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Thema: (?) (48) Bund Druckverfahren und Druckveredelungen von Briefmarken bestimmen
Das Thema hat 48 Beiträge:
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Ben 11 Am: 30.12.2019 09:36:57 Gelesen: 15120# 24 @  
@ Vernian [#16]

Bei meiner gestrigen groben Sichtung meine ich sagen zu können, dass auch die Asterixmarken von 2015 (Block 80, "Haut"-Partien und Knochen bei Idefix) UV-Lackdruck haben wie bei der Madonna, falls nicht, dann liegt das an meiner UV-Lampe.

Ich habe diesen Block seinerzeit nur beiseite gelegt - wer braucht denn sowas? War vielleicht etwas voreilig, denn im Detail betrachtet bietet der einige Überraschungen.



Schauen wir uns die beschriebene Marke des Blocks also mal genauer an. Im Knochen sehen wir die Rasterung der Farben Gelb 0°, Magenta 15° und Cyan 75° recht gut, die Winkel sind üblich. Zwischen den Rasterpunkten scheint das Papier durch, an dieser Stelle ist also die gelbe Fluoreszenz auf UV-Licht gut zu erwarten. Der Knochen erscheint unbedruckt weiß. Auch hier ist die Papieroberfläche zu erwarten. Im Fußballen wieder rote Rasterpunkte und dazwischen Papier. Also alles normal.



Die Marke mal unter UV-Licht 365 nm (links) und 254 nm (rechts) gelegt, zeigt aber etwas Anderes. Die weiße Fläche des Hundes leuchtet nicht gelb. Der Knochen wie erwartet schon. Wieso aber der schwarze Rand ebenfalls leuchtet, ist zu erklären. Zusätzlich sehen wir am unteren Rand der Marke eine Passerverschiebung. Wie kommt die zustande?



Unter dem Mikroskop mit UV Beleuchtung 365nm werden Details sichtbar. Die scheinbar unbedruckte, weiße Fläche des Hundes zeigt ein Druckraster. Deckweiß zu drucken, ist eigentlich nicht üblich, wird nur sehr selten gemacht. Also kann man davon ausgehen, dass hier eine pigmentfreie Farbe verwendet wurde, die das IR-Sicherheitsmerkmal enthält. Das würde auch zu der Passerverschiebung am unteren Rand passen.



Der Knochen zeigt jetzt eindeutig eine Lackierung, die über den schwarzen Rand hinausgeht. Das scheint eine Dispersionslackierung zu sein, die aber einen gelb reagierenden Fluoreszenzstoff enthält! Im Unterschied dazu hat die "Madonna" eine UV-Lackierung.



Bleibt schließlich noch der Test mit IR-Licht 980 nm. Hier erkennen wir die grüne Fluoreszenz im inneren der Marke. Also auch in der weißem Fläche des Hundes. Aber nicht im Knochen.

Fassen wir also zusammen.

- Es wurde kein fluoreszierendes Papier DP II verwendet, sondern ganz normales.
- Es gibt einen farblosen Unterdruck, der das IR-Sicherheitsmerkmal enthält.
- Es gibt eine Lackierung im Bereich des Knochens, die einen gelb reagierenden Fluoreszenzstoff enthält.

Praktisch haben wir mit den unterschiedlichen der Flächen auf UV- und IR-Licht eine Codierung.

Eine spannende Sache, finde ich und Danke an Vernian für sein Gespür für diese Besonderheit. Wer mag, kann gern die anderen beiden Marken untersuchen und die Ergebnisse bestätigen.

Ben.
 
Vernian Am: 30.12.2019 19:13:46 Gelesen: 15081# 25 @  
Hallo Ben,

spannend, in der Tat. Das bei dem Block bzw. den Marken etwas anders ist, hat mir meine bescheidene 0-8-15-UV-Lampe ja bereits verraten, die Details hast Du ans Licht gebracht. Ich habe gerade nicht den Katalog bzw. die Miichel-Rundschau zur Hand um zu schauen, ob Angaben zum Papier dort gemacht werden, aber den Umstand finde ich bemerkenswert, das hier keine DPII verwendet wurde und dafür die Fluoreszenz nur durch Druckfarbbeimischung bzw. Aufbringung gegeben ist.

