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Thema: Antisemitismus
10Parale Am: 02.09.2020 20:40:14 Gelesen: 4454# 1 @  
Antisemitismus ist ein schwieriges Thema. Ich will es eröffnen, weil ich finde, dass es wichtig ist, dieses Thema philatelistisch zu beleuchten. Eine der ältesten Synagogen Europas stand in Worms. Jüdisches Leben gibt es seit über 1700 Jahren in Deutschland und Europa und hat unser Leben, aber auch die Philatelie mächtig bereichert. Auch heute blüht wieder jüdisches Leben und auch in meiner Heimatstadt Lörrach gibt es wieder eine Synagoge, nachdem die alte Synagoge während der Novemberpogromen 1938 zerstört wurde. Wie konnte es soweit kommen?

Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die im Hass auf Juden Ausdruck finden kann. Rhetorische und physische Manifestationen von Antisemitismus richten sich gegen jüdische oder nicht-jüdische Individuen und/oder ihr Eigentum, gegen Institutionen jüdischer Gemeinden und religiöse Einrichtungen.“

Diese Arbeitsdefinition wurde von der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) am 26. Mai 2016 in Bukarest beschlossen. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es länderübergreifend Antisemitismusbeauftragte und unter https://www.antisemitismusbeauftragter.de/Webs/BAS/DE/startseite/startseite-node.html findet sich ein Link zum Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus.

Beginnen will ich mit einer Postkarte, die am 29. August 1900 von Bad Kissingen nach Ostende in Belgien lief. Freigemacht ist sie mit einem waagrechten Paar der 5 Pfennig Marke Bayerns. Ankunftsstempel von Ostende vom 30. August 1900.

Bildseitig sind zwei Männer dargestellt, die man schnell als Juden erkennt. Sie werden übertrieben dargestellt, lange spitze Nasen, Lodenmantel, Hut und Spitzbart, ein Geldsäckel in der Seitentasche. Sie zwinkern sich zu, schelmischer Gesichtsausdruck. Aus den Gestalten spricht selbstredend Gier und ökonomischer Erfolg.

Antijüdische Stereotype und Klischees werden wie eine Wissensvermittlung weitergegeben, hier der scheinbar geldgierige Jude.

Vielleicht hat der eine oder andere auch Belege, die diese Thema beleuchten, würde mich sehr freuen.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 06.09.2020 13:18:23 Gelesen: 4376# 2 @  
Dieser Beleg stammt vom Bankgeschäft E.Calmann in Hamburg und lief am 03.03.17 von Hamburg nach Warschau an die dortige Commerzbank. Freigemacht mit 15 Pfennig Germania mit Perfin Lochung.

Zensurstempel der Überwachungsstelle Posen in roter Stempelfarbe.

6 Groszy Zusatzstempel könnte eine Gebühr für die Zustellung innerhalb der Stadt Warschau bedeuten.

Da jüdische Bankhaus E. Calmann in Hamburg wurde 1853 gegründet und 1938 enteignet.

Liebe Grüße

10Parale


 
Fips002 Am: 06.09.2020 20:34:07 Gelesen: 4328# 3 @  
SS-Feldpostbrief von der 3.Kompanie des Polizeibataillon 304 aus Warschau 8. Juli 1941 nach Dittersbach.

Das Polizei-Bataillon 304 war eine militärische Einheit der NS-Ordnungspolizei im Zweiten Weltkrieg. Das Bataillon war aktiv am Holocaust beteiligt. Es ist verantwortlich für die Ermordung von etwa 17.000 Menschen.

Ab November 1940 bis Juli 1941 war die Einheit neben den Polizei-Bataillonen 301 aus Bochum und 308 aus Duisburg für die Bewachung des Warschauer Ghettos verantwortlich.

Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurde das Bataillon in die Ukraine verlegt und war an die Hinrichtung tausender Juden in 10 Orten verantwortlich.



Dieter

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Feldpost 2. Weltkrieg"]
 
merkuria Am: 06.09.2020 22:13:11 Gelesen: 4319# 4 @  
Ein sehr früher Beleg für Antisemitismus aus dem Jahre 1920:



Postkarte von Brasilien nach Deutschland mit antisemitischen Cinderellas und fanatischem Schreiben eines glühenden Antisemiten.

