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Thema: UdSSR / GUS: Portofreiheit für Funkamateure (DOSSAF)
DL8AAM Am: 28.04.2009 20:07:29 Gelesen: 34778# 1 @  
Hallo,

wie vorhin im Forum "Ukraine: Provisorien - Portostempel aus den frühen 1990er Jahren" (http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=1428&CP=0&F=1) angedroht, habe ich etliche Belege zu diesem Thema gefunden.

Einleitung: Funkamateure verschicken i.d.R. als Bestätigung für ihre getätigten Funkverbindungen sogenannte "QSL-Karten". Normalerweise werden diese durch ein weltweit aktives Netz von nationalen QSL-Büros, die von den nationalen Amateurfunkverbänden unterhalten werden, vermittelt. D.h. ich gebe meine QSL-Karten bei meinem örtlichen Ortsvereins des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC) ab, der OV sammelt diese und gibt sie regelmäßig an die Hauptstelle in Baunatal (bei Kassel) weiter. Dort werden die QSL entweder an den Ortsverein des Empfängers (bei innerdeutschen Kontakten) oder an das nationale ausländische Büro weitergeleitet. Auf diese Weise werden etliche Millionen Karten jährlich verteilt.

(In Baunatal ist eine einem BZ ähnliche Anlage aufgebaut)

In der damaligen UdSSR waren sämtliche Funkamateure zwangsweise in der DOSAAF, was in etwas sowas wie "Freiwillige Gesellschaft zur Unterstützung der Armee, der Luftstreitkräfte und der Flotte" heisst, organisiert, ein Äquivalent zur GST in der ehemaligen DDR. Im Rahmen dieser Mitgliedschaft war es den Funkamateuren der DOSAAF möglich, ihre QSL-Karten portofrei innerhalb der UdSSR mit der regulären Post zu verschicken. Mir liegen auch noch Belege aus der nach-UdSSR Zeit vor, wobei ich mir nicht sicher bin, ob diese Portofreiheit für die Funkamateure weiterbestand, oder ob Briefe nur unbemerkt durchgeschlüpft sind.

Zur Anzeige der Portofreiheit wurde ein entsprechender Stempel auf dem Umschlag angebracht. Von diesen Stempeln gibt es die verschiedensten Varianten. Ich vermute, dass es sich i.d.R. um lokale Anfertigungen, vom örtlichen Klub oder vom einzelnen Funkamateur privat veranlasst.

Leider kann ich kein Russisch um die Texte entsprechend zu beschreiben. Vielleicht kann ja ein Mitglied des Forums hier weiterhelfen. Oft steht wohl nur drauf "Funkbestätigungskarten - Portofrei" (Besplatno = Portofrei). Andere verweisen auf "irgendwelche" Erlasse, u.a. aus 1970 oder 1946.

Nähere Informationen konnte man, oder wollte man mir damals nicht geben. Hat jemand aus den Forum bessere Daten und Hintergründe zu bieten ?

Hier ein paar Beispiele, die mir anläßlich eines Besuchs unserer örtlichen DARC-Jugendgruppe Göttingen eines Radioklubs der DOSAAF in Rybinsk (Yaroslawl Obl.) Anfang der 90er in Mülleimern über den Weg liefen. Leider sehr gebraucht, scheinbar sammelte keiner örtlichen (auch Philatelisten) diese Umschläge. Siehe die EDS-Dienstbriefe unserer Deutschen Bundesbahn.

Scheinbar beachtet man die alltäglichkeiten "heute" zu wenig, und morgen ist alles weg.









