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Thema: Vorläufer der Overland Mail Baghdad-Haifa
22028 Am: 12.10.2018 22:05:21 Gelesen: 3117# 1 @  
Seit einiger Zeit interessieren mich auch etwas die s.g. Vorläufer der Overland Mail durch die Syrisch-Irakische Wüste und frühe Landkarten aus England beschreiben da mehrere verschiedene Routen.

Leider ist die vorhanden Literatur welche diese Routen beschrieben sehr dürftig, auch Briefe welche über diese Routen liefen (es gab die von Europa in den Nahen Osten oder als auch von Indien/Irak nach Europa sind sehr selten und geben meist keinen Hinweis auf die genommene Route.

Die gezeigte Landkarte illustriert 4 verschiedene Routen:

1: Die Dampfer Route (Mail Steam Packet Route)
2: Die Marseille Overland Routen
3: Die Deutsche Overland Route
4: Die Euphrats Route

Für mich dürften nur die Routen 3 und 4 von Interesse sein, jegliche Hinweise zu Literatur und Belegen sind erwünscht.

Diese Landkarte kenne ich mit verschiedenen Titeln, teilweise heisst Sie auch Overland Routes To India & China


 
22028 Am: 13.04.2020 20:54:01 Gelesen: 2795# 2 @  
Gestern habe ich diesen Brief "geschossen".

Aus der Leitweganweisung ist ersichtlich, dass der Umschlag von Frankreich über Marseille und Beyrouth nach Bagdad über die Syro-Irakische Wüste verschickt wurde.

In Frankreich wurde anscheinend vergessen, die Briefmarke zu entwerten, dann ging er im geschlossen Postbeutel nach Beyrouth und wurde dort mit dem Stempel der Französichen Post in Beirut (Nr. 5082) geschah. Der Umschlag ist an Herrn Stephen Lynch, den britischen Konsul in Bagdad, adressiert, wie die anderen 3 bekannten Umschläge, die diesen Weg nehmen, und nun der zweite Umschlag in meiner Sammlung. Interessant ist, dass die anderen Belege den Routenbefehl "über Marseille, Alexandria und Beyrouth" tragen. Wenn der Umschlag eintrifft, werde ich sehen, ob auf der Rückseite ein Absendervermerk angebracht ist oder ob sich der Inhalt des Umschlags noch im Umschlag befindet.

Im London Philatelist-Ausgabe Juli/August 2016 gab es einen sehr guten Artikel über diese Route.

Die Marke ist etwas oxydiert, bei den wenigen bekannten Briefen diese Route darf man nicht so wählerisch sein.


 
22028 Am: 02.10.2020 15:21:05 Gelesen: 2627# 3 @  
Nun kann ich auch die Gegenrichtung der Route belegen.

Der vorher gezeigte Brief lief "Ostwärts" von Beirut durch die Wüste nach Baghdad, der heute gezeigte Brief lief nun in die Gegenrichtung von Baghdad durch die Syrische Wüste.

Es ist ein Brief von 1867 von Bagdad in die Schweiz mit blauen ovalen "JULES WEBER & Co / BAGDAD"-Absender auf der Vorderseite. Dazu die Frankatur von französischen Marke der Wertstufe von 40c und 80c mit, jeweils gestempelt "5082" vom französischen Postamt in Beyrouth gestempelt, dazu der "PD" Stempel sowie der Rundstmepel BEYROUTH / SYRIE" und roter Rahmenstempel "PAQUEBOTS / DE LA / MEDITERRANEE. Rückseitiger Stempel "1307", (3 Dec 67, Durchgangsstempel von Marseille (3 Dec 67), Basel 4.XII 67 sowie Ankunftstempel Zürich 4.XII 67.

Von dieser Korrespondenz sind einige SEHR wenige Brief u.a. nach Österreich (1864) und der Schweiz (1867) bekannt.

Es dürfte ein Brief der 2. Gewichtstufe sein, daher auch die 120 Centimes Frankatur, die Details dazu suche ich noch. Auch die Bedeutung des 1307" Stempels der wie ich aus dem Datum vermute in Marseille angebracht wurde.

So langsam wächst die Vorläufer Sammlung.

Was scheinbar noch keiner erforscht hat ist wie die Frankatur damals auf den Brief gekommen ist. Wurde sie schon vom Absender angebracht und dann erst in Beirut im Französischen Postamt entwertet oder dort angebracht, wie lief dann die Verrechnung mit dem Absender? Wie wurde der Kurier bezahlt? Fragen über Fragen, scheinbar bin ich der einzige der diese Fragen geklärt haben will.


