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Thema: Warum werden Plattenfehler gesammelt ?
WolfgangD Am: 16.08.2019 22:23:58 Gelesen: 3265# 1 @  
Sind Plattenfehler tatsächlich so interessant, oder wie öfter in der Vergangenheit nur eine Mode-Erscheinung ?

Gruß
Wolfgang
 
philapit Am: 17.08.2019 09:53:13 Gelesen: 3212# 2 @  
Hallo Wolfgang,

ich beschäftige mich seit ca. 50 Jahren mit Plattenfehlern aller deutschen Ausgaben und bin der Meinung, dass es auf keinen Fall nur eine Mode-Erscheinung ist. Sonst wäre auch der Michel Deutschland-Spezial und unzählige Plattenfehlerkataloge überflüssig. Jeder Sammler, der sich irgendwie spezialisiert, ist für mich ein wirklicher Philatelist.

Mit freundlichem Gruß
philapit
 
opti53 Am: 17.08.2019 10:01:38 Gelesen: 3207# 3 @  
Hallo Wolfgang,

Plattenfehler sind wiederholte Druckabweichungen (im Gegensatz zu Zufälligkeiten) mit durchaus unterschiedlichen Ursachen. Sie sind deshalb ein klarer Bestandteil der Philatelie. Ob man sich dafür interessiert oder nur Hauptnummern sammelt, liegt bei jedem einzelnen. Aus meiner Sicht machen sie eine Sammlung erst interessant. Aufgrund des geringeren Vorkommens ist der Wertansatz selbstverständlich höher, als bei der Hauptnummer. Ob man jemanden findet, der das auch bezahlt, ist wieder eine andere Sache.

Viele Grüße
Thomas
 
jmh67 Am: 17.08.2019 12:45:49 Gelesen: 3177# 4 @  
Katalognummern allein tun es nicht, und manche Abweichungen sind so was von klein, dass man sie kaum erkennen kann, da muss ein Bild mit ordentlicher Vergrößerung her.

-jmh

[Beiträge [#1] bis [#4] redaktionell ausgelagert aus dem Thema "Bund Dauerserie Burgen und Schlösser Plattenfehler" - weitere Beiträge gerne willkommen]
 
Richard Am: 19.08.2019 19:24:00 Gelesen: 3076# 5 @  
Wir haben inzwischen 110 Plattenfehler Themen im Forum mit 2.279 Beiträgen [1],

Dabei fällt mir auf:

- Wenn Sie sich die Themen ansehen, werden Sie SEHR viele Fragen zu Plattenfehlern, erkennbar an den Fragezeichen zu Zeilenbeginn, die sich auf die letzten 20 Beiträge des Themas beziehen (siehe Link) finden. Die Bereitschaft, Fragen zu beantworten, ist bei Plattenfehlern so gering wie bei keinem anderen Themenbereich. Vielleicht können Sie einige Fragen beantworten ?

- Nirgendwo in der deutschen Philatelie weichen die Katalogpreise so sehr von den Marktpreisen im Handel unter Sammlern ab. Es kommt vor, dass bei einem Katalogwert von 100 Euro der Plattenfehler nur zu 1 Euro gehandelt wird. Der Grund ist klar: Bei hohen Katalogpreisen wird viel nach Plattenfehlern gesucht und viele werden gefunden. Dies führt zu einem höheren Angebot bei leicht sinkender Nachfrage und damit zu einem Zusammenbruch der Marktpreise [2].

- Die Verlage tun alles, um das Kataloggeschäft mit Plattenfehlern anzukurbeln. Zunächst arbeitete die Gruppe um unser Mitglied Thomas Schrage, die regelmässig eigene Veröffentlichungen bringt, mit Michel an einem Plattenfehler Katalog der DDR, der zweite Teil ist allerdings nicht mehr erschienen.

Inzwischen hat Michel mit dem VP Prüfer Axel Dörrenbach eine Forschungsgruppe gebildet, die öffentlich bisher keine Ergebnisse zeigen konnte [4].

