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Thema: Absenderfreistempel Frankit - Pilotversuch der Deutschen Post (1999/2000)
epem7081 Am: 18.01.2020 22:35:48 Gelesen: 2727# 1 @  
Hallo Freunde des "Dopplereffekts",

heute möchte ich aus meinem Fundus eine höchst frag- bzw. merkwürdige Variante der Doppelstempelung vorstellen. Ist es vielleicht nur scheinbar eine Doppelstempelung?



In altbekannter Weise strahlt in rot der AFS mit Werbeklischee Lufthansa AirPus, Stempelkopf NEU-ISENBURG 1 / 63263 und Wertstempel. Jeweils links daneben nun in schwarz ein Matrixstempel unter der Oberzeile Pitney Bowes Lufthansa AirPlus Deutsche Post sind auch Datumsangabe und Wertangabe angebracht. Stammen die nun noch vom Einlieferer oder hat hier die Post zusätzlich gestempelt? Die roten AFS zeichnen sich durch unterschiedliche Maschinenkennungen aus, während der Schwarzdruck in dieser Hinsicht keine derartigen Unterschiede offenkundig ausweist. Was steckt möglicherweise in der Matrix.

Ganz speziell tritt hier der Beleg vom 29.10.1999 in Erscheinung. Im roten AFS sind unter DEUTSCHE / POST AG als Frankatur 110 (Pfennig) ausgewiesen, während der schwarze Gegenpart bereits 56 Cent ausweist. Bei den Belegen aus dem Jahr 2000 wird einheitlich die neue EURO-Währung angegeben.

Hier bin ich nun gespannt, wer mir des Rätsels Lösung aufzeigen kann.

Es macht mir aber keine schlaflose Nacht.

Mit freundlichen Grüßen
Edwin
 
Stefan Am: 18.01.2020 23:16:10 Gelesen: 2713# 2 @  
@ epem7081 [#1]

heute möchte ich aus meinem Fundus eine höchst frag- bzw. merkwürdige Variante der Doppelstempelung vorstellen. Ist es vielleicht nur scheinbar eine Doppelstempelung?

Herzlichen Glückwunsch!!! Bei den gezeigten Absenderfreistempeln handelt es sich um DEN Pilotversuch der Deutschen Post AG, welche vor der Einführung der Frankit-Technologie (2004) in der Praxis umgesetzt wurde. Derartige Belege sind als selten einzustufen. Vor einigen Jahren konnte man (gemäß der Info eines Sammlerkollegen) durchaus 100,00 Euro pro Beleg unter Freunden verlangen. Ich weiß nicht, wie dies heute der Fall ist, an der Seltenheit derartiger Belege hat sich allerdings nichts geändert.

In einem der Rundbriefe der Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V. erschien m.W. ein Artikel zu diesem Pilotversuch, welcher mir allerdings nicht vorliegt.

Die Deutsche Post AG sah sich m.W. in den 1990er Jahren aufgrund zunehmender Fälschungen der bisherigen Absenderfreistempel (d.h. Fälschungen zum Schaden der Post und damit Portobetrug) genötigt, zukünftig auf die Verwendung einer seinerzeit neuen Technologie zu setzen, welche einen fälschungssicheren Matrixcode beinhaltet.

Dadurch, dass der seinerzeit der Computer zunehmend günstiger wurde und auch in Privathaushalten zunehmend Drucker sowie Scanner vorhanden waren, wurde es zunehmend für theoretisch Jedermann leichter, bestehende Absenderfreistempelabschläge zu scannen, am PC zu bearbeiten und Abdrucke auf Versandumschlägen zu fabrizieren. Die ältste mir vorliegende Fälschung eines Absenderfreistempels datiert aus dem Jahr 2000 und weist ein manipuliertes Datum auf. Die jüngste mir vorliegende Fälschung datiert von Anfang 2018. In beiden Fällen wurde zuvor am PC ein Scan bearbeitet, bevor der Versandumschlag bedruckt ("frankiert") wurde.

Absenderfreistempelgeräte, welche Abschläge wie im vorstehenden Beitrag gezeigt (Wertrahmen, Datumsteil und ggf. zusätzlich ein Werbeeinsatz), produzieren, werden laut Vorgabe der Deutschen Post AG in einigen Monaten, d.h. zum 30.06.2020, für unzulässig erklärt und damit außer Verkehr gezogen. Dadurch sollen zukünftig keine Absenderfreistempel mehr in Deutschland als Frankatur vorkommen, welche keinen Matrixcode aufweisen.