So, das waren die Standardformen. Wie bereits im anderen Thema geschrieben, habe ich zu diesen Belegen bisher keinerlei Angaben in der Literatur finden können. Ich bin mir aber sicher, dass das gesammelte Wissen von PhilaSeiten.de bestimmt weitere Informationen zu tage treten lässt. ;-)

Gruß
Thomas
 
DL8AAM Am: 28.04.2009 20:28:07 Gelesen: 34772# 2 @  
Neben den o.g. Standardformen fielen mir ein paar Ungelmäßigkeiten auf.

a) Hier hat dem Funkamateur wohl kein "Freigabe"-Stempel zur Verfügung gestanden. Er schrieb als Portoangabe einfach nur handschriftlich "QSL" und "БЕСПЛАTИO" (= Portofrei ?) auf den Umschlag. Zur Sicherheit hat er den Absender weggelassen. Poststempel Rybinsk vom 19.04.1991



b) Hier wurde zusätzlich zum Portofrei-Stempel eine 30 Kopekenmarke verklebt. Ich vermute aber, dass es sich hier um keine Briefmarke, sondern vielmehr um eine Spendenmarke handeln könnte. Kenne jemand die Marke, kann jemand weiterhelfen ?

Brief vom 13.03.1991 aus Sewastopol, Krim, Ukraine an des Vienna International Centre (= UN Wien) bzw. den dortigen Amateurfunkklub 4U1VIC (= Postfach 200), d.h. diese Stempel kamen auch im internationalen Postverkehr zum Einsatz. Legal? Soll die Marke das kaschieren? Oder nur Deko'?



c) und auch ich bekam 1996 einen solchen Portofrei-Brief nach Deutschland, wobei ich hier die postalische Korrektheit dieser Verwendung ernsthaft bezweifeln würde. Aber bei den Massen im Postverkehr schlüpft schon mal einigen durch.



Zum Abschluß ein Blankoumschlag, üblicherweise wurden diese oft als "frankierter Rückumschlag" bei der QSL-Anforderung beigelegt.



Das war's. Mehr Belege habe ich nicht mehr gefunden. Ich hätte wohl tiefer graben sollen, aber damals habe ich leider nicht weit genug gedacht. Lag auch nur am äußersten Rand meines (damaligen) philatelistischen Interesses. Wird heute sowas überhaupt gesammelt? Oder hätte ich das Altpapier lieber im Müll liegen lassen sollen ? ;-)

Nun hoffe ich auf viele viele Rückmeldungen und Infos.

und besten Dank

Gruß
Thomas
 
Pilatus Am: 28.04.2009 21:41:34 Gelesen: 34759# 3 @  
@ DL8AAM [#2]

Hallo Thomas, auch ich halte die abgebildete Marke für eine Spendenmarke (oder ähnliches), denn das Wort "Profsujusow" heißt sinngemäß "der Gewerkschaften", also ein Verband von Gewerkschaften.

Nicht ganz kann ich Deine Bedenken zu dem an Dich gerichteten Brief verstehen. Er ist eindeutig als portofreie Sendung deklariert. Also aus meiner Sicht ist er in Ordnung.

Viele Grüße Pilatus.
 
Georgius Am: 29.04.2009 01:38:33 Gelesen: 34744# 4 @  
@ DL8AAM [#2]

Hallo Thomas,

bin gerade aus meinem Auslandsaufenthalt zurück, und habe Deine Belege mit Interesse durchgesehen.

Zu den insgesamt 16 von Dir gezeigten Belegen kann ich folgendes sagen:

1. Das sind lediglich die Umschläge, in denen die von Dir schon erwähnten QSL-Karten verschickt wurden. Dazu muß man wissen, daß im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in der damaligen UdSSR von den Amateurfunkern keine offenen QSL-Karten verschickt werden durften. Vielleicht ist das heute noch so. In anderen Ländern wurden die QSL-Karten auch portofrei und offen verschickt.

2. Richtig ist auch Deine Vermutung, daß diese Umschläge mit Sicherheit in den Amateurfunkbüros diese Stempel erhielten und solche Stempel sich nicht in Privathand beim Funkamateur befanden. Möglicherweise wurden die Umschläge mit den Schmuckmotiven militärischen Charakters sogar von den o.g. Büros zum Druck veranlaßt. Das ist aber nur meine Vermutung.

