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Thema: Die Philatelie verlagert sich ins Internet - nur noch 4 Bieter im Auktionssaal
Richard Am: 04.01.2020 09:36:12 Gelesen: 5658# 1 @  
In seinem Beitrag über die 2. Erivan-USA-Auktion vom 10. Dezember 2019 bei H. R. Harmers schreibt Wolfgang Maassen über Veränderungen im philatelistischen Handel:

Ich fühle mich an meinen ersten New York Besuch Anfang der 1990er-Jahre erinnert. In der einst legendären Nassau Street, die einmal zu Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts hunderte von Briefmarkenhändlern-Geschäfte zählte, war kein einziges mehr, in Zeitschriftenshops gab es keine philatelistische Fachzeitschrift, Postämter waren kaum noch bestückt mit Briefmarken – das war schon damals Realität. Die Philatelie spielte sich auf dem Postversandweg ab, die Händler warben mit Preislisten, die sie über die Magazine anboten, ebenso die US-Post, die eigene Kundenzeitschriften/-angebotsofferten pflegte. Heute hat sich vieles davon ins Internet verlagert. Dies wird für die Philatelie – mit vielen Jahren Verspätung – auch in Europa der Weg der Zukunft sein. Auch, wenn dies so mancher bisher noch nicht verstanden hat oder nicht bereit ist, sich umzustellen.
 
22028 Am: 04.01.2020 15:21:00 Gelesen: 5553# 2 @  
@ Richard [#1]

Wobei die 4 Bieter im Saal aber mit Sicherheit Kommissionäre waren die für andere im Auftrag bieten. Auch bei Gärtner sind oft nur 10 Leute oder so im Saal und das bei tausenden von Losen die angeboten werden, dafür aber 4-6 Kommissionäre die für zig Leute bieten, nicht zu vergessen die telefonischen und Internet Bieter.

Bei vielen deutschen/europäischen Auktionen kann man heute schon live im Internet mitbieten.
 
ligneN Am: 04.01.2020 16:38:28 Gelesen: 5499# 3 @  
@ 22028 [#2]

Das ist dann bei Asien oder Übersee Einzellose. Sieht sonst anders aus.

Gruß vom Saalbieter.
 
22028 Am: 04.01.2020 17:49:03 Gelesen: 5437# 4 @  
@ ligneN [#3]

Mag sein, ich bin, wenn überhaupt, nur bei Einzelosen Übersee vor Ort dabei.
 
Richard Am: 18.01.2020 09:53:46 Gelesen: 5193# 5 @  
@ 22028 [#2]

Wobei die 4 Bieter im Saal aber mit Sicherheit Kommissionäre waren die für andere im Auftrag bieten

Gibt es für Kommissionäre die Verpflichtung persönlich anwesend zu sein ? Woraus ergibt sich diese ?

Sie könnten doch auch über das Internet bieten.

Die Kosten der Auktionsfirmen, die den Endkunden belastet werden, sind in den letzten Jahren eher gestiegen.

Schöne Grüsse, Richard
 
umdhlebe Am: 18.01.2020 10:33:39 Gelesen: 5164# 6 @  
@ Richard [#5]

Die persönliche Anwesenheit von Kommissionären zahlt sich bei hochpreisigen Losen aus, denn der Bieterwettlauf entwickelt eine Eigendynamik, die sich nicht ins Internet übertragen lässt. In einer heißen Phase des Bieter-Wettlaufs kann man vor Ort die Ruhe bewahren, sich an selbst gesteckte Limits halten und gegebenenfalls mit einem Gebot die Konkurrenz zur Verzweiflung bringen, wenn diese eigentlich ein Ende des Runs erwartet hatte. Oder - umgekehrt - man erkennt, dass der Wettlauf einen völlig überhöhten Preis erzielt und steigt nüchtern aus. Diese Dynamiken übertragen sich nicht ins Internet: Wer vor einem Monitor bei einer Live-Auktion sitzt, hat nur wenige Sekunden für die Entscheidung für oder gegen ein Gebot, und weiß nicht, ob das Los gleich weg ist oder das Rennen noch eine Weile dauert.