@ Richard: bitte den Beitrag nach [1] kopieren/verschieben oder ein neues Thema eröffnen. Danke.

Gruß
Pete

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=1107&CP=0&F=1
 
epem7081 Am: 19.01.2020 08:41:33 Gelesen: 2674# 3 @  
@ Pete [#2]

Hallo Pete,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Deine Hinweise stellen für mich eine freudige Überraschung dar. Gibt es zu diesem Matrix-Pilotversuch der Deutschen Post AG irgendwelche postamtliche Hinweise? Wie lange und mit welchen Partnern wurde diese Art von Frankierung durchgeführt? Ich habe aus dem Zeitraum 00.04.1999 bis 1.9.2000 ein Dutzend Belege der Lufthansa AirPlus aus Neu-Isenburg, aber nur die drei gezeigten haben neben dem AFS diese besondere zusätzliche Schwarzstempelung.

Gibt es so etwas schon in der Stempeldatenbank oder wie bringt man diese Stempel am besten ein?

Mir scheint, dieses Thema wird noch richtig spannend.

Schönen Sonntag wünscht
Edwin
 
Journalist Am: 19.01.2020 15:24:25 Gelesen: 2614# 4 @  
@ epem7081 [#1]
@ Pete [#2]
@ epem7081 [#3]

Hallo Edwin und an alle,

Pete hatte bei mir nachgefragt, ob noch weitere Infos dazu auf meiner Webseite zu finden sind - ja hier sind ergänzende Infos und auch Abildungen unter dem folgenden Link (Einführungsartikel zu Frankit aus der philatelie 324 - Juni 2004) [1].

Dort ist im oberen Teil der Vorläuferversuch zu Frankit "Rempi" von dem die von Edwin gezeigten Belege mit der angeblichen Doppelstempelung stammen näher beschrieben.

Wie Pete richtig vermerkt, wäre es sinnvoll diese Beiträge ab #200 bis einschließlich meiner Anmerkung zu dem Thema "Frankit" zu verschieben. Ein neues Thema ist eventuell nicht so sinnvoll, da hier nicht mehr viel neues auftauchen dürfte.

Soweit noch einige Ergänzungen dazu - viele Grüße Jürgen

[1] http://jolschimke.de/2-d-barcode/die-neuen-absenderfreistempel-frankit.html
 
Stefan Am: 19.01.2020 20:27:21 Gelesen: 2581# 5 @  
@ epem7081 [#3]

Sammlerkollege Journalist führt in seinem Artikel wesentliche Informationen zu dem Pilotversuch "REMPI" auf. Die Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V. (FG AFS/PFS) hat in den Rundbriefen (Berichte) ebenfalls darüber berichtet. Der erste von drei Artikeln liegt mir vor (dank des umgehenden Hinweises der FG nun auch in den mir vorliegenden Berichten gefunden. :-)) Je nach Quelle wird der Versuchszeittraum auf den 01.10.1999 (Mitte Oktober 1999) - März (bzw. Ende März) 2000 definiert. Gemäß dem ersten Artikel [1] der FG AFS/PFS wird darin eine Pressemitteilung der Deutschen Post AG vom 18.11.1999 zitiert, wonach dieser Pilotversuch in Zusammenarbeit mit der Lufthansa AirPlus läuft. Demnach erfolgt die Frankierung mit dem neuen System einmal wöchentlich. Mit einer bundesweiten Markteinführung wäre frühestens 2001 zu rechnen. In der Praxis wurde die Frankit-Technologie im Jahr 2004 eingeführt.

Sammlerkollege Journalist bestätigt, dass es sich bei den Sendungen um seltene Stücke handelt und beschreibt dies als (Zitat) "handverlesene Raritäten".

Gibt es so etwas schon in der Stempeldatenbank oder wie bringt man diese Stempel am besten ein?

Soweit ersichtlich, ist dieser Frankit-Vorläufer noch nicht in der Datenbank von http://www.philastempel.de vorhanden.