3. Im Prinzip weisen die Portofrei-Stempel allesamt darauf hin, daß die Quittung über eine durchgeführte Funkverbindung portofrei weiterzuleiten ist. Von ehemaligen Amateurfunkern in meinem Bekanntenkreis weiß ich, daß es dazu internationale Vereinbarungen weltweit gab und vermutlich heute noch gibt.

4. Einige der schon erwähnten Büros haben zusätzlich auf die entsprechende Verordnung vom Komitee für Preise beim Ministerrat der UdSSR mit Angabe des Tarifes für Sercice-Leistungen (Preisliste 125, Punkt 33) bei Nachrichtenverbindungen verwiesen, obwohl das wahrscheinlich nicht erforderlich war; z.B. der dritte Beleg von oben.

Ein Amateurfunker benötigte also keine Briefmarken, um seine QSL-Karten abzuschicken. Der dritte Beleg von unten zeigt nur eine Spendenmarke - der Absender machte sich einen Spaß.

Seinerzeit habe ich ganze Wände voller QSL-Karten in solchen Amateurfunk-Stuben bei verschiedenen Funkamateuren gesehen. Solche Umschläge habe ich nicht gesehen. Was sollte ein Umschlag für den Amateur auch schon belegen? Ihm war der Inhalt, die QSL-Karte, wichtig. Das waren Karten aus aller Herren Länder. Jeder Amateurfunker zeigte sie mit Stolz, weil diese Karten seine Aktivität, sein Können und die Leistungsfähigkeit seiner Funkeinrichtung, im weltweiten Amateurfunkbetrieb belegten.

Mit freundlichen Grüßen
Georgius
 
DL8AAM Am: 29.04.2009 15:43:57 Gelesen: 34726# 5 @  
@ Pilatus [#3]
@ Georgius [#4]

Hallo !

Besten Dank für die Übersetzung der Marke. Vermutlich war das ursprünglich wie bereits vermutet eine Spendenmarke.

Wenn ich unsere Gastgeber 1991 damals richtig verstanden habe, erstreckte sich die Portofreiheit der Funkamateure in der DOSAAF für ihren QSL-Kartenaustausch nur für den Versand innerhalb der UdSSR. Mir liegen Dutzende von entsprechenden Umschlägen mit Briefmarken vor, lediglich diese beiden internationalen "Ausnahmen" tragen diesen Portofreistempel, deshalb vermute ich, dass diese beiden internationen Verwendungen nicht sehr korrekt waren? Bei meinem Besuch in Rybinsk lagen "Kisten" mit dem Portofreistempel versehene Blankoumschläge im Klubzimmer der Amateurfunker zur Mitnahme und Verwendung durch die einzelnen Mitglieder frei parat. Auch wurden diese als gestempelte und adressierte Rückumschläge beigelegt, nicht jeder Funkpartner hatte wohl zuhause immer genug gestempelte Blankoumschläge bei der Beantwortung gerade zur Hand.

> Möglicherweise wurden die Umschläge mit den Schmuckmotiven militärischen Charakters sogar von den o.g. Büros zum Druck veranlaßt. Das ist aber nur meine Vermutung.

Nee, diese Umschläge konnte man im örtlichen Schreibwarenhandel zu billigsten Preisen erwerben. Ich hatte selbst (um meine Rubel loszuwerden) viele Päckchen mit unterschiedlichsten Motiven gekauft, die über die Jahre aber fast alle durch die Familie (und Schützenverein) aufgebraucht wurden. Für den einerlei des deutschen Postalltags waren das bestimmt Eyecatcher. Leider habe ich kaum noch welche über. Wären bestimmt nette Belege für den Motivsammler, wenn man diese Umschläge für Bordstempel der Bundeswehr verwenden würde...hi

Von ehemaligen Amateurfunkern in meinem Bekanntenkreis weiß ich, daß es dazu internationale Vereinbarungen weltweit gab und vermutlich heute noch gibt.

