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Thema: "Schöne Briefe" - langweilige Briefe und deren philatelitischer Wert
NikFFM Am: 16.04.2020 23:18:17 Gelesen: 1183# 1 @  
Häufig entdecke ich Briefe, die nach folgendem Prinzip erstellt wurden: Man nehme bevorzugt einen Firmenumschlag und suche sich eine hohe Portostufe um portogerecht Sätze, Blocks, Paare usw. unterzubringen und versende den Brief an sich oder einen Freund. Portostufenbedingt finden sich noch Aufkleber, Stempel und Aufschriften, Bahnpoststempel und Ankunftsstempel. Diese Machwerke werden dann als "schön" gesehen, mitunter weil sie eine postalische Verwendung belegen. Kaum besser sind die inflationär auftauchenden Wertbriefe von Briefmarkenhändlern, die mit Mischfrankaturen u.ä. aufgesetzt wirken.

Briefe sammele ich nur als Beifang, lege aber Wert auf eine gewisse historische Relevanz. Beispiele:

Die Express-versendete Postkarte eines Mercedes-Händlers an eine Lederwarenfabrik in Offenbach, der dringend passende Koffer für einen Mercedes 190SL braucht.

Der Briefumschlag eines arisierten Unternehmens, wo der neue Eigentümer nur mit einem Handstempel den Namen des Vorbesitzers geschwärzt und seinen daneben gestempelt hat.

Ein Werbebrief von Siemens Berlin, dessen Umschlag offensichtlich zur Briefmarke "Philip Reis" passend gestaltet wurde und für ein neues Telefonanlagensystem wirbt, es wurde kein Freistempel verwendet.

Wie sehen das spezialisierte Briefesammler?
 
doktorstamp Am: 17.04.2020 12:21:29 Gelesen: 1085# 2 @  
@ NikFFM [#1]

Hallo Nik,

ein jeder Beleg, wenn auch ziemlich fade kann eine Geschichte erzählen, dazu benötigt der Sammler Wissen, er hat sein Sammelgebiet zum Eigen gemacht, und, auch wichtig, er verfügt über einen großen Wortschatz. Damit ausgerüstet vermag er die Geschichte ins Leben rufen. Belegesammler, vor allem die spezialisierten nennt man Postgeschichtler.

Früher wurden die "gemachten" Belege von den Postgeschichtlern verpönt. Heutzutage wird anerkannt, wenn es sie nicht gebe, wäre die Vielfalt der heute überlieferten Belege recht karg.

Es gibt aber Belegesammler, die sich damit befassen von einer Ausgabe je eine Marke auf Beleg zusammen zu tragen.

Bis 1890 sind gemachte Belege kaum anzutreffen, danach geht es allmählich berg auf, einer der ersten war Otto Bickel, auch weitverbreitet sind die Belege an Paul Kiderlehn (auch Kiderlen, aus Ulm). Aus der Nachkriegszeit begegnet man die gefertigten Belege des Händlers Dahmer u.a. Es ist einem jeden überlassen was er in seine Sammlung aufnimmt, nach den Motto, jedem das Seine.

mfG

Nigel
 
NikFFM Am: 17.04.2020 23:19:08 Gelesen: 996# 3 @  
Vielen Dank für die positive Belehrung. Wieder was dazu gelernt.
 
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