Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Das Thema hat 379 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2   3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 16 oder alle Beiträge zeigen
 
rudi63 Am: 13.01.2018 13:33:24 Gelesen: 180043# 5 @  
Hallo,

schöne Belege zeigt Ihr da. Möchte auch etwas beisteuern.

Luftpostbrief vom 5.10.1920 von Prag nach London. Nach der Literatur ist der 1. Flug jedoch ausgefallen und die Post wurde per Bahn transportiert. Selten sind solche Belege trotzdem.



Das hier ist mein 1. Versuch Bilder im Forum hochzuladen.

Gruß

Rudi
 
Detlev0405 Am: 13.01.2018 15:29:05 Gelesen: 180022# 6 @  
@ wuerttemberger [#4]

Danke für die Präzision zum 2. Beleg der Nürnberg Linie - ich hatte das zwar vermutet wegen dem Bestätigungsstempel von Fürth, kenne mich aber im deutschen Postsystem nicht so gut aus. Deswegen bin ich froh über jede ergänzende Information.

@ rudi63 [#5]

Das ist prima gelungen Rudi, danke für den Beleg. Er ist wirklich eine Rarität und gehört voll zum Thema.

Gruß Detlev
 
Detlev0405 Am: 13.01.2018 18:03:13 Gelesen: 180005# 7 @  
Sehr früh schon, nämlich im Jahre 1924, wurde die Strecke Prag – Bratislava – Kosice eröffnet und somit die wichtigsten Industriezentren des Landes mit einer Fluglinie verbunden. Sie hatte so aber nur ein Jahr Bestand bis zum 23.05.1925. Offensichtlich hatte man bemerkt, das man einen wichtigen Standort einfach vergessen hatte – nämlich Brno. So wurde am 24.05.1925 die neue Strecke Prag – Brno – Bratislava – Kosice in Betrieb neu eröffnet. Aus dieser Zeit stammt auch der folgende Beleg.



Am 27.06.1929 beförderter kleiner Damenbrief mit kompletter II. Flugpostausgabe Mi. Nr. 199 – 201 von Prag nach Kosice. Das er ein Bedarfsbeleg ist, dokumentiert er auf „eindrucksvolle“ Weise. Es scheint alles schief gegangen sein was möglich ist. Der Aufgabestempel verfettet, beim Ankunftstempel auf der Rückseite hat der Beamte wohl auf Grund des kleinen Formats den Stempel nicht richtig platzieren können. Eigentlich ein kleines hässliches Entlein. Wenn man aber einen 2. oder wie bei mir 3. Blick auf den Brief wirft, kommt man ins Staunen.



Die Mi. Nr.199 weicht deutlich vom Standard dieser Marke ab. Sie ist, wie im Ausschnitt ersichtlich deutlich „überformatig“ und dazu unten geschnitten. Nur im tschechischen Spezialkatalog von 1988 findet sich ein Vermerk über die Mi.Nr.199 – 201 U unter LT 4 N – LZ 6 N. Aber auch nichts zu Teilzähnungen. So wird zumindest aus dem hässlichen Entlein eine interessante Ente.

Einen schönen Abend noch,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 14.01.2018 09:55:40 Gelesen: 179959# 8 @  
@ rudi63 [#5]

Ich habe mich noch einmal intensiv zu dem Beleg von Rudi durch die vorhandene Literatur gewühlt.

Es ist schwer einzuschätzen, ob der Brief nun zumindest auf einer Teiletappe als Luftpost befördert wurde oder nicht. Zu erst einmal zu den Voraussetzungen des Briefes. 125 Heller Briefporto bis 20 g und 125 Heller Einschreibgebühr sind ordnungsgemäß durch die beiden linken Marken ausgewiesen. Der Flugposttarif von 28 Kc für die Strecke bis London wurde auch ordnungsgemäß verklebt.

Dass der eigentlich vorgeschriebene Flugpostzettel Prag - London hier nicht geklebt wurde, ist kein Mangel. Bisher wurde der Aufkleber nur bei Briefen beobachtet, die bei der zuständigen Luftfahrtgesellschaft " Pour la Cie Franco - Romaine de Navigation Aerienne " aufgeliefert wurden. Sie haben den entsprechenden Zusatzstempel der Gesellschaft und wurden dann an das Postamt Prag 1 aufgeliefert zur weiteren postalischen Behandlung. Direkt beim PA Prag 1 aufgelieferte Belege haben diesen Aufkleber nicht.

Somit hat der Beleg erst einmal alle Voraussetzungen zu einer ordnungsgemäßen Beförderung.

Der Flug vom 05.10.1920 wurde auch im Amtsblatt der Tschechoslowakei veröffentlicht.

Nun beginnt der Streit der Fachleute, ob der Flug statt gefunden hat oder nicht. In den 80er Jahren sind tschechische Philatelisten der Meinung, er hätte nicht stattgefunden. Dem schließt sich auch Petr Horka in seinem Buch an und gibt die Gesamtzahl der Belege mit 25 an.

Anderer Meinung ist Mahr in seinem Gemeinschaftswerk und führt auch gute Argumente für den durchgeführten Flug an. Sein Kronzeuge, der Gründer der Aerophilatelie in der Tschechoslowakei, Ing. Jaroslav Sula. In seiner Studie "Luftpostmarken der Tschechoslowakei aus dem Jahre 1920" stellt er definitiv fest, das der Flug statt gefunden hatte. Und das Werk erschien 1926, also zeitnah und Sula war Augenzeuge der Ereignisse.

Viel wichtiger, im Werk von Mahr/Vouhsem Teil 2 Seite 71 wird ein Beleg vorgestellt, der am 04.10. wie bei Rudi abgefertigt wurde, über Strasbourg nach Paris flog und dort einen Bestätigungstempel erhielt.