Beim gegenteiligen Fall der uninteressanten Lose, wo sich zum Ausrufpreis nichts tut, kann ein persönlich anwesender Kommissionär in direkter Interaktion mit den Auktionator ein Untergebot aushandeln. Auch das geht Online nicht.

Für mitbietende Sammler ist das Online-Gebot natürlich bequem - aber es verführt auch zum Gebot auf Marken, die man nicht vor Ort besichtigt hat, und das kann zu Enttäuschungen führen. So manches Los wird mit "Luxus! Kabinett! Alle Werte BPP geprüft von XY!" angepriesen, und dann ist das Prüferzeichen beim Topwert doch etwas höher angesetzt o.ä. Niedrige Ausrufpreise können ihre Ursache im Bestreben des Auktionators haben, einen Bieterwettlauf auszulösen, aber auch in den leichten Blessuren von Losen, die sich in einem Scan vertuschen lassen. Davor schützt einen nur die Besichtigung vor Ort.

Was die Preise der Auktionshäuser angeht, macht sich bemerkbar, was bei Luxuskonsum immer zu spüren ist: Top-Qualität zieht Kapital an und erzielt Spitzenergebnisse - und dabei fallen Gebührenerhöhungen für die Käufer kaum ins Gewicht. Wer 50.000 Euro für ein Los zahlt, fragt nicht, ob der Zuschlag 21 oder 23 Prozent ist. Für die Auktionatoren sind diese kleinen Prozentpunkte hingegen eine Chance, die eigene Gewinnmarge massiv zu erhöhen. Für das philatelistische Fußvolk ist die Sache nur teuer.

Genau hier tut sich meiner Ansicht nach aber eine Chance für den Briefmarkenhandel auf: Erstens habe ich dort die Rückgabemöglichkeit, wenn mich die Qualität doch nicht überzeugt. Zweitens kommt auf den Preis bestensfalls noch das Porto hinzu und ich erlebe keine böse Überraschung bei den Overhead-Kosten.

umdhlebe
 
22028 Am: 18.01.2020 10:35:07 Gelesen: 5163# 7 @  
@ Richard [#5]

Es gibt keine Verpflichtung, aber wenn man (der Kommissionär) persönlich anwesend ist, hat man (der Kommissionär) bessere Möglichkeiten. Wenn man ein Untergebot machen will geht im allgemeinen über das Internet nicht, vor-Ort schon, das Gefühl, noch eine Schippe drauf und das Los gehört einem, bekommt man nur Vor-Ort. Interaktion Auktionator-Bieter, auch nur vor-Ort.

Du könntest ja z.B Deinen Philaseiten Stand in SiFi und Essen ins Internet verlegen, was hättest Du da an Feedback?

Das Internet ist ja gut, keine Zweifel, ich kenne das Internet seit seinen frühen Kinderstuben, ist aber auch kein All-Heil-Mittel.

Die Kosten das Kommissionärs haben mit den Kosten des Auktionators nichts zu tun, die sind separat zu sehen, aber gut angelegt, die Kosten des Auktionators sind mit Sicherheit nicht davon abhängig ob man die Auktion im Saal oder im Internet abhält, auch letzteres verursacht Kosten, die Kosten sind zum Großteil der Werbung, Personal, Lagerhaltung und Logistik etc. geschuldet, und die Kosten sind völlig unabhängig vom Internet zu sehen.

Frag doch mal einen Auktionator, der kann Dir scher kompetente Auskunft geben!
 
bovi11 Am: 18.01.2020 10:54:46 Gelesen: 5149# 8 @  
@ 22028 [#7]

Ich stimme voll zu.

Der Kommissionär muß praktisch vor Ort sein.

Ich habe schon sehr viele Sachen zu Untergeboten bekommen; per Internet wäre das nicht möglich.

Andererseits, wenn sich einige Bieter um ein Los streiten, ist mit dem Kommissionär abgesprochen, welchen Spielraum er neben dem genannten Höchstgebot hat.
 
Fridolino Am: 18.01.2020 11:45:26 Gelesen: 5118# 9 @  
@ bovi11 [#8]

Nun ich habe auch übers Internet (philasearch) schon Untergebote abgeben können.
 
bignell Am: 18.01.2020 12:23:54 Gelesen: 5090# 10 @  
@ Fridolino [#9]

Hallo Fridolino,

das kommt immer darauf an, ob der Auktionator das zulässt, ist nicht bei allen möglich. Im Saal jedoch kann, wenn kein Gebot erfolgt, ein Untergebot angenommen werden, obwohl der Auktionator das im vorhinein ablehnt.

