Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Marken von Micronationen
Vernian Am: 06.10.2020 19:15:46 Gelesen: 4736# 1 @  
Marken von Micronationen, hier: Altdeutsche Motiv-Vorlage

Hallo,

die meisten betrachten Marken von sogenannten Micronationen als pure Mache und Spielerei (letzteres trifft es sicher häufig), in jedem Fall aber als Randgebiet ohne Interesse weil ohne Seriösität - ein Thema, über das man streiten kann.

Trotzdem will ich hier eine (neue) Dauermarkenserie der Frya Nordland Territories vorstellen, da das Markendesign zwei Altdeutsche Sammelgebiete als Vorlage hat, nämlich für die niedrigen Wertstufen ein Markendesign der klassischen Heidelberger Privatpost, und für die höheren Wertstufen ein Markendesign des Norddeutschen Bunds:



Wer mehr Details möchte: http://www.fnt.bernhard-krauth.de/FNT_Post_Marken_D.html

Best

V.
 
StefanM Am: 07.10.2020 08:02:24 Gelesen: 4700# 2 @  
@ Vernian [#1]

Ich habe ein bisschen gegoogelt nach den Micronationen und komme von einem mir völlig unbekanntem "Territorium" zum nächsten, ohne dass ich diese wirklich geographisch lokalisieren konnte.

Weißt Du, wo sie sich befinden oder ist das alles ein Fake?

Stefan
 
Roland Daebel Am: 07.10.2020 08:49:16 Gelesen: 4690# 3 @  
@ Vernian [#1]

Oh weh! Hoffentlich kommt das Zeug nicht in den Briefmarkenhandel. Oder ist es schon ... ? "Zacken" sind ja dran.

Zum Vergleich: Habe mir mal aus Jux und Neugierde einen Satz Proofs "Isländische Euro-Münzen" gekauft.

Alles totes Kapital !

Trotzdem viel Spaß beim Sammeln

Roland
 
Vernian Am: 07.10.2020 11:04:43 Gelesen: 4659# 4 @  
@ StefanM [#2]

Hallo,

Jede Micronation ist je nach Betrachtungsweise "Fake", denn bei Micronationen handelt es sich überwiegend um mal sehr, mal weniger ausgefeilte theoretische Staatskonstrukte auf Privatpersonen-Basis. Manche haben sehr reale Hintergründe und (löbliche, manche auch unlöbliche) Ziele - unter Wikipedia kann man unter "Mikronation" (Deutsch mit "K") einige Basisinformationen finden, und anderweitig auch Ausführlicheres.

Was die "Frya Nordland Territories" betrifft, so liegen sie weitestgehend in Deutschland - wenn Du Dich von dem angegebenen Link, der ja nur den Postdienst und die Markenausgaben beschreibt, zur Hauptseite klickst (gleich unter der Flagge), kommst Du zu Detailinformationen und den beiden Vorgänger-"Territorien", die ebenfalls schon Marken verausgabt haben. Wenn man dem ganzen ein bisschen intensiver auf den Grund geht (googelt), so dürfte der Jules-Verne-Club, der in Bremerhaven beheimatet ist und eigene Vignetten produziert und verwendet, vom Ursprung her identisch mit der Lage dieser "FNT" - Micronation sein.

So wie es den Beschreibungen nach zu verstehen ist, werden Postsendungen zusätzlich zur offiziellen Frankatur mit Marken der Territorien beklebt, und in bzw. über den "Chefverwalter" in en Territorien aufgegebene Sendungen in den offiziellen Postverkehr eingebracht, also in den nächsten Postkasten geworfen oder zur nächsten Postfiliale gebracht. Aus diesem Grund sind die Frankaturstufen geringfügig höher als die der Deutschen Post, als "Entgelt" für die Marken und "Dienstleistung" die Post aufzugeben.

