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Thema: Österreich Ganzsachen - amtliche Postkarten
Das Thema hat 92 Beiträge:
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henrique Am: 29.11.2022 11:10:18 Gelesen: 9763# 68 @  
@ Cantus [#66]

Hallo Ingo,

Danke für deine Erklärungen, dein imposantes Wissen ist immer wieder faszinierend.

Beste Grüße aus Österreich
Henrique
 
henrique Am: 14.02.2023 11:52:46 Gelesen: 8501# 69 @  
CORRESPENDENZ-KARTE mit 2 Kreuzer

Druck in BRAUN / Größe 140 mm x 83 mm / Karton, rötlich sämisch



Von der K. K. LANDESBEFUGTE BERNDORFER METALLWAAREN-FABRIK SCHÖLLER & Co.
am 1.12.1883 von Wien nach Chemnitz

Grüße
Henrique
 
volkimal Am: 14.02.2023 18:40:43 Gelesen: 8484# 70 @  
Hallo zusammen,

mir war klar, dass Österreich-Ungarn ein Vielvölkerstaat war und einen riesigen Bereich umfasste. Neben Österreich, Ungarn, der Tschechoslowakei, Teile des Balkans (Kroatien, Bosnien-Herzegowina), Teile Rumäniens (Siebenbürgen) gehörten auch einige Gebiete im Süden Polens zu Österreich-Ungarn. Was mir nicht bewusst war, dass sich das Gebiet bis in die Westukraine erstreckte. Das habe ich erst durch diese Karte bemerkt:



Postkarte aus der Stadt Kolomea vom 21.6.1893 nach Wien. Kolomyja, deutsch Kolomea (ukrainisch Коломия, russisch Коломыя, polnisch Kołomyja, rumänisch Colomeea), ist eine Stadt in der westukrainischen Oblast Iwano-Frankiwsk am linken Ufer des Flusses Pruth. Die Stadt hat 60.821 Einwohner (2022). Bis 1918 gehörte Galizien und damit auch Kolomea zur Habsburgermonarchie.

Die Jüdische Gemeinde war seit dem 16. Jahrhundert aktiv. Vom 18. Jahrhundert bis zum Holocaust entwickelte sich die Stadt zu einem großen jüdischen Zentrum mit einem jüdischen Bevölkerungsanteil von 49,3 % um das Jahr 1900 [1]. Auch der Absender der Karte, Moses Scharf. Die Karte geht an das Damenkonfektionshaus der Gebrüder Zwieback in Wien. Sowohl der Absender als auch der Empfänger waren Juden. Herr Scharf bat um Muster von Schafwoll???, kleingeblümt in mehreren Farben. Diese Muster wurden entsprechend des roten Aufklebers noch am Tag er Ankunft der Karte versandt (expedirt).



Der Stempeltext ist KOLOMEA/KOŁOMYJA. Damit sind der Stempel und der Postkartenvordruck Deutsch/Polnisch. Man erkennt es auch an dem Vermerk „(Poln.)“ unten rechts auf der Karte. Diese Postkarten der Ausgabe 1890 gibt es in 8 verschiedenen Sprachen. Hier zum Vergleich noch eine Karte derselben Serie aus Prag vom 2.4.1891 mit Böhmischem Text:



Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kolomyja
 
Cantus Am: 16.02.2023 21:02:52 Gelesen: 8456# 71 @  
@ henrique [#69]

Hallo henrique,

ich freue mich über jede amtliche österreichische Ganzsachenpostkarte mit privat veranlasstem Textzudruck, aber da das ein wirklich riesiges Sammelgebiet innerhalb der Österreichphilatelie ist, und zwar um ein Vielfaches umfangreicher als das der privaten Ganzsachenpostkarten, hatte ich dafür schon vor mehr als 12 Jahren ein eigenes Thema gegründet: Österreich: Amtliche Ganzsachenpostkarten mit privatem Textzudruck [1].