Liebe Grüße, harald
 
Richard Am: 23.01.2020 09:56:38 Gelesen: 4897# 11 @  
@ umdhlebe [#6]

Danke an Dich umdhlebe und die anderen Antwortgeber, es war manches mir lange bekanntes aber auch vieles an neuen Informationen zu lesen. Wirklich sehr interessant und wissenswert (!).

@ 22028 [#7]

Du könntest ja z.B Deinen Philaseiten Stand in SiFi und Essen ins Internet verlegen, was hättest Du da an Feedback?

Das Feedback im Internet ist um ein vielfaches höher als an einem Messestand.

Schöne Grüsse, Richard
 
bayern klassisch Am: 23.01.2020 12:19:22 Gelesen: 4843# 12 @  
@ Richard [#11]

Der Hauptgrund, einen Kommissionär (KO) zu engagieren, liegt in dessen Kompetenz. Er besichtigt die gewünschten Lose, bespricht sich mit dem Bieter, wenn nicht alles so ist, wie es der Katalog vorgibt und ändert gfs Gebote nach oben, oder unten ab, wenn es der Bieter will.

Vor allem bei Sammlungen ist ein KO sehr wichtig, weil man a) entweder selbst besichtigt, oder b) einen KO einschaltet. Alles andere ist ein Hazardspiel.

Ein guter KO kann auch hinter den Kulissen etwas machen, was sonst nur äußerst potente Kunden machen können, wenn überhaupt, aber das würde den Rahmen sprengen.

Früher gab es noch sog. "innere Auktionen", das heißt, der KO hatte von 40 Kunden Gebote und konnte diese intern abgleichen, so dass derjenige, der den Zuschlag erhielt, oft viel weniger bezahlte, als er hätte zahlen müssen, wenn der KO alle Gebote bis zum Schluß wahrgenommen hätte. Das ist aber seit vielen Jahren vorbei und er bietet oft gegen sich bzw. seine Kunden munter mit.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
saeckingen Am: 23.01.2020 18:14:37 Gelesen: 4724# 13 @  
Nicht zu vergessen sind weitere Vorteile des Kommissonärs:

Er bietet zum Untergebot, auch wenn er ein höheres Gebot vorliegen hat, wenn es keinen Gegenbieter gibt. Als schriftlicher oder telefonischer Bieter, muss man dann mindestens den Ausruf bieten. Dazu sind Auktionatoren bei Kommissionären eher zu (höheren) Untergeboten bereit, als bei Sammlern.

Keiner beim Auktionshaus kennt das Höchstgebot und kann ein "Gegengebot" abgeben.

Keiner sonst im Saal kennt den Bieter. Ich habe schon selbst erlebt, dass Leute mitbieten, nur weil der XY seine Hand hebt - dann muss es ja was ganz tolles sein. Auch Auktionatoren treiben manchmal bestimmte Bieter hoch, die bekannt dafür sind, bei Interesse die Hand nicht mehr runter zu nehmen.

Daher biete ich eigentlich fast immer über Kommissionär und fahre dann natürlich auch nicht mehr selbst zur Auktion.

Nur noch bei ganz besonderen Auktionen, bin ich vor Ort dabei, aber das sind 1-2 pro Jahr.

Grüße
Harald
 
10Parale Am: 23.01.2020 22:36:47 Gelesen: 4638# 14 @  
@ Richard [#1]

Als Neuling war ich vor zig Jahren mal bei der Briefmarkenmesse in Essen. Ich hatte kein Programm gelesen und wusste nicht, was auf mich zukommt. Plötzlich wurde eine Hepburn-Marke versteigert, die Leute versammelten sich aus allen Richtungen, es bildete sich eine Menschentraube, die Presse war da und ein Könner auf seinem Gebiet als Auktionator wusste das Publikum zu begeistern. Ich war sehr fasziniert, nicht zuletzt als der Hammer fiel und der Höchstbietende persönlich die Trophäe in die Hand nahm.