Mir ist bekannt, dass das "FNT" im Jahr rund 400 bis 500 Brief- und sonstige Postsendungen bearbeitet und - sofern nicht lokal selber zustellt, diese über die Post befördern lässt. Also auch wenn genau genommen keine "Notwendigkeit" für die Marken besteht, so werden sie doch in einer nicht geringen Anzahl verwendet. Wie der nachfolgende Post [#3] es schrieb: Viel Spaß beim Sammeln. (Wer's mag)

Best

Vernian
 
Vernian Am: 08.10.2020 00:59:19 Gelesen: 4610# 5 @  
Ich will in diesem speziellen Fall mal eben noch die Links zu den direkten Informationen der "FNT" aufführen - also den Frya Nordland Territories und ihren Vorläufer-Micronationen:

Der Link zur postalischen Seite und deren Briefmarken erfolgte ja bereits im initialen Post.

Zu Informationen über die Mikronation selbst [1] - hier werden Geschichte, Geografie und andere Dinge behandelt.

Frya Nordland Territories ist demnach eine durch die Vereinigung früherer Einzelgebiete begründete Mikronation, nämlich hauptsächlich des

a) Fishtown Newport Territory [2], welches seit 2015 bestand und dessen "Postverwaltung" bis zum Namenswechsel 20 Briefmarken herausgegeben hat.



b) Freija Nücke Territoria [3], ebenfalls seit 2015 bestehend, aber erst 2017 mit eigenem "Postdienst" aktiv und bis zur Vereinigung nur zwei Marken herausgebend.



Selbst unter dem Aspekt der "Spielerei" besteht hier eine über Jahre währende Kontinuität, und wenn meine erwähnte Information von 4-500 Postsendungen jährlich stimmt, die mit den Marken dieser Gebiete zusätzlich beklebt und gestempelt wurden, dann dürfte da schon eine ganze Menge in aller Welt sein - sofern die Empfänger nicht, wie die meisten Nicht-Sammler dies tun, die Sendungsumschläge allesamt in die große Ablage entsorgt haben...

Interessant finde ich auch, dass diese Mikronation-Post ihre Markenprodukte an Sammler zu einem Bruchteil des "Frankaturwertes" anbietet - allerdings unter der Option, dass diese dann nicht mehr zur Frankatur verwendet werden können. (Von der Webseite zitiert: >>> Briefmarken zur Frankatur können nur direkt bei Kauf verwendet werden, einmal außer Landes gebrachte und wieder eingeführte Briefmarken sind für Frankaturzwecke nur nach vorheriger Absprache zugelassen. Der Verkauf von Briefmarken zu Sammlerzwecken ist wie folgt festgelegt: a) gestempelte Marken für 0,10 cN pro Marke und b) ungebrauchte / postfrische Marken für 0,20 cN plus 10% des eingedruckten Nennwerts (mit Ausnahme für Marken deren Nennwert weniger als 0,20 cN beträgt).<<< - der cN ist aktuell 1:1 zum Euro...) D.h. der oben vorgestellte Satz wäre derzeit für 2,58 € postfrisch und 0,80 € gestempelt zu bekommen, plus Porto denke ich. Für "Spielereien" geben viele Sammler (mich eingeschlossen) oftmals deutlich mehr aus... Und wenn die "Ausgabefreudigkeit" von Marken bei dieser Mikronation so bleibt wie Sie es zuvor war, dann dürfte der jährliche Aufwand kaum mehr betragen als der errechnete Preis hier zuvor...

Mich erinnert das ein wenig an Lundy (einer britischen Insel im Nordwesten von Cornwall, die bereits seit Jahrzehnten eigene Marken herausgibt und deren Zusatzfrankatur zu britischen Frankaturen durch die britische Post akzeptiert ist)und andere englische Inseln, die für den Postverkehr zum Festland (und ggf. wie bei Lundy auch weiter)eigene Marken herausgeben - nur das dort die eigene Markenproduktion teilweise aus einer Notwendigkeit heraus entstanden ist, was bei den Mikronationen ja nicht wirklich der Fall ist... Aber für Marken vieler Antarktisgebeite - die seitens des Weltpostvereins wie auch von Sammlern anerkannt sind, wie etwa Ross Dependency, australische Antarktis u.a.m., außerdem so manch anderes Markenland - gilt das eigentlich genauso... DAS sollten sich Kritiker derartiger Spielereien zumindest bewusst vor die Augen führen...