Ja, gibt es. Das ist das oben bereits beschriebene QSL-Bürosystem der IARU (International Amateur Radio Union), dem Dachverband aller nationalen Amateurfunkverbände (je Land kann per Definition es nur einen Verband geben, es gilt das Highlanderprinzip). Der Austausch erfolgt aber rein intern, kein portofreier Versandt per Post. Innerhalb Deutschland geht das per Sammelpäckchen alle 1-2 Monate und international per Fracht(-post) und Kurierdienste. Dieses Büro klappt in aller Regel recht gut und zuverlässig, aber insbesondere auf interkontinentalen Strecken recht langsam. Eine Antwort auf meine heute im Göttinger Ortsvereien abgegebene QSL-Karte nach Chile kann ich so in frühestens (!) zwei Jahren erwarten. Bei etlichen 1000 QSL-Karten pro Jahr wäre aber ein postalischer direkter Einzelversand für die meisten Funkamateure (und für mich) viel zu teuer. In den letzten paar Jahren habe ich ca. 40.000 QSL-Karten so über das Bürosystem erhalten, postalisch habe ich vielleicht nur knapp 100 Karten ausgetauscht. In einigen Ländern müssen die Funkamateure für über das Bürosystem versandte Karten sogar eigene "Gebührenmarken" kaufen. Für diese Marken gibt es sogar eine gewisse Sammlerszene bei den Funkamateuren dafür! Siehe u.a. ein paar Beispiele aus Venezuela: http://www.qsl.net/ei2cl/qslstamps/venezuela.htm und auf die Karten kleben, diese werden dann mit den Bürostempeln entwertet. Ein guter Abriss zu diesen Marken findet der Interessierte unter http://www.uskafr.ch/articles/hb9rs/hb9rs_qslstamps_german.pdf. Vielleicht ist schon der eine andere über diese Gebührenmarken gestolpert ohne zu erkennen um was es sich handeln könnte? In anderen Ländern werden pauschale Kilopreise für abgegebene Karten berechnet. In Deutschland ist das ein kostenloser Service unseres nationalen Verbands, des DARC e.V., für seine Mitglieder.

Ein portofreier, echter postalischer 1:1 Direktaustausch von QSL-Karten zwischen zwei Funkpartnern war mir bisher so nur aus der UdSSR/GUS bekannt. Auch gab es in den einschlägigen Amateurfunkmedien nie irgendwelche Verweise, sonst steht ja über jeden "Quark" etwas in den Hobbyzeitschriften, da wäre mir bestimmt mal was aufgefallen.

Gibt es etwa weitere Länder in der QSL-Karten portofrei "postalisch echt" versandt werden konnten ?

Ist hier jemanden etwas entsprechendes bekannt ?

Gruß und viele 73 !
Thomas (DL8AAM)
 
Carolina Pegleg Am: 05.05.2009 22:49:48 Gelesen: 34692# 6 @  
@ DL8AAM [#5]

Gibt es etwa weitere Länder in der QSL-Karten portofrei "postalisch echt" versandt werden konnten ?

Möglicherweise konnten Funkamateure aus Paraguay ihre Empfangsbestätigungskarten portofrei verschicken. Hier zwei entsprechende Briefe von Funkamateuren aus Paraguay an eine Station in den USA. Ich konnte eine ganze Kiste von Korrespondenz an diesen Funkamateur "N6CW" erwerben und daraus stammen diese Briefe.



Der untere Brief zeigt wie Nachsendeaufträge hier automatisch bearbeitet und mit einem Label mit neuer Adresse versehen werden.
 
Carolina Pegleg Am: 09.05.2009 03:05:25 Gelesen: 34663# 7 @  
Aus derselben Quelle.