Thomas Schrage hat sich von Michel getrennt und arbeitet mit seiner Gruppe weiter an Veröffentlichungen.

Immer wichtiger werden im Plattenfehler-Geschäft die Veröffentlichungen von Philotax, dem Verlag unseres Mitglieds Karl-Heinz Hommer, mit dem ich vor wenigen Tagen ein ausführliches Telefonat zu diesem Thema geführt habe. Auch er hat eine Arbeitsgruppe gegründet zur Bearbeitung des Plattenfehler Themas [3].

Schöne Grüsse, Richard

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?F=73
[2] https://www.philawert.de/index/inhalt/7409/Berlin%20Marken%20und%20S%C3%A4tze
[3] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=13024&CP=0&F=1
[4] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=10125&CP=0&F=1
 
London-Dieter Am: 19.08.2019 21:15:49 Gelesen: 3032# 6 @  
@ WolfgangD [#1]


Plattenfehler sind ganz bestimmt KEINE Modeerscheinung - Fliegenschisse schon!
Wie schon opti53 richtig bemerkt, muss man sehr wohl zwischen Druckzufälligkeiten und echten Plattenfehlern (auch deren Retuschen unterscheiden). Bei den heutigen höchst perfektionierten Druckvorgängen sind "Farbspritzer" oder minimalste Druckaussetzer wohl eher die Ausnahme. Aber danach gieren die "Sammler" - sie haben etwas "Besonderes".

Wie Richard schon weiter oben schreibt, ist es möglicherweise sogar ein Geschäftszweig von wahrscheinlich dem Handel und den Katalogherstellern.

Ketzerische Frage: wieviele der sog. heutigen Plattenfehler sind wohl hausgemacht?

Klingelt es da nicht irgendwo ? Siehe z.B. den "Schantl". Warum hat er sich wohl auf Bund und Berlin beschränkt? Es ist das MASSEN-Sammelgebiet der Sammler in Deutschland. So ein Katalog schafft einen Absatzmarkt, wer kauft schon billige Massenware?

Wahrscheinlich das umfangreichste Vorkommen an echten! Plattenfehlern ist wohl in der Nachkriegszeit aller Marken-Ausgaben zu finden. z.B. bei der Bautenserie 1948 (Gemeinschaftsausgabe für die Amerikanische und Britische Zone), hier sind wohl die meisten zu finden. Sammler beschäftigen sich damit schon seit der Nachkriegszeit bis heute - da kann man wohl nicht von einer "Modeerscheinung" sprechen. Auch die seit mehr als 50 Jahren bestehende ARGE dafür spricht doch Bände.

Wenn man berücksichtigt, unter welchen "primitiven" Umständen, Maschinen und Materialien man so kurz nach Kriegsende eine Massenproduktion ankurbelte, dann wird schnell klar dass es ohne Fehler wohl nicht zu schaffen war. Manche Plattenfehler weisen auch die "Handarbeit" des Druckpersonals auf, gefundene Fehler zu beseitigen (siehe Retuschen-Papst "Bautenfünfer" hier im Forum).

Hinzu kommt die spannende Arbeit eines PHILATELISTEN mit den untersuchten Marken einen damaligen Druckbogen zu rekonstruieren, anhand der erforschten und gefundenen Plattenfehler. Das schafft Jahrzehnte langes Suchen danach und Beschäftigung damit - na, wenn das also eine Modeerscheinung ist.
 