Im Gegensatz zu vielen Agenturmarken oder gar reinen Vignettenproduktionen mit Namensangaben echter Länder, dort aber nie postgültig gewesen, ist doch die Zusatzfrankatur von Marken von Mikronationen schon fast als seriös anzusehen, erst recht, wenn da neben phantastischen Idealismus sogar eine tatsächliche postähnliche Dienstleistung dahinter steht.

Man muss nicht alles sammeln, man muss auch nicht alles mögen oder gut finden. Aber mit einem offenen Blick und dabei auch einem Schmunzeln auf den Lippen auch mal "Ausreißer" von üblichen Sammelgewohnheiten ins Auge fassen - oder gar sogar sammeln - den Blick über den Tellerrand des Üblichen werfen - das kann sehr interessant sein.

V.

[1] http://www.fnt.bernhard-krauth.de/FNT_D.html
[2] http://www.fnt.bernhard-krauth.de/FNT_D_old.html
[3] http://www.fnt.bernhard-krauth.de/Freija_Nuecke_stamps.html
 
filunski Am: 08.10.2020 10:02:17 Gelesen: 4576# 6 @  
@ Vernian [#5]

Hallo Vernian und alle,

sicher, es ist eine Spielerei, aber doch nicht uninteressant! ;-)

Ich hatte öfters Tauschkontakt in das ehemalige FNT und zeige von dort mal einen echt gelaufenen Beleg.

Hier die Vorderseite:



Und die Rückseite:



Gelaufen im Januar 2019.

Viele Grüße,
Peter
 
Vernian Am: 08.10.2020 13:36:53 Gelesen: 4536# 7 @  
@ filunski [#6]

Danke, das ist doch ein aussagekräftiger Beleg!

Best

V.
 
Vernian Am: 08.10.2020 14:13:48 Gelesen: 4523# 8 @  
Da das Thema ja allgemein auf "Marken von Mikronationen" geändert wurde, möchte ich gerne auch - dem Beispiel von Filunski folgend - mal einige Belege vorstellen.

1.) bleiben wir erst einmal bei dem schon vorgestelltem, aber inzwischen nicht mehr existenten Fishtown Newport Territory: Eine Gemeinschaftsausgabe mit dem Forstendom Holkau (einer weiteren Mikronation), bei der die Marke in beiden Ländern genutzt werden konnte oder möglicherweise noch kann, zumindest in Holkau:

(Ersttagsbeleg)

2.) Bereits bei dem Sonntagsrätsel hier vor einiger Zeit mal erwähnt: Aerican Empire, hier ein Brief von dort vom August 2016:



3.) Ein Brief aus den Federated Micronations (Berlin soweit bekannt), die auf der Webseite der vorgenannten FNT mehrfach erwähnt werden:



4.) Ein Brief aus dem Empire of Angyalistan (http://www.angyalistan.com/):



5.) und der République Anacratique du Padrhom:



und zu guter letzt nicht aus einer Micronation, sondern der erwähnten Insel Lundy in Cornwall:



Best

V.
 
filunski Am: 09.10.2020 00:16:58 Gelesen: 4447# 9 @  
@ Vernian [#8]

Hallo Vernian und alle am Thema Interessierte,

eine wahrlich illustre Mischung! ;-)

Dazu kann ich auch noch einen "schön bunten Beleg" zeigen. Er stammt aus der Mikronation "Occussi-Ambeno" [1]:



Der Beleg ist echt gelaufen, innerhalb Neuseelands. Die einzigen beiden dafür postgültigen Briefmarken sind die beiden Marken links unten. Eine Abstempelung durch NZ Post erfolgte nicht, aber das ist schon fast normal. Die "Mikronation" Occussi-Ambeno befindet sich in Neuseeland, auf dem Stadtgebiet von Auckland. Den Beleg erhielt ich von meinem Freund aus Auckland, der auch den "Schöpfer" dieser Mikronation persönlich kennenlernte und ihn als "großen Spinner" bezeichnete. ;-)

Die Cinderellas/Vignetten von Occussi-Ambeno kann man öfters auch bei Ebay oder Delcampe finden.