 
Lars Boettger Am: 02.10.2020 16:45:22 Gelesen: 2607# 4 @  
@ 22028 [#3]

Hallo Rainer,

vermutlich erzähle ich Dir hier nichts neues, aber normalerweise war es so, dass Kaufleute mit sog. "Forwardern" gearbeitet haben. Das könnte auch für diesen Fall vorliegen. Der Handelsmann aus Bagdad hat seine Briefe einer Karawane nach Beirut mitgegeben. Dort wurde das Briefbündel dann einem "Forwarder" (in der Regel eine andere Handelsfirma) aufgegeben. Dieser sorgte für eine Frankierung und rechnete dann nach einem halben Jahr oder Jahr die Kosten des Briefportos mit dem Kaufmann in Bagdad ab.

Beste Grüße!

Lars
 
Koban Am: 02.10.2020 18:31:30 Gelesen: 2586# 5 @  
@ 22028 [#3]

Der hinterfragte K2 mit Ziffer 1307 ist ein sogenannter "Bureaux de Passe"-Stempel. Das waren Bahnpostämter in Bahnhöfen. Die Stempel bestehen aus zwei konzentrischen (!) Kreisen. Die Ziffern oben entsprechen in ihrer Zuordnung den großen Nummernstempeln, hier also 1307 = Dijon.

Gruß,
Koban
 
22028 Am: 02.10.2020 20:38:15 Gelesen: 2566# 6 @  
@ Lars Boettger [#4]

Besten Dank für die Infos, das mit den Forwardern ist mehr oder weniger klar, es wäre halt gut wenn es dazu auch etwas schriftliches wie Kosten, wann gingen die Karawanen etc. gäbe.

@ Koban [#5]

Danke für die Infos zum Stempel 1307, wieder eine Wissenslücke geschlossen.
 
Lars Boettger Am: 02.10.2020 23:43:32 Gelesen: 2550# 7 @  
@ 22028 [#6]

Mit viel Glück kannst Du einen Brief auftreiben, der eine Kostenabrechnung für "forwarding" enthält. Aber das dürfte in so einem Fall reiner Zufall sein.

Bezüglich der Karawanen sehe ich schwarz, es würde mich sehr wundern, wenn es - analog z.B. zu den Dampfern und Segelschiffen - eine Aufstellung in den Zeitungen über abgehende und ankommende Karawanen gibt. Wobei - ich kann das auch nicht ausschliessen, ich habe danach noch nie gesucht.

Beste Grüße!

Lars
 
22028 Am: 03.10.2020 12:15:38 Gelesen: 2509# 8 @  
@ Lars Boettger [#7]

OK, das mit dem "Fahrplan" der Karawanen, das ist etwas sehr optimistisch, aber über die Dienstleistungen und Preise der Forwarder kann ich mir schon vorstellen dass da einiges unerkannt in den Archiven schlummert. Was mich halt wundert dass frühere Sammler diese Fragen nie stellten.
 
22028 Am: 22.04.2021 18:38:11 Gelesen: 2102# 9 @  
Für den Postgeschichtler eminent wichtig sind zeitgenössische Landkarten die vorzugsweise auch noch Postrouten eingezeichnet haben.

Ich konnte nun eine kleine Karte erwerben, von der ich einen Ausschnitt zeige, der die Postroute von Damaskus nach Bagdad zeigt. In einer anderen Karte, die offenbar aus dem Jahr 1875 stammt, ist diese Route als Kamelpostroute eingezeichnet. Ein weiteres kleines Stück Information für meine Studien, und die leider noch kleine Sammlung an Vorläufern der Overland Mail Baghdad-Haifa.


 
22028 Am: 18.11.2023 17:19:17 Gelesen: 471# 10 @  
Meine Sammlung der Vorläufer der Overland Mail Baghdad-Haifa wächst und in der Zeit von meinem letzten Posting zu dem Thema bis heute habe ich doch einige nette Stücke bekommen.

Hier ein Brief von Kalkutta/ Indien, 8. Februar 1855 (die Details der Frankatur / Marken erspare ich mir, ist für mich nicht relevant), nach Iran/Teheran…
Leitweganweisung pr Str Bentinck, via Bombay, Alexandria, Beyroot & Baghdad. Der Brief ging aber seltsamerweise erst nach Marseille (19. März) und dann mittels einem französischen Dampfer nach Beirut und dann durch die Wüste nach Baghdad und weiter nach Teheran.

Die Postlinie von Baghdad in den Iran ist sehr alt und wurde viel benutzt, meist von Najaf (eine heilige Stadt der Schiiten im Irak) in den Iran.