Wenn du noch mehr solche Karten hast, zeige sie bitte doch dort.

Ich habe bereits mehr als 200 verschiedene Exemplare alleine zur P 74 eingescannt, komme momentan aus gesundheitlichen Gründen aber leider nicht dazu, sie zu formatieren und hochzuladen.

Viele Grüße
Ingo

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=2737&CP=0&F=1
 
BANANA60 Am: 17.02.2023 09:47:51 Gelesen: 8445# 72 @  
Hier möchte eine Inlandspostkarte mit WSt. Trachten - 20 Grochen, aufgegeben am 14.10.1948 in Gmünd (NÖ), zeigen.

Sie ist zwar nicht selten, aber der Text auf der Rückseite erinnert mich an immerwährende Diskussionen über die Zukunft der Philatelie.



Liebe Grüße
Harald
 
henrique Am: 18.02.2023 14:35:30 Gelesen: 8431# 73 @  
Postkarte Nr P 294 von 1935 mit Werteindruck 12 Groschen in Braun





Grüße
Henrique
 
volkimal Am: 20.02.2023 10:35:09 Gelesen: 8407# 74 @  
Hallo zusammen,

die Stempel auf den Karten aus dem Jahr 1878 sind zwar einsprachig, die Postkarten selbst sind dagegen zweisprachig Deutsch/Böhmisch. Das spricht dafür, dass die Orte ebenfalls in Tschechien liegen. Böhmisch ist die veraltete Bezeichnung für die tschechische Sprache. Wie die Sprache in Österreich heute bezeichnet wird, konnte ich nicht feststellen.







Saar = Žďár nad Sázavou = Saar an der Sázavou ist eine Stadt in der Region Vysočina in Tschechien. Sie liegt südlich der Saarer Berge an der Sázava in Mähren. Die Sázava (deutsch Sasau oder Sazawa) ist ein orografisch rechter Nebenfluss der Moldau.

Friedeck = Frýdek Die Doppelstadt Frýdek-Místek entstand am 1. Januar 1943 durch die Vereinigung von zwei selbständigen Städten, dem schlesischen Friedeck (Frýdek) und dem mährischen Friedberg (Místek). Frýdek befindet sich am rechten Ufer des Flusses Ostravice, direkt am Zusammenfluss mit der Morávka, Místek am linken Ufer. Die Ostravice ist hier die traditionelle Grenze zwischen Mähren und Schlesien.



Auf diesen beiden und einigen weiteren Karten befindet sich der typische Wiener Doppelkreisstempel als Ankunftsstempel. Die Uhrzeit ist jeweils 8 F (Früh). Wahrscheinlich kam um diese Zeit der Zug aus Böhmen an.

Viele Grüße
Volkmar
 
Briefuhu Am: 02.04.2023 18:42:28 Gelesen: 7767# 75 @  
Ganzsache Auslands-Bildkarte Michel P362 mit karminrotem Wertstempel 1,45 Schilling aus der Trachtenserie von 1956 mit Bild von Völs am Inn/Tirol. Die Karte ist gelaufen am 08.05.1956 von Landeck nach München.



Schönen Gruß
Sepp
 
volkimal Am: 05.04.2023 20:34:31 Gelesen: 7740# 76 @  
Hallo zusammen,

zwei weitere zweisprachige Postkarten Deutsch/Tschechisch (in Österreich Böhmisch genannt) mit dem zweisprachigen Stempel Pilsen/Plzeň aus dem Jahr 1879:





Der Absender Anton Jwan aus Pilsen hat bei den beiden Karten keinen Stempel benutzt, sondern der Name ist eingeprägt. Er bittet um die Zuwendung von 105 ? Tarlatan Nr. 6 Farbe 202. Tarlatan (engl. tarlatan, frz. tarlatane) ist ein feines und gleichzeitig steifes Gewebe aus Baumwolle.





Diesmal bestellt Herr Jwan irgendetwas aus Batist. Was es genau ist, kann ich nicht lesen.