Vele Grüße,
Peter

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Occussi-Ambeno#
 
Vernian Am: 09.10.2020 08:20:35 Gelesen: 4412# 10 @  
Interessant - und was bitte sehr macht da die österreichische Briefmarke?
 
DL8AAM Am: 09.10.2020 16:55:55 Gelesen: 4381# 11 @  
@ Vernian [#10]

Interessant - und was bitte sehr macht da die österreichische Briefmarke?

Da war halt noch etwas Platz auf dem Umschlag, also pack druff' was drauf passt ;-)

@ filunski [#9]

Die einzigen beiden dafür postgültigen Briefmarken sind die beiden Marken links unten. Eine Abstempelung durch NZ Post erfolgte nicht, aber das ist schon fast normal.

Das sind Dienstmarken, die ausschliesslich nur durch die neuseeländische Government Life Insurance verwendet werden durften, d.h. da diese für einen privaten Nutzer wohl kaum "postgültig" waren, würde es auch Sinn machen, dass die Post diese bewusst nicht entwertet hat. 2015 waren diese Marken schon lange, lange, seit ungefähr 30 Jahre, nicht mehr im Verkehr.

Zitat "... the stamps were limited to the prepayment of postage on correspondence posted by the Government Life Insurance office ..."

Mit der Umwandlung (1987) der ehemals staatlichen Lebenversicherung (als Behörde), dessen "Markenzeichen" übrigens ein Leuchtturm war (siehe das Motiv sämtlicher Briefmarken seit 1891) in die TOWER Corporation, war dann auch Schluß mit dessen Dienstmarkenausgaben, Zitat "... as their postage stamps were discontinued in 1987 when Government Life Insurance became Tower Corporation.". Das (weiterhin staatliche) Tower Versicherungsunternehmen wurde im Anschluß erst (1989/1990) in ein Versicherungsunternehmen auf Gegenseitigkeit umgewandelt (das markiert dann auch das wirkliche Ende der Dienstmarken), dann 1999 in eine börsennotierte AG, d.h. von aG zu AG ;-) Diese Lebensversicherungsdienstmarken sind wirklich ein sehr interessantes Thema der Philateliegeschichte und wären vielleicht sogar mal einen eigenen Thread wert. ;-)

http://virtualnewzealandstamps.blogspot.com/2017/11/government-life-insurance-summary.html
https://en.wikipedia.org/wiki/Tower_Insurance

Gruß
Thomas
 
Vernian Am: 09.10.2020 18:39:35 Gelesen: 4365# 12 @  
@ DL8AAM [#11]

Anders gesagt: Auch wenn der Brief offenbar ganz regulär durch die NZ-Post befördert wurde, trug er doch nicht eine gültige Frankatur dafür.

Best

V.
 
filunski Am: 09.10.2020 19:26:52 Gelesen: 4349# 13 @  
@ DL8AAM [#11]
@ Vernian [#12]

"Auch wenn der Brief offenbar ganz regulär durch die NZ-Post befördert wurde, trug er doch nicht eine gültige Frankatur dafür ..."