Zweimal Funkamateur-Post aus Azerbaidjan. Die Stempel sind leider schlecht lesbar, aber die Belge "riechen" irgendwie nach Portofreiheit.



Ausserdem noch ein russischer Beleg, der ebenfalls im internationalen Verkehr durchgeschlüpft zu sein scheint:



Ohne die Darstellung von Thomas hätte ich den Beleg nicht zuordnen können. Ich sammeln die nicht, aber jetzt weiss ich jedenfalls worum es sich handelt.
 
Jürgen Witkowski Am: 30.07.2009 23:01:04 Gelesen: 34180# 8 @  
Ich denke, Thomas hat nichts dagegen, wenn man unter diesem Thema auch QSL-Karten aus anderen Ländern zeigt. Mein Exemplar ist aus dem Jahr 1927 als man sich seine Funkstationen noch selbst zusammenbaute. Sie wurde von dem englischen Funkamateur Donald E. Campbell aus Enfield, Middlesex an seinen schwedischen Kollegen T.V. Magnusson in Helsingborg geschickt. Dem Fachmann mag vielleicht die Rückseite einen Einblick in die damaligen Gepflogenheiten geben.

Frankiert war die Auslandsdrucksache mit 1 1/2 Pence (MiNr. 156) und abgestempelt mit einem International-Maschinenstempel FINSBURY PARK N.4 11.30 AM 8 APR 1927.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
DL8AAM Am: 31.07.2009 19:27:36 Gelesen: 34149# 9 @  
@ Carolina Pegleg [#6]

Hallo,

Möglicherweise konnten Funkamateure aus Paraguay ihre Empfangsbestätigungskarten portofrei verschicken.

Der Fakt "Portofreiheit" für den QSL-Karten Versand in/aus Paraguay wurde mir auch gerade vom "Dokumentationsarchiv Funk" bestätigt.

Auf deren Webseite http://dokufunk.org (Unterpunkt "virtuelles Museum") werden auch viele philatelistische Aspekte behandelt, u.a. Funk-Philatelie mit vielen Abbildungen von "US-Franks" und Telegraphenmarken (sehr sehenswert! u.a. von Marken der "City & Suburban Telegraph" oder "Mutual Union Telegraph Company" aus 1888 etc.), Briefmarkenmotivsammlungen (Amateurfunk, Rundfunk, Kommunikation, Persönlichkeiten etc.) aber auch "QSL-Marken, wie zum Beispiel die berühmten (meist, aber nicht nur) US-amerikanischen "EKKO-Stamps" (mit "100en" von Abbildungen) aus den 20er Jahren oder auch Gebührenmarken für die Nutzung von (internen) QSL-Büros etc.

SEHR SEHENSWERT !

Ich will keine Abbildungen von deren Webseite hierherklauen, deshalb bei Ebay gibts gerade EKKO-stamps unter

http://cgi.ebay.com/EKKO-Verified-Reception-Stamps-WREO-WJZ_W0QQitemZ220459056990QQcmdZViewItemQQptZLH_DefaultDomain_0?hash=item3354623f5e&_trksid=p3286.c0.m14



Diese Marken gab es in den 1920er Jahren für Empfangsberichte direkt von den abgehörten Rundfunksendern als Empfangsbestätigung, als "QSL-Kartenersatz" bzw. als Vorläufer der heutigen Rundfunk-QSL-Karten. Gesammelt wurden diese Marken in speziellen Sammelalben

Ein paar ältere Beispiele der heutigen Rundfunkempfangsbestätigungskarten (QSL)







http://freenet-homepage.de/troesne/BC.html

73, Tom (DL8AAM)

