Thema: Österreich: Ganzsachen - Privatstreifbänder allgemeiner Art (PS)
Cantus Am: 06.02.2018 15:09:45 Gelesen: 4867# 1 @  
Am 8.4.2009 wurde hier im Forum das Thema "Österreich: Streifbänder" gegründet, wohl von jemandem, der zufällig mit diesem Thema in Berührung gekommen war. Ich empfinde das als völlig unzureichend, gibt es doch eine riesige Vielfalt verschiedener Streifbänder, die in Österreich in Gebrauch waren oder zumindest für den Gebrauch hergestellt worden waren. Man unterscheidet dabei drei Kategorien:

Amtliche Streifbänder, also solche, die die österreichische Post aufgrund eigener Planungen gedruckt und an die Nutzer verkauft hat. Die Streifbänder dieser Art werden in den Michel-Katalogen erfasst und beschrieben, und zwar sowohl im Österreich-Spezialkatalog als Anhang zur Beschreibung der Briefmarken oder aber in den verschiedenen Michel-Ganzsachenkatalogen von Europa. Daneben findet man sie auch im ANK-Ganzsachenkatalog, das ist der in Österreich erarbeitete und herausgegebene Austria-Ganzsachenkatalog.

Amtliche Streifbänder, die von privater Seite mit irgendwelchen Zudrucken versehen worden sind, werden dadurch nicht zu Privatstreifbändern, sondern bleiben amtliche Ausgaben mit privatem Zudruck. Nur solche Streifbänder, die in ihrer Urform nicht bereits amtliche Streifbänder waren, werden zu den Privatganzsachen und damit zu den Privatstreifbändern gerechnet.
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Private Streifbänder allgemeiner Art, also solche, die nicht amtlich sind, sondern deren Herstellung von postunabhängigen Organisationen, Firmen, Gewerbetreibenden oder Verlagen in Auftrag gegeben worden sind. Es gibt davon eine große Vielzahl mit den unterschiedlichsten Wertstempeln und Papierarten, sowohl von der Farbe als auch von der Papierart her.

Für diese Ganzsachenart gibt es keinen wie auch immer gearteten Spezialkatalog, der das einzelne Streifband beschreiben, abbilden und bewerten würde. Lediglich die allgemeine Erwähnung, dass es private Streifbänder gibt und zu welchen einzelnen Wertstempeln private Streifbänder erschienen sind, findet man in einzelnen Handbüchern und Katalogen, insbesondere im Handbuch des Ing.Franz Schneiderbauer, dessen Nummerierung für alle von mir gezeigten entsprechenden Beispiele maßgebend ist. Daneben werden sie in Band drei des großen Handbuches von Ulrich Ferchenbauer erwähnt, aber auch im Weltganzsachenkatalog des Dr. Ascher oder im ANK.
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Private Streifänder des DÖAV, also des Deutsch-Österreichhischen Alpenvereins. Es gibt diese Streifbänder mit und ohne Vorausentwertug des Wertstempels, aber auch ohne die übliche Form eines Wertstempels. In der Zeit zwischen Februar 1928 und August 1938 sind die Streifbänder des DÖAV mit Vorausentwertung in der Form von Freistemplern anstatt mit Wertstempeln bedruckt worden.

Es gibt eine hervorragende Abhandlung zu dem Thema von Dr.med.Wilhelm Engelhardt, erschienen im Jahr 1950 beim Berliner Philatelisten-Klub von 1888, heute jedoch nicht mehr leicht zu finden. Ansonsten gilt dasselbe wie bei den allgemeinen privaten Streifbändern, also lediglich eine oberflächliche Erwähnung in den genannten Handbüchern und Katalogen.
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In diesem Thema hier soll ausschließlich die große Vielfalt der privaten Streifbänder allgemeiner Art vorgestellt und beschrieben werden. Die anderen beiden Arten von österreichischen Streifbändern verdienen eigene Überschriften, wobei das Thema „Österreich; Streifbänder“ ganz gut für die amtlichen Ausgaben genutzt werden könnte.