Offen bleibt für mich weiterhin die Frage, ob es noch andere Marken in der Art der Fontane-Marke gibt.

Guten Rutsch allerseits

Vernian
 
Vernian Am: 08.01.2020 09:40:05 Gelesen: 14996# 26 @  
Nachdem wir hier ja inzwischen dem besonderen Druck bei der Nr. 3508 (Fontane) auf den Grund gegangen sind erreichte mich heute eine Antwort auf meine ursprüngliche Anfrage bei MICHEL, die möchte ich hier nicht vorenthalten:

die von Ihnen angesprochene Marke wurde nur im Offsetdruckverfahren hergestellt. Der Effekt der Fühlbarkeit des Drucks liegt an der verwendeten Farbe.

Es gibt viele vergleichbare Marken, z.B. MiNr. 3479 mit Block 84.

Für den Stichtiefdruck benötigt man spezielle Druckmaschinen. Dies würde die Postverwaltung dann auch bei den technischen Daten zur Marke erwähnen.


Eine, wie ich meine angesichts dessen, was hier bereits an Druckveredelungen u.ä.m. als Erklärung gegeben worden ist, doch etwas dürftige Antwort. Nicht falsch, aber dürftig - da hätte ich mir doch etwas mehr gewünscht. Nun ja, es zeigt halt das auch bei Michel nur Menschen ihre Arbeit tun.

Beste Grüße und wünsche zum neuen Jahr

V.
 
Vernian Am: 22.01.2020 22:38:12 Gelesen: 14852# 27 @  
Hallo,

nun wird es interessant! Nachdem wir ja nun ganz anderes festgestellt hatten erreichte mich heute folgende Email von MICHEL:

nochmals herzlichen Dank für Ihre Anfrage, die wir Ihnen am 8. Januar 2020 beantwortet hatten. Leider müssen wir unsere Antwort heute revidieren. Eine nochmalige Betrachtung der Marke und eine daraufhin bei der Deutschen Post gestellte Anfrage haben ergeben, dass die Marke „Theodor Fontane“ tatsächlich im kombinierten Offset- und Stichtiefdruckverfahren ausgeführt ist. Beauftragte Druckerei war die Bundesdruckerei in Berlin.

Tja was denn nun?

Best

V.
 
Franz G. Am: 25.01.2020 04:28:51 Gelesen: 14772# 28 @  
Hallo,

Asche auf mein Haupt. Wieder einmal bestätigt sich der Spruch einer klugen Frau: „ Wer nichts weiß muss alles glauben!“ (Marie von Ebner-Eschenbach)

In Beitrag [#38] schrieb Ben11 Stichtiefdruck ist nicht zu erkennen. Auf der Rückseite der Marke müsste man in diesem Fall die Prägungen sehen

was mich dazu verleitete den Reliefdruck ins Spiel zu bringen. Mittlerweile habe auch ich mir ein postfrisches Stück dieser Markenausgabe besorgt, und konnte feststellen, dass die revidierte Aussage der Michel Redaktion korrekt ist. Man kann die Prägespuren des Stichtiefdruckes bei der Landesbezeichnung „Deutschland“ feststellen.



Gruß, Franz
 
Vernian Am: 25.01.2020 20:04:08 Gelesen: 14728# 29 @  
@ Franz G. [#28]

In der Tat - ein gutes Argument - allerdings ist der Schriftzug "Deutschland" die einzige Stelle rückseitig wo ich etwas von "Prägespuren" erkennen kann, bei den anderen Partien sehe ich da nichts davon. Trotzdem gehe ich mal davon aus das alles Stichtiefdruck ist, was sich Vorderseitig erhaben anfühlt. Und ich fühle mich bestätigt gleich zu Beginn das offenbare Richtige angenommen zu haben.

Best

Vernian
 
Ben 11 Am: 26.01.2020 08:16:17 Gelesen: 14703# 30 @  
@ Franz G. [#28]

Danke Franz für die Korrektur. Was lerne ich daraus: das nächste mal genauer hinsehen. :-)

Bei der Länderkennung sieht man die Prägung auch an meinen Marken gut. Der Name "Th. Fontane" bildet sich auch rückseitig ab. Die feinen schwarzen Linien im Bild könnte man auch erkennen, allerdings liegen die sehr eng. Ich hatte das als Papierstruktur interpretiert.