funnystamp Am: 20.08.2019 22:15:46 Gelesen: 2912# 7 @  
Hallo Wolfgang,

wie du sicherlich schon in diversen Themen festgestellt haben wirst, ist die Meinung zu Plattenfehlern in diesem Forum sehr breit gefächert. Leider gibt es einige LAUTE Meinungen, die Plattenfehlersammler als Fliegenschisssammler abqualifizieren. Diese Stimmen sollte man am besten ignorieren. Bei mir haben diese oft harschen Kritiken hier oder anderswo dazu geführt, dass ich dieses Thema hauptsächlich außerhalb des Forums im Kreise gleichgesinnter Sammler kommuniziere. Auch uns ist es wichtig, nach originalen Abweichungen auf der Druckplatte von den restlichen Standardmarken zu suchen und diese Abweichungen von sostigen Druckzufälligkeiten zu unterscheiden. Im Rahmen dieser Untersuchungen lernt man ganz nebenbei auch sehr viel über Druck- und Transfertechnik bei der Markenproduktion, gerade auch hinsichtlich modernster Technologien.

Wie bereits erwähnt, werden bei Plattenfehlern tatsächlich relativ gute Preise erzielt, das ist oft ein Vielfaches bis zum Hundertfachen des Postpreises, sofern der Michelkatalog diese Marken "adelt". Welche Normalausgabe erreicht schon derartige Preise? Allerdings muss man auch bei diesem Sammelgebìet auch einen gewissen Jagdinstinkt mitbringen. Ein Plattenfehlerabo gibt es nicht. Man muss schon selbst Zeit, Wissen und Geld in die Hand nehmen um hier erfolgreich zu sein. Aber das ist gerade das, was richtig Spass macht, gerade weil hier Engagement in der Sammlung steckt. In wie weit man nun die Abweichungen in die Sammlung aufnimmt, das bleibt jedem selbst überlassen. So steht im Michel, dass grundsätzlich nur Abweichungen einer bestimmten Größe in den Katalog aufgenommen würden, was aber dort selbst auch nicht konsequent umgesetzt wird. So sind auch im Michel Abweichungen von relativ kleinem Ausmaß aufgenommen, aber andere, deutlich größere Plattenfehler der gleichen Ausgabe finden keine Aufnahme in den Katalog.

Leider hat das Sammelgebìet Plattenfehler momentan wohl einen herben Rückschlag hinzunehmen, da seitens der Post die Prüfung in der Bundesdruckerei nicht mehr fortgesetzt wird. Viele Sammler werden wohl das Projekt Plattenfehler einstellen, weil es keine amtliche Bestätigung mehr gibt. Versuche über eine bestimmte Menge des beobachteten Fehlers sind eher ein Lotteriespiel und keine Forschung mit sicherem Ergebnis mehr. Es scheint, dass das Sammelgebìet Plattenfehler für ernsthafte Sammler damit ein abgeschlossenes Gebiet ist, auf dem man nur mehr seine Lücken füllt, aber nicht mehr weiter entwickelt.

Tatsächlich ist es also ein Gebiet, dass vielfältigen Sammleransprüchen gerecht werden kann. Spaß macht es auf jeden Fall auf die Suche zu gehen.

Viele Grüße
Hermann
 
tomato Am: 21.08.2019 08:59:47 Gelesen: 2850# 8 @  
@ Richard [#5]

"Thomas Schrage hat sich von Michel getrennt und arbeitet mit seiner Gruppe weiter an Veröffentlichungen."

Hallo Richard,

deine Aussage ist so nicht richtig. Nach wie vor - und das schon seit gut 10 Jahren - arbeiten wir mit der MICHEL-Redaktion zusammen und haben auch in diesem Jahre unsere Neuvorschläge zu den Sondermarken-Plattenfehler eingereicht. Und wenn es um das Sammelgebiet DDR geht sei hier noch die DDR ArGe Spezial genannt [1]. Auch gibt es - wenn es um die Dauerserie Köpfe I und II geht - eine sehr gute Homepage [2] die sich auch mit den Plattenfehlern beschäftigt.

Hier können die Sammler sich hinwenden, wenn es um DDR-Plattenfehler geht.