Dass der Brief nach London keinen Bestätigungsstempel erhielt in Paris, mag an dem Transit nach London liegen (Hypothese). Warum der Brief nun aber noch einen Monat benötigte, um auf dem Landweg nach London zu gelangen, vermögen vielleicht Frankreich Experten begründen. Ich interpretiere den Empfangsstempel in London auf den 06.11.1920.

Einen schönen Sonntag wünsche ich allen,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 15.01.2018 11:14:05 Gelesen: 179914# 9 @  
Große Probleme bereitet mir die richtige Zuordnung von Destinationen zwischen Karlsbad und Marienbad nach Chemnitz und Halle/Leipzig. Der heutige Beleg vom 01.06.1930 stammt von der am 15.05.1930 eröffneten Verbindung zwischen Marienbad und Halle/Leipzig.



Grundlage ist die Ganzsache CDV 35 (Tschechischer Spezialkatalog für Briefmarken und Belege 1988), die mit einer Zusatz Frankatur der Mi.Nr. 200 versehen wurde. Sehr schön der Zusatzstempel vom Flugplatz Marienbad 1 in deutsch und in tschechisch.



Der Ankunftstempel vom Flughafen Halle/Leipzig bestätigt die ordnungsgemäße Beförderung. Den Ankunftstempel auf dem Flugplatz Chemnitz am 07.06.1930 (siehe Tagesstempel) vermag ich nicht zu interpretieren, zumal es keine Absenderangabe von Chemnitz auf der Karte gibt (siehe Rückseite) und Otto Krenge eigentlich in Braunschweig zu Hause ist.

Gruß Detlev
 
Detlev0405 Am: 17.01.2018 19:15:03 Gelesen: 179816# 10 @  
Sieht aus wie ein normaler Flugpostbeleg ohne viel drum herum, ist aber doch ein Erstflugbeleg. Am 04.07.1927 wurde die Strecke Prag – Marienbad und retour eröffnet. Von diesem Tag ist auch der hier vorliegende Beleg, vom Rückflug.



Ordnungsgemäß frankiert mit einer Luftpostmarke Mi.Nr. 199 ist die Ganzsache CDV 37 auf den Weg gebracht worden. Einen Ankunftstempel in Prag erhielt dieses Stück nicht. Weitergeleitet wurde der Beleg , der aus dem Osten des Landes kam, auf normalem Postweg nach Niemes in der Nähe von Liberec (Reichenberg), also ganz im Norden des Landes.

Was mich schon erstaunt ist die Uhrzeit in Marienbad, zu der der Beleg abgestempelt wurde – früh um 4 Uhr !?! Oder doch 16 Uhr ?

Beachtenswert ist der tschechische Luftpostaufkleber „Letecka posta“ in rot auf weißem Grund. Er ist relativ selten anzutreffen. Der zweite Aufkleber ist deutschen Ursprungs.

Einen schönen Abend noch wünsche,
Detlev
 
Detlev0405 Am: 19.01.2018 13:27:49 Gelesen: 179767# 11 @  
Für die, die sich gern orientieren möchten, wie sich die tschechische Luftfahrt in der Zeit entwickelte, möchte ich heute an Hand von zwei Karten einen Überblock geben. Der Ursprung ist mir nicht bekannt, befand sich bei mir als Beilage zum Handbuch von Horka.

In den Jahren gab es zwei nationale Luftfahrtgesellschaften, eine staatliche (CSA) und eine private Gesellschaft (CSL). Sie standen beide in Konkurrenz vor allem mit den französischen Anbietern und später (Mitte - Ende der 20er Jahre) mit der deutschen Lufthansa. Da sich die tschechische Luftfahrt in der Anfangszeit von französischer Seite entwickeln ließ, gab es jahrelang Probleme mit Überflug- und Landerechten in Deutschland, die dort verweigert wurden.

Die erste Karte gibt einen Überblick über die Entwicklung der inneren Flugpostverbindungen.



Die zweite Karte zeigt die internationalen Flugpostverbindungen. Bitte beachten, das die Karten dem Stand der Zeit in den 30er Jahren entsprechen und somit Abweichungen zu heutigen geografischen Gegebenheiten existieren.



Viel Spaß beim Erkunden der Karten,

Detlev
 
saintex Am: 20.01.2018 21:38:39 Gelesen: 179697# 12 @  
@ Detlev0405 [#8]

Hallo Detlev,

zu Deinem Posting [#8] vom 14.01.2018 gestatte ich mir den Hinweis, dass das Datum in dem Ankunftsstempel "Registered London E.C. 34" auf der Rückseite des von rudi63 in seinem Posting[#5] vom 13.01.2018 gezeigten Flugpostbriefes in der Reihenfolge TTMMJJ angeben und damit der 11 OC 20 ist. Damit "passt" das Datum des Ankunftsstempels von London zum Datum des Abgangsstempels von Prag, ohne dass dies allerdings damit etwas zur Klärung der Streitfrage beiträgt, ob der Erstflug vom 05.10.1920 tatsächlich stattfand oder - so die heute wohl überwiegende Ansicht in der aerophilatelistischen Literatur - ausfiel und die für den Erstflug vorbereiteten Luftpostbriefe mit Bahn und Schiff von Prag nach London befördert wurden.

MfG saintex
 
saintex Am: 20.01.2018 22:34:46 Gelesen: 179685# 13 @  
@ Detlev0405 [#1]

Hallo Detlev,

von mir ein tschechischer Luftpost-R-Brief aus Prag vom 6.6.1924 nach Casablanca in Marokko, ausweislich des rückseitigen Ankunftsstempels dort am 8.6.1924 23* angekommen.



Vorderseitig ist oben in der Mitte ein farbiger Flugpostzettel (Richtungsaufkleber) für die Teilstrecke Prag-Straßburg[1] angebracht.