@ Vernian [#27]

Beauftragte Druckerei war die Bundesdruckerei in Berlin.

Dieser Satz aus der Stellungnahme der Redaktion / Deutsche Post ist schon interessant. Die Formulierung "beauftragt" muss ja nicht heißen, dass die Bundesdruckerei die Marken auch selbst herstellt. Die österreichischen "Etch-Art" Marken wurden auch bei Enschede in den Niederlanden gedruckt. Natürlich kann die Bundesdruckerei Offset und Tiefdruck, schließlich stellen die auch Banknoten her. Nur, Banknoten werden im Bogen gedruckt, Briefmarken wegen der großen Menge eigentlich von der Rolle.

Wurden die "Fontane"-Marken also im Bogen gedruckt?

Oder hat die Bundesdruckerei eine neue Maschine, die den kombinierten Druck auch von der Rolle hinbekommt. Die letzte Maschine, die das konnte, war bekanntlich die "Quantz"-Maschine von 1973 (z.B. Dauerserie Frauen der Deutschen Geschichte).

Die Häufigkeit von Kaltfolien-Veredelung in der letzten Zeit könnte ja auch fast dafür sprechen. Und wird es dann noch Flexodruck geben?

Viele Grüße und eine spannende Forschungszeit.
Ben.
 
Henry Am: 10.04.2021 12:21:27 Gelesen: 24111# 31 @  
Bund Druckzufälligkeiten: 250. Geburtstag Beethoven - Varianten unterscheiden

Ich melde mich heute mal zur BUND MiNr. 3520:



Meine Marken haben alle die Rasterwinkel 75/15 Grad, mit 45 Grad ist mir noch keine Marke begegnet.

Allerdings stelle ich in geringerer Anzahl eine füllige Schrift Bthvn fest (linkes Bild), während in zahlreicher Form eine starke Umrandung mit schwacher flächenfüllung auffällt (rechtes Bild).



Könnte das auch ein Herkunftsmerkmal sein?

fragt Henry
 
Winnir Am: 10.04.2021 16:30:59 Gelesen: 24042# 32 @  
@ Henry [#31]

Hallo,

mir ist beim Ablösen der 3520 ein Unterschied aufgefallen. s.F. beide Marken sind gleich feucht. Bei der Linken sehe ich den Druck durchscheinen. Bei der Rechten ist der Druck noch nicht so zu erkennen.

Lg winnir


 
Shinokuma Am: 23.04.2021 14:50:11 Gelesen: 16645# 33 @  
@ Henry

Hallo Henry,

mittlerweile habe ich mich etwas intensiver mit der selbstklebenden Beethoven-Marke beschäftigt und habe dabei folgendes festgestellt:

Die unterschiedlichen Rasterwinkel (45° oder 75°) befinden sich seltsamerweise ausschließlich in der rechten oberen Markenecke oberhalb der Wertbezeichnung 80. Eine Erklärung dafür habe ich noch nicht.

Stattdessen habe ich noch ein weiteres Unterscheidungsmerkmal dieser beiden Varianten gefunden, welches sogar noch offensichtlicher ist: Die weißen Schriftzüge "250 Jahre" und "2020 Deutschland" sind bei der 75°-Variante scharf und klar vom blauen Rasterfeld abgegrenzt, bei der 45°-Variante nicht.

Die meisten der von mir untersuchten Marken wiesen übrigens die 45°-Variante auf. Das kann natürlich Zufall sein. Daher würde ich gerne auch von anderen Lesern dieses Beitrags erfahren, ob meine Ergebnisse nachvollziehbar sind.

Also ran an die Lupe!