Viele Grüße
Thomas Schrage

[1] http://www.ddr-spezial.de/plattenfehler-2/
[2] http://www.koepfe1.de/
 
opti53 Am: 21.08.2019 12:08:26 Gelesen: 2785# 9 @  
@ funnystamp [#7]

Hallo Hermann,

warum sollten Plattenfehler von amtlichen Bestätigungen abhängig sein? Der Begriff ist sowieso irreführend, da sowohl die Post als auch einige beauftragte Druckereien Privatunternehmen sind. Plattenfehler werden auch in Zukunft auftreten, so perfekt können die Druckereien gar nicht sein, dass Fehler immer vermieden werden. Und wenn eben niemand da ist, der das vor Ort recherchieren kann, dann muss eben die Häufigkeit gleichartiger Fehler das Kriterium der Wahl sein.

Viele Grüße
Thomas
 
funnystamp Am: 21.08.2019 14:17:23 Gelesen: 2734# 10 @  
@ opti53 [#9]

Hallo Thomas,

der Begriff "amtliche Bestätigung" ist vielleicht nicht ganz zutreffend, denn die Bundesdruckereei und die Post sind kein AMT im juristischen Sinne. Gedacht ist der Ausdruck als kompetente Stelle, die Auskünfte durch den Vergleich mit entsprechendem Referenzmaterial geben kann, das archiviert worden ist. Taucht in diesem Referenzmateriel die Abweichung auf, so wurde in der Regel eine Druckabweichung als "Plattenfehler" dort eingestuft, sofern ein Experte (wie damals noch Herr Zerbel) nicht eine weitere plausible Erklärung der Entstehung der Abweichung geben konnte. Siehe Kindermarke MiNr 2693, von der es neben den vier Variationen der Drachenschnur noch andere Abweichungen gibt, die eindeutiger sind und die Varianten des Bildes auf 7-8 Markenbilder erhöht, alle bestätigt!

Nun fällt diese Einrichtung weg. Es bleibt die Vermutung, dass bei 15 gefundenen Exemplaren es sich um einen Plattenfehler handeln könnte. Moderne Plattenfehler sind also meines Erachtens nur mehr mögliche Fehler.

Erinnern wir uns an des Markenset MH 66, 1000 Jahre Fürth. Von dieser Ausgabe wurde das gebrochene Stadtwappen selbst zunächst von der Bundesdruckerei durch den Vergleich mit dem Archivmaterial als Plattenfehler eingestuft (ich hatte den Fehler in einer kompletten Verpackungseinheit gefunden, also alleine bei mir 50 Exemplare!). Dieser Status allerdings wurde bald zurückgenommen. Viele Sammler hatten den Fehler zur Begutachtung eingereicht und es stellte sich heraus, dass dieser "Fehler" wanderte, zwar minimalst, aber eben doch nach hunderten von Exemplaren seine Position leicht verändert hatte. Also kein Fehler der Platte, sondern ein sehr hartnäckiger Fremdkörper.

Was also, wenn ein findiger Sammler 15 Exemplare meldet, reicht das schon als Merkmal für einen Plattenfehler aus?

Viele Grüße
Hermann
 
opti53 Am: 21.08.2019 20:01:32 Gelesen: 2650# 11 @  
@ funnystamp [#10]

Hallo Hermann,

vielleicht hängt es auch noch von der Art des Plattenfehler-Kandidaten ab. Punkte oder Unterbrechungen können mit dem Farbauftrag zusammenhängen. Dabei hängt es stark vom Druckverfahren ab, wie sich Verunreinigungen auswirken können. Dazu bräuchte es die Beurteilung von Druck-Fachleuten. Wie ist es aber, wenn eine Abweichung in größerem Umfang auftritt, wie z.B. bei der, die ich bei Philotax gemeldet hatte:



So etwas kann ich mir durch Verschmutzung nicht vorstellen. Aber ich bin auch nicht der Druck-Fachmann. In diesem Fall handelt es sich auch noch um Rollenmarken, die dadurch nicht einem Bogenfeld zugeordnet werden können.

Viele Grüße
Thomas
 
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