Pilsen (tschechisch Plzeň) ist die viertgrößte Stadt Tschechiens im Westen von Böhmen und der Verwaltungssitz der Pilsner Region (Plzeňský kraj). Bekannt ist Pilsen vor allem wegen des Pilsner Biers und der Škoda-Werke.

Auf diesen beiden Karten befindet sich der typische Wiener Doppelkreisstempel als Ankunftsstempel. Die Uhrzeit ist jeweils 8 F (Früh). Wahrscheinlich kam um diese Zeit der Zug aus Böhmen an.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 14.04.2023 19:40:57 Gelesen: 7656# 77 @  
Hallo zusammen,

zwei zweisprachige Postkarten Deutsch/Tschechisch (in Österreich Böhmisch genannt) aus dem Jahr 1898 aus Theresienstadt nach Bückeburg.



Es handelt sich um eine Korrespondenz zwischen Sammlern - siehe [1].



Auch der Stempel ist zweisprachig. Terezín (deutsch Theresienstadt) ist eine im 18. Jahrhundert als Festung errichtete Stadt in Nordböhmen (Tschechien). Traurige Berühmtheit erlangte der Ort durch das dort errichtete Konzentrationslager.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=317088
 
Cantus Am: 15.04.2023 21:03:50 Gelesen: 7640# 78 @  
@ volkimal [#77]

Hallo Volkmar,

deutsch-tschechisch ist Quatsch, denn zu dem Zeitpunkt, zu dem diese Ganzsachen in Gebrauch waren, gab es weder Tschechien noch die Tschechoslowakei, sondern es gab das Königreich Böhmen als Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie. Was viele Jahre später auf dem Gebiet stattfand ist zur Beschreibung von Ganzsachen von Österreich nicht relevant.

Die Tschechoslowakei wurde am 28. Oktober 1918 in der neuen Hauptstadt Prag als freiheitlich-demokratischer und sozialer Rechtsstaat nach westlichem Vorbild proklamiert, alles davor war Österreich. Warum also nicht Böhmen nennen, wenn es doch das Königreich Böhmen war? Du wirst doch schließlich auch nicht Marken des Deutschen Reiches, die für das Sudetenland oder das Generalgouvernement galten, auch nicht als tschechische, polnische oder ukrainische Marken bezeichnen, bloß weil später auf den Gebieten andere Staaten existierten.

Die ersten Ganzsachen, die man als tschechisch bezeichnen sollte, erschienen am 10.12.1918 in Form von österreichischen Postkarten mit tschechischem Überdruck CSR, auch Postkarten von Ungarn fanden mit diesem Überdruck Verwendung. Erst am 6.2.1919 erschien die erste Ganzsache, die in rein tschechischer Sprache gedruckt war.

Viele Grüße
Ingo
 
filunski Am: 16.04.2023 00:42:49 Gelesen: 7626# 79 @  
@ Cantus [#78]

"deutsch-tschechisch ist Quatsch"

Lieber Ingo,

du gestattest, dass ich dazu Stellung nehme, und zwar aus dem Grund, weil wir in der Stempeldatenbank zu all diesen Stempeln genau auch diese Bezeichnung, deutsch-tschechisch, verwenden. Dies ist nicht nur KEIN Quatsch, sondern völlig korrekt.

Es geht hier nicht um die böhmische oder tschechische Historie, sondern um die Sprache und die ist nunmal Tschechisch ( = Böhmisch).

