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Thema: Deutsches Reich: Zusammenbruch der Reichspost 1945 - falsche und echte Belege
umdhlebe Am: 25.01.2020 19:16:46 Gelesen: 2693# 1 @  
Moin,

In der Diskussion um Deutsches Reich Mi-Nr. 909-910 kam mir die Idee, dass es sinnvoll wäre, Belege aus dem Gebiet des Deutschen Reichs aus dem Jahr 1945 zu sammeln, um den Zusammenbruch der Reichspost zu dokumentieren. Da diese Belege gesucht sind und gute Preise erzielen, könnte auch die Dokumentation von zweifelhaften und falschen Belegen für Sammler sehr nützlich sein.

Beginnen möchte ich mit einem Beleg von Freiburg im Breisgau nach Frankfurt am Main, gestempelt am 16.02.1945.



Bei der Marke handelt es sich um Mi-Nr. 884y, und der verklebte Betrag entspricht dem Tarif für einen Auslandsbrief bis 20 g. Daher halte ich diesen Beleg für ein Phantasieprodukt. Oder gäbe es eine logische Erklärung for 25 Pfennig als portogerechte Frankierung?

umdhlebe
 
LK Am: 25.01.2020 19:43:18 Gelesen: 2674# 2 @  
@ umdhlebe [#1]

Bei der Marke handelt es sich um Mi-Nr. 884y, und der verklebte Betrag entspricht dem Tarif für einen Auslandsbrief bis 20 g. Daher halte ich diesen Beleg für ein Phantasieprodukt. Oder gäbe es eine logische Erklärung for 25 Pfennig als portogerechte Frankierung?

Vermutlich 2. Gewichtsstufe 24 Pfg, 1 Pfg überfrankiert, was soll es, Geld war ja genügend vorhanden.

Auch die Adressangabe gibt keinen Anlass zur Spekulation, Frankfurt wurde bis Ende März regelmäßig Luftangriffen ausgesetzt.

Beste Grüße
 
LK Am: 25.01.2020 19:54:38 Gelesen: 2667# 3 @  
Gelöscht,

da Herr Ebert der Auffassung ist, das die Prüfung gezeigt werden muss.

Geht aber leider aus Abwesenheitsgründen nicht.
 
umdhlebe Am: 26.01.2020 11:29:29 Gelesen: 2583# 4 @  
@ LK [#2]

Vermutlich 2. Gewichtsstufe 24 Pfg, 1 Pfg überfrankiert, was soll es, Geld war ja genügend vorhanden.

Das ist gar nicht unwahrscheinlich, wenn auch aus dem entgegengesetzten Grunde:

Mi-Nr. 884y mit Ausgabedatum 11. März 1944 hatte einen Verkaufspreis von 40 Pfennig (25+15). Danach sind zahlreiche Werte zu 6, 12 und 24 Pfennig erschienen, mit denen die Portostufe 24 Pfennig erreichbar gewesen wäre. Allerdings waren es samt und sonders Zuschlagmarken.

Die billigste Variante wäre dabei mit vier 6+4 Pfennig-Marken oder zwei 12+8 Pfennig-Marken gewesen (Mi-Nr. 894-898, 900, 902, 906 und 908), was auch jeweils 40 Pfennig gekostet hätte. Alle anderen Varianten wären wegen höherer Zuschläge teurer gewesen. Mi-Nr. 893 bot direkt 24 Pfennig, allerdings mit einem Zuschlag von 36 Pfennigen, und den Vogel schossen Mi-Nr. 901 und 903 mit 12+88 Pfennig ab: Um 24 Pfennig zu frankieren, hätte es also zwei Reichsmark bedurft.

Tatsächlich war die Überfrankierung mit Mi-Nr. 884y am 16. Februar 1945 unter der Voraussetzung, dass die Freimarken von 1941/42 nicht verfügbar waren, die kostengünstigste Möglichkeit mit einer Einzelmarke, um die Portostufe 24 Pfennig zu erreichen. Nicht auszuschließen, dass Frankierungen ohne Zuschlag in den Kriegsjahren auch den Verdacht der ungenügenden Unterstützung des Regimes hervorrufen konnten. Dann wäre die gewählte Variante ein kluger Kompromiss gewesen.

Historisch bemerkenswert ist, dass diese Zuschläge größtenteils in den seit 1937 bestehenden "Kulturfonds des Führers" flossen, der Hitler persönlich und privat zur Verfügung stand. Nur wenn Sondermarken ein konkretes Ereignis bewarben, floss die Hälfte an die entsprechende Organisation. Auffällig, wie sich hierbei die Pferderennen von Wien, München und Hamburg erfolgreich (und Berlin erfolglos) durchsetzten. Reichspostminister Ohnesorg saß im Kuratorium des Münchner Rennplatzes - ein Schelm, wer Böses bei den Zuschlagmarken zum "Braunen Band" denkt. Den asozialen Charakter des Nazi-Regimes dokumentiert hierbei auch noch einmal, dass die Wohlfahrtsmarken des Winterhilfswerks ab 1941 eingestellt und ab 1943 durch "Tag der Wehrmacht"-Ausgaben ersetzt wurden - die Zuschläge der letzteren flossen in den "Kulturfonds des Führers" statt in Sozialmaßnahmen.

Schließlich sollte noch erwähnt werden, dass Reichspostminister Ohnesorg (nach Angaben von Albert Speer) mit dem Hoffotografen Hoffmann befreundet war, der Tantiemen für jede (!) Hitler-Abbildung aus seiner Produktion bekam - und alle Markenbilder des Führers stammten von Hoffmann.

Die Marke zum "Wehrkampftag der SA" vom 8. August 1942 (Mi-Nr. 818) war die letzte zuschlagsfreie Sondermarke des Deutschen Reichs. Danach konnten Postsendungen ohne Zusatzkosten nur noch mit den Freimarken 781-802 A/B und 826/827 freigemacht werden. Sollten diese im Februar 1945 in Freiburg nicht mehr vorrätig gewesen sein, hätte der Absender tatsächlich die kostengünstigste aller Varianten genutzt.

umdhlebe
 
umdhlebe Am: 26.01.2020 12:57:26 Gelesen: 2557# 5 @  
Moin,

hier ein etwas interessanter Beleg:

Am 05.04.1945 von Potsdam nach Würzburg gesendet, kam er erst nach einer Öffnung durch die amerikanische Zensurbehörde für zivile Post am Ziel an (Ankunftsdatum leider unbekannt).



Der Stempel entspricht philastempel 084988 [1]

Gruß
umdhlebe

[1] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/84988
 
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