Thomas,
Danke für die Info! Uns interessiert aber ganz besonders auch das Thema der Portofreiheit. Dürfen wir Bilder und Textausschnitte (mit Quellenangabe) in unser "Schaufenster" stellen? Paraguay kann ich als portofrei für QSLs bestätigen. Alles andere wird sich unser Russisch-Experte anschauen, der nächste Woche wieder ins Archiv kommt.
73 Wolf OE1WHC
-----
Wolf Harranth OE1WHC <mailto:wolf.harranth@orf.at>;
Dokumentationsarchiv Funk
(Intern. Kuratorium QSL COLLECTION)
c/o ORF, A-1040 Wien, Argentinierstr. 30A
Fon +43(1)-501 01-16071 -- Mobil (+43676) 0676-401 25 85
http://dokufunk.org - office@dokufunk.org

 
Jürgen Witkowski Am: 26.01.2010 22:19:25 Gelesen: 32948# 10 @  
Wie war es denn mit der Portofreiheit zu DDR-Zeiten?

Diese Karte wurde 1960 mit dem Vermerk "Porto zahlt Empfänger" als Drucksache verschickt. Das führte zur Erhebung von 15 Pf. Nachgebühr.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
AfriKiwi Am: 24.03.2011 07:17:26 Gelesen: 29383# 11 @  
Wegen einer Sammlung Luftfahrt kam diese Karte in der Sammlung.

Ich meine aber wohl daß es auch eine Amateur Radiokarte ist.

Kann jemand es bitte bestimmen, die Rückseite ist leer ?

Erich


 
Georgius Am: 24.03.2011 13:08:35 Gelesen: 29362# 12 @  
@ AfriKiwi [#11]

Hallo Erich,

Du hast völlig recht, es ist eine sog. QSL-Karte von einer Kollektivstation. In der UdSSR gab es neben ganz wenigen Privatstationen in der Masse Amateurfunk-Kollektivstationen, die von mehreren Amateurfunkern benutzt werden durften. Jeder hatte neben seinem Namen eine Operatornummer.

Wenn Du mit Bestimmen eine Übersetzung meinst dann bitte:

Oben das Rufzeichen UC2KAB
Ihre Signale empfangen am 24.II.1950
auf 20 m (Wellenlänge)
Mein Sender: 25 Watt
Empfänger: 12-Röhren-Super.

73.Operator: Kaplan
Bitte schicken Sie eine Karte an:
CCCP, Moskau
Postfach 88
Gomel
Nr. 2569
 
DL8AAM Am: 24.03.2011 13:54:59 Gelesen: 29355# 13 @  
@ AfriKiwi [#11]

Erich, "nix philatelistisches" aber trotzdem eine schöne Karte. ;-)

Es handelt sich nur um eine "QSL-Karte" der weißrussischen Amateurfunk-Klubstation UC2KAB (mit dem OP "Kaplan"), die ein 2-Wege-Funkkontakt in Morsetelegraphie auf "20 m", d.h. dem sogenannten "20 Meter Amateurfunkband" (=14 MHz) mit der südafrikanischen Station ZS5FS (ein inzwischen verstorbener Mr. H.R. Turner) bestätigt. Die Abbildung zeigt den Wissenschaftler Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski (1857-1935) [1], der zu den geistigen Wegbereitern der Raumfahrt gezählt wird. Die UdSSR/Russland verehrt ihn als Vater der modernen Kosmonautik, der Rest der Welt zusammen mit Hermann Oberth und Robert Goddard als Vater der Raumfahrt [2]. Gipfelpunkt seiner Arbeit war 1903 die Raketengrundgleichung [3]. In den 1920er Jahren formulierte Ziolkowski bereits die ufologische Grundidee der Prä-Astronautik [4], die besagt dass vom Himmel herabgestiegenen Götter und Engel außerirdische Besucher waren [5] ... naja im Alter werden viele immer wunderlicher, aber wer weiss, andere nennen das auch Alterweisheit ;-)

Die Abbildung über seinem Kopf zeigt übrigens ein Metallitscheski, ein zeppelinförmiges Ganzmetallluftschiff, über dass er bereits 1886 theoretisiert hatte, siehe die zumindest bei hardcore SciFi-Fans noch recht bekannte Aerostat Metallitscheski.