Gruß
Pete

[1] Bericht Nr. 44 der Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V. (Dezember 1999), Seite 13-14
 
epem7081 Am: 19.01.2020 20:30:45 Gelesen: 2580# 6 @  
@ Journalist [#4]

Hallo Jürgen,

vielen Dank für den ergänzenden Hinweis, insbesondere auf Deine aufschlußreiche Darstellung in der angegebenen webseite. Wie und ggf. wo finden diese Stempel nun in der Stempeldatenbank ihren richtigen Platz?

Übrigens bin ich schwer beeindruckt von Deiner inhaltsschweren und optisch hervorragend gestalteten Präsentation unter Moderne Postgeschichte!

Einen schönen Sonntagabend und eine entdeckungsreiche Woche wünscht
Edwin
 
epem7081 Am: 19.01.2020 20:38:42 Gelesen: 2578# 7 @  
@ Pete [#5]

Hallo Pete,

meine Botschaft an Jürgen hat sich gerade mit Deinem Beitrag überschnitten. Deshalb auch Dir noch einmal herzlichen Dank für Deine Recherchen und die Kontaktherstellung. Es ist einfach ein prima Zusammenspiel zwischen den Gleichgesinnten unter Philaseiten.

Weiter so wünscht
Edwin

[Beiträge [#1] bis [#6] redaktionell auf Wunsch von Pete verschoben aus dem Thema "Doppelabstempelungen auf Marken und Belegen"]
 
Stefan Am: 21.01.2020 20:26:23 Gelesen: 2456# 8 @  
@ epem7081 [#7]

Als Ergänzung zum Beitrag [#5]: mir liegen nun weitere Veröffentlichungen aus der Fachliteratur vor, konkret Artikel in den Berichten (Rundbriefen) der Forschungsgemeinschaft Post- und Absenderfreistempel e.V. [1], welcher ich an dieser Stelle auch herzlich für die prompte Reaktion auf meine Anfrage hin danken möchte :-)

Die Deutsche Post AG plante ab frühestens 2001 die Verwendung von Matrixcodes in der Frankierung. Dieses Ziel wurde auch erreicht, als das Produkt "Stampit" für die Öffentlichkeit freigegeben wurde.

Soweit bisher feststellbar, existieren nachfolgende Literaturquellen zum Pilotprojekt "REMPI", welche direkt bzw. indirekt auf dieses Projekt Bezug nehmen:

- Bericht Nr. 44 der FG AFS/PFS, S. 13-14 (Ausgabe 1999) - Artikel zu dem REMPI-Pilotprojekt der DPAG
- Bericht Nr. 47 der FG AFS/PFS, S. 13-17 (Ausgabe 2000) - Artikel primär zur PC-Frankierung in Deutschland
- Bericht Nr. 54 der FG AFS/PFS, S. 54-61 (Ausgabe 2004) - Artikel primär zur Einführung der seinerzeit neuen Frankit-Technologie
- "philatelie" Nr. 324 (Juni 2004) bzw. erweitert auf http://jolschimke.de/2-d-barcode/die-neuen-absenderfreistempel-frankit.html

Gemäß dem Bericht Nr. 47 wurden weitere Systeme (bis dato, Stand Ende 2000) nicht getestet. In dem Artikel wird der Versuchszeitraum auf die Monate Oktober 1999 bis März 2000 konkret angegeben. In dem Bericht Nr. 54 aus dem Jahr 2004 wird ein Beleg gezeigt, welcher das Frankierdatum von Freitag, den 14.04.2000 aufweist. Als Frühdatum wird im Bericht Nr. 44 ein Abschlag von Freitag, den 08.10.1999 abgebildet.

Lässt sich der Matrixcode aus den Belegen von Beitrag [#1] sinnvoll auslesen? Ich bekomme lediglich einen Buchstaben-/Zahlensalat angezeigt:

"[)>006JJ13DDEAAA DPB00002000 30187 7811UbAA00 291019990 0056EUR12U000124" von Freitag, den 29.10.1999
"[)>006JJ13DDEAAA DPB00002000 57468 3511UbAA00 180220000 0056EUR12U000244" von Freitag, den 18.02.2000
"[)>006JJ13DDEAAA DPB00002000 50977 1511UbAA00 140420000 0056EUR12U000265" von Freitag, den 14.04.2000

Die fett markierten Angaben (u.a. Stückzahl (?), Frankierdatum, Nominale) finden sich auch in dem Freistempelabdruck wieder.

Danke.