Der Brief ist vorder- und rückseitig mit insgesamt 6,75 Kc frankiert, wobei die Flugpostmarken der am 15.06.1922 verausgabten 2. Flugpostausgabe (Mi-Nr. 199-201) Verwendung fanden. Entwertet wurde die Frankatur mit dem Tagesstempel Praha 1 UZ“4a“, was belegt, dass der Luftpost-R-Brief am Luftpostschalter des Postamtes Prag 1 aufgegeben wurde, an dem der Tagesstempel mit der Unterscheidungsziffer 4 mit verschiedenen Kleinbuchstaben (z.B. 4a,4b,4c,4d) verwendet wurde[2].

Aufgrund der kurzen Beförderungszeit von Prag nach Casablanca von nur 3 Tagen kann davon ausgegangen werden, dass der Luftpostbrief von Prag nach Casablanca auch tatsächlich überwiegend mit Luftpost befördert wurde. Nach den Angaben im Katalog Trojan[3] erfolgte die Beförderung dieses Luftpostbriefes auf den nachfolgenden Teil-Strecken:

6.6. Prag-Straßburg mit der Fluggesellschaft Compagnie Franco-Roumaine de Navigation Aérienne (CFRNA)
6.6.-7.6. Straßburg – Toulouse mit Bahnpost
8.6. Toulouse – Casablanca mit der französischen Fluggesellschaft Lignes Latécoère

Tschechische Flugpost nach Marokko war auf der Flugpostlinie der französischen Fluggesellschaft Lignes Latécoère ab dem 1.8.1923 zur Beförderung zugelassen[4].

Der Luftpostbrief ist bei einem Gewicht bis 20 Gramm mit 6,75 Kc portogerecht frankiert[5]: 2,50 Kc Auslandsbrief bis 20 Gramm + 2,50 Kc Auslands-R-Gebühr + 0,25 Kc Lp.Zuschlag bis Straßburg + 1,50 Kc Lp.Zuschlag bis Casablanca = 6,75 Kc.

Abschließend noch die Titelseite eines zeitgenössischen Flugplanes der Lignes Latécoère, die die Streckenführung von Toulouse nach Casablanca zeigt und ein Postflugzeug des Typs Bréguet 14, das auf der Strecke der Lignes Latécoère von Toulouse nach Casablanca verkehrte. Man beachte: die Passagiere saßen im Freien ! Dagegen sind heutige Billigflieger der reine Luxus.



Quellennachweise:

[1]Vgl. zu den Flugpostzetteln/Richtungsaufklebern die Angaben im MICHEL-Europakatalog Bd. 1 (Mitteleuropa) nach CSSR Mi-Nr. 194
[2]Peter Vouhsem/Max Mahr, Geschichte der tschechoslowakischen Flugpost Teil 2 1918-1921, Kleine Schriftenreihe der CS-Philatelie Heft 9, Hamminkeln 1988 Seite 85
[3]Petr Horka, Ceskoslovenská Letecká Posta 1918-1939, Prag 1997 Seite 89
[4]Petr Horka a.a.O. Seite 89; American Air Mail Catalogue Band 1 4. Aufl. Washington D.C./USA 1974 Seite 134
[5]Petr Horka a.a.O. Seiten 192, 194, 203

MfG saintex
 
Detlev0405 Am: 21.01.2018 07:01:56 Gelesen: 179663# 14 @  
@ saintex [#210]

Vielen Dank für die Korrektur meiner Leseart des Stempels aus London. Nun weiß ich auch, das der Brief 5 Tage unterwegs war. Spricht also einiges dafür, das eine Beförderung auf dem Land- und Seeweg sehr wahrscheinlich ist. Stellt sich mir nur die Frage, warum er in Deutschland nirgends einen Transitstempel bekam, zumal es sich um ein Einschreiben handelte ? Weder von einer Bahnpoststrecke noch von einem deutschen Hafen auf dem Weg nach England. Ich gehe davon aus, das der Landweg ausschließlich über Deutschland ging.

Deinen Beitrag mit dem Luftpostbrief nach Casablanca finde ich einfach Klasse. Neben der ausführlichen Beschreibung der Strecke und des Tarifes (die bereiten mir besonders Probleme, da ich keine entsprechende Zusammenstellung der Tarife wie im Michel für Deutschland finde) hast du mir vor allem die Angst genommen, mich an solche Belege auch mal heranzutrauen. Ich zeige später noch an Hand eines Beleges aus Warschau, warum ich so misstrauisch bin.

Vielen Dank,
Detlev
 
saintex Am: 21.01.2018 19:49:04 Gelesen: 179608# 15 @  
@ Detlev0405 [#14]

Hallo Detlev,

schön, dass Dir mein Beitrag in diesem Thread gefallen hat. Wenn Du Anregungen für den Aufbau und die Gestaltung Deiner Sammlung suchst empfehle ich Dir die tschechische Internetseite EXPONET auf der im Rahmen einer virtuellen Ausstellung fünf Luftpostexponate zur Tschechischen Luftpost im Zeitraum 1900 bis 1950 von Sammlern aus Tschechien, Deutschland und den USA im Internet eingestellt sind.

http://www.exponet.info/exhibit_select_by_subject.php?category_SUB_ID=1000000&subcategory_SUB_ID=1011000&subsubcategory_SUB_ID=1011004

MfG Wolfgang
 
Detlev0405 Am: 21.01.2018 19:55:22 Gelesen: 179604# 16 @  
@ saintex [#15]

Hallo Wolfgang,

das ist mein absoluter Favorit und mein Vorbild.

http://www.exponet.info/exhibit.php?exhibit_ID=628&lng=CZ

MfG Detlev
 
Detlev0405 Am: 23.01.2018 19:08:50 Gelesen: 179543# 17 @  
Auch wenn ich in meinem letzten Beitrag das Objekt von Zdenìk Hrnèíø als mein Vorbild bezeichnet habe, möchte ich keine Missverständnisse aufkommen lassen. Ich beschäftige mich vorwiegend mit Bedarfspost, ergänzt durch einige Erstflug Belege. Die ersten Beleg wie sie auch Rudi und Wolfgang hier vorgestellt haben, sind so rar und in festen Händen, das es sich nicht lohnt, einen Gedanken an solche Belege zu verschwenden. Zeppelinzuleitungen sowie "Durchrutscher" bei den Katapultflügen fallen auch darunter und sind zudem sündhaft teuer.

