Nachdem ich feststellte, dass über diese Ausgabe in verschiedenen Themen etwas geschrieben wurde, dachte ich mir, man könnte sich hier etwas intensiver damit befassen.

Nachdem in Österreich zum 1.1.1900 ein Wechsel von Kreuzer/Gulden-Währung auf Heller/Kronen durchgeführt wurde, mussten dementsprechend auch Marken in der neuen Währung eingeführt werden. Die 1 Heller wurde als erster Wert am 1.1.1900 verausgabt. Im Februar 1901 wurde als letzter Wert die 5 Kronen verausgabt. Ab Oktober 1901 wurden noch fünf Werte im zweifarbigen Druck veraugabt, wobei drei Werte (20, 30 und 40 Heller) die bisherigen einfarbigen ersetzten.

Durch die kurze Verwendungsdauer sind die drei Werte (20, 30, 40) der einfarbigen Ausgabe die deutlich seltensten Werte dieser Ausgabe. Die ungebrauchten Stücke sind deutlich die teuersten Stücke des Satzes. Das muss schon frühzeitig gewesen sein, da man schon 1911 Neudrucke von diesen Werten herstellte. Diese Neudrucke sind meistens auch in den einfacheren Sammlungen die angeboten werden enthalten.

Aber auch Fälscher haben sich mit dieser Ausgabe beschäftigt. Ein Beispiel dazu zeige unten von der 30 Heller, wobei links das Original ist und rechts die Fälschung. Es wurden nicht nur die teuren Werte sondern auch die billigen Werte gefälscht.



Die Fälschung hat ein abweichende Zähnung(11 ist aber nicht immer so unsauber gezähnt wie das gezeigte Stück) und sieht im Vergleich zum Original etwas verschwommener aus und die Farben sind etwas matter. Bei der Fälschung ist beim Papier eine netzartige Struktur bei der Durchsicht zu erkennen.

Vereinzelt habe ich angeblich geschnitte Bogenproben dieser Ausgabe auf Auktionen gesehen (sie wurden teilweise auch verkauft) die den gleichen unscharfen Druck hatten, wobei auch die 20, 30 und 40 Heller im einfarbigen Druck enthalten waren. Diese drei Werte habe ich noch nie als geprüfte Bogenprobe gesehen. Vielleicht kann ja jemand sagen ob es die drei Werte überhaupt als geschnittene Bogenprobe gibt (im meinem älteren Ferchenbauerkatalog sind diese nicht aufgeführt).

Zum Abschluss noch ein kompletter Bogen der Fälschung, der mir in zwei Farbnuancen vorliegt.



Gruss
Martin
 

In meinem Ferchenbauerkatalog von 1990 steht über Bogenprobedrucke/ Andrucke nichts über dei MiNr. 16, 18, 19 (20 Heller, 30H, 40H). Diese Ausgabe wurde gemäß Ferchenbauer in Druckbogen zu 200 Marken hergestellt. Die Schalterbogen umfasste 100 Marken.

Bei der 383. Auktion von Heinrich Köhler wurde ein Fünfundzwanzigerbogen der 20H geschnitten mit Makulaturlochung und Blaustrichentwertung angeboten.

Beschreibung: Los 1113 Bosnien Herzegowina Michel 16A P
1900, 20 kr. rose in imperforated proof sheet, printer's waste with crossed blue lines and six rows of perforations, the sheet heavily split in the centre and folded, otherwise in good condition, a scarce piece

Automatisch generierte Übersetzung:

1900, 20 kr. rosa in ungezähnter Korrekturbogen, Druckausschuß mit durchquerten blau Linien und sechs Reihen von Zähnungen, der Bogen schwerer aufgesplittet in der Mitte und gefaltet, sonst in gutem Zustand, ein seltenes Stück

Zuschlag 240 EUR



https://www.philasearch.com/de/i_9117_94924/1920_Bosnien_Herzegowina/35-A383-1113.html?treeparent=COSUBGRP-20080&set_sprache=de&set_auktionnr=10201&set_anbieter=35&postype=PH&indexTableId=0&breadcrumbId=1711900174.8127&row_nr=0

Ich hatte schon geschnittene Einheiten der 30 Heller (teils mit Doppeldruck) mit Makulaturlochung gesehen. Diese waren aber so klein, das sie keinen Aufschluss über die Bogengrösse geben konnten. Der Bogen der 20H zeigt in Folge der der Bogengrösse, das er in den Bereich der Proben einzuordnen ist. Von der ersten Ausgabe in Buchdruck hatte ich auch schon einem geschnittenen gummierten 25er-Bogen der 2 Kreuzer (in der Regel sind die Bogenproben der ersten Ausgabe ohne Gummi) gesehen.

Gruss
Martin