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
10Parale Am: 10.11.2020 15:08:26 Gelesen: 4168# 5 @  
@ merkuria [#4]

Ein schöner Beleg, der die Boykott-Bewegung gegen die jüdischen Kaufhäuser demonstriert.

Jedem, der gerne Biographien oder Geschichten über Dynastien liest, kann ich das Buch von Ron Chernow "Die Warburgs Odyssee einer Familie" empfehlen. Die Warburgs waren eine der einflussreichsten jüdischen Bank-Dynastien des 19. und 20. Jahrhunderts.

Das Bankhaus etablierte sich in Hamburg. Moses und sein Bruder Gerson Warburg hatten das Bankhaus M.M.Warburg & Co. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet. Hamburg war eine florierende Hafenstadt mit Handelsbeziehungen in alle Welt.

Im Zuge der Arisierung wurde das Bankhaus 1938 gezwungen, die gesamten Anteile an nichtjüdische Teilhaber zu verkaufen. Da der Name Warburg international ein sehr hohes Ansehen besaß, verzichtete das Reichswirtschaftsministerium jedoch auf eine Umbenennung. Die Warburgs hatten eigentlich Glück, denn die neuen Anteilseigner kannten die Bank aus dem FF und waren schon vor der Arisierung an den Handelsgeschäften beteiligt.

Ein großer Teilhaber wurde Dr. Rudolf Brinkmann, Sohn eines Deutschen und einer Engländerin griechischer Abstammung. Der andere Steuermann wurde Paul Wirtz, der aus einer Hamburger Familie stammte und die Nazis nicht besonders mochte. Insgesamt wurden die Anteile an elf Investoren aufgeteilt. Max Warburg, der damalige Chef der Bank meinte, die Arisierung käme einer Konfiskation gleich.

Die folgenden Briefvorderseite aus dem Jahre 1950 mit dem AFS Brinkmann Wirtz zeigt noch den alten überdruckten Absender den jüdischen Bankhauses.

Liebe Grüße

10Parale


 
ligneN Am: 11.11.2020 12:56:09 Gelesen: 4099# 6 @  
@ merkuria [#4]

Früh - nun ja, wenn man das mit dem 3. Reich gleichsetzt.

Sonst manifestiert sich der Antisemitismus in gedruckter Form mit der Massenpresse ab 1840/1850 (Start in Frankreich Österreich und Deutsche Staaten dank heftiger Zensur/Beschränkung der Presse etwas später) und mit der Bildpostkartenexplosion ab ca. 1898. Auch bei den AK ist Frankreich einsame Spitze, was Menge und Vielfalt der antisemitischen Karten vor 1914 angeht. Das ist allerdings auch der Vielzahl der politischen Karikaturen bei französischen AK geschuldet, AK aus dem deutschsprachigen Raum können da nicht entfernt mithalten.
 
Altmerker Am: 11.11.2020 13:41:57 Gelesen: 4086# 7 @  
Am 4. Januar 1895 wird der französische Hauptmann im Generalstab Alfred Dreyfus wegen Landesverrats zu öffentlicher Degradierung, Entlassung aus der Armee und lebenslanger Haft auf der berüchtigten Teufelsinsel verurteilt. Der Prozess ist eine Farce. Nicht nur, weil Alfred Dreyfus unschuldig ist, sondern vor allem, weil seine Ankläger und Richter dies wissen.



Die Beweise gegen ihn sind gefälscht. Dreyfus wurde Opfer eines antisemitischen Furors, der Frankreich ein Vierteljahrhundert nach der Demütigung durch Preußen im Krieg von 1870/71 schüttelte. Weltberühmt wurde Emile Zolas pathetischer Aufruf J’accuse, der nach langem juristischen Tauziehen letztendlich 1906 zur vollständigen Rehabilitierung von Dreyfus führte.


 
10Parale Am: 11.05.2021 20:07:09 Gelesen: 3497# 8 @  
@ Altmerker [#7]

"Die Beweise gegen ihn sind gefälscht."

Ja, Fälschungen sind mit Vorsicht zu genießen und Wohl dem, der sie und ihre Wertlosigkeit (und Gefährlichkeit) entdeckt.

Soldaten der 7. US-Armee befreiten am 29. April 1945 das Hauptlager des KZ Dachau, siehe [1].