Mit herzlichen Grüßen

Gunther
 
Henry Am: 23.04.2021 19:43:19 Gelesen: 16569# 34 @  
@ Shinokuma [#33]

Hallo Gunther,

habe jetzt sofort 17 mir aktuell vorliegende Marken nach deinen Merkmalen unter die Lupe genommen. Bei 13 Briefen ist oberhalb der Wertziffer 80 das 75er Raster nach links geneigt. Die Schriftzüge "250 Jahre" sind mehr oder weniger unscharf. Ich führe das auf erkennbare Passerverschiebungen zurück. Nur bei 1 Marke war der Rasterwinkel schwer erkennbar und zunächst als 45er wahrgenommen worden. Nach genauerer Untersuchung wurde er aber als linksgerichteter 75er Winkel erkannt.

Bei 3 Belegen erkannte ich aber einen nach rechts geneigten 75er Winkel. Bei diesen Marken sind die weißen Schriftzüge unterscheidbar glattkantiger als bei den 13 anderen Marken.

Die 17. Marke zeigt die gleichen Schriftzug-Merkmale wie die 3 vorigen, aber der 75er Winkel ist wieder nach links geneigt.

Das wird noch interessant.

Mit philatelistischem Gruß
Henry
 
Shinokuma Am: 23.04.2021 20:25:43 Gelesen: 16559# 35 @  
Hallo Henry,

schön, dass Du sogleich reagiert hast und dieselben Varianten erkennen konntest.

Ich zeige nachfolgend zwei mit meinem Handy vom Mikroskopbildschirm abgelichtete Aufnahmen, da die Verbindung zwischen Mikroskop und Rechner irgendwie nicht zustanden kommen wollte.

Ich hoffe, dass man den Unterschied trotz gewisser Qualitätsmängel der Aufnahmen gut erkennen kann.



Links die 45°-Variante, rechts die mit 75°-Winkel bzw. 15° je nach Betrachtung der Neigungsrichtung.

Auch die Abgrenzung zum 0-Bogen der 80 auf den Fotos unten lässt sich noch unterscheiden, wie ich meine.

Wie hier schon spekuliert wurde, liegen die Unterschiede wahrscheinlich an den beiden Ursprungsmöglichkeiten Folienblatt oder Rolle.

Irgendwann sollten diese Varianten jedenfalls auch im Michel aufgenommen werden. Sind ja schließlich nicht die einzigen dieser Art.

Herzliche Grüße

Gunther
 
Henry Am: 24.04.2021 12:19:17 Gelesen: 16359# 36 @  
@ Shinokuma

Ich habe mit meinem Mikroskop nochmals die Winkel bei meinen Marken überprüft:



Bei dieser Marke meine ich, eindeutig eine 45° Rasterung zu erkennen.



Bei diesem Bild ist die Linksneigung des 75° Winkels in der Ecke schwerer erkennbar, über der 8 aber gut erkennbar.



Und bei dieser Marke ist die Rechtsneigung des 75° Winkels auch erkennbar.

Generell muss ich sagen, dass eine Betrachtung unter der 10-fach-Lupe eine bessere Erkennung erlaubt als eine stärkere Vergrößerung mit dem Mikroskop.

Für die größere Rasterundeutlichkeit in der Ecke sehe ich den Grund in einem höheren Rotanteil, da die Ecke visuell das dunkelste Blau der Marke liefert. Bei Passerverschiebung werden die anderen dunklen Raster so überlagert, dass die Winkelerscheinung "verschwimmt". Ist jetzt vielleicht nicht gerade fachmännisch erklärt, aber vielleicht ist doch verständlich, was ich meine.

Mitphilatelistischem Gruß
Henry
 
Shinokuma Am: 24.04.2021 16:26:14 Gelesen: 16258# 37 @  
Hallo Henry,

das Phänomen einer scheinbaren dritten Variante mit nach links geneigtem 75°-Winkel war mir auch zunächst als solches aufgefallen.

Das liegt aber daran, dass ja alle 3 Varianten einen solchen Winkel auf der gesamten blauen Fläche aufweisen und der 45°-Raster nur in der alleräußersten oberen rechten Bildecke auftritt.

Eben dieser 45°-Bereich ist jedoch nicht bei allen Marken gleich groß. Will sagen: Bei der von Dir gezeigten mittleren Variante ist dieser Bereich sehr klein, also nur ganz, ganz rechts. Aufgrund der Überlagerungen erkennt man das manchmal nur bei direkter Sonneneinstrahlung, da sehr viel Licht dafür notwendig ist. Selbst eine helle Lampe reicht meist nicht.