Später besuchte ich weitere Auktionen, und da verlief alles mit erstaunlicher Geschwindigkeit ab, fast schon mechanisch. Ich hatte das Gefühl, die Kommissionäre und Bieter kannten sich sehr gut untereinander. Einmal in Berlin am Kurfürstendamm genossen meine Frau und ich das Buffet und empfanden dies als ein Entgegenkommen des Auktionshauses für die angenehmen Strapazen der Anreise. Auch bei anderen Gelegenheiten wurden den Gästen Kulinarisches angeboten, teils gratis, teils aber auch für ein geringes Entgelt. Ich (wir) haben jeden Besuch bei der Auktion auch mit dem Flair der Örtlichkeit verbunden, sei es eine Schifffahrt auf dem Zürichsee, ein badisches Abendessen in Oberkirch, einen Kultur- oder Einkaufstrip in Berlin, Wellness oder einfach entspannen.

Wer auf dies alles aus verständlichen Gründen verzichten will und auch die begehrten Marken nicht mit eigenen Augen und Händen erforschen will, für den ist das Internet die ideale Lösung. Ich werde meine Besuche bei Auktionen sicherlich auch reduzieren müssen, jedoch weiß ich, dass ich bestimmt noch einmal in meinem Leben einen richtigen großen Deal machen will.

Liebe Grüße

10Parale
 
bayern klassisch Am: 23.01.2020 22:49:49 Gelesen: 4628# 15 @  
@ 10Parale [#14]

Sehr schön geschrieben, 10Parale!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
hajo22 Am: 23.01.2020 23:09:18 Gelesen: 4614# 16 @  
@ 10Parale [#14]

" Ich werde meine Besuche bei Auktionen sicherlich auch reduzieren müssen, jedoch weiß ich, dass ich bestimmt noch einmal in meinem Leben einen richtigen großen Deal machen will."

Dann wünsche ich Dir mal viel Glück dabei. Du wirst es brauchen können.

hajo22
 
ligneN Am: 24.01.2020 14:56:09 Gelesen: 4500# 17 @  
@ Richard [#5]

Gibt es für Kommissionäre die Verpflichtung persönlich anwesend zu sein ? Woraus ergibt sich diese ?

Sie könnten doch auch über das Internet bieten.


Aus dem Vertrag mit dem Kommissionskunden?

1. Nicht jeder Kommissionär ist bei jeder Auktion von Canada bis Italien selbst anwesend. Manche Termine lohnen nicht, an vielen Tagen während der Saison finden mehrere Auktionen gleichzeitig statt usw.

Die Kommissionäre geben die Gebote dann an vertrauenswürdige Kollegen vor Ort weiter, die die Gebote gegen einen Anteil an der Kommission stellvertretend ausführen. Oft gleicht sich das auch einfach aus = formlos.

Die vollständige Riege z.b. der deutschen Kommissionäre sieht man dann eben nur an Sammlungstagen bei den großen Auktionsfirmen.

Bei kleineren Firmen (nenne ich jetzt nicht) sieht man oft nur 1-2 Nasen. Die haben dann aber fast alle Gebote ihrer Kollegen dabei.

2. Viele (Unter-) gebote für ursprünglich nicht zugeschlagene Lose finden erst im Nachlauf zB während der Pausen oder nach Auktionsschluß an diesem Tage statt. Der Kommissionär muß dann erst mal einem Kunden, der ein unspezifisches Interesse an einem möglicherweise zu hoch angesetztem Los hat, nachfragen. Und beim Versteigerer eruiren, ob über die fast immer möglichen -10% auch noch "mehr" im Kundeninteresse machbar ist.

Das geht nur vor Ort. Internetanfragen für so etwas kommen i.d.R. zu spät. Aber träumen geht immer.

3. Kommissionäre müssen sich beim Auktionator registrieren. Grundsätzlich sind sie bei Auktionatoren hochwillkommen, da sie eine Menge Umsatz mitbringen.

4. Die meisten Auktionen schließen Untergebote bei Internet- oder Telephonbietern grundsätzlich aus.
 
Richard Am: 24.01.2020 17:53:11 Gelesen: 4432# 18 @  
@ ligneN [#17]

Danke für Deine sehr informative Darstellung zur Stellung der Kommissionäre zwischen den potentiellen Käufern und den Auktionsfirmen !