Viel besser erklären kann dies aber der Fachmann Tilman Berger. Dazu ein Zitat aus seiner Abhandlung "Böhmisch oder Tschechisch? Der Streit über die adäquate Benennung der Landessprache der böhmischen Länder zu Anfang des 20. Jahrhunderts" [1]:

"Die Verwendung der Adjektive böhmisch und tschechisch ist im heutigen Deutschen klar geregelt. Das erste von ihnen bezeichnet einen Bezug zum historischen Landschaft Böhmen, das zweite einen Bezug zum dort ansässigen tschechischen Volk. So wird in geografischen Termini nur böhmisch verwendet (Böhmisches Paradies, Böhmische Masse), ebenso spricht man von böhmischen Wäldern, von böhmischer Küche (die ja auch von den dort früher ansässigen Deutschen gepflegt wird), von böhmischen Knödeln usw. Auf der anderen Seite spricht man von der tschechischen Sprache, der tschechischen Gesellschaft, der tschechischen Politik usw. In allen diesen Fällen ist die Verwendung des anderen Adjektivs nicht möglich (so insbesondere bei Termini) oder zumindest ungewöhnlich. Eher selten sind diejenigen Fälle, in denen die Bezeichnungen in Konkurrenz treten, so kann man zwischen der böhmischen und der tschechischen Geschichte unterscheiden, ebenso auch zwischen böhmischer und tschechischer Kunst oder Musik – in all diesen Beispielen markiert tschechisch eine neuere Entwicklungsphase, die eindeutig mit dem tschechischen Volk zu korrelieren ist, während böhmisch eher älteren Entwicklungsphasen zugeordnet ist, deren nationale Zuordnung zumindest diffus ist."

So schön hätte ich es nicht erklären können! ;-)

Viele Grüße,
Peter

[1] Erschien in: Sprache und nationale Identität im öffentlichen Raum der Kafka-Zeit, hrsg. von M. Nekula, I. Fleischmann und A. Greule
 
Briefuhu Am: 10.05.2023 10:21:31 Gelesen: 7252# 80 @  
Zwei Ganzsachen Postkarten P276 von 1925 mit braunem Wertstempel 10 Groschen

einmal vom 21.05.1932 von Linz nach Wien auffrankiert mit 30 Groschen Michel Nr. 536 für Express



und einmal vom 23.12.1932 von Wien nach Linz auffrankiert mit 2 Groschen Michel 48 und 30 Groschen Michel 536, wegen Portoerhöhung für Postkarten vom 01.09.1932 auf 12 Groschen.



Schönen Gruß
Sepp
 
volkimal Am: 12.07.2023 17:44:16 Gelesen: 6066# 81 @  
Hallo zusammen,

Österreich-Ungarn war ein Vielvölkerstaat. Es gab verschiedene Amtssprachen, die sich auch auf den damaligen Postkarten wiederfinden. Auf den Postkarten findet man Zudrucke in folgenden Sprachen (in alphabetischer Reihenfolge): Böhmisch, Deutsch, Illyrisch, Italienisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Ruthenisch und Slovenisch.

In den Beiträgen [#74] bis [#77] habe ich einige Postkarten in Deutsch/Böhmisch (Tschechisch) gezeigt. Beim Thema "Österreich-Ungarn Monarchie - Marken und Belege bis 1899" stellte ich in den Beiträgen 26 bis 33 Paketkarten in Deutsch/Polnisch, Deutsch/Italienisch, Deutsch/Böhmisch und nur in Deutsch vor [1]. Heute morgen fand ich im Nachlass eines verstorbenen Vereinsmitglieds einige weitere Sprachen.



Deutsch/Rumänische Postkarte (P 50) vom 11.12.1886 von Radautz nach Czernowitz.



Rădăuți (deutsch Radautz, ungarisch Radóc, jiddisch ראַדעװיץ bzw. Radevits, polnisch Radowce, ukrainisch Радівці / Radiwzi) ist eine Stadt im Kreis Suceava im Nordosten Rumäniens.