Hallo zusammen,

Ja, das stimmt. Thomas hat ganz richtig beschrieben, dass diese Government Insurance Stamps eigentlich nur für die staatliche Versicherungsgesellschaft gültig waren, und auch das 2015 schon lange nicht mehr. Ich habe es aber schon öfters gesehen, dass diese Marken trotzdem auch von NZ Post "toleriert" wurden. Meist wohl aus Unkenntnis, da ab der 2000er Jahre die NZ Post schon früher als bei uns anfing altgediente Postgepflogenheiten abzuschaffen und überall einzusparen. Zeitweise konnte man fast alles zur Frankatur verwenden ohne dass sich jemand daran gestört hätte und gestempelt wurde auch nicht mehr alles.

Da dieser Brief aus Occussi-Ambeno ja schon so "schön" frankiert und gestempelt war lies man ihn also wohl gerne durch und hielt sich gar nicht erst lange damit auf nachzuprüfen, ob das auch alles seine Richtigkeit hat. ;-) Die Ignoranz und das "postalische Nichtwissen" ist in Neuseeland bei dem Personal welches für die Post arbeitet (ich schreibe bewusst nicht Postbeamte) noch viel intensiver und weiter verbreitet als bei uns.

Bei einem meiner Aufenthalte dort fragte ich mal in einer Postagentur (ähnlich wie bei uns, im Einzelhandel) die dort beschäftigte Dame nach Briefmarken. Sie sah mich mit großen Augen an und fragte was das denn sei. Meine Erklärungsversuche schienen ihr wohl nur einzuleuchten, weil mir ein freundlicher, älterer Herr dazu beipflichtete. Letztendlich nahm ich Privatpostmarken zur Frankatur und lies den Brief bei der Dame am NZ Post Schalter. Er wurde auch ganz normal von NZ Post befördert!

Viele Grüße,
Peter
 
Seku Am: 10.10.2020 07:32:29 Gelesen: 4300# 14 @  
Guten Morgen,

hier einen weiteren Beleg aus Lundy



Wegen des Bevölkerungsrückgangs auf der Insel verlor die englische Post im Jahre 1927 das Interesse, den Postvertrag mit Lundy zu verlängern, und schloss das letzte Postamt. Der damalige Besitzer der Insel, Martin Harman, der sich zuvor zum König der Insel ausgerufen hatte, beschloss, den Postverkehr selbst in die Hand zu nehmen, und gab schließlich am 1. November 1929 eigene Briefmarken heraus mit dem Währungsaufdruck Puffins (deutsch: Papageitaucher), einer einheimischen Vogelart. Die britische Post akzeptiert die Briefmarken nicht; Briefsendungen von der Insel oder der Oldenburg erreichen aber in der Regel ihr Ziel.

Außerdem ein Ersttagsbeleg Australisches Antarktis-Territorium von 1988 (abgestempelt in Hobart, Tasmanien) mit aktuell gültigen Marken zusätzlich. Brief kam aus Annandale, New South Wales.



Ich wünsche ein schönes Wochenende

Günther
 
Vernian Am: 10.10.2020 09:26:08 Gelesen: 4281# 15 @  


Marken mit Kartendarstellung von Lundy

[#14]

[1] Die britische Post akzeptiert die Briefmarken nicht; Briefsendungen von der Insel oder der Oldenburg erreichen aber in der Regel ihr Ziel.[/i]

Diese verkürzte Wikipedia - Information sollte man etwas detaillierter recherchieren, und landet dann auf der Webseite Lundys und deren Postdienst.

https://www.landmarktrust.org.uk/lundyisland/discovering-lundy/lundy-post/

Dort heisst es (sinngemäß übersetzt) zum einen es sei 1928 gewesen und nicht 1927, dass die britische Post Ihre Poststelle auf der Insel schloss. Nachdem Martin Coles Harman zu Beginn Post von der Insel noch kostenfrei zum Festland brachte, führte er bald zur Kostendeckung und als Einkommensquelle für die Insel eigene Briefmarken ein.



Block v. 2019, in dem die ersten Marken und M.C. Harman gezeigt werden.