Gehe mal ans Fenster, wenn zufällig gerade die Sonne scheint und schau Dir dann besagte Ecke unter der 10-fach-Lupe an.

Du hast übrigens völlig recht. Man sieht das tatsächlich oft besser mit so einer Lupe als unter dem Mikroskop.

Herzliche Grüße und noch ein schönes Wochenende

Gunther
 
Ben 11 Am: 03.05.2021 20:21:45 Gelesen: 12678# 38 @  
@ Henry
@ Shinokuma

Guten Abend Henry, Gunther,

bei den von Dir gezeigten Bildern der selbstklebenden Beethoven-Marke handelt es sich um zwei verschiedene Ausgaben.

Meine Vergleichsmarken zeigen folgende Merkmale:

- Marken aus Folienblatt: die Farben haben die Rasterwinkel Gelb: 0°, Cyan: 75°, Magenta: 15°, Schwarz: ohne.
Die silberne Schrift ist glatt (Offset-Druck).

- Marken von der Rolle mit Zählnummer: die Farben haben die Rasterwinkel Gelb: 0°, Cyan: 75°, Magenta: 45°, Schwarz: ohne.
Die silberne Schrift hat erhabene Ränder ("Quetsch-Ränder"). Die Farbe wurde mit einem Flexodruck aufgetragen.

Die Rasterwinkel messe ich aus der Senkrechten. Die Rasterwinkel jeder Farbe sind immer auf der gesamten Marke gleich, d.h., die rechte obere Ecke kann keinen anderen Winkel haben, als der Rest der Marke. Marken mit einem Winkel -15° (=75°) für Magenta hätten den gleichen Winkel wie Cyan. Oder Cyan hätte einen anderen Winkel.

Viele Grüße
Ben.
 
Shinokuma Am: 04.05.2021 00:20:24 Gelesen: 12490# 39 @  
@ Ben 11 [#38]

Hallo Ben,

der Beginn Deiner Ausführungen klingt zwar zunächst einmal sehr analytisch, bleibt aber den Beleg durch entsprechendes Bildmaterial schuldig und endet zum Schluss etwas widersprüchlich. Denn die im Konjunktiv gehaltene Behauptung, dass Marken mit einem Winkel von -15° für Magenta den gleichen Winkel wie Cyan oder Cyan einen anderen Winkel hätte, steht im Widerspruch zu Deinen zuvor gemachten Winkelangaben, wo bei keiner der beiden Varianten Cyan und Magenta identische Winkel aufweisen.

Die Geschichte mit der oberen rechten Ecke könnte hingegen tatsächlich auf einer optischen Täuschung beruhen, die ich noch einmal unter dem Mikroskop untersuchen werde.

Bis dahin wäre ich Dir sehr dankbar, wenn Du Deine Erkenntnisse etwas genauer, will sagen verständlicher darlegen könntest.

Über die Unterschiede bei der Abgrenzung der weißen Schrift zum blauen Rasterfeld hast Du seltsamerweise gar nichts geschrieben, obwohl dort der Unterschied der beiden Varianten am deutlichsten zutage tritt, also auch ohne Mikroskop von jedem Laien gut erkennbar ist.

Derweil herzliche Grüße

Gunther
 
Ben 11 Am: 04.05.2021 12:35:02 Gelesen: 12195# 40 @  
@ Shinokuma [#39]

Hallo Gunther,

ich nahm an, Ihr seid mit den drucktechnischen Details vertraut. Aber macht nichts, also von vorn.

Mir liegen zwei Ausführungen an selbstklebenden Marken vor:

a) im Folienblatt (linkes Bild) und
b) im Folienstreifen mit rückseitiger Zählnummer (rechtes Bild).



Beide Marken haben folgende Gemeinsamkeiten:

- Die Farbe Gelb liegt als schwächste Farbe auf dem Winkel 0° (=90°). Drucktechnisch macht man das so, weil wir als Betrachter senkrechte und waagerechte Muster besser wahrnehmen.

- Die Farbe Cyan liegt auf einem Winkel von 75°. Drucktechnisch werden die Rasterwinkel von oben um Uhrzeigersinn laufend gemessen. Die Rasterpunkte werden immer in 90° zueinander angeordnet. Das heißt, der zweite Schenkel liegt hier auf -15°. Die Linie habe ich mal mit eingezeichnet.