Gruß
Pete

[1] http://www.fg-freistempel.de/
 
Journalist Am: 04.08.2023 15:22:12 Gelesen: 581# 9 @  
Hallo an alle,

heute habe ich beim Sortieren diesen Beleg gefunden:



Ich hatte bisher zwar schon einige der wenigen Belege zu dem Pilotversuch REMPI gefunden, aber diese Variante habe ich heute zum ersten Mal gesehen.

Da der Brief keine Kodierung hat, bin ich mir nicht sicher ob er gelaufen ist - eventuell könnte er zu Testzwecke bei Pitney Bowes Neu-Isenburg erstellt worden sein.

Es handelt sich im kompletten oberen Bereich um einen Tintenstrahldruck, links das Logo ist mehrfarbig (rot und gelbe Farbe unter der Lupe zu sehen), das schwarz beim Wertaufdruck ist auch einfarbig, aber:

Der Datamatrixcode scheint mehrfarbig gedruckt zu sein, denn unter der Lupe ist er nicht schwarz sondern besteht scheinbar aus verschiedenen Farbteilen.

Hat jemand anderes auch schon mal so einen Beleg gesehen ?

Viele Grüße Jürgen
 
Araneus Am: 04.08.2023 16:43:37 Gelesen: 567# 10 @  
@ Journalist [#9]

Hallo Jürgen,

bei Betrachtung des Belegs sind einige Dinge auffällig:

1. Die Firma Oxygen Spreng- und Baugesellschaft hat es zwar wirklich gegeben, ihre Adresse war auch die Rotenhäuser Str. 102a, allerdings nicht in München, sondern in 21109 Hamburg Wilhelmsburg. Die hier aufgedruckte Adresse ist also falsch, sodass es ausgeschlossen ist, dass der Brief gelaufen ist.

2. Der Matrixcode unterscheidet sich von denen auf den in Beitrag [#1] gezeigten Belegen. Während dort die Matrixcodes jeweils 32 x 32 Felder aufweisen, hat der hier gezeigte Matrixcode 36x36 Felder.

3. Links vom Matrixode wird teilweise der Inhalt eines Absenderfreistempels wiedergegeben, was postalisch in dieser Form keinen Sinn machen würde.

Ich vermute, dass es sich bei dem gezeigten Beleg um einen Vorführbeleg der Firma Pitney Bowes handelt, der vielleicht auf einer Messe oder bei einer Präsentation erstellt wurde. Möglicherweise hilft das Druckdatum (31.03.2000) bei der Identifikation weiter. Die CeBIT in Hannover endete im Jahr bereits am 1. März, sie war wegen der EXPO 2000 vorverlegt worden.

Auf deiner Homepage [1] zeigst du einen Beleg, der weitgehend dem jetzt gezeigten ähnelt. Die Daten sind jeweils dieselben, lediglich die Formatierung, auch bezüglich der Farben, ist etwas anders. Der auf deiner Homepage gezeigte Beleg weist ausdrücklich auf die CeBIT 2000 hin.

Schöne Grüße
Franz-Josef

[1] http://jolschimke.de/2-d-barcode/die-neuen-absenderfreistempel-frankit.html
 
DL8AAM Am: 04.08.2023 22:05:09 Gelesen: 538# 11 @  
@ Araneus [#10]

Nur zur Abrundung:

Mein Matrixcode-Reader (App "Cognex Barcode Scanner") liest als Dateninhalt des Matrixcodes nur die Adresse aus, aber hier auch nur den Empfängername und die Strasse, ohne Ortsangabe. Mehr ist scheinbar in der Matrix nicht hinterlegt. Keinerlei "Daten". Das bestätigt alles den ursprünglichen Eindruck nur "Testdruck", ohne "Testversand".

Oxygen-Spreng- und BaugesellschaftIng. Erhard Wenzel GmbH & Co.Rotenh"ser Str. 102a



Beste Grüße
Thomas
 
Journalist Am: 05.08.2023 07:37:00 Gelesen: 525# 12 @  
@ Araneus [#10]
@ DL8AAM [#11]

Hallo Franz-Josef und Thomas,

danke für die ergänzenden Anmerkungen - ja es scheint sich bei diesem Beleg tatsächlich um einen weiteren mir bisher unbekannten "Testbeleg" zu handeln, der durch Zufall nicht im Papierkorb gelandet und nun in einem Album aufgetaucht ist, man kann also nach so vielen Jahren immer noch etwas Neues finden, toll.

Viele Grüße Jürgen
 
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