Czernowitz oder Tschernowitz (ukrainisch Чернівці / Tscherniwzi; russisch Черновцы / Tschernowzy; rumänisch Cernăuți; polnisch Czerniowce; ungarisch Csernyivci; türkisch Çernovtsi; jiddisch טשערנאָװיץ Tschernowitz; hebräisch צֶ׳רנוֹבִיץ Tschernowitz; armenisch Չեռնովցի / Tschernowzi; Spitzname: Jerusalem am Pruth, Klein-Wien) ist die Hauptstadt der Oblast Tscherniwzi in der Westukraine und die traditionelle Hauptstadt der Bukowina.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.07.2023 10:56:45 Gelesen: 5869# 82 @  
Hallo zusammen,

heute geht es weiter mit der polnischen und der ruthenischen Sprache. Von der ruthenischen Sprache habe ich erst durch die Österreichischen Postkarten gehört. Ruthenen [1] war vom 18. Jahrhundert bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der Habsburgermonarchie die gebräuchliche Bezeichnung für die Ostslawen des Reiches, die Ukrainer und – deren Untergruppen oder eng verwandte Völker. Auf derselben Seite [1] fand ich eine interessante Karte zur Verteilung der Sprachen in Österreich-Ungarn. Dort sieht man, dass im westlichen Teil Galiziens die polnische, im östlichen Teil die ruthenische Sprache eingetragen ist.

Die Bevölkerung scheint aber sehr stark durchmischt gewesen zu sein, denn auch dort, wo auf der Karte die überwiegend ruthenische Bevölkerung eingetragen ist, gibt es Stempel mit polnischen oder deutschen Ortsnamen und die Karten sind zweisprachig Deutsch/Polnisch oder Deutsch/Ruthenisch. Als erstes die Postkarte P 28b in Deutsch/Polnisch:





Die Karte ging am 17.10.1882 aus Gwoździec nach. Der Absender bittet um einen Catalog von Klaytan & Shuttlewort. Clayton & Shuttleworth war eine englische Firma, die sich auf den Bau landwirtschaftlicher Maschinen spezialisiert hatte [2]

Gwoździec (poln., ukr. Гвіздець , Hwizdeć ) ist eine Siedlung städtischen Typs in der Ukraine am Fluss Tschernjawa. Czernowitz oder Tschernowitz (ukrainisch Чернівці, polnisch Czerniowce; Spitzname: Jerusalem am Pruth bzw. Klein-Wien) ist die Hauptstadt der Oblast Tscherniwzi in der Westukraine und die traditionelle Hauptstadt der Bukowina. Der Ortsname im Stempel aus Gwoździec ist polnisch, beim Stempel aus Czernowitz ist er dagegen deutsch.

Die zweite Postkarte (P 29b) ist dagegen zweisprachig Deutsch/Ruthenisch. Sie ging am 05.11.1882 von Brzeżan nach Wien.





Empfänger: Herrn Gebrüder Adolf & Moritz Fünkler, VII Bz. Andreasgasse I, Wien
Absender: G. Karpiro, Brzeżan, Galizien

Im Text der Karte geht es um eine Lieferung von Biberhüten [3] bzw. Rembrandt-Tuchhüten

Bereschany (ukrainisch Бережани; polnisch Brzeżany) ist eine Stadt in der Oblast Ternopil in der Ukraine, etwa 100 km von Lwiw und 50 km von Ternopil entfernt. Hier wurde im Stempel wieder der polnische Name verwendet.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ruthenen_(Habsburgermonarchie)
[2] https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Clayton_%26_Shuttleworth
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Kastorhut
 
volkimal Am: 22.07.2023 16:52:28 Gelesen: 5577# 83 @  
Hallo zusammen,

diese Deutsch/Polnische Correspondenz-Karte (P 77) wurde am 6.7.1893 von Lemberg nach Zwickau geschickt. Der Absender, A: Krzysztofowicz handelte mit „Tapety, Dywany, Materja“. Das sind Tapeten, Teppiche, und ???.





Durch den Krieg in der Ukraine ist die Stadt Lwiw (deutsch Lemberg, polnisch Lwów) im Westen der Ukraine allgemein bekannt geworden. Passend zur Postkarte ist der Ortsname im Stempel zweisprachig Deutsch/Polnisch angegeben. Die Karte erreichte ihr Ziel Zwickau nach zwei Tagen.

