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Thema: Österreichische Credit Anstalt Wien: Wofür gab es eine Messingabteilung ?
philamueller Am: 10.01.2020 12:36:30 Gelesen: 3031# 1 @  
Messingabtheilung der Österreichischen Credit-Anstalt

Mir liegt eine Ganzsache der Messingabtheilung der Österreichischen Crédit-Anstalt für Handel und Gewerbe aus dem Jahr 1904 vor. Welchem Zweck diente diese für eine Bank ungewöhnliche Ableitung?

Messingabtheilung der Österreichischen Credit-Anstalt


 
opti53 Am: 10.01.2020 18:33:41 Gelesen: 2989# 2 @  
Hallo Philamueller,

durch googeln fand ich folgende Information zur CA:

"Ziel der Bank war es, dem Verkehrswesen, der Industrie und dem Außenhandel der österreichisch-ungarischen Monarchie Impulse zu geben und damit den Rückstand der wirtschaftlichen Entwicklung gegenüber den westeuropäischen Ländern abzubauen. Der Börsenkrach von 1873, der die Industriefinanzierung über die Börse nachträglich diskreditierte, förderte den Einfluss der Creditanstalt, wie anderer Wiener Großbanken, über das bloße Gründungsgeschäft hinaus, sodass in den letzten Jahrzehnten der Donaumonarchie ein eigener Industriekomplex im Einflussbereich des Instituts entstand, der vielfältige finanzielle und personelle Verflechtungen mit der Bank aufwies."

Ich denke, der letzte Satz könnte die Messingabtheilung ein wenig erklären.

Viele Grüße

Thomas
 
Richard Am: 19.01.2020 09:58:00 Gelesen: 2926# 3 @  
@ philamueller [#1]

Hallo Philamüller,

ein Gedanke von mir:

Messingwerke oder ganz allgemein Industrien wurde in den vergangenen Jahrhunderten durch Banken finanziert. Ging es den Firmen schlecht, wurde teilweise Eigenkapital als Beteiligung in die Firmen eingebracht, so dass die Banken zu Eigentümern oder Miteigentümern wurden. Zu späteren Zeitpunkten wurden dann Abteilungen an Firmen voll an die Banken angegliedert.

Ein Beispiel ist die Degussa, Deutsche Gold- und Silber Scheide Anstalt, die neben dem Industriebereich auch über die Degussa Bank verfügte. Die Bank war zum Beispiel Mitglied der New York Mercantile Exchange (wie die Metallgesellschaft und ich selbst auch), einer Börse in New York, an der unter anderem Gold, Silber, Platin, Palladium und gehandelt wurden.

Schöne Grüsse, Richard
 
Baber Am: 02.02.2020 10:06:31 Gelesen: 2849# 4 @  
@ philamueller [#1]

Hallo,

leider hast Du keine Email-Adresse freigegegeben, so dass ich Dich nur auf diesem Wege erreichen kann. Ich habe hier in Österreich rumgefragt, aber keiner konnte erklären, was die Messingabteilung bei der Bank war. Wenn Du einverstanden bist, würde ich versuchen, die Frage mit dem Bild des Briefes in der österreichischen Briefmarkenzeitung zu veröffentlichen. Vielleicht liest es ein Bank-Historiker.

Gruß
Bernd
 
quinte Am: 02.02.2020 10:40:35 Gelesen: 2831# 5 @  
Hier noch ein solcher Brief mit Verschlußmarke auf der Rückseite von 1908 aus WIEN 61:
.

.
 
philamueller Am: 03.02.2020 17:53:58 Gelesen: 2759# 6 @  
@ Baber [#4]

Hallo,

meine Daten mit Mailadresse habe ich jetzt freigegeben. Bei der Anmeldung hatte ich übersehen, dass ich Häkchen setzen muss.

Beleg und Frage kannst Du gern veröffentlichen. Vielen Dank.

Viele Grüße
Werner
 
Baber Am: 05.11.2020 10:31:44 Gelesen: 2426# 7 @  
@ philamueller [#6]

Hallo Werner,

es hat zwar eine Weile gedauert bis meine Frage in der österreichischen Briefmarkenzeitung "Die Briefmarke" in der Novemberausgabe erschienen ist, aber es gab auch gleich Zuschriften.

