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Thema: (?) (8) Deutsches Reich Zeppelinpost: Portobestimmung von Belegen
Belgiensammler Am: 13.11.2019 17:34:31 Gelesen: 4336# 1 @  
Zeppelinbriefe

Hallo Freunde,

ich habe da eine knifflige Frage:

Im Postgebührenhandbuch für Gebühren Zeppelin Sonderfahrten steht bei vielen Fahrten z.B. der Vermerk mit Luftschiff Graf Zeppelin bis Lakehurst oder Los Angeles. Was war denn nun, wenn so ein Brief an einen Empfänger in Boston oder sonst einen Ort in den USA adressiert war?

Im Verein gab es da eine heiße Diskussion. Es wurde behauptet, dass der Absender die Beförderungsgebühr in den USA dann in USA-Marken auf dem Brief verkleben musste. Es wären dann 2 Frankierungen notwendig gewesen, die deutsche in Zeppelinmarken und die in den USA in USA-Marken. Ist das Wahrheit oder Humbug? Gibt es eigentlich solche Briefe?

Ich bin sehr gespannt, was da rauskommt.

Im Voraus schon vielen Dank für die Mühe.
Karl
 
buzones Am: 13.11.2019 22:24:01 Gelesen: 4301# 2 @  
@ Belgiensammler [#1]

Hallo Karl,

die bei Zeppelin-Sonderfahrten beförderten Briefe und Postkarten wurden nach der Landung der Post des jeweiligen Landes übergeben, die dann die weitere Beförderung zum eigentlichen Empfänger übernahm. Hierfür wurden keine gesonderten Gebühren fällig, diese waren mit der Gesamtgebühr für die Beförderung per Luftschiff bereits abgegolten.

Steht übrigens auch im (Michel-)Postgebührenhandbuch unter Sonderfahrten. Zitat: Alle Gebührenangaben sind Gesamtgebühren in alle Länder. Falls innerhalb der USA die Weiterbeförderung per Luftpost zum Empfänger gewünscht war, so "erhöhte sich die Gesamtgebühr gemäß der Luftpostgebührenliste".

Mit philatelistischen Grüßen
Ralf
 
dr31157 Am: 06.07.2020 22:14:49 Gelesen: 3938# 3 @  
Hallo zusammen,

ich kenne mich auf dem Gebiet der Zeppelinpost nicht aus. Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand den Sachverhalt, Unterschiede und die Gebühren erklären würde.

Der 1. Brief von Frankfurt vom 06.05.1936 nach Brooklyn trägt den roten Bestätgigungsstempel EUROPA-NORDAMERIKA und rückseitig den Ankunftsstempel von New York vom 09.09.1936. Die Gebühren für die Sonderfahrt mit dem LZ Hindenburg: Auslandsbrief = 25 Pf. + Luftpostzuschlag = 50 Pf.



Der 2. Brief vom 08.05.1936 von Friedrichshafen Nach San Jose de Costa Rica trägt den Stempel DEUTSCHE LUFTPOST - LUFTSCHIFF HINDEBURG 1. FAHRT EUROPA-NORDAMERIKA und rückseitig den Ankunftsstempel von New York vom 09.09.1936. Die Gebühren für die Sonderfahrt mit dem LZ Hindenburg: Auslandsbrief = 25 Pf. + Luftpostzuschlag = 1,00 M.



Mir ist da Einiges unklar: der Ankunftsstempel New York ist gleich auch vom Datum. Wohl der gleiche Flug? Aber warum die unterschiedlichen Luftpostzuschläge (50 Pf. u. 1,00 M.)?

Würde mich sehr freuen, wenn mir jemand Licht ins Dunkle bringen könnte.

Gruß
Detlef
 
Regis Am: 07.07.2020 10:27:06 Gelesen: 3890# 4 @  
@ dr31157 [#3]

Es ist zwar die gleiche Fahrt, aber Brief 1 ging nach New York (+ 50 PF / 5 Gramm), Brief 2 mit Luftpost nach Costa Rica (50 PF / 10 Gramm Weiterfranko). Also alles in Ordnung und gebührengerecht frankiert.