In Galizien lebten sowohl Polen als auch Ruthener. Die folgende Postkarte ist daher dreisprachig Deutsch/Polnisch/Ruthenisch. Sie ging am 11.12.1902 von Podhajce aus an das Alexanderwerk in Remscheid.



Absender war Ernst Stuchly, fürstlicher Oberförster, in Sulewy bei Podhajce Galizien. Er schreibt:

Bitte mir eine Fleischhackmaschine Modell „S“
Alexanderwerk“ speziell zum Zerhacken
von Fleisch zur Fischfütterung eingerichtet ist
?? in der Preislage von ca. 10 Kronen
per Nachnahme zu senden.
Achtungsvoll
Ernst Stuchly
fürstlicher Oberförster
Sulewy pow.(?) Podhajce Galizien


Am 2. November 1885 gründete der Unternehmer Alexander von der Nahmer in Remscheid eine Gießerei. Erfolgreich wurde das Unternehmen mit der Produktion eines handbetriebenen Fleischwolfs, welchen von der Nahmer in Amerika entdeckte und in Deutschland in Lizenz nachfertigte. Auch weitere Produkte des alltäglichen Lebens sowie Maschinen für Fleischereibetriebe wurden gefertigt. [1]



Pidhajzi (ukrainisch Підгайці; russisch Подгайцы Podgaizy, polnisch Podhajce bzw. bis in die 1870er Jahre Podhayce) ist eine in der westlichen Ukraine in der Oblast Ternopil am Fluss Koropez gelegene Stadt. [2]

Laut Text wurde die Karte am 11.12.1902 geschrieben. Der Stempel aus Podhajce ist vom selben Tag. Das Ziel Remscheid liegt ca. 1500 km entfernt. Damit kann die Karte nicht wie im Stempel angegeben ebenfalls am 11.12.1902 um 2-3 Uhr vormittags am Ziel angekommen sein. Das Datum muss falsch eingestellt sein.

In der Wohnung von Schwiegervater wohnen seit März letzten Jahres zwei Ukrainerinnen. Sie waren sehr erstaunt, als ich ihnen diese österreichischen Karten von Ukrainischen Orten zeigte. Sie kannten zwar die Geschichte des Landes, hatten so etwas aber noch nie gesehen.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Alexanderwerk
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Pidhajzi
 
Stefan Am: 22.07.2023 18:36:22 Gelesen: 5570# 84 @  
@ volkimal [#83]

Damit kann die Karte nicht wie im Stempel angegeben ebenfalls am 11.12.1902 um 2-3 Uhr vormittags am Ziel angekommen sein. Das Datum muss falsch eingestellt sein.

Ich lese den 14.12.02 als Ankunftstag. ;-)

Gruß
Stefan
 
volkimal Am: 22.07.2023 22:07:21 Gelesen: 5559# 85 @  
@ Stefan [#84]

Hallo Stefan,

stimmt, da habe ich nicht richtig hingesehen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 27.07.2023 11:28:03 Gelesen: 5183# 86 @  
Hallo zusammen,

eine weitere Nationalsprache Österreich-Ungarns war Slowenisch. Dieses Sprachgebiet entsprach in etwa dem heutigen Land Slowenien. Die verschiedenen Sprachen im Vielvölkerstaat kann man z.B. auf dieser Karte sehen [1]





Zweisprachige Karte Deutsch/Slowenisch vom 06.09.1881 aus Krainburg nach Wien. Kranj (deutsch Krainburg) ist heute mit 38.024 Einwohnern in der Kernstadt die viertgrößte Stadt Sloweniens.