Diese durften, als Privatmarken, nicht auf der Adressseite von Postsendungen angebracht werden und fanden sich daher immer auf der Rückseite von Briefen. 1962 erlaubte die britische Post dann die Anbringung von Lundy-Marken auf der Adresseite von Postkarten, sofern sie von britischen Marken deutlich getrennt angebracht wurden, und 1992 schließlich wurde diese Regelung für alle Sendungen erlaubt.

Zuerst beinhaltetet die Portogebühren der Lundy-Marken nur die Transportkosten bis zur nächsten Poststelle auf dem englischen Festland, wo sie für eine Weiterbeförderung britische Briefmarken tragen oder erhalten mussten. Seit 1974 beinhalten die Lundy-Frankaturen neben dem eigenen Transportkostenanteil (Gewinn) auch den entsprechenden Portoanteil der britischen Post, d.h. in Lundy aufgegebene Sendungen werden von der "Postverwaltung" vor Ort mit britsichen Marken oder Freistempler versehen und dann auf dem Festland in den normalen Postverkehr übergeben.

Nebenbei: Dies ist im Grunde das gleiche Prinzip, dass die Post der Eingangs vorgestellten Frya Nordland Territories (FNT) zu praktizieren scheint, denn die Tarife liegen immer etwas über denen der Deutschen Post. Nur das die FNT (von einem beanpruchten Territialpart ausgenommen) nicht auf einer Insel liegen, sondern wie viele Mikronationen sozusagen nur exterritoriale Inseln innerhalb eines realen Staates darstellen. Das Prinzip scheint identisch wie bei Lundy, auch was die Verwendung / Anbringung von FNT-Marken betrifft, heisst es auf der Eingangs angegeben Webseite:

"Briefmarken des FNT sollten i.d.R. auf der Rückseite der Postsendungen angebracht werden. Das Anbringen der Briefmarken auf der Vorderseite von Postsendungen ist möglich, wenn eine klare Trennung zu Marken anderer Dienstleister gegeben ist, und ist verpflichtend wenn diese ausschließlich durch den Postdienst der FNT befördert werden."

[Nr. 1 von FNT)

Das dies die meisten Mikronationen so handhaben zeigen ja auch die Belege in meinem Beitrag [#8].

Den Satz Lundys mit den Oldenburg-Marken habe ich auch, wie einige andere auch:



Blockausgabe von 2019 mit Luftaufnahme und Motiven der Insel

Best

Vernian
 
Vernian Am: 10.10.2020 09:37:18 Gelesen: 4276# 16 @  
@ Seku [#14]

Ich habe zwar selbst gleich zu Beginn Marken von Mikronationen mit denen von Prvatposten wie Lundy in meinem Beitrag vermischt, und auch Ausgaben bspw. vieler Antarktisgebiete in ihrem Sinn "gleichgestellt" benannt - aber ich denke bevor hier zu viel durcheinander gemengt wird sollten wir auf postalisch international anerkannte Marken wie Dein Beleg der aus der australischen Antarktis im Weiteren verzichten - dafür gibt es hier eigene Threads im Forum.

In wie weit die Beiträge hier auch in mikronationale Post und lokale Privatpostdienste wie Lundy getrennt werden sollten müsste Richard als Moderator (oder andere Moderatoren) entscheiden - ich hatte Lundy mit Abbildung als Beispiel für ähnliche Postdienstkonstrukte hier eingebracht, es wäre aber eigentlich ein eigenständiges Thema.

Best

Vernian

[Antwort Redaktion: Wir haben ein Lundy Thema, die Überschrift kann geändert werden, wenn neue Beiträge NUR (!) zu diesem Gebiet hinzukommen]
 
Seku Am: 10.10.2020 12:01:03 Gelesen: 4253# 17 @  
@ Vernian [#16]

Ich habe zwar selbst gleich zu Beginn Marken von Mikronationen mit denen von Prvatposten wie Lundy in meinem Beitrag vermischt, und auch Ausgaben bspw. vieler Antarktisgebiete in ihrem Sinn "gleichgestellt" benannt

Hallo Vernian,

dieser Satz hat mich veranlasst, Belege zu Lundy und Australisches Antarktis-Territorium zu zeigen. Wenn es nicht gewünscht ist, bitte entfernen.