In dem Buch von 1909 Die Österreichische Automobilindustrie und ihre Zulieferer" [1] wird Messing mehrmals erwähnt und dass es in Königstein und Graslitz in Böhmen gehandelt wurde. Es war wohl zu dieser Zeit eine wichtige Legierung.

In dem Buch wird auch die Messingabteilung der Creditanstalt erwähnt. Die Bank hatte eine eigene Verkaufsstelle:

Messingabteilung der k. k. priv. Oesterreichischen Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe in Wien.
B.: Wien VII/2. Burggasse 30; F .: Königswald und
Graslitz in Böhmen; T.: 1132 (Bureau), 1643 (Verkaufstelle);
Tel.: Messingcredit Wien.
Messing in Blechen, Drähten und Stangen.
Tombak in Blechen, Drähten und Stangen.

Alle gezeigten Belege sind bisher von der Zentrale in Wien. Es müßte aber auch Belege von Graslitz und Königstein geben.

Gruß
Bernd

[1] http://87.246.207.98/Content/18919/A18531.pdf
 
Cantus Am: 05.11.2020 15:25:41 Gelesen: 2384# 8 @  
Der gezeigte Umschlag ist ein sehr häufiger privater Ganzsachenumschlag von Österreich; ich werde mal nachschauen, ob ich einen Beleg habe, der nicht in Wien abgestempelt worden ist.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass in der Zeit bis zum Ende der Monarchie viele Banken nicht nur dem reinen Bankgeschäft nachgingen, wie wir es heute kennen, sondern zum Beispiel auch stark mit dem Bergbau in Österreich-Schlesien verzahnt waren und die dortigen Namen der Bergbaufirmen oft Unterabteilungen österreichischer Banken waren.

Viele Grüße
Ingo
 
Baber Am: 05.11.2020 16:28:41 Gelesen: 2368# 9 @  
@ Cantus [#8]

Hallo Ingo,

Dass die Banken damals eng mit Firmen verzahnt waren wird immer klarer. Die Frage am Anfang war, warum gab es bei der Creditanstalt gerade eine Messingabteilung und nicht auch eine Gold- und Silberabteilung, eine Kohleabteilung usw.

Warum gerade eine eigene Abteilung für Messing?

Diese Antwort wollte ich durch die Veröffentlichung in der Briefmarke finden. Da mein Beitrag wurde aber sehr verkürzt gebracht wurde, kam die Fragestellung so nicht heraus.

Gruß
Bernd
 
johanneshoffner Am: 05.11.2020 18:13:38 Gelesen: 2342# 10 @  
Es gab im KuK Reich viele Kartelle z.B. auf Glasflaschen, Draht, Werkzeug, Gewebe. Oft waren Banken involviert, um den Kartellhandel zu organiseren und das Kartell zu finanzieren.

z.B. die Böhmische Bank in Prag hatte eine Flaschenabteilung, das war nicht das Management, sondern die Kartellabteilung, die sich mit industriell gefertigten Glasflaschen beschäftigte.



Es gab auch ein Messingkartell [1]

wikipedia: Kartell ist ein mehrdeutiger Begriff, der in der Regel einen Zusammenschluss oder eine Vereinbarung zwischen Konkurrenten bezeichnet

Vielleicht helfen diese Gedanken.

[1] http://stage.ooegeschichte.at/fileadmin/media/migrated/bibliografiedb/hbl1953_3_4_313-326.pdf

Bleibt gesund.
 
Cantus Am: 07.11.2020 03:05:26 Gelesen: 2278# 11 @  
@ Cantus [#8]

Ich möchte meinem Kommentar noch eine Kleinigkeit anfügen, auch wenn das mit der ursprünglichen Frage nichts zu tun hat.

Es war die Frage aufgeworfen worden, ob es solche Belege auch aus Graslitz oder Königstein gebe. Ich habe bei mir insgesamt sechs derartige Umschläge gefunden, aber alle wurden in Wien aufgegeben und weisen eine Wiener Adresse auf. Allerdings gibt es einen Schnittpunkt, der für Ganzsachensammler interessant ist.

Der Text auf den Umschlägen und auch alle Linien sind bei den frühen Ausgaben in schwarzer Farbe ausgeführt, aber seit dem Jahr 1907 finden sich (bei mir) nur noch Umschläge, bei denen alle Texte und Linien nur noch in blau sind.

Viele Grüße
Ingo
 
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