Gruß Regis
 
dr31157 Am: 07.07.2020 11:29:22 Gelesen: 3879# 5 @  
@ Regis [#4]

Hallo Regis,

entschuldige, ich bin kein spezieller Zeppelinpostsammler, da muss ich leider noch einmal nachfragen:

Muss ich das so verstehen, dass beim 2. Brief der Zeppelinflug 50 Pf. Luftpostzuschlag und zusätzlich der Weiterflug mit dem Flugzeug nochmals 50 Pf. Luftpostzuschlag kostete?

Gruß Detlef
 
Regis Am: 07.07.2020 11:47:17 Gelesen: 3874# 6 @  
@ dr31157 [#5]

Ja so ist es. Die US-Post muss ja der PanAm, die die Luftpoststrecke über Miami - Havann- nach Costa Rica usw. betreibt, Postzuladung nach Gewicht bezahlen.

Gruß Regis
 
dr31157 Am: 07.07.2020 13:37:36 Gelesen: 3851# 7 @  
@ Regis [#6]

Vielen Dank! Jetzt bin ich wieder etwas schlauer.

Gruß Detlef
 
dr31157 Am: 07.07.2020 17:23:16 Gelesen: 3825# 8 @  
@ Regis [#6]

Ich habe noch eine weitere Frage zu Brief 1.

Drauf steht "Mit Luftschiff nach Nordamerika" und der rote Bestätigungsstempel.

Brief 2 wurde mit LZ 129 der Hindenburg befördert. Auf beiden Briefen befindet ja der gleiche Ankunftsstempel von New York vom 09.09.1936.

Wurde der Brief 1 tatsächlich mit LZ 129 der Hindenburg befödert? Ich habe nur einen alten Michel-Spezial Zeppelin- und Flugpost Katalog von 1995. Dort kann ich diesen Bestätigungsstempel zu LZ 129 nicht finden. Der Bestätigungsstempel für den 1. Flug von 1936 sieht auch anders aus. Könnte es sein, das der Brief nur mit der normalen Flugpost befördert wurde. Ich hoffe nicht, dass es sich um eine Fälschung handelt.

Gruß Detlef
 
dr31157 Am: 11.08.2021 20:29:36 Gelesen: 2786# 9 @  
@ dr31157 [#3]

Hallo,

ich komme noch einmal auf meinen eingestellten Zeppelinbrief zurück. Ich zeige ihn hier noch einmal:



Ich habe noch einige Fragen:

Als Absender ist der Ort Auerbach (Vogtl.) angegeben dort aber wohl nicht aufgegeben.

Die Marken sind abgestempelt mit "Frankfurt Auslandsstelle Bahnpostamt" wurde er auf diesem Postamt aufgegeben?

Ist dieses Frankfurter Bahnpostamt eim Bahnhofpostamt? Oder ist das ein Luftschiffbahnhof?

Den Flugbestätigungsstempel mit dem Buchstaben "d" kann ich nicht finden. Wo ist der Brief abgegqangen?

Ist der tatsächlich mit dem Zeppelin LZ 129 befördert worden? Jedenfalls konnte ich in meinen Unterlagen finde, das ein Flug am 06.09.1936 abging. Aber von wo?

Angekommen ist er in New York am 09.05.1936. Wie war der gesamte Laufweg des Briefes?

Kann mir bitte jemand meine Fragen beantworten?

Gruß Detlef
 
saintex Am: 12.08.2021 13:51:43 Gelesen: 2755# 10 @  
@ dr31157 [#9]

Hallo Detlev,
Zu deinen Fragen zu deinem Zeppelin-Brief vom 06.05.1936:

① Entwertet wurden die Briefmarken auf dem Brief mit dem Stempel des Bahnpostamtes 19 Frankfurt (Main). Der Brief war für die Beförderung mit der 1. Fahrt des Luftschiffes LZ 129 „Hindenburg“ nach Nordamerika bestimmt.

Der Brief wurde vom Absender, der nach den Angaben auf der Rückseite des Briefes in Auerbach (Vogtl.) wohnhaft war, mit Sicherheit nicht persönlich beim Bahnpostamt 19 in Frankfurt (Main) aufgegeben.