Dabei gibt es auch später vieles interessantes zu entdecken und dem versuche ich mich zu verschreiben.

Das ist ein Brief, der mir Rätsel aufgibt. Die Strecke Karlsbad – Chemnitz wurde mit der Eröffnung der Fluglinie Marienbad – Karlsbad – Chemnitz - (Halle/Leipzig) am 01.06.1932 in Betrieb genommen (sowohl Mahr als auch Horka).



Dieser Beleg datiert genau ein Jahr vorher. Horka gibt darüber keine Auskunft, sowohl Mahr als auch Horka datieren den Erstflug auf der Strecke Karlsbad – Marienbad – Prag auf den 15.05.1931 als ersten Flug vom Flugplatz Karlsbad. Im Michel Flugpost Spezial Katalog stoße ich bei meinen Nachforschungen unter der Nummer 31.27 auf eine Flugverbindung der CSL (neben der CSA – staatliche Luftfahrtgesellschaft) als private Luftfahrtgesellschaft auf die Verbindung Halle/Leipzig – Marienbad – Karlsbad, wobei hier nur Belege gelistet werden zwischen Halle/Leipzig und Karlsbad sowie retour gingen. Nachstehender Beleg dokumentiert diese Verbindung. Aufgegeben in Halle/Leipzig am 01.06.1931 14-15 Uhr erreicht er Karlsbad am gleichen Tag gegen 21 Uhr.



Sehe ich mir den Ausgangsbeleg an, stelle ich als Aufgabezeit 8 Uhr fest. Somit würde der Beleg die Eröffnung der Linie dokumentieren. Stellt sich die Frage, ob es eine Zwischenlandung in Chemnitz auf der Strecke Karlsbad – Halle/Leipzig gab und Post abgefertigt wurde. Technisch war zu dieser Zeit im Jahre 1931 eine Zwischenlandung nicht notwendig.Der Abfertigungsstempel von Chemnitz belegt zumindest die Annahme, das es in Chemnitz eine solche Abfertigung gegeben haben muss. Ich habe auch die Retour Verbindung von Halle/Leipzig nach Chemnitz geprüft an Hand des Michel Kataloges – Chemnitz – Leipzig wurde unter der Nr.26.53 geführt aber am 06.10.26 als eingestellt gemeldet, die nächste Linienverbindung war unter der Nr.32.6 aber das war erst im Jahre 1932. Vielleicht können Spezialisten von deutscher Seite diese Frage konkreter beantworten.

Ein netter Zusatz auf dem Beleg der wohl privaten Ursprungs angebrachte Stempel eines Flugzeuges.



Vielleicht kann mir auch jemand Auskunft geben über den roten Dreieckstempel auf der Rückseite des Beleges unten rechts.

Gruß Detlev
 
Detlev0405 Am: 27.01.2018 15:53:04 Gelesen: 179392# 18 @  
Im Jahre 1921 eröffnete die französische Gesellschaft CIDNA (oder auch CFRNA) die Linie Prag – Warschau und retour. So wurde der Flug vom 24.04.1921 der erste echte Postflug auf dieser Strecke durchgeführt. Es gibt auf dieser Strecke eine Besonderheit. Da die erste Flugpostausgabe der Tschechoslowakei am 31.03.1921 den letzten Tag der Gültigkeit erreichte, wurden Briefe vor frankiert, um den Erstflug am 24.04. mit Luftpostmarken zu garantieren. Dazu kam es aber nicht, die tschechische Post beförderte diese Briefe per Bahn nach Warschau. Für die ersten 3 Flüge nach Warschau geben sowohl Mahr als auch Horka eine Gesamtmenge der beförderten Belege von 134 ! an.

Offensichtlich war die Strecke Prag – Warschau – Prag, was die Luftpost betrifft, nur sehr schwach ausgelastet. Post nach Gleiwitz und Breslau (zu dieser Zeit Bestandteil Deutschlands) wurden vergleichsweise mit Postbelegen in dieser Zeit der 20er Jahre überschüttet.



So habe ich persönlich auch etwa 3 Jahre gebraucht, um einen Bedarfsbeleg aus dieser Zeit von der Strecke Prag – Warschau – Prag zu bekommen.

Die Detailbeschreibung kann man aus dem exzellenten beigefügten Attest entnehmen.



Die Rückseite dokumentiert in sehr eindrücklicher Art und Weise, warum ich vor alten Belegen aus diesem Bereich soviel Respekt (in Form von Skepsis) habe. Der aufgebrachte Echt Stempel und die Signatur Jungjohann haben nichts mit einer realen Prüfung zu tun. Da ich Prüfstempel grundsätzlich auf ihre logische Stimmigkeit prüfe, wusste ich sehr schnell, dass mit dem Beleg etwas nicht stimmte. Dank Herrn Petriuk habe ich innerhalb von 24 Stunden einen positiven Vorabbescheid bekommen, so das ich letztendlich meinen ersten Beleg von dieser Linie mein eigen nennen konnte.

Vielleicht gibt es noch andere Sammler hier, die solche Belege haben und zeigen können.

MfG Detlev
 
Detlev0405 Am: 31.01.2018 13:26:16 Gelesen: 179294# 19 @  
Manches geht wohl nur bei Bedarfsbelegen aus dieser Zeit, bis auf eine theoretische Ausnahme. Aber der Reihe nach.