UC2KAB: UC = alter UdSSR-Präfix für Rufzeichen aus Weißrussland (Belaruss); K = Kollektiv- bzw. Klubstation; UC-Präfixe gehören seit 1991 zu Russland, Belarus firmiert inzwischen unter EU, EV, EW.

ZS5FS: ZS = Präfix für Südafrika, ZS5 stand damals die Provinz Natal, nun für KwaZulu-Natal.

Bei online Auktionen haben vergleichbare QSL-Karten von UC2KAB aus diesem Zeitraum meist $-Beträge im unteren einstelligen Bereich erzielt.

73, Tom (DL8AAM)

@ Georgius [#12]: Die Box 88 im Moskau was bis in die 90er Jahre das zentrale Postfach des nationalen QSL-Büros des "Amateurfunkverbandes" der UdSSR, da keine "privaten" Adressen ins Ausland kommuniziert werden durften. Der Zusatz Gomel und die (laufende QSL-Karten- oder Logbucheintragsnummer) "Nr. 2569" gehören nicht zur Adresse.

[1]: http://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_Eduardowitsch_Ziolkowsk
[2]: "Der Weg zu den Sternen" in Innovation 16 (Carl Zeiss AG, 2005) - http://www.zeiss.de/C1257173002D0F60/0/38A93B92863202F1C125719B004B86B6/$File/innovation_16_28.pdf
[3]: http://de.wikipedia.org/wiki/Raketengrundgleichung
[4]: http://www.ufo-und-alienforum.de/wiki/index.php/Konstantin_Eduardowitsch_Ziolkowski
[5]: http://de.wikipedia.org/wiki/Prä-Astronautik
 
Georgius Am: 24.03.2011 15:38:10 Gelesen: 29347# 14 @  
@ DL8AAM [#13]

Hallo Tom,

"Der Zusatz Gomel und die (laufende QSL-Karten- oder Logbucheintragsnummer) "Nr. 2569" gehören nicht zur Adresse."

Das ist auch richtig. Dieser Zusatz war aber notwendig, damit die Karte nicht in der Zentrale Moskau liegenblieb, sondern an Herrn Kaplan in Gomel (Bjelarus) zurück geleitet werden konnte.

Übrigens habe ich selbst 1965 mit einer KW-Funkstation aus dem Gebiet nördlich von St.Petersburg nach Raum Gomel eine Funkfernschreibverbindung gefahren. Das begann mit der Morsetaste und dann wurde auf FS-Betrieb übergegangen.

Beste Grüße
Dietrich
 
DL8AAM Am: 24.03.2011 17:12:15 Gelesen: 29341# 15 @  
@ Georgius [#14]

Dieser Zusatz war aber notwendig, damit die Karte nicht in der Zentrale Moskau liegenblieb, sondern an Herrn Kaplan in Gomel (Bjelarus) zurück geleitet werden konnte.

Hallo Dietrich,

für die Zuordnung bzw. die Weiterleitung der QSL aus Südafrika nach Gomel reicht das (einmalig herausgebene) Rufzeichen, hier UC2KAB. Der südafrikanische Funkamateur verschickte üblicherweise zeitgleich seine QSL über sein nationales Büro in Südafrika und addressiert seine Karte nur mit (To Radio) "UC2KAB". Der Klub in RSA erkennt daran das Empfängerland und schickt die QSL dann zusammen mit vielen 1000 weiteren Karten für die UdSSR an die Box 88. Die Mitarbeiter der Box 88 ordnen dann die Karten für alle Amateurfunkstellen der damaligen UdSSR an Hand der Rufzeichen. Die Angabe UC2KAB (d.h. die 'zweite lizensierte Klubstation' in Belarus) reicht hier vollkommen aus, damit die Karte in Gomel im Kasten landet.

