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Thema: Deutsches Reich Infla Unterfrankaturen nach Portoerhöhungen
dr31157 Am: 04.04.2019 11:46:31 Gelesen: 1924# 1 @  
Hallo zusammen,

ich habe da eine Frage: Gab es während Inflazeit Dienstanweisungen, wie mit unterfrankierten Postkarten und Briefen umzugehen war?

Mir ist da Einiges aufgefallen. Zum Einen scheint damals trotz Infla gern vorfrankiert worden zu sein. Ich habe Karten und Briefe die passend zu den vorherigen Tarifperioden portogerecht frankiert aber nicht versandt wurden. Durch die Infla war jedoch die Vorfrankatur praktisch wertlos und es wurde daraufhin erneut portogerecht frankiert. Klar das ist für die Post problemlos. Genauso wurde mit den durch die Infla für Frankaturzwecke "wertlosen" Marken Karten und Briefe "aufgepeppt und verziert".

Jedoch besitze ich auch unterfrankierte Karten und Briefe die offensichtlich nicht am Postschalter aufgegeben, sondern in den Briefkasten eingeworfen wurden. Diese Karten und Briefe wurden nicht beanstandet und nicht mit einer Nachgebühr belegt. Sie wurden vom Absender portogerecht für die vergangenen 1 - 2 Tarifwechsel frankiert. Aber erst ein bis mehrere Tage nach Inkrafttreten eines neuen Gebührentarifes unterfrankiert in den Briefkasten eingeworfen oder? am Postschalter aufgegeben? Diese Portoverluste müssen für die Post in der Hochinflazeit enorm gewesen sein. Wurde in dieser Zeit die Frankatur überhaupt nicht mehr geprüft?

Gab es hierzu in der Hochinfla irgendwelche Dienstanweisungen?

Gruß Detlef
 
wuerttemberger Am: 04.04.2019 12:51:03 Gelesen: 1908# 2 @  
Die Dienstanweisung für Post und Telegraphie galt auch in der Zeit der Inflation und dort ist geregelt, wie man mit unterfrankierten Sendungen umzugehen hatte.

Es war natürlich eine wilde Zeit für die Post, denn die Tarife hatten nicht lange Bestand. Da sind dann auch manchmal ungenügend frankierte Sendungen unerkannt durchgeschlüpft, aber man findet auch immer wieder nachtaxierte Sendungen. Auch Überfrankaturen kommen vor, weil so mancher Absender nicht die passenden Marken zur Verfügung hatte.

Belege mit Nachportotaxierung kenne ich aus allen Perioden der Inflationszeit und mir ist nicht bekannt, dass die Portoprüfung per Dienstanweisung zeitweise ausgesetzt worden ist.

Gruß

wuerttemberger
 
dr31157 Am: 04.04.2019 15:23:27 Gelesen: 1879# 3 @  
Hallo württemberger,

vielen Dank für die Antwort.

Mir ist auch keine Dienstanweisung bekannt. Allerdings bin ich auch kein spezieller Infla-Sammler.

In der Hoch-Inflazeit machte es keinen Sinn Karten und Briefe vorzufrankieren. Die heute gekauften Marken hatten morgen, spätestens in wenigen Tagen keinen Frankaturwert mehr. Keine Ahnung, wie schnell früher die neuen Gebührentarife für jedermann veröffentlicht wurden und konnten? Wie gesagt, ich bin kein spezieller Inflasammler, aber ich habe und finde immer noch sehr viele Karten und Briefe (die nach altem Gebührentarif = portogerecht) bis zu einer Woche nach Eintritt des neuen Gebührentarifes abgeschickt und von der Post unbeanstandet zugestellt wurden.

Deshalb frage ich mich, ob es nicht in der Hochinflazeit eine Toleranzzeit gab, die viele weidlich ausnutzten?

Gruß Detlef
 
wuerttemberger Am: 04.04.2019 20:23:25 Gelesen: 1832# 4 @  
@ dr31157 [#3]

Toleranz gab es bei der ersten Briefkastenleerung am Tag der Portoerhöhung. Da wurde das alte Franko noch akzeptiert. Danach wurde Nachporto erhoben.

Spezifiziere mal Deine Angabe "sehr viele Karten und Briefe".
 
dr31157 Am: 04.04.2019 20:56:55 Gelesen: 1818# 5 @  
Ich behalte nur die Exemplare die in meine Sammlung passen, bzw. meinen Anforderungen genügen. Daher kann ich nur eine ungefähre Anzahl nennen. Ich meine, dass mindestens ca. 20 - 30 Stck. an Unterfrankturen innerhalb der letzten 2 Jahre in der Hand hatte, die noch nach dem alten Gebührentarif frankiert waren und die Toleranz von einem Tag überschritten.

Ich möchte nicht alle zeigen, aber hier auf die Schnelle 2 Exemplare:


 
LK Am: 04.04.2019 21:11:01 Gelesen: 1814# 6 @  
@ dr31157 [#5]

Beide Poststücke sind portorichtig frankiert.

Einfacher Brief Fernverkehr 80 Mrd. Mark, verklebt 20 Mrd mit vierfach Aufwertung ergibt 80 Mrd.

Drucksache 16 Mrd , 4 verklebt und wieder x 4 ergibt 16 Mrd.

Beste Grüße
 
dr31157 Am: 04.04.2019 21:41:21 Gelesen: 1802# 7 @  
Hallo LK,

das verstehe ich nicht:

Der Brief mit Poststempel vom 28.11.1923 kostete nach dem Tarif vom 26.11.1923 - 30.11.1923 = 80 Mrd. Mark, frankiert wurde doch nur 20 Mrd. Mark nach dem Tarif vom 20.11.1923 - 25.11.1923. Warum nochmal 4-fache Aufwertung?

Gruß Detlef
 
inflamicha Am: 04.04.2019 21:50:43 Gelesen: 1796# 8 @  
@ dr31157 [#7]

Hallo,

da die Reichsdruckerei alle Hände voll mit dem Drucken der neuen Rentenpfennig-Marken zu tun hatte und neue Wertstufen auch gar nicht mehr vorgesehen waren, behalf man sich so: Am 25.11.1923 (einem Sonntag) wurde verkündet, dass die vorhandenen Wertstufen zum 4-fachen Nennwert verkauft und verwendet werden. Wer noch alte Markenbestände hatte konnte natürlich Portokosten sparen, da man den Marken ja nicht ansah an welchem Tag die gekauft wurden.

Solche Briefe nennt man Novemberbriefe, steht übrigens auch im Michel. Und wenn Du vorab mal in die Rubrik "Deutsches Reich Inflationsbelege" geworfen hättest- dort habe ich gerade erst letzte Woche einige solche Briefe und Karten vorgestellt. Das Blickewerfen kannst Du natürlich gerne noch nachholen. ;-)

Gruß Michael
 
dr31157 Am: 04.04.2019 23:05:07 Gelesen: 1771# 9 @  
Hallo Michael,

vielen Dank für die ausführliche Information. Ich bin kein Infla-Profi und habe noch nicht alles Kleingedruckte gelesen. Ich hoffe man verzeiht es mir.

Es doch erstaunlich, dass ich aus dieser Zeit fast nur Belege mit der 4-fach-Aufwertung besitze, bzw. in der Hand hatte.

Freundliche Grüße Detlef
 
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