Ich wünsche ein schönes Wochenende

Günther
 
DL8AAM Am: 10.10.2020 17:52:58 Gelesen: 4206# 18 @  
Wie bereits oben angesprochen, bei den Briefmarken von Lundy und anderen britischen Inseln, handelt es sich keinesfalls um Ausgaben von normalen Micronations.

Lundy et al. sind von der tieferen Grundidee ja (privatpostähnliche) "wirkliche" Briefmarken, die bekanntlich die Last Mile von der Insel zum nächsten hoheitlichen Royal Mail-Zugang abdecken. Stichwort "Zubringerpost". Nennen wir es sogar mal "echter Bedarf". Vergleichbar mit den alten "Hotelpostbriefmarken" der Schweiz. Inwieweit diese (inzwischen) am wirklichen Postbedarf vorbei, auf den Geldbeutel der Sammler abgestellt sind, ist eine ganz andere, sekundäre Frage, aber diese Frage stellt sich ja nicht nur diesen privaten Ausgaben.

Diese beiden Gebiete sollten wir hier komplett entzerren und trennen! Insbesondere bei den britischen "Inselprivatposten". Man kann zwar zu den üblichen Micronations, dem "Spinnertum" und deren "Machwerken" stehen wie man will, aber dass diese einmal gesammelt (in einem gesonderten Thread) dokumentiert werden, halte ich durchaus für absolut sinnvoll. Auch für zukünftige offene Fragen bzw. zu Recherchezwecke und verwirrte Googlersucher ;-)

Beste Grüße
Thomas
 
Seku Am: 10.10.2020 22:41:31 Gelesen: 4152# 19 @  
@ DL8AAM [#18]

Da will ich es mal mit (Zitat) normalen Micronations versuchen

Nauru [1] Block 27 von 2000 zeigt Mi.-Nr. 492 - 494.



Palau [2] 1987 Mi.-Nr. 207 - Historische Verbindungen mit Japan



Ich wünsche einen schönen Sonntag.

Günther

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Nauru
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Palau
 
DL8AAM Am: 11.10.2020 02:45:14 Gelesen: 4117# 20 @  
@ Seku [#19]

nur sind das keine "normale Micronations", sondern echte "normale" Staaten ;-)

Im Prinzip unterscheidet man noch sogar "normale" Micronations ("die typischen Spinner", sorry) und "historisch begründete" Micronations, im Englischen "Micronations based on historical claims".

https://en.wikipedia.org/wiki/Micronation#Micronations_based_on_historical_claims

A small number of micronations are founded based on historical anomalies or on legal anomalies (deriving from disputed interpretations of law). These types of micronations are usually located on small (usually disputed) territorial enclaves, generate limited economic activity founded on tourism and philatelic and numismatic sales, and are tolerated or ignored by the nations from which they claim to have seceded.

Ein klassisches Beispiel wäre hier Seborga, dessen Ansprüche zwar historisch und rechtlich wirklich begründet erscheinen, heute aber international nicht mehr durchsetzbar sind, obwohl der Wiener Kongress und später auch Italien bei seiner Gründung für dieses Territorium einfach gefuscht hat. Das Fass macht heute keiner mehr auf. Für diese "Geschäftsnische" hat ja auch schon San Marino das Monopol, zumindest für Italien. ;-)

Lundy ist und war aber keines davon.

Residents did not pay taxes to the United Kingdom and had to pass through customs when they travelled to and from Lundy Island. Although the island was ruled as a virtual fiefdom, its owner never claimed to be independent of the United Kingdom, in contrast to later territorial micronations. (bis 1968) [Wikipedia].