Bei dem zweiten Stempel handelt es sich um einen Österreichischen Bahnpoststempel. Bei No. 9 handelt es sich um die Strecke Wien ↔ Triest. Bei Wikipedia [2] heißt es: "Ab 1870 konnte sich die Gegend nach der Eröffnung der Bahnlinie Ljubljana (Laibach) ↔ Tarvis industriell entwickeln. Die Bahn eröffnete in Richtung Nordwesten Verbindungen nach Kärnten, Tirol und in die Lombardei, in Richtung Südosten Verbindungen nach Triest, Graz und Wien sowie nach Ungarn. "

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Austria_hungary_1911.jpg
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Kranj
 
volkimal Am: 31.07.2023 09:55:47 Gelesen: 4988# 87 @  
Hallo zusammen,

in der Nachbarschaft vom slovenischen Sprachbereich in Österreich-Ungarn gab Gebiete in denen vorwiegend Italienisch gesprochen wurde. Dieses waren Bereiche an der Adria-Küste in der Umgebung von Triest. Außerdem gab es eine große italienische Bevölkerung im Süden Tirols. Eine Karte der Bevölkerungsgruppen findet bei Wikipedia [1]





Zweisprachige Postkarte P 27 Deutsch/Italienisch aus Pisino nach Neubau (Wien) vom 08.02.1879.

Pazin (italienisch Pisino, deutsch historisch Mitterburg) ist eine Kleinstadt in Kroatien. Die Stadt liegt im kroatischen Teil von Istrien. Nach 1815 war Pisino erneut Teil der Habsburgermonarchie und Tagungsort des istrischen Landtags. Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Stadt 1918 zu Italien. 1945 wurde Pisino von Jugoslawien besetzt und in Pazin umbenannt.

Der Neubau ist seit 1850 Teil des Wiener Stadtgebiets und seit 1861 der 7. Gemeindebezirk.

Obwohl Pisino auch den deutschen Namen Mitterburg hat, wurde im Aufgabestempel nur der italienische Name benutzt. Das war wohl der übliche Ortsname, denn auch der deutschsprachige Absender hat diese Ortsbezeichnung verwendet.





Zweisprachige Postkarte P 45 Deutsch/Italienisch aus Feldkirch nach Lindau vom 17.03.1886.

Feldkirch ist mit 35.793 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) (nach Dornbirn) die zweitgrößte Stadt im österreichischen Bundesland Vorarlberg. Feldkirch ist die westlichste Gemeinde Österreichs. Damit wurde die Karte im rein deutschsprachigen Gebiet verwendet.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreich-Ungarn#/media/Datei:Austria_Hungary_ethnic_de.svg
 
volkimal Am: 03.08.2023 10:46:08 Gelesen: 4826# 88 @  
Hallo zusammen,

von der illyrischen Sprache im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn habe ich erst durch die österreichischen Postkarten gehört. Hier eine zweisprachige Postkarte P 23 Deutsch/Illyrisch aus Postire vom 01.12.1877. Diese Postkarte wird im Michel deutlich höher gewertet als die anderen Sprachen.



Die Illyrische Sprache stellte mich zuerst vor einige Probleme. Bei Wikipedia steht dazu [1]:

Illyrische Sprache ist eine veraltete, hauptsächlich im 18. und 19. Jahrhundert verwendete Bezeichnung für die (bzw. eine Gruppe von) südslawische(n) Sprache(n), wobei die genaue Definition uneinheitlich ist.

Ich gehe davon aus, dass in Österreich-Ungarn mit Illyrisch die serbokroatische Sprache gemeint ist. Der Grund: Laut Wikipedia gab es in Österreich-Ungarn die Amtssprache Serbokroatisch. Dieser Ausdruck taucht bei den Sprachbezeichnungen auf den Postkarten aber nicht auf. Umgekehrt kommen bei den Postkarten aus Österreich bzw. Ungarn neun verschiedene Sprachen vor. Nur die Illyrische Sprache fehlt als Amtssprache.



Damit dürften die zweisprachigen Postkarten Deutsch/Illyrisch insbesondere in Dalmatien benutzt worden sein [2]. Das passt auch zu dem Aufgabeort der Postkarte.