Hier ein philatelistischer Beleg (Einschreiben) mit einem Sonderstempel "TAG DER BEFREIUNG" und dem Satz Michel Nr. 1 - 9 - Amerikanische Zone, rückseitiger Ankunftsstempel von Seeshaupt vom 1.5.46. Der Sonderstempel dürfte damit über einen langen Zeitraum in Betrieb gewesen sein.

Liebe Grüße

10Parale



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Befreiung_des_Konzentrationslagers_Dachau#/media/Datei:Prisoners_liberation_dachau.jpg
 
Martin de Matin Am: 11.05.2021 20:37:13 Gelesen: 3489# 9 @  
@ 10Parale [#8]

" Der Sonderstempel dürfte damit über einen langen Zeitraum in Betrieb gewesen sein.
"
Wie kommt man darauf, das der Sonderstempel einen langen Zeitraum benutzt wurde?
Aus dem Stempeldatum (29.4.1945 - 46) geht meiner Meinung nach hervor, das der Stempel an den ersten Jahrestag der Befreiung im Jahr 1946 erinnert.

Gruss
Martin
 
Altmerker Am: 11.05.2021 21:08:16 Gelesen: 3462# 10 @  
@ 10Parale [#8]

Wofür steht das I.I.O. im Stempel und warum steht da das Datum 1945-46? Ein Hinweis auf das Jubiläum 1 Jahr Befreiung?
Gruß
Uwe
 
HWS-NRW Am: 11.05.2021 21:50:03 Gelesen: 3450# 11 @  
Hallo Uwe,

man muß schon etwas suchen im Internet, habe es aber gefunden:

International Information Office (I.I.O)

Ich kenne den Stempel seit Jahren, aber wer weiß schon alles, was in den Stempeln steht.

mit Sammlergruß
Werner
 
10Parale Am: 05.06.2021 20:53:22 Gelesen: 3265# 12 @  
@ HWS-NRW [#11]

Vielen Dank für die Entschlüsselung des Rätsels um den Stempel I.I.O

Heute fand ich bei einem Garagenflohmarkt eines italienischen Trödlers eine interessante, möglicherweise sehr seltene Postkarte.

vorab ein interessanter Link mit einer Hintergrundgeschichte zu diesem Thema [1]

In einigen Bezirken Berlins herrschte Ende des 19. Jahrhunderts eine hohe Kinderarmut. Um den Hunger und die nötigsten Bedürfnisse dieser Kinder zu stillen, gründete 1893 ein jüdischer Kaufmann (Tuchfabrikant) namens Hermann Abrahams den Verein für Kindervolksküchen und Volkskinderhorte.


Auf Wikipedia erfahren wir noch ein wenig mehr. Der Verein gründete Horte und Beratungsstellen und war auch nicht zimperlich dabei, Spenden auf Benefizveranstaltungen einzutreiben. Da der Gründer (1846 in Posen geboren) ein reicher jüdischer Tuchfabrikant war, der mit 43 Jahren einen Wohlstand erreicht hatte, der es ihm gestattete, von seinen Zinsen zu leben, wurde der Verein und sein Gründer auch bald kritisch und feindselig unter die Lupe genommen. Die Staatsbürger-Zeitung verfasste am 21. August 1903 einen Artikel, der darauf abzielte, den Lesern zu vermitteln, dass die Humanität des Gründers reiner Eigenzweck sei. (siehe obigen Link).

Auf der Bildseite sehen wir eine Art allegorische Darstellung, meiner Meinung nach eine Pickelhaube, den Reichsadler und 2 kindhafte Figuren. Was bedeutet das Wort "Bärmel"? Das altdeutsche Wort "bärmeln" bedeutet um Mitleid flehen (Barmherzigkeit), betteln, jammern etc.

Der Verein wurde durch die Nazis aufgelöst.

Schönen Sonntag

10Parale



[1] https://www.europa.clio-online.de/quelle/id/q63-28268
 
Altmerker Am: 05.06.2021 22:30:47 Gelesen: 3243# 13 @  
@ 10Parale [#12]

Ich gehe mal davon aus, dass Börmel der Schöpfer des Bildes war. Es dürfte sich nach Vergleich mit anderen Werken um Eugen Börmel gehandelt haben.