Seit 1969 gehört Lundy übrigens dem britischen "National Trust for Places of Historic Interest or Natural Beauty", dessen Präsident Prinz Charles ist. Im Prinzip stammen die Lundy-Marken seit 1969 also von einer echten "Royal Mail" und nach der Privatisierung der "anderen" Royal Mail auf der Hauptinsel, der letzten wirklichen königlichen Post. ;-)

Have Fun
Thomas
 
Seku Am: 11.10.2020 07:21:23 Gelesen: 4101# 21 @  
@ DL8AAM [#20]

Guten Morgen Thomas,

vielen Dank für Deine umfassende Erklärung. Jetzt sehe ich klarer. Ich meinte Mikronation und Kleinstaat sei dasselbe. Zu spät wagte ich den Blick in Wikipedia. Da gibt es ja auch in deutsch etwas [1].

Ich wünsche allen Lesern einen schönen Sonntag

Günther

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Mikronation sowie https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Mikronationen
 
Baber Am: 12.10.2020 09:34:06 Gelesen: 4006# 22 @  
Hallo Tom,

hier noch einige "Ausgaben" von Seborga, die mir Bekannte vor einigen Jahren als Souvenir mitgebraucht haben.



Gruß
Bernd

[Beitrag auf Wunsch von Mitglied juju redaktionell verschoben aus dem Thema "Cinderellas: Wer kennt dieses "Land" / diese Region ?"]
 
Vernian Am: 12.10.2020 10:33:45 Gelesen: 3974# 23 @  
@ Richard

Hallo,

vielleicht sollte das Thema "Lundy" doch von "Marken von Micronationen" getrennt werden? Lundy ist eine Privatpost, keine Mikronation.

Zu Deiner Frage: Einen Katalog habe ich nicht, aber unter http://www.acsc-history.info/lundy.aspx lässt sich das gesammte Ausgabenprogramm von Beginn 1929 bis heute ansehen mit Nummerierung des aktuellsten richtigen Katalogs. Unter http://www.silverdalen.se/stamps/lundy/lundy_cat.htm finden sich zumindest für frühere Ausgaben auch Bewertungen und weitere Details.

Best

Vernian

[Redaktioneller Hinweis: Mein vorheriger Beitrag wurde entfernt, da die Tabell mit in der PPA versteigerten Lundy Losen nicht dargestellt werden konnte]
 
filunski Am: 13.10.2020 23:42:23 Gelesen: 3899# 24 @  
Verehrte Freunde des Themas,

in meinem "Neuseelandfundus" habe ich noch eine weitere Mikronation gefunden: Aramoana [1]

Ich war dort sogar schon mal vor einigen Jahren, nur wurde mir damals die Existenz dieser/einer Mikronation gar nicht bewusst, vielleicht bestand sie auch schon gar nicht mehr! ;-)

Ich kann aber von dort einen FDC mit der zweiten Markenausgabe Aramoanas zeigen:



Im FDC war auch ein Blatt mit Informationen dazu eingelegt:



Die Informationen, vor allem zu dem "Staat" selbst sind recht subjektiv, eben ganz im Sinne des Herausgebers (Aramoana). Mehr dazu auch unter [2], darin u.a. auch eine Liste (sicher nicht komplett) weiterer Mikronationen.

Viele Grüße,
Peter

[1] https://micronationalss.fandom.com/wiki/Aramoana
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Save_Aramoana_Campaign
 
Richard Am: 18.10.2020 15:33:12 Gelesen: 3767# 25 @  
@ Vernian [#22]

vielleicht sollte das Thema "Lundy" doch von "Marken von Micronationen" getrennt werden? Lundy ist eine Privatpost, keine Mikronation.

Eine Trennung ist zu zeitaufwendig, da die Lundy Beiträge zu sehr mit anderen verzahnt sind.

Es gibt bereits ein Lundy Thema, in dem Beiträge eingestellt werden können. Die Überschrift kann jederzeit angepasst werden [1].

Schöne Grüsse, Richard

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=11191&CP=0&F=1
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.