur Versteigerung! Wichtig ist, dass die Marke vom zweiten Druck 1861 stammt, darum hat dieser Farbfehldruck eine andere Nummer als das obige Exemplar.



Gemäss Auktionskatalog hatte diese Marke einen Katalogwert von US$ 250'000 (Scott).

Auch diese Marke soll in der Sammlung von Ferrari gewesen sein; danach finden wir sie in den Sammlungen Foster, Hubbard und Heister.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 05.03.2023 13:48:26 Gelesen: 8273# 34 @  
@ Heinz 7 [#8]

Farbfehldrucke sind in der Regel spektakuläre (und, wie wir sehen, zum Teil sehr teure) Abarten. Sie beleben die Phantasie der Sammler und führen gelegentlich zu "endlosen" Diskussionen. Auch über den Baden-Fehldruck wurde schon viel nachgedacht, und viel Tinte "vergossen", besonders, wenn es um das ungebrauchte Exemplar des Fehldruckes geht, das wir im Thema "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" besprachen.

Neulich kam ich in den Besitz dieser Marke, die es eigentlich gar nicht gibt.



Die Marke ist der dritt-tiefste Wert der Serie Ziffermuster, Faserpapier, Kontrollzeichen Form B, Zumstein Nr. 60 B (Michel Nr. 52 Y).

Die Marke wird im Zumstein-Spezial-Katalog katalogisiert in vier verschiedenen Farb-Nuancen

a) hellbräunlichlila
b) bräunlichlila
c) bräunlichlila, satt
d) tiefbräunlichlila

Anbei ein Scan der Katalog-Abbildung (Händlerverband-Katalog 2020)



Wenn wir die obige Marke vergleichen, sind wir uns wohl einig; die hellblaue-türkisfarbene Briefmarke, sauber gestempelt "12. IV 04" kann damit nicht zugeordnet werden.

Was also ist hier geschehen? Ein Farbfehldruck?
 
Carsten Burkhardt Am: 05.03.2023 15:56:13 Gelesen: 8254# 35 @  
@ Heinz 7 [#34]

Darf ich raten? Ohne genaue Kenntnis der Serie, aber in Erinnerung meiner Chemie-Experimente als Teenager:

Lila besteht aus Blau und Rot. Irgendwas hat das Rot entfernt. Bei meinen Experimenten mit Germania-Marken war es Salzsäure.

Stimmt's ?
Carsten
 
Heinz 7 Am: 05.03.2023 17:18:24 Gelesen: 8237# 36 @  
@ Carsten Burkhardt [#35]

@ Heinz 7 [#34]

Carsten, ich denke, Du bist nahe dran.

Ob nun bräunlichlila minus rot = bläulich/türkisfarben

oder

grün minus gelb = bläulich/türkisfarben

Aber irgend eine chemische Verfärbung hat sehr wahrscheinlich aus einer gewöhnlichen Marke eine ungewöhnliche "Farb-Variante" hervorgebracht.

Es gibt diese Marke "5 Rappen" eben auch in grün, siehe



Scan der Katalog-Abbildung (Händlerverband-Katalog 2020)

Welche der beiden Marken 60 B oder 65 B hier verändert wurde, kann ich leider nicht sagen, aber angeblich sind solche "überzeugenden" Umfärbungen möglich mit chemischen Prozessen.

Es ist also wichtig, dass der zuständige philatelistische Prüfer die Tricks der Fälscher kennt. Und der Sammler sollte wissen/bedenken, dass es solche Verfälschungen gibt (ob absichtliche oder unabsichtliche; man denke auch an Oxydationen).

Schöne Grüsse

Heinz
 
Gerhard Am: 06.03.2023 09:26:57 Gelesen: 8213# 37 @  
@ Heinz 7 [#34]

Wenn ich mir die Marke genauer ansehe, komme ich zu dem Schluß, dass sie mal grün war. Je nach Erhaltungsgrad hat ja jede Farbe die zunächst seltsamst anmutenden Töne, was oft auf Be- oder Mißhandlung zurückzuführen ist.

MphG
Gerhard
 
Carsten Burkhardt Am: 06.03.2023 11:15:07 Gelesen: 8202# 38 @  
@ Gerhard [#37]

Wenn es auch eine Grüne gibt, ist sie als Ursprung wahrscheinlicher.

Viele Grüße
Carsten
 
10Parale Am: 18.08.2023 21:24:30 Gelesen: 3589# 39 @  
@ Heinz 7 [#4]

"Im Katalog (Michel 2010) ist die Marke nur mit Euro 450 bewertet. Sie ist hiermit meines Erachtens unterbewertet."

Im Katalog Michel 2016/17 stieg der Wert der 5 Bani Farbfehldruck-Marke mittlerweile auf Euro 550.

Wie hoch würdest du sie bewerten?

In einem alten Konvolut habe ich nun diese Marke entdeckt. Ich sehe 5 B und blaue Farbe und eine Abstempelung. Der Neudruck 44 F ND gibt es ja nur in postfrischer Qualität, was ich hier ausschließen möchte. Natürlich sind Fälschungen auch hier immer möglich.

Ich werde das Exemplar in Kürze mal vorstellen.