- Die schwarze Farbe ist ungerastert.



Die Farbe Magenta ist in beiden Marken unterschiedlich.

a) im Folienblatt liegt sie auf 15° (linkes Bild). Das kann man so machen, damit die Raster der starken Farben Cyan und Magenta so weit wie möglich auseinander liegen.

b) im Folienstreifen liegt sie auf 45° (rechtes Bild). Auch das wäre richtig, da wir als Betrachter, Linien oder Kanten am schwächsten wahrnehmen, wenn sie auf 45° liegen.



Der Effekt der nun bei beiden Marken zu sehen ist, ist dass die Marken aus dem Folienblatt im dunkelblauen Bereich etwas heller wirken, als die Marken aus dem Folienstreifen, die etwas dunkler erscheinen.

Im Folienstreifen sieht man an der silbernen Farbe an den Rändern der Buchstaben erhabene Stellen, s.g. "Quetsch-Ränder". Diese entstehen beim Flexodruck mit einer erhabenen Druckform (ähnlich dem Buchdruck). Im Folienblatt sieht man diese Ränder nicht. Die Farbe wurde hier wohl im Offsetdruck aufgebracht. Silber ist aufgrund der großen Pigmente im Offset schwierig zu verarbeiten.



Nochmal zu Magenta: würde man die Neigung nach rechts (15°) nun nach links machen (-15°), dann wäre der zweite Schenkel des Rasters bei 75°. Und diese Lage würde genau der Farbe Cyan entsprechen. Drucktechnisch macht man so etwas nicht, da das zu Überlagerungen (Moiree) führen kann.

Die weiße Schrift ist bei meinen Marken in beiden Fällen sauber abgegrenzt. Möglicherweise gibt es bei Euren aber eine Passerverschiebung und Eure Beobachtungen haben da ihre Ursache.

Fazit ist aber: Es gibt zwei Ausgaben der Marken, die sich anhand ihrer drucktechnischen Merkmale unterscheiden lassen und wohl auch von unterschiedlichen Druckereien stammen.

Viele Grüße
Ben.
 
Henry Am: 04.05.2021 19:19:02 Gelesen: 11971# 41 @  
@ Ben 11 [#40]

Hallo Ben,

herzlichen Dank für deine Erläuterung. Ich verstehe sie beim Lesen durchaus, aber ich habe zugegebenermaßen beim Erkennen der Farbraster unter dem Mikroskop noch Probleme. Ich werde mir deine Erläuterungen mal auf ein separates Blatt "runterziehen", damit die Beitragsunterbrechungen weg sind und dann trainiere ich mal mit meinem Mikroskop.

Muit philatelistischem Gruß
Henry
 
Ben 11 Am: 04.05.2021 19:32:31 Gelesen: 11959# 42 @  
[#40]

Es gibt ein weiteres Unterscheidungskriterium, welche hier im Forum schon mal angesprochen wurde: Die silberne Unterschrift.

Man kann die Linienstärken recht gut unterscheiden. Ich möchte dazu mal ein Beispiel nennen und zeigen.

Teilbereiche des Buchstabens "B" - in der linken Abbildung aus dem Offsetdruck habe ich vier Bereiche nummeriert und zum Vergleich den Bereich aus der Flexo-Marke daneben dargestellt. Die Linienbreite kann man mit dem Mikroskop messen.
Für Offset ergeben sich: 1-0,22 mm; 2-0,20 mm; 3-0,15 mm; 4-0,20 mm.

Für Flexo sind diese: 1-0,33 mm; 2-0,31 mm; 3-0,25 mm; 4-0,30 mm.



Viele Grüße und viel Spaß beim Forschen.
Ben.

PS: Eine Druckzufälligkeit sind die beschriebenen Merkmale allerdings nicht mehr, wohl aber ein katalog-relevantes Unterscheidungsmerkmal.
 
Shinokuma Am: 04.05.2021 20:09:05 Gelesen: 11947# 43 @  
@ Ben 11 [#40]

Hallo Ben,

vielen Dank für Deine sehr ausführlichen und kenntnisreichen Erläuterungen bezüglich der beiden Druckvarianten.