Schöne Grüsse, Richard
 
olli0816 Am: 24.01.2020 20:08:53 Gelesen: 4367# 19 @  
Hallo,

ich finde die Ausführungen sehr interessant. So, dass die Kommissionäre quasi allmächtig sind gegenüber den normalen Bietern. Wenn man einer Auktion beiwohnt - was ich äußerst selten tue, sieht man sie natürlich und sie sind mit Abstand die aktivsten. Sie bieten mitunter auch gegeneinander und ja, manchmal gibt's die berühmten 10%igen Untergebote. Und auch während der Pausen und danach wird mit Sicherheit noch etwas gehandelt.

Aber so benachteiligt ist man als Vor-Ort-Bieter auch nicht. Meine Wenigkeit als stinknormaler Sammler hat sogar im Bietersaal schon einige Zuschläge -10% bekommen. Jetzt kommt es noch schlimmer: Im Nachverkauf über Internet ist es mir sogar mehr als einmal gelungen, Lose für -20% zu bekommen, wenn ich explizit nachgefragt habe. Sprich, ich schreibe eine nette Mail an das Auktionshaus und wenn sie einverstanden sind, bekomme ich das Los. Ich hatte auch schon einen Anruf, wo sich dann jemand gemeldet hat mit einem Gegenvorschlag. Und wenn z.B. Philasearch aufgrund der Angaben des Auktionshauses keine Untergebote akzeptiert, steht es bei Interesse zu einem Los jedem frei, das Haus anzuschreiben. Nichts ist in Stein gemeisselt, auch wenn sich die Bedingungen noch so streng anhören. Letztendlich hat jedes Auktionshaus Interesse an Umsatz und das ist allemal besser als ein unverkauftes Los.

Die Preissetzung bei den Auktionshäusern ist höchst unterschiedlich. Manche bieten recht preisgünstig an und hoffen - zurecht - das durch die niedrigen Ausrufpreise viel verkauft wird. Das sieht man daran, dass die durchschnittliche Anzahl der Rücklose niedriger ist. Hier kann man sehr gut via Internet live mitbieten und auch dort sind gute Preise möglich. Nachlose bebieten ist bei dieser Art Auktionshäuser meist nicht mehr sonderlich interessant. Obwohl man manchmal trotzdem noch nettes finden kann.

Und dann gibt es die mit den hohen Ausrufspreisen. Da bleiben viele Lose liegen, obwohl durchaus nettes vorhanden ist. Und gerade hier kann man als Sammler sich an diese Häuser wenden und mit den Preisen etwas verhandeln oder halt standardmäßig die -10% bieten. Trotz der Kommissionäre, die nachträglich doch so viel handeln, bekommt man zumeist recht viele bebotene Lose. Kann ich aus erster Hand so bestätigen. Selbst wenn die Auktion schon ein paar Wochen vorbei ist.

Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen.

Grüße Oliver
 
Richard Am: 27.01.2020 09:37:37 Gelesen: 4216# 20 @  
Wenn ich das richtig verstehe, schafft der Einsatz des Kommissionärs (möglicherweise) Vorteile für den Höchstbieter, weil niedrigere Gebote zustande kommen (die "heftigen Bietergefechte" fallen aus).

Und auch der Kommissionär muss bezahlt werden.

Wenn dem so ist, folgere ich:

- Nachteile für den Verkäufer (niedrigere Erlöse)

- Nachteile für die Auktionsfirma (niedrigere Vergütungen und fehlende Stimmung im Auktionssaal, welche die Preise hochtreiben würden)

- steigende (!) Vergütungen der Auktionsfirmen durch in den letzten Jahren weiter steigende Anteile am Verkaufsumsatz.

Wenn an einem Markt - so etwas ist auch eine philatelistische Auktion Vorteile entstehen, müssen diese durch Nachteile einer oder mehrerer anderer Gruppen bezahlt werden.

Jetzt bin ich auf die Auflösung des Rätsels gespannt.