Ein Bedarfsbeleg der Luftpost von Prag nach Brno vom 16.12.1930 auf einer Ganzsache CDV 40 (nach tschechischem Spezialkatalog 1988).



Der Absender war wohl ein Philatelist, denn er verweist den Empfänger auf die Mischfrankatur von II. Und III. Luftpostemission hin – eine Mi.Nr. 199 zusammen mit einer MiNr. 303. Eine solche Mischfrankatur war nur im Zeitraum vom 16.12.1930 bis zum 31.03.1931 möglich. Zumal es in dieser Zeit auch keine Erstflüge gab, die die Phantasie der Sammler anspornen konnten. Bleibt nur die Möglichkeit des Erstfluges von Prag nach Amsterdam, der am 01.04.1931 statt fand. Eine Spätaufgabe am 31.03. beim Postamt 1 in Prag wäre die einzige Möglichkeit, eine solche Mischfrankatur auf einen Erstflugbeleg zu verkleben.
Mischfrankaturen der II. Und III. Emission sind sehr selten.

Dem Absender gelang aber noch ein Coup – eine Verwendung der MiNr. 303 am Ersttag, denn die Ausgabe kam am 16.12.1930 an den Schalter.



So kann auch ein einfacher Bedarfsbeleg sehr spannend werden.

MfG Detlev
 
saintex Am: 31.01.2018 22:58:07 Gelesen: 179247# 20 @  
Von mir heute ein tschechischer Luftpostbrief aus dem Jahr 1931 adressiert nach Buenos Aires in Argentinien. Der Luftpostbrief wurde am Luftpostschalter des Postamtes Prag 1 aufgegeben und trägt vorderseitig den Tagesstempel Praha 1 -7.XII.31-20 UZ „4c“.



Rückseitig sind auf dem Luftpostbrief diverse Durchgangs- und Ankunftstempel angebracht:

① Rechteck-Stegstempel des Postamtes Prag 7 mit dem Text PRAHA 7/LETECKÁ POŠTA / POSTE AÉRIENNE mit Datum vom 7-XII.31-22
② Tagesstempel des Bahnhofpostamtes Straßburg STRASBOURG GARE-AVION vom 12.12.31. 7*
③ Ankunftstempel Buenos Aires VIA AEREA vom 19.12.1931 24-
④ Bei dem Einkreisstempel mit der Ziffer 2101 handelt es sich um einen Briefträgerstempel, der nach der Ankunft in Buenos Aires angebracht wurde.



Der Luftpostbrief wurde auf der von der französischen Fluggesellschaft Compagnie Générale Aéropostale (kurz: Aéropostale) betriebenen und am 03.03.1928 eröffneten Post- und Frachtlinie von Frankreich nach Argentinien befördert. Das Streckennetz der Aéropostale und der Beförderungsweg des tschechischen Luftpostbriefes von Frankreich nach Argentinien ist hier als Motiv auf der Rückseite einer von der Fluggesellschaft zum Jahreswechsel 1931/1932 herausgegebenen Neujahrsgrußkarte abgebildet.



Die Südamerikalinie der Aéropostale verfügte über zwei Startpunkte, in Toulouse und Marseille. Die beiden Teilstrecken vereinigten sich in Barcelona zur Hauptlinie in Richtung Südamerika. Die Luftpost aus Mittel- und Osteuropa wurde hauptsächlich per Bahnpost über Straßburg und Lyon dem Ausgangspunkt der Südamerikalinie in Marseille zugeführt.

Da die Gesellschaft 1931 noch nicht über geeignete Flugzeuge verfügte, um die ca. 3200 km lange Seestrecke zwischen Afrika und Brasilien im Linienverkehr auf dem Luftwege zu überqueren, wurden auf diesem Teilstück der Fluglinie speziell für die Aéropostale gebaute Schnellboote (Avisos) zur Beförderung von Post und Fracht auf der Seestrecke eingesetzt. Die Beförderungsdauer der Luftpost von Frankreich nach Argentinien betrug 7 bis 8 Tage. Die Fluglinie wurde einmal wöchentlich beflogen, jeweils ab Marseille bzw. Toulouse Sonntag früh um 4:30 bzw. 5:30 Uhr. Die planmäßige Ankunft der Luftpost in Buenos Aires war am folgenden Sonntag um 18:00 Uhr Ortszeit[1].

Luftpost aus der Tschechoslowakei war seit dem 1.10.1928 zur Beförderung auf der Südamerikalinie der Aéropostale zugelassen[2]. Die Luftpostbriefe sollten vorderseitig den Leitvermerk in französischer Sprache tragen: „Par Avion France Amérique du Sud“.

Der Luftpostbrief ist bei einem Gewicht zwischen 10 und 15 Gramm mit 44,50 Kč portogerecht frankiert: 2,50 Kč Auslandsbrief bis 20 Gramm + 42 Kč Luftpostzuschlag bis Argentinien ( 3 x 14 Kč/5 Gramm) = 44,50 Kč[3]. Als Frankatur fand der Höchstwert der am 16.12.1930 verausgabten 3. (endgültigen) Flugpostausgabe (Mi-Nr. 310) zu 20 Kč Verwendung.

MfG saintex

Quellennachweise

[1] Flugplan laut Postliste (Postdampfer- und Luftpostverbindungen) Februar 1932, herausgegeben vom Reichspostministerium in Berlin
[2] Petr Horka, Československá Letecká Pošta 1918 – 1939, Prag 1997 Seite 91.
[3] Petr Horka a.a.O. Seiten 192, 216
 
Detlev0405 Am: 01.02.2018 09:28:01 Gelesen: 179212# 21 @  
@ saintex [#20]

Wolfgang, ich danke Dir für die ausführliche Darstellung des Briefes nach Buenos Aires. Vor allem weiß ich nun, dass die Beförderungszeit von 7 - 8 Tagen normal ist, Du hast mir eine Orientierung gegeben. Bei Deinem Brief beeindruckt mich vor allem die Rückseite - alle Durchgangsstempel bezeugen eine ordnungsgemäße Beförderung auf der Strecke.