Du hast natürlich völlig recht, dass unser diesbezüglicher Dialog eigentlich gar nicht mehr zum Thema Druckzufälligkeiten gehört, da diese Varianten alles andere als zufällig sind.

Deine Zusatzinformationen bezüglich der silbernen Schrift bestechen zwar durch Ihre Zahlengenauigkeit, wären aber nicht unbedingt erforderlich, da deren Unterschied schon mit bloßem Auge auch ohne Lupe mit ein wenig seitlichem Lampenlicht gut erkennbar ist. Eine der beiden glänzt nämlich stark.
Bei den anfangs von mir beschriebenen unterschiedlichen Winkeln in der rechten oberen Ecke handelt es sich tatsächlich um eine optische Täuschung, die an der unterschiedlichen Verteilung der Rasterpunkte in magenta liegt. In den hellen Farbbereichen gibt es davon nämlich deutlich weniger, sodass deren Winkel mit einer Lupe nicht mehr auszumachen ist. Die obere rechte Ecke wirkt hingegen gerade durch die Vielzahl der einander farblich überlagernden Rasterpunkte wesentlich dunkler und lässt so den Winkel der Rasterpunkte in magenta klar zutage treten.

Dass Du die scharfe Abgrenzung der weißen Schrift bei beiden Varianten gleichmaßen konstatierst, kann ich jedoch nicht nachvollziehen. Auf Deinem rechten Bild ragen ganz deutlich immer wieder blaue Rasterpnukte ins weiße Schriftbild. Und das ist zumindest mit einer 6-fach-Lupe und ausreichend Licht auch bei sämtlichen mir vorliegenden Marken sehr deutlich zu unterscheiden von der sehr scharflinigen anderen Variante.

Vielleicht schaust Du Dir das noch einmal etwas genauer an. Denn auch die Mikroskopbilder in Henrys Beitrag [#36] zeigen das in aller Eindeutigkeit.

Herzliche Grüße

Gunther

[13 Beiträge redaktionell verschoben aus dem Thema Bund Druckzufälligkeiten - es handelt sich hierbei nicht um Zufälligkeiten]
 
Vernian Am: 29.01.2022 23:51:28 Gelesen: 9006# 44 @  
Hallo,

wie bei der hier schon diskutierten MiNr. 3508 (Fontane) liegt nun offenbar der gleiche Fall bei der am 3. Januar erschienenen Heinrich Schliemann Marke (110 Cent) vor: Die Post informiert, die Marke sei "Mehrfarbiger Offsetdruck der Joh. Enschedé Security-Print, Haarlem (Niederlande) ", entsprechend wird die Marke auch in der MICHEL-Rundschau als Odr. gelistet.

Das Portät Schliemanns ist jedoch meiner Ansicht nach eindeutig Stichtiefdruck, alo die Marke erneut im kombinierten Offset- und Stichtiefdruck hergestellt.

Wenn dies durch die anderen Kenner hier bestätigt werden kann, dann stellen sich mir die Fragen:

Wie kann es angehen, dass die Post selber keine korrekten Angaben macht? Wie kann es angehen, dass MICHEL, der doch angeblich Marken immer nur und erst katalogisiert wenn die Marken vorliegen, zum wiederholten Male die Druckverfahrensangabe einfach ungeprüft übernimmt?

Beste Grüße

Vernian
 
Ben 11 Am: 01.02.2022 11:25:27 Gelesen: 8892# 45 @  
@ Vernian [#44]

Hallo Vernian,

den Stichtiefdruck kann ich bestätigen. Die Merkmale sind sowohl auf der Vorderseite im Farbaufbau, als auch auf der Rückseite anhand der Prägung gut zu erkennen. Technisch ist Joh. Enschede mit dem "Etch-Verfahren" auch in der Lage, diesen umzusetzen. Für Österreich wurden z.B. viele Marken in kombinierten Druck hergestellt.

Deine anderen Frage kann ich aber leider nicht beantworten.

Viele Grüße
Ben.
 
Vernian Am: 01.02.2022 23:03:21 Gelesen: 8856# 46 @  
@ Ben 11 [#45]

Danke Ben!