Streifbänder wurden genutzt, um Druckwaren verschiedener Art, insbesondere Zeitschriften oder Werbeprospkte zu verschicken. Es handelt sich dabei um eine längere Papierbahn, die um das zu versendende Gut herumgelegt und dann durch Zusammenkleben fixiert wurde. Es gibt Streifbänder mit Freistempeln, solche, die zur Freimachung mit Briefmarken beklebt wurden, und andere, bei denen bereits im Herstellungsverfahren ein Wertstemel oder etwas Ähnliches mit aufgedruckt wurde, also Streifbänder in der Form von Ganzsachen.

Abhängig von der Größe dessen, was da verschickt werden sollte, gibt es bei den Privatstreifbändern höchst unterschiedliche Breiten, von wenigen Zentimetern bis hin zu mehr als 30 Zentimetern; entsprechende Beispiele werde ich im Laufe der Zeit hier vorstellen.

Ich beginne heute mit einem Streifband, das einen Wertstempel der Art „Kleiner Merkur nach rechts“ in dunkelgrüner Farbe und einem Frankaturwert von 2 Hellern trägt. Das Streifband ist fast so breit wie ein dinA4-Blatt, also in einem normalen Briefe-Album nur schwer unterzubringen. Die Zuordnung dieses Streifbandes zu den Privatstreifbändern ist nicht schwer, da es amtliche Streifbänder mit dieser Wertstempelart nicht gibt. Der Poststempel ist zwar nicht zu lesen, aber andere Ganzsachen mit so einem Wertstempel sind ab 1908 bis zum Jahr 1910 in Gebrauch gewesen.



PS 16

Falls jemand mit der Zuordnung eigener Streifbänder zu einer der drei Kategorien Probleme hat, kann er sich gerne an mich wenden, ich werde sicher helfen können.

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 06.02.2018 23:20:41 Gelesen: 4823# 2 @  
Bevor ich mich heute Abend anderen Themen zuwende, zeige ich euch noch ein weiteres Streifband mit gleichartigem Wertstempel in doch erheblich kleinerem Format, wie man unschwer an der Relation zwischen Wertstempel und Gesamtbreite feststellen kann. Der Poststempel ist nicht exakt lesbar, aber dem aufgedruckten Druckdatum links unten ist zu entnehmen, dass diese Art Streifband im Monat Juli 1908 hergestellt worden ist. Außerdem ist dem vorgedruckten Text der Adresszeile zu entnehmen, dass das Tuchhaus "Silesia" mit Kunden unterschiedlicher Sprachgruppen im Kaiserreich Österreich-Ungarn in Kontakt steht. Wenn ich das richtig deute, dann steht da als Adressat "Herrn Schneidermeister" und dann das gleiche noch in serbokroatischer und ungarischer Sprache.

Neben der Zugehörigkeit so eines Streifbandes zu meiner Sammlung der Streifbänder Österreichs würde es sicher auch gut zu Motivsammlungen der Themen Kleidung und Wäsche oder Druckerei und Verlagswesen passen.



PS 16

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 10.02.2018 21:04:49 Gelesen: 4763# 3 @  
Heute ein sehr großes Streifband vom Reichsverband der Österreichisch-Ungarischen Installateure, gelaufen am 23.3.1913 als Ortspost in Hofgastein.



PS 16

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 07.03.2018 11:44:50 Gelesen: 4679# 4 @  
Heute einmal ein Streifband mit einer seltenen Wertstempelkombination, 2 Heller rot (kleiner Merkur nach links) und 6 Heller grünblau (Merkur von vorne). Das Streifband wurde 1920 gedruckt und wurde für den Postversand innerhalb von Wien verwendet. Im Handbuch des Ing. Franz Schneiderbauer wird es als PS 35 geführt.



Viele Grüße
Ingo