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Thema: Berlin: Erstaunliche Auktionsergebnisse
TeeKay Am: 18.11.2019 10:35:20 Gelesen: 3938# 1 @  
Die Bieterkonstellation war dieses Mal eben anders. Der Markt ist nicht perfekt und besteht oft nur aus wenigen Nachfragern. Mal gibt es nur einen Bieter, mal sehen drei das Los und mal sind es zehn. Bei Auktionen geht häufig auch etwas untypisch günstig weg. Hab mich auch schon öfters darüber geärgert, ein Los zu spät gesehen zu haben.

Gestern ging dieser Brief bei eBay für 359 Euro weg. Der wurde wenige Wochen zuvor bei Gärtner für 470 Euro zzgl. 25% Aufgeld = 590 Euro verkauft. War er nun bei Gärtner besonders teuer oder bei eBay besonders günstig? Der eBay-Anbieter ging offenbar davon aus, dass die 590 Euro bei Gärtner günstig waren (weil Berlin 20 dgz Oberrand gestempelt schon selten und auf Brief noch viel seltener angeboten wird) und er bei eBay mehr bekommen könnte. Die mangelnde "Schönheit" und Portogerechtheit des Briefes scheint aber die Zahlungsbereitschaft der meisten Kunden stark eingeschränkt zu haben. Ich fand ihn aufgrund der genannten Mängel bei Gärtner für 450 Euro Ausruf auch zu teuer und bot bei eBay 358 Euro.



Anderes Beispiel: Gärtner versteigerte in der gleichen Auktion 5 Bund MH 101 U nacheinander. Das erste ging für 380 weg, das zweite für 660 (!), das dritte und vierte für je 360 und das fünfte für 450. Alle Markenheftchen waren gleich und wurden im Abstand von Sekunden ausgerufen. In einem perfekten Markt hätten alle fünf gleich viel kosten müssen.

[Redaktionell ausgegliedert aus dem Thema "Bund: Erstaunliche Auktionsergebnisse" - https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=13465&CP=0&F=1 ]
 
briefmarkenwirbler24 Am: 18.11.2019 14:38:37 Gelesen: 3817# 2 @  
@ TeeKay [#1]

Hallo TeeKay,

ich habe den Brief auch gesehen auf eBay, daher möchte ich mal dazu äußern.

Der Anbieter "vorphila" (Premium Philatelie, Inhaber Reimond Eitzert), der den Brief angeboten hat, sollte jedem Philatelisten, der in eBay unterwegs ist, ein Begriff sein, da er jede Woche Sonntag die gleiche Menge an Briefen (i.d.R. 40 Stück) auf eBay als "1€-Auktion" einstellt. Die von ihm angebotene Ware reicht von Mittelmaß (50-100 €) bis hin zu absoluten Spitzenstücken (das höchste Ergebnis, was ich sah war ein Brief von Oldenburg mit einem Zuschlag von 19.000 €), die meistens aus Auktionen größerer Auktionshäuser stammen. Unter dem eBay Namen "rayei", ebenfalls "Premium Philatelie", werden Lose von niedrigerer Qualität verkauft, vermutlich meistens die Beiware aus Auktionen.

Ich kann nur von meinem Sammelgebiet (Altschweiz) sprechen, wenn ich sage, dass ich das Konzept nicht ganz verstehe und worunter sich bei Sammlern auch schon diverse Gerüchte verbreitet haben.

Zum Beispiel hat "vorphila" eine Zeit lang sehr viele Briefe verkauft, die er offensichtlich kurz zuvor aus dem Auktionshaus Rölli ersteigert hat. Darunter Spitzenstücke aus der Kantonalphilatelie mit hohen Zuschlägen (mehrere Tausend zum Teil), aber in 95% der Fälle wurden die Briefe unter dem Zuschlag der Rölli Auktion verkaufty teilweise sogar weit darunter.

Nun sollte sich doch jeder halbwegs mathematisch begabte Mensch fragen, wie das Konzept dahinter aussieht, wenn ich Briefe teuer kaufe um sie dann billiger zu verkaufen. Da es sich nicht um Einzelfälle handelt, lässt sich der Begriff "verspekuliert" definitiv nicht anwenden.

LG

Kevin
 
altdeutschland_1111 Am: 17.07.2021 13:48:30 Gelesen: 2847# 3 @  
Ich bin hier anderer Meinung.

Von "vorphila" werden meines Erachtens u.a. Restanten aus Auktionen angeboten, die unverkauft blieben oder "angeblich" mit einem Untergebot zugeschlagen wurden.
Ich vermute eine Zusammenarbeit mit diversen Auktionshäusern, damit diese in ihrer nächsten Auktion "frisches" Material anbieten können.

Die Zuschläge bei eBay teils weit unter ehemaligem Ausrufpreis sind wohl abgesprochen unter dem Motto: besser Erträge mit nicht nachgefragten Auktionslosen generieren als teure Restanten mitschleppen zu müssen !

LG
Michael
 
Quincy Am: 17.07.2021 17:28:21 Gelesen: 2774# 4 @  
@ altdeutschland_1111 [#3]

Ich frage mich: Wenn es sich bei den Realauktionen um Scheinverkäufe handeln sollte, damit nicht allzu viel Restanten (auf deutsch: Ladenhüter) in der nächsten Auktion erscheinen, wie reagieren denn die Finanzbehörden darauf?

Mit jedem öffentlich bekannt gemachten Loszuschlag fallen auch die üblichen Aufgelder an, die vom Auktionshaus versteuert werden müssen und heutzutage knapp 50 % des Netto-Zugschlagpreises betragen (beizusteuern ungefähr hälftig von Einlieferer und Bieter). Ich kann mir nicht vorstellen, dass Auktionshäuser solche Scheingeschäfte brav versteuern würden; das wäre für sie ja ein ruinöses Geschäft. Oder sind die Finanzbehörden über solche Scheingeschäfte gar informiert und schlagen die Steuern entsprechend nieder?

Außerdem müssten auch die Einlieferer, in deren Auftrag das Auktionshaus versteigert, in diese (Schein-)Geschäfte eingeweiht sein, außer das Auktionshaus hat die Ware zuvor regelrecht gekauft und versteigt im eigenen Namen.

Alles in allem bleibt auch für mich die ganze Angelegenheit rätselhaft.

Viele Grüße
Hans-Jürgen
 
Lars Boettger Am: 18.07.2021 00:29:00 Gelesen: 2665# 5 @  
@ Quincy [#4]

Hallo Hans-Jürgen,

ich würde ja den Anbieter fragen, ob er zu etwas zu den Hintergründen sagen kann. In einem Nachbarforum hatte der erwähnte Verkäufer sich 2014 schon einmal gemeldet.

Beste Grüße!

Lars
 
TeeKay Am: 18.07.2021 17:14:24 Gelesen: 2584# 6 @  
Er verkauft auch Lose, die bei den Realauktionen heftig beboten wurden. Wenn er in Absprache mit den Realauktionen handelt, dann wäre das ja nichts anderes als Preispushen. Wenn er gewinnt, wirds halt mit Verlust bei eBay verkloppt. Wenn er Glück hat, geht ein anderer Bieter über sein höchstes Gebot und der Auktionator erlöste einen höheren Preis.
 
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