 
22028 Am: 20.11.2023 16:42:30 Gelesen: 400# 11 @  
@ 22028 [#10]

Die Erklärung der Portostrufe dieses Briefes fehlt noch.

Ein Spezialist aus Indien teilte mir mit, dass der "Dampfposttarif" von Indien nach Alexandria ab März 1844 8 Annas (oder 1 Shilling) pro ½ Unze betrug. Daher wog dieser Brief das Doppelte oder zwischen ½ und 1 Unze. Die rote 2/- auf der Vorderseite ist ein Buchungszeichen - eine Gutschrift von 2 Shillings (= 16 Annas) von Indien an Großbritannien, da der Brief mit einem britischen Paket befördert wurde.

Es ist jedoch immer noch ein Rätsel (das womöglich nie geklärt werden wird), warum dieser Brief zuerst nach Frankreich geschickt wurde.
 
Martin de Matin Am: 10.01.2024 16:16:06 Gelesen: 203# 12 @  
@ 22028 [#10]

Ich habe nach langer Zeit meinen letzten Briefmarkenhändler in der Nähe besucht. Der Händler hat grosses Spezialwissen und Literatur über Indien; und ich habe in bezüglich des Briefes befragt.

Er meinte, das man bei so eine Brief alles genau prüfen muss, da Briefe aus dieser Zeit nach Teheran sehr selten sind. Dazu gehört auch der Vergleich (z.B. bezüglich Absender, Empfänger, Route, Stempel) mit ähnlichen Belegen.

"Hier ein Brief von Kalkutta/ Indien, 8. Februar 1855 (die Details der Frankatur / Marken erspare ich mir, ist für mich nicht relevant)

Die Details zur Frankatur sind schon wichtig, da manche Auflagen der 4 Anna-Marke nach dem Stempeldatum erschienen sind. Es besteht immer die Gefahr, das man Marken späterer Auflagen auf einen Brief montiert; besonders wenn der Stempel nicht übergeht. Er meinte das man auch handschriftlichen Vermerke auch schon gelegentlich nachträglich angebracht hat.

Der Stempeltyp des Hauptpostamts von Calkutta ist nach der Literatur ab 1855 verwendet worden. Zu dem angegeben Schiff konnte auf die schnelle keine passendes Datum für die angegebene Route gefunden werden. Es ist also gut möglich, das der Brief einen anderen Weg als angegebenen genommen hat.

Unten ist ein Bild von Literatur über Schiffsverbindungen. Es steht zwar bis 1854 darauf aber es gibt darin auch Angaben für das Jahr 1855. Eventuell bräuchte man nachfolgende Literatur.



Gruss
Martin
 
22028 Am: 10.01.2024 16:49:31 Gelesen: 193# 13 @  
@ Martin de Matin [#12]

Danke für den Hinweis, die Literatur die es gibt ist leider nicht immer auf dem Stand der Forschung. Und zur Frankatur, der Brief hat ein Attest der BPA.
Leider habe ich diesen Brief noch nicht erhalten, seltsam, ein Los das ich in der Folgeaauktion dort ersteige kam schon vor einiger Zeit bei mir an.

Und, welcher Händler ist das denn? Es gibt nicht viele Händler die sich mit so etwas auskennen.


 
Martin de Matin Am: 10.01.2024 17:08:01 Gelesen: 179# 14 @  
@ 22028 [#13]

Der Händler ist Singh in Burscheid (bei Köln).

Er ist auch nicht mehr der jüngste aber er ist Briefmarkenfanatiker speziell was Indien betrifft. Seine Bestände sind auch nicht mehr so gross wie früher als er auch auf Messen war. Dort habe ich grosse Teile meiner Sammlungen von Indien und indischen Staaten erworben. Er hatte früher viel in Grossbritannien auf Auktionen eingekauft.

Gruss
Martin
 
22028 Am: 10.01.2024 17:11:00 Gelesen: 178# 15 @  
@ Martin de Matin [#14]

Singh kenne ich (auch seinen Bruder), dort war ich mal und habe 2 große Klassik Nepal Einheiten der 1/2 Anna rot für seinen Bruder abgeliefert und eine dicken Scheck dafür mitgenommen, ist der Laden immer noch so "mitgenommen" wie früher?
 
Martin de Matin Am: 10.01.2024 17:33:12 Gelesen: 167# 16 @  
@ 22028 [#15]

Der Laden ist noch immer etwas speziell aber existiert noch. Er hatte in den 1990-ern noch indisches Kunsthandwerk im Laden, jetzt aber nicht mehr.
 
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