Gruß
Uwe
 
10Parale Am: 22.06.2021 19:33:39 Gelesen: 3116# 14 @  
@ Altmerker [#13]

vielen Dank für den Hinweis. Einen Eugen Börmel konnte ich googeln und weitere Infos erhalten.

Der Spiegel hat ein Spezialband Nr. 3 (Geschichte) zum Thema Antisemitismus herausgebracht. Mit einer Detailgeschichte habe ich mich näher befasst und zeige hier aus meinem Fundus 2 Ansichtskarten.

Am Straßburger Münster findet man 2 allegorische Frauenfiguren. Auf den ersten Blick mag man an Maria Magdalena denken. Doch tatsächlich steht die eine Figur für die "Ecclesia", die Kirche und die andere Figur steht für die Synagoge.

Während Ecclesia als Siegerin erstrahlt, wirkt Synagoge, - wie es auf der Rückseite der Karte heißt -, "besiegt und gedemütigt.". Sie wird als blind dargestellt (Band um die Augen, blind für das Christentum?), das Schwert zerborsten und die Gesetzestafeln fallen ihr aus den Händen. Eine Krone fehlt.

Die Ansichtskarte mit der Synagoge wurde am 15.7.1914 in Neustadt im Schwarzwald von einem französischen Touristen auf den Weg nach Remiremont in den Vogesen gesendet. Er lobt den Schwarzwald, den Titisee und Hinterzarten als schöne Plätze, wo es sich lohnt zu verweilen.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 10.08.2021 20:13:19 Gelesen: 2875# 15 @  
@ 10Parale [#14]

Nicht nur in Strassburg findet sich Ecclesia und Synagoge, sondern auch am Dom zu Bamberg, allerdings jetzt im Innenraum, wie die Ansichtskarte belehrt.

Ahoi

10Parale


 
Ameise Am: 05.01.2022 20:01:20 Gelesen: 2414# 16 @  
Hallo,

ich zeige heute einmal einen interessanten Brief, mit Inhalt der Fa. M. Weinberger & Co. aus München nach Sohland (Spree) in Sachsen.



Die Fa. Max Weinberger & Co. war ein jüdisches Geschäft, das sich mit dem Groß- und Einzelhandel von Leinen-, Baumwoll-, Kunstseiden- und Jutewaren, Säcken, Pferde- und Wagendecken beschäftigte. Gegründet wurde sie 1868 und war ansässig in München auf der Maximilianstraße 10.

Johann Bodling aus Sohland (Spree) war ein Fabrikant, der Leinenstoff herstellte.

Das Doppelbogen-Schreiben ist vom 11.März 1938. Wie man weiß, wurden zu dieser Zeit, die letzten jüdischen gewerbetreibenden Mitbürger aus allen Städten Deutschlands vertrieben. In diesen Zusammenhang, wurden diese natürlich mehr oder weniger enteignet bzw. mussten ihr Eigentum meistens weit unter Preis verkaufen.



In dem Schreiben, was sicherlich an zahlreiche Geschäftspartner verschickt wurde, liest man, das der Inhaber Max Weinberger, sein Geschäft an Herrn Dr. Erich Scheibe verkauft. Sicherlich verkaufen muss – was in diesen Brief natürlich nicht steht. Immerhin steht in der neuen Geschäftsadresse von Erich Scheibe, noch der Hinweis: „VORM. M. WEINBERGER“.

Hier wären es doch einmal interessant, für einen Heimatforscher oder Historiker aus München, nachzuforschen, wie dies alles zusammenhing bzw. auch ausgegangen ist.

Wurde Max Weinberger gezwungen sein Geschäft zu verkaufen oder hatte er doch noch rechtzeitig an einen Freund / Strohmann verkaufen können – was zu diesen Zeitpunkt sicherlich äußerst schwer war?
Wurde Max Weinberger deportiert oder konnte er noch rechtzeitig das Land verlassen?
Wer war Dr. Erich Scheibe – gerade über diesen Namen habe ich im Internet nichts gefunden?
Es gibt zwar heute in München ein Geschäft „Max Weingarten & Co Textilien“, aber ob diese Fa. Nachfahren von Max Weinberger von 1938 sind ...?

Wie dem auch sei, es ist immer wieder schön, wenn man solche Zeitdokumente aufstöbert und somit dem „Vergessen“ entreißen kann. Gerade weil diese schlimme Zeit nie wiederkommen darf.