Das Bahnpostamt 19 in Frankfurt (Main) war die Postleitstelle für den Luftschiffdienst nach Nordamerika. Um möglichst vielen Sammlern Gelegenheit zum Versand von Briefsendungen mit der 1. Fahrt des Luftschiffes nach Nordamerika zu geben, hatte die Reichspost besondere Bestimmungen für die Beförderung von Sammlersendungen getroffen. Die Einzelheiten sind in der Verfügung Nr. 76/1936, Amtsblatt des Reichspostministeriums 1936 Seiten 105 und 106 geregelt. Sammlersendungen waren danach unter Umschlag an das Bahnpostamt 19 Frankfurt (Main) einzusenden. Um eine solche Sammlersendung handelt es sich bei dem von dir gezeigten Zeppelin-Brief. Eine lebhafte zeitgenössische Beschreibung der Bearbeitung der für die 1. Nordamerikafahrt 1936 aufgekommenen Sammlersendungen im Bahnpostamt 19 findet sich bei Hambach a.a.O. Fn. 1 Seite 254ff.

② Das Dienstgebäude des Bahnpostamtes 19 befand sich seit 1929 in einem Neubau Mosel- Ecke Gutleutstrasse. Die Briefabgangs- und Überseestelle waren getrennt hiervon am Bahnhof untergebracht[1]. Der Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main befand sich dagegen 12 km außerhalb der Stadt auf dem Gelände des heutigen Flughafens Frankfurt am Main. Wegen weiterer Einzelheiten zum Bahnpostamt 19 verweise ich auf die Publikation der ARGE Bahnpost e.V., Geschichte des Bahnpostamtes 19 Frankfurt (M.),o.J. (ca. 1982), Autor: Günter Hambach.

③ Der Flugpostbestätigungsstempel mit dem UB „d“ wurde in Frankfurt/Main angebracht. Dieser Bestätigungsstempel ist sowohl im Sieger-Katalog als auch im MICHEL Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog für die 1. Nordamerikafahrt 1936 des LZ 129 als Flugpostbestätigungsstempel katalogisiert[2].

④ Die zeitgerechten Aufgabe- und Ankunftstempel von Frankfurt und New York sowie der für Frankfurt/M. nachgewiesene Flugpostbestätigungsstempel mit dem UB „d“ sind nach meiner Ansicht Beweis genug, dass dein Zeppelin-Brief tatsächlich auf der 1. Nordamerikafahrt 1936 des LZ 129 befördert wurde. Die 1. Nordamerikafahrt 1936 des LZ 129 ging vom Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main in Frankfurt aus. Abfahrt war am 06.05.1936 20:30 Uhr, Ankunft in Lakehurst am 09.05.1936 6:10 Uhr[3].

⑤ Von Frankfurt aus wurde der Zeppelin-Brief mit LZ 129 bis zum Luftschiffhafen Lakehurst/New Jersey, rund 100 km südwestlich von New York befördert. Von dort erfolgte die Beförderung nach New York auf gewöhnlichem Weg.

Verwendete Quellen:

[1] Günter Hambach, Geschichte des Bahnpostamtes 19 Frankfurt (M.), o.J. (ca. 1982), Seite 209
[2] Sieger, Zeppelinpost-Spezialkatalog 22.Aufl. 2001 Seite 272 Katalog-Nr. 406; MICHEL Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002 Seite 215
[3] Sieger a.a.O. Seite 268

MfG Wolfgang
 
dr31157 Am: 12.08.2021 14:35:14 Gelesen: 2747# 11 @  
@ saintex [#10]

Hallo Wolfgang,

herzlichen Dank für Deine ausführliche und detailreiche Erklärung und die schnelle Hilfe.

Gruß Detlef
 
saintex Am: 12.08.2021 15:31:07 Gelesen: 2742# 12 @  
@ dr31157 [#11]

Die in meinem Beitrag [#10] unter ① zitierte Verfügung der Reichspost Nr.76/1936 ist auszugsweise im Thema: Zeppelinpost, Marken, Stempel und Belege im dortigen Beitrag #60 eingestellt [1]

Mfg Wolfgang

[1]https://www.philaseiten.de/beitrag/194348
 
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