Nach dem vorangegangen Fall habe ich wenig Lust MICHEL erneut auf ihre fehlerhafte Arbeitsweise (die so gar nicht der behaupteten Form entspricht) hinzuweisen. Das die Post selber falsche Angaben macht ist schon traurig genug, dass aber MICHEL, die angeblich vor jeder Katalogisierung die Marken vorliegen haben wollen und angeblich alle Details prüfen, eben um fehlerhafte Angaben der herausgebenden Postverwaltungen nicht zu übernehmen, nun zum wiederholten Male den offensichtlichen Beweis liefern, dass diese Prüfung ganz offensichtlich nicht so gründlich erfolgt wie behauptet, dass wirft schon ein mehr als zweifelhaftes Licht auf den ach-so-großen Kataloghersteller.

Mal ehrlich: Für einen Laien sind sicherlich bestimmte Druckarten oder Perforationsarten kaum zu erkennen. Ich tue mich bis heute schwer bei der Burgen- und Schlösser-Dauerwertserie die Druck- und Perforations-Variationen, die entsprechend katalogisiert sind, zu erkennen. Aber einen Stichtiefdruck von einem Offsetdruck (oder ähnlichem "flachen" Druckverfahren, bspw. Buchdruck) zu unterscheiden, dass kann eigentlich fast jeder, da reicht die "Fühl-Probe" schon aus, eben weil der Stichtiefdruck einen ertastbaren Farbauftrag verursacht - es sei denn, man hat so viel Hornhaut auf den Fingern, dass man selbst das nicht erspürt ;-) aber auch optisch ist das erkennbar. D.h. ein Laie muss nicht einmal wissen wie eine jeweilige Druckart genannt wird, er erkennt aber, dass hier verschiedene Druckverfahren zur Anwendung gekommen sein müssen.

Best

V.
 
hopfen Am: 27.08.2022 10:35:33 Gelesen: 6861# 47 @  
Betr.: Beethoven, wie hier umfangreich dargestellt, möchte ich auch eine Beobachtung zur Kenntnis geben:



Das silberfarbige Autogramm ist links blass, rechts hingegen klar leuchtend - Unterschied auch im Scan erkennbar.

Dieses Pärchen kam zustande, weil der Großbrief mit einer Marke unterfrankiert war (BZ-Hand-Stempel-Datum -2.) und an den Absender zurückging, der eine zweite Marke daneben setzte, Stempel-Datum 080620 BZ 50.

Bei der nun erfolgten Durchsicht Dutzender Briefe aus verschiedenen deutschen Gebieten überwog der klar leuchtende Schriftzug.

Für weitere hier im Forum dargestellte Sachverhalte zu Druck, Rasterung etc. fehlt mir die "Erkennungs-Technik".

Mit phil. Grüßen
Horst
 
Ben 11 Am: 23.03.2023 09:46:57 Gelesen: 4252# 48 @  
Guten Morgen Zusammen,

Das Druckverfahren "Stichtiefdruck" ist ja allgemein bekannt.

Über Farbwalzen oder Schablonen wird die pastöse Farbe auf die Druckplatte und in die Vertiefungen der Gravur aufgetragen. Die glatte Oberfläche der Druckplatte wird anschließend wieder gereinigt, so dass nur die Farbe in der Gravur bestehen bleibt.

Die Reinigung wurde üblicherweise mit einem s.g. Wischerpapier durchgeführt.

Der Seenotrettungskreuzer (Nr. 478) gibt jetzt ein kleines Rätsel auf. An einigen Stellen verschiedener Marken gibt es Verschmutzungen, die auf eine solche Reinigung hindeuten. Hier zum Beispiel das Bild einer kompletten Marke.



Diese und einige andere Stellen nochmal im Detail unter dem Mikroskop mit 30-facher Vergrößerung.



Meine Frage: Kann man diese Merkmale als "Wischerspuren" interpretieren?

Der interessante Hintergrund der Frage ist: mit diesen "Wischerspuren", wenn es denn welche sind, kann man die Druckrichtung des Bogens bestimmen.

Danke schon mal für Eure Meinungen und Anregungen.
Ben.
 

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