Liebe Grüße

10Parale
 


Heinz 7 Am: 10.12.2023 21:01:06 Gelesen: 1205# 40 @  
@ 10Parale [#39]

Die Rumänien F 44 (Farbfehldruck) ist auch im Michel 2021 mit Euro 550 katalogisiert.

Die Frage, wie hoch ich die Marke bewerten würde, ist gar nicht einfach zu beantworten. Meines Wissens liegen nur sehr wenige repräsentative Auktions-Ergebnisse der letzten Jahre vor, welche zu einer solchen Antwort wertvolle Hinweise geben könnten. Als erster Grund dafür können wir wohl davon ausgehen, dass die Marke wirklich selten ist, sonst würde sie doch öfter angeboten.

Ich habe Kollegen aus dem Kreise der Rumänien-Sammler schon nach ihren Einschätzungen befragt, erhielt aber dazu noch keine wirklich konkreten Empfehlungen. Leider weiss ich auch nicht, wie viele Stücke heute bekannt sind.

Es wäre also eine interessante Studien-Aufgabe für Rumänien-Sammler wie Dich und mich, die Frage einmal zu vertiefen.

Ich lade Dich gerne ein, mit mir Kontakt aufzunehmen. Vielleicht finden wir zusammen die Möglichkeit, gute Antworten auf Deine sehr berechtigte Frage zu finden.

Heinz
 
10Parale Am: 11.12.2023 19:28:24 Gelesen: 1108# 41 @  
@ Heinz 7 [#40]

Vielen Dank für Dein Angebot Heinz 7, welches ich in Kürze wahrnehmen werde. Melde mich mal nach Weihnachten bei Dir, versprochen.

Die obige Marke habe ich vor längerer Zeit in einem total runtergekommenen Konvolut bei Ebay ersteigert, wo von 100 Marken höchstens 5 zu gebrauchen waren (Nässe, Schmutz, Risse auf allen Blättern) und musste feststellen, dass sie doch grün ist (grünblau) und ich weiß nicht, ob die Verkäuferin da nicht ein wenig am Foto gebastelt hat, denn die Marke, obwohl sich unten ja auch sehr kurz ist, wirkt auf dem Foto täuschend blau.

Das geht bei mir auf die Ausgabenseite "Lehrgeld" bzw. dummerweise gekauft.

Da bin ich mal gespannt, welche Einschätzung über die Marke die Kollegen der ARGE Rumänien äußern.

Liebe Grüße

10Parale
 
10Parale Am: 12.12.2023 21:56:28 Gelesen: 994# 42 @  
@ Heinz 7 [#40]

Gott sei Dank habe ich die 5 Bani Marke aus Beitrag [#39] nach langem Suchmanöver wiedergefunden. Jeder vergleiche die Farben und Scans. In [#39] habe ich ein Foto gemacht aus dem Angebot bei ebay der Verkäuferin und mein Eindruck war, es könnte wirklich der berühmte FARBFEHLDRUCK sein (44 F).

Nun habe ich die Marke extrahiert und mit 600 dpi gescannt und nun kommt die wahre Farbe zum Vorschein. Es ist wohl die Michel Nr. 50 b (russichgrün auf grünlich, gez. 11 1/2). Von dieser Marke soll es auch einen Neudruck geben 50 F ND mit dem Aufdruck ANNULAT. Diese wäre dann auch wieder etwas teurer, Farbe wäre matt- oder dunkelkarmin.

Liebe Grüße

10Parale


 
Heinz 7 Am: 04.01.2024 13:56:47 Gelesen: 709# 43 @  
@ Heinz 7 [#26]

Ich habe sehr ausführlich die Briefmarke Farbfehldruck von 1881 von Fiji besprochen. Es scheint mir, dass die wesentlichen Informationen alle stimmen. Doch sind seit 1992 noch weitere Ereignisse passiert, so wurde die Marke ex Peter Robertson offenbar 1996 wieder verkauft, wie ich in Beitrag 784 zu den "wertvollsten Briefmarken" ja ausführte.

2023 tauchte diese Marke nun wieder auf dem Auktionsmarkt auf: bei Robert A. Siegel wurde sie als Los 6586 der Auktion 1302 verkauft (Sammlung Barry K. Schwartz).



Der Text zum Los ist "ein halber Roman", wunderbar detailliert wird sehr viel Information zu der Marke gegeben. Zum Zeitpunkt der Auktion hatte die Marke angeblich einen Katalogwert von

US$ 40'000 = Scott
GB£ 40'000 = Stanley Gibbons.

Der Auktionator war nicht zurückhaltend, und hat den Schätzpreis auf $ 50'000 festgelegt (unterer Estimate, Range: $ 50,000-75,000).

Gemäss Resultatliste wurde die Marke dann sogar zu US$ 80'000 verkauft, dazu kommen wohl noch 18 % Aufgeld hinzu. Angesichts der Tatsache, dass es (heute) das einzige Stück ist, das ein Sammler kaufen kann (die übrigen zwei heute noch bekannten Stücke sind in Institutionen in London fest gebunden), ist das - im Vergleich zu ähnlichen Seltenheiten - nicht einmal extrem viel...

Dieses Exemplar zierte die Sammlungen
Cox (Verkauf 1933)
Robertson (V. 1992)
Gibralter (V. 1996)
Schwartz (V. 2023)

Heinz
 

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