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Thema: Deutsches Reich Ganzsachen-Postkarten: Entwertungen in 1873/1874/1875
Markus Pichl Am: 04.01.2019 02:16:42 Gelesen: 4049# 1 @  
Hallo,

im Amtsblatt der Deutschen Reichs-Postverwaltung, Nr. 92 / 1872, wurde per Generalverfügung am 27.November.1872 die Einführung von Postkarten mit eingedrucktem Wertzeichen zu 1/2 Groschen und 2 Kreuzer zum 01.01.1873 bekanntgegeben. Zur damaligen Zeit wurden sie von amtlicher Seite als "gestempelte Postkarten" benannt und heute benennen wir Philatelisten sie als Ganzsachen-Postkarten.



In dieser Generalverfügung findet sich keinerlei besondere Anmerkung, bzgl. dem bedrucken mittels Aufgabestempel. Somit dürfen wir davon ausgehen, wie sich an im Jahre 1873 entwerteten Ganzsachen-Postkarte widerspiegelt, dass der eingedruckte Wertstempel zu entwerten war.

Zuerst eine im Ausgabemonat entwertete Ganzsache Michel-Nr. P 1, Sachsen-K2 "WOLKENSTEIN BAHNH. 26 JAN. 73"



Michel-Nr. P 1, Sachsen-K2 "JÖHSTADT 1 10 73"



Michel-Nr. P 1, R2 "GROSSENHAIN. 6/11 73"



Interessant ist die Verfügung Nr. 24 vom 05.02.1873 in Amtsblatt 8 / 1873, welche besagt, dass Postsendungen bei Aufgabe recht sorgfältig und deutlich zu Stempeln sind.



Anlass hierzu gaben zwei Postkarten, die unleserlich gestempelt waren und dem General-Postamte vom Empfänger vorgelegt bzw. reklamiert wurden. Der Empfänger konnte Bestellungen von Waren nicht ausführen, weil die unleserlichen Aufgabestempel keinen Hinweis auf den Wohnort der Absender gaben und diese selbst ihren Wohnort nicht angaben hatten. Hierzu ist zu bemerken, dass zur damaligen Zeit vielerorts Sendungen auch dann zugestellt werden konnten, wenn nur der Name des Empfängers und der Wohnort als Adresse aufgeschrieben waren. Ferner gingen Absender und Empfänger damals davon aus, dass von Seiten der Post der Aufgabestempel leserlich abzuschlagen war.

Persönlich bin ich zwar der Ansicht, dass es ein Versäumnis der Absender war, den Wohnort selbst nicht anzugeben, aber zur damaligen Zeit dachte man irgendwie anders. Es wird zwar in der Verfügung nicht genau darauf eingegangen, ob es sich um frankierte Postkartenformulare oder um Ganzsachen-Postkarte handelte, dennoch kann man diese als einen deutlichen Hinweis darauf erachten, warum im Jahre 1874 eine weitere Verfügung, nur auf Ganzsachen-Postkarten bezogen, verkündet wurde.

Im Amtsblatt Nr. 17 / 1874 findet sich dann die Verfügung Nr. 46 "Bedruckung der Postkarten mit dem Aufgabestempel" vom 26.Februar.1874



Auch hier bezieht man sich wieder auf Reklamationen aus dem Publikum, dass der Aufgabestempel oft zu undeutlich auf das Werthzeichen von gestempelten Postkarten abgedruckt wurde. Übersetzt, in die Ausdrucksweise unserer Zeit, bedeutet dies: undeutlich auf den eingedruckten Wertstempel von Ganzsachen-Postkarten.

Fortan sollte der Aufgabestempel neben den eingedruckten Wertstempel gesetzt werden und dies sah dann so aus.





Manchmal misslang es aber auch und der Aufgabestempel wurde auf den Wertstempel gesetzt. In diesem Fall wurde der Verfügung dann doch noch genüge getan und der Beamte setzte den Aufgabestempel dann noch ein zweites Mal, nun neben den Wertstempel, auf.



Es gibt aber dann doch noch zahlreiche weitere Beispiele, dass in der Zeit, in der diese Verfügung galt, den Aufgabestempel neben den Wertstempel zu setzen, die Verfügung nicht umgesetzt wurde. Zum Beispiel in der Station Stockhausen bei Coblenz oder auch in Hohensolms. Nun, vielleicht hatte man in der tiefsten Provinz noch nichts von der Verfügung vernommen?





Bereits nur knapp über ein Jahr später, am 12.März.1875, hob man im Amtsblatt Nr. 22 / 1875 die Verfügung vom Vorjahr wieder auf.



Hauptgrund, die alte Verfügung zu revidieren, war die hellere Farbe des neuen Francostempels zu 5 Pfennige. Sprich, dem neuen eingedruckten Wertzeichen 5 Pfennige auf Ganzsachen-Postkarten.

Festzuhalten gilt, vom 26.02.1874 bis zum 11.03.1875 war verfügt, dass der Aufgabestempel neben den Wertstempel von Ganzsachen-Postkarten zu setzen war.

Die Amtsblätter, aus denen ich per Bild Ausschnitte gezeigt habe, wurden von Google digitalisiert.

Beste Grüße
Markus
 
LK Am: 04.01.2019 02:42:29 Gelesen: 4043# 2 @  
@ Markus Pichl [#1]

Hallo Markus,

sauber ausgearbeitet, weiter so.

Beste Grüße und alles Gute für das neue Jahr.
 
Markus Pichl Am: 04.01.2019 04:11:25 Gelesen: 4022# 3 @  
@ LK [#2]

Hallo LK,

Dir auch alles Gute für 2019.

In meinem Archiv habe ich noch einen von mir im Jahre 2002 erstellten Scan gefunden.

Mancherorts hatte es dann wohl noch einige Zeit gedauert, bis sich die neue Verfügung bzw. die Revidierung der alten herumsprach.

Preussen-K2 "WANGERIN 16 3 75", hier noch neben den Wertstempel gesetzt.



Beste Grüße
Markus
 
Markus Pichl Am: 04.01.2019 15:19:34 Gelesen: 3956# 4 @  
Hallo,

nachstehend noch die Verfügung Nr. 183 "Einführung von gestempelten Postkarten mit bezahlter Rückantwort zu 1 Gr. bz. 4 Kr." vom 11.09.1873, Amtsblatt 67 / 1873



Die Postkarten mit bezahlter Rückantwort konnten, außer im internen Verkehr des Deutschen Reichs-Postgebiets, auch im Verkehr mit Bayern, Württemberg und Luxemburg in Anwendung gebracht werden.

Beste Grüße
Markus
 
bayern klassisch Am: 04.01.2019 16:04:20 Gelesen: 3948# 5 @  
Hallo Markus,

sehr schöne Aufarbeitung dieses interessanten Aspekts der Reichspost. Genau das Gleiche mache ich seit wenigen Jahren für Bayern, wo die Aktenlage vergleichbar ist.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
mausbach1 (RIP) Am: 11.09.2019 09:42:06 Gelesen: 3489# 6 @  
Ausgabe 12 O 74



OSNABRÜCKE / STADTPOSTEXPEDITION

Die "O" soll wohl den Monat Oktober bezeichnen.
 
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