Viele Grüße
Enrico
 
10Parale Am: 06.01.2024 22:29:51 Gelesen: 392# 17 @  
@ Ameise [#16]

ein sehr interessantes Dokument. "Wurde Max Weinberger deportiert oder konnte er noch rechtzeitig das Land verlassen?". Wenn an sich mit diesem Dokument an jüdische Forschungsstellen wendet, kann man bestimmt mehr herausfinden. Museen wissen oft mehr und haben Spezialisten an der Hand, die da weiterforschen können.

Dein Beitrag, Enrico, erschien knapp vor einem Jahr. Ich möchte das Thema "Antisemitismus" heute mal mit einer schönen Geschichte fortsetzten. Warum schöne Geschichte bei so einem traurigen Thema?

Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit der Geschichte von Ostrava (Ostrau) im heutigen Tschechien an der Grenze zur Polen und nicht weit weg von der Slowakei. Dort fließt der kleine Fluss Ostravice in die Oder. Man nennt die Stadt im Tschechischen auch "Moravska Ostrava". (Mährisch-Ostrau) Einst gehörte sie zur k.u.k. Monarchie. Die Stadt wurde erst im 18. und 19. Jahrhundert durch die Entdeckung und den Abbau von Kohle und die Weiterverarbeitung (Veredelung) zu Eisen und Stahl eine prosperierende Stadt.

Bis ins späte 18. Jahrhundert war es Juden nicht erlaubt, sich in Ostrava niederzulassen. Sie wohnten außerhalb der Stadt oder in Ihren Ghettos. Erst ab dem Jahr 1781 wurde es den Juden erlaubt, in die Stadt zu ziehen und den Gewerben nachzugehen, die ihnen erlaubt waren. Diese Toleranz sorgte schnell dafür, dass Ostrava eine sehr wohlhabende und reiche Stadt wurde, die viele Immigranten anzog, die die Stadt mit Ihrem Können (heute würde man sagen Know-How) bereicherten.

Dies ging alles recht gut bis zum 14. Mai 1939, als die Deutschen einmarschierten. Die prosperierende Stadt UTOPIA fand ein jähes Ende. Am 22. September 1942 wurden die ersten Juden von Ostrava nach Theresienstadt (Terezin) transportiert. Am Simchat Torah, 3 Wochen nach dem höchsten Feiertag Yom Kippur, landeten die ersten Juden von Ostrava in Auschwitz und wir wissen, was dort geschah.

Die Synagoge in Ostrava wurde wie in vielen Orten Europas zerstört. Nur die Thora-Rolle überlebte und kam über Umwegen zuerst nach Prag, wo sie mit vielen anderen Thora-Rollen auf Geheiß der Besatzer irgendwo gelagert wurde. Sie wurde irgendwann nach dem 2.ten Weltkrieg nach England verschifft und landete in Kingston-on-Thames.

Forschern gelang es dann im Rahmen von Analysen im Jahr 2005 herauszufinden, woher die Thora-Rolle Nr. 129 stammte. Tatsächlich war es die alte Thora-Rolle aus Mährisch-Ostrau, die dort im Gottesdienst ihren Dienst verrichtet hatte.

Als ich die Tage diese britische Dienstmarke mit dem Stempel von Kingston on Thames fand, wurde ich wieder von der schönen Geschichte und dem Wunder der Erhaltung der Thora-Rolle erinnert.

Liebe Grüße

10Parale



Link: https://www.memorialscrollstrust.org/
 
Clemens M Brandstetter Am: 05.03.2024 20:31:39 Gelesen: 195# 18 @  
@ Altmerker [#7]

Im Berner Prozess zwischen 1933 – 1935 geht es darum, ob die „Protokolle der Weisen von Zion“ im Sinne der Berner Gesetze „Schundliteratur“ darstellen. Im Zuge des Prozesses wird der Ursprung der „Protokolle“ ergründet und untersucht, ob sie übles Machwerk, ein Plagiat und/oder eine Fälschung seien.

Die französischen antijüdischen Offiziere treiben sich damals in verschiedenen Etablissements herum, unter anderem bei Juliette Adam. - Das Blatt stammt aus meinem Exponat "Der Berner Prozess"


 
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