Schöne Grüsse, Richard
der früher auch Auktionen vor Ort besucht hat
 
22028 Am: 27.01.2020 10:09:59 Gelesen: 4195# 21 @  
@ Richard [#20]

Es gibt in meinen Augen beim Gesamtergebnis keine Verluste, da wie ja schon von mir und anderen angemerkt wurde, dass der Kommissionär ja auch höher als das Höchstgebot gehen kann, falls er seinen Kunden kennt und das vorher ausgemacht hat.

Wenn ich meine Gebote an den Kommissionär sende und ein ca. vor den Gebot mache weiß er, dass er einige Stufen höher gehen kann, beim letzten Gebot in USA legte er dann sogar noch freiwillig eine Schippe drauf, hat sich dann dafür bei mir entschuldigt und ich war froh, dass der die Schippe drauflegte und ich das Stück bekam.

Wer machte nun Verlust? Im Gegenteil, der Einlieferer war glücklich, dass er höher verkaufen konnte, der Auktionator war glücklich, da er höhere Kommission bekam, ich war glücklich, da ich das Stück bekam und der Kommissionär war glücklich, da seine Kommission auch etwas höher ausfiel und im Endeffekt einen Sammler glücklich machte.

Wenn ein Los zum Untergebot weggeht, dass ist der Einlieferer eingelocht darüber einig, Untergebote werden auch in den Einliefererkonditionen festgelegt also entsteht da niemandem ein Nachteil. Und warum kommt ein Untergebot zustande, meist doch nur da entweder der Ausrufpreis zu hoch war oder sonst keine Interessenten da waren, der Markt regelt den Preis!

Insofern sehe ich hier kein Rätsel, das gelöst werden muss, da doch alles klar und logisch ist, zumindest für mich.

Vermutlich Aristoteles sagte mal "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile", andere schreiben dies der Metaphysik zu, aber es trifft den Nagel ganz gut auf den Kopf.

Wenn ein Auktionator glaubt dass Kommissionäre schlecht für sein Geschäft wären, würde er diese von der Auktion ausschließen, aber ich denke es ist das Gegenteil!

Ein Kommissionär bietet solange mit wie er von seinen Kunden Gebote im Buch hat, hat er auf ein Los 10 Bieter, dann bietet er bis zum Höchstgebot, das er im Buch stehen mit und macht nicht beim 5. Bieter Schluß.
 
ligneN Am: 27.01.2020 11:56:30 Gelesen: 4157# 22 @  
Kann den postings von olli0816 und 22028 nur zustimmen.

Ich bin auch nur Kommissionärskunde, aber schon seit Jahrzehnten. Da bekommt man gelegentlich was mit. Bin ich selbst Saalbieter, sind sie natürlich meine Gegenbieter. Sie vertreten bei jedem wirklich interessanten Los oft mehrere Kunden So ist das halt.

Betrifft: Die angeblichen Nachteile. Die Kommissionärskunden haben keine Zeit. Die Gründe sind bekannt:

Versteigerungen unter der Woche statt Sa/So, nur 1 Gebot und dafür einen Tag im Zug verbringen oder gar im Ausland usw.. Nicht wenige haben einen Vollzeitjob oder gar einen Betrieb und müssen delegieren und geben daher ihre Gebote ab. Die Gebote oder die vermissten Saalbieter sind also nicht "weg", sie werden nur über die Kommisionäre zusammengefasst.

Man kann auch telefonisch mitbieten, heute gibt es keine teuren Ferngesprächs-Sekundentarife mehr. Viele Auktionen lehnen aber Untergebote per Telefon ab (u.a. auch, um ihre paar freien Leitungen/Telefonbieter-Angestellten nicht mit Quatsch zu blockieren, wenn es auch reele Kunden gibt, zumal aus Übersee).

Es gibt keine Nachteile für die Verkäufer. Im Gegenteil, es gibt ja noch Interesse. Das letzte Wort bei Untergeboten hat immer der Einlieferer. Er muß ja nicht zustimmen. Vielleicht lag er aber bei ausbliebender Bieterwettbewerb einfach mit seinem Preisansatz daneben.

Fehlende Bietergefechte und die Kommissionäre seien daran schuld. Das ist ein romantischer Traum. Die Bietergefechte finden ja statt, nur eben zwischen den Kommissionären. Und die haben oft eine Vielzahl von Geboten auf ein Los auf ihren Zetteln. Darüber, daß ein Kommissionär oft mehrere Gebote auf 1 Los von seinen Kunden hat und wie das gelöst wird, darüber wurde in einem anderen Thread schon gesprochen.