Daran schließt sich meinerseits eine Frage an. Ich bin schon öfters Briefen nach Amerika (allgemein) begegnet, habe aber immer die Finger davon gelassen. Warum ? Ich habe noch nie eine solche komplette Dokumentation des Beleges mit den Durchgangsstempeln gesehen. In der Regel ist noch ein Abgangsstempel in Prag - Flughafen zu sehen, speziell in die USA dann ohne Ankunftsstempel. Nach Südamerika mit Abgangsstempel von Prag - Flughafen und Ankunftsstempel im Empfängerland. Es fehlen aber jegliche Durchgangsstempel und ein Direktflug war ja zu dieser Zeit noch nicht üblich.

Welchen Rat kannst du mir und anderen interessierten Sammlern im Umgang mit solch "unvollständigen" Belegen geben ? Welche Erfahrungen gibt es bezüglich der Fälschungsgefährdung solcher Bedarfsbelege - zumal sie ja nicht immer "billig" sind ?

Einen schönen Tag noch allen,

Detlev
 
buzones Am: 01.02.2018 18:30:13 Gelesen: 179169# 22 @  
@ Detlev0405 [#21]

Ich habe noch nie eine solche komplette Dokumentation des Beleges mit den Durchgangsstempeln gesehen. In der Regel ist noch ein Abgangsstempel in Prag - Flughafen zu sehen, speziell in die USA dann ohne Ankunftsstempel. Nach Südamerika mit Abgangsstempel von Prag - Flughafen und Ankunftsstempel im Empfängerland. Es fehlen aber jegliche Durchgangsstempel und ein Direktflug war ja zu dieser Zeit noch nicht üblich.

Lieber Detlev,

natürlich gab es noch keine Direktflüge, was aber nicht heißt, dass bei jeder Zwischenlandung ein Transitstempel angebracht wurde. Im vorliegenden Fall wurde einmal in Straßburg umgeladen und gestempelt, danach blieb der Brief in seinem nach Argentinien bzw. Südamerika bestimmten Postsack und wurde erst nach der Ankunft dort wieder entnommen und "postalisch behandelt".

Beste Philagrüße
Ralf
 
Detlev0405 Am: 03.02.2018 14:22:55 Gelesen: 179086# 23 @  
Lieber Postbeamter – ich bedanke mich dafür, dass du nicht zwischen Nord und Süd, Berlin und Wien unterscheiden konntest, so kam ich zu einem Superbeleg.

Am 21.03.1927 wurde die Strecke Wien – Prag – Dresden – Berlin und retour eröffnet.



Ordnungsgemäß wurde dazu auch der Beleg beim Postamt 1 in Prag auf geliefert und auf dem Flughafen von Prag abgefertigt. Nun passiert aber ein Missgeschick. Der Brief geht nicht nach Berlin, sondern nach Wien und wird dort gegen 17 Uhr abgefertigt.



Dem Postbeamten fiel wohl auf, dass der Brief ein Irrläufer ist und schickte ihn sofort wieder auf Reisen. Da der Erstflug in Berlin zwischen 9 – 10 Uhr abgefertigt wurde, ging unser Brief also zuerst mit diesem Flug nach Wien und dann mit dem Rückflug (auch Erstflug ?) nach Berlin. Dort kam er zwischen 2 – 3 Uhr Nachts an.



Somit wären 2 Erstflüge oder ein Erstflug und ein Bedarfsflug auf einem Brief dokumentiert.

Ein schönes Wochenende allen,
Detlev
 
saintex Am: 05.02.2018 22:15:16 Gelesen: 178991# 24 @  
@ Detlev0405 [#21]

Hallo Detlev,

zu Deinen Fragen im Posting [#21] vom 01.02.2018:

1. Nach meiner Ansicht sollte sich die Luftpostbeförderung – egal ob Bedarfsbrief oder philatelistischer Erstflugbrief – durch zeitgerechte Abgangs-, Durchgangs- und Ankunftsstempel mit klaren Stempeldaten und/oder entsprechende Luftpost-Bestätigungsstempel auf dem Luftpostbrief nachweisen lassen. Dies jedenfalls bei Luftpostbriefen aus dem Zeitraum 1920 bis zum Beginn des 2. Weltkrieges als die Dokumentation der Beförderung des Briefes mit Luftpost durch derartige Poststempel in vielen Ländern aufgrund postalischer Vorschriften vorgeschrieben war, zumindest aber einer postalischen Praxis entsprach.

Insbesondere ohne einen lesbaren Ankunftsstempel würde ich derartige Luftpostbriefe grundsätzlich nicht in meine Sammlung aufnehmen. Ausnahmen mache ich dort, wo (wie z.B. in Großbritannien ab ca. 1920 und Deutschland ab 01.11.1934) aufgrund postalischer Vorschriften auf einfachen Luftpostbriefen keine Ankunftsstempel mehr angebracht wurden. So hätte ich den in meinem Beitrag [#13] gezeigten tschechischen Luftpostbrief nach Marokko ohne einen zeitgenössischen Ankunftsstempel aus Casablanca voraussichtlich nicht erworben, da sich ohne Ankunftsstempel eine Luftpostbeförderung nicht nachweisen lässt. Andererseits würde ich einen Luftpostbrief ohne Durchgangsstempel aus den von buzones in seinem posting [#22] genannten Gründen nicht als „unvollständig“ und damit als „nicht sammelwürdig“ ansehen.