Postire (heute Postira) ist eine Gemeinde auf der Insel Brač (ital. Brazza) in Split-Dalmatien. Der Hafenort liegt an der Nordküste der Insel und hat 1.559 Einwohner. Heute gehört Postira zu Kroatien.

Die Postkarte ging in die Hafenstadt Triest, die heute zu Italien gehört.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Illyrische_Sprache_(Neuzeit)
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Österreich-Ungarn#Reichsteile_und_Länder
 
volkimal Am: 09.08.2023 16:49:11 Gelesen: 4570# 89 @  
Hallo zusammen,

es geht weiter mit einer dreisprachigen Postkarte Deutsch/Illyrisch/Italienisch:



Die Karte wurde am 22.07.1903 in Gruž/Gravosa (heute Dubrovnik) aufgegeben. In der Regel steht bei den österreichischen Stempeln oben der deutsche Name. In diesem Fall ist es aber umgekehrt. Gruž ist Kroatisch und Gravosa ist Italienisch bzw. Deutsch.

Der heutige Haupthafen Dubrovniks, in dem auch Kreuzfahrtschiffe anlegen, befindet sich im nordwestlichen Stadtteil Gruž. Etliche Kreuzfahrtschiffe ankern allerdings wegen des malerischen Panoramas an der Reede vor der Altstadt. Besonders durch die Kreuzfahrttouristen ist Dubrovnik saisonal überfordert. Seit 2019 ist die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe daher eingeschränkt.

Der in einer natürlich geschützten Bucht gelegene Hafen diente bis Ende 1918 als österreichisch-ungarische Marineanlage.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 15.08.2023 13:25:27 Gelesen: 4348# 90 @  
Hallo zusammen,

die meisten Postkarten in meiner Sammlung sind zweisprachig Deutsch/Böhmisch. Hier als Beispiel die Postkarte P 18b:





Postkarte aus Wollin bzw. Wolin (Deutsch) = Volyně (Tschechisch). Weder die Postkarte noch der Stempel weisen eine Jahreszahl auf. So ist das Verwendungsdatum nur aufgrund der Postkarte einzugrenzen. Die Postkarte P 18 erschien 1872. Sie waren laut Michel bis 1883 gültig.

Volyně ist eine Stadt in Tschechien. Sie liegt 10 Kilometer südlich von Strakonice und bezeichnet sich als „Tor zum Böhmerwald“ (brána Šumavy). In Wolin bestand eine größere jüdische Gemeinde, zu der auch der Absender der Karte Dawid Fantl gehörte.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 24.08.2023 13:45:15 Gelesen: 3976# 91 @  
Hallo zusammen,

eine weitere Deutsch/Böhmische Postkarte P 44 nach Wien:





Die Karte wurde am 3.11.1885 in Chrudim geschrieben. Absender war ein Geschäftsinhaber der u.a. Galanteriewaren und Futterstoffe verkaufte. Chudrim ist eine Stadt in der ostböhmischen Pardubitzer Region. Sie liegt an der Bahnstrecke Deutschbrod-Pardubitz (Havlíčkův Brod–Pardubice). Die Endstation Havlíčkův Brod liegt an der Strecke Prag-Nimburg-Wien (Praha-Nymburk-Wien). Mit einem Bahnpoststempel dieser Strecke wurde die Briefmarke am 3.11. entwertet. Das Datum wurde handschriftlich auf der Marke notiert. Einen Tag später kam die Karte in Wien an.

Viele Grüße
Volkmar
 
Briefuhu Am: 18.10.2023 10:56:34 Gelesen: 2358# 92 @  
Ganzsachenpostkarte P 326b (sämisch) aus 1948 mit grünem Wertstempel 20 Groschen und Zusatzfrankatur 40 Groschen Michel 901, gelaufen am 12.07.1949 von Ried im Innkreis nach Lengefeld im Erzgebirge.



Schönen Gruß
Sepp
 

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