Verschwörungstheorien über konspirative Kommissionäre, die den anständigen Saalbietern die guten Stücke "wegnehmen". Als Kommissionärskunde will ich das schwer hoffen. B-) Als Saalbieter liefere ich ihnen einen ordentlichen Kampf.

Und wer als Saalbieter nur auf Schnäppchenjagd ist und rumjammert - einfach mehr bieten. Oder sich ein weniger beliebtes Gebiet suchen. Da kann man dann ordentlich sparen, schnappen usw.

So ist das Leben, phila, Auktionen.

***

Ich schrieb:

4. Die meisten Auktionen schließen Untergebote bei Internet- oder Telephonbietern grundsätzlich aus.

Das betrifft vor allem Auktionen mit "live bidding" via Internet. Manche angebotene live-bidding software erlaubt überhaupt keine Untergebote.

Philasearch usw. ist was anderes. Da werden die Gebote ja auch nur per e-mail an die Auktionsfirmen weitergeleitet.
 
drmoeller_neuss Am: 27.01.2020 18:47:48 Gelesen: 4056# 23 @  
@ Richard [#20]

In einem Punkt gebe ich Dir recht - und hier verstehe ich die Auktionatoren nicht: Wenn nur ein Gebot im Saal vorliegt, geht das Los oft zu Untergebot weg. Bei Rauhut ist das schon fast ein Automatismus. Fernbieter zahlen immer den Ausrufpreis, auch wenn keine anderen Gebote vorliegen.

Dadurch rechnet sich ein Kommissionär fast immer, auch bei Losen mit wenig Nachfrage, auf die man ohne Risiko auch schriftlich bieten könnte.

Für den Auktionator haben Kommissionäre natürlich den grossen Vorteil, dass sie für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Es gibt weniger Reklamationen, die Auktion läuft zügiger und da die Kommissionäre ihre Kunden kennen bzw. nur zahlungskräftige Kunden vertreten, gibt es auch weniger Forderungsausfall, d.h. man läuft als Auktionator nicht seinem Geld hinterher.
 
wessi1111 Am: 27.01.2020 21:45:46 Gelesen: 4000# 24 @  
@ drmoeller_neuss [#23]

Fernbieter zahlen immer den Ausrufpreis, auch wenn keine anderen Gebote vorliegen.

Das stimmt nur bedingt, denn auch als Fernbieter kann ich Untergebote abgeben, wenn es die Auktionsbedingungen erlauben, es ist dann halt reine Glückssache, ob man etwas bekommt.

Gruß
Wessi
 
Briefmarkenburny62 Am: 03.02.2020 10:28:12 Gelesen: 3785# 25 @  
Als Fernbieter kann ich bei vielen Auktionen auch Untergebote abgeben! Wenn das gewünschte Kaufvolumen unter 300 Euro liegt, ist alleine wegen den Spritkosten die Reise eher kontraproduktiv. Gebote auf Einzellose kann man also sehr entspannt von zuhause aus machen. Bei einigen Auktionen sind die Ausrufpreise teilweise so hoch, dass man sogar als Fernanbieter einen Vorteil hat, denn: Der Saalbieter muss überbieten! Bei Nachlässen und Bananenkartonangeboten ist Anwesenheit Pflicht! (Sehr zeitintensiv)

Bei Kauf von guten Sammlungen und teuren Einzellosen (alles natürlich mit der vermuteten hohen Qualität) halte ich Kommissionäre für ratsam. 4 Augen sehen immer mehr wie 2!

Ein Bekannter von mir wühlt beständig suchend immer die Bananenkisten durch und ist dabei wie ein gutes Trüffelschwein. :) So etwas kostet aber sehr viel Zeit und erfordert auch etliches Briefmarkenwissen. Die meines Erachtens beste Möglichkeit mit wenig Geld das Hobby Briefmarken zu gestalten.

Letztendlich haben wir es in Auktionen mit 2 Welten zu tun: Den Investor/Sammler mit hohen Geldeinsatz und dann kommen die anderen. ^^

Gruß
Briefmarkenburny
 
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