Bei Luftpostbriefen nach Südamerika ist für mich ein lesbarer Ankunftstempel jedoch ein „Muss“, da es nach meinen Beobachtungen – zumindest in den ABC-Staaten – bis in die Zeit des 2. Weltkrieges gängige Praxis war, auch auf einfachen Luftpostbriefen bei der Ankunft rückseitig einen auf die Luftpostbeförderung hinweisenden Ankunftsstempel anzubringen.

2. Etwas anders verhält es sich nach meinen Beobachtungen mit Luftpost aus Europa in die USA. In der Zeit bis 1938 gab es noch keine durchgehenden Flüge mit Postbeförderung über den Nordatlantik, so dass Luftpostbriefe über den Nordatlantik mit dem Schiff nach New York und von dort aus weiter über das inner-amerikanische Luftpostnetz und daran anschließend auf den Foreign Airmail Routes (F.A.M.) ins Ausland (z.B. China oder Mittel- und Südamerika) befördert wurden. Auch wenn Durchgangsstempel auf derartigen Flugpostbriefen aus europäischen Zwischenstationen nur selten vorkommen, wäre ich bestrebt in meine Sammlung in erster Linie Luftpostbriefe mit einem Durchgangsstempel von New York (gibt es fast nur auf Luftpost-R-Briefen) und einem Ankunftsstempel vom Zielort aufzunehmen.

3. Die Anforderungen an die Rückseite eines Luftpostbriefes hinsichtlich Durchgangs- und Ankunftsstempel ist für mich kein Selbstzweck. Die Stempel dienen zum einen dem Nachweis des genauen Leitweges und ermöglichen über die Stempeldaten häufig auch den Nachweis, dass der Brief tatsächlich auch mit Luftpost befördert wurde. Heute existiert eine umfangreiche aerophilatelistische Fachliteratur, in der die Flugdaten der englischen, französischen, italienischen, niederländischen und deutschen Flugpostlinien nach Afrika, Asien sowie Nord- und Südamerika aus den 1920er und 1930er Jahren aufgeführt sind und mit deren Hilfe man einen Luftpostbrief einer konkreten Flug-Nr. inklusive Flugzeugtyp mit konkreten Abflug- und Ankunftsdaten sowie den Namen der Besatzungen und etwaigen Unregelmäßigkeiten der Luftpostbeförderung wie z. B. Notlandungen, Abstürzen und Verspätungen sowie den Grund hierfür zuordnen kann, wenn Abgangs- und Ankunftsdatum auf dem Brief durch entsprechende Poststempel dokumentiert sind. Dass Luftpostbriefe mit zahlreichen rückseitigen Durchgangs- und Ankunftstempeln, die den Laufweg des Luftpostbriefes dokumentieren, seltener sind als solche ohne hattest Du schon selber zutreffend festgestellt. Dies beeinflusst auch den Wert des Luftpostbriefes beim Weiterverkauf, was zumindest für mich ein wesentliches Kriterium beim Erwerb eines Luftpostbriefes ist.

4. Fälschungen der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe lagen mir bislang noch nicht vor. Nach meiner Erfahrung steht der Zeit- und Kostenaufwand für eine Fälschung der hier bislang gezeigten Erst- und Bedarfsflugbriefe in keinem sinnvollen Verhältnis zum Wert der hier bislang gezeigten Luftpostbriefe, der nach meiner Einschätzung im mittleren zwei- bis dreistelligen Euro-Bereich liegen dürfte. Fälschungen von Luftpostbriefen sind mir bislang in erster Linie nur bei Zuleitungspost zu den Zeppelinfahrten der 1930er Jahre aus exotischen Staaten und den Zeppelinbriefen der Lakehurst-Katastrophe im Mai 1937 bekannt geworden.

Ich hoffe dies beantwortet Deine Fragen aus Deinem Posting [#21] vom 01.02.2018 erschöpfend. Falls nicht, frage einfach nochmal nach.

MfG saintex

P.S. Im nächsten Beitrag von mir wieder was mit Bild zum Anschauen
 
Detlev0405 Am: 06.02.2018 10:54:33 Gelesen: 178953# 25 @  
@ saintex [#24]

Hallo Wolfgang,

danke für Deine ausführlichen Darlegungen zu Luftpost der 20er und 30er Jahre allgemein und speziell. In vielen Punkten decken sich Deine Ansichten mit meinen. Hilfreich war für mich auch Deine Einschätzung zur Fälschungsgefährdung von Belegen aus dieser Zeit, nun kann ich wieder etwas "leichtsinniger" sein (na wohl mehr mutiger).

Ich bemühe mich auch immer, selbst bei den Bedarfsbelegen, sie so komplett wie möglich zu bekommen, um eine Strecke auch richtig dokumentieren zu können. Nun kommt aber das berühmte A B E R . Ich habe zum Beispiel im nächsten Beitrag einen Beleg von Prag in die Schweiz, wo man von den akkuraten Schweizern einen Ankunftsstempel 1933 erwartet am Flughafen Zürich. Aber da irrt der liebe Sammler Detlev und nur der Abgangsstempel vom Flughafen Prag bestärkt mich in meiner Annahme, das der Beleg trotzdem per Luftpost befördert wurde. Auch das glatte Gegenteil kann ich belegen - viele Durchgangsstempel, wo ich zumindest die tschechischen Stempel als echt einordnen kann und trotzdem macht der Beleg keinen Sinn.

Ich werde mich aber auch in Zukunft an die von Dir hier noch einmal aufgezeigten Prinzipien halten und lieber mal auf einen Beleg verzichten.

Auf jeden Fall noch einmal Dank für dein Statement.

