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Thema: Deutsches Reich Retourbriefe - Geschlossene Briefe nicht zulässig
Dirk Am: 12.01.2018 11:48:08 Gelesen: 5657# 1 @  
DR 1917 - Retourbrief - Geschlossene Briefe nicht zulässig

Hallo Sammlerfreunde,

ich habe einen Retourbrief Deutsches Reich von 1917 wozu ich einige Fragen habe und würde mich freuen, Eure Meinung zu hören.

Es handelt sich um einen Umschlag in den Elsass, frankiert mit 15 Pfg Germania, Bahnpoststempel "Mannheim - Karlsruhe (B) - Bahnpost ZUG 740 - 23.5.17". Kastenstempel "Zurück - Geschlossene Briefe nicht zulässig". Handschriftlich in rot "Zurück Ötigheim bei Rastatt". Kastenstempel "Absender nicht ermittelt". Rückseitig Verschlussmarke "Zur Ermittlung des Absenders - Amtlich geöffnet -Kais. Oberpost direktion Karlsruhe - Baden".

- Wurden geschlossene Briefe grundsätzlich zurück gesandt ?
- Von wann bis wann war es unzulässig geschlossene Briefe zu schicken ?
- Wie häufig ist der Kastenstempel "Zurück - Geschlossene Briefe nicht zulässig" ?
- Was passierte mit unzustellbaren Briefen ?

Ich würde mich sehr freuen, etwas dazu zu lernen und schätze Eure Meinungen.

Gruss

Dirk


 
wuerttemberger Am: 13.01.2018 10:22:29 Gelesen: 5574# 2 @  
Ich kann Deine Fragen nicht erschöpfend beantworten, aber ich möchte mal ein paar Hinweise geben.

Briefe ins Ausland mußten während des ersten Weltkriegs offen aufgegeben werden. Dies sollte die Zensur erleichtern. Geschlossene Briefe wurden in der Regel zurückgeschickt. Es gibt aber auch Briefe ins Ausland, die von der Zensurstelle geöffnet und mit einem Verschlußzettel wieder verschlossen wurden.

Dieser Brief lief jedoch in das Reichsland Elsass-Lothringen. Sendungen dorthin wurden immer zensiert, egal woher sie kamen. Meistens handelt es sich um eine Eingangszensur, aber manchmal wurde auch schon am Aufgabeort zensiert. Geschäftsbriefe von "meiner" Zensurstelle Stuttgart waren immer geschlossen. Zurückgewiesene Sendungen habe ich noch nie gesehen.

Die Arbeitsweisen und die Vorschriften der Zensurstellen haben sich im Lauf des Krieges oft geändert und man kann meist keine pauschale Aussagen darüber machen.

Den Stempel habe ich im "Riemer, Die Postüberwachung im Deutschen Reich durch Postüberwachungsstellen 1914-1918" nach kurzer Durchsicht nicht gefunden. Er ist weder in Karlsruhe, noch in Strassburg, Colmar oder Mühlhausen verzeichnet.

Gruß

wuerttemberger
 
Dirk Am: 14.01.2018 18:14:10 Gelesen: 5503# 3 @  
Hallo Wuerttemberger,

vielen Dank für Ihren ausführlichen und interessanten Beitrag. Es ist verständlich, dass die Zensurvorschriften und Arbeitsweisen sich während des Krieges häufig änderten und somit vielleicht einige weniger bekannte Stempel gebraucht wurden. Ich habe keine Referenz oder Vergleichsstück des Stempels Zurück - Geschlossene Briefe nicht zulässig finden können. Ich gehe davon aus, dass dieser Brief nur aufgemacht wurde, um die Adresse des Absenders zu erfahren und nicht den Inhalt zu kontrollieren.

Gibt es ähnliche "Zurück" Stempel auf geschlossene Briefe aus dieser Zeit ? Welche Literatur würden Sie mir empfehlen ? Vielen Dank und einen herzlichen

Sammlergruss

Dirk
 
wuerttemberger Am: 14.01.2018 18:58:24 Gelesen: 5482# 4 @  
Richtig, die Öffnung erfolgte zur Ermittlung des Absenders, nachdem der Brief zurückgewiesen wurde. Die rote Schrift stammt immer von der Retourbriefcommision. Es gibt viele ähnliche Stempel mit demselben Zurückweisungsgrund, aber diesen kann ich keiner Zensurstelle zuordnen.

Literatur habe ich oben schon angegeben. Das Buch von Karl-Heinz Riemer stammt zwar aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts und es ist in manchen Belangen schon längst überholt, aber es ist immer noch eine gute und die einzige Grundlage für den Einstieg.

Gruß

wuerttemberger
 
Dirk Am: 14.01.2018 19:26:22 Gelesen: 5470# 5 @  
Vielen Dank Wuerttemberger.

Ich werde zusehen dass ich mir das Buch von Riemer besorge. Ich danke Ihnen für Ihre hilfreiche Kenntnisse und sollte ich weiteres über diesen Stempel ausfindig machen gebe ich Bescheid.

Gruss

Dirk
 
London-Dieter Am: 21.08.2019 23:28:39 Gelesen: 3970# 6 @  
Auch ich möchte einen Retourbrief aus der Zeit kurz vor dem I. Weltkrieg zeigen, welcher möglicherweise etwas mit dem Öffnen von Retourbriefen zu tun hat.

Es handelt sich um einen Brief von New York (Fordham Station) nach Hannover.
Datum: 4. April 8-PM 1913.

Entziffern konnte ich lediglich in der handschriftlichen Notiz: "... auf der Post geoeffnet" (?)



Auf der Rückseite wird es dann "bunt":



Vielleicht kann jemand die handschriftliche Notiz entziffern, möglicherweise enthält sie etwas mehr an Informationen zu dem Öffnen? Bin mir nicht sicher ob das privat oder amtlicher Natur ist.

Danke.
 
volkimal Am: 22.08.2019 00:49:47 Gelesen: 3964# 7 @  
Hallo Dieter,

auf der Vorderseite steht: "Brief wurde mir heute von Deutschland wieder zugesandt. Mama ??? möchte(?) gerne diesen Brief lesen. Lege diesen deinem nächsten Brief bei. Es scheint, als wenn der Brief auf der Post geöffnet wurde."

Auf der Rückseite wurde handschriftlich vermerkt: "Adr. von Osterstr. 79 unbekannt verz." Der Rest sind Unterschiften.

Ich weiß nicht, wieso der Brief geöffnet worden sein soll. Nach meiner Meinung ist er einfach zurückgeschickt worden. Da auf der Rückseite der Absender stand gab es auch keinen Grund, den Brief zu öffnen.

Viele Grüße
Volkmar
 
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