FYI, das deutsche QSL-Büro in Baunatal verteilt im Jahr übrigens etwa 5.5 Millionen QSL-Karten aus aller Welt für die Amateurfunkkontakte seiner Mitglieder (Stand Okt 2010)! In Baunatal arbeitet eine automatische Verteilanlage für QSL-Karten, eine Art kleines BZ, nur mit 15000-20000 Karten pro Tag, die noch immer von Hand vorkodiert werden müssen.

Gruß
Thomas
 
AfriKiwi Am: 25.03.2011 00:40:22 Gelesen: 29320# 16 @  
@ Georgius [#12]
@ DL8AAM [#13]

Hallo Dietrich und Tom,

an beide vielen Dank für eure gründlichen und tiefen Beschreibungen, da bin ich sprichwörtlich vom Stuhl gefallen.

Es wurde mir auch deutlich warum ich diese Karte überhaupt hatte.

Zu dieser Zeit in Südafrika (ab 50er Jahren) war ja alles was mit Kommunismus zu tun hatte einfach Tabu. Ich könnte mir gut vorstellen da wohl Radio/Funkkontakte zwischen der Sowjetunion und Südafrika auch gut betrieben wurde.

Mein Interesse folgte der Spunik Saga natürlich auf Briefmarken und die Sowjetunion war gleich dabei mit Ausgaben Mi2017, 2026 & 2036 und natürlich einer Flut Raumausgaben danach. Weitere zutreffende Bilder im richtigen Thema.

Irgendwie hatte sich auch diese Ziolkowskis-Funkkartekarte zu meiner Sputniksammlung gefunden was höchstens zu tun hatte mit Zusendungen solcher Karten.

Nochmal danke für die tolle Antworten.

Erich
 
AfriKiwi Am: 02.07.2013 12:20:58 Gelesen: 22215# 17 @  
Etwas 'neues' gefunden - wenn die Antenne noch steht!


 
jmh67 Am: 02.07.2013 14:33:29 Gelesen: 22202# 18 @  
@ Concordia CA [#10]

Die QSL-Karte von DM2AHL ging an einen Kurzwellenhörer (SWL) ohne Sendegenehmigung, der wohl einen Empfangsbericht an OM Kurt gesandt hatte und diesen gern bestätigt haben wollte. SWL Heinz hatte aber nicht wie üblich einen frankierten Rückumschlag beigelegt, sondern ich vermute, daß er an Kurt (auf einer Postkarte?) geschrieben hatte, daß er das Rückporto übernähme. So kam er immer noch ein paar Pfennige billiger weg. Die Post hat aber die QSL-Karte nicht als Drucksache, sondern als Postkarte angesehen. Von Portofreiheit damals habe ich nie etwas gehört (ältere Funkfreunde auch nicht), sondern auch die GST betrieb ein QSL-Büro für ihre Mitglieder wie von DL8AAM beschrieben.

@ DL8AAM [#1]

In einer Amateurfunkzeitschrift ("Funkamateur") wurde vor rund fünf Jahren auch noch ein Umschlag aus der Ukraine mit einem ähnlichen Stempel gezeigt. Diese Art des Versand schien also wenigstens bis vor einigen Jahren noch in manchen Staaten üblich gewesen zu sein.

@ Carolina Pegleg [#6] [#7]

Der untere Umschlag aus Paraguay scheint einen Gebühr-Bezahlt-Stempel unter dem Aufkleber zu tragen. Vielleicht hat(te) der dortige Amateurfunk-Klub eine Vereinbarung zur Pauschalfrankierung, so wie der Kilotarif in Deutschland?

Bei den Stempeln auf den Umschlägen aus Aserbaidschan könnte vielleicht jemand helfen, der Türkisch spricht? Die Sprachen sollen recht ähnlich sein.

73, Jan-Martin
 
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