MfG Detlev
 
Detlev0405 Am: 07.02.2018 13:48:28 Gelesen: 178894# 26 @  
Luftpost von Prag in die Schweiz war in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts etwas kompliziert am Anfang. Die eigentlich logische Trasse war Prag – München – Zürich, leider nicht praktikabel wegen den Differenzen zwischen Frankreich und Deutschland, in dessen Folge Deutschland keine Landerechte an die Tschechoslowakei vergab und die entstehende Lufthansa keinen Luftpostverkehr nach der Tschechoslowakei unterhalten konnte.

So kam es dazu, das ein direkter Flugverkehr erst am 02.06.1930 auf der Strecke Prag – München – Zürich nach Basel eröffnet wurde durch die Ad Astra. Ab 1927 beflog die Lufthansa die Strecke Prag – München – Zürich – Lausanne – Genf – Marseille- sie wurde 1935 von der CSL übernommen. Eine weitere Variante war die Beförderung durch die CIDNA, allerdings über den Umweg von Straßburg.



Hier ein Bedarfsbeleg eines Fluges der DLH nach Zürich vom 16.08.1933. Frankiert mit zwei schönen Randstücken der Mi. Nr. 303 und 304 wurde er in Prag 1 aufgegeben. Auf der Rückseite der Luftpost Abfertigungsstempel von Prag 7 in der Version Horka 158 a. Eine weitere Version dieses Stempel hatte die Unterscheidungsbuchstaben b und c unter Praha 7. Leider haben die Schweizer Postbeamten in Zürich den Ankunftsstempel vergessen.

Viel spannender ist ein Beleg auf der Gegenstrecke aus der Schweiz nach Prag. Sicher, man sieht ihm den Bedarf an, aber dafür dokumentiert er eindeutig die Beförderungsetappen.



Der Absender machte wohl Urlaub in der Schweiz, nämlich in Zermatt. Dort wurde der Brief am 28.07.1930 aufgegeben. Eigentlich gab der Absender einen Leitvermerk über Zürich – München vor, aber das interessierte den Schweizer Postbeamten nicht. Offensichtlich gab es eine schnellere Verbindung nach Prag, nämlich durch die CIDNA. Daher führte der Weg über Zürich 29.07. um 17 Uhr und Basel 29.07. um 24 Uhr nach Straßburg Ankunft am 30.07.1930. Wenn ich den Stempel richtig deute, ist er zum Weiterflug um 4 Uhr abgefertigt worden. So kam er am 30.07.1930 gegen 10 Uhr in Prag an (siehe Vorderseite).

Garniert wird der Urlaubsgruß mit zwei Vignetten von Schokoladen Herstellern auf der Rückseite des Briefes.

Viel Spaß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 10.02.2018 15:39:25 Gelesen: 178836# 27 @  
Am 01.05.1937 wurde die inner tschechische Linie Brno – Zlin – Piestany eröffnet. Wer heute diese Strecke auf der oben gezeigten Karte sieht sagt bestimmt – na und ? Brno und Piestany waren zu dieser Zeit bereits in das tschechische Streckennetz eingebunden, warum dann so einen Hyphe wegen Zlin und seine Anbindung ?

Da müssen wir zurück in die Ende 20er, Anfang 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Zlin war der Sitz des Bata – Schuhkonzerns, bereits ab 1930 Weltmarktführer. Ausführliche Beschreibung des Konzerns ist hier zu ersehen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Bata_(Konzern)

Dieser Konzern war es auch, der die Anbindung des Ortes Zlin an das tschechische Luftpostnetz vorantrieb, um somit im internationalen Luftverkehr angebunden zu sein. Verständlich, wenn man weiß das Bata zu dieser Zeit weltweit präsent war.



Hier ein Beleg zum Erstflug Zlin – Piestany – Prag – Stockholm. Das interessante ist die Firmenkarte, die von Bata initiiert wurde. Im Gegensatz zu den CSA – Karten, die zu Eröffnungen der CSA Linien vertrieben wurden, war diese Karte privaten Ursprungs und nur ab Zlin eingesetzt (nach meinen Kenntnissen). Hier eine Version in englischer Sprache.



Der zweite Beleg, auch von der Firma Bata, ist in französischer Sprache herausgegeben worden. Er dokumentiert die Strecke Zlin – Piestany. Bei diesem Beleg ist die Flugpost Vignette von Bata beachtenswert, die relativ selten auf Belegen anzutreffen ist (Mahr Band 3 Seite 120). Diese Form der komplexen Werbung durch eine private Firma ist zumindest in der tschechischen Luftpost einmalig.

Ein schönes Wochenende wünsche ich euch
Detlev
 
22028 Am: 10.02.2018 17:32:27 Gelesen: 178824# 28 @  
Hier ein Brief aus 1927 nach Baghdad/Irak. So etwas ähnliches suche ich, allerdings nicht als Luftpost sondern mit der Overland Mail Haifa-Baghdad transportiert! Der LP Brief ist NICHT in meiner Sammlung.


 
Detlev0405 Am: 10.02.2018 18:14:48 Gelesen: 178812# 29 @  
@ 22028 [#28]

Hallo Rainer,

kannst Du über die Rückseite des Briefes verfügen und sie einstellen ?
Es spricht doch einiges dafür, das dieser Brief zumindest auf der Destination Prag - Frankreich befördert wurde. Die israelischen Flughäfen wurden ja nach meiner Kenntnis erst in den 30 er Jahren durch die britische Mandatsmacht errichtet, so das mir für 1927 kein Airport bekannt ist.

Das verkleben der Luftpostmarke, der handschriftliche Vermerk Avion und die Gewichtsangabe 8 g, beides offensichtlich vom Postbeamten vorgenommen in Prag 1 (zuständiges Postamt für Luftpostabfertigungen), sprechen sehr für eine Luftpost Abfertigung. Aber ohne Rückseite wohl kaum definitiv zu beantworten.

MfG Detlev
 

Das Thema hat 379 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1   2   3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 16 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.